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betont, daß man die Wähler besonders über die Natur und das Wesen des linksstehenden Liberalismus aufklären müsse, dessen Terrorismus alle Grenzen überschreite, und der heute in Schlesien noch genau derselbe sei, wie in den Kulturkampfjahren. Der dritte Punkt der Tagesordnung war ein Referat des Landtagsabgeordneten Dechanr S ta n ke -Hultschin über die Kommunalwahlen für Kreis und Provinz. Ehe man in die Diskussion über den Vor trag eintrat, wurde beschlossen, in Anbetracht der Ungewiß heit über den Termin der nächsten Neichstagswahlen, die nächste Vertrauensmännerversammlung in den kommenden Osterferien in Breslau abzuhalten. Am zweiten Tage des Parteitages war erster Redner Reichstogsabgcordneter Fürst Alois zu Löwenstein - Klein-Hcubach. Er ver breitete sich in einem großzügigen Vortrage über diepoli- tische Lage im Reiche. Er ging kurz auf die Reichs- finanzreform ein, streifte die Borromäus-Enzyklika, dis Kaiserreden und die Rede des Prinzen Ludwig von Bayern, die Fleischteuerung, den sogenannten Brotwucher usw. und wies an allen diesen jetzt zum unentbehrlichen Rüstzeug deS Liberalismus gewordenen Schlagwörtern nach, welch große Schuld die Liberalen aller Schattierungen durch ihre maß- und gewissenlose Hetze gegen die Parteien der Rechten auf sich geladen haben. Der Redner schloß mit einem Ausblick auf die Zukunft. Landtagsabgeordneter Dr. Zimmer sprach über die Tätigkeit des Zentrums im preußischen Landtage. Eine glänzende Rechtfertigung der Politik des Zentrums, ein vernichtendes Urteil über das Verhalten der Liberalen entrollte der Redner. Es ergriff dann der Vor sitzende Geheimer Justizrat Tr. Porsch das Wort, um u. a. den Vorwurf zurückzuweisen, daß das Zentrum bei der gesamten Behandlung d<^ Wahlrechtsvorlage in irgend einer Beziehung Fahne und Programm der Partei mit Füßen getreten Habs. Weiterhin wolle er im Anschluß an die diesbezüglichen Worte des Fürsten Löwenstein noch mals eindringlich auf die ungeheuere Wichtigkeit Hin weisen, die bei den nächsten Wahlen die Geldfrage spielen werde, und er bitte dringend, es solle jeder unver züglich nach seinen Kräften dazu beitragen, daß auch in dieser Beziehung das Zentrum mit einer gefüllten Kriegs kasse dastehe Sein letztes Wort gelte noch einer anderen schwerwiegenden Frage, der Schul frage. Keine Zen trumsversammlung solle mehr vorübergehen, ohne daß auf die Gefahren hingewiesen wird, die gerade in dieser Be ziehung Thron und Altar bedrohen. Und darauf ist stets unsere ganze Tätigkeit, unser ganzes Streben gerichtet ge- wesen: „Treue Pflichterfüllung im Dienste von Thron und Altar!" Im Anschlüsse an diese Worte dankte NeichstagS- abgeordneter Kanonikus Frank dem Vorsitzenden für die treuen Dienste, die er jahrelang der Partei geleistet habe. Im Namen der Versammlung gelobt er, daß die Zentrums wähler Schlesiens stets der ernsten Worte ihres hochver dienten Führers eingedenk sein und danach handeln würden. Seine Worte klangen aus in ein Hoch auf Dr. Porsch. Dieser dankt und schließt den Parteitag mit dem Ruf, in den die Versammlung begeistert einstimmt: „Die altbewährte, in Treuen erprobte Zentrumspartei für immer hoch!" — Hakatistische Heuchelei. Ein „rheinisches Verlags institut für katholische Literatur" führt auf seinen Brief umschlägen Firmennamen und zwar auch in polnischer und tschechischer Sprache. Darüber regen sich die nationallibe ralen und hakatistischen Blätter gewaltig auf, indem sie jansrnfen: „Ultramontan, polnisch, tschechisch, diese drei! Sie ist nichts neues, diese Nachbarverwandtschaft, aber es ist doch bemerkenswert, wie ostentativ sie sich hier am deut schen Rhein zur Schau stellt." Hierzu schreibt die „Ger mania" sehr treffend: „Wie diese Hakatisten doch das Verhältnis von Ursache und Wirkung nmdrehen oder vielleicht auch in ihrer Ver- ranntheit wirklich verkennen! Erst holt man die Polen zu hnnderttansenden nach dem Niederrhein und nach Westfalen herein — und dann ist man erstaunt und entrüstet, wenn die Hcreingerufenen nicht lediglich eine animalische Eristenz führen und dem Kapital Profite erarbeiten, sondern auch geistige Bedürfnisse zeigen, und wenn sich Leute finden, die diesen geistigen Bedürfnissen entgegenkommen. Allerdings, der Rhein ist ein deutscher Strom, und Westfalen gehörte bis vor ein paar Jahrzehnten zu denjenigen preußischen Provinzen, deren Bevölkerung am rassereinsten deutsch war. Aber wer hat bewirkt, daß diese Verhältnisse sich geändert haben? Tie großen Unternehmer, insbesondere die Grubenbesitzer, die im Polen den gefügigeren Arbeiter schätzte», und diese Herren stehen den „entrüsteten" Blättern parteipolitisch meist recht nahe. Man kann die Heuchelei -- oder wenigstens sicher die Dreistigkeit — kaum weiter treiben, als indem man Polen und Tschechen hereinholt und tann von ihnen verlangt, daß sie außerhalb der Arbeits stätte ihre Eristenz sorgfältig verbergen sollen." — Sozialdemokratischer Terrorismus. Unsere Sozial demokraten haben vor drei Jahren einen sozialdemo kratischen Gastwirtsgehilfcnverband gegründet, für den sie mit allen erdenklichen Mitteln Propaganda machten. So forderten sie, n. a. die Genossen auf, nur solche Gasthäuser zu besuchen, in welchen sozialdemokratisch organisierte Kellner bedienstet seien. Dabei haben es unsere „Genossen" noch nicht zu jener Fertigkeit im Terrorisieren gebracht, wie z. B. die reichsdeutsck>en Sozialdemokraten. Am 10. Sep tember 1910 fand in der Schwabinger Brauerei in München eine sozialdemokratische Versammlung statt. Bevor die Ver- sammlnng begann, verlangten die „Genossen" von dem Wirtschaftspächter Bedienung durch sozialdemokratisch organisierte Kellnerinnen. Als der Wirtschaftspächter er klärte, die Sache käme ihm zu plötzlich, er wisse nicht, woher er so schnell organisierte Kellnerinnen bekommen könnte, wurde ihm gesagt: die haben wir mitgebracht. Und nun geschah das Unglaubliche. Tie nicht organisierten Kellne rinnen der Schwabinger Brauerei, die fast durchwegs "mehrere Jahre in diesem Betriebe beschäftigt gewesen, mußten abziehen, und an ihre Stelle traten die organisierten sozialdemokratisclien Kellnerinnen. Dieses Vorkommnis läßt uns ungefähr Voraussagen, wie es Nichtsozialdemo- kr,aten gehen würde, wenn die freiheitsliebenden Sozial demokraten ans Ruder kämen. — Sozialdemokratische Gewerkschaften und Parteitag in Magdeburg. Die Gewerkscl-astSlcitung ist mit dem Be schlüsse des Magdeburger Parteitages über die Budgetbe willigung durchaus nicht einverstanden. In dem „Korre spondenzblatt der Generalkommission" (Nr. 40) wird dieser Beschluß scharf getadelt. Tie Gewerkschaftsleitung stellt sich dabei auf den Standpunkt, daß die Annahme oder Ver- Weigerung des Budgets keine prinzipielle, sondern ledig lich eine Frage der Taktik sei. Eine Partei, deren Votum von vornherein gebunden sei, werde im Parlamente keine nennenswerten Zugeständnisse erreichen. Sie wirke mehr außerhalb als innerhalb des Parlamentes, mehr durch Furcht und Drohungen, als durch Gründe und Ausnützung politischer Situationen. Sicherlich habe die Sozialdemo- kratie im Reiche auch durch Negation sehr vieles erreicht, aber jede Methode erschöpfe sich, wenn sie einseitig ange wendet werde. Die Bindung der süddeutschen Genossen durch Parteitagsbeschlüsse, die sie zwängen, so zu handeln, als laßen sie ini preußischen oder im braunschweigischen Landtage, hindere sie. dir Arbeiterinteressen erfolgreich zu t. uhren. Dann schreibt das Gewerkschaftsorgan: „Diese Beschlüsse be! euten eine ganz bedenkliche Ver schonung der inneren Parteisituation. Nicht daß in Zu kunft Budgetbcw'lligungen etwa unmöglich wären. Sie werden Vorkommen mit und ohne Berufung auf die Be schlüsse von Nürnberg und Magdeburg. Aber der Streit über die Gründe der Budgetbewilligung und über die Zu- länglichkeit und Ehrlichkeit dieser Begründungen wird unter dem Odium des'Parteivcrrates gehässiger als jemals zuvor aeinhrt werden. Es wird kein Streit der einzelnen mit dem ParteitagSbeschlusse bedrohten oder bestraften Perso nen bleiben, sondern er wird die gesamte Parteiorganisa tion vergiften und zu Spaltungen führen, die seither noch immer glücklich vermieden werden konnten. Dieser Gefahr können auch die Gewerkschaften nicht gleichgültig gegen überstehen. Wenn auch Partei und Gewerkschaften nicht eins sind im Sinne der Organisation, Aufgaben und Mit tel, so sind sie doch eins in ihren Mitgliedern und ihrer Weltanschauung und sind aufeinander angewiesen . . . Un sere Gewerkschaftskreise haben das größte Interesse daran daß die Partei einheitlich und geschlossen bleibt. Sie wer den jeden Versuch, eine Spaltung herbeizuführen, nach- drücklichst bekämpfen." Vermutlich werden diese tapferen Auslassungen einige Verwunderung erregen. Denn es ist bei einer so grund sätzlich verschiedenen Auffassung der Budgetbewilligungs- frage mit der sozialdemokratischen Parteileitung und bei einer so weitgehenden Uebereinstimmung mit der Stellung nahme der badischen Missetäter recht eigentümlich, daß die Gewerkschatfsvertreter in Magdeburg nicht für ihre lieber- zeugnng eine Lanze gebrochen haben. Jetzt nachträglich macht ein solcher Protest gar keinen Eindruck oder höchstens einen solchen der Verlegenheit. Daß übrigens für die so zialdemokratische Partei Spaltungen zu befürchten wären, glaubt vermutlich die Generalkommission selbst nicht. Ge rade in Magdeburg hat der Revisionismus in allen seinen Teilen gezeigt, daß ihn die Radikalen so stark wie nur mög lich brüskieren können, ohne daß er den Mut fände, die er forderlichen Konsequenzen zu ziehen. Und das nachträgliche — wahrlich ungemein verspätete — tapfere Auftreten der Generalkommission selbst läßt recht deutlich erkennen, daß auch sie es nicht für ratsam hält, Auge in Auge mit der Parteileitung und den Radikalen anznbinden. Man wird jedoch abwarten müssen, was die sozialdemokratische Partei presse zu dieser nachträglichen Parteitagskritik sagen wird. Frankreich. Einst und jetzt. Ter Berliner „Vorwärts" vom 15. Oktober 1910 bringt folgende Mitteilung, die den ehe maligen roten Generalstreikapostel und nunmehrigen Ministerpräsidenten Briand treffend charakterisiert. Im Vorranm der Redaktion des Pariser sozialdemokratischen Organes „Humanitö" hängt ein künstlerisch schönes Plakat: Kavallerie reitet eine Attacke gegen das Volk, Kinder, Greise und Frauen werden niedcrgeritten, Blut fließt in Strömen. Geritten wurde diese Attacke auf Befehl Briands. Und an der Spitze des Plakates liest man folgendes: „Ar beiter, greift zu Sensen, Beilen und Picken! Los gegen eure Feinde, die Ausbeuter des Volkes. Dann werde ich in eurer Mitte sein. So sprach Briand am 10. April 1899." — Eine schöne .Karriere. In zehn Jahren vom sozialdemo kratischen Generalstreikprcdiger und Parteisekretär zum Ministerpräsidenten, der eine Attacke gegen jene Leute kom mandiert, die seine Lehre vom Jahre 1899 befolgen. England. — Die Flotteuheher in den Reihen der Konservativen und ihrer Presse sind wieder einmal lustig an der Arbeit, seitdem her Führer der genannten Partei, Mr. Balsour, das Alarmsignal hierzu gegeben bat. Zeitungen wie der Standard, Morning Post und die Daily Mail veröffent lichten ganze Spalten und angebliche Zuschriften au» ihrem Leserkreise, in denen auSgefllhrt wird, daß Großbritannien im Begriff stehe, die Herrschaft zur See zu verlieren oder sogar schon verloren habe. Der Standard spricht sogar schon von einer Flottenkrisis und Lord Charles BereSfordS Stimme fehlt natürlich auch nicht in dein Ctioru« der Flottentreiber. Der pensionierte Admiral gefällt sich dabei wie immer in den üblichen Uebertreibungen und Ent stellungen über das Verhältnis der deutschen und britischen Flotte zuanderenLändern. Sogar dieMinisterwerdenvandiesenLeuten jetzt als Zeugen dafür aufgerufen, daß es unbedingt not wendig sei. eine große Anleihe für die Flotte aufzunehmcn. Weil Lloyd George einmal gesagt hat, daß im schlimmsten Falle die Zuflucht zu einer Anleihe genommen werden könne, wird nachgeredet, daß er unbedingt für die Auf nahme einer Anleihe sei. — In Londoner politischen Kreisen steht man der Antwortnote PerfieaS auf die letzte britische Note mit Spannung entgegen, denn man erwartet, daß sie einen ziemlich scharfen Charakter haben wird und vielleicht zu neuen Schwierigkeiten Anlaß geben dürfte, wa» natürlich den Herren Briten höchst angenehm wäre. Dabei fahren die Blätter fort, gegen Deutschland zu Hetzen, und einige Zeitungen entblöden sich sogar nicht, zn behaupten, daß, wenn die Antwortnote PerstenS nicht den englischen wünschen entsprechend auSfallen sollte, Deutschland unk die beiden Mächte daran die Schuld haben würden, die nach Auf- Wilhelmstraße sind, nämlich Oesterreich-Ungar.» und dir Türkei. Ganz besonders befürchtet man, daß die Pforte künftighin in bezug auf Persien den beiden VertragSmächlcn Schwierigkeiten bereiten werde, da verschiedene Anzeichen darauf Hinweisen, daß die Türkei von jetzt an in Persien eine große Rolle zu spielen gedenke. Telegramme der Daily Mail aus KaSwin besagen, daß die Dorfbewohner in den Distrikten von Rescht und KaSwin allgemein den Wunsch hätten, den abgesetzten Schah wieder aus den Throrr zu berufen. Diese Stimmung wird vorzugsweise durch die unter dem neuen Regime stetig steigenden Steuern genährt; außerdem befürchtet die Bevölkerung, daß Armenier und andere Ausländer in das Persische Parlament hineingelangcn könnten. Portugal. — Nonnen im Jesuitenkloster. Unter den üppigen Phantasieblllten. die der fast durchweg in liberalen frei maurerischen Händen liegenden Berichterstattung über die revolutionären Vorgänge in Portugal entsprossen, finden wir auch eine Notiz, die besagt, daß sich 20 „Nonnen" in das Jesuitenkloster Campolite geflüchtet hätten, um daselbst vor den Klosterstürmern Schutz und Ruhe zu finden. Wenn man nicht die böse Absicht dieser Berichterstattung gelten lassen will, den Patres durch die Anwesenheit von 2st Schwestern im Kloster irgend eins wieder anhängen zu wollen, so muß man über die Kritiklosigkeit der liberalen Berichterstattung in gerechtes Erstaunen geraten. Just jenes Kloster, das nach eben dieser Berichterstattung den wütendsten und stürmischsten Angriffen seitens der Revolu tionäre ausgesetzt war, das von den aufständischen Truppen umzüngelt und beschossen wurde, werden sich diese „Nonnen" zu ihrem Zufluchtsorte erwählt haben? Im dichtesten Kugelregen werden wohl diese Schwestern in dieses Versteck geeilt sein und sich in jene unterirdischen Gänge vorborgen haben, die nach der liberalen Berichterstattung non den Re volutionären gleich in den ersten Tagen mit der Aus- schwefelung bedroht wurden. Uns wundert nur noch das eine, daß der liberale Bericht nicht schrieb, daß diese Nonnen bis zu ihrer Entdeckung in ihrem unterirdischen Verstecke geschwelgt und gepraßt hätten und „feist" und schwer, wie "sich ja die liberale Phantasie alle Mönche und Nonnen vor- - stellt, an das Tageslicht geschleppt wurden, da sie vielmehr berichtet, daß diese Nonnen an „Nahrungssorgen" gelitten hätten. Es ist wirklich staunenswert, was eine liberale Be richterstattung an Kritiklosigkeit zu leisten vermag. — Portugiesisch-revolutionäre Lügenfabrik. Unter die sem Titel veröffentlicht die „Germania" (Nr. 241 vom 19. Oktober) einen trefflichen Artikel, dessen einzelne Schilde rungen mit den Ermittelungen vollauf übereinstimmen. Danach sind die Mitteilungen über angebliche Gewalttaten der Ordensleute, besonders der Jesuiten, in Lissabon wäh rend der Revolution verleumderische Erfindungen. Die Revolutionäre hatten auf mehrere Klöster den Straßeumob und befreite Sträflinge losgelassen, die dann die Klöster vernichteten, Nonnen schändeten, an Altären und am hoch heiligen Altarssakrament scheußliche Sakrilegien beginnen und die wirklichen oder vermeintlichen königstreuen Bür ger aus den Fenstern mit Schüssen und Bomben bekämpften. Aus dem Jesuitenkloster Quelhas hatte man die Patres vorher weggeschleppt. In dem gewiß nicht „klerikalen" Pariser „Journal" werden diese Schilderungen von dem nichts weniger als „klerikalen" Berichterstatter Naudeau bestätigt. Nandeau erklärt auch, daß die revolutionäre Re gierung in Lissabon nicht die geringste telegraphische Mit teilung passieren lasse, die mit ihren eigenen Darstellungen nicht übereinstimmt. Aus Stadt und Land. Dresden den 22. Okioder l^ia. —* Schutz der Kinder vor unsittlichen Schriften und Bildern. Das sächsische Ministerium des Kultus und öffent lichen Unterrichts hat sich aus Anlaß mehrfacher Beschwerden mit der Prüfung der Frage zu beschäftigen gehabt, was die Volksschule zur Bekämpfung des unheilvollen Einflusses beitragen könne, den die Verbreitung unsittlicher Literatur- erzeugnisse und anstößiger Bilder auf die Jugend in zu nehmendem Matze ausübt. Es hat aus verschiedenen ihm erstatteten Berichten ersehen, wie schon an manchen Orten des Landes Schulvorstände und Lehrerschaft die Gefahr für die ihr anvertraute Jugend erkannt und mit geeigneten Mitteln zu bekämpfen sich bemüht haben. Im Anschluß hieran findet es sich veranlaßt, die Bezirksschulinspektoren allgemein darauf hinzuweisen, daß zu den erzieherischen Aufgaben der Schule die richtige Auswahl geeigneter Lese stoffe gehört, und daß die Lehrerschaft ihre besondere Auf merksamkeit darauf richten müsse, daß die Schuljugend vor der Lektüre anstößiger Bücher gewarnt wird. Als be sondere Gefahr wird fast von allen Seiten bezeichnet, daß die Schulkinder häufig an Schaufenstern und in den Ge- schäftsladen von Buch-, Papier- und Kartenhändlern Ge- legenheit finden. Druckschriften mit verfänglichen Auf- drucken und Titelbildern, anstößige Ansichtskarten und sonstige bildliche Darstellungen zu sehen, die geeignet sind, das sittliche Empfinden der Kinder ungünstig zu beein flussen. Die Schulvorstände und die Schulleiter sollen es sich deshalb angelegen sein lassen, jene Geschäfte am Orte fcstzustellen und in geeigneter Weise auf deren Inhaber einzuwirken. Hierbei wild empfohlen, auf die Störungen aufmerksam zu machen, die sich aus solchen Darbietungen für die sittliche Erziehung der Schuljugend ergebe» können. —* Wellman — sarewell! Letzten Dienstag schrieben sich die „Leipz. Neueste Nachr." über den Exitus des ameri kanischen Luftschiffers Wellman in einem „hochpoetiscl-eu" Leitartikel das albernste Zeug zusammen. Sie quiekte» förmlich vor Bewunderung über die Kateridee des „kühnen Piloten", der sich die Mütze aufsetztc, den Lenkballon be stieg und den biederen Aankees znrief: „Komme gleich wie der. Will eben mal nach Europa." Das war etwas für die groß angelegten «Leipz. N. N.", endlich mal etwas Kon geniales. FiducitI Der alte, müde HoratiuS Flaccus wurde hochgekratzt und mußte bei diesem Wcltschauspiel sein VerSlein sagen. Anbetcnd lagen Li- und Lehmann vor den» „eisernen Herzen" und dein „stählernen Ärm" des lieber-