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510 i 'irr eine Unterstützung zu Theil geworden, welche den Vorstehern derselben die Sorge um deren Eristrnz bedetitend erleichtert; denn eS wird nun beim bevor- stehendenden Winter den so dürftig gekleideten Kindern die ntzthi'ge Kleidung beschafft und auch für dienöthi- gen Lagerstätten gesorgt werden können. Bedenkt man, baß Hirt 25 Kinder dem sittlichen Verderben entzogen und zu guten brauchbaren Menschen gebildet werden, so können gewiß auch Diejenigen, welche bei der Ver- loosung eine Niete erhielten, den kleinen Verlust um so eher verschmerzen, als sie dadurch ein Scherflein in den Gotteökasten geworfen, welches ihnen derHimmel tausendfach segnen wird. Mit schwacher Hoffnung wurde daS Werk begonnen, jedoch Gott gab seinen Segen dazu, so daß solches west die gemachten Er wartungen übertraf, denn reichlich flössen die Geschenke zu dieser Berloosung sowohl von hier als auch von auSwärt-, und manches edeldenkende Herz, von dem map am wenigsten einen Beitrag erwarten durfte, brachte sein Scherflein willig dar. Möge Ihnen Allen der Lohn deS Himmels dafür werden! HteLden. Die gestern hier angekommcne Kreutz- bergMe Menagerie hat sich auf dem Wege von Leipzig hierher um 2 junge Löwen vermehrt, welche die Löwin unterwegs geworfen. Dagegen fand man die eine (männliche) Giraffe so angegriffen, daß sie die Beine nicht zu gebrauchen vermochte und daher gestern noch auf dem Bahnhofe liegen bleiben mußte. — Neber daS Feuer in Stetsch erfährt man nachträglich, daß der noch nicht 6jährige Enkel des Temeinde-VotstandS Herfter, während er allein zu Haus gewesen, einen Kartoffelkrauthaufen und Ge strüpp, daS 'unweit der Scheune lag, mit Streich zündhölzchen angezündet und dadurch den Brand ver ursacht hat. Er hat dies gelhan, „weil er dies öfter auf dem Felde gesehen und seine Freude darüber ge habt hätte." — 27. Oct. Die Ver loosung der Jndustie- auSstcllung, die heute beginnt, wird 12 Tage dauern, da an jedem Tage bloö 560 Gewinne gezogen werden sollen. Ueberhaupt sind 5700 Gewinne angekauft worden. Die Hauptgewinne sind: ein Pianoforte, ein silbernes Theeservice, ein schön auSgeleatcr Tisch, ein Schreibtisch, ein Toilettentisch, ein Sophatisch, eine Patcntfebermalratze mit Bettgestell, ein ovaler Spiegel mit Golbrahmen, ein Chronometer, zwei Pendeluhren, Bettschreine, Patemschreibpulte ic. Im Nebligen sind alle Ablheilungen der Ausstellung reich vertraten; auch die Lößnitzer Champagnerfabrik hat em ansehnliches Contingent gestellt. Leipzig, 24. Oktober. Wir batten gestern und heute in- hiesiger Stadt eine Arbeitseinstellung. Die bei de» Baue deS Museums beschäftigten Steinmetz- gehükfen, 23 au der Zahl, hatten gestern Nachmittag sämmtlich ihre Arbeit eingestellt, nachdem ihnen ihre Forderung auf höheres Arbeitslohn von ihrem Arbeit geber, einem hiesigen Steinmetzmeister, abgeschlagen worden war. Dieselben sind heute früh Seiten der Behörde über das Unzulässige ihres Beginnens ver ständigt worden und hierauf freiwillig zu ihrer Arbeit zurückgekehrl, welche ihnen, dem Vernehmen nach, einen, namentlich im Verhältniß zu anderen ähnlichen ArbeitSzweigen, nicht unbedeutenden Lohn eintragen soll. Da sich die Stcinmetzgehülfen der ihnen Seiten der Obrigkeit geworbenen Weisung, zu ihrer Arbeit zurückzukehren, willig gefügt hatten, so konnte lm vor- liegenden Falle der Artikel IM N-Mmen Strafge setzbuches nicht Platz greife«, W«Wst MeitSeinstellun- gen Gwechrreibetiber, üm HWM htztzereS Lohn zu erlangen, Nur dann für strafbar «klärt, wenn di« Be treffenden den Anordnungen der Obrigkeit sich nicht gefügt haben. . . Auö dem Erzgebirge, 18. Oktober. Der bei- spielloS schöne und in jeder Hinsicht günstige Herbst ist für unser Gebirge ein unschätzbarer Segen. Unsre reichliche Ernte ist selbst auf dem höchsten Kamme des Erzgebirges leicht und glücklich eingebracht worden. Die Kartoffeln sind fast allenthalben in erfreulicher Fülle — nur wenige Ortschaften machen eine Aus nahme — bereits eingeerntet; der Flachs ist herrlich gediehen, und die schönen Herbsttage sind der Röste sehr günstig. An Heu und Grummet fehlt eS nicht und die Weideplätze sind in Folge der Wärme und des am 13. October gefallenen RegenS in ungewöhn licher Weise für Rinder- und Schafheerden sehr e>> giebig. Im niedern Erzgebirge steht selbst der dritte Klee fast so frisch und üppig wie im Frühlinge. Unsre Wintersaaten, namentlich der Raps, gewähren unS für daö nächste Jahr fast die hoffnungsvollsten Aus sichten. Die ökonomischen Arbeiten auf den Aeckern sind in ungewöhnlicher Weise vorgerückt ober vollendet: ein großer Gewinn für bas künftige Frühjahr. Die Bauten jeglicher Art nehmen ihren ungestörten Fort gang: die arbeitende Klasse erfreut sich eines länger als gewöhnlich fortdauernden Verdienstes. Dazu kommt der höchst günstige Ausfall der Leipziger Messe, so daß eS der Arbeit, wenn auch weniger der wahr haft lohnenden Arbeit, in einer Fülle giebt, wie wir sie seit mehreren Jahren nicht gesehen haben. Und an geschickten, tüchtigen Arbeitern ist in mehr als einer Branche selbst Mangel: die vielen Brände im Erzgebirge und Voigtlande, sowie Vie vielen Unter nehmungen in Kohlen- und Schieferwerken, trage» nicht wenig zu dieiem Mangel bei. Giebt unS der Himmel noch ein solches Jahr, wie das gegenwärtige ist — dessen bedarf es aber in der Thar —, so wird der größere Theil der Wunden heilen, die uns die letzte» Jahre geschlagen haben. Nur ein Industrie zweig Hal Ursache, Klage zu erheben, der Bergbau: die Vorrälhe seines großartigen WafferversorgungS- systems fangen an, in empfindlicher Weise abzunehmen. Hoffentlich wird der November die Wasservorräthe er zeugen, deren der Bergbau in dem Winter nothwendig bedarf. (Dr. I.) D ermischtes. Ein in den Annalen des Verbrechens auSgrzetchentei Fall wurde am IS. October vor dem Schwurgerichte in Biberbach (Oberschwaben) verhandelt. Es mußte der erst 10'/2jährige Knabe Joh. Baptist Lander, aus Markdorf im Großherzog» thum Baden, wegen Mordes zu I L Jahren Zuchthaus verurthetlt werden. Derselbe, eines der fünf unehelichen Kinder einer lieber-; lichen Dirne, von Ktndeöbein an moralisch und physisch verwahr-, lost, von seinen Pflegeältern zum Betteln abgerichtet und schor» im frühen Knabenalter ein Vagabund, hat Anfangs August l« der Nähe von Friedrichshafen folgende scheußliche That verübt, deren nähere Umstände, wie sie in Folgendem angegeben stubp auf eigenem Geständniß des Verurtheilten beruhen. Einer sedte» Bettclzüge führte den Lander Ende Juli auf daS Gehöft« det Bauers Johann Baptist Goßler in AlthauS. Er spielte mit