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iM'WW », ri Juli 1! äkschemt: glich ftLH 7 Uhr. I«fer«1e rdr» «Agenoannr»: ,«»endr0,«onn- dt, «ittag» 1» Uhr: 1enstr«-e 1«. zeig. i» dies. Blatte de» ei« erfolgreich, Heedrettuxg. >«fl«-r: 18,000 «k«ch>«. Aße««e»e»k: «ierte,jährlich r»«^ bei uarntgeldlichirN* feruog i»'« Ha»«. Durch die KSuigl. Pchj vierteljährlich rLNßr. Einzelne Bummer» 1 Rgr. Tazeblatt für Unterhaltung und Geschästsmkchr. Mitredacteur: Theodor Drobisch. Inseratenpreise:^ Für den Rau« etuer ' gespaltene» Zeile: , > 1 Rgr. Unter„Etug»> ^ 1 saudt" die Zeile «I r Bgr. D»ck u»d EiGMHmu der Herau^ber: Liepsch 8r Neichnrdt. — Verantwortlicher Redacteur: Julius Reilhnrdt» D»«sd««; de» 2t. Juli. — Bei einer kleinen Wanderung durch die Stadt begeg nen jetzt unseren Blicken Bilder, die wir früher zu schauen keine Gelegenheit fanden. Die Veranlassung hierzu sind natür- lich einzig und allein die gegenwärtigen Zeit Verhältnisse, welche unserer Stadt namentlich in ihrem Verkehrsleben zur Zeit eine theilweise veränderte Physiognomie aufgedrückt haben. Beson dere« Interesse erregen unter Anderem die jetzt zur Pflege der verwundeten Krieger hier aufhältlichen geistlichen Ordens schwestern, von denen man oft mehrere in ihrer Ordenstracht auf der Straße Paar an Paar ernst und schweiqsam durch die Menge schreiten sieht. Nächstdem sind e« die leichtverwun deten Krieger, ohne Unterschied der Truppe, der sie angehören, denen e» gestattet ist, sich hier frei zu bewegen, die die Blicke Mer auf sich ziehen. Sehr oft sieht man auf der Straße ein- -ttne solcher Verwundeten von vielen Menschen umgeben, sie befragend und beschenkend. Auch die Bilderläden bieten dem Vorübergehenden zum großen Theil andere Gegenstände zum Schaum: Karten vom Kriegsschauplätze, Illustrationen in Be zug auf die jetzigen KriegSereigniss, rc. bilden jetzt vorherrschend die Auslagen am Schaufenster. Andere dergleichen enthalten wieder Avism über Annahme von Geschenken, Verbendstücken re. für die Verwundeten. An einem anderen Orte wieder hängt eine Eamariterbüchse au« zur Aufnahme von Geldgeschenken für die letzteren. Kurz, unsere Stadt bietet jetzt ein so verän dertes und dabei reichhaltiges Bild in Folge der un« umge benden Ereignisse, daß selbst der größte JndifferentiSmu« nicht ün Stande sein würoe, die Augen hierfür zu verschließen. — Ein freundlicher Beitrag ging un« dieser Tage auch au« Hamburg für hiesige verwundäe Soldatm zu, zwei Pa- quete Wäsche und 22 Thlr. Geld, gesammelt in einem dorti gen Kreise von Landsleuten. Die Verkeilung dieser Gaben haben wir, wie alle früheren bei uns reichlich eingegangmm Gaben, dem internationalen Verein für Verpflegung im Kriege verwundeter und erkrankter Soldatm hier übergeben. — Vorgestern kämm 44 Sachsen, welche bisher in der Festung Torgau gefangen gehaUm gewesm warm, hier wieder an, um nach Ausstellung de« Reverse« in ihre Heimath ent lassen zu «erden. Außerdem passirten wiederum gegen 600 krieg-gefangene Oesterrächer hier durch, welche in dem Treffen vor Olmütz in Gefangenschaft gerathen waren. Am Abende de« Donnerstags und in der Nacht kamen noch zwei kleinere VrrwundetentranSporte, der elftere bestand au« 20 zumeist leichtverwundeten Sachsen. Dieselben wurden verbunden, ver pflegt und sind gestern, soweit e« ihr Zustand ertrug, eben- fall« entlassen worden. Viele brachten so viel Leben-mittel, ganze Schnupftücher voll Butterbemmen, Wurst, Kirschen u. s. «., mit, daß sie auf ein weiteres Tractammt verzichteten. Alle sprachen sich höchlich entrüstet über die Feigheit vieler österreichisch« Regimenter aus, die auf dm Ruf: „Zündnadeln! Zündn«xln! " sich ohne Weiteres gefangen nehmm ließen. — Nachdem ein Mitglied der Verpflegungs-Commission auf dem Leipziger Bahnhofe die von einem verwundeten öster reichische« Jäger erhaltene Trauerbotschaft, daß, wie schon früher gemeldet, auch der zweite Sohn einer hiesigen hochacht barm Familie gefallen, derselben sofort überbracht, ist ihm zu wiederholten Malm zur Verwendung für Verwundete Charpie, Binden, Verbandstücke, n,bst einer Quantität bester Tafelbouil lon und Cigarren von dieser trauernden Familie übergeben worden, wodurch so mancher verwundete Krieger bereit» gelabt und gestärkt worden. Gebe Gott reichen Trost dafür in da« trau««« Vater- und Matterherz! — In der Nacht vom Sonntag Li« zum Montag ent sprangen 3 Gefangene der Chemnitzer Frohnveste, indem sie dm Ofen auseinander gmommm, mit diesen Theilen durch die Mauer unterhalb des Fensters eine Oeffnung hergestellt und durch Zerreißen der Schlafdeckm sich au« ihrer Zell« herabgelassm. Bis jetzt ist die Wiedererlangung nicht gelungen. — Der hiesige Seifenfabrik««» Küntzelmann ist gestern im Auftrag de« internationalen Hülf-Comitee mit ein«n Trans port von Charpie und anderen Lazarethgegenständm im Ge wicht von 30 Ctr. nach KSniginhof abgereist. W — Da« am Ende der Chemnitzer Straße vor einigen Abenden wahrgmommene Feuer hat von dem Wachtfeuer der Schanzarbeiter daselbst hergerührt. — Am Montag Nachmittag kämm in Leipzig nachstehend genannte, in der Schlacht bei Königgrätz verwundete Sachsen an und wurden im dasigm Jakobshosvitale untergebracht: Jo hann Etzoldt au» Gauern bei Alienburg, Clemen» Adolph Klaußner au« Kappel bet Chemnitz, Friedrich August Kießling au« Langenhessm bei Werdau, Anton Hahn au« Schneeberg, Frickemann Friedrich Vieweaer aus Niederzwönitz bei Stollberg, Rudolph Zöllner au« Korbitz bei Meißen. — Wie di- „M. Bl." melden, ist in Meißen al« Ersatz d« gesprengten Brücke — Die hiesige EinquaytierungSbehörde macht bekannt, daß auf Anordnung der königl. preuß. Stadtcommandantur die hier rinquartiertm Militärmannschaften ihre Nahrungsmittel von jetzt an nicht mehr au» den Provianimagazmen zu em pfangen habm, sondern von ihrm Quartiergebcrn bis auf Weiteres in der früher angeordneten Weise zu beköstigen sind. — Beim Schatzmeister des Vereins zur Pflege verwun deter Krieger, Herrn Michael KaSkel hier, ist bis zum 16. d. der Betrag von 12,200 Thaler eingegaugen. Wie verlautet, sind dieser ansehnlichen Summe in den allerletzten Tagen wie der nicht unwesentliche Beträge hinzugetreten. — Die fremden Schanzarbeiter haben Dresden zum größ ten Theile wieder verlassen. Vorgestern sind nicht weniger als 1500 solcher Arbeiter mittelst zwei Zügen von hier nach Berlin zurückspedirt worden. Ein anderer Theil von über 100 Mann ist auf der schl- fischen Bahn von hier ab^egargen. Die Zahl der in Dresden noch anwesenden Schanzarbeiter schätzt man auf 200 bi« 300 Mann. — — Von Regensburg geht uns die Mitteilung zu, daß unsere dort aufhältliche königliche Familie sich demnächst von dort wegwmden und in die Schweiz begehn- wird. — — Die in einem Leipziger Blatte enthaltene Notiz, daß die neue Kreuzschule zum Lazareth eingerichtet werde, entbehrt aller und jeder Begründung. — — Man erzählt sich, daß seitm des königl. preußischen CivilcommissarS, Herrn v. Wurmb, vor einigen Tagen nahe der Festung Königstein eine Confereaz mit dem Commandanten der selben stattgefunden habe. Selbstverständlich bringt man diese Thalsache mit dem seiten Preußen« angeblich erfolgten Anträge auf unbehinderte Wiedereröffnung der Fahrlinie Dresden-Bo dendach und des Verkehrs auf dem Elbstrome in Verbindung. Al« Gerücht verlautet, daß der Commandant der Festung sich erboten habe, die ihm gestellten Anträge sofort zur Kenntniß und Entschließung Sr. Majestät de« König« zu bringen. — Vorgestern sind 18 Verwundete der königl. sächsischen Armee aus dem Lazareth im Cadettenhause, größtentheils zur weitern Pflege bei Angehörigen und Befreundeten, entlassen worden. Neue Zugänge sind nicht erfolgt. — v. bl. Riesa, 19. Juli. Mit Blitzesschnelle ver breitete sich heute gegen 10 Uhr Vormittags in hiesiger Stadt die Nachricht, daß mit dem gegen 411 Uhr von Leipzig hier durch passirenden Zuge 45 Gefangene und zum Theil verwun dete sächsische Soldaten hier durchkommen würden, die in Dresden n ihre Heimath entlassen werden sollten. Obgleich wir mit gutem Gewissen versichern können, daß keiner der vielen hier durchtranSportirten Verwundeten, gleichviel welches Lande« Kind, ohne Erquickung und ohne beschenkt worden zu sein, wetter gegangen ist, so machte es doch einen wahrhaft rührenden Eindruck, zu sehen, wie die unglücklichen Landeskin der von dm Beweisen der Liebe und Theilnahme hiesiger Ein wohnerschaft förmlich überschüttet wurdm. Arm mnd reich, Bürger und Beamte wetteiferten förmlich mit einander, den Landesbrüdern in der kurzen Zeit, während welcher der Zug hier hielt, möglichst viel Erfrischungen zu spenden, und in dem Magen manches der 45 mag es wohl etwas absonderlich auSg« sehen habm, dmn große Krüge Warmbier, Kaffee rc. — zum Theil von Damm aus den ersten hiesigen Familim per sönlich dargereicht — verschwanden mit einer ans Fabelhafte grmzmdm Schnelligkeit, begleitet von unterschiedlichen Flaschen Wein und Limonade und großen Stößen von Butterschnitten. Die ebenfalls massenhaft gespendeten Cigarren wollten die Leute währmd der 'T eiterfahrt gleichmäßig unter sich vertheilm. Eine unter >en Anwesmdm sofort angestellte freiwillige Col lect« fiel so reicklich aus, daß jedem der 46 Mann noch 10 Ngr. baareS Geld mit auf den Weg gegeben werdm konn te. Als sich der Zug nach 10 Minutm wieder in Bewegung setzte, machte die ob diese» Empfanges freudig überraschte Mann» schuft, unter der sich auch einige Unteroffiziere befanden, ihren Herzen durch ein nicht mdm wollendes „Hoch!" auf Riesa's Bewohner Luft. — Die neueste Nummer des Gesetz- ul Verordnungsblattes für da« Königreich Sachsen bringt dm Wortlaut der im Jahre 1864 zu Gmf geschloffenen internationalen Uebereinkunst zur Verbesserung de« Loose« der in dm Feldarmem verwundeten Militär der da» Königreich Sachsen bekannklich beigetreten ist. Die Conventton selbst ist in französischer und deutscher Sprache abgedruckt. — — Große Besorgnis erregte in diesen Tagen unter der hiesigen Einwohnerschaft da» Gerücht, daß der Trinitatis- und wahrscheinlich auch der Annrnkirchhof in dm Bereich der in der Umgebung unsrer Stadt im Bau bmriffmm Fortificationm gezogm werdm sollten. Diese Besorgniß verwandelte sich in tiefe Bestürzung, al« vorgestern auf dem Trinitatiskirchhofe in der nach Blasewitz zu gelegenen Abtheilung mit diesm fortifi- eatorischm Arbeiten wirklich begonnen wurde. In Kriegszeilen auch die Gräber der Todtm nicht geschont werdm könne« und die Wohnstätte des Friedens den streitmden Parteien all Kampfplatz dienen muß. Daß aber gegenwärtig, wo die könig lich preußische Armee siegreich vor Wim steht und kein Feind die ausgedehnte Operationslinie de« Siegers bedroht, hier in Dresden die Friedhöfe, die pietätvoll gepflegten Ruhestätten unsrer entschlafenen Lieben, von dem rauhen Sturme de« Krie ges berührt werden könnten, das hatte Niemand geglaubt, Nie mand gefürchtet. Es wurdm in der Mitte des Stadtrath« ' ' sofort die nöthigen Schritte beschlossen, um eine solche Maßre gel womöglich abzuwenden, beziehentlich rückgängig zu machen. Die Kircheninspection wandte sich deshalb mit einer dringlich« Eingabe an die ob.isten königlich p russischen Civil- und Militärautoritätm, und Herr Oberbürgermeister Pfotenhauer war seinerseits bemüht, durch persönl che Verwendung diese« Gesuch kräftig zu unterstützen. Erfreulicherweise find diese Schritte nicht ohne dm gewünschten Erfolg geblieben. Bereit« gestern Mittag ertheilte der königlich preußische Civilcommiffar, Herr Landrath v. Wurmb, dem Stadtrath dm schriftlichen Be scheid, daß auf Befehl des Herrn Gouverneurs, General« ». Schack Excellenz, die Arbeiten auf dem TrinttattSkirchhos« eingestellt werdm sollen. Dies ist denn auch noch im Laufe de« gestrigen Tages geschehen; bald darauf ging auch die Mttthei- lung ein, daß Se. Excellenz Befehl zur sofortigen Wiederher stellung der angerichtetm Schäden ertheilt habe. Gewiß werdm diese bnuhigenden Anordnungen voa der gesammten hiesigen Eia» wohnerschaft mit lebhaftem Danke aufgmommen werdm. (S.Dfz.) Lagesgeschichte. Oesterreich. Die Wiener „Ostd. Post" schreibt vom 15. Juli: „Wenn es an der Donau-Linie zu einer Schlacht kommt, so wird sie furchtbarere Dimensionen «nehmen, al« alle Kämpfe, welche dieser Feldzug fett seinem Beginne auf-«»' weism hat. Preußen concentrirt seine ganze Macht, um eine. Entscheidungsschlacht in der Nähe Wiens zu schlagen; nicht nur, daß alle bisher occupirten Orte in Böhmm geräumt werden, um zu der Hauptarmee, die sih nach Niederösterreich w-l-t, zu stoßen, sondern auch das Armeecorps, welche» als Reserve bis her in Sachsen stand, geht auf der österreichischen Staatsbahn, welche die Preußen überall wieder hergestellt haben, über Lo- bositz nach Prag und Brünn. Oesterreichischerseit» ist man sich des großen, schicksalsschweren Momentes bewußt, in welchem wir uns befinden, und es wird alle Kraft concentrirt, welche die Monarchie noch zu rettm im Stande ist. Natürlich sprechm wir hier nur von der militärischen Kraft; von jener er^ und begeisternden Kraft, welche die Völker in großen gef, lichen Augenblicken fortreißt zur Selbstaufopferung und zwnch Verzweiflungskampfe, scheint man in den nicht militärischen Kreisen der Regierung entweder keinen Begriff zu habm, oder keinen Gebrauch machen zu wollen. Möglich sogar, daß unsere jetzige Regierung eine solche Bewegung des österreichischen Vol kes, wie zur Zeit der Befreiungskriege in Deutschland herrschte, noch mehr fürchtet als die Preußen." — Der Kaiser Franz Joseph soll, als er die Nachricht von der Schlacht bei KönigS- grätz empfing, ohnmächtig umgefallen und erst nach halbstündi ger Reibung mit Essig zum B'waßtsein gekommen sein. — Erzherzog Albrecht hat an die österreichische Südarmee folgende» Armeebefehl erlassen: „Soldatm der Südarmee! Unsere Waffen im Norden warm bei den ersten Kämpfen vom Glück nicht be günstigt, doch vermochte der Unfall, der sie bettoffen, da« Ver träum unseres erhabmen Monarchen auf unser gutes, heilige« Recht und unsere Kraft nicht zu erschüttern, und unerschütterlich wie Er ist die ganze Armee, ist ganz Oesterreich zum Kampf« , auf das Aeußerste entschlossen, so lange kein ehrenvoller, Oester reich« Machtstellung sichernder Friede erreicht wird. Durch dm im kaiserlichen Manifeste vom 10. Juli verkündeten Allerhöch sten Entschluß wird uns eine veränderte Aufgabe zu Thell. Während die nothwendigen Kräfte Zurückbleiben, um die hier ländischen Festungen zu behaupten und im Vereine mit der treum unk muthigen Bevölkerung die Grmzm Tirol» und Jnnerösterrcichs und der Küste zu schützen, ziehe ich mit dem Reste der Armee zur Verstärkung unserer Streitmacht nach - Norden, wo die Entscheidung liegt. Waffmgrfährtm! Ich weiß, - Ihr könnt dm Schauplatz Eures jüngsten Triumphe» nur «tt schwerem Herzen verlassen, doch möge hierfür die Hoffnung auf neue Siege Euren freudigen Muth, Eure Kraft auch neu be leben. Ihr seid berufen, im Norden zu vollenden, wa» Ihr im Süden so glänzmd begonnen. Soldaten der Besatzungen der vmetianischm Festungen in Tirol und im Küstenland« I Euch mache ich zu Erben unsere« Siege« von Custezza, Euch lasse ich al» die treum und tapferen Hüter de« begonnen« Werke» zurück; haltet da« ruhmvolle Vermächtniß mit uner schütterlicher Zähigkeit fest, wa» auch kommen möge, haltet «tt der Ausdauer Eurer Vorfahren die Fahnen unsere« theuer« Oesterreich» hoch, Eure Aufgabe ist so nothwendig im vüd«H