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U« 3V Der eintretenden Pfingstfeiertage wegen erscheint nächsten Dienstag keine Nummer» Verleger; Lark Zehne in Dippoldiswalde. Rtdactrur: In Cvmmlsslonr > Vr. I. Schladebach in Dresden. H. H. Grimm L Comp. in Dresden» Freitag. Diese» Blatt erscheint Dienstag» u. Freitag« und kostet^ vierteljähr lich lü Ngr., wofür es durch alle Postanstal- trn und Buchhandlnn- ge« »« beilehen ist. MßeriH-Zeit«ng.UM i , N! Leitung anMommr». Ei« unterhaltendes Wochmblatt für den Bürger «nd Landmann. I V. Mai 1850 Aus dem Vaterlande. Dresden, 13. Mai. In der zehnten Abendstunde des gestrigen TageS hat in hiesiger Stadt ein Doppel mord stattgefunden. Ein Uiilerwaebimeistcr beim Train, Namens Franz, welcher zu einer auf der kleinen Frohngasse wohn, haften Schankwirthin, NamcnS Gräfe, in vertraulichen Verhältnissen gestanden haben soll, glaubte nemlich Grund zur Eifersucht gegen dieselbe zu haben, da er sie gestern Nachmittag, als er sie zu besuchen gekommen, nicht anlraf, vielmehr vernahm, sie sei mit einem hiesigen Lohnkulscher weggefahren. Hierüber erbittert, erschießt er sie, nachdem sie zurückgekehrt, mit einem Gewehr in ihrer eigenen Be«. Hausung und bringt sich unmittelbar darauf stlbst mit einem Tischmesser so gefährliche Wunden bei, daß man an seinem Aufkommen zweifelt. Heute früh lebte der Mörder zwar noch; sein baldiges Verscheiden wurde jedoch als gewiß angesehen. — Nach neueren Nachrichten hat sich derselbe so weit erholt, daß man sein Wudergenesen erwartet. Rochlitz, 10. Mai. Der unnatürliche Vater Carl Friedlich Hirt von hier, welcher in den Abendstunden des 27. März sein eigenes sechs Wochen und einige Tage altes Töchterchen ermordete, hat gestern ÄbendS nach 10 Uhr in dem hiesigen ÄmtSgesäiignisse semem Leben durch Erdrosse, luug ein Ende gemacht. W e l t f ch a u. Berlin. Wie man hört, hat sich Rußland ent. schieben gegen die Absicht Oesterreichs, als Gesammlstaat in den Deutschen Bund einzutreten, erklärt. Demnach wäre eine Betheiligung Oesterreichs am Deutschen Bunde nur unter der Bedingung einer Beseitigung der Märzvcrsassung, b. h. mit einem bestimmten LändercvmpleruS beS Kaiser staats denkbar, in welcher Form aber von Seiten der Union und der deutschen konstitutionellen Staaten nicht aus ein weiteres BundcSverhältniß zu Oesterreich eingegangen wer- den könnte. — Die Constitutionelle Korrespondenz berichtet: daß Preußen in der zwischen den Ministern der Uuionsfürsten, dem Vorsitzenden deS VerwaltungSrathS und dem preußischen Ministerium stattgesundenen Covferenz die Erklärung abge geben habe, wie es dir vom Erfurter Parlamente rcvidirie ReichSverfafsung ohne Modifikationen annehme, weil eS überzeugt sei, diese Revision enthalte Verbesserungen im kon servativen Sinne, daß die übrigen UnionSstaaien mit der, selben unumwundenen Erklärung gefolgt seien und nur Baden und Schaunrburg-Lippe einstweilen aus formellen Gründen ihre definitive Erklärung sich Vorbehalten haben, ohne sich jedoch damit vom Beitritte der Uebrigcn auszu schließen. Kmheffen allein habe gar feine Erklärung abge geben. In den nächsten Sitzungen werde es sich um die Constiluirung der definitiven UnionSgewalt handeln. Unter den acht deutschen Regierungen, die den Frank furter Congrcß beschickt haben, fehlen noch immer die beiden Hessen, deren Betheiligung an demselben von ver, schiedencn Seiten behauptet und in Aussicht gestellt worden ist. ES wird hier stark bezweifelt, daß Kurhessen den Congreß in Frankfurt noch beschicken werde, nachdem der Kurfürst von Hessen hier eine andere Ueberzeugung gewonnen. Daß von Seiten Oesterreichs bis heute keine Einladung zur Betheiligung am Frankfurter Kongresse an die thüringschen Staaten ergangen, ist hier allgemein ausgefallen, da sogar die beiden hohenzollern'schen Fürsten eine solche erhallen haben sollen. — Man schreibt der OberpostamtS-Zeitting ans Berlin: Unter den Fürsten Hal der geistreiche Herzog von Golh a den Versuch gemacht, eine fest zusammenhaltende Fraclion zu orgaNisiren, welcher die Befestigung des engern Bundes durch Advptirung der zu Erfurt angenommenen und revi- dirten Verfassung als Fahne dienen sollte. Der deSfallsigen Piivatbesprechung unter den betreffenden Fürsten soll cS an einigen pikanten Momenten nicht gefehlt habe». So erzählt man sich unter Anderm, daß dem brausenden Fürsten von Bückeburg, als er, eifersüchtig auf die Vorrechte der Parti- cularsouveraincläl, dagegen protestiren wollte, daß Preußen allein die Union in Frankfurt vertreten solle, der biedere Fürst von Schwarzburg-Rudolstadt'in seiner geraden Weise ruhig entgegnet habe, er möge immerhin protestiren, cS werde ihm doch nichts helfen; der Naturnothwendigkeit könne sich kein Sterblicher entziehen. — Am 13. fand unter den Linden eine glänzende Parade statt, welcher die hier anwesenden Fürsten und deren Gefolge beiwohnten. Diese militärische Schaustellung war die großartigste, die seil lange hier stattgehabl Hal. ES wurde an kriegerischem Glanze und Gepränge Alles entfallet, was die reiche Ausstattung der preußischen Waffen macht nur irgend darbietet. Fremde Offiziere, die sich gegen wärtig hier aushalten und dem Schauftste beiwohnten, versichern, daß keine europäische Truppenschau den Glanz der heutigen übertreffen und nur wenige ihn erreichen bürsten. Ungeheure VolkSmassen umwogten die paradirenden Truppen. Eine Estrade, die an die Treppe deS Opern^ Hauses gebaut war und auf welcher Plätze zu ziemlich hohen Preisen vermielhet wurden, war von Zuschauern übervoll besetzt (echt berlinisch). Die Fettster, selbst die Dächer der umliegenden Häuser, jeder Vorsprung, die Laternenpfähle sogar, wurden von Schaulustigen eingenom men. Um II Uhr war die Parade nach zweistündiger Dauer zu Ende. — Ein zweites Lest folgt heute Abend, Die hoben Gäste und vaS gesammle zu ihren Suiten ge hörige Persoiral sind eingeladen, der Aufführung beS „Pro-