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Dieser Blatt wird de« Lesern' von Dresden und Umgebung am Tage vorher bereit- als Abend-Ausgabe zugestellt, während eS di« Post-Abonnenten am Morgen in einer Gesamtausgabe erhalten. Zerugsgediihr: VItrtelMrii» s »k. - dar» die Aon »» Mi. Dir ,.Drc»dnerd!acknckik» erscheinen nt,llch moc««»-: die Ac.ieiicc i» Dresden und der näcktten Umaebuna. wo die ttulraaung durch eiaeue Bolen oder Nommlinouare erwim. crliali.cn da« Blati a» LLnckcnlaacn. die Mt aulLonn- oder seierlane totnen. in -wei reilauSaadcu »dcnds und m»r«eu« «uaenellt R achdruck aller Ailikcl u, Oriql„al. Mitleilunaeu nur mit deutlicher Q u e 1 l«n a n o a b c i »Dreod. Äaitir ') «ttlaiii« Nachlräalichc vunorar. aulv rücke dleiben nndcluiüicklwli unr-crlanaie Manuslntite werde» nicht ausbcwami. relearammAdreile: Rachr«cht«n Dresden. l Anreizen, tanf. Lnnabme von Anlülidraunae» b>« nachmittaa« s Uln Sonn und fteiertad« nur Marienittalie 3» nr, ti bis /ZI Uln Die iwalliaeGrnn-' reite «ca. r> Eüben' 20 Pia. !> kündiaunaen ans der Pnvat'kite. n - 2S Pt, : die LivalNae/teile alt- ,n eieiandt' oder aui Terlieilc sc, Air In Nummern nach Eon» und Ncir. lasen 1 vez. ülvaltiac Grnnd»ec!k>c so. «0 bei. b» und so P>a „ach b: tonderem Tarii. AuLwarliac Au> träoe nur aeaen lLoraudbc.Muna. Beleablüttcr werden mit ro P'a. berechnet. gerulvreckaiitckluß: Amt I Nr. U und Nr. LUS«. k.». »esse liclif.. 2». Nr. 187. Lüikiikl: Neueste Drahtberichtc. Besuch des Königs im Vogtlande. 'Armeeveränderuiigen, Gcsamtralssitznng. Ertraiitung dcS Papstes. „Othello", Konzert Licdcrgruß. Mittwoch, 8. Juli 1W3. Neueste Drahtmeldmiqei, vom 7. Juli. Grkrankniig dcö Papstes. . R 0 ui. Der heute vormittag u,-0 Uhr nnsgegebcne K rank hertö belicht lautet: Der Papst verbrachte die Pacht unruhig und ohne Schlaf. Die Nalnnnggansnahme ist jedoch leger und lws Allgemcinbesinden etwas besser. In der rechten Häl'tc de- Brustkorbes macht sich bei objetiiver Prüsnng eine Veränderung bemerkbar : der mittlere Lnngciilapven. der bis settt der Lust dcii Lurchtritt nicht gcslattctc. ist seht sür sic durchlässig. Dagegen ist der iuncre Ton dumpfer geworden, was Flmsigteit im Brustfell vermuten lägt. Mail wird einen Probettich in das BrustscU machen. Die Herztätigkeit ist so heuchgeseill, dag die Nicrentättg- ieit unzureichend ist und die Fingerspitzen blau gefärbt sind, /.'oppon,. Mazzvni. Rom. Uni II Uhr vormittags sollte mittels einer Pravaz- ichen Lp ritze ein Stich in das Brnüselt gemacht werden. Die Aerzte incine» nicht, dass die .Katastrophe unmittelbar bcvvr- slcht. erklären aber die Aioglichkeit dersciben wegen der überaus gwßcn Schwäche des Papstes nicht sür ausgeschlossen. Rom. Wie „Mesiagero" meidet, sagte der Papst gegen Mitternacht in heiterer Beeise zu Lappigst: ..Sie müssen mir sagen, wann der letzte Augenblick gelommen ist." Lapponi enuiderte: ..Seien Sie ruhig: es ist keine niimittclbarc Gefahr vorhanden." ..Messagew" meini, der Papst sterbe langsam dahin. Während der ganzen Nacht blieben Lapponi und des Papste- Leivdiencr mit denKardinalen Nagest und Mazzolini. sowie dem Neuen des Papstes und 1 Kämmerern im Borzimnicr. Warnemünde. Ter Kaiser siattele heute vormittag der Kaiserin an Bord der „Iduna" einen Besuch ab und begab sich dann auf die Jacht „Meteor". Tie Prinzen "August Wichest» uns Oskar sind hier eingetrosfen und baben sich an Bord der „Iduna" begeben. A arne m ündc. Der .st ai! cr hat an Bo>d des „Meteor" nach 1t Uhr Warnemünde in der Richtung ans Rügen verlassen. ..Hohcnzollern". „Npmvhe" und „Slcipncr" folgten. Der Panzer ..Mecklenburg" feuerte Sattst. Bremen. Der Reichegiosidainpscr „DeNdsttz" des Norddeut- ichen Lloyd hat mit zahlreichen Teilnehmern der IahreSoei iamni lung der Deutichen s >ü i j ss b a n! e ch n i s ch e n Geicllschait an Bord. Herren und Lame», vormittags 11.59 Uhr Bremer Hoven verlassen. um über Sivinemiindc, iva weitere Teilnehmer anfgennmmcn Iverden. nach Stoctholm zu fahren. Der Dainpser „Zeydlitz", Kapitän Dewcrs, ivnrde erst ttirzlich ans der Werst von Schm,au in Danzig serliggestell!; er maclil letzt seine erste Fahrt. ipistcr ivird er in d'e Rcichsstnie des 'Icorddeistschen Liayd nach Ostasien eingestellt. Bon Hainbi'rg begab sich heule der Reist,svuit- dampier „Felomarscholl" der denstchen Oslairskastnie gleicksiolls mit Teilnehmern an dir Versammlung nach Stockholm. Gleiwitz. Die Slrastammer verurteilte den verantwort Ischen Redakteur der grogpolntichen Zeitung „Tie schlesilchc Stimme", Schriftsetzer Iraezewski, zu tzu Mk. Geldstrafe und den Bcrleger der Zeitung. Sicmianvwsri, zu i> Monaten Gesangnig wegen Bervsicnlstchnng eines 'Artikels, in dem die polnische n st rnder rm Nnschlus, an die Borgänge in Wreicheir ausgeforvcrt wurden, sich gegen den deutsche» Schnstmkcrricht anstiilehnen. Stendal. In dem altniärkischen Torsc Rülvik iourdcn der Lamwirt König und sein erwachsener Sohn, die vor einem hcraufziebenden Gewitter unter einem Baume Schutz suchlen, vom Blitz erschlagen. Bndapett Tie Blätter charakterisieren die Bedeutung der gestrigen Abstimmung in der Konferenz der Kossnth-Partei dahin, das; die 2>> Mitglieder, die die GinsleUnng der Opposition ablehntcn, oereint mit Wilden und einigen Mitgliedern der Fraktion Szeücr- leicht versuchen werden, die Obstruktion sortzusctzen, doch tonnten sie keinesfalls imstande sein, sie mehr als höchstens zwei bis drei Woche» aufrecht zu erhalten. London. Tie Blätter besprechen mit Warme die Reden Lonbets und westen ans Len herzlichen Empfang hin. den ihm die Bcoölkerung bereitet habe. „Daily Telegraph" schnellst: Las Bündnis Iroiikreichs mit Russtand sei eine diplomatische Bereini gung der beiden Mächte: der Enipsang König Eduards in Paris und LoubctS Bewillkommnung in London stellten eine Bcrbrii- ocrnim der beiden Boiler Lar. „ES ist kein Geheimnis." so schreibt das Blatt, „dah Teleassö mit der Hossming gekommen ist einige zwischen uns noch bestehende Schwierigkeiten zu befestigen." K o ii st antinopcl. T ie neueren offizielle» 'Nachrichten aus Sofia neigen der 'Ansicht zu. vast die bulgarische Regierung keine ernsten st ricgSa bs i ch tc n liege und leine ernstlichen Kricgs- vvibcreillingen treffe, sowie das; die letzten Beschwerden ans daS irrcstihrendc Nachrichkcnweien in der Presse zurnclzusührcn seien. 'Athen. Nach cmcr PolkSocriamuilnng in Pyrgos, die einen sehr erregten Bcrlauf nahm, mußte Militär ei »schreite» »nd die MtM^- zerstreuen. Es entwickelte 'ich eine Schlägerei, bei der mehrere -avldaten durch Steinwiirse verletzt wurden. Bestich des Königs im Vogtland. t^oil riiiser>.'lnbesondei-cil l'eki tnclsirNter: ^'i'l.'drnckm-r »nldculll-hcr^ueUcnaua.vbcerlaubt.) 'Nachdem Se. Majestät der st ö »ig im Lause des vergangenen Jahres bereits mehrere größere Städte Sachsens und die Lausitz besuch!, hat er miniuehr seine Reise i» das Boglland an- gctrcten Es wird gerade diese dcm stNonarchen insuscrnbcsondcrsmtcr- csiaut lei», als sie ihn, für den zweiten Tag wenigstens, iva sie größtenteils zu Wagen gemacht wird, enger als sonst mit seinem Volke in Berührung bringt und ihm eine ganze Reihe de>. ocrichicdcnarligstcit Erwerbszweige, sowie großer und kleiner Indnstriegrnppen in sreundtichc». stattlichen Dörfern und Stadien vor das Anae führt. Die Abreise erfolgte beute vormittag st Uhr Ist Minuten von Niedersedlitz ans. In Begleitung be st onigs. der steine Generalsnnstörm trug, befanden sich Ihre' Exzellenzen die Herren StaatSminiiicr v. Metzsch. striegs- mmttiel General Ircihcrr n. Toansen, Hosmarichall v. Hnngk, Oberitallnieistcr v. Hangk, Gcneraladjntanl Generalmajor d'Elsa, Ilngelaojntant Oberst v. KaSpolb, Gcncralmajor Barteky und Major v. Eranshaar vom Königs. Kriegsiiiinistcrium. Letztere be>een Herren nehmen allerdings nicht an der ganzen Reise teil. Mil drei Minuten Fahrtunterbrechung in Chemnitz, wo Herr »leisbanvtinann Tr. Forker-Schnbaues- den -Lwsziig bestieg und sich bei Sr. Mojeslät meloeie. ersolate die Ankunst in Zwickau vormittags 11 Uhr Ist Ministen. Ein in der Nacht nlcdcr- gegnngcucs Gewitter hatte die Lust gereinigt und herrlich erfrisch.. Schon svüh halb 7 Uhr brachten die Eiscnbahn- ziigc ganze Scharen Schaulustiger >n die Stadt, die in festlichem Schmucke prangt. 'Am Eingänge der Bahnhoisslraßc war eine mächtige Ehrcnmorte errichtet, die noch der Bahnhofsisite das sächsische, nach der Stadt zu das Zmickauer Schwancnwappen zeigte und mit Emblemen und Fahnen reich geschmückt war. Tie BabnhosSsiraße entlang, deren Abschluß ein riesiger, von einer Palmengrnpoe gekrönter Obelisk bildete, slandenf durch ricsiac Girlande» uinwnndcii, Flaggenmasten mit Fahnen in den säch sischen und städtischen Farben. Sehr vornehm nahmen sich mich in der an und sür sich schon herrlichen, stn vollen Schmucke deS Sommers vrangciidcn Promenade die Reichsbank, die Zwickaucr Bank, die Hauptpost und das Realgymnasium an dem einem Schinnckkästchen gleichenden 'Albettplatze aus. 'Auch von den Kirch türmen. insbesondere dem fringealiedertcn Turm der Marienkirche, wogten Fahnen hernieder. Am Marktplatz«: zeigte sich, wenn auch der Schmuck der anliegenden Häuter allgemein zu wünschen übrig ließ, das Ralt,au« ganz besonders festlich geschmückt, die ganze Front überzogen von Fahnen. Wappen, Kränzen und Girlanden, den Aston überspannte ein Baldachin, unter welchem sich durch grünes Tamienrcisig Hunderte van bunten elektrischen Glühtämpchen hinzoge». was namentlich am Abend bei der Serenade einen feen haften Eindruck machen wird. Ter Treppenaufgang war mit blühen den Pelargonien und Begonien besetzt, und den ersten Podest schmückte eine herrliche Gruppe weißer mid roter Rosen. Auch das Hotel „Zur Tanne", in dem der König Wohnung genommen, vrüsentierte sich äußerst vornehm. Den Balkon überspamiend, zog sich vom ersten bis über das zweite Stockwerk ein Sauunei- baldachin, während die Front des langen Gebäudes durch beide Etagen eine geschmackvolle Dekoration in Kränzen und rotem Tuch mit Goldsraiisenbcsatz trug. Ten Hauscinaang schmückte eine Girlande von blühenden Rosen. Längs der Bahnboistraße über den Schumannvlatz, durch ^>ie Hcmvtt und Humboldtstraße, über den Albertplaty auf den Schulgrabcnweg und durch die innere Schnecbcrger Straße nach dcm Rachause bildeten die Innungen, der Handwerkerverci», die Schützcngescllschast, Feuerwehr, Turner, der Eisenbahnbcamten-Vercm, die Schüler des Gym- ilasiums. Realgymnasiums, der Realschule, Schiller und Schülerinnen der mittleren und einfachen Bürger-, die der katho- stchen Volksschule, die Ncich-postbeamte». die höheren Knaben- und Mädchen-Bürgerschulen »nd endlich die 'Ingenieurschule Spalier. Znm Empfange am Bahnhofe waren anwesend: die Herren ÄnllShanplman» Geh. Regiermigsrai Schnorr u. Eorola- seld, Oberbürgermeister Keil. Landgerichlspräsident Tr. Wagnei. Oberstaatsanwalt Tr. Merbitz, Pastor Franke, Oücramtsricöte Bellman», Sladtverordncten-Borslchcr Wolf, Ei'cnbahnüircklve Heuwel, KreiSslenerrat Lieber, Stadtrat Wilkc, Ordounan; ossizier Hauptmann Nottrott, Oberst Gleiche, Gcwcrbekamme!- präsidenl Junge, Schulrat Lohse, Schulrat Hörig, Rektor Profcsko. Tr. Opitz, Rektor Professor Botlprechk und Bahnhofs-Irsipekwe Kipping. 'Außerdem hatte die 2. Kompagnie des !1. Infanterie- Regiments 'Nr. 129 mit Spiclmannszug, NegimcittSmuük und Fahne unter Kommando des Herrn HanvtinannS v. Oeckcl 'Au'- sicllung genommen »na empfing den cinsahrcndcn Zug inik ttingen- dem Spiele. 'Nachdem Se. Majestät den Waggon verlosten, bc- grüßte er znnüchst den Herrn Anstshanptmaun und die übrigen Herren durch Tarreichnng der .Hand und zeichnete sie durch An sprachen ans. Tann begab sich der Monarch, gew!gt von den, großen Empfangsdienste, vor den Bahnhof. Hier empfingen ihn tauicndslimwigc Hochrufe. 'Nach dem Abschrcitcn der Front der Ehrenkoinpagnic defilierte dw Kompagnie in Scktionsknlonnco. Tann folgte unter dem Geläute sämtlicher Glocken und oran'en- den Iubelrnscn der zu beiden Seiten, ausgestellten vieltausend köpfigen Menge der Einzug i» die Stadt. Dem Königlichen Eortöge vorauf ritten drei Schutzleute, denen der Wagen mit dem Polizcivorstand, .Herrn Stodtra! Witte, folgte, ihm schloß sich cme Equipage mit den Herren Ober- bürgcrmcister Keil und Sladtocrord'nctcn-'Borsteber Wolf an. denen die Herren Krcishanpttnann Tr. Forkcr-Schubaucr und 'Amlshaiiptmann Geb. Rcgiernngsrat Dr. Schnorr v. EarolSfcld ebenfalls zu Wagen folgten. Tann kam der ü lo Daum out bc- svannte Hosphacton. dcm Spitzenreiter vorauf ritten, in ihm saßen Se. Majestät der König mit ocm Herrn Staatsnttnistcr v. Metzsch Weitere Wagen führten die Herren des Gefolges und des Großen Empfanges. '-12 Uhr langte Sc. 'Majestät vor dem Nathausc au und winde liier durch ein von Herrn Tr. Spindlcr gedichte tes und dem Töcl'terchcn des Hern Oberbürgermeisters Keil unlei Ueberreichung eines Bluincnbnketts gesprochenes Begrüßung«, gedicht bewillkommnet. Sichtlich erfreut, streichelte der Könia dem Kinde beide Wangen und stieg hierauf die blumcngeschmückle Treppe zum Rathausiaale empor, bei dessen Betreten den 'Monarchen ein von Herrn Bürgermeister Münch ausgebrachles dreimaliges Hoch empfing. .Hierauf nahm der König, unter einem rotsaimntncn, von der Königlichen Krone überragten Baldachin stehend, die vom Herrn Oberbürgermeister Keil gehaltene Ansprache entgegen, die ungefähr folgenden Wortlaut hatte: „Dankbare Freude erfüllt heule die alte getreue Kreisstadt Zwickau, deren Bürgern und Bewohnern Gelegenheit geboten ist, sich huldigend Ew. Majestät zu nahen. Tank und Freude ist Ew. Majestät ai,- dem Wege,hierher cntgcaengestrahlt aus den Augen der Kinder, die unsere Hoffnung sind, ans den 'Augen der alten Veteranen, die sich der glorreichen Zeit erinnern, da Ew. Majestät sic gerührt zu manchem siegreichen Kampfe, Tank und Freude aus aller Herzen Ew Majestät sind zu einer Stadt der Arbeit gekommen, einer Arbeit, die ihren Verdienst nicht nur über der Erde sucht, sondern auch unter der Erde, und die unter mancherlei Schweißtropfen die unterirdischen Schätze der Erde ab^uriugen weiß. In einer solchen Stadt, ivo Tag für Tag die Schlote rauchen, und die Maschinen unablässig gehen, pflegen oft Ideale vor der Wirklich keit zurückzutretcn. Deshalb müssen hin und wider Tage der Freude kommen, die die Tage der Arbeit ablöscn. Der heutige Tag. der die Bewohnerschaft Zwickaus unter die Augen ihres Königs stellt, ist ein solcher Tag. Unsere Freude kann auch die Trübe der ZAt nicht lunstimmcn ja, diese Trübe hat sogar ihr Gutes, den» sie gemalmt uns, fest zu stehen gegen alle heron- stürmendcn Sorgen, gemahnt uns an unsere allgemeine Veraitt- Wörtlichkeit, bestärkt uns aber auch zugleich in der Gewißheit, daß unser König und Herr das Beste und das Rechte für das Wohl seines Volkes finden wird. In dieser Gewißheit gestatten Ew. Majestät, daß wir das Gelöbnis unverbrüchlicher Treue an- schsteßeii und auSrufen: Gott segne, Gott erhalte, Golk schütze den König!" Aus diese, mehrfach durch zustimmendc Ruse unterbroche nen Worte des Herrn Oberbürgermeisters stimmte die'Bcrsammlung in ein dreimaliges begeistertes Hoch ein, worauf die Musik die Lachsenhyume intonierte. Nach deren Berklingen reichte de> König dem Oberbürgermeister die Hand und svrach dabei folgende Worte: Kunst «nd Wissenschaft. V* ReiiSensthcatcr. '1'n I n« vouiu .Väillllolt lllntllmvslcz! Othello. Shakespeares Othello bei 2,'> Grad Neaumur — Schattentemvcranir! — z» spielen, das dar! sich nur ein Künstler von seinem Prestige bei», Publikum crlnnbcn. Freilich ein leichtes Genießen ivarS »ich! gestern abend in dem Koinödicnhausr auf der Eirkiisstmße, — vvr dcm Ruhm dicicS hcldenkühnc» Mohren wurde viel Schweiß vergossen. 'Aber cS lohnte wenigstens der Mühe, das innß gesagt weiden, mag man auch im einzelnen noch w viel an dem Othello MatkvwSkyS auSznsetzcn haben. Denn im ganzcn war und blieb es eine großziigige Leistung, reich an inonn- nientalcr Gestaltung, noch reicher an kühnem Temperament, das die .Lwhepunktc der Dichtung in rin Helles Licht zu rücken wußtc. allerdings manchmal zu stark blendete, weil der Künstler die Niederungen der Eharakleristik allzu absichtlich in ein mattes Halb dunkel bullte, »cberhaupt: ist die enorme Reserve zu rechtscrltgen, aus der heraus Matkowslv während der drei clsten Alle den Mohren — und als solchen, nicht als Mauren gibt der Darsteller ihn auch äußerlich - - st, jedenfalls llna berechneter Absicht spielt? Wohl nicht völlig, ovwvhl der müde Zug des alternden Mannes, den dieser Othello anfangs zur Schau trug, nicht ohne Wirkung blieb, schon als Kontrast zu dem Ausbäumen der jlauniicndcn Gefühlsäußerung, mit der er vom dritten Aktschlüsse an die Stei gerung in der Entwicklung des Charakters veranschaulichte. In der Betonung der, schlichten Grobheit, der äußerlichen Ruhe, die sich in einer bisweilen gar zu gedehnten Redeweise dvfnmcn- tiertc, tat der Darsteller von vornherein zu viel: die beabsichtigte Steigerung des Massiven im AnsEeten würde sich durch größere Diskretion der Mittel hier rascher und leichter erzielen lassen: auch sonst störte bisweilen ein allzu großes Tüfteln an der unmittel baren Wirkung, an der Ursprünglichlest des Eindinckes. wie denn immer Mallvwsk» sein knnstlcitschcS Gleichgewicht verliert, wenn er seine eigene Individualität verleugnet Nur wo er ganz Mat- koivSk» ist, nur da gibt er gewaltige Offenbarungen einer reisen und reiche» Kunst, frei von aller falschen ..Theaterei", von Manie riertheit und Pose, die — Gott sei Tank! — immer wieder sein hlmmelstürmciivcs Temperament durchbricht. Darum war er gestern auch stets da am besten, wo er seiner Kunst ungehindert die Zügel schießen lassen konnte. Der Racheschwur im dritten Akte, die . mäße Szene mit Iago im viertel» und mehr »och der Austritt im letzten Auszüge, — das waren so ungefähr die Höhe punkte der eindruckstiesen schauspielerischen Leistung MatkowSkys. der im einzelnen »achzugehen — cS konnte das »ur Szene für Szene geschehe» — hier zu weit führen würde. Der Erfolg, '>en der Künstler erzielte, war m jeder Hinsicht außerordentlich: an oen einzelnen Aktschlüssen, namentlich aber am Schlüsse der Tragödie, sür den MatkowSky übrigens ein Kostüm von prächtiger Wir kung für seine reckenhafte Gestalt gewählt hatte, kam cs zu förmlichen Beifallsdemonstrationen, so daß der Gefeierte immer wieder vor der Gardine erscheinen mußte. — Neben dem imponierenden Träger der Titelrolle löste gestern abend kaum einer der Mitwirkenden seine Ausgabe restlos; das soll kein Vorwurf sein für die ganz gewiß recht fleißigen Mitglieder des Residenz- thealcrs, denen das ungewohnte Terrain zahllose Hindernisse ent- gegcnstcllt. Am besten war nach der Iago des Herrn Werpke, der überdies erst in letzter Stunde sür den leider erkrankten Herrn Opel cingesprungeii war. Freilich allzu viel Semester hatte dieser Fähnrich sicher nicht die „Theologie der Hölle" studiert, er schien der Rede. Wenig erfreulich war die Dcsdcmona von Frl. Gerta Saalburg: ohne den Zauber der Pcilönlichkcit ist der rühren den Gestalt nicht bcizukommcn, mag man die berückende Bcnctia- nerin auch — was übrigens grundfalsch ist -- als muntere Naive anssossen. Herr Sydow bringt so ziemlich allc's sür einen ante» Easno mit, verdarb sich aber gestern wieder da-- Meiste durch einen zu lauten Farbenvortrog in Rede und Gcbcrde. Und das unmögliche Kostüm — Regie, Regie! —, das dieser Cajsio trna, der ja Leutnant ist und in der Uniform wenigstens einige Aehnstch. keit mit seinem Faknrich 'Iago sehen lassen muß. Doch, wozu daS Schulmeistern, für das — leider! — alle Damen und Herren von der Bühne mit Vorliebe die Kritik halten, für die wirklich loben leichter und vor allem bequemer ist als tadeln. Das wird einem so wie so schwer genug, vollends wenn man sich gegen eine so tüch tige Schauspielerin wie Frl. Müiichhcii» wende», muß, deren Emilie mit Ausnahme deö letzten Aktes bös, btttcrbös, oder vielmehr süß. bittersüß war. — Mit Herrn Leopold Icsiner, der als Regisseur ver antwortlich dw .'Borstellung zeichucle, soll nicht gehadert werden; er tat gewiß, was er konnte, aber sür Shakcspsare langt'- nun einmal nicht im Residcnztheatcr, — wirklich nicht, und der Zweck heiligt nie die Mittel, selbst im Klilisscnrciche billiger Phantasie für ein paar Abendstunden nicht, wenn des großen Briten Ster» sie erhellen soll. P. A. Wols f. !* Kan.crt Lie-ergrus;. In dem üblichen Rahmen der täg liche» Instrumental-Konzerte der Deutschen Städte Ausstellung hörte man gestern eimgc »Liedcrgruß", die, wenn sie des Vereins gelten konnten, so doch eine sehr beifällig ai mene Abwechslung boten. Zunächst sang der numerisch stattliche Chor unter Leitung seines Dirigenten. Henn Kapellmeisters Kurl Hösel, zwei sehr bekannte Stücke: „Sturmbeschwörnng" von Türmer und „Tief ist die Mühle verschneit" von Podbertskv Tic Herren bewährten sich in diesen Vorträgen wieder als gut geschulte, intelligente Sänger, die nicht allzuhoch gestellten Anfor derungen durchaus entsprechen. Strenger beurteilen ließen sich diese Darbietungen, sowie die später folgenden Hösclschen Kompo- jitivneil: „Der Du von dem .Himmel bist", „lieber allen Gipfel» ist Ruh " lind „Mägdlein, Hab acht" nicht, weil bei der Fülle des BcsticheS. die eine Annäherung an das Konzcrtpodium unmöglich machte n»d unter dem Lärmen der Ausstellnngsbcsuchec. nicht uinvescnklich auch unter dcm Geplätscher der Leuchtfontäne, iede zartere Schattierung des Vortrages, sowie die Zuverlässigkeit der Tongebung nicht zu beobachten und jedenfalls auch nicht zu er mögliche» war. Fas! gänzlich linbcrständlich wurden unter diesen Umständen namcntlich die Hösclschcn Chöre, von denen der West wind uns eigentlich nur die stark betonten Momente zntrug. Wenn eine Kritik an derartige Vorführungen angelegt, wenn der Chor- gesang überhaupt zur Geltung kommen und für die Hörer zum musikalischen Gen»,; werden sollen, dürfen sic unmöglich im Garten und unter dem unvermeidlichen Lärmen von einigen Tausend Besucher» staltsmdcn, von denen die meisten begreiflicherweise ein besonderes Interesse an dcm Vorträge von Knnstchvrcn vielleicht gar nicht haben. E:oll in der Deutschen Städte-Ausstclluna gesungen werden, so ist hierzu, sowohl stir die AuSsührenden. wie kur die >iorcr, der ^aal die einzig geeignete Stätte. Noch bcduricn die>c Bcmcksichtignng die Kinderchörc. die in dem bisherigen maisenhcistrii 'Andrange der Besucher fast vollstünd« untergmarn. S. Sk