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Rr. 117 WS.-« dlertiltthr. Uliitel.Nummkr» lÜPI^. >uslap 32000 «l»«. Für dl« «a^gid« «t»»«» londler Manuscrlpie «ach» sich dt« Redactlo» »ich« »lrdildUch. S»Ieratrn-«»n°hme,u»> tzllrt«: O««sens1»I» u„» >««>»«,» Hamburg, ver- »n, Wir«, Leipzig, Bai-l. LieSlau, Uranliu» a. M- - Nu». Muss« in Berlin. Leipzig. Wien, Hamburg, Yranliurl a. M., Mun. che«. — rau»« » v». hu ffranlinrt «. M. — »r. Botnl in aheinnlb.— ll»>a», l.alllle, »uliler L c». in Pari». Freitag, 27. APE »ugeaamme», Sonntag» »l» Miilag» »2 Ubr. 2» «euilad«: grobe Malier- »aii« b big Nachm. 4 Ulir. — Der Raum einer et», «palligen Peliizeiie kauet Ii> Psge. Lingejandt dt» Zeile 3V Psge. »tue Garantie für da» »dchinag,,« Eriche'»«» »«r 2»Ierate wird »tcht gegeben. Hageölatt für Uokitik, Unterhaltung, Heschäftsvcrkei-r. Wörsenöericht und Arcmdenkifle. Druck und Cigenthum der Herausgeber: Ntpsch ^ Neichardt ln Dresden. Derantw. Redaetem: Fr. Eoedsche in Dresden. >> glubwäriige Annonce». Äuiiroge oon uu» unbe. tanuleu niruicn und Per» tonen inierilell >o>r nur gegen !t-la»ui»rr<«ido» ^;adl»n» durch illriel« rnaricn oder Postcinzap- luno. Acht ^>!dl» loüell Ik, Plo-, Imcrole illr die '..'loiila,,-Nummer «der ».ich ciucm Jriüag» die Pe!ilze,i« »ü Pig,. LXU. Jahrgang. Mitredacteur: vr Umll Für ba-Feuilleton: Usrtii»»»». Dresden, 1877. Für die Mouaie Mai «nd Ju»i werden Abonnements ans die „Dresdner Nachrichten" 1« der Expedition, Marienstraf;e Nr. LS, zn > Mark 70 Pfa., sowie für auswärts bet den Postämtern zu »ark 85 § L Mark Pfg. angeuommen. Politisches. Alarmirender als das Einrücken der Nüssen in Rumänien hat die Rede des Feldmarschalls Moltke gewirkt. An die Eröffnung des Krieges hatte sich die Welt gewöhnt. Längst wußte man, daß, wenn die Frühlingslüfte den Humusboden in dem Schwemmlande an der unteren Donau so weit ausgetrocknet haben würden, um ihn weg- sam zu machen für die Marschcolonnen des russischen Heeres, der Zar aus dem Hauptquartier seiner Südarmee sein Kriegsmaniscst erlaffen würde. Aber daß am Tage des russischen PruthüHerganges der große Schweiger Moltke die Tribüne des deutschen Reichstages besteigt, das Fernrohr auf Frankreich richtet, zwischen Paris und der deutschen Grenze ungewöhnlich starke Heeresmassen aufmarschirt ent deckt und eine Krieg-in-Sicht-Rede hält — diesen Schlag fühlt Europa durch alle seine Nerven zittern. Im Osten verkünden die ersten Blitzstrahlen das ausgebrochene Gewitter, und schon thürmt sich drohend im Westen neues Gewölk auf. Aber nicht aus jeder dunilen Wolke zuckt der Strahl. Da gilt uns denn die publicistische Pflicht als die höchste, den Dingen nüchtern ins Antlitz zu sehen und nicht mehr aus jener Rede herauszulesen, als sie ent halten sollte. Auf den ersten Anblick, es ist nicht zu leugnen, wirkenMoltke's Worte erschütternd. Man ist cs zwar gewohnt, daß bei jeder neuen Mehrforderung für das Militairwesen kriegerische Verwickelungen als nahe bevorstehend erklärt werden, um den Reichstag in die nöthige gefügige Bewilligungsstimmung hineinzujagcn. Speciell ist die große Rede Moltke's noch in frischer Erinnerung, durch welche er den Reichstag zur Bewilligung des militairischen Scptennats bewog. Aber diesmal lag die Sache beängstigender. Wenn Moltke's Autorität feierlich erklärt, Deutschland sei gegen einen Ueberfall der Franzosen nahezu wehrlos, und ausglcichcnde Maßregeln gegen die Anhäufung großer französischer Streitkräste seien deutscherseits ge boten, so gehört wenig Phantasie dazu, um in Kürze Truppen- zusammenziehuntzen links und rechts der Vogesen sich bilden zu sehen. Und wohm es führt, wenn die Heere kampfbereit an den Grenzen stehen, das erleben wir jetzt an Donau, Pruth und in Kleinasien. Aber vergessen wir nicht, daß eS zur Bismarck'schen Staatskunst gehört, von Zeit zu Zeit einen kalten Wasserstrahl nach Paris zu senden, und — kein besserer Schlauchsührer, als der große Feldmarschall! Unser Kaiser zählt 80 Jahre, Moltke, der noch nie Geschlagene, denkt gewiß auch an das Schlacbtenglück, und daß Bis marck den Rest seiner Kräfte an die Entzündung eines Weltkrieges setzen sollte, Das nehmen wir nicht an. Warum sollten wir denn Frankreich mit Krieg überziehen - Wollen wir neuen Milliarden Unsegen uns holen? „Materielle Güter mit Menschenleben zu er kaufen, kann kein Gewinn sein," lautete ein treffendes Moltke'sches Wort. Brauchen wir neue Festungen gegen Frankreich — wie hätte da Bismarck auf Belfort verzichtet? Wollen wir neue Provinzen erobern? Mömpelgard, die Freigrafschaft, gar Burgund? Liegen uns Elsaß-Lothringen nicht noch lange unverdaut im Magen- Wollen wir Frankreichs Demüthigung vollenden? Unwürdiger Verdacht! Aber Frankreich könnte doch sein Eben im orientalischen Kriege abpassen, um wie ein Blitz über uns herzufallen? Nun, dann taugte unsere ganze kostspielige Wehrverfassung keinen Pfiffer ling. Nein, unseres Erachtens hat Moltke nur zweierlei beabsich tigt: im Reichstage die Forderung von 105 neuen Hauptmann stellen durchdrücken und eine wohlabgewogene Verwarnung an Frankreichs Adresse austheilen, damit es die Wirren im Osten nicht zu einer diplomatischen Jntrigue gegen das Deutsche Reich miß brauche. Für das Letztere ist das Vaterland dein großen Feldherrn zu aufrichtigem Danke verpflichtet. Moltke erfüllte eine patriotische Pflicht. Die Aufnahme seiner Rede durch Frankreich mag noch so leidenschaftlich sein — Deutschland wird es seinem Feldherrn nicht vergessen, daß er bei Zeiten warnte. Für die abermalige Vermeh rung der Kriegslasten aber wird sich Moltke bei den Steuerzahlern um so weniger Freunde erworben haben, als ganz deutlich ist, daß die neuen 105 Hauptleute nicht allein spazieren laufen, sondern hinter ihnen ebenso viele neue Compagnien marschiren werden. Das dicke Ende kommt schon noch nach. Der nächste Reichstag wird die Compagnien bewilligen müssen. Wenn aber der berühmte Feldherr selbst sich nicht verhehlte und er es offen bekannte, daß die Militair- lasten in der jetzigen Höhe unerträglich sind, und daß die Zeit kom men müsse, „wo die Staaten nicht mehr den größten Theil aller ihrer Einnahmen blos auf die Sicherheit ihrer Existenzen vcrwen den", so hätte, meint der bescheidene Steuerzahler, wohl die Frage einer Erwägung durch den großen Feldherrn verdient, ob die Grenze der Militairlasten nicht bereits erreicht ist. Mit ungewöhnlicher Energie vollziehen die Russen ihren Pruth- Uebergang und den Einmarsch in Rumänien. Indem wir betreffs der staatsrechtlichen Frage dieses Einmarsches in neutrales Land auf einen unter „Tagesgeschichte" ersichtlichen Artikel verweisen, wollen wir hier nur erwähnen, wie sich das Rechtsbewußtsein Europa'S überall gegen dm frivolen Rechtsbruch Rußlands aufbäumt. Das Zar'sche Kriegs-Manifest enthält keinen einzigen triftigen KriegS- grund. Rußland war in seiner Sicherheit nicht bedroht, seine Unter tanen waren in ihren Interessen nicht gefährdet, seine Grenzm waren vor den Ueberfällen der Türken gesichert, die Pforte nahm keinen Theil an irgend einer politischen Konspiration gegen Rußland, eS war kein beleidigendes Wort vom Nachbar gefallen. Alles das, was sonst in Kriegs-Erklärungen seinen Platz findet, um den letzten und äußersten Schritt vor dem eigenen Volke und vor der Welt zu rechtfertigen, konnte in diesem Manifeste keinen Platz finden. Wohl! weiß die Welt, was Rußland zum Angriffe auf die Türkei treibt, allein das Manifest durfte es nicht aussprechen: Es ist die nackte Eroberungssucht. Ihr die Acute zu sichern, hat Rußland bereits vor dem officiellen KriegS-Auobruch heimlich fliegmde Corps den Pruth überschreiten lassen und sie in möglichste Nähe der Donau vorgeschickt, um dort die rumänischen Eisenbahnen vor Handstreichen der Türken zu sichern. Gegenüber diesen wuchtigen Ereignissen treten die uns sonst so lebhaft interessircnden gewerblichen Fragen im Reichstag in den Hintergrund. Nur der Vollständigkeit halber sei des traurigen Vorganges gedacht, daß die Commission beschlossen hat, alle zur Revision der Gewerbeordnung eingegangenen Anträge — dem Vundesrathe als schätzbares Material zu überweisen (mit Ausnahme des clerikalen Antrages des Grafen Galen). Vergebens bat Abg. Ackermann, man möge doch wenigstens den Versuch machen, sich über die Grundzüge der Neuordnung des Lchrlingswescns zu einigen — die Herren wollten sich die Arbeit vom Halse schaffen und wählten den bequemen Ausweg, alle Petitionen und Anträge weiter zu be fördern. Diesen Briefträgcrdienst hätten sie sich ersparen können. So sehr hetzt man aber jetzt im Reichstage,'um zum Ende zu gelangen, daß sogar das Patentgesetz in den Papierkorb marschiren soll. Drei Sitzungen genügten, dieses hochwichtige, heiß ersehnte Werk zum Abschluß zu bringen, aber es wird unbarmherzig valentinisirt. Arme Industrie, armer Gcwerbefleiß, armer deutscher Erfindungsgeist! Arm heißt hier nicht pauvro, sondern bemitleidenswcrth. Neueste Telegramme der „Dresdner Nachrichten". ^ Wiesbaden, 25. April, Abends. Se. Maj. der Kaiser hat heute eine Spazierfahrt gemacht und am Abend einer Dilettanten- Vorstellung im Theater beigcmohnt. Prinz Heinrich VII. Neuß ist heute auf der Reise nach Konstantinopcl hier cingctroffen. Berlin, 26. April. Im Reichstag sprach bei der dritten Lesung des Etats Abg. 1)r. Joerg (ultramontan) sich über die politische Lage aus. Er stimmte der Politik Rußlands bei, soweit sich dieselbe von panslawistischen Ideen fern halte. Abg. Ilr.Windt- horst sprach gleichfalls gegen den Panslawismus. Abg. LaSker betonte das vollste Vertrauen aller Parteien zur Politik des Reichs kanzlers. In der Rede Moltke's habe er auch nicht eine bedingte Drohung gegen Frankreich gefunden. Dieselbe bekunde vielmehr die eminente Friedenspolitik Deutschlands. Ebenso beruhigend sei für ihndieSpracheBiSmarcksgewesen, Deutschland werde seinerFriedens- mission stets eingedenk bleiben; man wisse dieselbe durch Bismarck hin reichend rcpräsentirt. Abg. Graf Moltke dankt Lastern, daß der selbe seine neulich« Rede besser erklärt, als er vielleicht selbst ver mocht. Wenn er gesagt, daß beträchtliche Thcile der französischen Armee sehr nahe an der deutschen Grenze ständen, so hätte er hinzu fügen sollen, daß im Gegensatz dazu deutsche Regimenter gleichmäßig durch das ganze Reich vertheilt seien und wenn er gesagt: daß des halb früher oder später deutscherseits eine ausgleichende Maßregel eintreten müsse, so habe er sie doch nur als solche bezeichnen wollen, die leinen offensiven oder aggressiven Charakter trüge. Eingangs meiner Rede sagte ich, daß ich unsere Politik so verstehe, daß dieselbe nothmendigerweise eine friedliche sein müsse, ohne daß man deshalb auf jede Äctionssreiheit verzichtet (lebhafter Beifall). Der Reichs tag genehmigte hierauf in dritter Lesung unverändert nach den Be schlüssen der zweiten Lesung den Neichsctat, das Etatsgesetz, die Gesetzentwürfe betreffend den Jnvalidenfondü und die Anleihe für die Marine, die Post und den Telegraphenetat. Dabei wurde u. A. auch der Antrag des Grafen Bethusy-Huc, die in 2. Lesung ge strichene Gehaltserhöhung desLondoncrBotschafters um 30,000M. wiederherzustellen, mit 130 gegen 138 Stimmen abgelchnt. Bukarest, 25. April. Die rumänischen Kammern wurden heute eröffnet. Die Thronrede des Fürsten Carol erklärt u. A.: Der Krieg ist ausgebrochcn. Alle Bemühungen bei der Pforte und den Großmächten, die Neutralität Rumäniens als Recht anzuerkennen, waren vergebens. Da diese Neutralität von Nie mandem anerkannt wird, ist cs unsere Pflicht, um jeden Preis zu verhindern, daß Rumänien zum Kriegsschauplatz werde. Die Großmächte protestirten nicht gegen den Einmarsch der Russen. Bersassungsgemäß werden die Kammern der Regierung ihre Haltung vorzeichnen. Der Zar erklärte: erbcabsichtige nicht, die Rechte Rumäniens anzntasten. Als Beweis der Anerkennung un serer politischen Individualität werden dir Russen Bukarest nicht occupiren. In dem Gedanken an das Vaterland verstummte der Parteihader der Rumänen. Ich werde meine Pflicht thun. Seit Beginn meiner Regierung war die Hebung Rumäniens und seiner Mission an der Donaumündung mein Gedanke. Für die Erhaltung der alten Rechte Rumäniens, seiner Integrität und Gesetze werde ich mit meiner Person an der Spitze der Armee einstehen. Sulina, 25. April. Fünf türkische Panzerschiffe sind hier an der Mündung des Donauarms in das schwarze Meer einge troffen. Vier blieben auf der Rhede, 1 lief in den Hafen ein. Locale» and Sächsische». — Außer Herrn Advokat Eckardt ist auch den Herren Advo katen Strödel hier, Oehme in Leipzig, Ulrich II. in Chemnitz und Genscl in Schellenberg der Charakter als „Justizrath" in der IV. Klasse der Hosrangordnung verliehen worden. — Von den hier lebenden Russen haben mehrere, sowie der Krieg ausgebrochen war, Dresden verlassen, um als Offiziere im Dienste ihres Vaterlandes ihre Pflicht zu erfüllen. Ebenso hat, dem Vemehmen nach, die königl. Verwaltung der Staatsbahnen an die kaiserlich russische Regierung eine Anzahl früher ausrangirt gewesener und rasch wieder reparirter Lokomotiven der sächsi schen Staatsbahnen geliefert. Die von der russischen Negierung in Chemnitz bei Hartmann und in anderen Lokomotivcnbau- Etablissements bestellten Maschinen sind zum Theil noch nicht fertig, der Bedarf an Lokomotiven ist aber in Rußland jetzt ein so enormer, daß die dortige Regierung zu diesem Auswege griff. — Heute findet kein Corso im Großen Garten statt, ebenso nicht Montag, den 30. April, sondern Dienstag, den 1. Mai, von Nachmittags V--3 Uhr an. — Im Unterrichtsministerium hat man der beklagenSwerib-'n Tbatsachc, daß tu »euerer Zeit mehrere Lehrer »regen Ber ge b e n a e g e n b i e S i t t l i ck, k e i t zu Freiheitsstrafen vcpur- tbellt werde» mußten, gebührende Beachtung geschenkt. Es hat sich jedoch bcrausgestellt. daß die Zahl dieser traurigen Fälle im Verhältnis, zu der gegen früher erheblich gestiegenen Zahl der Lehrer proceiitual nicht zugenommc» hat. Nicht minder wird cö gewiß zur Beruhigung dienen, zu veriichmcti, daß, jemehr der Lehrermangel schwindet. Aussicht ist. daß Ile scvärierc Aussicht jüngerer Lehrkräfte derartige Vorkommnisse verhindern wird. Denn cs sind meist jüngere, kaum vom Seminar entlassene, aber oft schon in selbstständige Stellungen übergcgangene Lehrer, die zu jenen Crinittlungc» Anlaß geboten haben. — Am Mittwoch Abend starb der AbtheilungSvorstand auS dem Cuitusministerium, der Geh. Rath I)r. Feiler. Der Ver ewigte hat besonders an der Ausarbeitung und Ciiisührung der neuen Verlassung der evaiigclischcu Landeskirche hervorragenden Antheil genommen. 1)r. Feiler war eine sehr tüchtige und er probte Arbeitskraft. Dem activcn Staatsdienste gehörte er nicht mehr an, da ibn el» wcltcrgeschrittcnco Lungenlcidcn zu mchr- monattlchen Lustkuren in Sl'gicr mW DavoS nöthigte. Cr hollte vergebens dort soweit zu gesunden, daß er wieder seine Geschälte übernehme» könnte. Zn ausgezeichneter Weise vertrat ihn bisher der Geh. Rath Pebold. — Anläßlich der GcburtötagS-Feier unseres Königs hielt in Lcivzig bei dem Festmahl teS conservativcn Vereins der Consul de Liagre eine Rede, in welcher, laut der „N. Ncichö.-Ztg." folgende Stelle vorkam: „Als Felbmarschall Moltke vor einiger Zeit von einer hochgestellten preußischen Persönlichkeit halb Im Scherz ge fragt worden, wie cv käme, daß er. der große Schweiger, slelS ganz beredt werde, wenn die Rede auf den ttainaligen) Kron prinzen von Sachsen lkommc, habe Molttc sehr erM crwictcrt: „Weil Se. königl. Hoheit von Sachse» nicht nur der einzige commanbirende General fürstlicher Abkunst sei, dem er im ganzen Kriege von 1870/71 keinen einzigen Fehler nachzuwciicn vermöchte, sondern überhaupt der einzige Commandcur gewesen, der sich nicht zu ho.h gedünkt habe, seine, Moltke's, Dispositionen ciuözn- führcn, ohne von Ihm das beliebte „Aber, Cxccllenz" zu höre», ganz abgesehen davon, daß er. Moltke. öiter in der Lage gewesen, bei ihm sieh guten Rath zu boicn und sich dabei stets wohl be funden habe." — Auch in die Strafanstalt Maibbeim senkte sich am Geburtstage tcö Königs ein Strahl königlicher Milde. Vier Militärgciangclicn warb Ihre durch die Hulv des Königs erfolgte Begnadigung bekannt gemacht. Von diesen ihren Familien zu- rückgcgcbenen Männern hätte einer noch 22 Jahre, die anderen jeder »ock, 2 Jahre zu verbüßen gehabt. — Wie in früheren Zähren, so wurde auch dieses Jahr der Geburtstag Sr. Mal. des Königs auf de» Freiherr!. v.Burgk'cr Werken im Huthausezu Burgk früh >/-4 Ubr von der Früh- Belegschast in entsprechender Weise gefeiert. Herr Bergdircctor Zobel sprach mit lieiergrciscnden Worten das Gebet für den theurcn Landesherr». den Beschützer und Förderer dcü säck's. Bergbaues. CS ist ein erbebender Anblick, äoo Bergknappen in früher Morgen stunde in feierlich ernster Stimmung zum Gebet sür ihren König versammelt zu sehen, wodurch der alten bergmännisch treuen An hänglichkeit gn das angestammte Königshaus so rechter Ausdruck verliehen wird. Dienstag Nachmittag gab der Bauherr Herr Baron v. Burgk den Beamten seiner Werke und Besitzungen, so wie den Vertretern der Knappschaft, unter Hinzuziehung seiner nächsten hoben Verwandte» und der Geistlichkeit und Behörden, zur Feier des Königlichen Geburtstages ein Festessen. wobet in gebübrenber Weise nur ein Toast aus Se. Mai. de» König von dem hohen Fesigcbcr auSgebracvt wurde. Die fröhliche Stimmung hielt die Theiliichmer bis in die späte Abendstunde I» geselliwr Weise beisammen. - Auö Deutsch»Avricourt in Lothringen - an der französischen Grenze zwischen Ranch und Straßburg gelegen — ward unö gestern geschrieben: „Aus unserer einsamen 'Grenz station erfahren wir SpeciellcS von Sachsen und Dresden durch Ihr hier gern gelesenes Blatt. So auch die alierwärts in der Hcimath getroffenen Vorbereitungen zum Gcburtsicsie unseres geliebten Landcssürslcn. Die Unterzeichneten wagten am Morgen deS genannten Tages folgendes Glückwunsch-Telegramm an Sc. Masestät abzulasscn: „Sr. Majestät König Albert — DrcSdc» — bringen Ihre cbrinrchtövolle» Glückwünsche am heutigen Tage von der Wcstgrenze des Reichs zwei Landcskmdcr. gez. Krctzsch- mar. Dönharbt." Wir wurden angenehm überrascht, alö wir schon am Nachmittag die Antwort, welche in 17 Minute» von Clbstorenz a» unsere Grenze flog, erhielten: „An die Herren Kretzschmar und Dönbardt in D.-Avrieourt: Herzlichste» Dank sür die freundlichen Wünsche. Albert." Allgemeiner Jubel selbst bei den anderen hiesigen Beamten, welche aus fast allen Theilcn dcö Reich« kommen und hier stationirt sind. BIS spät in die -lacht ward bei frischer Waldmeisterbowle der königsiche Geburts tag gestiert. — Die königl. sächsische Gendarmerie, welche 4 Kreis- ober-, SO Ober- und 288 Gendarmen unisaßt, hat im Jahre 1870 nicht weniger a>S 11.40', Personen verhallet und 28,744 Personell angezcigt. Dabei ist nicht außer Sicht zu lassen. daß hierbei die Städte »ist eigener Polizeiverwaltung nicht i» Be tracht kommen. Die 288 Gendarmen vcrthcllc» sich ans die ein zelnen Amtöhauptinannschaiten: 22 Dresden, 18 Chemnitz, 17 Leipzig, io Zwickau. I', Pirna, sc l:r Löbau. Bautzen, Meißen und Glauchau, I I Borna, je IO Frelbcrg, Döbeln, Rochiitz und Plauen, je 0 Zittau, Großenhain, Grimma. Marienberg und Schwarzenberg, ie 8 Kamen;. Annaberg. Auerbach und Oclönitz, je 7 Dippoldiswalde und Flöba, o Öschcip. - Dem hiesigen Ingenieur- und Architcktcn-Vcrcin. welcher s. Z. an betreffender Stelle um eine Bcsichtigun g der neuen Cascrncnbautcii nachsuchtc, ist es vcrstattet. bieselbezum 7. nächsten Monatö in de» bislang noch nnbewohntcn CascrncmcntS vorz»- nehiucn. — Die MIlitair-Bau-DIrcctlon hat vor längerer Zeit einen Plan von CasernopoliS auö der Vogelperspektive entworfen und wird denselben demnächst sammt einer kurzen erläuternden Schilderung in einem Illustrirten Wochenbeste erscheinen lassen. - DaS k.k. österreichische Museum für Kunst und Industrie In Wien veranstaltet mit dem Lcitmeritzcr Gcwerbe-Muscuin und dem Gcwerbcverein vom 12. August bis io. September d.J. in den Localitätc» deö bischöflichen Seminars in Lcitmerist eine FIlia 1 - A » SstelIung. welche als o»»st-. Judnstrie- und Gewerbe-AnLstclluna folgende drei Hauptgi npl c» enthalten wird: