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sein kann, als der endliche definitive Sieg deS Guten und Gerechten über das Schlechte, versteht sich von selbst. Wer diesen Glauben thrilt, wer nicht jener leichtfertigen Weisheit huldigt, in deren Augen Welt und Menschheit nichts ists als eine aus der Nacht deS Zufalls ausgestie gene und in diese Nacht wieder verschwindende Blase der Materie: der wird auch einräumen, daß die germanische Welt, daß Deutschland politisch nicht untcrgchen kann und darf. Dmn wenn wir versänken, so versänke der Plan ler Vors hung mit uns; diejenigen, welche nach uns kä men, würden, auch wenn sie ernstlich sich bemühten, unse ren geistigen Reichthum in sich aufzun bmen, am Baum der Menschheit keine neuen Blüthen treiben. Es ist kein Volk mehr im Osten, welches bestimmt sein könnte, unsere, die Rolle der G rmanen, aufzunchmn; es ist keine zweite Völkerwanderung möglich. Die Russen haben im Lauf ihrer ganzen Geschichte sattsam bewiesen, daß sie kein Volk sind, welches zur Lösung der tieferen Aufgaben der Mensch heit Beruf'hat. Wäre aber erst einmal in Europa die germanische Race zu Fall g bracht, so würde auch ihre Herrschaft in dem anderen Wrlttheil sehr bald bedroht werden. Europa ist und bleibt der Mittelpunkt der Welt geschichte. Und in Europa hat Deutschland eine besondere Mission, welche kein anderes Volk als wir zu erfüllen im Stande ist, welche aber erfüllt werden muß, wenn anders jenes Ziel der Weltgeschichte erreicht werden soll. Was für eine Mission aber ist dies? Was für ein Princip könnte es sein, unter dessen Banner, wie wir neulich mein ten, sich die germanischen Staaten vereinigen und wobei, setzen wir heute binzir, Deutschland die geistige Führung haben müßte? Forschen wir nach dem tieferen Grunde des sittlichen Verfalls in Frankreich und des hergebrach ten Mangels aller wahren Sittlichkeit in Rußland, so wird man darin die Schuld finden müssen, daß in beiden Staaten dieicnige Macht, welche in der moder ren Welt, seit sich Licht und Dunkel strenger geschieden haben, als dies in der antiken der Fall war, allein im Stande ist, die Menschen für die Dauer über dem Niveau der Ge meinheit zu erhalten, daß diese Macht hier wie dort thcils gar niemals tiefer und in einer ihrer reineren Formen in das Völkerlcben eingedrungcn, thcilS im Laufe der Zeit immer mehr daraus verdrängt worden ist. Diese Macht ist — das Christenthum. Die griechische Kirche, in der cäiaropapstischei, Form, die sich in Rußland erhalten bat, ist niemals etwas Anderes als übertünchtes Hcidenthum gewesen. Die Frage, wie weit in Frankreich der Katho- llcismus befreiend (im christlichen Worisinn) gewirkt hat und ob vielleicht der Ausspruch, Frankreich müsse vor Al lem cvangelisirt werden, wenn cs gesunden solle, eine tiefe Wahrheit enthält, lassen wir hier unerörtert. Aber ge wiß ist, daß die tonangebenden Klaffen, aber auch ein gro ßer Theil der städtischen Arbeiter-Bevölkerung, längst jede ernstliche Anhänglichkeit an das Chrisicnthum verloren ha ben und im Herzen dem Voltaüianismus huldigend, die kirchlichen Gebräuche höchstens der Form wegen noch mit machen. Ziehen wir kurz die Conscquenzen: Indem die Germanen von allen modernen Völkern allein diejenigen sind, welche ihrer Masse nach (die Walliser, französischen Reformirten u. s. w. sind verschwindende Minoritäten) das Christcnthum wirklich in ihr Inneres ausgenommen haben und indem sie ferner den Beruf haben (wobei den Deutschen die theoretische Vorarbeit übertragen ist), es in seiner reinsten Form auszubilden und es sodann nicht nur bei sich selbst, sondern auch bei den Andern in's Leben und zur Herrschaft zu führen: so ist der Kampf, den die Romanen und Slaven gegen uns führen, seinem tielstcn Wesen nach ein Kampf des Heidemhums gegen die christ liche Religion und Weltordnung. Sollten wir aber in diesem Kampfe vielleicht Anfangs unterliegen, dann wird rö gut sein uns zu erinnern, das wir den Feind sehr stark auch im eigenen Lager haben, daß der ehemalige deutsche Idealismus, der, wenn auch immer ungläubig, doch in seinem Innersten noch religiös war, weil er an das ab solute Recht des Guten glaubte, unter uns immer mehr verschwunden und der materialistischen Denkweise gewichen ist; daß aber gegen eine ganze und in sich geschlossene Sache nicht leicht etwas Halbes den Sicg gewinnt, daß über die Hölle nur der Himmel t-iumphiren kann: dann erst, wenn wir dies eingesehcn und unserer Einsicht gemäß gehandeit haben, wird jene höhere Begeisterung uns er füllen, welche die Bürgschaft gewissen Sieges in sich trägt. Elberfeld, 4. Juli. Die „Elbrrf. Z." schreibe: Auf dem Bahnhofe der belgisch-märkischen Eisenbahn hic» selbst hat gestern Abend e'n bedauerlicher Vorfall stat'ge- funden, über den wir so genau wie eben möglich berichten wollen. Viele Landwehrleute des 36. Landwehrbataillons Essen, welche unsre Stadt zur Heimath haben, waren zum Besuch ihrer Angehörigen hierher gekommen und wollten den um 6 Uhr 10 Minuten ab'gehenden Zug be nutzen, um nach Essen zurückzukehren. Ein Landwebr- mann wollte nun, obgleich er keine Karte zur zweiten Eiscnbahnklasse gelöst, in einem Wagen genannter Klasse Platz nehmen und hatte zufälligerweise den gewählt, in welchem auch der Landrath v. Dirst Platz genommen. Der Conducteur, den einsteigenden Soldaten sehend und annehmcnd. daß von diesem zur zweiten Klasse keine Karte gelöst sei, bat solchen, von seinem Vor haben abzustehcn und in der Wagmklasse Platz zu neh men, zu welcher er eine Karte gekauft habe, in welcher Fmdcrung er von dem hinzukommenden Zugführer unter stützt wurde. Trotz dieser Aufforderung wollte der Land- wchrmann den emmal ausgesuchten Platz einnehmen, es kam zu weiterm Wortwechsel, infolge dessen der Land wehrmann seinen Säbel zieht und dem Zugführer einen Hieb in die Seite versetzt, der glücklicherweise vom Ho- senträgeeknopfe geschwächt wurde; außerdem ist der Zug führer, da er weitere Hiebe mit der Hand parirte, an zwei Stellen derselben verwundet. Landrath v. Dirst, die Heftigkeit des Streites einsehend, trat gerade in dem Augenblicke aus dem Wagen heraus, als der Landwehr mann einen zweiten Hieb führte,' welcher so unglücklich siel, daß dem Herrn v. Diest die linke Oberhand und rin Theil des Armes durchhauen wurde, so daß er an .seiner Weiterreise verhindert und nach Hause gebracht werden mußte, wo er in ärztlicher Behandlung liegt. Drei auf dem Bahnhose anwesende Gendarmen waren nicht im Stande, den Thätcr zu ergreifen, weil eine große Zahl der andern Landwebrleute sofort ihre Säbel zog und die Ver haftung verhinderte. I» Vohwinkel, woselbst sie die Wag gons verließen, um dir Weiterreise nach Essen fortzusetzcn, versuchten nun dieselben Leute, sich an dem mitfahrenden Zugführer zu rächen, sie ergriffen denselben, hatten ihn be reits auf der Erde liegen und wurden an ihrem Vorha ben glücklicherweile durch einen in Vohwinkel anwesenden Hauptmann verhindert, lieber das Betragen und die Vorfälle, welche lediglich von den aufgeregten Landwehr männern veranlaßt sind, soll bereits von veischiedknen Seiten Klage eingereicht und auch der Name des Thäters seinen Vorgesetzten mitgetheilt worden sein. Telegraphische Nachrichten des »Dresdn. Journ." Frankfurt, 6. Juli. Die in der Bundestags- sitzunq vom 4. d. M. von Preußen eingebrachten neuen Anträge beziehen sich dem Vernehmen nach 1) auf Mobil machung des neunten und zehnten Bundesarmeeeorps; 2) auf Uebertragung des Oberbefehls über sämmtliche außerö'sterreichisLe Bundesarmeeeorps an Preußen; 3) auf Marschbereitschaft der Reservebundescontingrnte. (Das neunte Bundesarmeecorps stellen Sachsen, Kurhessen, Nas« j sau und Luxemburg; das zehnte Hannover, Braunschweig,