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Dieses Blatt wird de» Leser« vo« DreSde» «ud Umgebung am Tage vorher bereits als Abend-Ausgabe zugestellst während er die Post-Abonnenten am Morgen in einer Gesamtausgabe erhalten. Verugzgedilhr: »i, Dresdner vio c^'l- ,»dni und der nüwsynlün,,,-.^. ^ »Illli UN Sochenkaeii. die I, aut Sonn, oder Nkierlaoe lolaen. u iw«> reiiaueioabe», »»«»»« und »,r»e»Ouaeliellr »druck aller Arlckel u. Onqinal. »liuicilunae» nur mii deutlicher Qu«>lenanoabe<„Dreod Nachr. > Lila., N-ickira,l,chk v.pnorar ste i rücke bleibe» unbenicklicktist: MauuNrwte werde« nickt auldewabn. Telearamm Adrette: Nachrtchteu »reSdi» Fsnresgen-täsif. dtunadu,« von Lntvndi,un,en K>L nackmüia»«, > M» Lo»n- und Deierwge nur Marienftratze rs von >! dii> VitUiu Die livaltiaeGrvnd' »«>le >co 8 Lilbeni so Pf«, kündiaunaen aus derDnvatieiie Heür us P'o l die rtvalttae 3eile ala „Sb» aelaiidl" oder aui jert'eur so P'i, In Nummer» nach Lon»- und H«>ei laae» > de« sipaltiae Grundrcium W. <a de» «o und so Ps§ nach b- soliderem Dari». Auswärts,- Au, Iräae nur neuen WorauLbcjn!i>uua Lelesdlälter werde» mit 10 P„. dececkiiei, Nerulvrechanschiub: «mt I Nr. ll und Nr. LtNtii LrLuvrvl Lvi8«v!tr «mpüoltlt, iltl'6 voll ilkioei' üonilUl'l'enr üdoNMeoeii üiei'l! Delvplion I. IV«. 28S. In I ä»d»enn irnrl G la^oli« n. 1olepl»«u I, kV». 2^,t. Rr.4«. . Die „Wahrheit" über die Ehescheidung des KrochrinzenpagreS. Nenette Trahtboichte. Ho'nnchrichtcii, Matmwaacn . auf der Stnntsbah», Tie güldene Platte am Dome zu Freibcrg, Gelichtsvechnndlungeii, Therese Maltens Abschied. «oimtiig, IL. Februar IW3. Die „Wahrheit" über die Ehescheidung des sächsischen LtronpriuzenpaarcS. In verschiedenen Blättern wird lebhaft darüber diskutiert, ob in dem Proceß des Kronprinzcnpaares der Antrag auf Lcheidung vom Kronprinzen oder der früheren Kronprinzessin ge stellt worden sei. Nrjprünglich ging bekanntlich der Antrag des Kronprinzen nur dahin, die eheliche Gemeinschaft zu lösen: das Gericht hat aber auf die Trennung vom Bande erkannt, was die vollkommene, formelle Auflösung bedeutet. Diese Entscheidung konnte aber nur erfolgen, wenn von einer Seite der dahingehende Antrag gestellt wurde. Aufklärung wird man hierüber erhalten, wen», was beabsichtigt sein soll, eine Veröffentlichung der Urteilsbegründung erfolgt. Eine solche ist in hohem Maste erwünscht, denn die leidenschaftliche Anteilnahme des Volkes kann nur hierdurch Beruhigung finden; aber man darf sich hierbei nicht im Unklaren darüber sein, das; der Veröffentlichung der Urteilobegründung, welche alle Ergebnisse der Beweisaufnahme in sich ichlösse, doch gewisse Grenzen gezogen sind, und dost daher der Ruf von allen Leuten nach weiterer Aufklärung des „Sachverhalts, der zu der Verurteilung der früheren Kron prinzessin geführt hat", schwerlich verstummen wird. Der Wert aller Veröffentlichungen hängt jedoch allein davon ab. inwieweit sie belles Licht darüber verbreiten, vb neben dem Ehebruch, welcher sor- mell allein zu einer Trennung der Ehe führen mußte, durch die Beweisaufnahme die Mitwir» lung allgemeinerer, tiefer begründeter Motive, namentlich solcher in konfessioneller Bezieh ung. für die Zerstörung des ehelichen Verhältnisses jestgestcllt worden sind. Unter obiger Uebcrschrift veröffentlicht der „.Frank, Kur.", welcher dem toskanischen Hause nahcsteht, folgendes: „Weshalb der Kronprinz von Sachsen plötzlich die Scheidung und nicht bloß die Aufhebung der ehelichen Gemeinichafst wie zuerst beabsichtigt war. beantragt hat, darüber erhalten wir von unterrichteter Seite nachstehende Mitteilung: Der Antrag des Kronprinzen ans Scheidung wurde erst im schien Augenblick zum Beschlüsse erhoben, um so zuerst die bürgerliche Ehescheidung im juristischen Sinne ganz auS Ver schulde» der Beklagten cintrcten zu lassen. Die kirchlichen Ver pflichtungen i» Ansehung der Ehe bleiben laut Bestimmung des Gcietzes unberührt. Nun bleibt es dem Kronprinzen anhciin- acgcven, ob er alle Konsequenzen der bürgerlichen Ehescheidung gehen will, und cs ist nun sicheb, daß der im kräftigen Mannes alter stehende Erbe der Krone Sachsens die Gewiiienssrage als guter Katholik durck) den Ehegerichlshos im Vatikan entscheiden lassen wird, um den Kindern eine Mutter, dein Lande später eine Königin zu geben. Tie Wandlung in der Gesinnung des Kronprinzen trat mit Nr Erkrankung seines Kindes Fritz Christian ein und wurde dem toskamlchen Hofe ebenso, wie der Kronprinzessin in Men- wne bekannt gegeben. Die Wirkung dieser Nachricht war, nach dem der Kronprmz seiner Iran in Beantragung der Scheidung iworgekommen, eine ungeahnte. Dieselbe Ara», welche sriikcr um jeden Preis eine endgültige Scheidung von ihrem Gatten wollte, verfiel de! der Nachricht, daß nun der Kronprinz selbst Liejen Antrag zuerst stellen werde, in Weinkrämpse, Man wollte auch in 'Dresden — uud es ist dies dem sächsischen Königs- Hause nicht zu verdenken — ein für allemal reinen Tisch machen und nicht bloß setzt die Ehctrennnng mit allen günstigeren Kon icauenzen für die Ehebrecherin aussprechen lasse», um dann ipäter, wenn die Gcmljscnsfrage für den Kronprinzen im Vatikan gelöst wurde und der Erbe der Krone Sachsens eine neue Ehe eingehen will, die Ehescheidung von neuem ausznrollcn und das Volk wie der auszuregen. Diese Gründe waren in erster Linie maß gebend, nachdem man die indirekte Zusicherung vom Vatikan erhalten, daß dort die kirchliche Trennung der Ehe er wogen werden würde. Was diese Ziistcheruna an solcher Stelle noch Lage der Sache besagen will, braucht nicht erst betont zu werde». Von diesem Augenblick ab ging die Angelegenheit nach einem be kannten Muster vorwärts Es entwickelte» We offiziösen Blätter in Dresden und W>en eine austollende Tätigkeit, die als Er scheinung deshalb bemerkenswert ist, weil dieselben Organe im An- sang an bedenklicher Schweigsamkeit litte». Weshalb die offi ziösen Blätter plötzlich wie aus Kommando das Volk ausklären wollten, werden wir unten erklären. Zuerst müssen wir die Nachricht der Blätter, daß cs dem Paust zu danken sei, dag die ehemalige Kronprinzessin Luise die Nervenheilanstalt aufsuchte, daß der Papst eine» eigene» Gesandten nach Mentone und Gew sandte, welcher der Prinzessin „aut zuredete", daß der Groß- Herzog von Toskana an den Papst schrieb und um Rat bat und daß dieser ihm antwortete, als unbedingt unwahr bezeichnen. Weder hat der Großherzoa von Toskana an den Papst geschrieben noch bat der Papst einen Gesandten zur ehemaligen Kronprinzessin gesandt. ES geht dies schon daraus hervor, daß zu Anfang der Angelegenheit, und zwar Ende Dezember vorigen Jahres, Ram- volla dem toskanischen Hofe zu Gehör bringen ließ, daß man im Vatikan nicht geneigt sei, sich außeramtlich in die Eheangelcgcnhcii des Kronprinzen zu menge», und nur durch die betreffende Nun tiatur etwaige amtliche Anträge aus Lösung der Ehe ui Empfang nehmen werde, die z» stellen beiden Teilen zuitcht. Die betreffende Nuntiatur wurde mit einer darauf bezüglichen Weisung verleben. Weiter hat sich der Papst mit der Angelegenheit nicht beschäftigt, wurde auch niemals vom grvßherzoglich toskanischen Hose darum ersucht. Wohl aber ist dies von seiten des sächsischen Hofes indirekt geschehen. Gewisse Blätter brachten vlotziich die Meldung, daß der Eintritt der Kronvrinzesstn in die "Nervenheilanstalt durch den Papst veranlaßt wurde. Man sucht einfach — cS soll diese Ein mengung des Papstes nach vielen Richtungen eine Wirkung er zielen und zugleich die Rückendeckung bilden — alles der Ein mengung des PavstcS zuzuschrciben. Wahr ist, daß die ehe malige Kronprinzessin an einem seelischen Niedergedrücktst'.», dos mit der Lage zuiammcnhängt, leidet, aber man darf der Iran — etwa wie bei der Prinzessin von Coburg in ähnlichem Falle — nicht andickten, daß sie geistig gestört und für die Irrenanstalt reif ist. Man oarf der Iran — Lenau wie damals bei der Prinzessin von Eoknrg - nickt etwa ^elbstmordansällc zuschreiben, die. wie wir auS bestimmter Quelle wissen, nie stattgefundcn. Tie Sache der. Prinzessin non Eoburg bildet dos Schema, nach wel chem die „Ehcirrung" der ehemaligen Kronprinzessin von Sachien von gewissen Organen behandelt wird, ja selbst die Schlafrock- schimr, au welcher sich seiner Zeit in ihrer Verzweiflung und Rene die Prinzessin oo» Eoburg angeblich erhängen wollte, taücht bereits in Journalen ans. Auch die ebcmalige Kronprinzessin von Sachsen soll die Schlafrockschnur zu ähnlichem Zweck in Tätigkeit gesetzt haben. Wie schlecht müßte das Wärtcrpersonal des Martinschen Sanatoriums sein, wenn man einer angeblich io schwerkrankcn Frau derartige Lachen ohne Bewachung ließe, daß sic einen Selbstmordversuch begehen könnte. Wahr ist — lvas die offiziösen Blätter ebenfalls früher stramm leugneten —, daß jich die Großhcrzogin von Toskana für ihre Tochter Lüste beim Kalter Franz Joseph verwendet, um eine mildere Stimmung herbcizusühren. Es ist aber hierzu bei dem sonst gütigen Monarchen wenig Aussicht vorhanden, da der Koster glaubt, daß die Reue der Prinzessin von Toskana keine aufrichtige sei, und weil die Berichte der Detektivs, welche sowohl Giron, als die ehemalige Kronprinzcst'in bewachen, dahin lauten, daß starke Anzeichen vorhanden, wonach die Trennung des PaarcS keine dauernde sein dürste. J>n weiteren sollte der Besuch der Großhcrzogin von Toskana am österreichüch-ungarüchen Hast die Fürsprache in Betress der Kinder der Prinzestin Linst erbitten. Diese Frage würde nach 8 1636 des Bürgerlichen Gesetzbuches zu bejahen sein. Danach behält der Ehegatte, dem nach 8 1633 ldcr allein Schuldiges die Sorge für die Person des Kindes nicht zustcht, die Bcstignis, mit dem Kinde pcrwnlich zu verkehren. Die nähere Regelung des Verkehrs kann ui jtrcitiacn Fällen das Vorwundschaftsaericht regeln. Die Verordnung des Königs Georg, wonach zur Rege lung der traurigen Angelegenheit eui Sondcracrichtshcsi nicdcr- zusctzcn sei. der nach Bestimmungen des Bittwerlichc» GcietzbucheS zu urteilen habe, erstreckt sich auf diesen Punkt nicht. Somit würde die ehemalige Kronprinzessin als Mutter niemals mehr ihre Kinder sehen dürfen. I» diesem Punkte wollte die Groß herzogin von Toskana im Interesse ihrer Tochter und ihrer Enkel kinder die Fürsprache des Kaisers anrusen. Ll> eine Ae.ndcrnim herbeiznsührcn sein wird, das ist bei der Spannung und wie die Angelegenheit heute steht, mehr als fraglich." Was der „Frank Kur." von der Haltung offiziöser Dresdner Blätter behauptet, ist nicht richtig. Uns ist überhaupt kein Dresdner Blatt bekannt, welches sich in dem angedcuteten Sinne geäußert hätte Hier hat man von Len Gerüchten von der Em- mengung des Papstes nach anderen Zeitungen nur oeiläufig Notiz genommen. Für Wiener Blätter sind die Bemerkungen eher zn- 'rcffend. Neueste Drahtmeldungen vom 14. Februar. Berlin. Nach einer amtlichen Meldung aus Washington ist das dentsch - venezolanischc Protokoll zur Beilegung der Streitigkeiten dort um Mitternacht von dem Gesandten Frei herr« Speck v. Stcrnburg und Mr Bowcn unterzeichnet worden. — Ungefähr gleichzeitig mit dem deutschen wurden auch das englische und das italienische Venezuela-Protokoll unterzeichnet. Easscl. sPriv.-Tcl.) Ter Stellmacher Koch in Heringen a. d. Werra erschlug den Handelsmann Schäfer; der Mörder wurde verhaftet. Wien Erzherzogin Elisabeth ist heute früh ge storben. fDie Verstorbene, gcb. am 17. Januar 1831, ist die Groß mutter des Königs von Spanien.) Paris. Das „Echo de Paris" schreibt über die Ernennung der drei Bischöfe, die ohne vorheriges Einvernehmen mit dem päpstlichen Nuntius in Paris erfolgt ist, dieses Vorgehen sei gleichbedeutend mit der Kündigung zweier Artikel des Konkordats. Der Papst könne in diesem Punkte nicht nach- geben und kein Priester eine derartige gegen den Willen des heiligen Stuhles vollzogene Ernemumq annchmcn Brüssel. Die Repräfcntantenkommer nahm heute um 10 Uhr die Sitzung wieder aus. Bei Eröffnung der Sitzung bittet der Präsident die Abgeordneten, guten Willen zur Durch führung der dem Hause obliegenden Aufgaben zu zeigen. Wein zum ersten Artikel oer Vorlage bctr Erhöhung der Branntwein- Verbrauchsabgabe haben sich noch 15 Redner zum Wort gemeldet. Konstantin o »el. Die Pforte versichert der englischen Botschaft, daß die >n Vorbereitung befindliche Truppensenoung nach Ae men nur de» normalen Rekrutenerfatz betreffe, was auch die Arischen Koninlaruieldungen bestätigen. Konstantinopel. Die Gerüchte über die Neusormation einer Nizam-Division in Petritfch bestätigen sich nicht. Die jüngste Meldung des „Tcmps", daß Befehl zur Mobilmachung von 225000 Mann gegeben wurde, ist fastch. Bisher sind nur sechs Rcdisbataillonc zur teilweise» Ablösung der seit September noch mobilen 11 Rcimbawillone cinbernscn worden. Die Ein berufung weiterer einzelner Rcdisbataillone zur Ablösung des Nestes >!t zu erwarten K vnstantinvpel. Der gregorianisch-armenische Patri a rch Ormanta n ist aus wezielle Einladung heute vom isultan in Audienz empfangen worden. Der Sultan sprach sein Be dauern über den aus Ormanian ausgeübten Anschlag aus Ormanian hob die Anhänglichkeit der armenischen Nation an den Sultan beivor und bat um Tnichsührnng aller noch nicht erledigten Irade. Ter Sultan versprach, morgen dem Großwcsir entsprechende Weisungen zu geben. Sofia. „Aacnce Tel. Bulgare" meldet: Die bulgarisch^ Regierung hat beschlossen, die maccoonifchen Komitees in Bulgarien aunulöfcn und an der maeedonischcn Grenze einen starken Militärkordon auszustellen. Die Regierung hat sich zu diese: Maßregel entschlossen, um ihren guten Willen zu Leigen, ihre internationalen Verpflichtungen zu erfüllen. Der Entschluß isst nicht als Folge eines Verlangens der Türkei cmzusehcn, da ein solches gar nicht gestellt wurde. Sofia. Die „Agence TvlLgraphique Bulgare" meldet: De Polizei verhaftete heute Nacht Zontschew, Michailow-sky, Danitschew und die anderen Mitglieder der beiden mace dänischen Komitees in Sofia. Kunst und Wissenschaft. s* Wochcn-Spielplan der Koni gl. Hosthcalcr. Tpernhous. Sonntag: „Ter Prophet" lFides: Frl. Schön berger als Gasts: Montag: „Don Juan". Dienstag: „Carmen" lEarmen: Frl. Dazaro als Gasts-, Mittwoch: „Der Waffen schmied" (Jrmcntrant: Frl. Schönberger als Gasts. Donnerstag: „Ter Baiazzo" lNedda. Frl. Dazaro als Gasts: „Siziliamiche Vauernehrc" fSantuzza: Irl. Dazaro als Gasts. Freitag: „Tannhäuscr". Sonnabend: „Die Abreise": Zum ersten Male: >^Lcr verlorne Sohn". Sonntag: „Der Rattenfänger". — Schauspielhaus: Sonntag: nachmittags >/ü2 Uhr- 5. Volks- Vorstellung: „Tartüfs", „Der eingebildete Kranke": abends 'z7 Uhr: „Wilhelm Dell". Montag: „Der arme Heinrich". Dienstag. „Die Journalisten". Mittwoch: „Monna Banna". Tonncrstaa: „Die Jungfrau vo» Orleans". Freitag: „Minna von Barnhelm". Sonnabend: ..Die verfuntene Glocke". Sonn tag: Zum ersten Male: „Los vom Manne". i* Köuigl. Hosopcr. Frl. Therese Maltens Abschied. Wenn es nun doch einmal zu scheiden ^alt. konnte der Abschied einer Wagner-Sängerin vom Range Frl. Maltens nicht besser und würdiger gewählt werden, als an einem der markantesten Ge denktage des Meisters, am Tage der zwanzigsten Wiedcrkcbr semcs Heimganges, in einer Rolle, >» der sie auch heute noch unerreicht geblieben ist und in den Stimmungen eines Werkes, aus den, uns Wagners Kunst und Genie am klarsten, hellsten und zugleich am charakteristischsten cntgcgenleuchten: „Tristan und Isolde". Aber auch in anderer Hinsicht lassen sich die bohen und aparten Kunstanschauungcn Frl. Meistens erkennen n»d von denen anderer genau unterscheiden: sic hat nickt die eiserne Notwendigkeit des Abjchicdncbmcnm ü j s e» s an sich herantretcn lassen, den Moment, wo der Geist ninsonst gegen den naturgemäßen Verfall der plastischen Kräfte ankämpst — sie ist. wenn zunächst auch nur aus dem festen Verbände der Königl. Hofoper, fast im Vollbesitz ihrer Mittel geschieden und hintcr- läßt somit Erinnerungen die um so lebendiger und nachbaltiger bleiben werden, als die gefeierte Künstlerin zur Zeit noch nie mand zur Seite hat, der auch nur annähernd als Ersatz für das gelten könnte, was wir an ihr verlieren. Hierin lag denn auch die eigentliche Bedeutung des Abends. Bohl ivar cs in manchem ein schmerzliches Mstchiednehmeu. zugleich aber war cs eine Feier, eine Reihe von Kundgebungen, wie sie nur großen, erwählten Künstlern und erklärten Lieblingen in der Kunst zu teil zu werden pstcat. — Sichere Anzeichen dessen, was man an Ovationen im "Verlause des Abends zu erwarten batte, ließen sich schon aus den spontanen Bei'allsbezeiigungcn nach den ersten Aktichlüssen erkennen, was sich an Zeichen der Liebe und Ver ehrung aber nach Isoldens Liebcstodc abspicste. erreichte jeden falls das vollste Maß der Sinnpathie und Zuneigung, was einer fest an das yerz der Massen gewachsenen Knnstlenn enigegcn- gebraclst werden kann. Wob! an die uicrzig. vielleicht auch an die fünfzig Mal wurde Frl. Masten vor die Gardine gerufen, und während voller zwanzig Minuten, während oas Publikum nickt von den Plätzen wich, steigerte sicst unter lauten Zurufen und Tüchcrschwenkcir der Beifallssturm bis zur cuthusiastischen Kundgebungen, lind immer großer, immer unübersehbarer wuchs um sie herum die Fülle von Lorbeeren und Blumen, die ihr von allen Seiten, aus allen Gesellichastskreisen. von den Kollegen »nd Kolleginnen als Zeichen der Liebe, Verehrung und Dank barkeit dargebracht worden waren. Wir haben bereits gestern an dieser Stelle versucht, einige der Prachtstücke der herrlichen, mit den kostbarsten Schleifen geschmückten Kranze, dc> erlesenen Bindereien hcroorzuhebe», die Maste dieicr meist sehr siimreicken. jedenfalls ober durchweg prächtigen Huldigungen verbietet indes ganz von selbst, ans Nennung und Scküdernna euizeluei Dtückc eiiizugcbe». Waren davon doch, während sich nvck die Vor- stellung abspieltc, zwei große Zimmer und ein ganzer Korndor voll cmgeangcn. so daß Frl. Maltens Garderobe und die an grenzenden Räume einer großen Blumciiausstelluug ähnlich er- ichieueu. Für unsere auswärliae» Leier sei indes Wo: nochmals wiederholt, was wir gestern an einzelnen, besonders hervorragen den Stücken der Bindereien angeführt haben, tlnler den herr lichen Kränze» bis zu zwei Meter im Durchmesser befanden sich wahre Meisterstücke der gärtneriicheo Kunst, ». a. ein stlieienkranz der Prinzessin Pauline zur Lippe, prächtige Buketts vo» Erz. Gras Secbach, Exzellenz Gräfin Plate», Kränze von der Königlichen Kovelle und dem Königlichen Singechor, von Frl. Ulrick, wunder volle Bindereien mit kunstvoll gcstlckten Schlesien, von denen eine die Namen von 60 der hervorragendsten Rollen Frl. Maltens trug; eine andere mit den Worten: „Getrennt, wer will uns scheiden, — Geschieden, trennt man uns nie!" Andere herrliche Bänder trugen die Inschriften: „Frenndschast, Liebe und Dank barkeit geben Dir das Geleite." — „Mehr gabst Du. Wuirdersran. als ich zu wahren weiß." — „Ans hohem Norden tiefe LieW- sendet der mwergeßlichcii Isolde-Therese Malten." — „Für Me Gifte Gegengift." — „Die Treuesten der Treuen." — Auch mit anderen Zeichen der Verehrung wurde Frl. Malten überlchütto. so ii. a. mit kostbaren Schmückgcgcnständcn: einer Brosche in Form einer Gralstanbe, besetzt mst Rubine», Türkisen uns Diamanten: cstio Gürtelnadel mit einem Rieiengranat: anderen Broschen in kunstvoller Ausführung und dergleichen mehr. — Acbnlich, wie vor der Gardine, iprelte sich schließlich auch dcr "Ahschied von den Kollegen und Kolleginnen hinter dieser, »am Schluß der Vorstellung, ab. Hier hatten sich mit Geiicralmnii!. direltor v. Schuck und dem Rcgie-Kvlleainm sämtlick)- Solisten und Solistinnen sowie der Singechor verlammclt. Den Abschied sprach hier Herr Scheidcmantcl; er führte u. a. auS: ,,An dem Tage, an dem Du aus dem festen Viwbande der Kömgl. Hw- tncaler scheidest, muß es auch unL, Deinen Kollegen und Kolle ginnen, vergönnt iein. D'r eine Gabe der Erinnerung darzuorinaen. Dic'e Gabe ist cm Wort ans vollem Herzen: Nimm die Ve> sichern»« in» Dir, dag wir Dich lieben. Fernerhin ge hörst Du unserem Verbände als Ehrcnmilglicd an: wir denken über dtei'e Ernennung und diesen Titel und legen diese so aus. daß cs uns eine Ehre sein wird, nut Dir auch fernerhin z» wirken und um Tich zu sein. Nimm diesen Lvrbccrkranz als äußeres Zeichen nn'crcr Liebe und Verehrung — — leb' ivvbl. Du kühnes. Du herrliches Kind!" Nun ging cS an ein langes, manchmal wobt auch recht schmerzliches Abschicdnehmcn, bei dem mit den ersten auch die heicheidcnsten Kollegen nicht fehlten Endlich verlöschte auch ans der Bühne ein Licht nach dem anderen, und still lag es über dem Hause, wie nach einem Ab schied, der cbcusoviel Freude wie Schmerz gebracht. Kritisch auf die Vorstellung cinzngehen, liegt kaum eine Per- anlassung vor Unter n, Schuchs meisterlicher Leitung vollzog sie lick in gewohnter Vollendung. Frl. Malten war wieder eine herrliche Isolde, über deren Bedeutung die kritischen Akten längst geschlosicn sind, Was sie au Größe der Darstellung, in den Gewalten dcr Leidemchait, deS großen Stils und Wurfes heule noch leistest ist bisher von keiner anderen Wognersängerin er-