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Dkl»* Blatt wird den Lesern von Dresden «vd Umgebung am Lage vorher bereit* als Abrnd-Ansgade zugestellt. während eS die Post-Abonnenten am Morgen m einer Gejawtausgabe erhalten. verugrgeMn 8» »«»»«. t»1 t-,N« Witxaliyr Kuttamm, dun» mite« »M, «Me,»« uut »„,»»«. -I, <WU- u»d »ur einmal» »««»»M.dumd—ewüniaeLom. , «t. »o «. «et «tnmailmr dun» di« «,»»«». lo»««eaklla<id>. !«ld «tt »Nvitckendem ZuILiaa? ««»den»»Ler»N«et«. Orlainal- Müttilunaen nur »U deullicher Ln»>>»»»«,ad»<.Dre«d.Sra»r1 Mi««,. ««»ttiaIlL Sonoiar- «»'»rick« bleiben «benuMLnit: WvalnB, Manultkw«« war« »ick« antdewadkt. U»l»»r»««-»br«tt«: ««ch»tch ,» 1880 Druck und Verlag von Liepsch L Reichardt in Dresden. isurelgen-carll. >nnakme von Slittünblaunae» bi» nachmittag 3 »l,r Sonn- >«» knerlaa« nur Mariensnatze 3» vo» U bi« V,l Uln Di« l »palliar Grund- »eile ica. S Lilbrui » V'a . 8n< kündiaunarn aut derVrivalieite AeUe »P«a : die rivaltis«Zeile aulkerl. «eile so V'a. alL Sinaeiandt Keil« « Plo ün Nummer» nach L»«n- u»d gleiertage» i ivallize Arundzeüe so Pia. aul Privaliciie ao Pta. 2lval»ae Keile aus Lcrtleiie und alt Emaeiaudl so Pia AusivattuieAut» tiäae »ur acae» Lvrau»likj»dlun^ lveleadläner lokeii io Picimiae. Fernlprecher: Str. U und LÖSS. Haupt-eschästLsieliel Mariens».». L« *1* r H^nnvn8lra88v. l^. Luekkolr lud: Otto Quolil»»!«. Eigene Kmisei iso- »irr. s / Fabrik. U 1keAetl8e!ülMv -^8^, AVil8tI» uifvi K Rr. S«<». Neueste Drahtberichte. Vermählung des Piinzen Johann Georg. Laut essynode. Säch). Schisse, Verein, Gewerbeverei». Fmnkicich und Maiokko. Lilelarische Gesellschaft. KttnstgeiverbcanSslellung. Mittwoch, 3l. Oltolier lLU^r. Heneste Drahtmeldunacn vom 30. Oktober. Sur Lage in Rustland. Petersburg. Der erwartete Ukas betr. die Glau benSfreiheit der Sektierer ist heute verössenllicht worden. Er gestattet den Altgläubigen und anderen Sekten der ortho doxen Kirche, sofern ihre Lehren nicht gegen das Strafgesetz verstoße», die Bildung von Kirchcngcmciiidcn, den Bau von Kirchen und die Wahl von Geistlichen. Petersburg. sPriv-Tel«. Zur Verhütung von Unruhen sind beut« stimtltche Bahnhöfe und öffentlichen Gebäude niili - tärisch besetzt. Tie Polizei verhaftete vier der Räuber dir bei Kasan ein« Postkutsche übelfiele» und auSraubtcn. Petersburg. Im Schlüsselburger Arbeiterviertel wurden gestern durch Großfeuer vier Häuser eingeäschert. Gesindel behinderte die Löscharbeitcn, zerschnitt den Spritzenschlauch, raubte das auf die Strotze gebrachte Eigen tum der Hausbewohner und zerschlug die Fässer einer in einem brennenden Hause befindlichen Weriiiederiaee. Eine herbei- aerufene Kompagnie Soldaten wurde mit -Lteinwürsen emp fangen. Die Soldaten gaben eine in die Luft gefeuerte Salve ab, worauf sich das Ge finde! zerstreute. Marokko. Paris. Wie die „Franc« mllitaire" meidet, wird der KriegSminister, behufs Organisierung der Polizei in Marokko die Korpskommandeure ersuchen, ihm für diele» Dienst geeignete Offiziere und Unteroffiziere vorzuschlagen. Als unabweisbare Bedingung wird die Kenntnis der arabischen Umgangssprache verlangt. Ferner müssen diese Militärs eine ausgezeichnete Gesundheit, sowie Takt und Besonnenheit be sitzen. 'London. Den „Times" wird aus Tanger gemeldet: An der Nachricht, dem Sultan von Marokko fei von deut scher Seit« ein Darlehen bewilligt worden, ist kein wahres Wort. Die deutsche Gesandtschaft teilte den Behörden mit. dag sie bereit sei, in unverzügliche Beratung der aus dem Älgeciras- Protokoll sich ergebenden Einzelheiten einzutreten. Tanger. (Priv-Tel.) Die Stämme Angera und Faboyu kämpften gestern den ganzen Tag über im Weichbilve der Stadt. In Dcaiakesch ist die Lage sehr »nuchig. Ei» algerischer Araber ist ermordet worden. Naiinli beschloß, Arzitla in eine» offenen Hafen umzuwandeln und Zollabgabe» zu erheben. Sondershausen. Nack den gestern und heute aus- gegebenen Krankheilsberichten ist in dem Befinden des Fürsten ein« wesentliche Besserung eingetreten. Bonn. Heute mittag Vs12 Uhr fand die Imma trikulation des Prinzen August Wilhelm von Preußen im Senatssaale der Universität statt. Dort hatten sich der Rektor, der Prorektor der Universität, der Kurator und der Senat eingefunden. Der Rektor hielt eine kurze An sprache.^ in der er den Wunsch aussprach, daß sich der Prinz am Rheine heimisch fühlen möge, und daß die Lehrer ihren Stolz darein setzen möchten, ihn in die Tiefen der Wissensckxift einzuführen. Dann trug der Prinz sich i» das Album der Universität ein, worauf ihm das Matrikel- und Testierbuch überreicht wurde. Leipzig. lPriv.-Tel.s Heute morgen wurde der 19jäh- rige Arbeiter Mandrich aus Lansigk in der Fabrik ätherischer Oele von Sachse u. Co. von der Transmission er- faßt und mehrmals herum geschleudert: er war sofort tot. Köln. «P'iv -Tel). Stach einer Meldung der „Köln. Ztg." ist der flühere Oberlichter von Teutsch-Südwestafuka. Richter, Plötzlich gestorben. Posen. iPriv -Tel.) Das Schulbans in Wagowo bei Kostichln ist aiedergebran »t. Der Lehrer mit Faiiiilie und die Schulkinder konnte» sich retie». Es besieht der Veidacht, daß auch dieser Brand vvn polnischen Fanatiker» angelegt worden ist F ra n kfnrt a. M. <Puv.-Tel.) In de> Gei»ei»0ckasse ln Grnmbach im Odenwald wnrden ni»sang»eiche U n t e r k ch l a g u n gen entdeckt Der Rendant Marlin wurde verhaftet. Frankfurt a. M. Nach einer Meldung der „Franks. Ztg." aus Newyork sind bei dem Eisenbah n ungI iick b c i P l e a s a n t v i l l e von 9t Reisenden, die sich in dein Zuge befanden, nur 25 Personen gerettet worden. Es sollen ganze Familien dabei um ge kam men sein. Unter den Per nngliicklcn werden auch folgende Deutsche genannt: Dr. Pani Fclsberg und Frau, John Zimmcrmaiin. Maria Heisch, Albris Kessel. Ella Niltenhoscr und Tochter. Wie». (Priv-Tel) Das Befinden des Bürgermeisters Dr. Lueger, der au einer Nicceuasseltion erlcaiilt ist, ist b e d e,l k t l ch. Ä a esmark. Heute erfolgte hier die Beisetzung der Gebeine Thökölys in der evangelischen Kirche, nachdem vorher auf der Thökölyburg eine Feier stattgesunden hatte. Pa^is. Etwa 209 Krankenwärter der össeitt- lichen Spitäler von Paris versuchten gestern abend eine Slraßenkundi.cbung gegen den nationaliilischen Abgeordneten Berry, der in der nächsten Kammertagiuig die Abänderung des Gesetzes über den wöchentlichen Ruhetag beantragen will, wonach die Krankenwärter von der Wohltat dieses Gc- letzes ausgeichlvssen sein sollen. Die Ansammlung wurde von der Polizei anScinandergeirieben: doch gelang es einigen der Krankenhauswärtcr. in oa» Haus Berrys ein«udrinfen. Dieser weigerte sich, fie zu empfangen. Mehrere Krankenwärter wur- den verhaftet, nach Ausnahme eines Protokolls jedoch wieder frcigelassen. Madrid. In der D e P u t i er t e n ka m m c r ersuchte heute der Republikaner Sorians um Vorlegung der Akten- ilücke, welche die An, elegcnheit der Abstempelung der Titres der äußeren Schuld betreffen. Ionnez lRevublilaner) inter pellierte die Regierung wegen gewisser Vorkommnisse in der Rechtsprechung in Ccitalonicn und führte aus, Catalonien wolle die Autonomie und werde sie früher oder später crlanaen. Tie Behauptungen wurden vom Iustizmimsler zurückgewiesen. London. Oberhaus. Im Verlause der Beratung über das N n te r r i ch tsgc se tz wird ein Amendement zu Artikel I, nach dem in allen öffentlichen Elementarschulen obu- oatoril'cher täglicher Religionsunterricht stattfinden soll, gegen den Widerspruch der Regierung auf Befürwortung des Erz- bisclwfs von Canterbury und Lord Lansdowncs mit 256 gegen 56 Stimmen angenommen. London. Nach einer Meldung der „Daily Mail" werden die neuen Linienschiff« des nächstjährigen Flottenüau- programms mit 45 Kaliber langen »nd 85 Tonnen schweren 1.3'chzölligen Geschützen armiert werden. London. (Piiv.-Tel.) Aus Buenos Ayres wird gemeldet, daß während eines Zyklons das Mercedes-Spital vollständig ei» ge stürzt sei. Viele Klankeu seien unter den TiLinmer» bcgiabe». — Der englische Dainpser „Baron Hnntlcy" ging ans hoher See in der Nähe der portugiesischen Küste unter. 1t Matrosen der Mannschaft ertiankeii. Konst a n t i n op e l. Bei einem Zusammenstöße mit G r i e ch e n b o nd e n in der Nähe von Zlkooo am W. Oktober verloren die Truppen einen Toten mi'o lieben Verwundete. OcrtlicheS «ns SiichsischeS. Dresden. 30 Oktober Zur Vermählung des Prinzen Johann Georg. Gestern abend fand in der Villa Easerta in Cannes, wie bereits in einem Teile der Auflage des Morgcnblattes gemeldet, große I « stlafcl statt, an der außer den Mitgliedern der Fami lien des Bräutigams und der Braut auch das Großsürstenvaar Georg von Rußland und die Großherzogin Anastasia von Mecklen burg teilnahmen, ferner der Präfekt und der Mililärgouver- neur von Nizza, der Maire und die Gefolge. An der prächtig geschmückten Tafel nahm das junge Paar neben dem König und den Eltern der Braut die Ehrenplätze ein. Es waren über 80 Gedecke aufgelegt. Im Verlause der Tafel gedachte Gras Easerta >n einem waruiempsiliidenen Trinkspruche des jungen Paares und des sächsischen Königshauses, wobei er beiouders scine Freude über die Anwesenheit des Königs ausdrnckl« Seine Majestät der König Friedrich August erwiderte: „Eure König!. Hoheit wollen überzeugt sei», daß Ich von »ich! weniger herzlichen »nd ciusrichtigen Gefühlen erfüllt bin, als die, denen Ew. Könsi.l. Hoheit so liebcnsmürdiac» Ausdruck verliehen. Ich schätze mich überaus glücklich, daß cö Mir gestattet ist, den er lauchten Ellern und allen denen die Hand zu drücken, die bis her Meine Schwägerin mit Liebe und Sorgfalt umgaben: Ich suhle aber auch in vollem Maße die Empfindungen nach, welche die Hoheiten im Augenblick beseelen und halte cs für ein Glück, Jhncm näherzütreten, und eben deshalb ist es mir ein besonderes Bedürfnis, Ihnen z» versichern, daß die Prinzessin alsbald eine zweite Familie finden soll, die nur daraus wartet, sie mit warmer Herzlichkeit zu cmpi'angeii und gleichzeitig ein treues, liebenswürdiges Volk, das sich rüstet, ihr ein frohes Will kommen zu vielen. Ick sehe es Meinerseits als ein glückliches Vorzeichen au>. daß Ich der Prinzessin Meine erste Huldigung unter demselben sonnigen Himmel darbringen darf, der ihre Jugend bestrahlte in der Umgebung, wo alle Reize dieses schönen Frankreichs sich vereint zu haben scheinen, um eine heitere Zu kunft zu verbürgen. Diese Sonne, dessen bin Ich gewiß, soll der Braut a»ch in ihrer neuen Heimat treu bleiben, wo sie ihrerseits Glück und Freude aüsstrahlen wird. Wissen wir dock,, in welchem Maße ihr die Kunst eigen ist, die uns allen als die höchste und kostbarste Zierde einer Fürstin gilt, die Kunst der Frauen, Tränen zu trocknen und andere glücklich machen zu helfen. Mit Freude heiße Ich Dich, liebste Schwä gerin, willkommen, und von ganzem .Herze» danke Ich den Königlichen Hoheiten, daß sie ihre Tochter Meinem geliebten Bruder anvertrcruen. Sie wollen Mir gehalten, dieser Meiner Empfindung Ausdruck zu verleihen, indem Ich mein Glas er hebe aus das Wohl des erlauchten Hauses Bourbon-Sizilien, insbesondere Gras und Gräfin Easerta und Meine liebens würdige Schwägerin. Sie leben hoch, hock), hoch!" In Dresden fand heute vormittag 11 Uhr ans Anlaß der Vermählung in. der Katholischen Hoskirche ein feierliches Tedeum statt. Die König!. 'Hvfstaalen waren hierzu in Uniform bczw. Paradeanzug erschienen. Das Tedeum hielt Herr Präses Plewka ab. das Hochamt Herr Pfarrer Richter Während des Tedenms wurden Salutschüsse und Jnfanterie- salven aogcseuert. Zu Ehren des Tages vereint sich der Königs, große Dienst heute abend 6 Uhr im Königs. Residenzschlossc zu einer MarschallStafel. Unter Bezugnahme aus die früher gebrachte Mitteilung wird nochmals daraus hingewiesen, daß die am König!. Hofe vor- gestellten Damen und Herren ft'owohl hiesige wie auswärtig«), ei,'schließlich der Herren Offiziere, welche bei der aus Amoß der Vermählung des Prinzen Johann Georg mit der Prin- zeisin Marie Immakulata von Bourbon-Sizilien, am 26. Nov. im Opern Hause siattfindendeii F e ft v or st e l lu n g w't Einladungen bedacht zu werden wünschen, beciiglichc Amneldiin- aen bis Sonnabend, den 10. November, an das .König!. Ober- Iiosmarfchallamt einzureichen haben. Gleichzeitig wird daraus besonders auftnerksam aemacht, daß sich diese Anmeldungen nur auf die am Königi. Hose vorgeftelllcn Tamen und Herren erstrecken können. —* Die Bevölkerung des Königreichs Sachsen stellte 'sich am 1. Dezember 1905 nach dein endgültigen Ergebnis der an diesem Tage ausgesnhrtcn Volkszählung aus 1508 601. Die Zunahme seit dsm 1. Dezember UXD ivelrägt 306385 und ich bemcrkenÄverterweisc — denn seit 1380 ist dies bei keiner Volks zählung mehr beobachtet 'worden — geringer als der Ucberichuß der Zahl der Geburten über die Slevbcsälle. der sieb aus 317 383 belaufen hat. Sach en hat also durch lieberschuß Des Wegzugs über Den Zuzug -die allerdings geringe Zahl von 10 95-3 Ein wohnern verloren. In einzelnen LanDesteilen war der Verlust Kunst unv Wissensllinst. Mitteilung ouS dem Bureau der Königlichen Hof- theater. Im Opernhause geht morgen, Mittwoch, mit den Damen Keßler, Osten, Schäfer, Chavanne und Kelvorfer und den Herren v. Vary, Rüdiger, Lchcidcmantcl, Perron, Nebuschka, Erwin und Bussel Webers „O beron" in der neuen Einrichtung und Inszenierung zum 10. Male in Szene. — Im Schauspiel Hause wird Sonntag, den 4. November, Anzengrubers funfaktiges Volksstiick „Das vierte Gebot'' als erste Vvlksvorstellung dieser Spielzeit gegeben. Ter Billett- verkaus findet ausschließlich Sonnabend, ocn 3. November, abends von 8—9 Uhr in der Turnhalle der 4. Bürgerschule lTieckstraße) statt. st* In der Literarische» Gesellschaft sprach am Montag abend Hugo v. H o f m a ii n s t h a l auS Wien. Der Dichter hatte die Absicht geliobt, so sagte er. über ein Thema zu reoen, das ihm sehr am Herzen liege: das Heraufwachjeu uich Erkannt,- werden älterer, großer, geheinmisvollcr Dichte», wie Novalis und Hölderlin, die dem heutigen Geschlechts, wie wiirmn früheren, in stärkster Beleuchtung am Horizonte der Vergangenheit er scheinen. Doch Ler Stofs habe ihn z» sehr ergriffen, als daß er schon heule darüber sprechen könne. Lvmit las Hosmaniis- thal Gedanken über Shakespeare, ein Fragment aus einer Fest rede. Schönes ist darin gesagt über die geheime Musik in Shakespeares Dramen, über die innere Bühne, die sich der Leser errichtet, über die Stimmung, in der man ei» Werk schöpferisch zu empfangen vermag. Die ungekünstelte Wärme des Redners hatte etwas sehr Gewinnendes: das war nicht der färben- schillernde, innerlich kühle Sprachkünstler, den manche erwartet hatten. daS war der Poet, begeistert für sremde Größe. Eigen« Gedichte folgten, den Freunden des Dichters wohl bekannt: Vor- sriihlina, Reiselied. „Manche freilich müssen unten sterben", ^Dl« Beiden" und anderes mehr. Die Sprachmeisterschaft dieses Wiener Dichters ist viel bewundert worden, und mit Recht. Sein Vorbild war Goethe, und zwar der alternde Goethe. Wer wird nicht in den ersten vier Zeilen des Meiseliedes jenen blonderen Ton erkennen? Aber das gilt nur von der Form: die Natur, die in diesen Dichtungen lebt, ist eine weiche, dunkle, schwärmerische. Und Hofmannsthals Antike ist nicht Goethes Antike. Es ist viel Heißes, Junges, Urtümliches und Selt sames dahinter verborgen. Die schöne Seele hochkultivierten Wienertnms zittert oft durch diese schlanken Verlc. H. v. Hos- mannsthal los noch aus sunem Drama „Ocdipus und die Sphinx" jene tiefsinnige und leichtst« Szene zwischen Iokasie und Antiopa. der Mittler des Laios. Zwei Welten, zwei Mciischcnarlen sehen wir da im Widerstreit. Antiopa, in deren allem Königsblute das Blut der Göller kreist, ist die unheim liche Macht starrer Tradition. Sie, „die Stamm-Mutter all dieses Unheils", blind, erbarmungslos, vertritt den Willen zum Leben. Iokasle, „ganz Weib, mit einer fast modernen Seele, empfindet die »nacheure Verantwortung der Mutterschaft, die Schrecken der Zukunft. Sie ahnt mit ihren Nerven, Antiopo kraft ihrer Sehergabe. — Die Zuhörer dankten durch lebhaften Beifall für diese ungewöhnlichen Eindrücke. L. ^V—»e. Dritte Deutsche Kuustgemerbe-AuSstelluug Dresden IV. Schlußbetrachtungen. Kehren wir nach unserer Wanderuna durch den Park und die dort verstreuten Einzelbauten noch einmal in das Haupt- gebäude zurück, um die verschiedenen Abteilungen, die bisher hier noch nicht erwähnt werden konnten, einer kritischen Be trachtung zu unterwerfen, so kann dies in hcn letzten Tagen vor dem Schluß der Ausstellung selbstverständlich nur ganz flüchtig geschehen, weil Zeit und Raum für eine eingehendere Würdigung aller dvrt noch gebotenen Sehenswürdigkeiten fehlen. Aber obwohl sich auch über sic so manches Erfreuliche sagen ließe und mancher Tadel ausaejprochen werden müßte, bedauern wir es kaum, durch das Gebot der Notwendigkeit aus eine kurz zusanimcnfalleiide Berichterstattung beschränkt zu sein, und zwar vor ollem deshalb nicht, weil die bisher noch unberücksichtigt gebliebenen Abteilungen der Ausstellung nicht entfernt so das allgemeine Interesse, wie die bereits gewürdigten aus sich ziehen. An Stelle der zu größeren Gruppen vereinigten raumkünstlerischen Schöpfungen tritt hier das Einzclovickt, dessen Besichtigung nur zu leicht zerstreut und ermüdet. Man läuft hier Gefahr, sich ins Grenzenlose zu verlieren, und würde. selbst wenn die Möglichkeit, sich nach jeder Seile hin behaglich ousbreiteii zu können, gegeben wäre, schließlich doch nicht sicher sein, vielleicht sogar die Hälfte übersehen zu haben. Gerade den kunflgewerbllchen und knnstinditstricllcn Einzellcistungcn oegen- über zeigt cS sich, wie verschieden der Geschmack der Beurteiler ul. Was den emen entzückt, fällt dem anderen vielleicht gar nicht einmal ins Auge. Auch die beiden Gc'chlcchter gehen liier mit ihren Interessen weit auseinander. Ist es döm nur zu begreiflich, daß die Frauen viel länger bei der Betrachtung kostbarer Toiletten verweilen, als die Männer, von denen sich nur wenig rühmen werden, daß sic die verschiedenen Stickereien. Prachtkissen. Vorhänge und Fensterbehängc und was cS sonst noch von künstlerischen Frauenarbeiten zu sehe» gibt, wirklich durchstudiert und auf ihren äskhetiichen Wert hin naehgeprüst haben. Dazu kommt noch, daß sich unter den noch unerledigt ge bliebenen Abteilungen zwei befinden, die füglich hätten entbehrt werden können, die Abteilung „Techniken" und „Bolkskunft". Der immer wieder betonte Hauptzweck der Ausstellung war jedenfalls der, dcir^ Besuchern ein möglichst umfassendes Bild von dem heutigen Strindc des deutschen Kunstgewerbes zu gebe». Zu seiner Erfüllung tragen diese beiden großen Gruppe» jedoch nicht das geringste bei. 'Ihr Charakter ist ousgesvrochen retrospektiv. Deshalb halte man ihn zum mindesten klar als einen solchen betonen und nicht vergebliche Anstrengungen machen sollen, ihren historischen Ursvrung zu verhüllen und ihre Ausnahme als ein konscäuentes Festhalten am Programm zu rechtfertigen. Auch vas Direktorium der Aus stellung scheint lchließlich zu der Ueberzeuaung gekommen zü lein, daß die Abteilungen der „Techniken" und Der „BEs- kunst", gegen deren inneren Wert damit nichts aesaat «sein soll, nicht rech' in den Rahmen Des Unternehmens paßten. Denn in dem schönen 'Erinnerungsalbum, Das soeben von ihm unter -ein Titel: „Das Dcuiichc Auiistyckwerhe 1906" bei der VerlaasanstaR F. Bruck mann, Ä-G.. in München herausgegebcn worden ist, sind beide unberücksichtigt geblichen. Einen um so breiteren Raum nehmen in diesem Album das wir unseren Lesern nur dringend zur Beachtung empfehlen können, die Abbildungen tunstgswerblicher Gegenstände ein. deren Originale unter der Rubrik: „Kunstbanldlwerkliche Einzel» erzeuanisse im Katalog verzeichnet stehen. Tie Raumgestaltung » i>!