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Mchmtz-MiW Verantwortlicher Redacteur: C-rl Irhne in Dippoldiswalde. Nr. 132 Sonnabend, den 13. November 1886 52. Jahrgang - > p Ä -Ä M die Sobranje aufgelöst wird und die Regentschaft zurück tritt. Rußland stellt Beides nun einmal als unerläß liche Vorbedingungen für seine Aussöhnung mit Bul garien hin und da keine Macht Lust bezeugt, Rußland energisch enlgegenzutreten, so ist nicht abzusehen, wie sich dieser neueste gordische Knoten sonst lösen lassen sollte. Mit der angedeuteten Lösung der bulgarischen Schwierigkeiten würden freilich die Wünsche der großen Mehrzahl der bulgarischen Nation in entschiedenem Widerspruche stehen, aber die Bulgaren sind von Gott und aller Welt verlassen und werden sie sich, wenn sie endlich einmal zur Ruhe kommen wollen, wohl oder übel den von Rußland gestellten Bedingungen fügen müssen (s. Tagesgeschichte). rief den« lieben Scheidenden, der ein für die Schule zeigte, ein Wort deS Herr Pastor Zimmermann son. dankte der Rührung im Auge in erhebender allgemeine Gesang des Liedes „Die -Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Wir machen auf die heutige Versammlung des Gewerbeoereins aufmerksam. — Der Schlächtergeselle Hugo Eichhorn aus Dippoldiswalde, z. Z. in Wilhelmshaven, war im vorigen Jahre mit dem Schlächtergesellen Hermann Ruhe aus Ziebingen (Regierungsbezirk Frankfurt) auf der Wanderschaft zusammen getroffen und begaben sich Beide von Luxemburg nach der belgischen Grenze. Der Erstgenannte hatte sich postlagernd Antwerpen 307 Mark aus seiner Heimath schicken lassen und dies seinem Reisebegleiter mitgetheill. Am 31. März v. I., als sich Beide in Lockern, Kreis Termonte, zum Aus ruhen niedergelegt hatten, wurde E. von dem R. im Schlafe überfallen, und so lange auf den Kopf ge schlagen, bis N. ihn für todt hielt. Darauf schleppte er ihn eine Strecke fort und begrub ihn in einem Düngerhaufen. Bevor er ihn einscharrte, nahm er seinem Opfer die Papiere ab, und erhob auf Grund dieser Legitimation beim Postamte zu Antwerpen die für E. eingegangenen 307 Mark. Letzterer ist erst nach längerer Zeit wieder zu sich gekommen, und hat, da er sich nicht bewegen konnte, um Hilfe gerufen, worauf Leute ihn aufgefunden und in das Kranken haus zu Lockern geschafft haben. Da der Thatbestand erst nach längerer Zeit festgestellt werden konnte, so hatte R. Zeit genug, sich der weiteren Verfolgung vorläufig zu entziehen und seinen Raub in Sicherheit zu bringen. Erst vor Kurzem ist es gelungen, seine Persönlichkeit festzustellen, und wird es hoffentlich ge lingen, des jedenfalls noch auf der Wanderschaft Be findlichen habhaft zu werden. (Dr. A.) — Da die Bezeichnungen „militärpflichtig" und „wehrpflichtig" noch immer häufig verwechselt werden, dürfte eine bezügliche Erklärung auf weiteres Interesse zu rechnen haben. Wehrpflichtig ist nach dem Gesetze jeder Unterthan eines deutschen Staates, militärpflichtig aber nur Derjenige, welcher mit dem 20. Lebensjahre bez. bei der Gestellung zur Aushebung für tauglich zum Militärdienste befunden wird. Jeder Wehrpflich tige heißt somit während der Jahre, in denen er bei festgestellter Tauglichkeit zum Dienste im aktiven Heere und im Beurlaubtenstande verpflichtet ist, „militär pflichtig". SeifrrSdorf. Am vorigen Sonntag, den 7. No vember, hielt im Auftrage seines Vaters, des erkrankten Herrn Pastor Zimmermann, lüo. tkool., dessen Sohn, Herr Pastor Zimmermann-Hohenstein, die Ab schiedspredigt über Kol. 3, 14—17. Wenn schon durch die erbauliche und herzgewinnende Predigt die zahlreich versammelte Gemeinde zu Thränen gerührt wurde, so geschah dies noch viel mehr, als der greise, der langjährig hier wirkende Pastor selbst, zum letzten Male den Segen auf seine Kirchkinder legte. — Diens tag Abend versammelten sich die Glieder der Kirch gemeinde mit ihren Lehrern und den 2 ersten Klaffen der hiesigen Schule, um dem hochverehrten Scheidenden ibr Lebewohl zuzurufen. Nach einem entsprechenden, würdigen Gesänge des hiesigen Gesangvereins wid meten Herr Gemeindevorstand Menzer und Herr Vor der Entscheidung? Das so seltsam verschlungene Interessen- und Jn- triguenspiel, welches nun schon seit Monaten die Thätigkeit der Diplomaten und die Aufmerksamkeit der Völker Europas in Anspruch nimmt, die bulgarische Frage, scheint, wenn nicht alle Anzeichen trügen, end- i sich in das kritische Stadium eingetreten zu sein. In der Thal waltet allgemein das Gefühl vor, als ob die Entscheidung in der bulgarischen Krisis, die so lange wie ein schwerer Alp auf Europa gelastet, nahe sei und nur darüber, wie sie ausfallen wird, herrscht noch Ungewißheit. Wollte man nach dem allgemeinen Ein drücke urtheilen, den die bedeutendste Kundgebung der letzten Tage zur Orientkrisis, die österreichische Thron rede, gemacht hat, so könnte man sich schwerer Be sorgnisse nicht enthalten, denn unverkennbar klingt aus ihr ein ernster Ton hervor und dies wird allseitig empfunden. Und doch — selbst die in der Thronrede des Kaisers Franz Josef niedergelegte ernste Auffassung der Ereignisse in Bulgarien vermag noch nicht, den Glauben an die Erhaltung des Friedens zu zerstören, denn die Rede spricht ja schließlich selbst diese Hoff nung aus. Außerdem erscheint es auch als ein einiger maßen beruhigendes Moment, daß die Petersburger Negierungspresse den friedlichen Charakter der Aus führungen des österreichischen Herrschers betont und hieran die Erwartung knüpft, daß Oesterreich-Ungarn Rußland in dessen „geduldiger, aber entschlossener" Aktion zur Beseitigung der revolutionären Elemente iu Bulgarien unterstützen werde. Freilich, über diese „revolutionären Elemente" hegt man russischerseits eine ganz wunderbare Auffassung, die fortgesetzt seindliche Haltung der Vertreter Rußlands gegen die bulgarische Regierung bekundet zur Genüge, wen Rußland als „revolutionär" betrachtet wissen will! Daß in den leitenden Wiener Kreisen diese Auffassung nicht ge- theilt wird, bedarf kaum erst einer besonderen Ver sicherung; spricht es doch die österreichische Thronrede unumwunden aus, daß den zulässigen Wünschen der Bulgaren unter Wahrung der europäischen Interessen Rechnung getragen werden müsse. Gerade bezüglich dieser bulgarischen Wünsche weiß man aber, wie die russischen Politiker hierüber denken und von dem diplomatischen Getriebe hinter den politischen Kouliffen wird es abhängen, eine Einigung unter den Mächten zu erzielen. Diese Verhandlungen von Kabinet zu Kabinet entziehen sich indessen vollständig der Kontrolle und nur was vor den Kouliffen spielt, läßt sich be- urtheilen und da nimmt sich allerdings das Bild wenig erquicklich aus. Mit den Putschen, welche die Russen- Partei in Bulgarien mit unermüdlicher Geduld aufs Neue hervorruft, wie die Vorgänge in Burgas und Philippopel beweisen, gehen die Handlungen der russischen Vertreter Hand in Hand und weisen die selben eine fortwährend sich steigernde Feindseligkeit gegen die bulgarische Regierung auf. Den Gipfel punkt dieser eigenthümlichen Skala scheint die Er klärung des Generals v. Kaulbars zu bilden, er werde die bulgarische Note, welche Rußland um die Bezeich nung eines genehmen Thronkandidaten ersucht, seiner Regierung nicht übermitteln, da der Czar nach wie vor keinerlei Beschlüsse der Sobranje anerkenne. Die Erklärung hat in der Sobranje bereits insofern ihre Wirkung gethan, als die Fürstenwahl bis aus ver gangene Mittwoch verschoben wurde; nach derselben wird eine Modifikation in der Zusammensetzung der Regierung für wahrscheinlich gehalten, da alsdann das Programm der Regentschaft erledigt wäre. Aber welchen Zweck hätte denn die Wahl eines Fürsten, auch wenn sie, wie wahrscheinlich, auf eine Rußland genehme Persönlichkeit fiele, wenn der Czar darauf beharrt, die Beschlüsse der gegenwärtigen Sobranje als null und nichtig zu bezeichnen? Da dreht sich i« die ganze Angelegenheit im Kreise herum! ES wird da .kein Ausweg übrig bleiben, als daß schließlich doch d Amtsblatt für die Königliche Umtshauptmannschafi Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein. Kirchner-Sadisdorf im Namen und Auftrag des Kirchen- und Schulvorstandes dem treuverdienten Diener am Worte Gottes herzliche Worte deS Ab schiedes; im Namen der Lehrer der Parochie that solches Herr Kantor Rentsch, und ein Schüler hie siger Schule warmes Herz Dankes nach, mit Thränen Rede. Der Gnade unserS Herrn Jesu Christi" schloß die ergrei fende Feierlichkeit. — Zum neuen Wohnsitz hat sich Herr Pastor Zimmermann Blasewitz erwählt. — Möge Gott unserm inniggeliebten, hochverehrten Herm Pastor einen ungetrübten Lebensabend bescheeren, Zum Nachfolger des genannten Herrn ist Herr Pastor Köhler aus Steinpleis vom Kirchenvorstande ein stimmig gewählt worden. — Gottes reichster Segen mit dem Scheidenden und Kommenden! — Frauenstein. Das durch den Tod des Herrn Grohmann erledigte hiesige Bürgermeisteramt ge langt zur Neubesetzung. Der Gehalt beträgt SOO Mk. jährlich, ausschließlich 150 Mk. Expeditionsaufwand und 190 Mk. Einkommen vom Standesamt; die An stellung geschieht auf 6 Jahre. Bewerbungsgesuche sind bis zum 1. Dezember einzureichen. Frauensteis, 11. Rovbr. Am vergangenen Dienstag Abend wurde die Gattin des Lederhändlers Scadock hier von schwerem Unglück beimgesucht. Die selbe wollte sich ankleiden, um mit ihrem Gatten das im Gasthause zum goldnen Löwen stattfindende Militär- concert zu besuchen. Hierbei glitt sie aus und fiel so unglücklich, daß der Kugelkopf des rechten Beines abgebrochen ist. Infolge der starken Anschwellung konnte erst heute Morgen der erlittene Schaden durch die beiden Herren Aerzte, vr. wvä. Schulze von hier und vr. mock. Weichert von Freiberg festgestellt werden. — Die Direktion der kgl. sächs. Landeslotterie hat die infolge des TodeS deS Herrn Bürgermeisters Groh mann hier freigewordene Lotteriekollektion dem Herrn Kaufmann W. E. Richter hier übertragen. — Das vom Musikchor der Marienberger Unter- osfizierschule im Wehner'schen Gasthause (goldner Löwe) hier vorgestern abgehaltene Concert war leider sehr schwach besucht. Als Entschuldigung hierkür muß man die Trauer ansehen, in welcher sich viele hiesige Familien befinden, sowie die Krankheitsfälle (Diph- theritis), die Viele fern gehalten hat. Ein nicht ge ringer Theil des sonst immer anwesenden Concert- publikums hat sich durch die falsche Annahme, daß das Marienberger Musikchor nur aus jungen Scholaren zusammengesetzt sei, von denen man nicht viel erwarten könne, vom Besuche des Concertes abhalten lassen. Wir müssen bekennen, daß sämmtliche Nummern des gutgewählten Programms recht exakt vorgetragen wurden und den Concertgebern, welchen reicher Bei fall gezollt wurde, eine lohnendere Einnahme zu gönnen gewesen wäre. — Den 24. November trifft in kiesiger Stadt ein Versuchs-Detachement vom kgl. sächs. Infanterieregi ment Nr. 134 ein und wird bis zum 26. November hier verweilen. Dasselbe besteht aus 1 Stabsoffizier, 3 Hauptleuten, bez. Lieutenants, 1 Arzt, 1 Portepee- Fähnrich, 1 Zahlmeister-Assistent, 94 Mannschaften, 5 Offiziersburschen, 1 Lazarethgehilfen und 3 Offiziers pferden. Das Detachement ist während deS Hierseins zu verpflegen. — In unserer Stadt machte sich jüngst der Wasser mangel recht fühlbar. Infolgedessen ist ein kurzer Trakt der Wasserleitung untersucht und die schadhaften Röhren durch neue ersetzt worden. Hoffentlich tritt vor dem Eintritt des strengen Winters erst anhalten des Regenwetter ein, damit die Quellen frisch gespeist und wir vor Wafferkalamität während der kalten Jahreszeit bewahrt bleiben. WLi-TSÄP Blattes «in« sehr wirt- same Verbreitung finden, »erden mit 10Pfa. djh Sptltenzeite ober verm, Raum berechnet, -t- bellarische und complicitt«.)-. Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionelle« Theile, die Spaltenzeile MPfg. rne „Weißeritz.Zeitung" «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners« ," tag und Sonnabeitd. Preis vierteijichrkch 1 W. 25 Psg- , zweimonatlich 84 Psg-, einmonatltch 42 Psg. Einzelne Nummer» 10 Psg. — Alle Postan- «alten, Postboten, sowie vie Agenten nehmen Be stellungen an.