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MS. Weißeritz-Zeitung Dienstag. Erscheint Dienstags und Freitags. Zn beziehen durch alle Postanstal- lcn. Preis pro Quart. lO Ngr. Ein unterhaltendes Wochenblatt für den Bürger und Sandmann. 29. Januar 1856. Inserate werden mit 8 Pfg. für di« Zeile berechnet 4 und in alle« Expeditionen angenommen. Verantwortlicher Redactenr: Carl Ichne in Dippoldiswalde. Tagesgefehichte. Dippoldiswalde, 28. Januar. In den Abend stunden des gestrigen Sonntags >st —sett VierteljaylS- scist zum zweiten Male — in der hiesigen Diaconal- wohnung ans höchst freche Weise eingebrocheu und eine Sliinnie Geldes gestohlen worden. Der Dlev ist zur Hintern Seile deS Gebäudes durch ein Fenster, das er eingedrückt, eingestiegen und Hal mit Gewalt die Slubenlhür erbrochen. Leider sind Diebstahle, bei denen bioS Geld entwendet wird, schwer zu ent decken, wenn andere Gegenstände, die den Nachfor schungen zum Anhalt dienen könnten, absichtlich unbe rührt gelassen werden. Doch muß der Dieb wohl mit den Lvcalitäteu und Verhältnissen sehr genau bekannt sein! Geising, den 27. Jan. Gestern Morgen ist un weit deö Neugeisinger SchießhauseS, auf der von hier nach Löwenhain zu führenden Straße, ein Mann todt aufgefunden worden, welcher nach erfolgter Erörterung für den Topfeinstricker Höhne! (unter dem Namen „Gurken-Höhnel" in der hiesigen Gegend bekannt) erkannt worden ist. Selbiger ist ein ArmenhauS-Jn- d.ividustm von Altenberg, von Profession ein Bäcker, und soll ihm ein Gläschen Schnaps lieber gewesen sein, als ein Glas Wasser, welcher Umstand jeden falls auch seinen Tod durch Schlaganfall herbeigesührl baben mag. Da er auf Löwenhainer Jurisdiction ausgefunden wurde, so ist derselbe in daS dasige Brech- hauö bis zu seiner Beerdigung geschafft worden. Dresden 23. Jan. Der - Lan d eS e u l lu rra th für daö König reich Sachsen ist gestern hier zusammen getreten und hält seine Sitzung täglich in einem Locale im Ministerium des Innern. Die anwesenden ordentlichen Mitglieder desselben sind die Herren: Rittner (Vorsitzender), I)r. Herrmann, I)r. ErusiuS, Kammerherr von Metzsch, Baron v. Mannßbach, Rittmeister von Nostitz-Drewiecki, CvmmisstonSrath Lchubart, Hofrath Prof. I)r. Ad. Stöckhardt, Prof, E. Stöckhardt, Prof. l)r. Schober und Geh. Ne- gjerungörath Reuning. Unter den Beraihungs^ gegenständen befinden sich folgende Vorträge: I) über die Gutachten der KreiSvereine, beteffend „die An forderungen des Brauereiwesens 2) über die Zu nahme ter Brandschäden auf dem Lande; 3) über Kornbörsen, Schlußzeitelspeculativnen' u. dergl.; 4) über den wirklichen Reinertrag der Schafzucht und Pferdezucht (n Sachsen; 5) über.die Nvthwendigkeit eines allgemeinen PrincipS für sämmlliche agricultur- chemische Versuchsstationen; 6) über Einführung der Fleischschau; 7) über Legalisirung drr thierärzrlichen Pfuscherei; 8) über die sogenannten veredelten sächsi schen Weine; 9) über die Besteuerung ves Brannl«, meins; IO) über die Errichtung eines lanbwirth- fchafilichen Kreditinstituts. — Dem Handarbeiter Schlitze, der im Juli vdr. IS. seine Ehefrau (an der Weißeritz Nr. 4) ermordete, ist jetzt das zweite, auf. Todesstrafe lautende Urtel publicirt worden. Der Mörder hat sich dabei be- ruhigt, ohne auf deS Königs Gnade zu provociren. Berlin. Der Antrag wegen Einführung der Prügelstrafe in gewissen Fällen, welcher von meh ren Mitgliedern des HauseS der Abgeordneten einge« bracht werben ist, dürfte schwerlich die Zustimmung des betreffenden Ministeriums erhalten. Auch zweifelt man daran,, daß sich im Slaatsministerium eine Mehr-, heil für den Antrag ausfprechen werde. Stellen sich diese,.Angaben als begründet, heraus, so . dürst«.: an. eine Annahme beö Antrags, gegen welche sich die öffentliche Meinung bereits erhoben hat durch daS Haus der Abgeordneten nicht zu denken sein. Die Uebelstänbe, welche in dem Anträge hervorgehoben werden, möchten aber anderweitig in ernste Erwägung gezogen werden, da das Vorhandensein dieser Uebel- ständc nicht in Abrede gestellt werden kann und die selben im Interesse der staatlichen Gesellschaft einer durchgreifenden Abhülfe bedürfen, Wien. Die bisherigen entschiedensten Zweifler an dem Zustandekommen deS Friedens bekehren sich allmälig zum Glauben daran, un- zwar aus dem einsacheu Grunde, weil eS allem Anscheine nwL'sämml- lichen kriegführenden Parteien selbst mit dem Frieden Ernst ist. Wenn übrigens die Friedenspräliminarien jetzt noch nicht unterzeichnet sink,' so hat d'iefe.Ver-. zögerung nichts zu sagen; dem diplouiatischen Gebrastche gemäß müssen vorher erst die Specialvollmachten des betreffenden Gesandten einlaufen, und es ist daher auf eine Unterzeichnung der Friedenspräliminarien Vör den erst«,, Tagen des Februars nicht zu rechnen'; ats- balb hierauf wird aber ein zeitweiliger Waffenstill stand und der Beginn der Verhandlungen folgest, Zum Conserenzorte ist nach den neuesten telegr. Nachrichten Frankfurt a. M. bestimmt worden. Paris. Oesterreich wird in der politischen Welt als der Held deS Tages betrachtet. ES ist nun ge- wiß, daß es sich verpflichtet hatte, Hand in Hand mit den Westmächten ins Feld zu rücken, wenn. Rußland Nein statt Ja geantwortet hätte. Oesterreich wich daS Verdienst zngrschriehen, für den Krieg einen Aus weg gefunden, Preußen zu einer Haltung gebracht