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für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. M 188. Donnerstag den 7. Juli 1! Ersch. tagt. Morg. 7 U — Jnseralr die Spulueile 5 Pf werden bis Ad. 7 (Sonnt, v. 11—2 U > angenommen. — Nbonn. Vierteljahr 2Ü Ngr. bei uncntgeldl. Lieferung in'- HauS. Durch die Post Biertelj. 20 Ngr. Einz. Nummern 1 Ngr. Expedition r Johanne- - Allee 6 u. Waisenhau-str. ü pt. DreSdon, de» 7. Jul«. — Laut erfolgten Anschlags ist für den 13. d. M. von früh 9 Uhr an von dem k. Oberappellationsgerichie allhier die zweitinstanzliche Verhandlung gegen den wegen Ermordung der Joh. Christiane Scheffel von dem k. Be zirksgerichte zu Zittau zum Tode verurtheilten Karl Jul. Vurkhart't aus Schlegel anberaumt. Das Referat ist dem Hm. Obcrappellationörath v. Salza und Lichtenau über tragen worden. Die Vertheidigung hat Hr. Adv. Strö met aus Zittau übernommen. — Abermals hat am 4. Juli ein würdiger Bürger unserer Stadt sein äOjähriges Jubiläum gefeiert. Der als Veteran der Gärtneret bekannte, seit nunmehr einem hal ben Jahrhundert im hiesigen Palaisgarten angestellteHof- und Kunstgärtner C. Ad. Terschcck wurde am genannten Tage von einer großen Anzahl seiner Herren College» und Freunde aufs Herzlichste begrüßt und ihm als Freu- denzoll der Anerkennung und Liebe ein Andenken an die sen wichtigen Lebensabschnitt überreicht, bestehend in einem Silber-Pokal, auf dessen Deckel die Blumengöttin Flora thront. Auch Se. M. der König ließ dem greisen Manne in huldreichster Weife gratuliren und crtheilte ihm in gnä digster Weise den Ausdruck Allerhöchster Anerkennung. Der seit mehreren Jahren gänzlich erblindete Mann hat mit treuester Berusserfüllung seiner Stellung obgelegen, und seiner trefflichen und kennlnißreichen Begabung hat unsere Stadt die meisten öffentlichen Anlagen und Garten-Ver schönerungen zu danken. Wir erinnern nur an die aus den Festungswerken hervorgezauberte Neugestaltung des Palaisgartens, an die Zwingeranlagen, die Anlagen der ehemaligen Bürgerwicse, die Promenaden der Antonstadt rc. Alles dies rst sein Werk, und Niemand ward von Hrn. Terschcck, dem immer gefälligen Rathgeber in der Gärtnerei, unbefriedigt abgewiesen. Eine große Hortensie, welche im K. Palaisgarten an detn Eingänge vom Kohl» markte her rechts zu sehen ist, hat der Jubilar vor 51 Jahren seinem damals als Palais-Gärtner noch activen Vater aus der Ferne gesandt, und ist diese Pflanze sonach als überjährige Theilnehmerin an Hrn. Lerschecks Jubi läum erwähnenswerth. Möge der gütige Gott dem wacke. ren Arbeiter im Weinberge des Herrn ein freudereiches, gesegnetes Alter zu Theil werden lassen I — Die Arnold'sche Kunsthandlung zeigt uus in ihrem Schaufenster eine Photographie des berühmten Bil des „Petri Fischzug-, dessen Größe Alle» bis jetzt von uns Gesehene übertrifft. Dieselbe entstammt einem Londoner Atelier und scheint aus zwei Hälften zusammengesetzt zu sein. , — Vorgestern hatte auf der alten Brücke das Be gegnen zweier Hunde, eines sogenannten Bullenbeißers und eines kleineren anderen, einen traurigen Ausgang. Der erstere war nämlich mit Zähnefletschen heftig gegen den kleineren angesprungen und dieser ergriff so schnell als möglich den Rückzug, kam aber unglückseliger Weise dabei unter das Rad eines Wagens, das thn sofort zerma'mte. Der Eigenlhümer des winselnden und verjcheidrnden Lhie- res hob dasselbe mit sichtlichem Schmerz auf, und nach dem er einen zornigen Blick > dem bereits eine ziemliche Strecke fortgeeilken vierbcmigen Urheber dieses Todesfalles nachgeschickt, endete er den Vorgang mit einer Versenkung des Opfers in die Elbe, die unter bezeigtem Mitleid der Umstehenden über dgs Brückengeländer erfolgte. — Gestern in den Vormittagsstunden zog am Frei berger Platz die Aufmerksamkeit der Vorübergehenden eine Frau auf sich, die prophetisch allen Leuten zurief, daß sie «n die Hölle kämen. Vorzugsweise galt dies« Prophe zeiung einem Kirschenhändlrr und einem Droschkenkutscher, die ihrer Ansicht nach vülleicht beide, der Eine durch zu knappes Maß, der Andere durch heimliche Sünden gegm den in der Droschke hängenden Preistarif, die ewigen Höl lenstrafen verdient zu haben schienen. In einen Material- waarenladen eintretend, machte sie jedoch ihre Einkäufe sehr vernünftig und ohne Hinzuziehung der Hölle und ihrer Insassen, die sich nur periodisch in ihrem Geiste sixirt zu haben schienen. — Dem „Ehcmn. Tagebl - schreibt man aus Bad Elster, 4. Juli, Abends: „Unser schönes Thal ist von ei nem fürchterlichen Unwetter betroffen worden, dessen Fol gen jedenfalls nicht unbedeutend sind, wenn sie sich auch vielleicht später weniger furchtbar Herausstellen, als sie jetzt erscheinen. Nach afrikanischer Hitze hatten wir heute Mit tag 1 Uhr ein heftiges Gewitter mit Schloßen, welches bald in einen Wolkenbruch ausartete. Di« Elster trat aus und gegen 3 Uhr war die Zerstörung in Feldern und Gärten nicht gering. Nach halb 4 Uhr ließ zwar der Regenstrom nach; die Sonne beschien die Verwüstung. Die Brücke zum Reichsverwrser war weggeriffen, der Park hatte sehr gelitten. Der Himmel hing voll rothgrauer Wolken. Gegen 5 Uhr wiederholte sich jedoch der Wol kenbruch; einem breiten Strome gleich brauste die Elster einher, alle Brücken wurden weggeriffen, Bäume entwur zelt, Scheitholz, Breter, Balken, Bänke, Stühle, zw«