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wrHer» >WMWiMWMWWWWWWWMWWWWWWWNWWiiiMMWWWWWMWWWWMWi!. Meine M ««!>> Meznels (Nachdruck »erdotin j Leider waren im Mai dieses Jahres noch keine deutschen direkten Linien nach Venezuela eintzerichtet, so daß ich mich an eine hoilündische Eescllschast wenden muhte. Die Schisssplätzc waren zum Teil lange vorher ausverkaust. Ich erhielt glück licherweise noch Platz sür den 17 Mai aus Dampfer „Venezuela", dein größten Schiss von 5 der Königlich West-Indischen Maillinie. Am 15. Mai tresse ich in Hamburg ein. Hier ist es nun mein sehnlicher Wunsch, den Hafen und meinen Dampfer, der mich lange beherbergen soll, kennenzulernen. Ich trete also die übliche Hasenrundfahrt an. Unter ständigem Erklären eins Schisfs- beamtcn fahren wir an den mächtigen Kais, Lagerhäusern, Werf ten und grohen Dampsern verschiedenster Nationalitäten vorbei. Einige Schisse sind kaum angekommen, andere liegen zur Aus fahrt bereit und man hört die Abschiedsweisen einer Bordkapelle. Die Entladung einiger solcher Kolosse zeigt, welch ungeheuere 'Mengen und welch verschiedene Waren solcher Schifssrumps birgt. — Endlich als wir am Dock der Fa. Blom u. Voß vorbei- sahren, kann ich den Dampfer „Venezuela" (ehemaliger Dampfer der deutschen Wörmann-Asrikalinie) wahrnehmcn. Für meinen ersten Begriff ein schönes, großes Fahrzeug (70V Tonnen, Dop- pelschrauben, 1., 2. und 3. Klasse). Während der Fahrt nach der Besichtigung anderer Passagierdampfer jedoch werden mir Unter schiede klar. Am 17. Mai nachmittags bringt eine Barkasse der Schiffs agentur sämtliche Passagiere der Venezuela an Bord. Auch ich bekomme dortselbst endlich meine Kabine zugewiesen und habe das Vergnügen, dieselbe mit noch drei anderen Herren zu teilen und zwar einem Sachsen, einem Hainburger und einem Süd amerikaner. Es ergibt sich von selbst ein gewisser Zusammen schluß und vieles während der kommenden Reise wird in Ge meinschaft ausgeführt. Mit einiger Verspätung treten wir am 18. Mai unsere Fahrt aus dem Hafen an, eine kurze Strecke von Dampsbarkassen geschleppt, bald aber mii eigener Kraft fahrend. Es ist mittags gegen 1 Uhr und das Wetter sehr schön Als wir an Blankenese vorbeifahren, werde ich nochmals an meine Heimat erinnert Das schöne Städtchen mutet mich mit seiner Lage am Berg an wie Dresden-Loschwitz. Eine Strecke weiter ist link^ und rechts nur Marschland, großes Weideland mit viel Vieh zu sehen. Cuxhaven zeigt sich zur Linken als letzter deutscher Ort des Fest landes. Gegen 7 Uhr abends sehen wir vom Dampfer aus, der nunmehr frisch hinaussteuert, in die Wasserwüste, rechts in der Ferne Helgoland. Nun geht es immer an der Küste entlang, vorbei an den Ost- und Westfriesischen Inseln in der Richtung Amsterdam. Teilweise sieht man fern am Horizont einen ganz schmalen Landstreifen, später aber halten wir weiter ab vom Land und es gibt als ersten bedeut« nden Eindruck für mich nur Himmel und Wasser, dabei aber sehr ruhige See. Bereits am Montagmittag 1 Uhr, also fast genau nach 24 Stunden, laufen wir in den Kanal ein nach Amsterdam. Die Einfahrt durch den selben bis zum großen Hasen dauert zirka 3 Stunden. Unterwegs zeigt sich dasselbe Landschastsbild wie unterhalb Hamburgs — alles Marschgebiet mit viel Kanalisation. Etwa im ersten Drittel des Kanals werden sämtliche Fahrzeuge geschleust, ferner passiert man ein Meisterwerk der Eisenkonstruktion, die größte euro päische Drehbrück, auf einem mächtigen Pfeiler ruhend. Sie über- quert den Kanal und ist für Bahn-, Wagen- und Fußgänger verkehr geschaffen. Auf unser Sirenensignal dreht sie aus der Querstellung in die Längsstellung und die Passage für uns ist frei. Das Hafenbild von Amsterdam finde ich wesentlich unter schiedlich zu dem von Hamburg. Die kleinen Fahrzeuge, Leichter, Schuten, Barkassen, die in großer Anzahl vertreten sind, haben eine viel andere Form, sind meist aus Holz und werden sehr tief beladen. Die Besatzung fällt sofort auf durch ihre typisch-hol ländische Tracht — Kappe, Halstuch, rveite Beinkleider und große Holzschuhe. Die Kaianlagen mit den mächtigen Speichern und Kränen legen ein beredtes Zeugnis ab von dem enormen Handel, den Holland treibt. Unser Dampfer wird von Schlep pern nach einem bestimmten Kai gebracht und bald klettern wir das Fallrepp hinunter, um uns in Amsterdam für einige Tage aufzuhalten bis der Dampfer neu renoviert, mit kompletter Be mannung versehen und mit dem verschiedenen, für unterwegs bestimmten Frachtgut beladen seine Ozeanreise antritt. Wir fahren per Straßenbahn unserem Quartier im Stadt- innern zu. Es mutet mich eigenartig an, als der Kassierer mit seinen vielen kleinen und großen Silbermünzen in der Tasche klappert. Auch bei uns daheim war's einst so. Nachdem unsere Quartierangelegenheit erledigt ist, treibt uns die Neugier am gleichen Tage noch einiges von der fremden Stadt kcnnenzu- lernen. Es muß gerade Büroschluß sein. Als wir durch eine der Hauptstraßen gehen, wälzt sich ein Strom von Radfahrern an uns vorbei. Eine solche Menge von Radlern, noch dazu im Hauptbetriebe einer Großstadt hatte ich noch nicht gesehen. Während dieses Tages und der folgenden Tage bemühen wir uns so viel als möglich kennenzulernen denn es ist uns gewiß, daß mancher von uns die Stadt nie Wiedersehen wird. Das Gesamt- bilü ist ein wesentlich anderes als in Deutschland. Was die An lage der Liadt anbctrisst so denke man sich vom Hafen aus Halb kreise geschlagen. Diese sind da die sogenannten Grachten, Wasserkanäle, die die Stadt durchziehen und die zum großen Teil schiffbar sind. Die Häuserblocks zwischen den Grachten sind des weichen, wässerigen Bodens wegen meistens auf vollkommen in die Erde gerammte Holzpsähle gebaut. Da uns nach Erkundigungen Bad Sche-veningen und der Haag nicht weit erscheinen, so wird der Vorschlag einer Reise nach dort angenommen und am folgende» Tage ausgesührt. Bei herrlichem Wetter bringt uns der Zug durch Marschgebiet und wunderbare, in allen Farben gezogene Tulpenbeete über Leiden und Haarlem nach dem Haag. Hier gewinnen uns besonderes Interesse ab der Friedenspalast, gestiftet von dem amerikani schen Stahlkönig Carnegie, der Königinnenpalast, der Riiterhof und der Iustlzpalast. Auf einer herrlich angelegten Chaussee spazieren wir weiter nach Bad Scheeveningen. Die Saison hat kaum begonnen, aber schon sehen wir am Strande angekommen ein buntes Menschengewimniel. Gewaltige moderne Hotels und Etablissements zur Unterhaltung der Badegäste an einem schönen, breiten, etwa 3 Kilometer langen Boulevard ziehen sich am Strande entlang. Am Horizont sieht man Fischkutter mit ihren Schöne IunUage Mitternacht, die Gärten lauschen, Flüsterwort und Liebeskutz, Bis der letzte Klang verklungen. Weil nun alles schlafen muk — Flutziiberwärts singt eine Nachtigall. Sommergriiner Rosengarten, Sonnenweifze Stromesflut, Sonnenstiller Morgenfriede, Der auf Baum und Beeten ruht — Fluhüberwiirts singt eine Nachtigall. Straßentreiben, fern, verworren. Reicher Mann und Bettelkind, Mqrthenkriinze. Leichenzüge. Tausendfältig Leben rinnt — Fluhüberwärts singt eine Nachtigall. Langsam graut der Abend nieder, Milde wird die harte Welt, Und das Herz macht seinen Frieden, Und zum Kinde wird der Held — Fluhüberwärts singt eine Nachtigall. Detlev o. Lillencron. großen Segeln und durchs Glas hier und da einen größeren Dampfer. Es ist jo schön warm und das Wasser pnd der^so sauber gespülte Sandboden locken zum Bade. Weit vom Strande weg lasse ich mich von den hohen Wellen auf- und niedertragen. Hier sehe ich auch das erste Mal in einer Distanz von zirka 15Ü Meter Delphine. Es ist eine ganze Schule. Durch ihre eigen artige Fortbewegung in einer transversalen Schwimmbahn, sieht man die großen, zirka 1,50 Meter langen Tiere immer aus dem Wasser tauchen. Bald müssen wir uns von den Schönheiten eines Weltbabeortes trennen und in Amsterdam wieder angelangt, geht es ans Rüsten für die Weiterfahrt: denn der festgesetzte Tag ist herangerückt. Wir lassen uns am 23. Mai durch die Schiss- fahrtsgesellschaft wieder an Bord bringen. Auf dem Dampfer haben wir inzwischen viel Zuwachs bekommen. Ganze Familien sind untergebracht worden. Das Schiss ist gut vorgerichtet sür die große Fahrt. Die Besatzung, die zum großen Teil aus Schwar zen und Mischlingen besteht, ist verstärkt worden. Bald werden die Anker gelichtet und es geht denselben Weg durch den Kanal zurück« in die freie See. Es hat ein mächtiger Sturm eingesetzt, trotzdem bringt uns ein Flieger den Abschiedsgruß. In ge fährlicher Fahrt überfliegt er uns tief von allen bejubelt. — Bei ruhigem Wasser halten wir Richtung Dover lEngland). Am anderen Morgen bereits liegt cs vor uns. Wir sehen vom Schiss aus die Stadt am Strande liegen, während sich rechts und links Kreidefelsen aus dem Meere emporhcben. — Das Wetter hat sich geändert. Nebel und Regenschauer setzen ein. Nachdem auch in Dover neue Passagiere und Ladung an Bord genommen sind, soll die Weiterfahrt nach Boulognc (Frankreich) angetreten werden, doch ändert sich das plötzlich und wir fahren direkt de» Gewässern des Atlantischen Ozeans und unserem nächsten Ziele, den westindischen Inseln entgegen. Während mir bisher glatte See und ruhige Fahrt hatten, trat auch hierin ein rascher Wechsel ein. Mit großer Wucht schlagen die Wogen gegen den Bug. Die Wellen werden größer und größer und wir roerden für mindestens 13 Tage zwischen Himmel und Wasser gebannt sein. Noch freut sich alles über die ungewohnten Bewegungen des Dampsers. auch über so manche Veränderung an Bord. Der zweite Tag bricht an, morgens, als der Steward zum Essen schellt, finden sich bereits weniger Passa giere ein als an den Tagen vorher. Das Schiss macht teilweise recht unangenehme Bewegungen, so daß das Vorderdeck meist unter Wasser lügt. Manch ckner, der über Deck muß. ist unfrei willig gebadet. Das übliche Leiden, die Seekrankheit setzt et« und auch solche, die es nicht glaubten, wurden überraschend schneü davon ersaßt. Des nachts höre ich oft in gut wllrttembergische» Dialekt aus der Nachbarkabine einen schimpfen: „Wann vlvsH der Kaschte untergehe tat, daß'd Schaukelei aufhört". Nach dem 4—5 Tage voriiber und wir an der Wetterecke des Busen» von Biscaya vorbei sind, ändert sich das Bild an Deck durch di, ruhiger werdende See. Es erholt sich alles, das Essen schmeck' wieder und die gute Stimmung kehrt zurück, so daß es manche« Spaß gibt. Mich erinnert manches lebhaft an die Militärzeit im Felde. Eines Morgens ruft ein Passagier: „Land in Sich!" und tatsächlich sieht man im Morgendämmerlicht durchs Glas am Horizont rechts eine» Landstreifcn. Es sind die Azoren, eine kleine portugiesische Inselgruppe im Ozean. Von den Vorgängen in der Welt unterrichtet uns der Funk dienst, der in englischer Sprache täglich im Meßraum ausgehängt wird. Auch den Ort im Ozean, an dem wir uns befinden, er fahren wir täglich durch Einzeichnung des Offiziers vom Dienste in eine Karte. — Das Leben sür längere Zeit an Bord bietet manches Neue. Man staunt über die Funktionen der Schisss- ung der Sllßwasser- t ja nur zum Deck er naß gewordenen einrichtung, vor allen Dingen über die Lö frage sür so lange Zeit. Das Seewasser ist spülen zu gebrauchen. Alle vom Seewasst Kleidungsstücke müssen mit Süßwasser gereinigt werden, oder sie werden vom Salz arg zerfressen. Seise und Secivasser sind gänzlich unverträglich. Eine Besichtigung des Maschinenraumes während voller Fahrt gibt uns ein Bild von dem hohen Stand der Schisfstechnik. 5 Kessel für Oelfeuerung eingerichtet erzeu gen die Maschinenkraft. Zwei Schrauben, deren Wellen vom Maschinenraum zirka in der Mitte des Schisses in langen Kanülen bis zum Heck laufen, bewege» den Dampfer in der halben Personenzugsslundengeschwindigkeit vorwärts. Bei einigermaßen ruhiger Fahrt und Langeweile an Bord beobachten wir fliegende Fische von der ungefähren Größe eines Herings, die aufgescheucht durch den Tampser, aus dem Wasser schnellen und in wippendem Fluge einer Libelle gleich, über die Wellenkämme slüchten. Hin und wieder sieht man auch einen größeren Fisch aus dem Wasser tauchen Wunderbare Anblicke bieten Sonnenaus- und Untergang aus See, bei verschiedenster Bewölkung. Einen fast Märchen, hasten Eindruck macht das ziemlich rasche Hinabsinken des blut roten Sonncnballes mit den herrlichen Lichtreslexen aus dem weiten Wassers. Auch wirken auf See das Aufslammen der Ge stirne und das Erscheinen des Mondes bezaubernd Nachts kann man im schäumenden Bugwasser ein millionenfaches, magisches Aufleuchten sehen. Es sind dies kleine phosphoreszierende Was- sertierchcn. Am 5. Juni verkündet der Ossizier vom Dienst, daß am folgenden Tage Barbados, eine am weitesten vorgclegte west indische Insel (englische Besitzung) angelausen wird. — Trotzdem eine Seereise bei guter Gesundheit sehr schön ist, freut man sich doch mächtig, wenn man wieder Festland betrete» kann. Der Mensch ist an die Abwechslungen des letzteren zu sehr gewöhnt. Der größte Teil der Passagiere beschloß deshalb, an Land zu gehe». Ich hatte während der Reise neben meinem spanischen Sprachstudcnten versucht, durch den Verkehr mit den an Bord weilenden Engländern die englischen Sprachkcnntnisse zu ver bessern. Der Anblick von Barbados aus der Ferne ist ein echt tropischer und sür mich vollkommen neu und hochinteressant. Unser Dampfer ist kaum in der Nähe des Ankerplatzes, weit vor der Stadt, als auch schon viele dunkle Punkte auf dem Wasser sichtbar werden, die sich als Eingcborenenbvotc entpuppen. Zu zwei und drei in einem ganz primitiven Boote, Männer und Frauen, jung und alt, betteln sie uns in ihrem Dialeklenglisch um Geld. Nach jeder Münze, die ins Wasser fällt, wird sofort die Verfolgung ausgenommen. Alles springt aus den Booten und taucht, sür ein größeres Geldstück sogar unter unserem Schiffsboden weg. Man sieht die schwarzen Körper tief unter dem klaren Wasser auf der Jagd nach den Münzen. Bald tauchen noch viele grästere Boote, mit Schwarzen bemannt, aus, die Passagiere an Land bringen wollen. Ein Schild mit dem Namen ihres Bootes hochhebend, schreien sie fortgesetzt und bieten sich zur Ueberfahrt an. Bald haben wir. uns ein Fahr zeug gesichert und fleißig rudern uns die Schwarzen nach der Balzac über -ie Frau Frauen, deren ganze Freude aus dem Gehirn stammt, sind immer d>e dominierenden. » Wenn die Frau einen Mann liebt, ist sie bereit, ihm alles zu verzeihen, selbst seine Verbreche», haßt sie ihn aber, ver zeiht sie ihm nichts, nicht einmal seine Tugenden. » Frauen glauben eher an die Kunst in der Linie des Kleides, als an die Anmut und Schönheit derer, die das Kleid vorteil" hast tragen. , Ter Mann ist so beschaffe», daß er bisweilen ein Ver brechen begeht, mir um in den Augen einer Frau oder e>»es besonderen Publikums groß und edcl zu wirken. » Hlngegebenheit «st mehr als Liebe; sie ist der äußerst« Grad der Liebe in Ruhe und ^sicherer Freude. Es ist der Instinkt der Frau, Tyrannin zu sei», we»,, st« Nicht Sklavin sein kan». Mozarts Geige Mozarts berühmte Geige hat seltsame Schicksale. Vor län gerer Zeit wurde sie in London für einen wahren Spottpreis verkauft. Sie bracht nämlich noch nicht einmal tausend Mark. Diese Tatsache ist um so verwunderlicher, als gerade in London für Raritäten, die aus dem Nachlasse großer Männer stammen, oft ganz ungeheure Preise gezahlt werden, selbst wenn es sich um an sich wertlose Dinge handelt, die ihren Wert nur durch die Person ihres Besitzers erhalten. Mozarts Geige aber war auch als Musikinstrument schon zu Lebzeiten Mozarts das Werk eines Meisters, dessen Erzeugnisse in großem Ansehen standen und stehen. Sie ist von dem bekannten Geigenmacher Maggi ni hergestellt und . trägt als Zeitangabe ihrer Verfertigung das Jahr 1615. Mozart hatte' sie von seinem Vater geschenkt be kommen, als er sich im Jahre 1764 mit seiner Schwester Maria Anna, die auch bedeutendes musikalisches Talent hatte, in Lon don auf einer Gastspielreise befand. Der Vater hatte sie hier für einen Spottpreis gekauft, da er ein großer Kenner war, und sie seinem Sohne geschenkt, der erst im Jahre vorher als sieben jähriges Kind das Geigenspiel erlernt hatte. Bei seiner hervor ragenden Begabung für Musik beherrschte er schon nach einem halbjährigen Studium die Kunst des Geigenspiels vollständig. Er trennte sich auch später nicht mehr von seiner Geige, die er stets als ein Geschenk seines Vaters lieb und wert hielt. Die Geige hat heute noch den alten, vollen, schönen Ton. Die liebenswürdige Erdbeere Die Erdbeere hat wohl unter den Früchten die meisten Freunde, und vielleicht wird sie „der Liebling der Menschen" ge nannt. Ihre Frucht ist wohlschmeckend, angenehm im Aroma, sie ist leicht zu verdauen, sie hintcrläßt niemals ein Gefühl des Gesättigtseins, wie -das zum Beispiel bei der Kirsche oder der Pflaume der Falle ist. Sie hat so viele Vorzüge, und diese sind schon so oft gewürdigt worden, daß es überflüssig scheint, sie alle noch einmal zu nennen. Neben den Annehmlichkeiten, die die Erdbeere als Genuß mittel im gekochten und ungekochten Zustand«, gezuckert und ungezuckert, besitzt, lzat sie noch zwei unschätzdare Eigenschaften. Sie stellt sich in den Dienst der Hygiene und der — Schön heitspflege. Die Erdbeere ist das Obst, das nahezu von allen Kranken genossen werden darf. Nur die Blinddarmleiden den dürfen sie nicht genießen. Sonst ist sie aber leicht und ver daulich, ist sie blutbildend und erhöht den Uinlans des Blutes. Gichtleidenden wird sie wie eine Medizin verordnet. Bleich- süchtigen bringt sic eine Aufbesserung des ganzen Organismus. In diesem Falle wird sie gekocht, der Saft wird mit einem Zu satz von Sohne versehen, und so wird sic genässt». Zwei-, drei mal am Tage essen sie die Meichsüchtigen nach Vorschrift, und man ha! ivohl noch niemals gehört. Laß diese Kranken, die sich sonst sehr gegen das Einnehmen von Medikamenten sträube», gegen die Vorschrift des Arztes. Erdbeeren zu essen, aufgelehnt hätten. Sie nützt den Zähnen, ihr Genuß befreit die Zähne vom Zahnstein, den man sonst durch eine mehr unangenehme, schwie rige Prodezur beim Zahnarzt entfernen lassen muh. Die Schönheilssuchenden aber schätzen die Erdbeere als außerordentliches Mittel, ihre Schönheit zu befestigen und wie- dcrherzustellen. Leidet man an braunen Flecken, sic die Sonne auf der Haut hervorbringt, bann tritt die Erdbeere ihr Amt an. Sie wird entweder als Frucht aufgelegt, und dies geschieht, wenn man sie ausschneidet und die verbrannten Steilen damit bedeckt, oder sie wird aufgedrückt, mit einem Zusatz von Zitronensaft versehen, und auf das Gesicht oder die Arme gelegt. Schönheits doktoren Helsen der Haut ihrer Patientinnen dadurch aus, daß sie während der Monate Juni und Juli ihre Patientinnen nur mit dem Safte der Erdbeeren behandeln. Und sie sollen ganz außerordentlich gute Resultat« erzielt haben. Auch als Mittel gegen rote Hände hat sich die Erdbeere in Verbindung mit Zi tronensaft erwiesen. Sie nimmt von den fleißigen Fingern, die des Morgens mit dem Putzen von Gemüse, von Spargel usw. beschäftigt sind, die «»schönen, dunklen Flecke, sie reinigt die Nägel, und sie macht di« Haut weich und geschmeidig. Und das beste ist, dieses Schönheitsmittel ist außerordentlich billig, denn es gehören nicht sehr viel« Erdbeeren dazu, um sich in Besitz einer weichen und sleckenlosen Haut zu setzen. Magda Trott.