Musikalien Glashütte
St.-Wolfgang-Kirche zu Glashütte, 1929. Foto: SLUB / Deutsche Fotothek, Walter Möbius (Lizenz: CC BY-SA 4.0).

Die historischen Musikalien der St.-Wolfgang-Kirche zu Glashütte sind als singuläre Dokumente der dortigen Kantoreipraxis eine beachtliche Quelle zur protestantischen Kirchenmusik des ausgehenden 16. bis frühen 18. Jahrhunderts. An der kleinen Kollektion – sie besteht aus vier Einzel- und vier Sammelmanuskripten – ist auf Anhieb Folgendes hervorzuheben:

Die Einzelmanuskripte, die jeweils eine deutschsprachige Choralpassion enthalten, sind für die Entwicklung jener Gattung aufschlussreich. Es ist bezeichnend, dass das älteste der vier Werke auch das mit Abstand bedeutendste ist, nämlich Melchior Vulpius‘ Matthäuspassion von 1613. Zum damaligen Druck ist das deutlich spätere Manuskript der St.-Wolfgang-Kirche wohl die einzige erhaltene handschriftliche Entsprechung.

Von den durchweg fragmentarisch überlieferten vier Sammelhandschriften stammen drei von der Hand des 1665 verstorbenen langjährigen Kantors und Organisten Samuel Seidel. Sie sind eindrucksvolle Belege für die ergiebige Kompositionstätigkeit des wohl bedeutendsten Musikers aus Glashütte.