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Tageblatt für 7 Unterhaltung und Geschäftsverkehr. (Tonnt, bis 2 N) angenommen in der Mitredacteur: Theodor DrvlUsch. Erich, täal. Mora. 7 U. Inserate, > Spaltzeile 5 Ps,» Abonn. vierteljährlich 20 Ngr. bei uuentgeldl. Lieferung in's Haus. Durch die Kal. Post vierteljährlich 22 Ngr. Einzelne Nummern 1 Ngr. 381. Donnerstag, den 17. November 185S Dresden, dm 17. November. — Oeffentltche Gerichtsverhandlungen: Börgestern wurde ein höchst bedauernSwerther junger Mann, der Bahnbetriebs,Telegraphist (nicht Gtaatö-Lelegraphist, wie er irriger Weise bezeichnet worden) K. P. Langham mer aus Freiberg wegen Unterschlagung von Caffengrldern vor das öffentliche Gericht geführt. Sein Vertheidiger,, Herr 0. Schaffrath, schilderte in sehr ergreifender Weise, wie diesen Mann von Jugend auf das Unglück verfolgt habe. Schon seinen Vater, so referirt derselbe, Hab« das Mißgeschick getroffen, von seinem Posten entfernt zu wer den, nachdem er in einer Untersuchung mehrjährige Haft erlittm und schließlich doch sreigesprochen worden sei. Er selbst sei in seinem 15. Jahre von einem Bauer, der ihn in seinem Kornfelde betroffen, so geschädigt (wir hörten, durch einen Schuß verwundet) worden, daß er vom Stu dium de- Bergwesens, dem er sich widmen wollte, habe abstehen müssen, und der Prozeß, den sein Vater gegen den Lhäter erhoben, sei bis heute noch nicht zu Ende und habe schon sechsmal mehr Advokaten- und Gerichtökosten verschlungen, als das ganze Klagobject betrage (der Herr Vertheidiger versichert, irlbst noch eine Forderung von über 50 Lhlr. zu haben). Als der Sohn mündig geworden, habe ihm der Vater den Prozeß selbst weiter führen las sen, und dies eben sei die Grundlage zu allen den späte ren Calamitäten geworden, die den Angeklagten in die der- malige Verfassung gebracht hätten. Denn nachdem er mit einem Gehalte von 18 Lhlr. 22 j Ngr. eine Anstellung gefunden, seien die ausgelaufenen Gerichtskosten durch Ver kümmerungen und Auspfändungen schonungslos von ihm eingetrieben worden, unter der Annahme, daß Derjenige, der einen Gehalt bezöge, nicht mehr als im Armenrechte befindlich betrachtet werden könne. Der Herr Verthridi- grr knüpfte daran die Bemerkung, daß ein Mensch, der ein so niedriges Einkommen besitze und vrrheirathrt sei (es muß freilich immer gleich grheirathet werden I), eben erst recht unter die Armen gehöre. Hierdurch sei eS nun geschehen, daß er in Ermangelung aller sonstigen Unter stützung sich an der ihm anvertrauten (Lasse vergriffen Hab«. Da die Ablieferung der von ihm vereinnahmten Gelder nur quartaliter geschehen, so habe er längere Zeit es mög lich gemacht, das entstandene Deficit durch den fälligen Sehalt und die ihm zukommende Lantiem« zu decken, bis «S endlich denn doch nicht mehr gegangen sei rc. Das ganze Quantum, um das «S sich handelte, betrug 31 Lhlr. 27 Ngr. 5 Pf., welche- sich überdem infolge einiger klei nen Abrechnungen noch um circa 3 Lhlr. ' verringerte. Der Jnrulpat, der das Mitlriden im höchsten Grade in Anspruch nahm, versicherte, niemals mehr als höchsten- 5 Lhlr. auf einmal auö der Caffe entnommen zu haben.' Am 30. Srpt. d. I. war er nun auf Urlaub gegangen, hatte aber ein an seinen Chef, den Herm Geh. Finanzrath von Weber gerichtetes Schreiben. zmückgelassen, worin er erklärte, feine Stelle niederlegen zu wollen, «eil er die Kaff« angegriffen habe und daS Hehlende augrubticklich nichr zu decken vermögend sei, jedoch dessen ratenweise Ab zahlung versprach. Es war jedoch selbstverständlich gegen ihn die Untersuchung ringeleiret und er, da sein Aufent halt unbekannt war, steckbrieflich verfolgt worden. Herr Staatsanwalt Held sowohl als der Herr Vertheidiger ver wendeten sich angelegentlich für die möglichst milde Ber- urtheilung des Angeklagten, bei der freilich, da derselbe vereidet gewesen, daher rin Fall der ausgezeichneten Unter schlagung vorliegr, immerhin auf Arbeitshausstrafe werde zu erkennen sein. Der Gerichtshof verhängte eine solche über ihn in der Dauer von 9 Monaten, was allerdings unter Berücksichtigung drS anzuwendenden Strafmaßes als ein sehr mildes Erkenntniß zu betrachten sein dürfte — Der Kaiser Napoleon, der für die Gründung und Erhaltung seiner Dynastie bei allen seinen diploma tischen Schachzügen mit äußerster Sorgsalt Bedacht ge nommen hat, scheint jetzt die Hoffnung, den erblichen Thron auf breiterer Grundlage zu befestigen, ganz aufge hoben zu haben, denn die schöne Kaiserin, welche «inst unter äußerst interessanten Umständen und lediglich im Hinblick auf die dynastischen Interessen die kluge Erfin derin der Crinolmen wurde, hat jetzt selbst die wettere Beibehaltung dieses einst so nothwendigen Kleidungsstücke- für überflüssig krachtet und bereits Befehl gegeben^ diese« Modeßäck vom Hof« gänzlich zu verbannen. — Auö der Gegend von Freiberg wird unterm 13. Nov. geschrieben: In unserer Gegend macht seit gestern di« Nachricht von einem Morde die Ronde, der gestern am Hellen Lag« in den Stunden von 10—12 Uhr Mit tag- auf Oberschönaer Gebiet ausgeführt worden ist. Im sogenannten Buchholze dort steht rin WaldhäuScheu, seit einiger Zeit von dem Holzmacher E. au« GroßhartmannS- dorf mit seiner Frau bewohnt. Ein GroßhartmtmnSdvr- fer Holzhändler hatte dort ein Stück Holz «kauft, dar Häuschen erbaut und die genannten Leut« der Aufsicht