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. Ar. 85. Verantwortlicher Redakteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Dienstag. . Ar. 85. 28. October 1856. -^scheint Inserate Dienitag» -->> «M» -M. M werden mit -LsWerßerrtr-Iert»na.L« len. Preis pro I Sxpeditionm vn»rt.t0Rgr. . angenommen. Ein unterhaltendes Wochenblatt für den Bürger und Landmann. TageSgefeVichte. Dippoldiswalde. Am 17. dieses MonatS ging ein lOjähriaer Knabe von der Steinbrückmühlr nach Hennersdorf. Im Walde wurde er von einem Hand- werköburschen, der ein weißeS Bündel trug, eingeholt und freundlich angeredet, mit in den Wald zu gehen, „er solle etwas Schönes zu sehen bekommen." Der Knabe entgegnete, er möge nichts sehen. Da faßte ihn der Reifende an der Hand und führte ihn unter Drohen mit dem Knotenstocke, wenn er schreie, in daS Gesträuch. Hier sollte der Knabe alles bei sich führende Gelb hergeben, und auf die Entgegnung, daß er kein Geld dkl sich führe, wurden alle seine Taschen von dem Fremden untersucht. Sie enthielten nur ein Taschen messer, das der Knabe aber wieder bekam und nun freigrlaffen wurde. Zitternd eilte er der Heimath zu. In feinem Wohnorte, Sadisdorf, will der Knabe ven Reifenden wiedergeschen haben; dann ist er aber, mancherlei Nachforschungen ungeachtet, spurlos ver schwunden. 18. Hhppoldiswalde. In Nr. 77 dieses Blattes berichteten wir auS Ulberndorf, daß der 16'/,- jähriat Karl Friedrich Wilhelm Liebscher durch einen unglücklichen Zufall einen Kintenschuß aus einer Ent fernung von etwa sechs Schritten erhalten habe. Da eine große Anzahl Schrote in Hals und Kopf ein- gedrungen waren, so nahm nichts mehr Wunder, als daß der Unglückliche nicht auf der Stelle todt geblieben war. Von 18 Schrotkörnern, welche ihn getroffen halten, sind zwei — das eine an dem Auge vorbei, das andere durch die Nase in das Gehirn einge- drirngen und tödtlich gewesen, und so ist denn auch in voriger Woche, trotz sorgfältigster ärztlicher Pflege, der Lod deö jungen Mannes erfolgt. Da mancherlei Aussagen, welche der bei dem Vater des getöbteten Liebscher in Diensten stehende Knecht Naumann vor und nach der Thät gethan, auch eine schlimmere An nahme, als die der fahrlässigen Tödtung, nicht auö- fchileßen ließen, besonders da auch die grenzenlose Gefühllosigkeit, welche sich bei Naumann kundgab, sehr gegen ihn sprach, so ist auch in voriger Woche die Festnehmung desselben durch das hiesige Gericht er folgt. Am 20. Oktober sand auch im Beisein des stellv. Staatsanwalt Hübel und zweier andrer Mit glieder deS Dresdner Bezirksgerichts, sowie des I)r. Poppe von hier, durch den Mebizinialrath l)r. Sieben« haür und Bez.-Ger.-Wundarzt Nächstem die Sektion deS Getöbteten statt. TagS darauf erfolgte daS Be- gräbNiß, dem außer den Aeltern, die ihren einzigen Sohn sehr lieb hatten, eine zahlreiche Begleitung bei wohnte. — Während bisher die Georginen und qndre zartere Sommerblumen in unfern Gärten noch in schönster Blüthe standen, hat ein starker Frost in. der Nacht vom 24. zum 25. Oktober (daS Thermopieter, war bis 3° — gefallen) der schönen Herbstflora ,sin schnelles Ende gesetzt. — Wie wir hören, beabsichtigt der hiesige „LrSher- kranz," in nächster Zeit eine musikalische Auffüh rung zu veranstalten, bei welcher außer anderen klas sischen Stücken der 1. Akt von Winters „uniktbrochepem Opferfest" zum Vortrag kommen soll. — Die zeither hier bestandenen Privat schufen haben durch Consolidirung, sowie durch Wiederbesetzung der erledigten Lehrerstelle, eine Reorganisation erfahren. — Am Freitage stürzte in der Abenddämmerung ein hier einkehrendenderHandlungSreisender mit seinem Pferde und dem Vorderwagen in hie Oeffnung deS ausgegrabenen RöhrlagerS aus der Herrengasse. Zum Glück für den Röhrmeistrr, Ver.an der Orffnuyg. die vorschriftsmäßigen Sicherheitsmaßregeln anzubringen unterlassen hatte, ging der Unfall ohne weiteren Schaden ab. — In voriger Woche haben zwei Knaben aus Berreuth an der Birkenleithe Feuer im Gehölz ange legt, das noch rechtzeitig gelöscht worden ist. Ein« andere Ursache als Leichtsinn der Knaben ist nicht anzunehmen. - . i Attenberg, am 26. Oktober. Heute sand die Verloosung zum Besten unserer Kleinkinderbewahr- Austalt in Gegenwart eines sehr zahlreichen Publikum statt. ES waren 610 Aktien verkauft worden, und die Anzahl der Gewinne betrug 217. Der Haupt gewinn, ein prachtvoll gesticktes Ruhekissen, ein sehr werthvolleS Geschenk Ihrer Majestät unsrer geliebten LandeSmutter, fiel auf Nr. 279 und blieb in Altenberg; der zweite Hauptgewinn, ein dergl. Kissen, ein etwa- minder werthvolleS Geschenk von Höchstdersrlben, fiel auf Nr. 197 und kommt nach Dresden. Mit größter Sorgfalt war das Arrangement von den Vorstands- Damen besorgt worden, und mit unermüdetem Eifer hatten dieselben weder Zeil noch Mühe gespart, um Alles aufS Beste zu ordnen. ES haben sich daher dieselben den wohlverdienten Dank der ganzen Htadt erworben, da eS sich hierbei um die Erhaltung und Unterstützung einer öffentlichen gemeinnützigen Anstalt handelt, deren Gedeiben nur segenbringend für unfern Ort sein kann. Möchte daher dieser Frauen-Berein auch für die Folge in dem Maaße so thatkräftig fort wirken und nicht müde werden, selbst w/nn derselbe unangenehme Erfahrungen dabei machen sollte. Unserer Kleinkinderbewahranstalt aber ist durch diese Verloosung