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Anabhängiges Tageblatt für Wahrheit, Recht und Freiheit mit Unterhaltungsbeilage Die illustrierte Zeit «»zel,r»i I Annahme von »eschistkanjeiaen btt 1V Uhr, von Famtltm- an-etgen bi» 11 Uhr, I Drei» für die Petit-SpallzeUeSO im ReNameteU SO 1. I Für unveutNih geschriebene, sowie durch Fernsprecher <mi- I gegebene Anzeigen kbmicn wir die »ermiiworilichkell sür die Nichitgleit de» Lerte» nicht übernehm Redaktions-Sprechstunde: 10 bi« 11 Uhr dorn sür Rückgabe einaesandter Schristst. macht sich die Redl licht verbindlich: Rücksendung erfolgt, lefugt ist. Brieflichen Anfragen ist «ntw> Nr. 135 GeschäftSfteS« U«d Dresden« A. 1«, Hold aktto« -S« Mittwoch de» 16. Juni 1915 Feimsprecher L1S66 14. Jahr-. MMllßeMW Russland klagt beweglich Petersburg, 15. Juni. (W. T. B.) Das Aner kenntnis des „schrecklichen Ansturmes", den die Russen seit Wochen aushalten müssen, vcranlaßte Mcntschikow, seinen französischen Kollegen klar zu machen, daß die von ihnen gezogene Parallele zwischen der Marneschlacht und der Schlacht am San nicht ganz richtig sei. Er erklärt, damals habe die französische Presse bezeugt, daß der russische Angriff auf Ostpreußen eine erlösende Wir- kung nusübte und den schweren Anprall der deutschen .Heeresmassen auf Paris aufgchalten habe. Die Tat sache, daß im gegenwärtigen Moment Rußland die Hauptlast trage, sei un streitbar. Sie sei offen kundig für die russische Allgemeinheit und Rußland könne seinen Bundesgenossen nur dankbar sein für die Aner- kennug dieser Tatsache. Ein russischer Großfürst gestorben Petersburg, 16. Juni. (W. T. B.) Großfürst Konstantin Konstantinowitsch, Präsident der Akademie der Wissenschaften, ist gestern einem Herzkrampf erlegen. Die italienische Prcßzensur Mailand, 16. Juni. (W. T. B.) „Corricre de la Sera" meldet: Ein Schweizer namens BUrgi ist wegen Ncbertretung des Preßgesetzes vom 23. Mai 1916 vom Mai- länder Gericht zu 1 Monat Gefängnis und 100 Lire Geld buße verurteilt worden. Bürgi hat eine Nummer einer Züricher Zeitung nach Italien gebracht. Versenkt Rotterdam, 16. Juni. (W. T. B.) Der „Rotterd. Courant" meldet aus London: Das britische Tankschiff „Desabia" ist bei den First of Tay versenkt worden. Versenkt London, 15. Juni. (W. T. B.) Reuter - Meldung. Der Dampfer „Argylc", von Hüll nach London mit Fischen unterwegs, wurde heute früh in der Nordsee versenkt. Vier Mann der Besatzung und die Leiche des Kapitäns wurden in Harwich gelandet. Zu den Schadenfeuern in London London, 16. Juni. (W. T. B.) (Unterhau s.) Der Unionist Nield fragte den Staatssekretär des Inneren, ob seine Aufmerksamkeit auf die zahlreichen Schaden feuer seit Beginn des Krieges, durch die sechs Fabriken und industrielle Werke zerstört wurden, gelenkt worden sei. Sir John Simon erwiderte, die Polizei untersuche jeden Fall, in dem ein Verdacht vorliege. Deutsche Flugzeuge über Luneville Paris, 15. Juni. (W. T. B.) Der „Temps" mel- dct: Fünf deutsche Flugzeuge konnten trotz heftiger Be schießung Luneville überfliegen und 25 Bomben abwerfen» die nur Sachschaden anrichteten. Getroffen wurde niemand. Lustmord in Plauen Plauen, 16. Juni. Bei einer unter Mithilfe von Militär unternommenen Streife wurde, wie der „Vogtl. Anzeiger" meldet, heute früh die seit Sonnta'g vermißte zehnjährige Hildegard Goller aus Plauen im Walde bei Reißig ermordet äufgcfunden. Es liegt zweifellos Lust mord vor. Von dem Täter fehlt jede Spur. Protest gegen den serbischen Einfall in Albanien Sofia, 16. Juni. (W. T. B.) Nach der „Agencc Bulgare" überreichten die in Sofia ansässigen Albaner den diplomatischen Vertretern der Großmächte eine Denkschrift, in der sie gegen den neuerlichen serbischen Einfall in Alba nien Verwahrung einlegen und um Räumung des alba nischen Gebietes von den serbischen Truppen bitten. Mcycr-Gerard in Kopenhagen Kopenhagen, 16. Juni. (W. T. B.) Geh. Ober- regicrungsrat Mcycr-Gerard ist heute nachmittag aus Neu- york hier eingetroffen. Er wurde von einem Vertreter der deutschen Gesandtschaft empfangen. Darauf fand eine Be sprechung mit dem deutschen Gesandten statt. Meyer setzt morgen seine Reise nach Berlin fort. hlllaUUelv. 6ri>»le üi»«stil keiner steukeiten. kiliigske Preise llsSÜkl MetWgMItll Deutsches Reich Dresden, den 16: Juni 191b — Die Städte uud die »Lchste Erste. Nach der letzten HerrenhauSsttzung trat in Berlin eine große Anzahl Vertreter Preußischer Städteverwaltungen zusammen, um die Mehl versorgung der städtischen Bevö'kerung im nächsten Ernte- jahr zu erörtern. Den Ausgangspunkt der Versammlung bildete der Beschluß de« deutschen LandwirtschastSrat«. da« im laufenden Erntejahr bewährte System zu beseitigen und die Städte einflußlos zu machen. ES herrschte Ueberein- stimmung darüber, daß nach dem Vorschlag des Landwirt- schastSratS die Versorgung der Städte» besonders der großen Städte, mit Mehl nicht sicher gestellt ist. weder nach Menge noch nach Güte. Mit Bedauern wurde festgestellt, daß durch daS Vorgehen des LandwirtschastSrat» in eine Angelegenheit, die bisher im Allgemeinen vaterländischen Interesse gemeinsam von Stadt und Land erledigt worden ist, eine unterschiedliche Behandlung hineingetragen werden soll. Hervorgehoben wurde «uch. daß e« möglich sein würde, unter der städtischen Bevölkerung das Sparsystem der Brot-Kartenkontrolle beizubehalten. wenn eine Organi. sation durchgeführt würde, bei der die Interessen des Lan des und. der Städte nicht gleichmäßig Rechnung finden. lieber türkisch-bulgarische Verhandlungen wird aus Sofia wir folgt gemeldet: „Wie von sehr gut informierter Quelle verlautet, fin den augenblicklich Verhandlungen zwischen Bulgarien und der Türkei statt zwecks freundschaftlicher Lösung einer Reihe von Streitfragen, die zwischen beiden Staaten noch seit dem ersten Balkankriege sich in der Schwebe befinden. Tie Unterhandlungen haben auch den Zweck, die Grundlinien der künftigen Politik beider Staaten zueinander festzulegen. Tie Türkei hat, um den guten Willen zu beweisen, und um in ein dauernd gutes Verhältnis zu Bulgarien zu kommen, sich u. a. bereit erklärt, die innerhalb bulga- rischen Gebietes liegende türkische Enklave an Bul garien abzugebe n." Das türkische Entgegenkommen beweist, daß zwischen Bulgarien und der Türkei ein gutes Verhältnis sich ent wickelt hat. Das bestätigt auch der bulgarische Deputierte Kaltscheff, der zurzeit in Konstantinopel weilt, einem Ver treter des Tanin gegenüber. Wir deuteten die Ausfüh rungen kurz an, wollen sie aber jetzt im Wortlaut wieder holen: „Die seit zehn Monaten vom Kabinett Radoslawow eingeschlagene t r a d i t i o n e l l e P o l i t i k der F r e u n 0- schaft mit der Türkei wird heute von den drei den liberalen Block bildenden Gruppen befolgt, gestärkt und allgemein gebilligt, weil sie die seit dem serbisch-bulgarischen Krieg 1886 befolgte nationale Politik ist, deren Verlassen infolge auswärtiger Einflüsse die Entente mit Serbien und Griechenland zur Folge gehabt hat, die die Ursache alles Unglücks geworden ist. Diese nationale Politik legt das Gebot der Neutralität auf, die wir glich in Zu kunft wahren werden, denn nur so werden unsere nationalen Wünsche erreicht werden. Kaltscheff sprach sodann von der Notwendigkeit, die türkisch-bulgarischen Beziehungen durch ein Einvernehmen über alle Fragen enger zu knüpfen der Art, daß, wenn einmal der Friede geschlossen wird, niemand dieses Einvernehmen zu stören vermöge. Er gab seiner Wertschätzung für die fruchtbare und großzügige Tätigkeit, der jungen Türkei Ausdruck und erklärte, er gewinne immer inehr die Ueberzcugung, daß die Türkei und Bulgarien sich in den, künftigen europäischen Konzert als Großmacht vernehmbar werden machen können. Kaltscheff, der seit 28 Jahren für eine türkisch-bulgarische Entente arbeitet, findet den gegenwärtigen Augenblick für sehr günstig, nm das durchzusetzen, was infolge der Intrigen der Feinde un- möglich war. Bezüglich der Antwort, die Ministerpräsident Radoslawow auf die Angebote des Dierverbandes erteilte, sagte Kaltscheff, daß das ganze Land die Haltung des Ministerpräsidenten billige. In Besprechung der Aeußerungen Kaltscheffs sagt Tanin: Wir beglückwünschen unsere Nachbarn zu dieser Politik und empfinden große Befriedigung in dem Augenblicke, wo Bulgarien entschlossen ist, für seine nationalen Wünsche zu arbeiten, wie auch wir es tun. In dieser Politik, die den gleichen Zweck verfolgt, werden sich unzweifelhaft in Zn- knnft beide Staaten begegnen und gegenseitig unterstützen, weil weder Bulgarien auf Thrazien und Konstantinopel ab zielt, nöch die Türkei in Rumelien Eroberungen anstrebt. Kaltscheff vertrat den Grundsatz, den wir seit langer Zeit unterstützen. Wir drücken unsere Befriedigung im Namen der beiden Nationen aus, die in naher Zeit sehr bedeutende Faktoren der Balkanpolitik bilden werden." Was geht in Rußland vor? Die zahlreichen und empfindlichen Schläge, die das liissifche Heer fortgesetzt erleidet, tonnen auf die Dauer weder dem Zaren noch dem russischen Volke verborgen blei ben. Trotz der strengen Zensur und der gefärbten und ge fälschten Kriegs-Tagesberichte der russischen Heeresleitung merkt das Volk an den großen Verwnndetentransporten und an den sich mehrenden Familien in Trauer, daß etwas- nicht klappt. Man wähnte die russischen Truppen bald in Wien und Berlin, statt dessen muß man aus den Gegenden, in denen ständig russische „Umgruppierungen" stattfinden, daß die russischen Truppen sich in einer Rückwnrtsbewegnng befinden. Dazu kommt neben dem sich immer fühlbarer machenden Mangel an Lebensmitteln in immer zahlreicheren Bezirken des Landes eine empfindliche Teuerung, die von der ärmeren Bevölkerung fast nicht mehr getragen werden kan». In Petersburg geht der Kohlenvorrat zu Ende, so heißt es in den neuesten Trahtmitteilnngen, man verbucht Gas ans Holz zu bereiten. In Moskau und anderen Bezirken herrscht Zuckerinangel, in anderen Gegen den ist das Fleisch unerschwinglich teuer nsw. Gewiß lassen all diese Mitteilungen sich nicht aus ihre Richtigkeit prüfen, aber sie können nicht vollkommen unrichtig sein, denn dafür sind sie zu zahlreich und zu deutlich. Auch die in den russischen Blättern erschcindenden Artikel und Nachrichten lassen darauf schließen, daß die Bevölkerung recht unruhig geworden ist. Die Unruhe oder sagen wir noch besser Unzu friedenheit teilt anscheinend auch der Zar. Er glaubte ur sprünglich an russische Fortschritte, besichtigte in Galizien die von seinen Truppen besetzten Gebiete und jetzt mutz er hören, daß Galizien nahezu rnssenrein geworden ist. Es geht mit seinen Truppen nicht vorwärts, sondern rückwärts. Auch die Friedensstiinmnng im Lande soll gewachsen sein. Weite Kreise des russischen Volkes wußten und wissen nicht, warum sie kämpfen, warum Hunderttausende ihrer Volks genossen geopfert werden. Sie sehnen sich nach Frieden und Ruhe, und diese Sehnsucht wird anscheinend in Hoden Kreisen geteilt. Geben wir uns aber keinen großen Hoff nungen hin. Noch liegt der Feind nicht zerschmettert am Boden, noch hat das Friedensbedürfnis nicht die für den Krieg maßgebenden Teile ergriffen und daher muß auf unserer Seite immer noch alles getan werden, um diesen mächtigen Feind zu zerschmettern. Auf dem Wege sind mir. Tie russischen Truppen sind nicht mehr so widei-standSfähig, wie in der erstsn Zeit, aber wir können nicht wissen, mit welchen Riesenzahlen sie noch einmal versuchen werden, uns zu erdrücken. Daher bleiben wir bei dem unerschütterlichen Vertrauen zn unserer Obersten Heeresleitung, die nichts versäumen wird, nm durch eine vollständige Niederwerfung des Feindes den Feldzug im Osten zu beenden. Die russische Heeresleitung scheint den Glauben an den Sieg noch nicht verloren zu haben, sie sucht nur nach Gründen, nach Er klärungen für die bisherigen Mißerfolge. Und da sie im eigenen Lager keine finden will, so muß der übrige Teil der gegen uns Kämpfenden den Sündenbock abgeben. Diese Auffassung wird auch von einigen russischen Blättern ge teilt. Vor einigen Tagen gaben wir eine Auslassung der „N owoje Wremja" wieder, die sich, unbehindert durch die russische Zensur, in sehr deutlichen Ausführungen über und gegen die französische Kriegführung erging. In Rußland, so hieß es, herrsche tiefer Unwille über die Schwächlichkeit und Zerstreutheit der Angriffe auf der Westfront, die den Moment zur Offensive vorübergehen ließen, als der Feind durch Operationen an der Ostfront geschwächt war. Nun geht der „Vossischen Zeitnn g" auf indirektem Wege ein Telegramm ans Petersburg zu, wonach sich demnächst ein hoher russischer MiIi 1 ä r (wie man sagt, der Generaladjntant San.detzkil nach Frankreich begeben soll, nm dort die recht kritisch ge wordene Lage der russischen Feldarmee darznlegen und beide westlichen Verbündeten zu energischerem Vergeben anzu spornen. Wie dem Korrespondenten versichert wird, ist diese Gcneralsreise auf den dringenden Rat des Großfürste n