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wr.M Derairttvortlicher Redacteur: Carl Jchne in Dippoldiswalde. ^5. November 18AA. Inserat, ' Dienstag. «rscheint Lknflag« und, yreltag«. Zu -ezich« durch Quart. 10 Ngr. angeu-mmni. Ein unterhaltendes Wochenblatt für den Bürger und Sandmann. Weißerit)-Ieitung.sx Tagesgeschichte. Altenberg, 23. Nov. Seit gestern Abend regnet eS unaufhörlich, und unser sehnlicher Wunsch ist da mit auf einmal erfüllt. Bereits ist Alles wieder lebendig am Mühlberge; das Wasser reicht au-, um alle PochsteMvel und Wasserräder in Bewegung zu setzen. Wir wollen hoffen, daß das Thauwetter an halte, bi» sich die Quellen gehoben haben und den Teichen neuer Zufluß gewährt ist. — DaS Referat auö Dorf Seyda in vor. Nr. d. Bl. ist auch hier mit Interesse gelesen worden, — einmal, weil dadurch die Leistungen eines schlichten Zimmermanns anerkannt wurden, der ohne alle An leitung und musikalischen Kenntnisse cs dahin brachte, Instrumente zu stimmen und zu bauen, sich jetzt sogar im Ban einet kleinen Orgel versucht hat, die recht leidlich gelungen sein soll, — dann aber auch, weil dabei in dem größten Theile der Bergleute der Wunsch rege ward: «in ähnliches Qrgelwerk in ihrem Bet- ha usr zu besitzen. Der Bergmann stärkt sich vor Beginn setnric Schicht durch Gesang und Gebet und erfleht den Schutz deS Höchsten; — soll aber der Gesang erheben und begeistern, so muß er zur Andacht htnreißen, und das ist beim Gesang unsrer Bergleute nicht der Fall, Ein gut geschulter Sängerchor ist oft nicht iM Stande, bei Absingung eines längeren Liede- festen Ton zu halten, viel weniger ist dies der Fall bei einer nicht unbedeutenden Anzahl Bergleute, die oft keinen Begriff von schulgerechtem Gesänge haben. Wir finden in Freiberg, Burgk, Potschappel rc. in den Bethäusern entweder kleine Orgelwerke oder doch eine PhySharmönika, die den Gesang begleiten. Ohne solche wird der Gesang heruntergezogen, was besonders in den Moll-Tonarten bemerkbar ist; eine richtige Wahl der Melodien, die sich zum Charakter des LiedeS eignen, kann deshalb oft von den Vorge setzten nicht gettiHen werden, weil viele Melodien nach dem Ausdrucke der Bergleute „gar nicht fortge bracht werden können." Möchten doch unsere hoch achtbaren GrUbeNvSrstände jetzig wo der Betrieb unsres Bergbaues so zugenommen- wo sich gewiß eher als früher ein Capital dazu finden würde, sich bewegen lassen, die Nöthige Reform deS BethauseS durch Anschaffung eine- kleinen Orgelwerkes eitttreten zu lassen. ES würde dasselbe reichliche Zinsen tragen, da es gilt, die bergmännische Andacht zu fördern und dem himmlischen Bkrgherrn ein Dankopfer zu bringen, — denn „an Gottes Segen ist Alles gelegen." . . Dresden. Die feierliche Einsegnung der Pnnzessin Anna mit dem Erzgroßherzog Ferdinand von To Scan« findet Montag den 24. Nov. Mittags 12 Uhr in der kathol. Hofkirche statt. Nachmiitaa- finden die GlückwüNschUngScouren, um 6 Uhr Ceremonientafel statt» Der Abend wird en lamiUa gefeiert. Dienstag tdeutre parS; Mittwoch Hofbaür Donnerstag Wiederholung der Festvorstellung bei freiem Theater; Freitag große- Diner, womit dte Festlichkeiten schließen. — Am Sonnabend Morgen ist ein 16jährige« Arbeiter in der Fabrik hinter dem Leipzig-Dresdner Bahnhofe ans eigner Unvorsichtigkeit dem Maschinen- werke zu nahe gekommen, von dem Riemen erfaßt und hineingezogen worden. Er wurde so zerquetscht, daß sein Tod augenblicklich erfolgte. — Da di« Elbe in Folge Mehrtägigen Froste- mit EiS geht und da- Wasser ungemein niedrig steht, so sind die Fahrten der Dampfschiffe eingestellt worden. Freiberg. Da- hier verbreitete Gerücht, «S werde Unsere Garnison verlegt werden, hat Anl-ß gegeben zu einer Petition der Bürgerschaft, die um fernere Erhaltung bittet, Schneeberg, 18. Nov. Mit einbrechendem Winter haben auch die Diebstähle und Einbrüche in unsrer Gegend sich vermehrt, und steht zu be fürchten, daß es bet einem harren Winter noch schlimmer werden dürfte. So find vor Kurzem einem Brautpaare aus Oberschlema in der Nacht vor dem Hochzeitstage nicht nur eine Menge Lebensmittel, sondern auch Wäsche, Betten, Kleidungsstücke, Schuhe werk, Leinwand, zinnerne Gefäße rc., ja fast die ganze Ausstattung der Braut entwendet worden. Mit welcher Frechheit aber die Diebe ihr saubere- Handwerk betreiben, beweist ein in der Nacht vom 17» zum 18» Nov. verübter Postdiebstahl. ES ist nämlich aus dem von Eibenstock nach Schneeberg fahrenden Postwagen der CourSbeutel, in welchem sich außer vielen und kostbaren Pretiosen auch 2000 Thlr, Geld befanden, entwendet worben. Die üNge- stellten Erörterungen ergeben bi- jetzt so viel, daß nicht eine gewaltsame Erbrechung des Wagen-Maga- zinS stattfand, sondern die Eröffnung jedenfalls durch Nachschlüssel erfolgte, da die eisenbeschlagene Thür wieder verschlossen, der Sprrviegel aber, der.mit einem Schloß versehen war, nur eingehängt votgesunden wurde. Bautzen, 19. Nov. Seil gestern trinken wir unfern Kaffee schwarz; die mit Krchmilch genährten Säuglinge sind dem Verschmachten nahe und sämmt- lichr Hausfrauen starren in dumpfer Verzweiflung in ihre plötzlich verflechten Milchtöpse. Vermuthlich werden Sir an eine Rinderpest denken, aber nrlN, da-