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Liese» Blatt wird de« Lesern von Dresden und Umgebung am Lage vorher bereit» al» Abend-Ausgabe zugestellt, während e» die Post-Tbounenken am Morgen in einer Gesamtausgabe erhalten. verugsgebüdn »<«tUMrli» Mr »r.»»« bei Ulali» ,ivet»alt««r üuttaiim, durch unser« Bot« «»«»»« und an So»»- und Montagen nur einmal» »Mk.»0v>. durchaudwSltiaejkom- miiftouLre S Mk bei. » Mk. SV Bk. Bei «tnmaliaer üuliclluna durch die LoktSMk. iobneBeitelloeld». im Aus land mit entivrechcndci» -juschlaae. R achdruck aller Artikel u. Oriainal- Mittrilunaen nur mit deutlicher Ouellenanial»e<„DreSd,Nachr") »uILIfta. Nachträgliche üonorar- anlvrüche bleibe» unberüSsichtiat: wtverilwat« Manuskripte werden nicht ausbewabrt. rdlesramm.Adresse: M»ch»tchte» »re«d«» KsgvünSsß 18SV Verlag von Kiepsch L VeE^ardt. Anreizen. Lack. Annabme von Ankiindiaunget« dis nachmittags r Uhr. So»«- und steiertaa» nur Marienstrahe A von n bis V,r Ulir. Dre iIvaltiaeBrund- reile <ca. s Silben« L> Big . An- kündiaungen aus der Pnvatleite Zeile L Psg : die Sivaltiae Zeile als .Sin- aciandt" oder aus Tertieite so Pia. In ^Lummern nach Sonn- und yetq> sagen i- be-. rspaitige Grundteil« so. « bej. W und so Lsg. „am dg» iondcrem Taris. Auswärtige Atö» träge nur gegen ÄorauSbeMdtm» Beleiblättcr werden mit wNltt. berechnet. Serusvrechanschluh: >mt l Sir. U und Re. LOW. lasUed LNvi II» ..Irnilim tiultkllllil««' I» Unis» i»u«t levl»t„ Ävr LU»« Neueste Drahtberichte. Hofnachrichten. GesamtratSsitzung. Ludwig Richter-Feier in Loschwitz, GeiichlSverhn»dl»»gen. Rudolf von Gottschall sich zu beraten. Rosen wird wahrscheinlich am 4. Oktober zurück- rnorzxvi»» nucl DMO äurev Iiabt«vl»8 »livl»l»»a«>lili»«; DM" (6urt Xnibbch, Uelsson, Llbstrusse Xo. 12. «r. 271. Mittwoch, 30. September 1W3. Neueste Draht Meldungen vom 29. September Falkenstein i. V. Seit heute früh wütet Grobfeuer im Stadtteil „Oberer Anger". Bisher smd 10 Häuser nieder- gebrannt. Eine Anzahl weiterer Häuser ficht in Flammen. Ter Schaden ist sehr gros;. Ulm. Die 16. Generalversammlung des Evangelischen Bundes ist gestern abend durch zwei «gleichzeitig abgehaltenc Volksversammlungen cingeleitet worden, die von Tausenden be sucht waren. Im Saalbau wurde die Versammlung im Aufträge des württembergischen Hauvtvercins von dem Reichstags- und Landtagsabgeordneten Dr. Hieber begrüßt. Ter heutige Tag ist geschlossenen Versammlungen gewidmet. Auf das Huldiaungstele- aramm an den König von Württemberg ist von diesem aus Friedrichshofen folgende Antwort eingegangen: „Für die Mir ireundlichst übersandte Begrüßung seitens des Evangelischen Bundes spreche Ich Meinen wärmsten Dank ans and wünsche der Versammlung besten, segensreichen Verlauf." Frankfurt a. M. Wie die „Frkf. Zig." aus Lemberg meldet, ist der Chef des großen Stanisiancr Bankhauses, Ephraim Kamer, nach Unterschlagung von 250 000 Kronen Depotgelder, die er an der Börse und im Kartenspiel verloren hat, seit 8 Tagen verschwunden. Kamer soll nach Amerika ge flüchtet sein. Frankfurt a. M. Die „Frkf. Ztg." meldet aus Newyork: Die Einsetzung eines Masseverwalters für die Lake - Superior- Company ist beschlossen worden. Inzwischen veranstalteten die Arbeiter, denen die Gesellschaft 200000 Dollars Lohn schuldet, Tumulte. Alle Fenster wurden zertrümmert, die Waffenläden geplündert und viele Schüsse abgefeucrt. so daß Militär auf- geboten werden mußte. Später erstürmten die Arbeiter das Kontor gebäude und demolierten alles. Ein Richter verlas die Aufruhrakte, was aber erfolglos blieb. Die Arbeiter warfen nach der Miliz mit Steinen. Breslau. Die „Schles. Zig." meldet aus Kattowitz: Die Abdämmungsarbeiten im Jicinus-Schachte der Laurahüttc find nunmehr gelungen. Eine weitere Gefahr erscheint aus- geschlossen. Königsberg i. Pr. Den Blättern zufolge trafen am Sonntag ,m Romintcr Jagdschloß ein: Graf v. Dönhoff- Friedrichstein, Landstallmeister v. Dettingen, der kommandierende General des 1. Armeekorps General der Infanterie Freiherr v. d. Goltz und Oberstleutnant, Miassojcdow von der russischen Gendarmerie in Wirballen. Dem Gottesdienste in der Hubertus kapelle wohnte der Kaiser mit dem ganzen Gefolge und den Gästen bei. Paris. Die Regierung hat eine strenge gerichtliche Unter suchung wegen der antiklerikalen Ruhestörungen in Hennebout angeordnet und den Präfekten beauftragt, die nötigen Vorkehrungen zum Schuhe der Personen und des Eigen tums zu treffen, da sich die Gemeindcpolizci als unzureichend er wiesen habe. Offiziell wird übrigens bemerkt, die Zeitungs berichte über die Ausschreitungen in Hennebout seien ziemlich übertrieben gewesen. Paris. Das „Echo de Paris" teilt mit, das; der Offizier Heroust, der Ivegen des Selbstmordes eines Mädchens in Jndochina Vom Admiral Marechal vor ein ttntcrsuchungsgericht gestellt war und dieser Tage an den Admiral Marschal einen beleidigenden Brief geschrieben hatte, vom Marinemimslcr mit 30 Tagen strengem Arrest bestraft worden ist. Madrid. Ter französische Ministerpräsident Co mb es ist nach Andalusien weitcrgereist. Kopenhagen. Sämtliche Mitglieder der Königs familie fahren heute nachmittag von Fredensborg nach Roskilde, um anläßlich des Todestages der Königin Luise Kränze in der Dmnkirchc niederzulcgcu. Ter König seht sodann die Reise »ach Gjedser fort, wo er 7 Uhr 38 Min. cintriftt. Im Gesvlge des Königs befinden sich u. a. der Kronprinz, Prinz Waldemar von Dänemark und Prinz Georg von Griechenland. London. Tie „Times" melden aus Tokio vom 27. Septem ber: Der Besuch des russischen Gesandten in Tokio, Baron v. Rosen, in Port Arthur geschah auf Anordnung aus Petersburg hin und hatte den Zweck, mit Alcxcjess über die Vorschläge Japans kehren, worauf die russisch-japanischen Verhand lnngen, wie man annimmt, ihrem Abschluß entgcgengehen wer den. — Die Fortschrittspartei in hat ein Manifest ver öffentlicht, das vom Graten Okuma in dem dieser scharf die Notwendigkeit betont, der.k^von Stcchalt zu tun, die China beeinträchtige und Korea tz^d " Fürst s London. Die „Times" ersah^p er Fsül,"würdiger Quelle, die Kommission im Nildiz Kiosk, s^vchkedonischen An gelegenheiten unterstehen, hal.^ F-Nsthlen, daß künftighin alle mit oder ohne Waffen gefanahtz>AvlIFüiaarcn erschossen wer den. Der Sultan habe dem ÄeschluK'zugestimmt. Tie nötigen Befehle seien an die Truppen avaesandt worden. Konstantinopel. Die Einigung aller Mächte über die österreichisch-ungarisch-russische Aktion und die gleichlautenden Berichte aller Mächte haben auf die Pforte eiiM außerordentlichen Eindruck gemacht. Auf diesen Eindruck und die ungebahnte Verständigung mit Bulgarien sind die Befehle zurück, zmühren, die die Pforte an den Generalinspektor, sowie an alle Militär, und Zivilbehörden erlassen hat und die dahin gehen, die bulgarische Bevölkerung nicht zu vergewaltigen und nur das Bandenunwesen energisch zu unterdrücken. Nachrichten aus Sofia zufolge sollen die bulgarische Negierung und die Kirchenbehörde bemüht sein, die Komitees zur Einstellung der Bewegung zu veranlassen, indem sie darauf Hinweisen, daß bei einer Fort- dauer der Äandenbewegung die bulgarische Bevölkerung in Make donien teils ausgemerzt, teils schr geschwächt werde. OertlicheS und Sächsisches. Dresden. 29. September. —*Jhre Majestät die Königin-Witwe begab sich heute früh m;t Zug 7 Uhr 20 Min., begleitet von der Frau Oberhof. Meisterin von Pflugk, der Hofdame Frl. von Nauendorfs, dem Kammerherrn van Metzsch-Reichenbach und Pein Amtshaupt mann in Dresden-Neustadt, Krug von Nidda, nach Aue zur Be sichtigung der dortigen Koch- und Nähschule. Die Rückkehr nach Dresden-Strehlen wird heute abend gegen 7 Uhr erfolgen. — Gestern nachmittag 3 Uhr nahm die Königin in Villa Strehlen di« Meldung des neuernamiten Kgl. Kammerherrn Freiherrn von Schönberg-Thammenhain auf Thammenhain entgegen. —* Seine König!. Hoheit Prinz Johann Georg zeichnete gestern die neu eröfsnete Ausstellung im Kunstsalon Ernst Arnold durch seinen Besuch aus. —* Herr Städtrat Weigand erhielt den Albrechtsorden 1. Klasse mit der Kratze. / —* Am 1. Oktober tritt der in weiten Kresten beliebte Zoll- lekretär Hermann Holz nach einer 46inhrigci, Tätigkeit im Staats dienste iu de» wohlverdien teil Ruhestand. Während «einer lljäh- rigen Militärzelt »ahm er an den Feldzügen von 1863/61, 1866 und 1870 71 teil. —* Für den 10. ländlichen Kreis ist Herr Oswald Zimmer mann iNeformparteij als Landlaaskandidat ausgestellt worden, nachdem Herr Fabrikant Langelott-Cossedaude zu seinen Gunsten zurückgetrcten ist. Ter Bund der Landwirte bat in seiner Vertraiieilsmänncrvcrsammluiig am Montage beschlossen, die Kandidatur Ziiiimcrman'i zu unterstütze». Herr Gutsbesitzer Winkler-Rippien, der mehrfach als Kandidat genannt wurde, hat endgültig von einer Kandidatur Abstand genommen. Herr Zimmermann ist nunmehr der einzige nationale Kandidat im 10. Kreise gegenüber der Sozialdemokratie. —* Mitteilungen aus der Gesamtrats-Sitzung. Dem RatSalses! or Holz, der für 1. Oktober in Plauen i. V. in die gleiche Stellung gewählt worden ist, wurde die für Ende September erbetene Entlastung gewährt. — Der Rat beschloß, den Geburtstag des Kaisers an sämtlichen Dresdner Schulen künftig durch eine besondere Feier unter Ausfall des Unterrichts z» begeben und die Dresdner Lokal«ch»lord»ung demgemäß abzu ändern. Risbcr war nur am Geburlsagc des Königs und am age der Schlacht von Sedan ein feierlicherAktns in den Schule» abgebalten worden - Für den Ausbau der W in tcrb erg- slraße wurden 53 219 Mk. zum Erwerb des von den Anliegern gegen Ciilgelt abzutreteuden Kemlaudstreiscns genehmigt. — Zur Erweiterung der A » s i ch i s s u n gsp l ä tz e aml linken Elbufer, die sich mit Rücksicht auf den steigenden Schiffsverkehr dringend nötig macht, bewilligte der Rat 58000 Mk. aus dem Stammoer möge». - Der Titel Obersekretär wurde an den Kassierer Zel,milch. Sekretär Max Fischer und stellvertretenden Standes- bcamlcii Tann verliehen. —* Die Königl. A rs en a ls a m,»I un g wird von Sonnlag. den 4. Oktober, an bis mit Sonnabend, den 3l. Oktober, wieder täglich von 10 bis 2, Sonn- und Festtags von 11 bis 2 Uhr für das Publikum geöffnet sei». —* Eine glanzvolle Gedenkfeier veranstaltete gestern abend im „Weißen Adler" der Ortsverein Loschwitz. Sie galt dem 100. Geburtstage Ludwig 51! ich 1 ers, der als Dresdner Kind so oft auf den das liebliche Elbdörfchen umgebenden Höhen gesessen, hinabgeschaut hat auf den glitzernden Strom, der noch heute seine Wellen ebenso rastlos an dem freundlichen Gelände vorübcrtreibt, der so oft seine Blicke gelenkt hinaus in die weiten, gesegneten Fluren seines Heimatlandes und die blauen Berge der Sächsischen Schweiz. Ein besonders glücklicher Gedanke des Loschwitzer Ortsvereins war es, den Reinertrag der Feier der Kindcrbcwahranstalt zu Loschwitz zukommen zu lassen. Auch hierin liegt ein sinniger Anklang an des großen Meisters un- sterbliches Wirken; hat er es doch in den Illustrationen zum „Robinson", zu Becksteins und Musäus' Märchen, zum „Sonn- tag" und „Fürs Haus" wie kein Zweiter verstanden, das Kinder- gemüt anzuregen und die ganze sonnige Kinderzeit dem Beschauer in das Gedächtnis znrückznruse». Daß in den weitesten Kreisen das ^Bedürfnis vorlag, des Meisters ehrend zu gedenken, bewies der "große Andrang zur gestrigen Centenarseier. Lange vor Be ginn der Feier hatte eine festlich gestimmte Gemeinde den großen Saal des ,,Weißen Adlers" bis aui den letzten Platz gefüllt, ja viele, die sich eine Eintrittskarte nicht beizeiten gesichert hatten, mußten wieder umkehren, da sämtliche Billetts bereits mehrere Tage vorher vollständig vergriffen waren. Schon das Pro- aramm führte stimmungsvoll in die Feier ein. Es trug in künst lerischer Ausführung ein reizendes Titelblatt nach einem Ent würfe von Hermann Vogel-Loschwitz mit dem Bildniffe Ludwig Richters, wie er, umgeben von allerlei Getier, im Walde sitzt und malt. Zur Ausführung der reichen Darbietungen des Abends hatten sich kunstbegeisterte Dilettanten aus Loschwitz und Blasewitz in den Dienst der guten Sache gestellt; außerdem wirkten in dankenswerter Weise von unseren beiden Königlichen Theatern mit die Herren Kammersänger Scheidemantel und Hofopernsänger Rüdiger, die Hofopernsängerinnen Irl. Schäfer und Nast, sowie die Hofschauspielerin Frl. Serda. Die Musik zu den lebenden Bildern hatte Herr Musikdirektor Johannes Reichert komponiert, die Begleitung führte die Kapelle des 2. Grenadier-Regiments Nr. 101 aus. Ausgezeichnet wurde die Feier durch die Anwesen heit Sr. König!. Hoheit des Prinzen Johann Georg, sowie der beiden ältesten Söhne des Kronprinzen, Georg und Friedrich Christian. Außerdem bemerkte man in der Ge sellschaft die Herren Kultusminister Dr. v. Seydcwitz, Kreisbaupl- mann Schmiedel, Amishauptmann Geh. Regierungsrat v. Craus- haar n. a. 'Den Abend eröffnet«: die Ouvertüre über das Volks lied: „Ach, lvic ist's möglich dann" von Lassen, nach deren Ver klingen Herr Ministerialdirektor Geheimer Rat Roscher den Fcstvortrag hielt über das Thema: „Was verdankt das deutsche Volk seinem Ludwig Richter?" Der ge schätzte Redner verbreitete sich zunächst über die beiden anläßlich des 100jährigen Geburtstages Ludwig Richters in Dresden und Loschwitz veranstalteten Ausstellungen und schilderte sodann die Anspruchslosigkeit des Meisters, der, frei von dem Streben nach Ruhm, aber mit dem heißen Wunsche, Sogen zu stiften, schuf, was er schuf. Er nannte Ludwig Richter den viel seitigsten Schildcrcr des deutschen Familienlebens, in Freud und Leid, in Arbeit und Mühe, in Behaglichkeit und Sorge. Keiner wie er hat die deutsche Volksart so herzerquickend geschildert. Wohl bringe der Meister auch den Schmerz zum Ausdruck, weist aber dabei immer auf den allmächtigen Helfer, den treuen Gott und Vater, hin; er läßt die Menschen nicht wie die Realistikcr unserer Zeit in Verzweiflung zu Grunde gehen. Die tiefe Must, die Ludwig Richter von vielen Pessimisten trennt, kann nicht schärfer vorgcführt werden, als wenn man die Bilder Heines da gegen betrachtet, der überall nur Grauen und Grauenvolles Kunst und Wissenschaft. k* Im Königl. Hofopernhause gab es gestern für die „ L o h e n g r i n Aufführung eine M a ss e»- A b l aae, wie sie hier und anderwärts wohl kaum je vorgekommen sein dürste. Zunächst versagten sämtliche Sä»geri»»e» der Ella, die Damen Wittich. Jelinek, Krull; dafür sang als Gast Frau Reich- Belce. Für Herrn Bnrricm trat Herr v. Vary ein. Irl. v Ctm- vanne, auch als unpäßlich gemeldet, wurde durch ,>rau Rocke- Heindl ersetzt. Für Herrn Plaichke tTelraniniid) erschien Herr Höpsl und für Herrn Höpsl (Hcermfer) Herr Kieß. Sonst war aber alles gestind! f* Mitteilungen aus dem Bureau der Königl. Hof - theater. JmOvernhausc gelangt, wie aiigekündigt, Don nerstag. den 1. Oktober, zur Uraufführung die dreiaktige Oper .Alpenkönig und Menschenfeind" »ach F. Rai mund von R. Batka. Musik von Leo Blech. Die Besetzung des Werkes ist die folgende: Astragalus: Herr Perron; Nappel- kops: Herr Scheidemantel: Sabine: Frl. v. Cl>aoa»»e: Matthe: Frl. Krull; Hans: Herr Jäger: Lieschen: Frl. Nast: Habakuk: Herr Rüdiger: Veit Meinhart: Herr Greder; Katharina: Frl. Eibenschütz: Susel: Frl. v. d. Osten. - Im Schauspiel- kause geht Donncrstag, den 1. Oktober. Schillers .Wilhelm Tel!" in tetlweller Neubesetziliig in Szene. Wilhelm Tcll: Herr Blankeiistetn: Gertrud: Frau Voigt-Aly (zum erstenmal): Hed wig: Frau Salbach: Bertha: Frl. Pölitz: Armgard: Frl. Ulrich; Geßler: Herr Aroböle: Allinghausen: Herr Müller: Rudenz. Herr Decarli lzum erstenmal): Stallffacher: Herr Winds: Walther Fürst: Herr Eggcrth: Baumgarten: Herr Deitmer (zum ersten- mals; Parricida: Herr Stahl; Frießhardt: Herr Everth (zum erstenmal): den Melchthal spielt Herr Ziegler, Mitglied des Deutschen Theaters i» London, der für eine Reihe von Rollen für den erkrankten Herr» Franz verpsllchtet worden ist. — Freitag, den 2. Oktober, werde» die ., OP serscuer " . ein Legendenstück in einem Auszüge von Karl Gjellcrup. Musik von Gerhard Schjeldernp. znm erstenmal in dieler Spielzeit wicdcrgeaeben. Im Anschlüsse daran gelangt der einaktige Schwank „Endlich allein von Triesch zur Ausführung. Rudolf v. Gottschall. Am SO. September ist der 80. Geburtstag eines der nam- hnstestcn und vielseitigsten deutschen Schriftsteller, den ganz Deutschland zu feiern alle Ursache hat. Rudolf v. Gottschall ist dieses Geburtstagskind. Rudolf v. Gottscl-all. der als Lyriker, Epiker, Dramatiker, Novellist und Romanschriftsteller, wie als Literaturhistoriker, Aestheüker, Essayist und Kritiker gleich Hervor- ragendes geschossen hat und mit obenan steht, wo die ersten Geistes- yelden unseres Volkes genannt werden. In glücklichen Verhält nissen, als Sohn eines preußischen Offiziers, am 30. September 1823 zu Breslau geboren, kam Gottschall frühzeitig mit dem Vater an den Rhein, um seine erste Kindheit in Koblenz zu ver leben und dann diese schöne Rheinstadt mit dem goldenen Mainz zu vertauschen. Schon aus dem Mainzer Gymnasium regten sich seine poetischen Schwingen, und bereits die lyrischen Ersllings- jfrüchte des plngcn Schlesiers fanden bei der rheinischen Bevölke rung, die für das Schöne so empfänglich ist, freundliche Auf nahme. Nebenbei aber versuchte sich der Jüngling auch bereits mit Erfolg als Kritiker eines Mainzer Blattes. Das; der Aufent halt in Koblenz und Mainz nicht nur den Geist und Verstand des jugendlichen Kritikers schärfte, sondern auch dem Gemüt und der Phantasie Gottschalls sich sehr förderlich erwies, ist selbst verständlich. Ebenso mußte angesichts des Rheinstroms, der nach französischer Anschauung höchstens auf ssiner Ostseite als deutsch zu denken war, und in Rückerinnerung an die noch jetzt den Mainzern unvergeßliche Okkupation ihrer altertümlicl-eu Stadt durch die Franzosen Gottschalls Patriotismus reiche Nahrung finden, wie andererseits der junge Poet kaum in einer anderen deutschen Stadt französisches Wesen, französische Sitte und Literatur hätte besser kennen lernen und deren Licht- und Schatten seiten mehr würdigen können, als gerade in Mainz. Unter all' diesen Eindrücken war demnach das Leben in Mainz namentlich für den Dichter Gottschall von nachhaltigem Eimluß. Nach dem «r seine Gvmilasiastenzeit glücklich und mit Ehren dnrch- gemacht, bezog Gottschatt 1841 die Köniasberger Universität als Student der Rechte, und hier in Königsberg, wo damals gerade die liberale Bewegung hohe Wogen schlug, war nun der geeignetste Platz für einen so feurigen jungen Mann, wie Gottschall, zumal dessen freiheitlich« Ideen schon in Mainz geiveckt worden waren. In Königsberg nun, der Stadt der reinen Vernunft, veröffent- lichte Gottschall, »och schüchtern und ohne Nennung seines Namens, 1812 seine „Lieder der Gegenwart", und ein Jahr darauf seine in Zürich gedruckten „Ccnsiirsl.ichtliilge", deren Freimut ebenso wie ihre Formvollendung auch in weitere» Kreisen Aus sehen erregten und verdienten Beifall fanden. Wie woblaeta» es übrigens gewesen war, daß er unter der damaligen recmioiMren Regierung seine Gedichte hatte anonvm erscheinen lassen, sollte Gottschall bald genug erfahren, indem er als Teilnehmer an einer studentische» Kundgebung das eonnilium »douncli erhielt. Wie > z» erwarte», batte di-se Maßregel gerade das Gegenteil von dem. was sic bezweckte, zur Folge, und in Breslau, wo er nun, ohne immatrikuliert zu sein, Vorlesungen an der Universitär hören durste, entsprach unser Dichter dem von oben her ge äußerten Wunsche, sich an die Milch der frommen Denkart zu gewöhnen, so wenig, daß er schon ein Jahr darauf auch aus Breslau feierlich verwiesen ward. Hiermit war vorläufig Gott- schalls akademische Laufbahn abgeschlossen, und der junge Stürmer und Dränger zog sich notgedrungen ins Privatleben zurück, ohne indes seinen freiheitlichen Ideen zu entsagen. Im gastlichen Hause deS oberschlesischen Grafen Reichenbach vollendete er non, nachdem er bereits »m Sommer 1843 das Versdrama „Ulrich von Hutten" hatte anonvm erscheinen lassen, ein in schwungvoller Prosa geschriebenes Drama „Maximilian Robespierre , das Ende 1845 in Neiße herauskam. GoltschaU hatte inzwischen doch noch 1844 die Erlaubnis erhalten, seine Studien in Berlin zu beenden, wo er nun gleichzeitig im Gardeschützen-Regiment als Frei williger seiner Militärpflicht genügte uno auch mit den bekannte sten Vertretern der schöngeistigen Literatur der preußischen Haupt- stadt in nutzbringenden Verkehr trat. Nachdem er 1846 sein juristisches Doktorexamen bestanden, mußte er leider infolge eines seinen Mannesstolz verletzenden Ansinnens des reaktionären Ministers v. Eichhorn von seiner Absicht, sich daselbst zu habilitieren, abstehen und entschloß sich, fortan nur der Publizistik und der schönen Literatur zu leben. Seit 1846 Dramaturg am Königsbergcr Stadttheater, brachte er in diesem unter vielem Beifall noch 1846 seine „Blinde von Alcala" und 1847 sein poesievolles Drama „Lord Byron m Italien" zur Aufführung. 1848, in welchem Jahre auch seine „Barrikaden lieder" und „Wiener Immortellenkränze" erschienen, dichtete er auf Direktor Baisons Wunsch für das Hamburger Stadttheater das Hamburger Lokal-Trauerspiel „Hieronvnrus Smttoer". 1849 veröffentlichte er außer einem weiteren Gedichtband das kleine Tendcnzdrama „Die Marseillaise", 1850 und 1851 die Trauer spiele „Lambcrtine von Möricourt", „Ferdinand von Schill" und „Die Rose vom Kaukasus", von denen besonders das letzte aus den deutschen Bühnen vielfach mit glänzendem Erfolg« aufgeführt worden ist und noch wird. Mit dem lyrisch-epischen Gedicht „Die Göttin, ein Hobes Lied vom Weibe", dessen Suiet wie das der „Lamhcrtiiie von Möricourt" der Zeit der französischen Revo lution entnommen ist, schloß die Sturm- und Drangpcriode von Gottschalls poetischem Schaffen ab, und die Zeit der künstlerischen Reise, der objektiven DarstcNunaSweffe, die übrigens auch z. B. schon in der „Rose vom Kaukasus" sich geltend macht«, vogmm endaültia 1853 mit der längeren, formvollendeten und farhew> U ««Halben,