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Lerugsgebühi: Wattliibrli» r M». so die Polt r Mt. 7» Dl,. diirL Die.Drk»dn«NaLrichte»' krllbeliie» »-glich Marge«»! die Buieder in Dresden und der nächsten Umgebung, wo die üutrggung durch eigene Bolen oder Kommissionäre erfolgt, erkalten das Blatt an Wochentagen, die nicht aus Tonn- oder Feiertage kolgen. ui twci TkeilauSgltdcn »kend» und Morgen» -ugeliellt. tzür Rückgabe eingelandter Lchrilt- stücke leine Berbindlichleit. yernlvrechanlchlub: »ml l Lr. U u. Lr. LVVS. Telegramm-Ldrelle: Lichrtchlan »r»«dr». 9onnaben8-Äö<rii8aüsHak>e für Dresden und Umgebung. Verlas von Fiepst 2 Reictiardt. Mresgen-canl. Die Anuakme von Lnlündiaunge» erlolgt inderLauvtaeschSilsstelle und den Ncbenannabmelieüen « Dresden dis Nachmittags SUdr, Sonn- und Feiertag» nur Marienllrade us von II bis'^lUkr. Tie livaitigeGrund- neiie tca. » Silben» IS P>g . An- tUndigungcn aul der Privatleitc Zeile so Big.! die sivaliige Zeile a>» .Eingesandt' oder aul Teltleue ao Pf». In Nummern nach Sonn- und Feier- lagen 1- de», rivalttge Brundseiiei, so, « bei. w und so Big. nach besonderem Tarif. AuSwärtiae Amträge nur gegen Lorausbczaiiluna. Beiegblätter werden mit io Pig. berechnet. L. 8edöurovk 8 Kae!iL.,Wil8lIl'lifsei'8li'. ^on clor Leetkellerei ^ieäer- TL SVK,L lösgnitö, veitistvn 6ure1i Nr. 213. SMel: Krieg in China. Neueste Trahtberichte. Hosnachrichtcn. Sächsische Ebina-Truppen in Wittenberg. Gastwirthsverein, i Byron's Abenteuer in Venedig, Das Lied Eaierio's. Sonntag, 5. Anglist 1900. Fernskhreibr n«d Aernsprech - Berichte vom 4. August Der Krieg in China. Laudon. „Tailv News" melden aus Tientsin vom 3. d. M.. die Oberbefehlshaber aller Nationen seien darin einig, daß der Entsatz von Peking durch die Engländer nnnöthig verzögert werde. Es herrsche groIcr Unwille darüber. - Nach einer Meldung der .Times" aus Lhanahai vom 2. d. M. besagt eine Depesche des Gouverneurs von Schantung, das; die fremden Gesandte» in Peking am 27. Juli noch snmmtlich wohlbehalten waren. Die Boxer und die chinesischen Truppen bekämpfen sich gegenseitig. Chinesische Flüchtlinge aus der Hauptstadt berichten, die Häuier der meisten reichen Einwohner Pekings seien von Boxern und den Soldaten , , . .. ng. ' gesehenen Leute, die die Friedenspolitik des Prinzen Tiching »ntcrstützen, seien die Generale Aiinglu und Wang-Weng Tichav. Ihr Einflug sc! aber gering. Dasselbe Blatt meldet weiter aus Shanghai von gestern, das; Li-Hnng-Tschniig die Veröffentlichung einer Proklamation vorbereitet, die durch besondere Beamte in der ganzen Provinz Tschili verbreitet werden solle. Das Dokument sei eine Amnestieerklärung für alle die Boxer, welche dort aufhören werden, Unruhen zu stiften, und nach -Hause zurückkchren würde». London. De» „Dailv News" wird ans Tientsin vom 25. Juli gemeldet: Ein dort aus Siao-Tsc. einer christlichen Ortschaft 1» Meilen von Tientsin eingctrosfencr Flüchtling berichtet, dag 10 bis 15,000 Konvertiten von den kaiserlichen Truppen hin- gcmordct seien. Kopenhagen. Wie Ritzan's Bureau meldet, erhielt Pastor Legstruv in Fredericia heute ein Telegramm aus Tschisu des In halts. dag cs auch dem dänischen Missionär Bolwig gelungen sei, sich nach Korea zu retten, und somit alle dänischen Missionare ge rettet seien. Kobnrg. Der Kaiser traf heute Vormittag 11.M Uhr hier ein und wurde am Bahnhof vom Herzog Karl Eduard, dem Regierungsverweser Erbprinzen zu Hohenlohe, dem Großherzog von Hessen und dem Hering von Uork empfangen. Der Kaiser um armte und küßte herzlich den Herzog und den Erbprinzen zu Hohenlohe. Ko bürg. Die Fürsklichkeite» begaben sich zu Fuß vom Acsidenzichloß zur Moritztirche zur T rauerseicr und nahmen im Marranm um den Sarg herum Anist ellung. Nach einem ein leitenden Gesänge hielt Generalsuverin tcndcnt Bahnsen die Trauer rede. Gencralsnperintendent Kretzschniar-Gotha segnete die Leiche ei», worauf die Fürstlichkeiten die Kirche wieder verließe». Während Ser Tranerseier wurde der Erbprinz von Sachien-Meiningen von einem Unwohlsein befallen. Mitglieder der Sanitätskolonne brachten ihn in die der Kirche gegenüberliegende Wohnung des Gcneralsupetintcndenten Bahnsen, wo Oberstabsarzt Jlberg um ihn weilte. Das Befinden bessert sich bereits. Kassel. Tic Kaiserin ist heute früh in Wilhelmshöhe cin- getrossen. Bremerhaven. Es herrscht starker Nordwcst und Ncgcn. Tic„Hokenzollern", „Greis" und das Torpedoboot „Sleipner" haben rn der Stacht die Miede verlassen. Von den Dampfer», die heute Abend nach »5 Uhr die Ausreise antreten, liegt das Llopd- schiss „H. H.Mener" noch im Kaiserhafen. der Hamburger Dampfer „Plivcnicia" verholte soeben in den Vorhafen. Nach IN/» Uhr trafen die ersten mit Laub geschmückten Züge mit Mannschaften ein. Tie Llopdhalle und dir Umgebung derselben beginnt sich trotz des schlechten Wetters mit Menschen zu füllen. Hamburg. Erzherzog Franz Ferdinand ist mit »einer Gemahlin, der Fürstin Hohenberg, über Berlin nach Wien weilcrgcreist. Er hat die ursprünglich geplante Nordlandsreise ausgcgebe». Hamburg. Eine Abendversammlung der Werftarbeiter be auftragte den Orgaiiisationsvorstand. mit dem Arbeitgeberverband zu unterhandeln betreffs Aufhebung der Aussperrung. Karlsruhe. In Folge eines Zusaimncnstvs;es zweier j Maschinen auf deni hiesigen Bahnhof wurde Lokomotivführer Grimm von seiner Maschine geschleudert, überfahren und getödtet. Paris. „Figaro" meldet, Saison habe erklärt, er habe den Schah nur deshalb tödten wollen, weil er der Herrscher eines großen Staates sei. Er versicherte, das; er keine Mitschuldigen habe und keiner Anarchistengruppe angehörc. Ferner meldet das Blatt, der Richter habe den Schah besucht, der seine Befriedigung darüber ausgesprochen habe, daß cs sich hier nicht um einen Racheakt, sondern um die Tbat eines Fanatikers handele. Paris. Im Laufe des gestern Nachmittag stattgehablcn Verhörs erklärte Salion den; Richter, er habe sich vor einiger Zeit in Pvnt-sur-Seinc im Gebüich versteckt aufgehaltcn. um zu ver suchen, Casimir-Perier mit einem Revolver zu tödten. Tic Walle habe aber nicht fnnklionirt. Rom. DaS Testament König Humbcrts wurde im Qnirinal gesunden und nach Moiizn gebracht. Tie Beisetzung findet am nächsten Donnerstag im Pantheon statt. Nach Mittbcilnng des früheren Kammerpräsidenten Biancheri hat König Hnmbert wieder holt erklärt: „Sterbe ich, so will ich an geweihtem Oit gebettet werden !" tEntgegcn der vorstehenden Meldung über ein Testament des Königs Hnmbert wird von anderer Seite berichtet, der Präsi dent der Depntirtenkammcr habe im Gespräch mit Abgeordneten erklärt, es sei kein Testament gefunden worden. Die Red.s N o m. Ein imposanter Zug. bestehend aus Hunderten von Vereinen mit umflorten Fahnen, begab sich gestern Abend lautlos über die Piazza del Popolo über den Korso nach dem Kapitol Auf dem ganzen Wege hatte eine ungeheure Menschenmenge Aus stellung genommen. Ter Bürgermeister hielt eine Ansprache, in der er hervorhvb, daß das große Unglück, das Italien getroffen, das Volk mit dem Königshanse noch mehr verbinden werde. — Die Zeitungen zollen der Proklamation Victor EmanuelS lebhaften Beifall. R o m. Es bestätigt sich, daß die Bebekungsfeierlichkeiten am Donnerstag slattsinden werden. Die Leiche des Königs wird vor aussichtlich vom Bahnhof sofort nach dem Pantheon überiührt werden. — Gestern Abend traf eine Deputation des preußischen Husaren-Regiments Nr. 13 hier ein. dessen Chef König Hnmbert war. Heute werden die Vertreter Frankreichs erwartet. Mailand. Bressi fährt fort, sein cynisches Benehmen zur Schau zu tragen. In Monza und Mailand werden zahlreiche Verhaftunacn vorgenommen, doch ist die Persönlichkeit, die in Monza in Brcssi's Gesellschaft gesehen wurde, noch nicht ermittelt. Einer Depesche aus Bologna zufolge glaubt man dort, daß ein gewisser Niccoli, Schuhmacher aus Biella. der seit dem 27. Juli verschwunden ist, ein Mitschuldiger Brcssi's sei. Niceoli telc- graphirte am 20. Juli an Bressi nach Bologna und rieth ihm, so fort abznrci'en, da Alles bereit fei. San Sebastian. Im Augenblick, wo das Schiff „Infan tin Jsabclla" nach Arcachou nbgmg. brach der Kesselranm d»s Schiffes zusammen. Durch ausströmenden Dampf wurden 1 Heizer getödtet, 21 Personen verwundet, darunter 0 schwer. Stockhol in. Ter König verlieh dem Looticnchef Jankcn in Warnemünde eine goldene Medaille fünfter Größe und 12 Lootsen ebendaselbst je 25 Reichsmark als Belohnung für die Rettung des Kapitäns und der Mannschaft des Schooners „Christian!", der am 21. Oktober IM bei Warnemünde strandete. New - Bork. Dem „New-Bork Herald" wird berichtet, inner halb weniger Monate hätten 27 Anarchisten Amerika mit dem ausgesprochenen Zweck verlassen, Monarchcnmordc in Europa zu verüben. Fast Alle seien Italiener und ihr Führer >ei vcrmnthlich Malatesta, der sich jetzt in London befindet. Ein Agent der ita lienischen Regierung kenne die Namen der abgereisten Anarchisten. Oertliches und Sächsisches. Dresden. 4. Augmt. —* Se. Majestät der K önig unternahm heute von Pillnitz aus in Begleitung Sr. Excellenz des Oberhosmarschalls Grafe» Vitzthum v. Eckftädt und des Flügeladjntantcn Oberstleutnants Scnsst v. Pilsach einen Ausflug in's Ullcrsdorfer Revier zur Hochwildjagd. —* Im Aufträge Sr. Majestät des Königs hat sich 2e. König!. Hoheit Prinz Johann Georg in Begleitung des persönlichen Adjutanten Majors v. Mangoldt-Reiboldt geslren Abend zu den Beiietzungsseierlichkeitcn des verschiedenen Herzogs Alfred von Snchscn-Koburg und Gotha nach Koburg begeben. —* Se. Konigl. Hoheit Prinz Georg besichtigte beim Besuch der Deutschen Ban Ausstellung unter der Führung des Herrn Obeistlentnant Dr. Kloß das landwirthschastliche Muster- gchöft der Dresdner Molkerei Gebrüder Pfund, das Lotteriehau; und die Tombola, um wdann mit der elektrischen Tunnelbahn nach dem „Bcrgnügnngsecl" zu fahren. Hier besichtigte der Prinz mir großem Interesse besonders den modernen Theil. indem er der chinesischen Ansiedelung und den; Restaurant „Schifffahrt" einen Besuch abstattete. Auch das wundervolle „Römische Kastell" wurde einer eingehenden Besichtigung unterzogen. —" Nachträglich wird noch über einen kurzen Ansenthalt in Wittenberg der nach C hina beorderten sächsischen Truppen berichtet: „Am Montag Abend ist das 1. Bataillon des 2. Ost- asiatischen Jnsanicrie-Negiments — 822 Mann mit 10 Offizieren — unter Führung des Herrn Majors v. Schonberg in Wittenberg dnrchgekommen und bewirlhet worden. Zn dem Empfang waren die nmsaffenditen Vorbereitungen getroffen worden. 42 lange Tafeln nüt je zwei Bänken waren auf dem Jalkenberger Bahnsteig bis hinaus vor dem Garten »nd zum Theil auch noch auf dem Berliner Bahn steig ausgestellt Und aus den Tafeln war für die 822 Mann mit erstaunlicher Geschwindigkeit je ein Napf mit grünen Bohnen mit einem großen Stück Rindfleisch, ein Glas Bier und eine Düte mit Cigarren au'gelragen, während im Wartesaal 2. Klasse für die Offiziere gedeckt war, auf dem Vorbahnslcig der Falkenbcrgcr Seite waren außerdem »och Schankstälten zum beliebigen Gebrauch für die Mannschaften ausgestellt, zu denen wie für die Tafeln, die Tcssauer Brauerei Waldschlößchc» !>>,- Tonnen Bier gespendet hatte. Jeder irgend freigelnsiene Raum auf den Bahnsteigen war von zugclaffencn Gästen besetzt und vor dem Emvfangsgebäudc drängten sich Tausende von Menschen, um die Freiwilligen zu sehen und zn bemühen. Tie Offiziere unserer Garnison waren wohl vollzählig erschienen, die Stadt war offiziell durch Ersten Bürgermeister Dr. Schirmer und durch Stadtverordnetenvorsteher Gröting. und die Büraerschair »elbst war durch Tauiende ihrer män »liehen und weiblichen Mitglieder vertreten. Etwa 10 Minuten »ach 6 Uhr rollte der lange, mit Grün geschmückte Zug —- 31 Wagen mit 78 Achse» — unter dem Hurrah der Insassen und dem Hurrah der Wartenden und unter den Klängen der Preußen- hlnnnc in den Bahnhof ein und entleerte aus das Signal „Lang sam Vorgehen" seinen Inhalt, die lebendige Meiffchenfluth. die so fort. zum Tbcil mit fröhlichem Gesang, an den Tafeln Platz nahm. Ein rührendes Bild bot hierbei ei» altes Mütterchen. Frau Hecht aus Raguhn, die mit sicherem, wenn auch feuchtem Auge „ihren Jungen" ans dem Bataillon hcrausgefunden hatte und an icinem Arm den Bahnsteig entlang schrill. Sie wurde vom Kom mando zu Tisch geladen und durste, als einzige Frau in 81 Reihen der Soldaten, neben ihrem scheidenden Sohne sitzen. — Mit dem Mittagsbrot war das Bataillon bald fertig, aber nur Wenige haben, so gut cs ihnen Allen geschmeckt, die großen Portionen be zwungen. Und dann ging es an ein Postkartenichreiden. die von dem Hilfskomitee reichlich und stankirt vertheilt wurden. Die Offiziere des Bataillons nahmen ihr Mahl an einer langen Tafel im Wartcsaal 2. Klasse mit dem Offizierskorps der Wittenberger Garnison ein. — Gegen 7 Uhr fuhr das Bataillon wieder ab." —* Bon Seiten des Publikums sind mehrfach Wünsche nach einer vereinfachten Bezeichnung für solche Telegramme laut geworden, von denen der Ausgeber wünscht, daß sie nicht während einer Bestimmung Rechnung getragen, wonach alle Telegramme, welche vor der Aufschrift die Bezeichnung — kTages) — tragen, während der Zeit von lO Uhr Abends bis 6 Uhr Morgens nicht zur Bestellung gelangen. Für den Vermerk — (Tages) — wird die Gebühr für ein Wort erhoben. —* Zur Frage des Pilsener Bieres nahm, wie wir bereits kur; berichtete», der „ DresdnerGaftwirthsvcre l'tn" in seiner aestrigen in den „Drei Raben" abgehaltenen Versamm lung Stellung. Einige interessante Einzelheiten sind zu diesem Punkte der Tagesordnung noch zu erwähnen. Durch den Herrn Kunst und Wissenschaft. ^ -f* Für die bevorstehende neue Spielzeit der Königl. Hof - thcater hat der „Jnvalidendank", in dessen Geschäftsräumen Seeslraße 5,1.. bisher allein ein Filial-Billetverkaus für die Konigl. Hojtheater stattfand, zwei Ncben - F il ialen errichtet und zwar bei den Herren A. Dressel, Buch- und Kunsthandlung. Bis marckplatz 14. und Emst Dietrich. Schumannstraße 41. Ecke der Strieieiierstraße. In diesen Neben-Jilialen können Äillets für die König!. Hostheater im Vorverkauf entnommen werden: ai am Tage vor der betr. Vorstellung von Morgens 8 Uhr bis 8 Uhr Abends, b) an dem Tage der betr- Vorstellung von 8 Uhr bis V2II Uhr Vormittags. Außer der üblichen Vorverkaufsgebühr von 5») Pfg. pro Billet ist eine Sondervergütung im Betrage von 5 Pfg. fürAcde zu zahlende Mark zu entrichten. Byron s Liebesabenteuer in Venedig. Der soeben bei Mnrrah in London veröffentlichte vierte Band der Prothero-Ausgabe von Bvron's Werken enthält Briese und Tagebücher, die besonders auf Bvron's Aufenthalt in Venedig ein interessantes Licht werfen. Die Briefe sind glänzend geschrieben, lebendig und von sorgloser Offenheit. Der leichtlebige Don Juan, den Shell«, kannte, tritt hier deutlich hervor, und das Lob rück sichtsloser Aufrichtigkeit, das Bvron für sich in Anspruch nahm, erkält in diesen Briefen seine Bestätigung. Der leicht empfäng liche „edle Barde" wohnte in Venedig nn Hause eines Tuch- Händlers in der Frezceria und verliebte sich sofort unsterblich m seine Wirthin, die Frau des TuchhändlerS. Marianna Segati. Ueber sie waren verschiedene Gerüchte im Umlauf, die Einen schilderten sie als die tugendhafteste Frau, die Anderen behaupteten, sie hielte es mit Allen, die in ihrem Hause wohnten. Aber Bvron fügt schließlich hinzu. „daS hat nicht viel zu sagen". In Venedig nämlich, ko erklärt er. wäre cs eine Ausnahme und sogar tugend hafte Beständigkeit zu nenne», wenn eine verheiratliete Frau sich mit einem Liebhaber begnügte. Ueber die Vorzüge seiner Wirthin fchreibt Bvron in beredten Worte» an Murray: „Marianne hat etwas in ihrer Erscheinung von einer Antilope. Sie hat die großen, schwarzen orientalischen Augen mit jenem eigcnthümllchen Aus druck, der bei den Europäer», auch selbst bei de» Italienern selten ist. und den viele türkische Frauen sich geben, indem sie mit dem Augenlid eine kunstvolle Bewegung machen, die. wie ich glaube, anderswo nicht bekannt ist. Dieser Ausdruck ist ihr natürlich, und noch mehr als dies. Kurz, ich kann die Wirkung dickes Auges — wenigstens auf mich, nicht beschreiben. Ihre Oiesichtszüge sind regelmäßig und adlerartig, kleiner Mund, durchsichtige und weiche Haut mit einer Art hektucher Färbung, die Stirn sehr schön; ihr Haar bat den dunklen Glan; und die Locken der Ladv Jeriev. ihre Figur ist leicht und hübsch, und sie ist eine gefeierte Sängerin: ihre natürlich Stimme in der Unterhaltung lst sehr hübsch und die Naivctät des venezianischen Dialekts ist immer hübich im Munde einer Frau." Marianna Segati machte den Anfang, aber ein „schreckliches Jrauenregimcnt" folgte. Marianna's Schwester hatte den lebhaften Wunsch, nn ihrem Glück theilznnehmcn. aber Marianna war durchaus'nicht damit einverstanden, und so bedachte sie sie statt besten .mit mehreren schwesterlichen Schlägen in's Gesicht, die das Kind durch ihre Heftigkeit zu Thräncu rührten". Marianna s besonders erfolgreiche Rivalin war eine Bäckerfrau, über die Bvron an Murrav einen sehr langen und aufrichtigen Bericht sandte. Er beschreibt sie als eine lehr dunkle, stattliche Venezianerin von 22 Jahren mit sehr schönen schwarzen Augen, durch »nd durch Venezianerin in Dialekt und Wesen, in ihrer Naivctät und ihrem Humor. Daneben aber war sie sehr anspruchs voll und machte Byron das Leben durch ihre Eisersucht nicht leicht. „Beim Maskenball des Carnevals. gestern Abend." so erzählt er. „riß sie der Madame Contarini. einer hochgeborenen und zurück haltenden Dame, die Maske ab. aus keinem anderen Grunde, als weil sie sich zufällig auf meinen Arm stützte. Aber ihre Herrschaft neigte sich dem Ende zu. Sie wurde ganz unausstehlich. Ich erklärte ihr ruhig, sie muffe nach Hauie rurückkehren. Sie weigerte sich, das Haus zu verlassen. Ich blieb fest und sie ging, aber drohte mit Messern und Rache. Ich sagte ihr. ich hätte auch schon vor ihr mit Messern Bekanntschaft gemacht, und wenn sie wolle, finde >,e ein Messer und eine Gabel zu ihrer Verfügung aus dem Tisch, cinschüchtern würde ich mich nicht lassen. Am nächsten Tag. als ich beim Essen saß, stürzte sie herein, nachdem sie als Einleitung eine Glnsthür durchbrochen hatte, ging aus den Tiich zn. riß mir das Messer aus der Hand und brachte mir eine leichte Verletzung am Daumen bei. Fleischer entwaffnete sic und schickte sie m seiner Gondel »ach Hanfe. Wir hörten einen großen Lärm. Ich ging hinaus und sah Leute, die sie die Treppe herauftrugcii. Sie hatte sich in den Kanal geworfen. Ich glaube nicht, daß sie dabei die Absicht hatte, sich zu tödten. Ich sah aber voraus, daß sic sich wieder festsetzen wollte." Bvron sandte nach einem Arzt und ließ sic, sowie es möglich war. nach Hanse zurückkransportircn : er erklärte, sonst würde er das Haus verbissen, wenn sie nicht ginge. „Sie machte viele Versuche, zurückzukchcen. aber sie waren nicht mehr so gewaltsam, lind dies ist die Geschichte von Mar garita Eogni. soweit sie mich angeht." Bvron schien schließlich, wie nach diesen Erfahrungen bearcitlich. der Monotonie des Liebes perhältiilsscs zu verheiratheten Frauen überdrüssig zu werden, und eine neue Leidenschaft nahm ihn gefangen. Es war diesmal eine junge Venezianerin, die Tochter eines vornehmen und angesehenen Mannes in Venedig, und er erzählt sein romantisches Abenteuer, wie er in einer Gondel zn ihr fuhr und an einem vergitterten Fenster emporklettem mußte. Sie hat mich sehr gem, und ich habe nianche Unannehmlichkeiten ihretwegen cmsstehen müssen, denn letzten Winter hatte der schreckliche Tnranu. ihr hartherziger Vater, durch eine verwünschte Deutsche. die Gräfin Vorspera. ihre Nach darin, von unseren Zusammenkünften Kenntniß erhalten, und sic sandten einen Priester und einen Polizeilommissar zu mir und schlossen das Mädchen bei einem Gebetbuch und bei Wasser und Brot ein und unsere Beziehungen waren für einige Zeit ab um Mitternacht, so haven wir kürzlich unsere Beziehungen wieder mlfnctzmen können : die Schöne ist 18 Jahre, ihr Name ist Angelica. werden könnten. „Und bitte." sagte sic, „woher weißt Tu. waS sic in den letzten drei Jahren gethan haben mag?" Ich antwortete, das könnte ich nicht sagen, aber in Großbritannien wäre die Un treue nicht ganz so hänffg wie hier. „Aber," sagte sie. „kannst Dn sie nicht los werden?" „Nicht mehr, als e-S jetzt schon der Fall ist." antwortete ich. „Du willst doch nicht, daß ich Sie vergiste?" Können Sie es sich denken? Sie antwortete nicht. Ist das nicht ein eckt nationaler Zug! DaS sprach mehr, als tausend Worte." Schließlich wurde Byron doch des leichten LcbenS müde, und sei«.