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Nummer 138 — 29. Jahrgang Spitzet»! kma! wöctai. mit tlluOr.cNiansbeclaqen .Hecmalim» Weltbund derKinderbcUage.grohimN', cowic oea Texwci!»cieii ,St. Beimo-Btatt', .Unterhattima »»» Wissen'. .Die Welt der grau'. AerzUicher Ratgeber', TaS gute Bo»' .gtlmrond- sltzau'. Monatlicher Bezna-dretS » MI, etnschl. BoUellcietd. tinzelinimmer LO g. Sonnabend- u. Sonntagnnmme, 20 2 Haupttchrtstleiler: Tr. lö. T«Sc,I,k. Drerden. SüchMe Dienslag, den 17. Juni 1930 Uektagdori, Derdden Anzeiaenprets«, Die taetpattene Petit,e»e 2«» 4, ganitNen. an,eigen ».Ttcllengeinche 20Z. DiePelttretiame,eite. breit, l ue. zzilr An,eigen ansterkiatb des IterbreitniigSgebicieS 40Z diePeittrcNa,»e,eiIe I.2N-*. Brienieb.NOg Imgall« böberer Mewatt ertitcht lebe AervMchtung aus itieierimg towi« ikrsiillting «. ?In,eigen.«nttrtigen vetltung v. Schadenersatz, '«etchtittlicher reit 7?ran, Bn.iaaetr. Dresden. volkssenrum lOeichastSftell«, Trun n.Perlng: iiserntgtna. A.->», ttir Vertag und Druckerei, gtUalc Dresden, DreSden-A, >. Potierstrage 17. gerorioüinw. giusilchecllonto Dresden !k7t>L Itantkonta Etadtbn»! Dreooe» Ar 'Dt Für christliche Politik und Kultur Meoaktio» der Lächsitchrn 2iolkd,ettnna DreLdon-Aitstadl >. Potierstratzc >7. Oeriirio 7MII nnd 4I0I2. Rede des Reichskanzlers Berlin, 16, Juni. Heute vormiticiq IN Uhr ist in der Kcotl-Oper die zweite W e l t k r n s t K o n s e r e n z erössnet ivor- de». An der Konferenz nehmen 4 NON Delegierte leü. die 41 verschiedene» Ländern angehören. Fast die Hälfte der Teilnehmer der Konjerenz sind Ausländer Das Interesse des Auslandes an der W.'likrastkonscrenz ist gai^, auheiordentlich, so ist Japan mit 20» Teilnehmern vertreten, 40» Ingenieure und Fachleute der Energiewirtschaft haben England und die B e r e j » i g t c n Staaten entsandt, sogar das ziemlich induslriearine 2 ä d a in e r i I a ist mit !>0 Teiluehinern vertreten, Schweden und Norwegen haben 100 Gaste und die Tschechoslowakei 120 Delegierte angemeldet. Da auch .">00 Damen an der Konferenz teilnehmcn, ist ein be sonderes Damenprogramm cmcze arbeitet worden. Neben den acht großen Hauptvorträgen, die Prof, Ein stein, der englische Astionvin Prof, A, 2, Eddingion, der ehemalige Burschende des Wirtschaftsausschusses des Völker bundes, Prof, Dr, Daniel Serrups, der amerikanische Metallurge Dr, H. Fast er Vain, der schwedische Professor En ström, der Italiener Pros. Vallauri und der Ge neraldirektor der Gessiirel-Löwe A-G,, Dr, Oliven, be streiten, finden zahlreiche Iachschungen und Besichtigung Ber liner industrieller Werte und Einrichtungen, besonders der Energiewirtschast, statt. Im Anschluß an die Tagung werden Bejichtigungsgruppenreisen durch Deutschland veranstaltet, deren Zweck gleichfalls das Studium der deutschen Industrie und Kr«,iK>,ir»>chi,st >P In der heutigen Eröffnungssitzung der zweiten Westkraft- konferenz führte im Namen der Reichsregierung und der preu ßischen SIaa! sregierung Reich r-stanzler Dr, Brüning vnnc- ihr salgende' aus' . Durch Ihre Kuriere»', Hanen Sie An- s"rnen an! den Gang und das verständuisvolle Aokhocchr;: d>r gan en Wett, Sie haben es unternommen, die Menschheit in bis! er ui geahntem Ausmaß möglichst wahlfei! und inög ichst stör nassrei mit Maschinenstrast. Licht und Wärme zu versor ge». Die Auswi nnm'en di.ie> Bbeil hoben die ai zenieineu Lc1>e>'-'-brdiii<"u:a.eu der Ntuhäiheii be>e,'s in ei siauiilichem Alasze verändern Je mehr Sie in «rite» Zweigen des wirtschaft lichen und hänsUchru Lebens die Nachfrage nach menschlicher Ma. nelarbeil verringern,desto dringender wird dw Au'g.'Oe. für die fieigestellten A'veüslträile neue Wirkungen! iglickücsten zu scliaiieu. Und wenn van dieser Konferenz gerade aus diesem Gebiet wichtige Anlegungen ausgehen werden, sd wird sie des Dan ws der van EnNcB'ung bedrahien Er»n"'i,tätigen, der 2lr best-toten aller Lander nnr» der palilischen »ud nnrischafiliche» Int>>er sicher sein. Die Deutsche Netchsregiernng wird altes tun. die Welt- hrasliionsercuz i,, ihrer segensreicken r'ltdcst zii jörderu. Sie wird auch durch ihre Vertreter mit tiefem Interesse an den Kon- greszberatuugeu Icituchineii und ziisainnicn mit Ihnen, meine Herren, die Wege suche», die auf dem Gebiete der Gesetzgebung und Verwaltung de» hohen Zielen dienlich sind, die Sie sich gesetzt hauen. Ter Neichsüauzler verlas sadann eine Balschasl des N e i ch s Präsidenten, in der es u, «, heißt: „'Als ein „Völiiet'ums der Technik" ist die Wrttkrastkonscrenz bei ihrer Gründung bezeichnet wurden. Nichts ist in Ser Tat geeigneter, die Völker zu verbinde», als gemeinsanies Bemühen dieser Ar!, »m das allgemeine Wahl, Die Technik sicht im Begriff, durch den Ausbau der Kraftübertragung über die politische!! Grenzen hinweg das Wirischastsieben der Völker starker dein, je zu de einstnssen uns niileinander tu Znsanimenhang zu bringen. Durch Ihre Tagung fördern Sie ein verständnisvolles Znsam mennnrken der Negierungen nnd alter anderen Faktoren des vssenllichen Lebens und der Wirtschaft!, Es ist mir daher eine besondere Freude als EhrenproleKlor dieser zweiten Volikonfe >enz. Sie hier zu begriisze», Deutschland heiszt Sie an den Stäl len seiiiec Hanen Wiedcransbanarbcst herzlich wiltkamme» nt>d will Iinien Ein-drncke verniiileln oon dem, ivas Natur und Kunst chm an Schönheit gegeben haben," Der Ehrenvorsitzende der Welikrastkonferenz E x zell e n z v o n Nt iller begrrtszle die Teilnehmer, Gaste und Mitarbeiter der Konferenz, Er betonte im liesonderen, daß die Konferenz unter deni Ehrenproceklora! des Neichsprasioenle» von Hinden- bnrg flehe, der das gröszie Interesse an der Kanserenz tiehme. Unter Hinweis ans die moderne Entwicklung der Energien, der Energiegnellen und ihrer Ausnützung nnlerslrick Erzellenz von NlUler sodairn die Bederitring und 'Ausgaben der Wellkrasl konserrnz skr alle Staaten der Erde, Er verwies auf die Arbeit des madernen Ingenieurs nno erklärte zum Schlup, das; es Sache der Behörde» und der Negierungen sei, die 'Arbeit des Ingenieurs zum Nnlzen der Menschheit zu fördern, — Im Namen der Siadl Berlin begrünte. Bürgermeister Tr, Schalk, die Versammlung, Präsident der WetiKanferenz ist LordDe r b r, fEnzlands, Zuui Präsidenten iiir' die nächsten Jahre ivird Exzellenz .v, Ni i11er lDentschlands gewählt werden, Zn Ehren Lord Tcr'om- gab gestern der 0! e i ch s ic a >t z I e r ettien Empsana, bei deni er in einer 'Ansprache n, a, anstührte: „Die Weitkr-asticonscrenz hat sich unter ihrem bisherigen Präsidenten lowohi ans aer cciten Tagu:,g in London wie auch seither stets bewuni in den Dunst der I-or>v.-r»ng des 'Berständ nikses zwischen den Völkern gestellt. Deuticistand hat hierbei non 'Anfang an milgewirkt, und es hat sich zwischen denn Deutschen und den. Englische» Nationalen Komitee eine besondere enge Znsamenarbeit herausgebildet, die sich gerade im 'Verlaufe der letzten Zeit, bei den nm'angreicken Vorbereitungen für diese 'Berliner Tagung, i» glücklichster Weise bewährt hak. Ich möchte der Hossuuug Ausdruck gcben, daß dicscs Vcrhatlnis gegen festigen Verständnisses »nd cklenrau. ns, ivie es uiiter der eng tischen Präsidentschajt von Lord Derb» ungebahnt wurden ist, in den kommenden Jahren der deutschen 'Präsidentschaft von Exzellenz von Miller weiter gefördert und verliest werden möge," Major Pabst ausgewiesen Pro^es Ser Kermmehrerr Wien, 16 Juni, Tie Vu.iLcspoüzeidirelition Wien teilt mit: Ter rcichs- deustche Lstaatsangehörige Major a, T. Waldemar Pabst, der am 11. Juni vo i der VunLcspolizeidirektiou Wie» aus deni österreichischen Bundesgebiet für ständig ausgewiesen wvcdcn ist, hat hiergegen an den Landeshauptmann von Wie» Be rufung eingelegt. Die Berujung wurde heute aojchlägig be- schiedcn. Major Pabst. der die Bitte gestellt hat, möglichst bald, und zwar nach Italien abreisen zu dürfen, ist nach Berliündnng des Vcrusungcenlscheido heule nachmittag in Begleitung seiner Frau mil dem Flugzeug nach Venedig abgerelst. Masar Pabst, der bekanntlich im Kapp Putsch eine Nolle gespielt haste, war „Stabschef" der österreichische» Hei,»wehren geworden. Diese Täligkeil ist in der letzte» Zeit vop den ver schiedensten Seiten stark kritisiert warben. Diese Kritik bat nunmehr zu dein Eiugretfrn der Wiener Polizeibehörde geführt, Pabst wurde am Sonnabend var seinem Bitra verhaftet, Es wurde ihm erässuel, bas; mau seine palilische Tätigliest als staatsfeindlich ansehe und das; man ihn aus dem Gebiete der Republik Oesterreich auswetse» müsse. Pabst führte zu seiner Verteidigung au, er habe sich allerdings politisch betätigt, aber in durchaus slaalsausbaueudem Sinne, Er wies u a daraus hin, daß 'Bundeskanzler Schober selbst ihm im Beisein von Zeu ge», darunter auch des Vizekanzlers Vaugoin, seinen Dank und seine 'Anerkennung skr die vaterländische Tätigkeit ausge sprochen habe. Er habe auch schrislii-h mehrfach ähnliche Kund gebungen des Dankes und der Anerkennung von der Tiroler Landesbehörde erhalten. Er beantragte die Vernehmung einer Reihe von Zeugen, darunter auch des 'Bundeskanzlers Schaber und verschiedener anderer führender Politiker. Da aber 'Pabst trotz seines Einspruches nicht in Freiheit gesetzt wurde, sondern den Ausgang des Bernfungsversahrens im Patizeigefängnis hätte abivarien müssen, verlangte er die Möglichkeit, ins 'Aus laiid zu reisen und dar! die Beendigung dieses Verfahrens ab zuivarlen. Dies wurde ihm bewilligt, sedach mit der Betonung, das; er nicht mil der Eisenbahn reisen dürfe, sondern nur stn Flugzeug, Pabst ha! sich datier auf deni Luftwege tu Beglei tung seiner Gattin nach Tarvich s8U Kilometer westlich vrm Klagensurt, aus italienischem Gebiet) begebe». Er ivird aus deni Flug von 'Beamten der politischen Polizei begleitet. Die Verhaftung Pabsts hat in ganz Wien großes Auf sehen und in den Kreisen der Heimwehr starke Erregung her vorgernsen. Eine Abordnung der Hestnwehren begab sich schon i>n Lause des Nachwsttags zu 'Bundeskanzler Schober, der er klärte, das; es sich uni eine Amtshandlung der Potizeidirektion handete, mit der er sich nicht bcsafzt habe, Er werde sich sogleich durch den zuständigen Referenten 'Bericht erstatten lassen. Die erweiterte 'Bundessührung der Hestnwehren ist snr Montag zu einer Sitzung eiuberufen worden. Die Regierung Scw Landes Tirol ivird, wie verlautet, gegen die Ausweisung Pubsts Proles' erheben. Wo flehen wir? Aon I. Ioos, M. d. R. Es sind einige Tage her. Wir trafen uns zur Aus sprache irgendwo im Jndustrierevier: Ein hoher Berwal- tungsbeaniter, Geistliche »nd Laien. Das Thema der Unterhaltung war: „Wie steht's im Land?" In Wahrheit und Wirklichkeit, nicht so von ungefähr. Der Mann der Verwaltung kennt das Revier. Er hat seine eigenen Er fahrungen. Es braucht ihm niemand etwas vorzumachen. Was er uns fragte, lieh auch erkennen, dah er wirklich weih, was die Stunde geschlagen hat. Seine Sorge ist groh und seine Last fühlt er drückender. Seelsorger berich teten aus den Arbeiterviertel und Kolonie», Laiensiihrer ergänzten das Bild, Es stand am Schlug der Besprechung vor uns in geradezu quälender Plastik, Diese Massen in mitten einer seit Monaten stockenden Industrie halten sich noch aufrecht, aber die verfügbare Substanz qn Glaube und Hoffnung, an den Staat und die Schiäsalsverbundcuheit mit dem Gesamtvotk, nimmt ab. Die Sprache derer, die am Arbeitsnachweis Schlange stehen und stempeln, wird bit terer, ihre Kundgebungen nehme» eine dunUere Färbung an. Wer Augen hat, zu sehen, und Ohren, zu hören, der kann wissen. — Und nun hatten wir nahezu zwei Jahre eine Negie rung, die zu keinem Entschluh kam und wachsende Wirt schafts- und Finanzschwierigkeilen dadurch zu bewältigen stichle, dah sie die Entscheidung veriagie. Sie wurde abge löst. Man atmete auf. In wenigen Wochen wurde erle digt, was in Monaten der Verhandlungen nicht erreicht werden konnte. Allerdings: es zeigte sich auch, wie tief und wett sich mittlerweile die Krise der Weltwirtschaft auch in das Fleisch unserer eigenen Wirtschaft eingesressen hatte. Mit den Steuer- und Agrargesetzen war e i n Schritt ge tan. aber eben nur eine r. Das Loch auf der Ausgabe,i- seite der Arbeitslosenversicherung blieb, und Steueraus fälle zeigten neue Finanzschwierigkeiteii an. Es wäre verständlich gewesen, wenn die Negierung Brüning nach den heftigen parlamentarischen Kämpfeir, vor den neuen, fast übermenschlichen Schwierigkeiten zu- rllckgeschreckt wäre. Sie blieb fest »nd am Werk einer Auf gabe, die nicht mit rhetorischen Gebärden, sondern nur itl schlichter zäher Arbeit bezwungen werden lann. Erneuter Kampf gegen das Defizit in den Einnahmen, weiteres In sassen nach den Wurzeln der Erwerbslosigkeit, um sie zu beseitigen. So enipand das neue Programm der Neichs- regierung, das zu verwirklichen sie sich gegenwärlig an- schickt. Um was geht es? Eine schwer leidende Wirt schaft muh geschont und die Millionen, für die zur Zeit kein oder kein ausreichender Arbeitsplatz geschaffen werden kann, müssen über die schwere Zeit hinüber gerettet wer den, Die Phrase, dah man da bloh mit einer „Sentimen talität" zu brechen brauche, ist eben nur eine Phrase. Da geht es nicht mehr um Sentimentalität, sondern »ms nackte Leben. Fehlerquellen in der Arbeitslosenversiche rung wurden beseitigt. Sie werden auch in Zukunft sorg fältig beachtet. Wer aber das Ganze, wer die Arbeits losenversicherung überhaupt verschütten will, der lebt ent weder auf dem Mond und weih nicht, was um ihn her vor sich geht, oder er handelt verantwortungslos. Nichtig ist, dah das Hauptproblem nicht in der Sanie rung der Arbeitslosenversicherung, sondern in der Gesun dung der Wirtschaft liegt. Die Erwerbslosigkeit zu ver mindern, nicht bloh Erwerbslose betreuen, darum geht es. Das Problem ist von der Neichsregieruug gesehen. Es ist auf der ganzen Linie in Angriff genommen. Man kann Ausfälle decken, indem man hier nimmt und dort aussüilt — statische Politik. Und man kann daraus hinwirken, dah die Säfte und Kräfte im Körper der Wirtschaft sich wieder regen nnd lebendiger werden — d q u a m i s ch e Politik, Die Neichsregieruug handhabt im Zusammenhang ihrer Mahnahmen beide Methoden. Sie sucht neue Steuerquelleil, ohne wesentliche Mehrbelastung der Wirt schaft: Beitragserhöhung für die Arbeitslosenversicherung, Notopser der Festbesoldeten, Umbon der Lohnpolitik nnd Senkung der Preise, äuherste «parsamiei! auf der Ans gabenseite, Por diesem Program in der Negierung stehen wir heute. * Und nun! Man sollte meinen, der Sinn solcher Mah- nahiucn könnte leicht begriffen werde», vor allem von jenen interessanten deutschen 'Volksgenossen, die seit Jahr und Tag über den Mangel an „Regierung" jammern. Wir tennen "dag Geklage: „Es geschieht nichts", „wir brauckien eine starke Negierung", „handeln »nd nicht verhandeln", „es geht nicht ohne Diktatur". Nun haben wir eine Reichs- regierung, die de» Mut hat, ein zusammenhängende!) Pro gramm aus weite Sicht zu konzipieren und »orzulegen, ohne ruvoc die Pa.rtP^n und Frattione» zu fragen. Natürlich