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Wochenblatt für Wilsdruff, Tbaranb, Rossen, Siebenleh» und die Umgegenden. Amtsblatt für das König!. Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. /reilag, den 2. Atäiz I8K6. 9. Verantwortlicher Redakteur und Verleger: A. Lorenz. Von dies» Zeitschrift erscheint alle Freitage eine Nummer. Der Preis für den Vterteljahrgang betritt 10 Ngr. und ist jedesmal vorauSzubezahlen. Sämmtliche KSnigl. Postämter nehmen Bestellungen darauf «». Unzetgen, welche im nächsten Stück erscheinen sollen, werden in Wilsdruff sowohl (in der Redaktion), als auch in der Druckerei d. Bl. in Meiste« bi» längsten« Donnerstag Vormittags 8 Uhr erbeten, Instinkt nur gege» sofortige Bezahlung besorgt, etwaige Beiträge, welche der Tendenz de« Blatte» entsprechen, mit großem Daul« angenommen, nach Befinden honorirt. Mdg^igll. Umschau. Man kann getrost sagen, daß seit Jahren in der gebildeten Welt nichts solches Aufsehen und fast ausnahmslose Verurlheilung gefunden hat, als der bekannte Beschluß des Obertribunals in Berlin. Aus unzähligen Städten Preußens und sogar aus dem AuSlande kommen dem Haus der Abgeordneten Zustimmungsadressen zu seinem Proteste wider diesen Beschluß zu; ebenso dem unerschrockenen Richter von Ammon in Köln, der auch einen Fackelzug bekommen hat. Anders die betr. Richter des Ober- tribunals; sie sollen, wie die Berliner Zeitungen mittheilen, über die Verurtheilung ihres Beschlusses nicht nur im Volke, sondern bei den ältesten und geachtetsten Freunden und College» im höchsten Grade betroffen, einige sügar erkrankt sein, Heffter, den berühmtesten unter ihnen, trifft es besonders empfindlich. Er feiert in Kürze sein SOjähriges Jubiläum als Lehrer der Universität. Die Univer sität hat aber jede Theilnahmr an der Feier abge« lehnt. Die Berl. Börs.-Ztg., di« Tribüne u. a. er zählen sogar, daß diese Verhältnisse zu einem Zer, würfnisse in der Familie geführt haben. „Soviel hierüber verlautet, sagen sie wörtlich, wäre Heffter zu seiner Jubelfeier die Versetzung in den Adelstand zugedacht gewesen und seine nächsten Angehörigen hätten, da sie fürchteten, diese beabsichtigte Stan- ^desveränderung könnte mit dem Tribunalbeschlusse in Verbindung gebracht werden, gegen dieselbe Widerspruch erhoben. — Der preußische Landtag ist ganz unerwartet am 23, Februar geschloffen worden. Die Ueber- raschung war außerordentlich und selbst die Minister der Justiz und der Finanzen schienen am Tage zuvor noch nicht davon unterrichtet gewesen zu sein, da sie Commissare für die Sitzung am 24. bestimmt hatten. Diesmal ist von der Regierung auch nicht einmal der Versuch gemacht worden, ein Budget mit den Abgeordneten zu vereinbaren. In der Rede, mit welcher Graf Bismarck den Landtag schloß, werden dem Abgeordnetenhaus? auf die keckste Weise eine Menge Verfassungsverlctzungen vorgeworfen. Man sieht, die Minister kehren den Spieß um. Allgemein wird nun erwartet, daß die hervor» ragendsten Abgeordneten wegen ihrer Reden im Hause, nach dem berüchtigten Beschlusse des Ober- tribunals, vor Gericht gestellt werden. Vielleicht hofft die Regierung, auf diese Weise die Führer des Volkes einzuschüchtern; sie könnte sich aber auch irren, es gicbt für jede Geduld, auch für die eines Volkes, eine Grenze, und wi.d diese einmal überschritten, dann könnte in Preußen mehr auf dem Spiele stehen, als blos ein Ministerium. Für die Leute, die jetzt in Berlin das Ruder in Händen haben, enthält die Geschichte keine Lehre, sie sind unverbesserlich. Und während Bismarck das ganze Land gegen sich aufbringt, hat er Preußen durch seine äußere Politik glücklich soweit geführt, daß es allein steht und nahe daran ist, mit Oesterreich in Krieg verwickelt zu werden. Gerüchte von Kriegs, rüstungen werden immer lauter; erst sprach man nur von einem Armeecorps, jetzt heißt es, daß 6 Armeccorps mobil gemacht würden, um Oester reich aus Holstein zu treiben. Besonders die mili tärischen Zeitungen betrachten einen Krieg mit Oester reich wie eine Spielerei; die Lieutenants sehen sich bereits in Wien; es ist dieselbe Zuversicht wie 1806 vor der Schlacht bei Jena. — Weit hinten in Bukarest hat's eine Revo, lution gegeben. Fürst Cusa ist abgesetzt und ge fangen genommen, der Graf von Flandern, der