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Erscheint wr he «t ltch 2 Mal Dienstag und Freitag. Abonnementspreis vierteljährlich 1 Mark. Eine einzelne Nummer testet 10 Pj. Jnseratenannabme Ronta-S u. Donnerstags Erscheint wöchentlich 2 Mal Dienstag und Freitag Abonnemenisprri vierteljährlich 1 Mae Eine einzelne Nummer koste^lO Pf. Jnseratenannahme Montags u. Donnerstag - bi» Mittag 12 Uhr. Saal eröffnet, in welchem jeden Abend evangelische Vorträge gehalten werden. Die Kosten werden von Damen in Baltimore in Nordame rika bestritten, denen zu Ehren der Saal Baltimoresaal genannt wird. Welch lebendiges Interesse man überhaupt in Nordamerika am kirch lichen Wesen hat, ersieht man unter Anderem daraus, daß im Jahre 1883 dort 272 neue lutherische Kirchen eingeweiht worden sind, näm lich 162 deutsche, 62 englische, 7 deutsch-englische, 26 schwedische, 7 norwegische, 7 norwegisch-dänische und 1 dänische. In den letzten 5 Jahren sind überhaupt in Nordamerika 866 neue lutherische Kirchen gebaut worden. Endlich ist dem General Gordon der Geduldfaden gerissen; er hat der englischen Regierung seine Entrüstung über deren Verhalten ihm gegenüber in unzweideutigen Worten ausgesprochen und zugleich erklärt, daß er den Oelzweig des Friedensapostels nunmehr beiseite lege um den Mahdi gegenüber als Krieger aufzutreten. Es erscheint auf den ersten Blick auffallend, daß die Regierung selbst die betreffende Depesche veröffentlicht; dieser Schritt wird indessen sehr verständlich, wenn man bedenkt, daß sie Gordons Erklärung benutzen kann, um sich jeder ferneren Verantwortlichkeit für sein Schicksal enthoben ZU erklären, Die Depesche Gordons klagt darüber, daß die Regierung keine Truppen nach Berber senden wolle und daß sie Gordon die Zutheilung Zebehrs verweigere. Er erachte sich, fügt Gordon hinzu, jetzt für berechtigt, frei nach den Umständen zu handeln, und werde Khartum halten, so lange es ihm möglich sei; er werde den Aufstand zu unterdrücken suchen, falls ihm das aber nicht gelinge, seinen Rück zug noch dem Aequator hin antreten. Der Regierung müsse er die unauslöschliche Schande überlassen, die Garnisonen von Senaar, Kas- sala, Berber und Dongola preisgegebeu zu haben; er habe die Ge wißheit, daß die Regierung, wenn sie den Frieden in Egypten aufrecht erhalten wolle, schließlich gezwungen sein werde, den Mahdi unter großen Schwierigkeiten zu Boden zu werfen. In Petersburg haben die Nihilisten ein neues schreckliches Lebenszeichen von sich gegeben. Am Hellen lichten Tage drangen mehrere Männer in die Wohnung des gerade auswärts befindlichen Polizeiobersten Jessipow, schlugen die Köchin mit einer eisernen Stange nieder und entfernten sich, nachdem sie Geld und sonstige Werthsachen des Obersten zusammengeraffl hatten, unbehelligt wie sie gekommen. Als dieser nach Hause kam, bot sich seinen Augen ein schreckliches Bild. Die Köchin lag in der Küche lang ausgestreckt in einer Blutlache todt; das Gesicht war schrecklich verunstaltet, der Kopf zeigte mehrere große klaffende Wunden, der Hals war mit einem Tuch znsammengeschnürt. Die Schreibtische und Schränke waren erbrochen und geleert. Auch sonst herrschte in der Wohnung die größte Verwüstung. Der Polizei meister schlug Lärni; die herbeieilenden Nachbarn wußten nur so viel zu sagen, daß sie vor einigen Stunden drei Männer aus der Wohnung des Polizeimeisters fortgehen sahen, welche Packete trugen. Da die drei Unbekannten höchst anständig gekleidet waren und sich ganz un auffällig benahmen, so glaubten die Nachbarn, daß es Bekannte oder Freunde des Polizeimeisters gewesen seien. Die drei Herren hätten eine elegante Equipage in der Nähe bestiegen und seien rasch davon gefahren. Die Polizei leitete sofort die eifrigsten Nachforschungen ein und nach der Personalbeschreibung der Mörder soll einer derselben be reits erkannt und verhaftet worden sein. Der Polizeimeister entging nur durch Zufall diesem Attentate, welches gegen seine Person gerichtet war. Merkwürdigerweise befindet sich in der Nähe der Wohnung das Polizeiamt und das Feuerwehrkommando, und niemand von den zahl reichen Polizisten und Feuerwehrleuten hat die Mörder kommen und wegfahren gesehen! Mit welchem unermüdlichen Eifer und welcher aufopfernden selbst- verleuguenden Liebe die Missionsgesellschaften das Evangelium unter die Heiden zu bringen suchen, ersieht man besonders deutlich an der Westküste Afrikas, welche hier und da bereits einen ausgesprochenen christlichen Charakter anzunehmen beginnt. Diese Küste ist mehr als andere Küsten der Welt eine Gesundheit untergrabende und Leben zer störende, natürlich nur für den Nichteingeborenen. Die aus dem raschen Wechsel von unerträglicher Hitze und feuchter Nachtkälte ent stehenden Fieber pflegen in der Regel ben Europäer rettungslos dem Grabe zu überliefern. Und doch haben die verschiedensten Missions gesellschaften es fertig gebracht, in dieser gefährlichen Gegend festen Fuß zu fassen, um den heidnischen Negern das Evangelium zu bringen. Die Baseler Missionsgesellschaft verlor im Jahre 1883 nicht weniger als sieben Missionare, die an der sog. Goldküste dem Fieber erlagen. Und dennoch wird tapfer weitergearbeitet. Der Segen bleibt dafür auch nicht aus. So weiden die Missionsschulen Basels von 1337 heidnischen Schülern besucht, wovon 22 im theologischen Seminar zu Predigern, und 18 im Schullehrerseminar zu Schullehrern herange bildet werden. Die Wesleyanische Missionsgesellschaft zählt gegenwär tig 9000 getaufte Heiden, außerdem 3000 Schüler in ihren Schulen, Tastesgeschichte. R-I-Iin Der Reichstag nahm mit 189 gegen 1 o Stimmen die Vertäu gern n g'des Sozialistengesetzes an. In der Ferne kündet leisewandelnd sich ein Sturm an. Eriaschelt schon mächtig durch die dürren Blätter der Presse er wird von der k?ndiqen Hand der politischen Schnellmaler a» den Horizont des künf tigen Reichstages gemalt. Ein neuer Getreidezoll oder die Erho- hunq des bestehenden ist in Aussicht. In den letzten Wochen hat die e Frage die süddeutschen Kammern lebhaft beschäftigt ja in der 'vurt- tembergischen Kammer gab der Staatsnnmster Holder die Erklang ab, daß die Angelegenheit bereits den Mandigen Reichsorganen vo - liege. Die Nordd. Allg. läßt sich aus Darmstadt schreiben, es greife immer mehr die Ansicht um sich, daß ohne Erhöhung des Getreide- zolles der Bauer zu Grunde gehen müsse (?). Dabei wird wieder die Klage erhoben, wie vor 5 Jahren: das srcmde Getreide über schwemme das Land und bringe den Bauer um den lohnenden Abfatz. Dazu würden die Frachten immer billiger, von Odessa bis Worms werde ein Centner Weizen zu 50 Pfennige transportirt rc. Welcher Wirrwarr steht da in Aussicht! Die Unfallverjicherungskommission des Reichstages hat während der Pause, welche das Plenum machte, die Berathung des Gesetzentwurfs tüchtig gefördert. Dabei sind jedoch zwei Hauptbe- stimmungen, auf welche von Seiten der Reichsregierung großes Ge wicht gelegt wurde, total abgeändert: die Haftpflicht des Reiches für aufgelöste Berufsgenossenschaften ist durch eine solche der Gesammtheit aller Genossenschaft ersetzt, und die Arbeiterausschüsse sind in aus Ar beitgebern und Arbeitern bestehende Genossenschastsvorstände umgeän dert, in welchen die Arbeitgeber durch den Vorsitzenden uni eine Stimme in der Mehrheit sind. Ob der Reichskanzler gerade mit diesem Be schluß einverstanden ist, dürfte doch etwas fraglich sein. Der Gesetzentwurf gegen verbrecherischen und gemeingefährlichen Gebrauch von Sprengstoffen bestimmt im Wesentlichen: Die Herstell ung, der Vertrieb und der Besitz von Sprengstoffen, sowie die Ein führung derselben aus dem Anstande ist nur mit polizeilicher Geneh migung zulässig. Ueber die Menge der hergestellten und angeschafften Sprengstoffe, deren Bezugsquellen und Verbleib ist ein Register zu führen und der Behörde jederzeit vorznlegen. Wer vorsätzlich durch Sprengstoffe Gefahr für Eigenthum, Gesundheit und Leben Anderer herbeiführt oder in dieser Absicht oder unter Umständen, welche nicht erweisen, daß dies zu erlaubtem Zweck geschieht, Sprengstoffe herstellt, anschafft, bestellt, in Besitz hat oder der öffentlich vor einer Menschen menge oder durch öffentlichen Anschlag oder in Schriften zur Begeh ung einer solchen strafbaren Handlung auffordert, wird mit Zuchthaus bestraft. Ist durch die Handlung der Tod eines Menschen herbeiae- führt worden und hat der Thäter diesen Erfolg voraussehen können so tritt Todesstrafe ein. Die übrigen Bestimmungen betreffen die Theilnahme an dem Verbrechen und die Bestrafung derer, die ohne polizeiliche Erlaubniß Sprengstoffe Herstellen, einführen, besitzen oder seilhalten, ferner die Gesuche um polizeiliche Erlaubniß und andere Details. Erfahrungen eines Fabrikbesitzers mit dem Branntwein. Ein Fabrikbesitzer, welcher 5 bis 600 Menschen beschäftigt, wollte gern das ^""ntmeintrinken aus seiner Fabrik hinanshaben. Er trat zunächst m" Worten energisch gegen die Trinker auf; allein diese pochten aus ihre „Menschenrechte" und wollten sich das Verbot nicht gefallen lassen. Da befragte der Fabrikant einige seiner erfahrensten älteren Arbeiter, ob der Branntwein wirklich zur Stärkung für die Arbeit unumgänglich nöthig sei. Allseitiges: „Nein". Vielmehr sei er die Wurzel alles Uebels und ein Feind der ehrlichen Arbeit. Nun zog der Fabrikant andere Saiten auf. Er verbot jedwedes Branntwein- trmken in der Fabrik und ließ die Leute, welche Mundvorräthe holten streng überwachen, daß ste mcht etwa eine Flasche mit einschmuqgelten'. Was war die Folge? Revoltiren? Austritt aus der Arbeit? — Ge rade das Gegentheil: Allgemeine Zufriedenheit. Denn die Kräfte der Arbeiter hoben sich, weil sie mcht mehr durch das Gift des Alkohol geschwächt wurden, und außerdem stieg der Wochenverdienst der Leute gerade um den fünften Theil, weil sie nüchtern blieben und infolae dessen mehr arbeiteten und nichts verdarben. In Paris sind eine Anzahl evangelischer Männer zusammenqe- treten, um eine bessere Heiligung des Sonntags herbeizuführen. Sie suchen dieses Ziel durch Abhaltung von Vorträgen und Veröffentlich ung kleinerer Schriften zu erreichen. Zwei Abhandlungen über den Sonntag der Kinder sind bereits mit einem Preise gekrönt worden. Der bekannte Amerikaner Mac All, welcher sein ganzes Leben der Ver- brertung des Evangeliums gewidmet hat, errichtet in Paris ein Lokal Lich-- Sp-°ch"^g-^ L «Am h?»'UlA 14 Mai Ks., Nachmittags von 3 Uhr an, gelangt in der Wohnung des Seilermeisters W-lN"* " l ' M-tth-., G-richi-°°W^ — Den 16 «nd 17. dieses Monats d„id,n di. hi.ft„„ -mtsi>EPim°mi,ch°Mich.n «iiUi'.M-lMttii i°.«.ii dmn R.imzm,g schlosst« Mid iv.-d.ii iw d.id.,i Ti--,.»^ °Mg uch. AmtshauPtmaunschiift, Meißen, s. Mm Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden