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Notizen Ueber tausend Bibeln werden Tag für Tag von den eng lischen Bibelgesellschaften als Weihnachtsgeschenke verkauft. Dieser Verkauf übertrifft noch die Ziffern der vor angegangenen Jahre. Der Gesamtabsatz des begehrtesten Buches der Welt wird in diesem Jahre die Rekordhöhe von 48 Millionen Exemplaren erreichen, das sind 8 Millionen mehr als im ver gangenen Jahr und 13 Millionen mehr als der Absatz im Jahre 1928. Wie die englischen Zeitungen berechnen, entfallen von den Büchern, die zu Weihnachten gekauft werden, 160 Bibeln auf je ISO Exemplare der Werke Shakespeares oder anderer be vorzugter Genschenkbücher. Diese Art. das Christentum zu verbreiten, erscheint uns ein wenig äußerlich. Tätige christliche Liebe ist bei weitein ein besseres Werbemittel für die Sache Christi als Schiffsladungen voll des Buches der Bücher in allen möglichen Sprachen. Wenn man die Bewegung unter den farbigen Völkern während der letzten Jahre verfolgt hat. mutz man es bezweifeln, daß sie sich allein durch die Ausfuhr von Bibeln über den unchristlichen Charakter der Politik fast aller Kolonialstaaten hinwcgtäuschen lassen. Statt Bibeln sollte Europa lieber etwas mehr praktisches Christentum exportieren. Aber das ist ein Artikel, an dem es selbst Mangel leidet. Von dem Säuglings st erben ln Lübeck hat man lange nichts mehr gehört. Nunmehr erfährt man so ganz neben bei, datz das Reichsgesundheitsamt sich am 12. und 13. De zember mit der Frage befaßt hat. Man ist auf Grund der Gut achten von Oberregierungsrat Prof. Dr. Ludwig Lange, Prof. Neufeld-Berlin und Dr. Kirchner-Hamburg zu dem Ergebnis gekommen, daß die Lübecker Erkrankungen und Todesfälle von Säuglingen nicht auf das Calmetteschc Verfahren als solches zurückzuführen seien und daß der Annahme, daß in Lübeck die Beimengung der virulenten Tuberkelbazillen zu den Calmette- schen Kulturen auf ein unerkanntes Versehen beim Arbeiten zurückzuführen sei, die größte Wahrscheinlichkeit zu komme. Der Reichsgesundheitsrat hält an seiner im Jahre 1927 gefaßten Entschließung fest, wonach von einer allgemeinen An wendung einer Tuberkulose Schutzbehandlung, namentlich, wen» dabei lebende Bazillen verwendet werden, zunächst abgcraten sei. Um ähnliche Vorkommnisse wie in Lübeck in Zukunft zu verhüten, hält der Reichsgesundheitsrat eine Verschärfung der gesetzlichen Vorschriften über Herstellung, Abgabe und Anwen dung von Impfstoffen aller Art für erforderlich. Es wurde eine Kommission eingesetzt mit dem Auftrags, dem Reichsgesundheits rat baldigst entsprechende Vorschläge zu unterbreiten. Unerkanntes Versehen? Die Oeffentlichkeit möchte doch wohl wissen, wer für ein solches Versehen verantwortlich ist. Oder gibt es bei der Anwendung eines solchen Verfahrens, bei dem Menschenleben auf dem Spiel stehen, keine Verantwort lichen? * Der deutsche Name des neuen französischen Minister präsidenten Steeg läßt auf deutsche, vielleicht clsässischs Her kunft schließen sobwohl Steeg in Libournc, Gironde, geboren worden ist), ähnlich wie der Name Wcygand, dessen Träger an Stelle des Marschalls Pckain zum Vorsitzenden des Obersten französischen Heeresrates ernannt werden wird. Wcygand hat nüt Fach die glänzendste Mililärlausbahn hinter sich, die man sich in Frankreich denken kann. Weygand, der am 12. Januar 1867 in Brüssel geboren ist, ist Schüler von Saint Cyr und Kavalle rist. Von ihm wird die Geschichte melden, daß er 1920 die Polen von dem Bolschewistcneinfall errettet hat. — Die beiden Män ner mit den deutschklingenden Namen stehen in Frankreich an erster Stelle: es wird niemand einfallen, sie noch als Deutsche zu betrachten. Es ist nur gut, in einer Zeit des verstiegenen Nationalismus daran zu erinnern, daß man Francois oder Vau- goin heißen und doch ein guter Deutscher oder Oesterreicher sein und daß man Steeg oder Wcygand heißen und doch ein Erz franzose sein kann. » Wir lesen in der K. V.: Daß es in der Freimaurerei Deutsch lands recht bedenklich zugeht, in allem, was die „Bruderliebe" betrifft, weiß man bereits seit längerer Zeit. Als Ludendorff in einer Generaloffensioe die deutsche Freimaurerei bekämpfte, hatte sich auf kurze Zeit Waffenstillstand unter den Logen ein gestellt, dann aber bekämpften sich die verschiedenen Systeme wieder nach allen Regeln der Kunst. Nun haben acht deutsche Großlogen einen geharnischten Protest gegen die vom obersten R:le dr-> sckottischen Ritus für Deutschland geschaffene „Sym bolische Cckog: me von Deutschland" losgclassen und dazu die Tagespresse benuizt. Es ist dies gewiß ein außergewöhnlicher Vorgang, denn sonst umhüllen sich alle Vorgänge in den Logen mit einem dichten, geheimnisvollen Schleier. Dieser wird nur so weit gelüftet, als es den Logenbrüdern in die Rechnung paßt. „Deutsche Literatur" Dieses großzügige Unternehmen des Verlags Philipp Rcclam in Leipzig, über das wir in diesen Spalten schon wie derholt berichtet haben, wird trotz der Ungunst der Zeitverhält nisse folgerichtig ausgebaut. In Sammelbänden, die in sich ab geschlossen sind (geh. je 7,50 M.) wird hier ein ausgezeichnetes Ouellcnmaterial aus der Entwickelung der deutschen Literatur geboten. Um einen interessanten Band ist die Reihe „Politische Dich tung" bereichert worden: „Dem neuen Reich entgegen" ( 1850 — 1871 )". Der Band, dessen Material Helene Adolf. Wien, bearbeitet hat, umfaßt die zwei Jahrzehnte, in denen sich vollendet, was schon der folgenden Generation als Selbstver ständlichkeit erscheint: die Einigung Deutschlands und Italiens, der Konstitutionalismus in Deutschland und Oesterreich, die Gründung der Sozialdemokratie. Noch lastet die Enttäuschung über die mißlungene Erhebung auf den Menschen, aber schon wird, zunächst gehaßt und befehdet, die wuchtige Gestalt Bis marcks hinter den Ereignissen sichtbar, der die Nation in drei großen Kriegen ihrer glänzendsten Machtcntsaltung cntgegen- führt. Dichter aller Parteilager und Kunstrichtungen (Geibel und Herwegh. Storni und Groth, Grillparzer und Hamerling, Heb bel und Wagner) nehmen zu den nationalen, sozialen, metaphy sischen Streitfragen Stellung, so daß aus der Zusammenfassung aller Stimmen sich ein Bild jener Zeit ergibt, in der die Wur zeln der heutigen liegen. In der Reihe „Aufklärung" erscheint als Band 2 „Das Weltbild der deutschen Aufklärung", heraus gegeben von Prof. Dr. F. Brüggemann. Dieser Band führt Pro ben aus dem Schrifttum der Männer vor, deren Hauptwirkung in die Jahre 1710—40 fällt (während der 1. Band „Aus der Frühzeit der Aufklärung" die Generation von 1660—1710 be handelt). Als bedeutendste Persönlichkeit dieses Zeitraums be herrscht der Philosoph Christian Wolfs diesen Band. Von Wolfs bringt der Band ferner seine berühmte Rektoratsrede „Von der Sittenlehre der Chinesen" aus dem Jahre 1721, die seinen Sturz «nd leine langjährige Verbannung aus Preußen zur Folge hatte. Desettlgke Steuerhörke Auftvefiungssteuer-Erlaß für unbenutzte Gewerberäume sN.) In Ziffer 3 der Verordnung vom 19. Juni 1926 hat das sächsische Finanzministerium auf Grund von 8 30 des Auf. wcrtungssteuergesetzes angeordnet, daß für gewerblich genutzte Räume, die infolge Stillegung oder Einschränkung des Betriebes länger als einen Monat nicht benutzt werden, die Aufwertungs- stcuer ganz oder teilweise zu stunden oder zu erlassen ist. Wxnn auch entsprechend der ausdrücklichen Anweisung des Finanz. Ministeriums diese Fälle bisher schon von den Steuerbehörden wohlwollend behandelt worden sind, hat sich doch ergeben, daß die getroffene Regelung der gegenwärtigen, besonders ungiinsti. gen Wirtschaftslage der Wirtsä-aft nicht ausreichend gerecht wird. Infolgedessen wird jetzt vom Finanzministerium bestimmt, daß eine besondere Härte im Sinne von 8 30 des Aufwertungs- steuergesehes regelmäßig In der Einziehung der Ausivertungs- steuer für gewerbliche Räume schon dann zu erblicken ist, nenn sie infolge Einstellung oder Einschränkung des Betriebes nicht benutzt werden. Hierbei sind Räume, die infolge einer Um» stellung des Betriebs nicht mehr benutzt werde», den in- folge Einstellnng oder Einschränkung des Betriebs unbenutzt bleibenden Räumen gleichzuachten. Die Aufweclungsstever ist mithin für derartige Räume künftig auf Antrag in der Regel, wenn die bezcichneten Voraussetzungen zutreffe", ohne iveitcres zu erlassen, ohne daß es einer Erörterung der allgemeinen wirtschaftlichen Verhältnisse des Antragstellers bedarf. Zweitels, fälle sind dem Finanzministerium auf dem Dienstwege über dir Steuerdirektion vorzulegen. Errichtung eines staatlichen Wirtschaftsstockes Der Nechtsausschuß des Landtags besatzte sich am Milt« wochnochmittag zunächst mit der Vorlage über die Errichtung eines staatlichen Wirtschaftsstocks, über die kürzlich im Landtag ausführlich gesprochen worden ist. Nach verhältnismäßig kurzer Aussprache nahm der Ausschuß die Vorlage mit einigen wenigen Acnderungen, die hauptsächlich formaler Natur sind. an. Da gegen stimmten die Kommunisten, während sich die SPD. der Stimme enthielt. Dann beriet der Ausschuß die Vorlage über den Vertrag mit dem Reich über die Eigentumsverhältnisse an den ehemaligen sächsischen Heeresgrundstücken. Verschiedene Parteien richteten an die Negierung Fragen. Die Beratung wurde schließlich vertagt, weil die Regierung die Begründung der Vorlage in einigen Punkten noch ergänzen will. Zum Schluß befaßte sich der Ausschuß mit zwei Anträgen aus Auf. Hebung der Immunität der Abgeordneten Dr. Bennecke sNatsoz.) und Renner (KPD.): beide Anträge wurden abgelehm Die Wiener Freimaurerzeitung erhebt gegen das Vorgehen der deutsclzen Grotzlogen scharfen Protest, meint, datz solche Ver öffentlichungen nicht in die profane Tagespreise gehören und nennt die Erklärung der deutschen Großlogen höchst unglücklich Zurückzuführen ist der jetzige Streit auf die Spaltung im Frei maurerbunde „Zur ausgehenden Sonne" in Hamburg, von dem sich etiva 600 Mitglieder abgetrennt haben. Diese Absplitterung haben größere Logen in vollem Umfange mitgemacht, und acht davon haben sich zur neuen „Symbolischen Großloge" zusam mengeschlossen, die sich an die Wiener Großloge anlehnt. Der Bruderstreit in der deutschen Freimaurerei ist gewiß außerordentlich interessant, doch darf man sich vom katholischen Standpunkt aus nicht allzu viel versprechen. In einem Punkte sind alle Logen der verschiedenen Richtungen einig — im Hasse gegen alles Katholische. In einer Rede in Leoben hat sich der Heimwehrführer Starheinberg scharf gegen die Nationalsozia list e n ausgesprochen. Er teilte mit, es sei wahr, daß die Heim wehr mit den Nationalsozialisten über eine Wahlgemeinschaft verhandelt habe. Diese Berhandlungen hätten sich aber wegen des Größenwahnsinns der österreichischen Führer der national sozialistischen Bewegung zerschlagen, die nicht nur jedes zweite der eroberten Mandate für sich beansprucht, sondern auch die Unterstellung der österreichischen Heiwwehrbewegung unter die politische Führung Deutschlands, d. h. wohl unter die Führung Adolf Hitlers, verlangt hätten. Starhembeeg schloß mit folgen den Worten: „Die Nationalsozialisten haben in Oesterreich war dort Erfolge erzielt, wo ihnen durch die Heimwehrbewegung der Boden bereitet worden ist. Wer es ehrlich meint, möge das braune Hemd ablegen und die Windjacke anziehcn. Dian baut einen neuen Staat nicht damit auf, daß man in den Straßen gröhlt: „Deutschland er wache" und die Wände mit Hakenkreuzen beschmiert. Wir müssen unsere Zukunft durch ernste und verantwortungs bewußte Arbeit aufbauen." l.eiprig un«I Umgebung Wasser-preis-Erhöhung abgelehni Leipzig, 18. Dezember. Vor Eintritt in die Tagesordnung der gestrigen Sitzung begrüßte Stadtoerordnetenvorsteher Enke den neugewahiten Bürgermeister Dr. Löser. In seiner Ant wort gab Dr. Löser das Versprechen ab. zum Besten der Stadt wirken zu wollen. In der dann anschließenden gemeinsamen Sitzung des Rates und der Stadtverordneten gelangte auf dem Wege über das Einigungsverfahren nachmals die Ratsvorlage über die W a s s c r p r c i se r h ö h u n g zur Beratung. Nach dem Bericht des Stadtbaurates zur Nieden wies der Sprecher der Bürgervorsteher, Stadtverordneter Rollig, nochmals dar auf hin, daß die Erhöhung für den Hausbesitz nichts anderes all eine neue steuerliche Belastung bedeute. Die Erhöhung des Wasserpreises werde die Bürgersraktion ablehnen, dagegen aber der Erhöhung der Zählcrmiete trotz großer Bedenken zuslimmen. Oberbürgermeister Dr. Goerdelcr antwortete auf die ver schiedenen Vorschläge, die zur Herbeischasfung der Teckungsmib tel von seiten einiger Stadtverordneter gemacht worden sind E> wies darauf hin, daß ein Eingriff in die Substanz zurzeit nicht möglich sei, da an veräußerlichen Werten nichts vorhanden sei. Von der Umwandlung der Städtischen Werke in gemischlwirt- schaflliche Unternehmungen sei zu warnen Es müsse auf der einen Seite sehr gespart werden nnd aus der anderen Seite müsse man in Zukunft bestrebt sein, die Sanierung durch eine Aenderung der E r w e r b s l o s e n f ü r s o r g e Herbeizu führen. Er bat nochmals dringend, die Vorlage anzunchmen Nach längerer Aussprache wurde dann in der Abstimmung die Erhöhung des Wasserpreises gegen die Stimmen der Sozial demokraten und der Staatspartei abgeIehnt Die Erhöhung der Zählermieten wurde ebenfalls abgelehnt, und zwar gegen die Stimmen der bürgerlichen Fraktion und der B'iksoartei. Im weiteren Verlauf der Sitzung kam es zur Wahl des Stadtbaurats für das Hochbauamt. Bekanntlich war bereits vor einiger Zeit die Wahlzeit des bisherigen Stadtöaurat-s Ritter abgelaufen. In der Stichwahl entfielen aus Dr. Wolf, Hinden- bürg, 31 Stimmen, auf Stadtbaurat Ritter 24: somit ist Dr Wolf, Hindenburg, auf sechs Jahre gewählt. — Vor der Abstim mung in der Stichwahl kam es zu einer scharfen Auseinander setzung zwischen dem Stadtverordneten Dr. Wallner und den Sozialdemokraten, in deren Verfolg Dr. Wallner vom Präsidium auf zwei Sitzungen ausgeschlossen wurde ) Der verhängnisvolle Messerstich. Der wegen Körper» Verletzung mit Tooesfolge angeklagte Ohermelker Dominikus Knötzingcr wurde vom Leipziger Schwurgericht auf Grund 8 53 StGB. (Notwehr) freigesprochcn: der Staatsanwalt hatte ein Jahr Gefängnis beantragt. — Wie erinnerlich, hatte Kuotzin« ger am Erntedankfest den Melker Robert Men er durch einen Messerstich in den Oberschenkel verletzt, an dessen Folgen Meyer im Krankenhaus starb. ) Die Goldstückche» für den Dieb aufgehoben. In einer der letzten Nächte wurde ein dreister Einbruch in ein Grund- stück in der Altstadt Borna ausgelührl. Mil Nachschlüsseln war der Dieb in das Grundstück eingedrungen, wo er unter Gebrauch eines Brecheisens mehrere Kommoden und Schränke erbrach. Dem Eindringling fielen Geldbeträge in Höhe von zu. sammcn 250 RM. in die Hände, darunter auch mehrere Gold, i stricke im Werte von zuso.mmcn 90 RM. Als Wolsfs einflußreichster Schüler kommt Gottsched mit Stük- Ken aus seiner „Weltweisheit" aus den dreißiger Jahren zu Wort, durch die die Wolsfilche Philosophie die stärkste Verbrei tung erfahren hat. Den Ernst und die Weicht der Probleme jener Generation führen die Gedichte metaphysischen Inhalts von Albrecht von Haller vor Augen, mit denen der Band einen glück lichen Abschluß findet. Als erster Band der Reihe „Reformation" erscheint eine Auswahl aus den Schriften Luthers unter dem Titel „(6 rund - züge evangelischer L e b e n s f o r m u n g". Die Auswahl hat Prof. DDr. Arnold S. Berger besorgt. Lyrik in dieser „Heimat, Volk, Vaterland" nennt sich ein Hcfl Gedichte, das der Reichsverband der katholischen Arbeitervereine herausgibt (Sammlung „Volk aus der Tiefe", Werksugend Ver lag, Köln, geh. 0,60 M.>. Arbeiter sprechen hier in schlichten Worten: von ihrer Liebe zur Heimat, von der kargen Freude ihrer Berufsarbeit, von dem Bnlksstaat, den sie bejahen. Worte positiven Aufbauwillen-s sind es, die hier gesprochen werden. Männer wie Karl Brögcr, Heinrich Lersch. Christoph Wieprecht, Gerrit Engelke kommen hier zu Wort. Ein frisches Buch, aus dem man Mut nnd Hoffnung schöpfen kann. — Die genau ent gegengesetzte Gestaltung proletarischer Lyrik zeigt die „S tiinmc ausdem Lcunawcr k" von WalIcrBaue r. Bauer ist Kommunist, er schreibt von dem ansgcben'clen „pro letarischen Hiob" der Gegenwart und kündet als Evangelium der Erlösung die Lehre von der internationalen Solidarität der unterdrückten Klasse und von der kommenden Wclircvolution In Versen, die auch in ihrer Form keineswegs irgendwie über zeugend sind. Von dieser Welt des Ringens um die Seele des Arbeiteis findet sich bezeichnenderweise in dem Buche von Fron z S ch a u w e ck c r „Der Spiegel" kein Hauch. lFcundsbcrg Verlag, Berlin, geb. 2,90 M.). Schauwecker, der ein paar brauch bare Bücher über den Krieg hciausgegcben hat und a>s typischer Vertreter eines kriegsbejahenden Nationalismus geilen dmi, baut für sich eine Welt der Schönheit aus, in der cs keine sozio len Probleme gibt. Bezeichnend für viele Menschen seines Typs! — Das gleiche gilt von den ,,G »dichte n" von Friedrich Gundolf (Georg Bondi, Berlin: brosch 3,50 M.j. dem be kannten Schüler Stefan Georges. Gundolss Verse, bisher nur in den „Blättern für die Kunst" erschienen, werden jetzt der Oeffentlichkeit zugänglich gemacht. Sie zeigen ein starkes Form talent, dessen ordnender Wille ein starkes Temperament im Zaume hält. So sind wenigstens einige Gedichte in diesem Bande als Kostbarkeiten zu bezeichnen, die zu werten man schon einen sehr hohen Maßslab anlegen muß e Vorweihr,achtszauber Heimlichkeit umschlingt die Geheimnisse der Bo »Nest ln ge. Liebe legt sich wärmend. lösend über das All D-e Selig keit des Gebens hebt die Herzen über Sehnsucht und Eigennutz. Ueberkört nicht das liebliche, Menschen zu Menschen führende Klingen! Laßt euch den Z a u b e r d e r B o r s e st t a g e nicht er sticken von der Freudlosigkeit eiskalten Verstandesklügelnsl Werdet alle hoffende, sehnende, glückliche Kinder mit den Kin dern: Dann begreift ihr den heiligen Wert des Weihnachtsseslcs und öffnet weit die Herzen dem heilbringenden Weltenerlöser O. raubt den Kleinen nicht ihr Christi ags» glück! Das kalte, berechnende Leben zerschlägt frühe genug mit harter Faust ihre Träume. Ocffnet weit des Herzens Pfor. len dem Ahnen, dem Glauben der Kleinen Bald kommt ja das Christkind, und seine Englein ftügeln jetzt schon über Stadt und Dorf, lugen in die Stübchen, kommen zur stillen Nachtzeit und schassen Weihnachtsgaben. Der müde von der Arbeit heimkeh rende Vater hat schon das Christkindlein gesprochen. Doch viel leicht vergoß er manchen Kinderwunsch. Besser, man schreibt leibst einen Brief ans Christkind. Weihnachlsverse und Weih- uochkslieder werden wach: Weihnachtsmärchen durchflirrcn die Kinderstube wie farbenfrohe Schmetterlinge die lenzenden Ge filde. ... Lenz der Herzen: W e i h n a ch t s f e st! Robert Hillmann.