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Ausklang -er Frauenwoche Zum Thema „Hygiene der Freizeit" wurden am Sonnabendvormitlag im großen Saal der Ausstellung zwei Vor träge gehalten. Frau Dr. v. Loelhöffel von der Deutschen Hochschule für Leibesübungen (Berlin) gab mit ihren Ausfüh rungen über Wandern und Sport inbezug auf die ge sundheitlichen Auswirkungen wertvolle Anregungen. Wande rungen ergänzen die Kraftbildung der inneren Organe. Wan dern und Sport ergänzen sich in der weiteren Entwicklung des Kindes. Blutarme und Herzschwäche Jugendliche sollten nicht außerhalb des Turnens stehen, wohl aber sei das Maß zu be achten. Für Mädchen in den Reifejahren müßten Kreislauf anregungen geboten werden, weniger Haltungsübungen. Mit Leibesübungen zu beginnen, sei es im übrigen nie zu spät. Lang same Dauerleistungen und Spiel sei besonders den Aelteren zu empfehlen. Die Ausführungen wurden durch gute Lichtbilder ergänzt. — Für die „S i n ge k r e i s b e w e g u n g" machte an schließend Kurt Kämpfe (Dresden) Propaganda. — Der Nach mittag brachte in Fortsetzung des Themas eine Plauderet von Frau Elly Heuh-Knappe (Berlin) über „Buch und Er holung". In feinsinniger Weise legte die Ausführende dar, daß die Lektüre unter gewissen Gesichtspunkten geordnet sein müsse. Man brauche etwas anderes für den Sonntag, den Feierabend, für die Reise, das Krankenzimmer, für die Jugend und für das Alter. Die Bibel aber sei das Buch der Bücher, das man ein Leben lang lesen könne. — Fritz Klatt (Prerow) knüpfte seine Ausführungen an sein Buch „Die schöpferische Pause" an. Zwischen Aufschwung und Abschwung könne die Sammlung der Kräfte, oder schöpferische Pause, erst den neuen Anlauf zum vollen Gelingen steigern. Der Redner ging dann näher auf die Rhythmen der einzelnen Lebensalter ein. — Den Schluß bildete ein Vortrag der Vorsitzenden des Deutsch-Evangelischen Verban des sozialer Iugendgruppen, Cäcilie Bricken stein, über die Freizeit und ihre seelische Bedeutung. Auf Grund ihrer reichen Erfahrungen schilderte sie, wie die Freizeit, seien es die Abend stunden, das Wochenende oder die Ferien in sinnvoller, Geist und Körper stärkenden Form ausgestaltet, wie die Freizeit dem Ge danken der Volksgemeinschaft dienstbar gemacht werden und zur Besinnung auf die besten Kräfte des Lebens führen kann. Der Schluhtag war hygienischen Fragen tm Auslande gewidmet. Frau Hirzel (Zürich) sprach über die Wirtshausreform des Züricher Vereins für alkoholfreie Gaststätten und gab damit ein eindrucksvolles Bild von der Be wegung. die sich die Bevölkerung in allen Schichten erobert habe. — Sehr interessant mar auch der zweite Vortrag, der einen Ueberblick über die Sozialhygiene der Vereinigten Staaten gab. Die Nednerin, Dr. Valeria Parker, betonte, daß Elternhaus, Schule und Kirche sich in dieser Richtung zusammengeschlossen hätten. Die Hauptarbeit werde auf dem Gebiete der Bekämp fung der Prostitution und für eine Erneuerung des Familien lebens geleistet. Der in englischer Sprache gehaltene Vortrag wurde von Frau Oberstudiendirektor Dr. D Wagner ins Deut sche übersetzt. — Frau Nanda Krantz (Dresden) schloß die Frauenwoche mit Dankesworten an alle, die zur Veranstaltung und Ausgestaltung der Frauenwoche beigetragen haben. » Die Frauenwoche hatte die verschiedensten Vertreterinnen des Frauenlebens vereinigt. Jede einzelne der Teilnehmerinnen vertrat eine bestimmte Arbeitssphäre, ein bestimmtes Bekennt- nis zum Frauentum überhaupt. Das Gesamtthema der Frauen woche „Körperliche und seelische Hygiene" wurde von berufenen Frauen, die im öffentlichen Leben stehen, in allen nur möglichen Variationen behandelt und wird ohne Zweifel Ansporn und Be reicherung geben für Frau, Familie und Beruf. Nur ein Moment ist in den meisten Themen außer acht gelassen worden: die Weltanschauung und das Religiöse im Leben der Frau. Beides ist für das Seelenleben von ausschlaggebender Bedeutung. Gerade weil zu den Veranstaltern auch katho lische Frauen gehörten, wäre eine stärkere Betonung dieser Fragen zu wünschen gewesen. Sammelk für den Wahlsonds! Der Wahlkampf ist «ln Krieg mlt friedlichen Mitteln, zum Krlegsiihren aber gehört Geld. Wir bitten unsere Parteifreunde, in diesen Tagen überall die Sammlungen für d«n Wahlsonds der Zentrumspartei mit besonderem Eifer sortzusetzenl Wenn jeder Mann in unserer». Reihen in diesen Wochen aus ein Glas Bier, jeder Jugendliche aus süns Zigaretten zugunsten des Wahl fonds verzichtet, dann ist damit schon der Hauptteil unserer Wahlkosten gesichert. Sammelt bei jeder Zusammenkunft unserer Parteifreunde! Uebrrweist Wahlspenden aus das P o st s ch e ck k o n t o des Lan deskassierers H. Tränkner. Dresden. Iagdweg 85. Dresden IlL551k Wahlversammlungen -es Zentrums Kamenz. Dienstag, 17. Juni, abds. 8 Uhr im „Hirsch". Redner: Stadtv. R. Müller (Dresden). Radeberg. Dienstag, den 17. Juni, abends 8 Uhr. Ge meindesaal. Redner: Dr. Desczyk (Dresden). Pirna. Mittwoch, den 18. Juni, abends 8 Uhr, Hotel Schwarzer Adler. Redner: Stadtv. R. Müller (Dresden). Freiberg. Mittwoch. 1 8. I u n i, „Drei Naben". Redner: Kaplan Bitter (Chemnitz). Lengenseld. Mittwoch, 18. Juni, Hammer. Redner: Lehrer Hoffmann (Neichenbach). Dresden. Donnerstag, den 19. Juni, abends 8 Uhr, Kolpingssaal. Redner: Landesvorsitzender Pfarrer Kirsch (Neichenbach), Dr. Desczyk (Dresden). Königshain. Donnerstag, 19. Juni, abends 8 Uhr. Redner: Kantor Günther (Leutersdorf). Zwickau. Donnerstag, 19. Juni, abends 8 Uhr in der Saxonia. Redner: Kaplan Bitter (Chemnitz) und Stadtv. Fasel (Zwickau). Auerbach. Freitag. 2 0. Juni, abends 9.30 Uhr, Pfarr saal. Redner: Stodv. Fasel (Zwickau). Chemnitz. Freitag, 2 0. Juni, abds. 8.30 Uhr im Preußi schen Hof. Brauhausstraße. Redner: Dr. Desczyk (Dresden). Falkenstein. Freitag, 2 0. Juni, abends 8 Uhr, Pfarr saal. Redner: Stadv. Fasel (Zwickau). Glauchau. Freitag, 2 0. Juni, abends 8 Uhr. Redner: Dr. Schulze (Glauchau). iPöbau. Sonnabend, 21. Juni, abends 8 Uhr, „Reichs- i adler". Redner: Stadtv. N. Müller (Dresden). «Alle Ortsgruppen werden gebeten, die festgesetzten Ver sammlungen sofort an das Sekretariat der Zentrumspartei, Dresden, Polierstraße 17, mitzuteilen.) k Im Gesellen-Vereln Dresden-Zentral spricht am Mon tag, den 16. Juni. Dr. Desczyk über „Katholischer Iungmann und Landtagswahl". f Archiprcsbyterat Dresden. Dienstag, den 17. Juni, nachm. 3 Uhr c. t.: Priesterkonserenz im Hause Schloß- straße 82. Die zweite Dresdner Wallfahrt findet am Sonntag, 7. September, nach Wölmsdorf bei Sebnitz statt. Eine Wallfah re r v e r s a m m l u n g ist für Sonntag, 21. August, 1 Uhr nach mittags im Kolnina-'hans KänsferNroke 1. anacsetzt s. Ter persönliche Aufwand für Volks-, Hilfs- und Berufs schulen. Das Verordnungsblatt des Sächsischen Ministeriums für Volksbildung veröffentlicht eine Abänderung der Verordnung vom 18. 1. 1627 bctr. den Umfang, in dem die persönlichen Auf wendungen für die Volks- und Berufsschulen durch den Staat getragen werden. Zur Vereinfachung der Verwaltung sollen einzelne bisher dem Ministerium vorbehaltcnc Entschließungen den Bezirksschulämtern übertragen werden. Für die Berufs schulen wird nach Maßgabe der Verhältnisse, die infolge der schwankenden Schülerbewegung in den nächsten Jahren auf der Grundlage der neuen Richtlinien gegeben sein werden, von Jahr zu Jahr erwogen werden, ob Entschließungen des Ministeriums auf Nachgeordnete Stellen übertragen werden können. Roman aus dem heutigen China von Erich v. Salzmann l»S0 d» voll« Verls« lddUeiiLeesIIeedstt. lllwcde». (13. Fortsetzung.) 16. Kapitel. Die Audienz im Gelben Tempel. Tai Fu schen hielt eines Abends den Nashornhecher der Mrs. Crighton in der Hand. Es war im Dienerhaus des Diplomaten. Trotzdem sein Herz zitterte, zeigten seine Züge keinerlei Veränderung, denn der habgierige Koch be obachtete ihn scharf, um herauszufinden, wieviel bei dieser Transaktion aus dem jungen, von der Mongolei herein geschneiten Manne, den sie eigentlich alle für einen raffi nierten russischen Spion hielten, zu holen sei. Mit starkem chinesischen Erkenntnisinstinkt und dem so vielen Chinesen angeborenen Schätzungsvermögen erfaßte Tai schnell, daß da die Möglichkeit einer Fälschung vorlag, größte Vorsicht geboten war. Aber dieser Becher mußte doch wohl eine Nachbildung des Originals sein, nach dem sein Herz so sehr verlangte. Hier bekam er zum ersten Male einen greifbaren Anhalt, wie denn eigentlich der Nashornbecher wirklich aussah. Der Koch stand in der Tür und lugte nach allen Seiten, ob niemand käme. „Sei bloß vorsichtig," sagte er zu Tat, „wenn dich die anderen sehen, gibt es einen fürchterlichen Skandal. Sie alle wollen das Geschäft mit dem Becher machen. Die Taitai geht ins Seebad, und der Herr wird sicher nicht so bald Nachsehen, ob der Becher noch oben im Schrank ist. Hinterher wissen wir alle von nichts, aber sei du bloß vorsichtig." Tai besah den Becher, befühlte ihn, strich über ihn bin. Er war wie aus altem Leder. Tai erkannte sofort, daß einst am oberen und am unteren Rande Edelsteine gesessen hatten. Der Becher war schön geschwungen, hatte aber sonst nichts Besonderes an sich. Tai rief den Koch heran und sagte ihm kurz: „Ich habe kein Interesse, der Becher ist unecht." vrrreien un6 Umgebung Sk.-Bennv-Gymnasial'Kapelle Dresden, 16. Juni. Am Dreifaltigkeitssonntag, dem Vor tage des St.-Benno-Festes, hat Erzpriester Bodenburg im Auf träge des Diözesanbischofs die Weihe des neuen Hauses des St.-Venno-Gymnasiums, Wiener Straße 33, und vor allem der St.Benno-Gymnasial-Kapelle im Souterrain dieses Hauses vor- genommcn. Anschließend las Direktor Englert, assistiert von den Kaplänen Dr. Dittrich und Dr. Sudbrack, ein feierliches Leviten- amt. Zahlreiche Freunde des Gymnasiums wohnten dieser ersten Feier des Meßopfers in der neuen Kapelle bei. Nach Vollendung des Weiheaktes richtete Erzpriester Bodenburg eine Ansprache an die Versammelten, in der er die Gefühle der Freude und des Dankes zum Ausdruck brachte, die an diesem Tage die Freunde des Gymnasiums beseelten. Vor alleni Dank gegen Gott, dessen Gnade allein auch dieses Werk zu danken sei. Dann aber auch Dank an den Kolpingsverband, dessen Dresdner Haus dem aufstrebenden Benno-Gymnasium so lange Gastfreundschaft gemährt habe, und dem Bonifatiusverein, der so eifrig an der Schaffung des neuen Heims, und den kaibo- lischcn Volksschulen, denen in erster Linie das Gymnasium seine Schüler zu danken habe. Wissenschaft und Bürgertugend solle das Gymnasium in die Herzen seiner Schüler senken, es solle aber auch eine Pflanzstätte sein der Liebe zu Christus. Kapellenweihe in Radeburg Radeburg, 16. Juni. Unter reger Beteiligung von Katho liken aus nah und fern erhielt am Dreifaltigkeitssonntag die idyllisch gelegene neu errichtete „Kapelle zum heiligen Kreuz" ihre feierliche Weihe. Aus einer Zimmerwerkstatt ist eine Siätte des Gebets entstanden, die in ihrer stimmungs vollen Schlichtheit jeden Gläubigen zur Andacht anregt. Die Katholiken in und um Radcburg sind stolz darauf, nach 106 Jahren wieder selbst ein Gotteshaus ihr eigen zu nennen und „Der Hund, der Liu hat mir gesagt, der Becher sei echt, ich schwöre dir, es ist der berühmte Becher, die Taitai hat viel Geld dafür gegeben." „Wieviel?" „Ich weiß es nicht." „Fünftausend Dollar?" fragte Tai. „Ich weiß es nicht, aber warum fünftausend Dollar? Sicher hat sie nicht so viel gegeben." „Fünftausend Dollar hat der Amerikaner in Schanghai bezahlt. Das weiß ich aus der Unterhaltung der Herren heute nachmittag im Büro. Sie haben darüber geredet und lachten über den Amerikaner. Sie meinen, der sei auch eine Fälschung, und es seien noch mehr von den Bechern da. Ich gebe dir drei Dollar für diesen." „Unverschämte Sprache", schrie der Koch wütend. Die listigen Aeuglein in seinem Gesicht waren nur noch Spalten, in denen es sprühte. Er benahm sich wie ein Schauspieler auf der Bühne, packte den Becher und schob ihn in das Loch des Ofenbetts. „Na, gut. fünf Dollar", meinte Tai. „Nicht unter hundert, wir riskieren alle Kopf und Kragen, wenn herauskommt, daß der Becher gestohlen ist." „Also werde ich sechs Dollar anzahlen, über den Rest werden wir uns später einigen." „Gib zehn Dollar," meinte der Dicke, „dann weiß ich von nichts, ich gehe weg, und du kannst den Becher mit nehmen." Tai griff in den Gürtel, gab dem Kock eine Fünf dollarnote und legte noch drei Silberdollar dazu. Still schweigend steckte der fette „Große Meister" das Geld ein, griff nach einer Zigarette, zündete sie an und schlürfte aus der Tür hinaus. „Auf Wiedersehn heute abend bei Pu Fong." „Auf Wiedersehn, .Großer Meister'I" Die Pferdeknechte hörte man vor der Küche auf einem Brett Maihjong spielen. Die Bambusklötzchen klapperten dauernd. Die Hausknlis schliefen. Es waren noch andere Sorgen, die Tai drückten. Die Sehnsucht nach der Heimat, nach dem Elternhaus quälte ihn. Es zog ihn nach brachten ihre Dankbarkeit am Weihelage ihrem rührigen Seel sorger, Pfarrer Dr. Just, zum Ausdruck. Der kirchlichen Feier am Vormittag solgts am Nachmittag ein Dankgottesdienst und eine weltliche Feier. Wir kommen in der nächsten Num mer ausführlich auf den Freudentag der Radeburger Katho- liken zurück. : Christliche Gewerkschaften. Dienstag. 17. Juni. 16 30 Uhr, Zusammenkunft des Geiverkversins der Heimarbeiterinnen im Betriebsamt Dresden-A 1. Am See 2. Vortrag: „Praktische Gasanwendung beim Kochen". — Freitag. 20. Juni. 20 Uhr. Ver sammlung des Bezirkskartells Dresden im Rizzihaus Dres den-A. 1. Weiße Gasse 3. 2. Vortrag: „Die Finan-.Wirtschaft des Reiches und der Länder". Redner: Gauleiter Ernst Kla. dezki. Dresden. : Wiedersehensfeier des Gardereitecrcglments. Im Gro ßen Saal des AusstellungLpalastcs feierte am Sonnabcng und Sonntag das Gavdcreiterrcgiment zugleich mit einer Wieder- sehcnsfeier das Fest seiner 250jährigen Gründung. Die Feier wurde umrahmt von deklamatorischen und musikalischen Dar bietungen. Besonderen Eindruck hinterließ die Einbringung der Standarten in den historischen Uniformen von 1680 bis zur Ge genwart. Die Festansprache hielt der letzte Kommandeur des Regiments. Oberst a. D. Ebert. — Der Sonntag bracht« eine Feier am Gefallenenehrenmol. — Mit reiterlichen Vorführungen in der ehemaligen Gordereiterkaserne und einem Festkonzert der ehemaligen Hoftrompeter, fand die Feier ihren Abschluß. : Fortbildungskursus für Aerzte über gewerbliche Berufs krankheiten. Anläßlich der Internationalen Hygiene-Ausstel lung in Dresden veranstalten die Akademie für ärztliche Fort bildung und die Deutsche Gesellschaft für Gewerbehygiene in Gemeinschaft mit dem Neichsausschuß für ärztliche Fortbildung und dem Landesausschnß für das ärztliche Fortbildungswesen im Freistaat Sachsen in Dresden vom 19. bis 21. Juni d. I einen ärztlichen Fortbildnngskursus über gewerbliche Berufs krankheiten. Außer Vorträgen über die durch die Verordnung des Neichsarbeitsministcrs vom 11. Februar 1929 in die Unfall versicherung einbozvgenen Berufskrankheiten, sieht das Pro gramm eine Vesichiigung der Internationalen Hygiene-Ausstel lung und insbesondere der Gruppe „Arbeits- und Gewerbe hygiene" vor. Tschangscha, der großen Stadt in Hunan. Die Pferde knechte aus dem amerikanischen Stall hatten ebensowenig den Mund gehalten wie die Mongolen, die mit ihm von Urga über Dolo Noor heruntermarschiert waren. In den L«ehäusern außerhalb des Chientores und bei den Mäd chen, wo er nun fast täglich East war, war das Haupt gesprächsthema immer wieder die russische Propaganda, die letzten Ereignisse in der Mongolei. Wenn er kam, hieß es sofort: Das ist der Tai, der in Werchne Udinsk im russischen Gefängnis saß, der in Maimaitscheng mit den Nüssen kämpfte, und der schließlich die Konkubine seines Onkels in einer mongolischen Herberge verschachert hat. Er mochte zehnmal alles ableugnen, er mochte hundertmal Erklärungen geben, in den Kreisen, wo der Handel mit kleinen Mädchen zum Tages- und Nachtgespräch gehört, glaubte ihm niemand. Er war der russische Spion, der mongolische MädchenHändler. Wenn er sich ärgerte, lachten sie ihn aus. Leute aus dem Hofstaat des Panschen Lama waren im Stall beim alten Liu gewesen. Sie hatten nach dem Tai aus Urga gefragt. Der Paiischen wollte mehr von den Nüssen wissen. Viele bemühten sich hier in Peking um Tai. Man trat an ihn heran, Chinesen luden ihn ein, um mit diesem Wissen bei anderen wieder Kapital herauszu schlagen. Tai war vorsichtig geworden, er hatte sich eine ganze Reihe von Redensarten zurechtgelegt, mit denen er die Frager hinhielt, ohne ihnen wirklich etwas Greifbares zu geben. So hielt er sich rar und verausgabte sich nicht. Anderen wieder galt er als ein besonders geschickter Spitzel der Russen, und auf der englischen Gesandtschaft selbst war man nicht sicher, o( er nicht von allen Seiten Geld für Nachrichten nahm. Und gerade in seiner Stellung als unbezahlter Agent der englischen Gesandtschaft konnte ihm der Klatsch doch gefährlich werden. Denn wenn man ihn dauernd als russischen Spitzel verdächtigte, so würde ihn die eigene chinesische Polizei eines Tages fasten und ins Gefängnis werfen oder ganz verschwinden lasten. So brütete Tai Tag und Nacht, wie er am besten von Peking fortkäme, aber da war und blieb die Frage nach dem echten Becher, den mußte er haben, nur mit dem war viel Geld zu machen. -(Fortsetzung folgt.)