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ar Nummer 293 — 29. Jahrgang Erscheint 8 mal wvchll. mit Ulustr. SrattSbetlagen.Heimat und Dell' und der »indeibetlage .grohmul'. sowie den Teribetiagen .St-Benno-Blatl". .Unterhaltung und Wissen'. .Die Welt der l Krau', .«erztllcher Ratgeber'. .Da« gute Buch'. .^Umrund» schau'. Monatlicher Bezug-Pret- 3 einschl. Bestellgeld. Dtn<elnuminer 1v 4, Sonnabend- u. Sonntagnummer SV 4» Hauptschrtstletler! »r. «. T»»c,hk, Dresden, SüchMe Freitag» -en 19. Dezember 1939 >ver>ag»«r1i DreSdee» Ilazetgeupreis«: Die lgespaltene petttjeile SV 4. Famitte« anzeige» u.Stellengesuche SV 4. Die petttreklamejetle. 8» mn» breit. 1 Für ilnzetgen autzerhalb de» BerbreitungSgebtete» SV 4. die pcttlretlamezetle I.SV-*. Brtesgeb.Si»^. Im Fall« höherer Gewalt erlischt jede Verpflichtung aus Lieferung sowi« ikrsüllung v. Anzeigen - Aufträgen u. Leistung v. Schadenersatz« Geschäftlicher Teilt Frau« Vuugartz, Dresden. Volfssenuna vteschäftSstelle, Druck ».Berta«, Germania. A^G. für «erlag und Druckerei. Filiale Dresden. DreSden-A. l. Polierftraf>e>7. FernrutLlOlL. Poltlchecklonio Dresden »703. Bantkonto Gtadtbank Dresden Str. «171» Für chrittliche Politik «n» Kullur Redaktton d« SächNsckir» BolkSitritun« Dre«de,^AIts,adl l. Polierstrahe '7. .^ernri» M» und ^W12. Reichspvsl senkt Tarife Aber ungenügend Berlin, 18. Dezember. Am Donnerstag will der Verivoltungsrat -er Reichspost über die neuen Vorschläge des Postministers zur Gebühren- fenkung beraten. Wie bereits mitgeteilt wurde, handelt «s sich um Ermäßigung der Gebühren im Fernsprech-, Telegramm-, Drucksachen-, Postwurfsendungen- und Paketverkehr. Die neuen Gebühren sollen am 1. März eingeführt werden. Fm Fernsprechverkehr sollen bekanntlich die dringenden Gespräche die doppelte statt die dreifacl)e Gebühr kosten. Für Ferngespräche auf Entfernungen von 1b bis 50 Kilometer soll die Gebühr von 70 aus 60 Ps. ermäßigt werden. Dringende Telegramme sollen ebenfalls nur das Doppelte kosten. Der Mindestsatz für Brieftelegramme wird von 1,50 NM. auf 1 NM. herabgesetzt. Die Gebühr für telegraphische Postanweisungen wird von 8 auf 2,50 RM. ermäßigt. Fm Drucksache li ve r kehr wird die Mindestgebühr von 5 auf 4 Pf. sür Druck- 'ochcn bis 20 Gramm herabgesetzt. Postwurfsendungen sollen tott 3 und 6?4 Ps. künftig 2 und 5 Pf. koste». Die Zuschläge e Kilogramm sür Pakete von mehr als 10 Kilogramm ssllen herabgesetzt werden, und zwar in der zweiten Jone von 20 ans 15 Pf., in der dritten von 30 auf 20 Pf., in der vierten von 35 aus 25 Pf. und in der fünften von 40 auf 30 Pf. Die Post schätzt den Einnahmcausfall auf 40 Millionen jährlich. Er soll durch Ersparnisse ausgeglichen werden, in der Hauptsache aber durch den allgemeinen Preisabbau und eine Senkung der Arbeiterlöhne. Die Einsparungen aus der Besol dungskürzung in Höhe von 260 Millionen RM. jährlich muß >ie Post an die Reichskasse abliefern. Es ist sehr bedauerlich, daß auch die Neichspöst. also das bestrentierende Reichsunternehmen, sich nicht entschließen kann, eine wirklich den Massen fühlbare Preissenkung durchführen. Eine allgemeine, wenn auch ganz geringe Ermäßigung der Paket- und Brieftarife hätte in der Oeffentlichkeit weit besser gewirkt als die tatsächlich vorgesehenen Herabsetzungen. Handel und Industrie werden die Erleichterungen im Fernsprcch- und Drucksachenverkchr gewiß begrüßen. Die Mehrheit der Post- Kunden aber, die weder häufig Ferngespräche nach auswärts führen noch Wertsendungen aufgeben, werden sich fragen, wie die Post mit einer solchen Preissenkung die — Herabsetzung von Arbciterlöhnen begründen will. Nach der Art, wie Reichs bahn und Rcichspost die Preisabbau-Aktion der Negierung „ge fördert' habe», braucht man sich wirklich nicht zu wundern, wenn interessierte Kreise der Privatwirtsä)aft diese Aktion nach Kräften zu ignorieren versuchen. Der Preisabbau-Ausschuß des Kabinetts hat in den letzten Tagen Sitzungen abgehallen, auch das Reichskabinett hat sich dem Vernehmen nach mit diesem wichtigen Fragen-Komplex beschäftigt. Wir hoffen, daß das Kabinett sich entschließen wird, durch energische Maßnahmen — ähnlich wie 1025 Eng land und gegenwärtig Italien — darzutun, daß es der Regie rung mit dem Preisabbau bitter ernst ist. Genf vor dem Auswärtigen Ausschuß Berlin, 18. Dezember. Heute tritt der A u s wä r t i g e A u s s ch u ß des Reichs tages zusammen, tun den Bericht des Führers der deutschen Delegation bei der A b r ü st ungs k 0 nfere n z in Genf, Graf Bernstorff, entgegenzuuchmeu. Bernstorss hat be reits gestern dem Reichslrübinett Bericht erstattet. An diesen Bericht dürfte sich eine allgemeine Aussprache über die Außen politik der Regierung anschließen. Daß dabei auch der Fall des Films „Im Westen nichts 4! e u e s" zur Sprache kom men wird, darf nach der bisherigen Haltung der Opposition als wahrscheinlich bezeichnet werden. « Das Reichskabinelt hat sich gestern nachmiltag u. a. mit der Frage beschäftigt, wie am 18. Januar die 60jährige Wieder kehr der Reichsgriinüung gefeiert werden soll. Wie wir hören, ist eine amtliche Feier geplant, die etwa denselben Charakter tragen soll, ivie die üblichen Bcrfassungsseiern am 11. August. Die Feier wird unter Teilnahme des Reichspräsidenten im Reichstage staitfinden. Vor Weihnachten dürfte nur noch eine weitere Kabinetts- sitzung stattsinden. deren Tagesordnung noch nicht feststeht. Ver mutlich wird Außenminister Tr. Curtius am Sonnabend eine Reise nach Oberschlesien antrcten. von der er noch vor Weih nachten zurückkehren wird. Im Januar werden der Kanzler und einige Mitglieder des Reichskabinetts und des preußischen Kabinetts nach de» gesamten deutschen Ostgebieten eine Rund reise unternehmen, um sich über die Verhältnisse der Grenz gebiete durch Augenschein zu unterrichte». Mehrere. Mitglieder des Reichskabinetts gedenken Berlin während der W e i h n a ch t s ta g e zu verlassen. Ter Außenminister wird von seinem Weihuachtsurlaub voraussicht lich am 10. Januar nach Berlin zurückkehren und daun wird noch eine Woche Zeit zur Vorbereitung der am 10. Januar be ginnenden Tagung des Bölkerbundsrates in Genf fein. Briand über seine FriedenspoMik Auch wir wollen Sicherheit! Paris, 13. Dezember. Auf dem Bankett des republika nischen Komitees für Handel und Industrie, das gestern abend' unter dem Vorsitz des Ministerpräsidenten Steeg stattfand, er griff auch Briand das Wort. Er beglückwünschte sich dazu, daß trotz aller Angriffe gegen ihn er heute eine Rechtfertigung er fahre, die ihn ermutige, die Politik, die er als ehrenhaft für Frankreich und als nützlich für Frankreichs Interessen erachte, weiter zu verfolgen. Trotz der lebhaften und verleumderische» Angriff«, denen er ausgesctzt werde, sei er sich darüber klar, daß die ungeheure Mehrheit des Landes mit ihm gehe. Fra» k- reich wünsche niemand anzugreifen, es iv 0 lle den Frie den. Aber trotz des brennendsten Friedcnswunsches müsse man alles tun, damit Frankreich niemals in seiner Existenz bedroht werde. Man müsse das Notwendige unternehmen, damit bei spielsweise in der A b r U st u n g s f r a ge die ehrlich gewillten Nationen nicht das Opfer der unehrlichen sein würden, damit auch der Völkerbund an moralischer und physischer Kraft zu nehme. In diesem Sinne habe er sich stets geäußert. Die erste Bedingung, das Friedcnswerk zum guten Ende zu führen be stehe darin, nicht fortwährende Befürchtungen haben zu müssen, und die notwendige Kraft zu besitzen, sich auch Gehör zu ver schaffen. In den verschiedenen Ministerien, denen er angchört habe, habe er stets die Aufmerksamkeit auf die N 0 t w e n d i g - keit einer starken Gre n z 0 rga n i sa t i 0 n gelenkt und darauf, daß es dem Heer an nichts fohlen dürfe. Man habe nach Sanktionen gefragt. Gewiß gebeeokeineSank- ti 0 nen. aber immerhin eine moralische Sanktion, und mora lische Sanktionen hätten bei den Völkern trotz allem einen Wert. Weil sie die moralische Kraft außer acht ließen, hätten die Führer eines großen Volkes dieses einem tragischen Schick sal entgegengesührt. Zum Schluß erklärte Briand: Wissenschaftler und Ge lehrte hätten daran gearbeitet, die Menschheit von allen mög lichen Krankheiten und Plagen, die man früher als unheilbar angesehen habe, zu befreien. Sollten sich die Völker nicht auch von dieser schrecklichen Pest, dein Krieg heilen können? Wenn er Zuschriften erhalte, aus denen ihm Haß und Mißgunst ent gegenklängen, prüfte er sich mit dem Bewußtsein, daß Millio nen französischer Müller sick ihm zuivendcn und sagen: Laßt nicht nach. laßt nicht nach! Er werde bis zum leisten Atemzug an seinem Werke arbeiten. Briand betont bei jeder Gelegenheit, daß Frankreich den Frieden wolle. Wie kommt cs dann, daß er, der sichtbare Ex ponent der französischen Friedenspolitik, so „lebhaften und ver leumderische» Angriffen" nusgesetz! ist? Daß Briand bei allem Friedenswillen für die Sicherheit seines Landes sorgen will, wird ihm niemand verübeln. Er und seine Freunde sollten dann aber auch der deutschen Regierung nicht verübeln, daß sic für Deutschlands Sicherheit sorgen will. Das bisherige Ergebnis der Abrüstungsberatungcn kann kein vernünftiger Mensch als Garantie sür Deutschlands Sicherheit ansehen — höchstens als das Gegenteil. Steegs Regierungserklärung Paris, 18. Dezember. Die Regierungserklärung, die Ministerpräsident Steeg heute nachmittag in der Kammer und Iustizminister Chöron in seiner Eigenschaft als stellvertre tender Ministerpräsident im Senat verlesen werden, wird dem Vernehmen nach ziemlich kurz sein. Das Kabinett wird darin zum Ausdruck bringen, daß es sich nicht als eine Kampsregie rung dem Parlament vorstelle, sondern als eine Regier u n g des Ausgleichs, die aus-Männern guten Willens bestehe. Die Finanzlage mrd die Wirtschaftskrise, sowie die nationale . Verteidigung würden die Hauptsorge der neue» Regierung bil den. Las Budget müsse rechtzeitig verabschiedet werden und auf jeden Fall ausgeglichen sein. Die Verwirklichung aller Maßnahmen, die für die Anwendung der einjährigen Dienst zeit vorgesehen seien, würde dringend und eitergisch betrieben werden. Frankreich habe bereits viele Beweise sür seinen Geist internationaler Eintracht gegeben nnd werde der Friedenspoli tik weiterhin treu bleiben. Die Regierung wünsche auch innen politisch zur Beruhigung der Geister beizutragen, die die Rich tung der fundamentalen Gesetze der Republik wünschten. Gleichzeitig mit der Gewissensfreiheit wolle sie aber auch die Rechte des Staates wahrnehmen. Die Regierungserklärung tritt schließlich für die Politik steuerlicher Gerechtigkeit und demokratischer und sozialer Reformen ein. MlilörpolUche Lage Italiens Von K. v. Oertzen. Oberst a. D. Italien hat nur eine verhältnismäßig kurze trockene Landgrenze. Die Küsten der Halbinsel sind weitaus länger. Die Landgrenze verläuft im wesentlichen auf dem Hochgebirge, über das nur wenige Pässe führen. Diese Pässe haben in der Kriegsgeschichte von alters her eine große Rolle gespielt. Wir erinnern an die berühmten Alpenübcrgänge Hannibals (wahrscheinlich über den klei nen St. Bernhard), an den Uebergang Suwarows über den St. Gotthard, an den Uebergang Napoleons über den Großen St. Bernhard. Weiter östlich hat die Straße über den Brenner im Laufe der Jahrhunderte unzählige Heer- züge nord- und südwärts gesehen. Am schwierigsten sind die Verbindungen aus der Po-Ebene nach dem Balkan. Caesar mußte, um des Pompejus Herr zu werden, sein Heer über das Ädriatische Meer setzen, obwohl der Gegner die Seeherrschaft besaß. Heute werden im Westen die Pässe von Frankreich be» herrscht, im Osten haben die Jugoslawen an ihrer Grenze mit Italien eine starke Stellung gewonnen und ausgebaut. Früher zogen Heere von nur wenigen zehntausend Mann über die Gebirge. Aus dem letzten Kriege wissen wir, daß neuzeitliche Technik gestattet, auch das Hochgebirge im Stellungskriege zu verteidigen. Aber durchgreifende Operationen sind doch an die Pässe gebunden: nur von ihnen aus sind sie in Gang zu bringen. Frankreich besitzt von den Seealpen den bedeutend breiteren Streifen. Die Franzosen brauchen nur den Rand des Gebirges von etwa 40 Kilometer Tiefe zu durchstoßen, um in die Po-Ebene zu gelangen: die Italiener müssen erst ein Gebirgsmassio von rund 120 Kilometer überwinden, ehe sie in das Rhonetal herabsteigen können. Frankreich hat außerdem seine Gren zen durch ein starkes, wohlgegliedertes Bcfestigungssystem geschützt, das dauernd unter Aufwand großer Mittel ver stärkt wird. Italien versügt an dieser Grenze nur über 12 schwache Forts, hat allerdings anch mit der Moderni sierung der Grenzbefestigung begonnen. Die Ungunst der militärgeographischen Lage Italiens wird noch durch die zahlenmäßige Unterlegenheit der italienischen Armee vermehrt. Im Frieden unterhalt Italien ein Heer von rund 300 000 Mann: während Frank reich 650 000, Jugoslawien 134 000 Mann unter den Waffen hält. Die Einwohnerzahl Frankreichs nnd Italiens ist zwar ungefähr gleich: sie beträgt etwa 40 Millionen. Italien ist aber finanziell nicht in der Lage, seine Bolks- kraft sür die Landesverteidigung ebenso auszunutzen, wie Frankreich. Noch erheblicher ist der Unterschied in der Be waffnung. Frankreichs Heer verfügt im Frieden über 37 000 Maschinengewehre (Italien über 4300). über 1174 schwere Geschütze (Italien über 650), über 2800 Tanks (Italien über 180): die Zahl der Feldgeschütze ist ziemlich gleich. Was für den Kriegsfall in den Arsenalen ruht, weiß man nicht: darüber dringt trotz der im Artikel 8 der Völkerbundsakte fcstgeleglen bindenden Verpflichtung nichts in die Oeffentlichkeit. Bei der Eigenart dersttalienisthen Landesgrenzen muß mit der Möglichkeit gerechnet werden, daß im Gebirgs- krieg keine rasche Entscheidung fällt. Umgebungen durch die angrenzenden Länder, also durch die Schweiz, Deiusch- land und Oesterreich, um zu einer rascheren Entscheidung zu gelangen, wären nur mit deren Zustimmung möglich: sind also höchst unwahrscheinlich. Damit gewinnt der See-, Luft- und Wirtschaftskrieg eine besondere Bedeutung. Frankreich besitzt eine starke maritime Ueberlegenheit. Im westlichen Mittelmeer beherrscht es die See: im östlichen Mittelmeer wird vielleicht Italien die hohe See behaupten können, zumal dann, wenn es auf die Unterstützung von Griechenland und der Türkei rechnen kann. Dalmaiien würde Italien bald anheimsallen: damit wäre aber strategisch noch nichts erreicht. Die appeninische Halbinsel könnte im Falle eines Kriegsausbruchs nickt mir Sicher heit auf regelmäßige überseeische Zufuhr rechnen. Nur die Bahnen aus dem neutralen Ausland würden einen Teil des Bedarfs der italienischen Voltswinschan ungehindert heransühren können. Anch luststrategisch ist Italien im Nachteil. Zwar verfügt es über eine vorrüglicd ausgebil dete Luftflotte mit ausgezeichnetem Material. Manche Sachverständige halten die italienische Luslwasse der fran zösischen überlegen. Aber Italien kann mit ihr das Zentrum des französischen Widerstandes nicht erreichen. In Südfrankreich fänden die italienischen Flieger nur in Marseille »nd Lyon lohnende Angriffsziele. Ihre fran zösischen Gegner können die in Oberitalicn massierten (wenigstens zur Zeit noch massierten) Stätten des italieni schen Eewerbefleißes unschwer erreichen. Rom liegt im Bereiche der in Korsika, Süditalien und Sizilien im Be. reiche der in Tunis stationierten französischen Flug, geschwader. Frankreichs Heer ist dem italienischen nicht nur «l