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MklnkrGTiMlilM Montan, 13. Februar 1933, abends 86. Aabra Drahtanschrift Tageblatt Riesa. Fernruf Nr. 20. Postfach Nr. 5L, Postscheckkonti Dresden 1580. Biro kaff«: Riesa Nr. PL. «nd Anzeiger fElbebM »ad AnMgM« Da» Riesaer Tageblatt ist da» zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der AlmtShaupttnannschaft Großenhain, des Amtsgericht» und der Amtsanwaltschaft beim Amtsgericht Riesa, de« Rate» der Stadt Riesa, de» Finanzamts Riesa und des HauptzollamtS Meißen behördlicherseits bestimmte Blatt. Hitler spricht vor KV VW Var etwa SO bis 70 000 Personen sprach Reichskanzler Hitler am Sonnabendabend in Kassel, bei seinem Erscheinen auf dem Balkon des „Roten Palais" mit brausendem Jubel begrüßt. Der Kanzler schilderte noch einmal den Werdegang der nationalsozialistiscl-en Freiheitsbewegung seit 1618. So wie er diese Bewegung zäh und mit unbeugsamem Willen aufge. baut habe, so wolle er im Verein mit ihr für das deutsche Volk kämpfen und für die Größe des Reiches. Vierzehn Jahre hätten die Parteien das Volk aufgelöst, die Wirtschaft ver nichtet, die deutsche Kultur zerstört, den deutschen Namen in der Welt vernichtet und Millionen von Arbeirslosen ge schaffen. Jetzt auf einmal reden seine Gegner, es sei notwen dig, die Sozialisierung durchzuführen, wozu sie doch vierzehn Jahre Zeit gehabt Hütten; jetzt auf einmal erinnern sie sich ihrer alten Versprechungen. Die Zeit der internationalen Phrasen ist vorbei, an ihre Stelle werde die Solidarität des deutschen Volkes treten. Von außen gibt es keine Hilfe für uns, wir müssen uns selbst helfen. Der Grundsatz „Hilf dir selbst, so hilft dir Gott" muß wieder eingeprägt werden in unser Dasein und Fühlen. Wenn unser Volk leben will, muß es zunächst sein Le ben aufbauen auf seinem Bauerntum; dann tritt dem zur Seite die robuste Kraft des Arbeitertums. Dos sind die beiden Grundpfeiler, und zu diesen beiden muß kommen der Geist, die intellektuelle Führung und muß diese beiden umschließen, so daß eine Gemeinschaft eintritt zwischen Bauerntum, Arbeitertum und Geistesarbeit. Aus Bürgern und Proletarien, aus Stadt und Landvolk muß ein Berufsstand wieder ein Volk werden, und dieses Volk muß zurückkehren zu den ewigen Quellen seiner Kratt, die in seinem Wesen liegen. E« gibt keinen Sozialismus, der nicht aufgeht im eigenen Volk und damit selbst zum Nationalis mus wird; wir haben im Nationasozialismus diese Verbin dung vorgenommen. Am 30. Januar habe ich mich entschlossen, einzutreten in eine Regierung, in der unsere Bewegung endlich die ihr zukommende führende Stellung erhält. Ich wollte aber, um meinem eigenen Gewissen zu genügen, vor Gott und der Welt noch einmal an das Volk appellieren Es muß wiedcrkommen ein deutsches Volk, und es muß wiederkommen eine deutsche Arbelkmioifter Seldte wies einleitend auf die harte und zähe Arbeit des Stahlb»lm seit 1918 hin für die innere und äußere Freiheit, für L -r- hoheit, für Jugendertüchtigung, für Gleichberechtigung und für den Kampf um den Lebensraum und für die Arbeit des deutschen Menschen. Wir sind dem Ziel nähergekommen, und zwar zu einer Zeit und in einer Stunde, in der sich die Pläne der Freiheit zu verwirklichen beginnen. Gerade in solcher Stunde bedarf Da« Niefaer Tageblatt erscheint jeden Ta» abends '/,6 Uhr mit Ausnahme der Sonn- und Festtage. ve,u«»Nret«, gegen Barauszahlung, für «inen Monat 2 Mark ohne -Zustellgebühr, durch Postbezug RM. 2.14 «inschl. Postgebühr (ohne ZustcllungSgebühr). Für den Fall des Eintreten« von Produkttonsvcrteuerungen, Erhöhungen der Löhne und Materialienpreise behalte» ^wir uns das Recht der Preis- erhöhung und Nachsordcrung vor. A»»et««n für die Nummer des Ausgabetage« sind bi« 9 Uhr vormittag« auszugeben und im voraus zu bezahlen: eine Gewähr für da« Erscheinen an bestimmten Tagen und Plätze« wirb nicht übernommen. Grundpreis für di« 39 mm breit«, 3 mm hohe Grundschrift-Zeil« (S Silben) 25 Gold-Pfennig«; di« 8» mm br«it« Reklamezeil« lOÜ Gold-Psrnni«; zeitraubend« und tabellarischer Satz 50'/, Aufschlag. Fest« Tarife. Bewilligter Rabatt erlischt, wenn der Bettag verfällt, durch Klage eingezogen werden muh oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Zahlung«, und Erfüllungsort: Riesa. Achttägige Unterhaltungsbeilage „Erzähler an der Elbe". — Im Falle Höherer Gewalt — Krieg oder sonstiger irgendwelcher Störungen des Betriebes der Druckerei, "dec Lieferanten oder der Beförderungseinrichtungen — hat der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder auf Rückzahlung des Bezugspreises. Nvtattonldruck und Berlag^Langert Winterlich, Riesa. GeschiistSftele: Gaetheftratze öS. Verantwortlich für Redaktton: Heinrich Uhlemann, Riesa: für Anzeigenteil: Wilhelm Dittrich, Nies«. von Gerechtigkeit und Autorität geführtes Deutschland wollen. An einer solchen Neusormung unserer politischen Willens bildung muß neben dem evangelischen auch der katholische Volksteil seinen selbstverständlichen Anteil haben. Mit der Bildung der Kampffront „Schwarz-Weiß-Rot" haben wir den Anfang gemacht und den Grundstein für die Neuordnung der politischen Willensbildung gelegt. Für die sen überparteilichen Zusammenschluß habe ich meinen Namen und meine Mitarbeit zur Verfügung gestellt, weil es sich nicht um eine gewöhnliche Wahl, um Partei- und parla- mentsmekrheiten, sondern gewissermaßen um die letzte Heerschau handelt, hie die Regierung der nationalen Kon- zentration abhalten möchte, bevor sic die Entscheidungsschlacht mit der Not der Zeil und den deutschen llebelständen beginnt. Ich sehe in dem Umstand, daß das gegenwärtige Reichs kabinett nicht von einer einzigen Partei oder Bewegung ge tragen ist, sondern gemeinsam von verschiedenen Gruppen der nationalen Bewegung, von freien Politikern und Fach leuten, keinen Nachteil, sondern einen Vorteil. Ich weiß das Opfer zu würdigen, das der Führer der größten deutsäien Partei und Bewegung, der jetzige Lhef der Regierung, der nationalen Sache gebracht hat. Die von ihm geforderte Volks bewegung sichert unserer Regierungsarveit stärksten Wider hall und eine solide Grundlage. Andererseits ermöglicht die heutige Regierungskoalition die Einschaltung verschiedener Führerschichten in den Staat: Gerade die traditionserfüllten Kräfte der Deulschnationalen Volksparei und des Stahlhelm können wir dabei nicht entbehren. Als Treuhänder dieser gewaltigen Armee konservativer Menschen, die keine Heimstatt in den engen Fesseln der Vor kriegsparteien finden können, betrachte ich mich in erster Linie. Ihnen zu Liebe habe ich mich bereiterklärt, die natio nale Sammelliste zu führen. Ihrer geistigen Grundeinstellung fühle ich mich verbunden, wenn ich es abgelehnt habe, Mit glied einer Partei zu werden. Diese meine Zurückhaltung entspringt aber auch weltanschaulichen Motiven. Ich fühle mich in erster Linie al« konservativer Politiker, als Glied einer politischen Richtung, die ihre organisatorische Form noch nicht gefunden hat und die sich auch wahrscheinlich in Parteigestalt nicht formieren läßt. Ich sehe als die entscheidende Ausgabe de« 20. Jahr hundert» di« Lnkproletarisierung de« deutschen Volk«, wir stehen heute vor einer gewaltigen Neuordnung unser« sozia- len Lebens. Lin Ausstand des Volkes und des Geistes gegen die Herrschaft der Materie hat eingesetzt. Line neue Menschen- würde und ein neues Gemeinschaftsgefühl wehren sich dage gen, daß das Leben vom Geld her feine Ordnung erfahren soll. Nicht klassenkämvserisch und nicht kollektivistisch müssen die dem deutschen Volk angemessenen Lösungen gestaltet sein. Wir müssen uns zu der revolutionärenlhese vekennen, daß der Wiederaufbau weiter kreise unserer Volksgenossen in die Volksgemeinschaft nicht durch die Verwandlung Deutschlands in einen Rentenstaat, sondern einzig und allein durch die Stärkung der Persönlichkeitsausrüstung und des Verantwor tungsgefühls jedes einzelnen Deutschen erreicht werden kann, wir müssen eine auf Jahrzehnte berechnete Aera der B e- sihfestigung für die breite Masse der Nation einleiten. Neben dem Nationalsozialismus, mit dem wir Sette an Seite kämpfen, wollen wir das konservative Deutschland ver körpern und unter die Fahne des neuen christlichen Reiches deutscher Nation insbesondere die werktätige und st, dierende Jugend aufrufen, deren Ziel die wahre deutsche Volksgemeinschaft ist. Wir lehnen es weit ab, reak tionäre Ziele geistiger oder wirtschaftlicher Art zu vert-cten. Wir wollen in Gottesfurcht und Achtung vor der schöpfe rischen Persönlichkeit, in Verantwortung für das große Ganze den Kampf gegen die Proletarisierung auf geistigem, wirt schaftlichem und sozialem Gebiete führen, wir wollen Quali- tät gegen Quantität, Volk gegen Masse, Führerschaft gegen Jnteressentenhaufen setzen. Wir wollen nichts sein al» eine große Bewegung, die alle umfaßt, die an des Reiches Auferstehung glauben und für sie kämpfen. Auf denn zum Kampf mit Hindenburg für dies« neue Deutschland! Die neugeblldete „Kampffront Schwavz-Weiß-Rot", der die Deutschnationale Äolkspartei, der Stahlhelm und sämt liche vaterländischen Verbände angehören, und für die bei der kommenden Reichstagswahl Vizekanzler von Popen an führender Stelle kandidiert, veranstaltete am Sonnabend 'm Berliner Sportpalast eine große Kundgebung, die über alle deutschen Sender verbreitet wurde. Der Riescnsaal, ousgeschmückt mit der alten Reichs flagge Schwarz-weiß-rot, war bis auf den letzten Platz ge füllt; an der Kundgebung nahmen ungefähr 20 000 Personen teil. In seinen einführenden Worten teilte der Reichspresse- chcf der DNDP, von Winterfeld, u. a. mit, daß Reichsminister Dr. Hugcnberg sein Ministergehalt nicht für sich persönlich verwende, sondern Unterstützungszwecken zur Verfügung ge stellt habe. Der Führer der Deutschnationalen Volkspartei und ReichsminMer Hugenverg führte nach einem Rückblick auf die vergangenen Leidens jahre mit ihrem Zwiespalt und Haß im deutschen Volk u. a. aus, daß, als keine Einigung oufkommen konnte, ein alter Patriarch aufgestanden sei, der das Volk im Krieg führte, und die hadernden Gruppen zusammenrief und einen Bund unter ihnen schuf, und der Macht und Aufgaben verteilte. Wer etwa davon reden sollte, daß dieser Bund nur ein Ueber- gangszusland sei, der versündige sich am deutschen Volk, der rufe die bisher waltenden, zerstörenden Kräfte wieder auf den Plan; er wäre der Vater des Lhaos und des deutschen Bolschewismus, der, wenn auch noch so national, Deutschland zerstören würde, denn Deutschland sei nicht Rußland. „Ich konnte und durfte den Zusammenschluß nicht an dem einen Punkt scheitern lassen, über den wir uns nicht ver ständigen konnten — an der Frage, ob noch einmal gewählt werden sollte. Ich konnte es schon deshalb nicht, weil ich die Wahl nicht fürchte. Wir wählen also am 5. Würz noch ein mal. Und Deutschland möge bezeugen, daß e» das Wählen gründlich satt hat, indem es die Kampffront Schwarz-Weiß- Rok wählt. Unter diesem Kennwort zieht die DNVP in die Wahl. Wie ich es seit langem als unsere Absicht verkündet habe, soll damit deutlich unser Wille gekennzeichnet werden, unsere Arme weit aufzumachen für alle, die dem Gedanken der nationalen Sammlung huldigen, für alle, die wissen, daß « bei dieser Wahl nur aus zweierlei ankommt: Ja zu sagen zu der Frage des Feldmarschalls: Wollt Ihr mein nationales Kabinett stützen? Und zum zweiten, zu bekunden, daß wir christlich-konservativ im besten Sinne des Wortes, daß wirsozial sein wollen, aber nicht marxistisch und wirt- schaftsfeindlich! Neber das, was ich politisch und wirtschaftspolitisch will und erstrebe, habe ich in der verklingenden Zeit des Redens so viel gesagt, daß Freund und Feind es wissen. Jetzt ist die Zeit der Taten gekommen. Der Gesamt wirtschaft zu- helfen, ist meine Aufgabe. Wir sind in den Ministerien mit aller Kraft an die Arbeit gegangen. Einige kleine Maßnah men konnten schon getroffen werden, die Vorbereitung grö ßerer ist im Gange. Verstehen Sie es in diesem Sinn, wenn ich iu den kommenden Tagen — auch in dem bevorstehenden Wahlkampf — dem Grundsatz huldige, daß « für mich jetzt besser ist zu arbeiten, als zu reden und zu werben. Wir Deutschnationale dienen dem kommenden neuen Deutschland, — wir dienen ihm als Partei, so lange man uns zwingt, auf parlamentarischem Boden zu kämpfen. Aber noch viel lieber dienen wir einem von Knechtschaft und Par lamentarismus befreiten Vaterland, und noch viel lieber dienen wir dem Vaterland als starke Heersäule der nationalen Ka^iAont. Wo wir aber auch stehen, unser Kampfruf heißt: Kampffront 5ckwsrr-WsiK-kot 0k« groks Kunclgsdung im vsriinsr Lportpsisst. Vizekanzler von Papen bezeWwke den 30. Januar als einen Wendepunkt in der Geschichte des Nachkriegsdeutschland. Als die Kunde von der enolich erreichten Einigung der nationalen Kräfte die deutschen Gaue durcheilte, da bewegte ein seltsames und großes Gefühl die Mehrheit des deutschen Volkes. Und als am Abend dieses 30. Januar sich der lebendige Feuerstrom brennender Fackeln durch die Straßen der Reichshauptstadt fortbewegte, da schien uns diese spontane Kundgebung ein Ausdruck des Geistes dieses neuen Deutschland, das wir mit allen Fasern unseres Herzens herbeisehnen. Mit Ihnen allen glauben wir, daß die Zeitenwende von uns heute mehr denn je den Impuls zu einer großen, um fassenden nationalen Bewegung christlich-konservativer Prä gung fordert, einer Bewegung, in der alle Kreise des dcut- ttben Volkes vertreten lein müllen, die ein neues, soziales. es eines besonders großen Ansetzens der Kräfte, emer be wußten Vereinigung des Wollens und des Glauben», «in« EinsetzensderstarkenHerzenundderklaren ^Besteht das Deutsche Reich aus verschieden gearteten Stämmen, so besteht das Kabinett analog au» verschiede» gearteten Menschen und Männern. Aber der Ireih«it»g«- danke und der Kampf um das gleiche Ziel hält die Männer und die Menschen im Kabinett so verbunden, wie sich die Stämme und Länder untrennbar im Bismarckschen Eini- qunqsgedanken vereinigt hatten. Weil es Gedanken Bismarckscher Arbeit fortführen will, kann dieses autoritäre Kabinett darauf verzichten, ein bis ms das Kleinste ausgearbeitetes Programm oder Rezept für den AufbäU tlorzust^est. Jedoch Ss kann aus seinem Willen zur Beständigkeit und zur Arbeitsleistung erklären, daß es den vierzehn verflossenen Jahren der Minusleistung einen harten Vierjahresplan des Aufbaues geaenüberstellen will. Ich selbst habe außer der gewünschten Tätigkeit für Jugendertüchtigung, Feiwilligen Arbeitsdienst auch das Reichsarbeitsministerium übernehmen müssen. Ich will mich mit aller Kraft an der Aufbauarbeit beteiligen, ich will mit ein Arbeiter unter den anderen deutschen Kopf- und Hand arbeiter sein und will mithelfen, nachdem die vierzehn Jahre lange Durststrecke hinter uns liegt, die Marschstrecke von vier Jahren zu überwinden. Aus den Gedanken des Stahlhelm-Führers und Gründers und aus dem bewußt so zialen Denken des Arbeitsministers heraus erkläre ich, daß die gedachte Arbeit aber kein, Fronarbeit sein wird, weder für innere noch für äußere Machthaber. Ich habe aus der Auffassung des Stahlhelm heraus ge sprochen. Ich wünsche sehnlichst, daß unsere gemeinschaftliche Zusammenarbeit die neue Mischung deutscher Männer und Kräfte, die Legierung des neuen deutschen Menschen finden möge, mit der wir das erreichen, was uns Bismarck als Aufgabe hinterlassen hat. Hal Bismarck das Reich mit unseren Vätern gegründet, so haben wir die Nation zu gründen; mit dem 30. Januar find wird zu dieser Arbeit angetreken. Die Redner wurden während ihrer Ausführungen oft von langandauerndem Beifall und Heilrufen unterbrochen. Li« Kundgebung schloß mit dem Deutschlandlied.