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MMWMMWWM Nummer 212 — 29. Jahrgang Erscheint «mal wvchtl. mit Illustr. SratlSVctlagen »Heimat un» pell' und der Kinderbellage .Frohmut', sowie den Texibeilagei» ,Et.Benno-BIatt', »Unterhallling und Wissen', »Die Welt de» Frau', .Aerztiicher Ratgeber'. »Da» gute Buch'. .Filmrund» schau'. Monatlicher Bezugspreis 2 ^ einschi. Besiellgeld. Einzelnummer IO ^, Sonnabend- u. Sonntagnummer itO HauptschrtsUeiter: Dr. <S. AieSczt,», Dresden. Volts Stilii« Sonnabend» 13. September 193V iverlagSort, DreSdt» .reif«: Die Igelpatlene pelltzcile KO 4. Familie,st 'ellengeiuche SO Die petttiekiamezeilc. 8!> MN» r «»zeigen ausjerhalb de« Berbreilungsgebietc» ^cNam ezciie I .ItO-ir. Vriesgeb.kll H. Im Fall» ritscht jede Verpflichtung ans Lieferung sowt« Vqen - Aultrügen u. Leistung v. Schadenersatz. .Dell: grau« Buugartz. LieSdeir. V»schltstSft«lle, Druik ».Verlag 1 »ernianta. A^». mr Verlag »nd Drurkerrt,Filiale Dresden, DrrSden.il. 1. Polierstrahel?. Fern rns 21012. Postscheckloiiw Dresden »70L Banlilvnto! «tadtbauk Dresden Rr. «i?1» Für christliche Polilik und Kultur Redaktion der Titchsischen VollSzettuua DreSdeiEtstadt I. Polierstrahc N. Fernruf 2MU und rivIL Der Vorslotz Ken-ersons »»Ohne Abrüstung sind die Friedensverträge und die Völkerbundssatzung nicht erfüllt" Gens» 12. September. Der englische Außenminister Henderson hat In der gestrigen Nachmittagssitzung der Völkerbundsversainmlung eine aussehenerregende Rede gehalten. Henderson forderte in unge wöhnlich scharfen Worte,, die Erfüllung der in den Friedens vertrügen niedergelegten Abrüstungsbestimmungen. — Ein leitend gedachte Henderson in ehrenden Worten Stresemcinns, Baisours und Nansens. Zur Abrüstungsfrage führte Henderson dann aus. nach der Auffassung der englische,, Regierung seien Sicherheit und » Abrüstung eng verbunden. 'Nichts könne die Völker stärker vor dem Ausbruch eines neuen Krieges schützen, als ein allgemeines Abrüstungsabkommen. Die Sicherheit sei undenkbar» solange das gegenwärtige Wettrüsten andauere. Das ganze englische Voll, sei sich darüber einig, die Maschi nerie des Völkerbundes in der Sicherheitssrage nur dann weiter auszubaue», wenn die Abrüstung aufhöre, eine leere Phrase zu sein, und endlich Wirklichkeit werde. Auf diesem Grundsatz werde die künftige englische Politik aufgebaut sein. Von allen Massnahmen für die Sicherheit sei die 'Abrüstung bei weilen, die wirksamste. Die Ziele des Völkerbundes würden niemals erreicht, wenn nicht die Mächte sich entschlössen, auf Grund eines iiiteruaiionalen Abkommens zur allgemeinen Abrüstung zu schreiten. Die Schöpfer des Völkerbundsvertrciges hätten niemals an eine internationale Zusammenarbeit ge glaubt, wenn die naiionalei, Rüstungen bestehen blieben. Des halb sei in Artikel 8 des Vülkcrbnndsvertrages die Verpflich tung zu einer allgemeine,, Herabsetzung und Beschränkung der nationalen Rüstungen ausgenommen worden. Schon elf Fahre werde die Abrllstungsfrage ohne Fort schritte behandelt. Jetzt sei der Augenblick gekommen, endlich zu Handel». Die Abrüstungsbeslimmungen des V ö I k c r b ,1 n d sv e r t ra - e s bildelc» eine» Teil der Friedcnsverträge. Jede Regierung j durch diese Verpflichtungen gebunden. In den Verhand- , ^Zungen im Jahre t!U9 sei diese Verpflichtung ausdrücklich ^ ^Avieder fcstgelegt und feierlich sodann von neuem in der Cchluß- ^ akt« des Locarnoverlrages bestätigt worden. Vor zwei Fahren ^ habe die Bölkerbundsoersammlung feierlich festgestellt, das, der s gegenwärtige Stand der Sicherheit de» Abschluß eines allgemei nen Abrüslungsabkommcns erlaube. Die Völker begännen an Treu und Glauben der Regierungen zu ziveiseln. Die Lon doner Flottei,Konferenz sei ziveisellos ein Erfolg auf dem Wege zur Abrüstung. England habe sich in den, Londoner Abkommen endgüllig verpflichtet, die Schlachtschiffe um 2ö u. H. zu ver mindern und bis t!>M neue Schlachtschiffe nicht zu bauen. Eng land hvsse, daß beim Zusammentritt der Weltabrüstungskon ferenz weitere wesentliche Herabsetzungen der englischen See- streitkrüste erreicht sein würden. Die Herabsetzung der Rüstungen einzelner Mächte sei keine Erfüllung der internationalen Ahrüstiingsverpslichlungen. Nur wenn ein allgemeines Abrüstungsabkommen für die Land-, See- und Luslstreitkräste abgeschlossen sei, könnten die Frie densverträge als erfüllt angesehen werden. Nur dann werde der Friede Europas gesichert sein. England erwarte, daß der Abrüstungsausschuß zu einem praktischen Ergebnis gelangen werde, daß die Regierungen ihren Vertretern Anweisungen geben würde», die einen Erfolg der Abrüstungsoerhandlungen sicherten. England erwarte ferner die Einberufung der Welt- abrüstttngslionscrenz zum Fahre 1981. Es betrachte die Abrüstungsfrage als die lebenswichtigste und dringendste von allen ooiitische» Fragen, die jetzt erörtert würde». Die Regierungen hätten die Pflicht, de» nächsten Krieg 1, n m ö g l i ch z u in a ch e n . der noch schrecklicher sein würde als der letzt«. Die englische Regierung ruse deshalb alle in Gens vertretenen Regierungen auf. ihre Kräfte gemeinsam zur Erreichung des Zieles emzusetzen, für das der Völkerbund geschaffen worden sei. Dieser Kritik und diesen Forderungen des englischen Außenministers wtrg man in Deutschland aus vollem Herzen z n st i m m e n. Fn der Tat ist ja das in de» Friedens- verttägen enthaltene Versprechen der allgenieine» Abrüllung bis heule nicht erfüllt. Das wichtigste Hindernis auf den, Wege zur Abrüstung ist der Widerstand Frankreichs, das nach wie vor sein Heer als den wichtigsten Faktor seiner Sicherheit betrachtet. Henüersons Rede ist also nicht mehr und nicht weniger als eine Drohung a» Frankreich, daß England die französische Sicherhoilspolitik nicht inehr „ule,stützen wird, wenn Frankreich seine Haltung in der Abrüstungsfrage nicht ändert. Ob diese Drohung etwas fruchten wird? Nach den bisherige» Erfahrungen ,nächte man daran ziveiseln. Polens Grenzpvlilik Wie die -eukschen Grundbesitze im Korridor enteigne! werden London, 12. September. „Manchester Guardian" veröffentlicht an hervor-' ragender Stelle ein in den Besitz des Blattes gelangtes politi- tisches Geheimdokument, das. wie das Blatt heroorhebt, die von der deutschen Minderheit in Polen an den Völkerbund gc- l richtete Beschwerde rechtfertigt, daß die polnischen Behörden in > der Anwendung des Agrarresormgesetzcs durch politische und I , , Rassenerwägungen becinflutzt werden und gegen die deutschen o Landbesitzer diskriminieren. In dem vom „Manchester Guar dian" veröffentlichten streng vertraulichen Schreiben des W 0 iw 0 den Lam 0 t von Pommerellen an den Präsidenten des Bezirkslandamtes in Graudenz wird dieser angewiesen, wie er bei der Enteignung großer Güter in den verschiedenen Grenzgebiete» in, Fahre 1980 Vorgehen soll. „Manchester Guardian" weist darauf hin, daß aus dem Schreiben hervorgeht, daß das Bezirkslandanil einen P l a n derEnteignungim Interesse der Agrarreform allein ent worfen hatte, daß die Sicherhettsbehörden damit jedoch nicht zufrieden waren, und eine Revision des Planes verlangt hat ten, damit er als Waffe gegen die deutsche Minderheit verwandt werden kan». Das Blatt kommt zu dein Schluß, daß das Schreiben end gültig beweist, daß die polnische La » dref 0 rm ganz und gar auf Grund politischer und militärischer Erwägungen erlas sen worden sei. Es sei bemerkenswert, eine wie große Rolle besonders strategische Erwägungen bei der Bildung der Agrar politik spielten. „Manchester Guardian" weist ferner darauf hin, daß die polnische Regierung in ihren Antworten auf die Petitionen der deutschen Minderheit stets betont habe, daß sich die polnischen Behörden bei der Anwendung des in Frage kommenden Ge setzes nur durch wirtschostliche Erwägungen leiten ließe» und daß deutsche und polnische Landbesitzer gleichmäßig behandelt würden. Das Blatt betont, daß jede Diskriminierung gegen die deutsche Minderheit eine Verletzung des von Polen Unterzeich neten Vertrage» sei, der die Rechte der 'Minderheiten uitter die Gorantie des Völkerbnndsrntes stellt. „Manchester Guardian" bemerkt, das amtliche pvlnische Dokument komme i» einem ge eigneten Augenblick. Es wird, so erklärt das Blatt, in Zukunft schwierig sein, die polnischen Beteuerungen, dnß die Agrar reform unparteiisch durchgeführt wird, hinzunelnnen. Hier ist eine Angelegenheit, die zu untersuchen der Völkerbundsrat nicht nur das Recht, sondern auch die Pflicht hat. Sp one iür Po'en Leipzig. 12. September. Fm Spia u a g epr 0 z e ß K a - pietz verkündete der Vorsitzende des vierten Strafsenats fol gendes Urteil: Der Polizeimeister Josef Kopietz aus Gleiwitz und der Markscheider Sekretär Georg Tropper aus Gleiwitz werde» wegen gemeinschaftlichen fortgesetzten Verbrechens,»ach ^ 1 des Reichsgesetzes, wegen des Verrats militärischer Geheim nisse, und nach 8 92, Absatz 1, des Strafgesetzbuches zu je ncht Fahre» Zuchthaus und zu zehnjährigem Verlust der bürgerliche» Ehrenrechte verurteilt. Außerdem ist bei jedem von ihnen Stel lring unter Polizeiaufsicht sür zulässig erkannt morden. Die Mitangeklagte Palizeimeistersehesrau Martha Kopietz ausGlel- ivitz wird wegen Beihilfe zum versuchten Verbrechen noch 8 1 des Reichsgesetzes wegen des Verrats militärischer Geheimnisse in Tateinheit mit Beihilfe znm versuchten Verbrechen »och 8 82, Absatz 1, des Neichsstrafgesetzbuches zu einem Fahr Gesängnis verurteilt. Federn der Angeklagten werden neun Monate für erlittene Untersuchungshaft angerechnel. Bei Vekanntgade der Gründe für dieses Urteil erklärte der Varsitzende r>. a, es handele sich hier »in die gemeinste Art der Spionage, die man sich überhaupt denken könne, sarvett sie van Kopietz. der Letter der Polizeisunkstelle in Gleiwitz gewesen sei, ansgeüdt worden ist Es müsse auch, und deshalb seien die Strafe» so außerordentlich hoch, den Bewohnern irr den Grenz ländern, namenllich in Oderschlesien, gezeigt werden, weiche un geheuren Gefahren die Spionage in der von Kopietz und Trap per betriebenen Art nach sich ziehe. Wir Kämpfen! Von Pfarrer Ludwig Kirsch, Landesoorsitzendem der Sächsischen Zentrumspartei. Ein frischer Zug weht in diesen Tagen durch unser Wähler volk. Unsere Wahlversammlungen sind fast überall besser besucht als vor früheren Wahlen, große, glanzend gelun gene I u g e n d k u n d g e b u n g e n in den sächsischen Groß städten, eine bislang noch unerprobte Neuheit, brachten wirk same Vertrauensvoten sür unser» Führer Brüning und die alt bewährten, ewig jungen Ideale der Zenliumspaitei, Be zirks- und O r t s g r u p p e n l e i t u n g e n wetteifern mit der Landesführung, den Wahlkampf, auch mit modernen Mit teln, zu in Siege zu führen, wobei Vertrauensleute aus allen Stünden große Opfer an Zeit und Geld und Veguein- lichkeit bringen. Recht so und Dank allen, die in diesen Tagen, »nd hoffentlich darüber hinaus auch in wahlruhigen Pe rioden, ihre Kräfte dem Zenlruinsideal und damit dem wahren Wohl von Kirche und Staat widmen! Wir Kämpfen mit Anstand und Wahrheits liebe! Wir müssen feslstellen, daß von rechts und links her keine Partei so wütend angegriffen, mit so niedrigen, haß- erfüll!«» Verleumdungen besudelt wird wie unser Zentrum. Ob Nazi oder Deuischnalionale, ob Kommunisten oder Sozialdenio- kralen, sie alle sind sich einig in der Feindschaft gegen uns, das politische Herzstück der hinter der Brüning Regierung stehenden Parteien. Die niedrigsten antikalholischen Instinkte werde», be sonders bei uns in Sachsen, ivachgerufen, nicht zuletzt von seilen der H u g e n b e r g - A n h ä n g e r, die uns ja auch den Rom- Hasser Döhrlng als Chemnitzer Spitzenkandldalen beschert haben. Es muß webet»», sogar in diesem Lager verirrte Katholiken zu sehen, die ans blindem Zeittruinshuß sür h j « Deittschnalivnale Partei werben, deren preußische Abgeordnete seinschl. der katho lischen) das Kanlwldal mit der kalbolische» Kirche ablebnen mußten, deren Führer Hilgenberg in seiner „Berliner Nacht ausgabe" und in den Usa Filmen in echt „christlicher" Weise Sitte und Anstand uniergrnben hilft, deren Sachsenkandidat Döhring versichert „An Rom sterben die Bäcker", deren Reichen- bncher Vorstandsmitglied Conrad Müller össenilich ln der Zei tung crblärt: „Die baihalische Kirche ist schuld an der Ver armung Deutschlands!" Arme, verblendeie Kaihoilben, die an- gesichls solcher Talsachen glaube», das Berliner Hirtemvort des Bischofs Dr. Christian Schreiber sür sich und die Deiiischnatia- nale Volbsparlei in Anspruch nehme» zu dürfen! Ob nicht doch manchem Denbenden die Augen ausgehen? Daß SPD, KPD. und NSDAP, inst allen ehrlichen und noch mehr unehrlichen Mitteln dos Zentrum ongeifern. ist nicht verivunderlick: ver wunderlich wäre es nur. wenn wirklich oralttische Kanwlibea sich von Soivjelstein, Ballonmütze und Hakenkreuz die 'Aussicht verdecken und von'solcken Frrlichlern verführen ließen Gegen alle Anivürfe der Gegner siehe» wir im Mihckamgs gut gewappnet da, wir brauchen »ns mit nichts z» verstecken, wir brauchen keine Gisipfeile zu verschießen Mit Anstand und peinlichster Wahrheitsliebe wollen wir Talsachen spreche» lassen, das große Ganze, um das es gehl. DentscklaiOs Rettung lilar bennzeichnen. ohne uns in kleinliche Einzelheiten zu verzetteln Dos hat ja gerade auch überall im Reiche die bathalische F u g end für V rüning auf de» Plan gerufen, daß hier ein F ü h r e r um des Ganzen willen den M u l z n r U n p vvuIa - rität hatte und nicht wie Hermann Müller butter verschlosse nen Konferenztüren, sondern !n offener Feldschlacht den Kainvf mit einem überspannten Parleiinteresseicklüngel aus»»!»,, und de» Reichstag nach Hanse schickte, der in der Not des Vaterlan des versagte. W i r k ä in pfen m ! t Sa r g e u in Voll! und Vater land! Bange fragen wir uns: Wohin soll das noch führen, wenn der politische, und zu ollem Unglück in manchen Kreisen gar nach der Iianfessionelle Haß unser Volk immer mehr aus einander manövriert? Wen» jetzt schon Führer von Radikalpar- teien rechts und links ihren Gegnern Galgen und Schafott an- kündlgen t'ür den Fall, daß clninal ihr Sowjet- bziv ihr Haken- breuz-Füal in deutschen Landen verwirklicht sei» sollte? Kön- n e n w i r D e u t s ch e n de » n nie ei n V v l k iv erden ? Fast könnte man an der Antwort ans diese Frage verzweifeln, wenn man die Zeitungen und Wahlslugblätter dieses Wahlkamp fes liest, wenn man die 2 t Parteien der Neichsliste an sich vor über,ziehen läßt Und das alles in einer W irts ch aftsn 0 t, die weit über Deutschland hinaus zu einer Weltkrise geworden ist, deren Milderung bei »ns aber nur d a n n zu erhassen ist, wenn alle vernünftigen politischen Führer, alle Klassen und Stände verstehend Zusammenarbeiten, und nicht einer im andern von vornherein einen Gauner und Lumpen sieht, der ihn übers Lic tic>il>n> Nummer c»ll>ati nas St. Benno-Blatt, v»s ? "»lliaermili in, rnc Tüircie Mcifle».