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M'd Diese» Watt wird de» Lesern von Dresden und Umgebung am Lage vorher bereit» al» Abend-Ausgabe -«gestellt, während e» die Post. Abonnenten am Morgen in einer Gesamtausgabe erhalten. Kerugsgediilir: «i«r>,l,»brlick>«ii» rre«»u> b«I «»,11» »wrtmalioei üutrasmi, dur» untere «otrn «t »»s und »»r,en«, a» Sonn- uni, Montagen nur eunnal) , Mt. »ovl, dun«, au«wärtiae Kom> nttlltmiän » M bk«. S MI oo DI. Bei eimnatiger Zutteltuna durch di« Po» »MI. tobne Bestellgeld), imilu». land mit entivrkchkndcm Zu!chla,e. N achdruck aller Artikel u. Onginal- Ritteilungen nur mit deutlicher Luellenanoabe I.DreSd, Nacht") Mläik,. Nachträgliche Lonorar- anivrüche bleiben unberücksichtigt: unverlangte Manusirivte werden nickt aufdewalm. Lelearamm-Adrelle: «achrichtea rr««de». Uorlcrg von Ki^psch L Neietiardt. Anreizen-canf. Lnnabmc von Ankündigungen dir nachmittags s Ulir. Sonn unn fteieriagS nur Marienitraiie,« von I« bis V.l Ubr Die lipailigeGrund- «eile ica s Süden) M Big,, An kU»digu»aen aui der Vrwaiieiie Zeile 2S Big : die sivaliigeZeile als „Ein aeiandl" oder auf Terticile so P,g, In Nummern nach Sonn und Seiet. lagen I bc«, Livalüge Grundzeileii so. go bcz, M und so Psg nach de ionderem Tarif. Auswärtige Aui trage nur gegen Vorausbezaliiung. Belcgblatler werde» mit willig. bcreLnel. üernivreckanichlub: «m« I Sir. U und Rr. 2«»». I« «1 ^8 Mil >'g e 8vk lskrövl lrv und llLU8i lrett8 IM 11 I «k, Rr.äSs. Ami! >. Neueste Dmhtberichte., Hosnackmckten, Geweibeiammein », Umsatzsteuer. Hotzverussgenossenschast. Siegelliste l. vom Nürnberger Turnfest, Milttäigerickt. Eduard Decarli v. Orchesterverein Philhminoiiie. „Amphitryon" ! Lonilllbcild, 24. Oktober 1W3. Neueste Drafttineldunnen vom 23 Oktober. Berlin. Zur heutigen Abendiaiel beim Kaiservaar sind geladen Reichskanzler Graf Bülvw, ReichSschatziekretär Freiherr v Steiigel, der voiher vom Kaller empfangen wird, ferner lue zu Belprechnngen in Finanzfragen hier ai»ve>e»dt-n Vertreter der Bundesstaaten und die Herren des Bureauö der Generalsiinode. Berlin. Der General der Infanterie und Präsident des Reichsmilitärgerichts Freiherr v. Gemmingcn ist heute vor- mittag hier gestorben. Berlin. Der elektrische Siemenswagen der Studiengelell- schaft für eletrifche Schnellsahrten erreichte heule stellen weise eine Geschwindigkeit von 207 Kilomckern. Halle fSaalef. Die hiesige Strafkammer verhandelte heute vormittag gegen den sozialdemokratischen Rcichstagsabgeordnetcn Kauert wegen Beleidigung der deutschen Ehinakriegcr, In der Verhandlung am 11. September erbot sich Kunert, seine Behaup tungen zu beweisen und beantragle dazu die Ladung von 39 Zeugen. In der heutigen Verhandlung waren 10 Zeugen erschienen. Das Gericht beschloß, die Verhandlung zu vertagen und vom Kriegs- Ministerium die Akten ciuzusordern, die sich auf die Fälle be ziehen, die zur Bestrafung deutscher Soldaten in China geführt haben. Köln. Wie die „Köln. Zig." aus Pcra meldet, fand dort gestern in Gegenwart des Botschafters Frecherrn Marschall van Bieberstein die Einweihung eines neuen Anbaues der deutschen Schule und die Eröffnung einer neuen deutschen Schule statt. Köln. Bei dem Brande eines Hauses in der Vorstadt Ehrenseld, der heute morgen ausgebrocheu war, sind verbrannt die 28jährige Frau eines Monteurs, ihr Kind, sowie 2 Kinder einer anderen Familie. Eine Frau und ein Kind erlitten Brand wunden und mußten in ein Krankenhaus gebracht werden. Der Brand brach im Erdgeschoß, wo der Fußboden geölt war, auS und verbreitete sich mit großer Schnelligkeit nach den oberen Räumlichkeiten. Tandern. Die beiden früheren Direktoren der Kreditbank zu Scherrebcck, Pastor Jakobscn und Besitzer Lassen in Scherrc- beck, sind gestern nachmittag in Untersuchungshaft ab- gefüürt worden. Die genaue Prüfung verfchiedencr Gründungen der Genannten hat derartige Verdachtsmomente zu tage gefördert, daß zu der Verhaftung geschritten werden mußte. . . Budapest. Die Neuncrkommission hat mit Stimmenmehr heit emen Beschluß bctr. das Mi lila »Programm gefaßt, von dem Finanzminister v. Lukaes die Krone in Kenntnis sehen wird, tt» der nächsten Woche wird der Beschluß der Ncunerkommission der Konferenz der liberalen Partei unterbreitet werden. Paris. Nach amtlicher Richtigstellung der Abstimmungs- Mer m der gestrigen Sitzung der Deputierten kämm er itt die Tagesordnung, durch die der Regierung das Vertrauen nusgeiprochen wird, mit 329 gegen 227 Stimmen angenommen. Für das Kabinett stimmten auch diejenigen Mitglieder der Unum dsmocratique, die sich gelegentlich der Kongregations debatte von der Regierungsmehrheit getrennt hatten. Gerücht weise verlautet, daß heute vormittag die Ausweisung der Kapuziner aus ihrem Kloster in der Rue de la Santa erfolgt >ei. Eine Anzahl eschutzleute hatte bereits nachts in der Um gebung des Klosters Aufstellung genommen. Tic Beschwerde, welche die Kapuziner gegen die Geldbuße, die ihnen wegen Ucber- ichrettuna des Vercttisgesehes auferlegt worden war, erhoben hatten, ist vom Kassationsgcricht abgewicsen worden. Rom Der König begab sich heute vormittag 9 Uhr vom Quirinal nach der Consulta und hatte dort eine lange Besprechung mtt Zanordelli. Wie die „Capitale" meldet, wird der König Violitti mit der Kabinettsbildung betrauen. Rom. Der König wird heute nachmittag Biancheri und Giolitti empfangen. Das Gerücht erhält sich, daß der König Glolitti mit der Bildung des Kabinetts betrauen werde. Barcelona. Die Stadt konnte gestern abend nicht be leuchtet werden, da die Arbeiter der Gasanstalt in den Ausstand getreten sind. Der Gouverneur hat den Verein der Gasarbeiter vor Gericht gestellt. Mehrere Ausständige sind verhaftet worden. Viele Kaufläden und Werkstätten, splitte die Theater sind ge- schlossen. Patrouillen durchziehen die Stadt. Militärinacnieure batten Gas hergesiclli, doch ließen die Ausständigen das Ufas ent- weichen, indem sie die Hähne der Laternen öffneten. Kopen da gen. De, Groß Herzog von Mecklen burg-Schwerin wird mit semer Schwester. Herzogin Eecilie. am 29. d. M zum Besuche >» Frcdensborg ermariet. Frede nsborg. Die Königin von England ist heute vormittag nach Lonvon abgercst, London. Wie „Dailh Telegraph" schreibt, ist die Meldung unrichtig, daß die Negierung beabsichtige, zu oder vor Ostern das Parlament aufzu lösen. Es wird nicht an das Land appelliert werden, bevor das gegenwärtige Parlament seine ordentliche Sitzung beendet hat, außer, wenn tve Minister bei einer Abstimmung über die Vertrauensfrage oder bei der Ver handlung einer wichtigen Rcgierungsmaßnahine eine Niederlage erlitten haben. London. Reuters Bureau erfährt aus Tientsin von heule. Rußland verhandle mtt einer Tampfschlsfgesclljchast m Shanghai, um Damvfer zu schartern, die von dort nach Port Arthur gehen sollen, da die gegenwärtige freiwillige Flotte nicht ausreiche den Hände' zu bewältigen. London. Der „Times" wird aus Tok'v unter dem gestrigen Datum telegraphiert: Die diplomatische Lage ist un verändert. Die »n Umlauf befindlichen Gerüchte über die Entsendung japanischer Truppen nach Korea sind unbegründet. Das führende javanische Blatt schreibt: „Was die Mandschurei betrifft, so fordert Japan nichts, als daß Rußland die vertragsmäßigen Versprechungen bezüglich der Zurückziehung seiner Truppen und der Handelsfreiheit erfüllt. In Bezug aus Korea aber werde Japan nicht dulden, daß irgend em anderes Land die Hand daran lege, und wenn Japan dies aussvreche, so möge Rußland be denken, daß es dies im Sinne vieler Nationen tue." Lori ent. In dem benachbarten Kervignac sind gestern bei einem Brande die Frau eines Landwirtes und ihre sechs Kinder in den Flammen umgekommcn. Ein Teil des Gebäudes wurde eingeäschertt. Konstantin opcl. Tie bulgarische Negierung teilte der Pforte mit, daß Bulgarien jetzt auch die zweite der drei mobilisierten Klassen der Reserve entlassen wird. K o n it a n t i n o p e I. Der bulgarische Agent Natschcwitsch hat gestern im Aildiz Kiosk die offiziöse Erklärung abgegeben, daß eine weitere Reserveklasse 15000 Manns demobilisiert wird, sodatz nur noch eine unter Waffen ist. Andererseits ordnet ein gestriges Jrade des Sultans die Entlassung der türkischen Jlavetruppen an. Nach Meldungen aus Makedonien schicken die Bandcnsührer ihre Leute nach Hause. Ein anderes Jrade ordnet die Bildung einer Militärkommission für Makedonien an, um Untersuchungen über die stattgefundenen Ausschreitungen vorzunchmen. Der Kommission gehören auch die Generale Aulcr und Rüdgisch-Pascha an. Belgrad. Tie Sknvschtiiia wählte heute den Staats rat. Dieter setzt sich nunniebr aus 10 Radikalen, 3 Liberalen und 3 Progressisten zusammen. DaS Kabinett Gntttsch erhält dadurch eine fettere Basis für die Durchführung des von der Skupschtina angenommenen Programms. Belgrad. Der Klub der selbständigen Radikalen hat einen Befchlußantrag angenommen, der sich im Prinzip für eine Einigung mit den gemäßigten Radikalen cmsspricht. Pasitsch und einige andere Gemässigte wurden von der Parteileitung aus- aeschlosscn. Der Klub der gemäßigten Liberalen hat einen analogen Bcschlußontrag angenommen. Ncwvork. Ein Telegramm aus Buttle City besagt, daß in allen Werken der Amalgamated Coppcr Company in Montana die Arbeit eingestellt wurde, wodurch 15000 Arbeiter bc- schäftigungslos sind. Deutliches und Lnchsischcö. Dresden. 23. Oktober. —* Se. Majestät der König kam heute vormittag von Pillnitz nach dem Residenzschlosse, empfing von Itsi/? Uhr ab die Herren Staatsministcr, die Departcmentschess der königl. Hofstaaten und den königl. Kabinettssckrctär zu Vorträgen und kehrte nach mittags nach Pillnitz zurück. —* Ihre Königl. Hoheit Frau Prinzessin Io hau» Georg beehrte heute mit Eiukäuseu das Putz- und Mode- geschäst von Rosalie Elsner, Königl. Hosliesercmtni, Prager Ltraße 9, 1. —* Heute vormittag halb 9 Uhr ist in Leipzig der Reichs gerichtsrat .Horten, der seit Januar 1891 beim Reichs gericht. zunächst am 4., zuletzt am 2. Strafsenat tätig war, ge storben. Er war 1839 in Kempten gekoren, 1859 in den Jusiiz- dienst^getreten und hatte vor seiner Berniung an dos Reichsgericht als OberlandesgerichtSrat in Frankfurt a. M. gewirkt. —* Ein bekannter sächsischer Industrieller. Herr /Fabrik besitzer Julius Kallinich, Inhaber der Färberei und Chemischen Wäscherei in Hainöberg bei Tresdcn, ist am Donners tag mittag ' ,2 Uhr ffn hiesige» Friedrichstädtcr Ttaütkranken- hauie nach kurzem Krankenlager im Alter von 54 Jahren ge storben. Die Kallinichjche Färberei und Wäscherei ist wegen ihrer Leistungsfähigkcu und Solidität allgemein bekannt und durch ein weitverzweigtes Filialcnsystem eingesührt. Ende der achtzig^ und Anfang der neunziger Jahre gehörte der Entschlafene dem Stadt verordnetenkollegium an. Der Verstorbene wird, seinem Wunsche gemäß, durch Feuer bestattet. Tie Verbrennung der Leiche er folgt am Montag nachmittag halb 4 Uhr in Gotha. —* I» den Monaten August und September sind hier 791 Einwohner als Bürger verpflichtet worden. —* Im Anschluß an die Mitteilung, daß die evangelischen Kirchenregierungen Deutschlands ihr Einverständnis zum Zu sammenschluß der evangelischen Landeskirchen nach den Beschlüssen der Eisenacher Kirchenkonserenz vom 13. Juni d. I. nahezu einstimmig erklärt haben, schreibt ein angesehener sächsi > cher Geistlicher: „Nicht ohne Besorg nis sicht man in weiten Kreisen, und zwar nicht blaß in den speziell kirchlichen, dieser Neuorganisation der kirchlichen Dinge entgegen. Weiß man doch, daß der Ausschuß unter einem Vor sitzenden aus der preußischen unierten Landeskirche zunächst aus 5 Jahre in Berlin seinen Sitz erhalten soll. Man hegt ernste Zweifel, ob jemals ein anderer Sitz des Ausschusses als die Reichshauptstadt gewählt werden wird, obwohl hierin die Ge fahr liegt, daß dort nicht bloß kirchliche, sondern auch politische Rücksichten bei der Leitung der Kirche sich geltend machen wer den. Auch den formellen Garantien des Rücktrittsrechtes und der Unvcrbindlichkcit der Beschlüsse mißt man angesichts der tat sächlichen Verhältnisse keinen allzu großen Wert bei. Jedenfalls wird man darauf gefaßt sein müssen, daß die jetzt bekannt ge- wordene Ordnung der Tinge, die unter Umständen der erste Schritt zur evangelischen Rcichskirche sein kann, in Sachsen noch manche Beunruhlgung Hervorrufen wird." —* Tic Jahrcskonscrcnz der Vorsitzende» und Syndici dc> sächsischen Gcwerbe kam mern hat in chrcr vorgestern in Plauen i. V. abgehaltcnen nichtöffentlichen Sitzung beschlossen, zu beantragen, daß der vom letzten Landtage gefaßte Beschluß, wonach im Gesetzcswege die Gemeinden verpflichtet werden sollen, in ihren Bezirken eine Umsatzsteuer einzuführcn, wieder auf gehoben werde. Weiter hat sich die, Konferenz dagegen ausge sprochen. daß neben den bestehenden fünf Gewerbekammcrn nocu eine sechste mittelsächsijche, mtt dem Sitze in Döbeln, errichte; werde, vielmehr gab die Konferenz ihrer Ansicht dahin Ausdruck, daß man daraut hinwirkcn möchte, daß sich, wie in den Bezirken der Kammern Piaucn und Zittau, die Bezirke der Kreishaupt- mannschaften mit denen der Gewerbekammcrn decken. Eine Aus sprache fand statt über die Hnndwerkcr-Eipcnschaslen ocr Muster- Zeichner. Endlich wurde beschlossen, bezüglich der alliährncheu Berichterstattung der Kammern an das Ministerium eine Acndc- rung oorzuuehmen. —" Tie Sächsische H ol z b eru fs g en vi s cns ch as t liielt heute im .Neuffädter Kasino" zu Dresden-Neustadt ihre 19. ordentliche Genosteisichaftsveriammlung unter dem Vorsitz des Herrn Kommerzienrats Grnmbt-Dresden ab. Dem zunächst vor- Kunft und Wissenschaft. 7* Mitteilung aus dem Bureau der Königl. Hof - ibcater. JmOpernhausc wird Sonntag, den 25. Ok- tobcr, die vieraktige Oper „M argarcthe" von Ch. Gounod gegeben. — Tie morgige Aufführung der „ Z a ul> c r s l ö t c " >m Opcrnhause beginnt s/28 Uhr. i* Hofopernsängrr «dnard Decarlt. der bis vor zwei Jahren als erster Bmsist und Baßbufso dem Mita'iederverband der Königl. Hofoper angehorle, ist heule Morgen 5 Uyr in Radebeul »ach langem, schwerem Leiden g e st o r b c » Der Künstler, der nahezu drei Jahrzehnte - er kam 1872 als Nackfolger des phäno- iiienalen Scaria an das Hoitheater — in unzähligen Partien des leriöien und heiteren Genres die Kritik säst immer hockbe'nedigt. das Publikum stets erfreut hat. wurde am 9. Januar 1846 in Olmiitz geboren, wo sein Vater Rendant an der städttsckc» Haupt- lasse war. Nach Absolvierung seiner Studien am Polytechnikum in Wien erhielt er feinen ersten Gesangsunterricht an der K. K Hvfopernschule in Wien, um svüler bei Artet seinem umfangreichen Baß den letzten Schliff geben zu lassen. 1868 betrat er zum erstenmal, und zwar am Stadtihcater zu Frankfurt a. M.. die weltbcdeutenden Bretter, zunächst nur in kleineren Rollen. Von der Mainstadt kam er nach Augsburg, von da nach Laibach, bis er endlich festen Fuß am Hostbealer zu Braunschweig faßte, dos ihn mir ungern nach Dresden ziehen ließ. Hier entwickelte sich lein ichönes Talent. daS auch im Schauspiel sick mehrfach crbeblich be tätigen sollte, so überraschend, daß er lebr bald nicht nur als ieriöier Baß. sondern auch als Baßbuffo Vortreffliches zu bieten im stände war. Neben seinem Sarastro. Bertram, Hundlng. tiaspar und Marcel tonnte sich lein Figaro, Leporello und Falstaff in gleichen Edren hören und auch sehen lassen, denn lein dar stellerisches Können wußte diese» Figuren ein so charakteristisches Gepräge zu geben, daß sie schon als schauspielerische Leistungen Teilnahme und Interesse erweckten. Zu dieser außerordentlichen Vielseitigkeit kam ein großer Fleiß, der Decarli zu einem der ge schätztesten Repertoirsängcr der Hosover werden ließ, auf den unbe dingter Verlaß war: mochten auch um ihn Absagen daS feste Ge- iüge des SpirlvlaneS erschüttern. — seines Basses Grundgewalt war die Basis für so manche Ersatz-Oper, mit der im letzte» 'limendlicke eine reiche Tageseinnahme gerettet werden konnte, n den letzten Jahren seines Lebens beeinträchtigte ein hartnäckiges sie den seine ionst io freudige Schaffenskraft, die allezeit von einem ff»cyen Humor getragen war. nicht unerheblich, der Unermüdliche, der auch als Mensch sich bet seinen Kollegen und Freunden großer. Beliebtheit erfreuen durste, mußte sich schließlich pensionieren lassen. nachdem er noch die Freude erlebt hatte, seinen Sohn nack erfolg reichem Gastsviele für das Königl. Hoff'chauipiel als Heldendar steller verpflichtet zu sehen. Die Ruhe des ländlichen Auienihaltes brachte seinem Leiden wohl vorübergehend Linderung, aber dein noch immer Hoffnungssicudigen leider nicht völliges Genesen. Der Tod bedeutete für ihn eine Erlösung, die den 57jährigen von allem Leid des E,dendaiei»s befreite. t* Der Orchestervereiu Philharmonie eröffnete seine Auf- führungsabende gestern mit einem vor vollbesetztem VereinshauSsaale gegebenen Konzert. Der Verlauf war. wie bei dieser trefflich bestellten Vereinigung gewöhnt, m jeder Hin sicht voll befriedigend. Zu dem früheren, meist aus Beamten des hiesigen Kaiserlichen Postdienstes gebildeten Bestände des Orchesters, von denen viele ehemals im Dienste der Militärmusik gestanden, sind neuerdings zahlreiche Mitglieder hinzugetrcten, sodaß das Orchester jetzt mehr als 70 Herren zählt, die, von ihrem Leiter Herrn M. Bornschein zu einem sicheren und zuverlässigen Ensemble herangebildet, eine stattliche und leistungs fähige Kapelle repräsentieren. Als solche bewährte sich die „Mil- Harmonie" wieder in der Ausführung der „Oberoitt'-Ouvcrtüre, des „Lohcngrin '-Vorspieles, der graziösen „Kleinen Nachtmusik" von Mozart und Liszts Ungarischer Rhapsodie INr. 1, O-chn-s. Unter dem Gesichtspunkte beurtellt, daß die mehr oder minder großen Schwierigkeiten der genannten Werke von Herren aus- geführt werden, die sich der Pflege der Musik nur nebenbei, nach dem ernsten Dienste ihres Berufes, widmen können, verdienen die Vorträge das uneingeschränkte Lob. Man kann in diesem sogar noch weiter gehen und der „Philharmonie" das Kompli ment aussprechcn, daß manche große und gute Zivilkapelle ihr in vielem kaum gleichkommt, sic m der technischen Präzision und Zuverlässigkeit nicht zu übertreffcn im stände ist, daß sie mehr bietet, als billige Erwartungen voraussctzen lassen. Das Ver- dienst, das Ensemble auf diese ehrenvolle Höhe der Leistungs fähigkeit gehoben und erhalten zu haben, gebührt vor allem Herrn Bornschem, der, als bewährter ehemaliger Militärmusikdiriacnt, es verstanden hat, die musikalische Disziplin mit sicherem Blick und fester Hand einzuführen und aufrecht zu erhalten, so er folgreich, daß die „Philharmonie" in ihrem jetzigen Bestände wohl berechtigt ist, sich ein wohltmnperierteS Orchester zu nennen. Ohne die volle Hi die Aufgabe sie ist gelö! so vortrFflich fundiert, daß sie ein Faktor geworden ist, mit dem man musikalisch und gesellschaftlich zu rechnen bat, — Neben den orchestralen Ausführungen verdiente sich den allgemeinen lebhaften Beifall der Vortrag des Franz Schubertschen ^-äur- Ouintetts lop. 114>, von Frau Else Maeder, den Herren Scharfe, Harenberg, Wilde und Schramm gespielt. Dem liebenswürdigen, sonnigen Werke wurde ein reiches Verständnis entgegengebracht und ver technischen Wiedergabe die volle Sorgfalt gewidmet, Die rhythmisch sichere Führung durch die erste Violine, die klare, saubere Behandlung des Klavierparts durch Frau Maeder waren dem Vortrage besonders feste Stützen, ohne daß dadurch das gut und gewissenhaft gepflegte Zusammcnspicl beeinträchtig: worden wäre. Mit gleichen Ehren bestand eine jugendliche Konzcrtsängerin, Frl. Gertrud Fischer, die eine Arie aus Fölicien Davids „korlv 6u Bi'v->il" fruit Orchesters und Lieder am Klavier sKretschmer: „Frühlingslicd", Jenscn: „Murmelndes Lüftchen" usw.s in hübscher Auffassung und mit gefälligem Vor- trog sang. Frl. Fischers Stimme ist nicht besonders tragsähig und volltönig, zeichnet sich aber in leichter, müheloser Tongebung der hohen Stimmlage und durch Reinheit der Intonation aus Der obligate Flötenpart wurde von einem Mitgliede des Orchesters sehr geschickt ausgeführt, desgleichen die Begleitung am Klavier. Ick. 8t s* „Amphitrtzon" im Leipziger Stadttheater. Im Nene» Theater zu Leipzig erlebte vorgestern bas dreiaktiae Lustspiel „Amphitryon' nach Moliörc von Heinrich v. Kleist, für die Bühne umgearbettct von Wilhelm Hcnzen. die Uraufführung. DasWerk der vrciDichter fand nach den ersten 2 Akten eine freund liche, nach dem dritten Akte sogar eine sehr freundliche Aufnahme , denn nach diesem Akte wurden die Darsteller drei Mal gerufen, und zuletzt durste auch Tr. Henzc,, Beifallsspenden ciitgcgen- nehmen, Trotzdem und obwohl ich jeden dieser drei Dichter in seiner Art schätze, will mich bcdüntcn, daß die Ueberarbeitung der Moliörcsche» Komödie durch Kleist der Sache nicht genützt hat und die weitere Ueberarbeitung der Moliörc-Klcistschcn Komödie durch den liebenswürdigen Wilhelm Heiizen noch weniger. Viele Köche verderben den Brei: auch in der Poesie, Der Moliöreschc „Amphitrvon" ist mm unleugbar kein Meisterwerk, aber ein einheit liches Werk ist er doch. Vor allem ist es dem Dichter recht ge- lungcn, in dem Lustspiel die Willkür der Großen und die Liebe dienerei der Kleinen ihnen gegenüber zu verspotten: daß die ganze Fabel seines Stückes ziemlich klatcrig ist, unterliegt keinem Zweifel. Auch wird unser ästhetisches und moralisches Gefühl verletzt, wenn wlr lehcn, wie ein braver Ehemann um sein liebstes Gut hinterlistig betrogen wird und sich schließlich noch ehrfurchtsvoll für di« Ehre bedankt, daß seine unschuldige Frau durch den Schänder ihrer