Volltext Seite (XML)
Dies» Matt wird d« Lesern von Dresden aud U«gebu»g a» Lage vorher bereit» als Zlb-nd- Ausgabe zugcstellt. während es die Post-Abonncntcil am Morgen ra emcr Gesamtausgabe erhalten. Lerugrgediihr: M »r«»n> bei U«Iick »wkknaNon,>jutraau»« durch uns»« Bäte» <«»«»»« u»d «,»,«»». «, Do»- und Mvotaoe» mir einmav , »N »0 >». durch au-würNuk »om- m,«IIi>»Lr« »Mb«» D!k »0 «t -§ri «b»mli««r SuSellunu durch die -polt»«». «»«veftklluetd^ >mSu» !aud mit ««»rechendem äulchlaac V! «chdruit aller Artikel u, Ortginal- RilteUu»,« nur «U deutlicher Luellenonaabei.Drebd Nachr ") iuM« Nachlrüalich« Honorar, anivrück« btetb« -uberücklichtiai: unrerlauat, Mauulknvte «erde» nicht autdewabn relearamm-Ädreiie -»«chrlchte« rr«»»e«. 185V Vortag von Hiopsrh L Rcictiavdt. Anreizen, tack. Annadme von Ankündiaungen bis nachmUIaa» !i Udr Lon„. und Jeieuoü« nur Marienitrilke a» von II dtd >7,1 Ukl Tie l wolliaeitzrund eite ao « Lildcio e» Pta . Äu kundigunuen out der Drivat'eite .,eUe uo P,a , die Lwattwe.^etlc a!>s ^eiandt oder am Lerl'eite t>o L->a I»Noiiiincui nach Lonu- und 2<ne>. lasen i ii, Lira»!«» ltzrundzeii«» 30. »o bkj. « und so Pta nach t". wilderem Taui. ÄuSwärtiae !lm. eräae nur aeae» varaudbevlkiun^ Lelesbliitter werde» mit lSLiu dclecknit. ier»t»recha»ichlub: »«»I «r. II und Nr. 2»««. rn l WI loi k»I IVI I.' nollige SedlLtrüvkv. 8eli fi'suennt«'. 7. KM seine«' i.e^msm I. ksdlMlir- llllü l-llXlir-IMmsiM LuOU ZMLIVI/ sparte wvukeitei,. M.315. - Neueste Drahtberichtr. Die preußische» LaiidtagSwahlei,. Hostiachrichten, LnndtagSverhandlnngen TN«t«I1l. „FigaroS Hochzeit", Historisches Posthorn-Konzert, „Theodora". Kwilecka-Prozeß. > Sonnabend, 14. November 1S03. Neueste Dralltmeldnngen von, 13 November. Die preußischen Landtagswahlen. Bi» 7 Uhr früh waren 279 Wahlergebnisse auS 170 Wahl kreisen bekannt. Als sicher gewählt an,wehen sind: 87 Konser vative, 26 Jreikonservativc, 77 Zentrum. 51 Nationalliverale. 20 Freisinnige Bolkspartei. 1 Freisinnige Vrreinignng. 2 Dänen und 3 Fraktionslose. In 5 Wahlkreisen hat die Wahlmännerwabl keine Entscheidung gebiocht. Die Konservativen gewinnen 2 Sipe und verlieren 3, die Freikonlervativen gewinnen 1 und verlieren 5. die Rationalliberalen gewinnen 6 und verlieren I. die Freisinnige Bolksvaitei gewinnt 5 und verliert 6, die Gruppe der Jraltions- loien gewinnt 2 und verliert 1 Sitz Unter den Kandidaten, die aller Voraussicht nach am 20 November gewählt werden, befinden sich u o. die Konservativen Grafen Kanitz. GrasLimburg-Stirum. Gras Schwerin-Lomitz, v. Erssa und v Heydebrand. der Frei- konleivative Dr. ?1>endt. die Zentrumsangehörigen Dr. Porich. Dr. Bacheni, Roereu. Trimborn und DaSbach: ferner die Ratio- nailiberalen Dr Krauw. Dr. Sattler, Dr. Fiiedbcrg. v. Tchenteu- docss, Ilnteislaatsiekreiär a. D. Fritsch, Dr. Paaiche und Bart ling: von der Freisinnigen Bereinigung Broeniel und von der Freisinnigen Volksparlei Eugen Richter. Fischheck und Eickhoff, während Dr Mnller-Sagan und Kopich unierlagen. - In Ber lin siegten die Freisinnige» zweifellos im l . 2. und I Wahlkreife. Im 3. Wahlkreise, wo 2761 Wahlmänner zu wählen sind, haben die Freisinnigen 1389. die Sozialdemokraten 1098. die Konser vativen 268 Stimmen eilangt Taniit hätten die Freisinnigen gesiegt. Der „Vorwärts" zählt 1187 Freisinnige. 1121 Sozial demokraten und 358 Konsirvattvc Darnach hätte bei der .Haupt wahl eine Stichwahl itatüusinden. Berlin. Um 12 Uhr mittags waren 291 Ergebnisse aus 177 Wahlkreisen bekannt. Sicher als gewählt zu betrachten sind 89 Aorrservatrve, 28 Freikonseroatwe, 78 Zentrum, 57 Na» tionalliberale. 5 Freisinnige Bereinigung. 20 Freisinnige Volks- vartei, 5Aüde. 5Äahlkreise sind unentschieden. Die Konservativen gewinnen einen weiteren Sitz, der den Frei konservativen verloren geht. Gewählt ist auch Hakenberg snationalltberall. Berlin. Bis s.hg IM sind als gewählt zu bezeichnen 103 Konservative, 30 Freikonscrvatioe, 78 Zentrum, 60 National liberal«, M Freisinnige Volkspartei, 6 Freisinnige Bereinigung, 7 Polen, 6 Wilde, darunter 2 Dänen. 6 Sitze sind unent schieden. Gewählt wurde auch Stockmann-Wetzlar. Die Frei- komervativcn verlieren Emden an die Nationallibcralen. Neues Palais. Ter heute vormittag über das Befin dendes Kaisers ausgegebcnc Krankheitsbcricht lautet: Ta die Heilung der Wunde in völlig befriedigender Weise fort- ichreitei. wird das nächste Bulletin erst übermorgen ausgegcben. Leuthoid, Schmidt, Ilberg. Sip maringen. Der Fürst von Hohcnzollern hat sich aus ärztliches Anraten wegen einer hartnäckigen Erkältung »och Südtirol begeben. Berlin. Prozeß Kwilecka. Heute soll eine Reihe von Zeugen vernomwen werden, die bekunden sollen, daß die Hedwig Andruszewska wicderbolt geäußert bade, wenn der Pro zeß für den Grafen Hektar gewonnen werde, io werde sie out versorgt sein. Auf Aufforderung des Vorsitzenden, sich zu be sinnen und freimütig zu sprechen, gibt Hedwig zu, gesagt zu haben, daß der Graf ihr wohl danken würde, wenn der Prozeß zu seinen Gunsten gewonnen würde. Mehrere Zeugen sprechen sich ähn lich aus Schneidermeister KowalSki sagt aus. er wohnte 18 7 einer Unterhaltung der Hedwig Andruszewska mit ihrer krank- liegenden Mutter bei Letztere habe Aergcr bekundet, daß Hed- wig stets die bösen Gerüchte über die Gräfin nachspreche. Der Staatsanwalt bemerkt, die Mutter habe der Hedwig dos Ge heimnis schon früher anvertraut, wollte aber nicht, daß bei ihren Lebzeiten davon gesprochen würde aus Angst vor gerichtlicher Verfolgung. Tie Zeugin Lewandowska aus Wronke. der Hedwig Vcrpslcgungsgelder schuldete, sagt aus, die Hedwig äußerte, wenn sie sich an den Grasen wende, erhalte ste Gctd, so viel sie brauche. Hedwig habe auch Rachsucht gegen Wroblcwo geäußert. Ein Zeuge sagt aus. Hedwig erzählte, Graf Hektar habe ihr 20 000 Mk. im Falle des Gewinnens des Prozesses versprochen. Hedwig bestreitet dies zuerst, gibt sodann zu, sie habe dies nur gesagt, weil sie den Zeugen uin 20 Ml. anborgte und diere leichter zu erhalten hoffte. Ein Zeuge namens Steinmetz aus Berlin, ein Verwandter der Hedwig, gibt ebenfalls den Hinweis darauf wieder, der Graf Hektar werde sie gut bezahlen. Weiterhin kommt zur Sprache, die Gräfin Hobe einmal gesagt, ste wolle Hedwig verklagen Sie habe den Knaben ja zur Hand gehabt iür den Fall, daß sic ein Mädchen gebären sollte. Tie 'Ange klagte bestreitet lächelnd diese Aeußerung. Mannheim. Im vierten und letzten Rheinauprozeß, ui welchem sich die Anklage gegen den Vorstand und Auffichts- rot der Aktiengesellschaft fslr chemiiäie Industrie in Rheinau richtete, sind heute der Direktor Böhm und das frühere Auf- sichlsratsmitglied Groß wegen Vergehens gegen 8 313 des Han delsgesetzbuches swissentlich falsche Angaben zum Zwecke der Ein tragung in das Handelsregisters zu je 500 Mark Geldstrafe ver urteilt worden, die bei Zahlungsunsähigkeit in Gesöugnisstrafe umgewandelt wird. Die Angeklagten Henninger, Holland, Tr. KoMock. Dürk und von Harder wurden srcigesprockfeu und die Kosten der Staatskasse auserlcgt. Montreux. Am vergangenen Sonntage unternahmen zwei junge deutt'che Pensionäre auf Schloß Lueend sKanton Waadt! cme Besteigung der Ranselsen. Wegen Neuschnees war der Weg jo schwierig, daß der jüngere der beiden Pensionäre bei Einbruch der Nacht umkehrte. während der 21jährigc Rudolf Wcill aus Kassel weiter ging. Alle Nachforschungen nach dem seither Vermißten, die von den Lehrern des Instituts äu ge stellt wurden, waren erfolglos Heute brach eine Bergführer kolonne zur Wiederaufnahme der Nachforschungen auf. London. Wie der „Daily Telegraph" hört, ist Lord Roberts an Lungenentzündung erkrankt. Oertlichcs »md Sächsisches. Dresden. 13. November. —* Se. Maiestät der König nahm heute vormittag militä rische Meldungen entgegen und rmvsing die Herren Staalsminister und den König!. KabinettSlekretär zu Borträgen. —* Aus Anlaß der glücklich verlaufenen Operation beim Kaiser hatte auch der König ein Glückwunschtelegramm ge sandt, auf das folgende 'Antwort des Koffers nock am Montag noch Sibnllenort gelangt ist: „König von Sachsen. Sibyllenort. Tanke Dir für Dein freundliches Telegramm. Operation sehr gut verlaufen, bedarf nur noch einige Zeit der Schonung. Wilhelm." -- Im Aufträge des Königs Georg wohnte der König!. Ober- zeremonirnmeister Gras v. Dallwitz heute mittag 12 Uhr aut dem hiesigen Trinilatisfriedhofe der Beisetzung des am 9. d. M. verstorbenen Königl. Kannnerberr» v N » st i tz - W a l l w i tz bei —* An den ersten drei Tagen nächster Woche hält Se. Majestät der König in Moritzburg Jagden ab. Herzog Biowin von Mecklenburg-Schwerin, Fürst Lubom > rski und Fürst Ezetwertynski ans Ruß land. ferner der Königl bayrische Geiandtc in Dresden Gras A. Montgclas nebst Gemahlin trasen hier ein und nahmen in Sendias Hmel „Eiirooäb'cher Hoi" Wobnuna. —* Dem Scnatsprästdenten Dr. Bolze in Leipzig, der in voller Geistes- und .Körpersrische sein 50jähriges Dienstiubisäum beging, wurde vom Kaiser der Stern zum Roten Adlerorden 2. Klasse mit Eichenlaub und der Zahl 50 verliehen. —" An der GnIarasel un Renoenzichtosse auS Anlaß der Eröfsnung des Landtags nalnncn gestern nachmittag außer de» bereits genannten Staatsminislern die Präs,deuten des evangelisch-lutherischen LandeSkonsisioriums, des Oberlandesgerichts. des r.beroerwatt»ngSgerichts und der Obcrrechnungstammer, der Ministerialrat im Mlnisterium des Königl HauicS, der General direktor der Königl. SlaolSeisenbahncn und «ine große Anzahl Rcgicnliigskommiffgre. die Hof- und Militärstoaten teil. Wie bei alle» größeren Galafesten hatte auch zu dieser festlichen Veranstal tung eine Ausstellung zahlreicher Hoflivree-Dienersthaft in Gala livree aus der Haupttreppe des Restvenzichlosses stattgesundcn, und «ine Pnradewache des Gnrdereiter-Regimrnls war im Vorzimmer zur französischen Galerie in der 2. Etage ausgetreten, um den ankommeoden Gästen die militärischen Ehren zu erweisen. Tie Beriammlung der Teilnehmer hatte in, große» Balliaae statO gesunden, von wo ans turz vor 6 Uhr die Einsübrung in d>e Spcileiäle und die Placierung an den Tafeln erfolgte. Tie königlichen Taseln zäklten 228 Gedecke, wovon 169 auf der TascI im Banketstaale und 59 aus der im Eckporadesaale aufgelegt waren Zur Schmückung der Tafeln hatten die reiche» Schütze der Königl Hofstlberkammer Verwendung gesunden. Das aus- erwählte Talelarrnngemenl bestand in prächtigen sidernen Aufsätzen »nd großen Rocvro-Porzrllanvasen. sowie dem kostbaren Watteau- Porzellan und dem Porzellanserviee vom Roten Drachen. Eiue» der Veranstaltung entsprechenden Schmuck hatte» die Takln mit Ausstellung der herrlichen Silberaufsätze cihaltcn. die dem Königs Hank aus belondeicn Anläßen von Städten und Korporationen des Landes gewidmet worden sind. Es waren dies die mit Wappen gezierte, im Roeocostil ausgeführte Sllbervase der Stadt Leipzig, die den Bergbau darstellende Vase der Stadt Freiberg, der in Silber getriebene, mit der Saxonia gekrönte, die Landwirtschaft, sowie Kunst und Wissenschaft charakterisierende Tafelaufsatz des landwirtschaftlichen Kreisverems. Ferner eine mit Ingdszeneo auSgettatteie große silberne Iardinisre der Krersslände der Erd- lnnde und der Provinzialstände der Oberlausttz und eine von der Armee gewidmete, mit Embleme» gezierte große silberne Iachinisrc Dieser prächtige Tnkllchmuck wurde weiter durch den herrlichen Blumenflor, der in kunstvollen Arrangements aus Orchideen. Maiblümchen und Begonien (Vloirs cks Dorrsin). rosa, vervollstän digt und bot bei der mächtigen Lichtfülle ein besonders farben reiches Bild Hinter den Platzen deS Königs und der königlichen .Herrichaiten hatten die königlichen Leibvagen in der bekannten Rococoiracht Aufstellung genommen. Die Tafel nahm den be reits geichllderten Verlaus. — Am 1. Mai 1903 betrug rn Dresden die Zahl der Fabrik- betriebe 1624. die Zahl der darin beschäftigten männlichen Arbeiter 37 231, die der weiblichen 17 727. zusammen 54 358: in Chemnitz betrug die Zahl der Fabrikbetriebe 994. die Zahl der darin beschäftigten männlichen Arbeiter 31 721 und die der weiblichen 15 766, zusammen 47 487. Diese Zahlen ergeben so- wohl für die Anzahl der Betriebe wie für die der darin beschäf tigten Arbeiter eine große Ueberlegenheit Dresdens über Chemnitz und bestätigen, daß Herr Oberbürgermeister Geb Finanzroi a. D. Beutler vollkommen Recht hatte, jüngst in einer Rede Dresden als die größte Industriestadt Sachsens -n bezeichnen. Ein Chemnitzer Matt hatte zu beweisen versucht, daß die Angabe des Herrn Oberbürgermeisters auf einem Irr- tum beruhe. —* Landtags-Verhandlungen. Die Erste Kammer hielt heute vormittag ihre erste öffentliche Sitzung ab. Am Minister tische Herr Finanzministcr Dr. Rüger. Der Sekretär Herr Oberbürgermeister Dr. Käubier erstattete zunächst den Re gistrandcnvortrog. zu welchem der Präsident die einzelnen Ein gänge den betreffenden Deputationen überwies. Dem Vortrag schloß sich die Verlosung der Sitzplätze und die Wahl der ordent lichen vier Deputationen an. In die erst«, nach Antrag des Abg. Tr. Georgi aus 7 Mitglieder festgesetzte Gesetzgebungs- Deputation wurden neu gewählt die Herren Dr. Hübel Sachsendors, Oberbürgermeister Tr. Käublcr-Bautzen und Geb. Rat Dr. Wach-Leipzig. Darin verblieben sind die Herren Ober bürgermeister Dr. Georgi, Kammcrhcrr Sahrcr non Sahr-Ehrcn bcrg, Oberbürgermeister Bcck-Chemnitz und Rittergutsbesitzer von Trebra-Llndenüu. Vorsitzender wurde Geh. Rot Dr. Georgi-Leipzig, stellvertretender Vorsitzender Kammerherr Sahrcr v. Sahr-Ehrcnberg und Schriftführer Oberbürgermeister Dr. Ääubler-Bautzen. — Für die zweite, die F i nonz-Dcputo tion, wurde Gros Brühl-Seiscrsdors zugewählt. An die Stelle, die der König ois Prinz innehotte, trat derK ronprin ^ Ver- blieben sind Oberbürgermeister Beutler, Kammerherr Sahrcr. von Sahr-Dahlen, Kommerzienrat Hempel, Justizrat Oberbürger meister Dr. Tröndlin-Leipzig, Rittergutsbesitzer von Wächter- Röcknih und Geb. Kommerzienrat Wäntig-Zittou. Als Vor sitzenden der Deputation wählte man den Kronprinzen, als stell vertretenden Vorsitzenden Oberbürgermeister Beutler und als Schriftführer Rittergutsbesitzer von Wächter-Räcknitz. — Die Kunst und Wissenschaft. p* Resrden-theater Wegen Erkrankung von Frau Rosa Bertcns kann da» Ensemble der „Internationalen Tournöe Gustav Lindemann" morgen, Sonnabends abend nicht, wie oirgekündiat. d'Annunzios „Tote Stadt" in szene gehen taffen. Dafür acht Iojens Fcimiltentragödie „Gespenster" in Szene mit Frb Dumont als Kammerhcrrin Alving und Herrn Linde- mann als OSkar, die beide ihre Rollen bereits mehrfach, zuletzt in Stockholm, mtt großem Erfolge gespielt haben. 7* Königl. Hofoper. „Figaros Hockzeit". Seit der auS jüngster Zeit hervorgegangenen Neueinstudierung sehen wir „Figaro" auch hier in Dresden in die Rokokozert verlegt, un bedingt zum Vorteil des Ganzen. Tic schillernde Galanterie, der Lchem der Fnvolität. die den Grundton der Oper bildet, wird durch die gekünstelten Trachten deS Rokokozeitalters wahrschein licher und lebendiger veranschaulicht, als durch die früher übliche spanische Lokalsarbe. Gewiß hatte aucki diese etwas für sich, namentlich blieb das pikant Nationale nie ohne Wirkung, aber d„8 Rokoko eignet sich für die liebenswürdige Leichtfcrtigkelt doch Kesser. Mag man „Figaro" aber in der einen oder der anderen Bekleidung geben, immer wird aus ihm die kulturhistorische Be deutung hervorleuchten, daß durch ihn der eigentliche, entsprechende Don für die komische Oper sestgestellt wurde. Die Oper, von einem Mcistergenie in einem Zuge niedergeschriebe», war die erste ihres Genres, und ist das Muster aller komische» Opern geblieben, auch darin, daß sie in ihrer sonnigen Helle, in der Anmut und Grazie nicht üoerboten werben konnte. Bei allem Humor, bei aller Gewagtheit des Spieles treibt sie aus den innersten Tiefen eines überreichen Gemütes hervor; ihr Grnndzug ist das ge sunde, unverfälschte, natürliche Gemütsleben, das >kr den unwider stehlichen, andauernden Reiz verleiht. Keinem wirb es je gelingen, die der „ . „ .... , Ausdruck zu bringen. Unsere Modernen nun schon gar nicht. Man denke sich die leichtsinnige, galante Handlung einmal mit der „komischen" Musik unserer Tage. Statt hoher, keuscher Kunst käme sicher nur da» Gemeine der Operette, der Gassenhauer zu Loge. .. 'Hie von Hern Hofkopellmeistcr Hagen geleitete Vorstellung war m der Hauptsache vortrefflich, vor allem m der Bravour und Delikatesse, mit der die Königl. Kapelle die ungezählten orchestralen Feinheiten vollendet wiedergibt. Die Gräfin fang hier zum ersten Maie Frau Rocke-Hcindl sehr korrekt, unter sorgfältiger Wahrung des Stils, sodaß man musikalisch zufrieden sein durste. Etwas weniger jagte die Darstellung zu. Abgesehen davon, daß Frau Rocke uns die Gräfin etwas zu reis in den Acußerlichketten gibt, betont sie in ihr zu stark das Bild ohne Gnade das die Gräfin gor nicht ist. Im Gegenteil ist sie, bei aller Wahrung der ehelichen Treue, «ine sehr lebenslustige Dame, die ihre Rosina- Natur aus dem „Barbier" nicht verleugnet, und die, wie aus der Handlung klar hervorgehl, an dem reizenden Pagen mehr Ge fallen findet, als fie eigentlich sollte und dürste. Zu was also die Prüderien, zu denen u. a. auch die der Trxtvcränderunarn auffällig hcrvortreten. Die Gräfin fiat mit Bezug auf den Pagen zu sagen: „Der Busen entblößt, die Arme nackt." Wird Ke Sacke dadurch bester, daß sie zimperlich singt: „DaS Haar offen, die Arme nackt!" Gebt uns die Meisterwerke, wie sie sind: an dem Worte an und für sich wird niemand Anstoß finden, wenn nur 'onsl die Sach« im Rahmen des Geschmackvollen verbleibt! Ge- anglich sehr gut. m manchem vortrefflich war Frau Wede-i 'ind, die gestern zum ersten Male die Sufanna darstcllte. Leicht, und brillant, wie es sein soll^ flicht ihr die herrliche Musik von s der Lippe, und leicht und gefällig ist auch ihr Spiel, wenn auch öfters >wn einer zu auffällig unruhigen Bewcglickkeil beeinflußt, s Tänzelnd geht diese Susann» allerdings durchs Leben, aber nicht ^ unaufhörlich tanzend, wie eS hier geschieht. Auch wird Frau Dcde- find >n iyrcm Interesse handeln, wenn sic einige andere Freiheiten der Kewcamig unterläßt und mildert. Zu diesen gehört die etwas sehr familiäre Art. mit der sich Snjanna während der Pagcn- Arie. im Beisein der Gräfin, beguem und ungeniert auf das gräf liche Bett setzt. Derartiges kann in einem wirklich vornehmen Hank denn doch wohl nicht Vorkommen' Ein reizenderer, graziöserer Page, als Frl. Nosts Cherubin. wird schwerlich zu find«, kin, und auch Frl. Eibcnschütz darf man da? Kom-- pliment einer vortrefflichen Marcellinc machen. Sie gibt sie sehr richtig, nicht als verliebte alte Haushälterin, sondern nach der Anerkennung Figaros als ihres SohneS. als durchaus ehrbare und keineswegs alte, komische Frau. Ter Graf deS Herrn Perron ist eine tadellose Leistung, die mustergültig genannt zu werden verdient, und Herr Gr cd er ein flotter, witziger, außerordentlich gefälliger Figaro, den gestern eigentlich nur die hohe Lage seines musikalischen Parts etwas genierte. Die übrigen Rollen sind ^mit den Herren Erl. Rüdiger. Nebuschka. Gutzschbock und Frl. - v. d. Osten zufriedenstellend besetzt. Die Aufnahme der Vorstellung , war, wie sie eS >n der Hauptsache verdiente, glänzend. L. 8t. j ck" HtstorischcS Posthorn-Konzert. Eine ganz eigenartige musikalische Aufführung batte geifern den Vcreinshausmnl bis aus ! den letzte» Platz gefüllt. Zum Besten der unter dem Protektorate der deutschen Kaiserin stehenden „Töchieihortstiftung" für verwaiste Töchter von ReichSpost- und Telegraphenbeamlen vcraiistaltel. nal»u das mit Spannung erwartete PosiHorn-Konzert einen künst lerisch wie finanziell äußerst glückliche» Verlauf. Die vielen Mühen einer langwierigen, in allem wohlerwogene» Vorbereitung — an der Spitze standen Herr Geb Postrat K. Tlsteme und der Dirigent deS . Philharmonie" O'chcsters, Herr Bornschein — haben sich also reichlich gelohnt, und alle Beteiligten dürkn mit Genugtuung au» ihr gelungenes Werk zurnckblnkcn Es war ein origineller Ge danke, die Pvstboriipvesic, die wir modernen Dampf- und Elcktri- ritätSreisenden nur vom Hörenfagcu kcnuen, zum Leitmotiv einer Mnsikaufsiihruiig zu mache». In Weien und Geschichte dieser Poesie, wie sic sich in Dichtung »nd Musik seit 2 Jahrhunderten ausgrforocheu bat. tührke rin mit großer Sachkenntnis verfaßtes. !chö» ansgestattetcs Programmduch ein. dessen Herausgabe Geh Postiat Tliieme aufs beste besorgt hatte. Das Posthorn Hot eine Wandlung eifabrcn wie wenige andere Instrumente. DaS Hör» eben zu den Zeiten Backs und Handels, .das znm Signairus bloß den Gruiidton und die Oktave hergab, verdoppelte bald seine Nvhrläiigc und erlangte damit die 5 Töne des hottigen Infanterie- Signalhorns". Ans dem 6orrw ü> ,>o?l». wie es Mozart nock l'Mvendetc. enlw ekelte sich durch Einfügung der Ventile das chromatische Orw-t n pklous, das als Pisiontramvete Bürgerrecht ini nivdeuien Orchester sich enungen hat. Aus der nicht eben reiche» mallkaliichen Posthornliteratur wurde eine treffliche, wenn auch im Werte ungleiche Auswahl voraefichrt, zuerst die kurze .PostillouSünsonie" aus Handels .Bellazar", ein dreistimmiger Fngensatz für Streicher und Oboer mit etngesügtrn Oktavenruten deS Posthorns Unmittelbar noch Bertlingen deS lebhaften Sätz chens ward das Tonstück im ichiliernden Gewände brotiger