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Tageblatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. MM7 Mittwoch den 13 Aplil 1859. Ersch. tägl. Morg. 7 U. - Inserate die Spaltzeile 5 Pf werden bis Ab. 7 (Sonnt, v. 11—2 U) angenommen. — Abonn. Vierteljahr 20 Ngr. bei unentgeldl. Lieferung in's Haus. Durch die Post. Viertelt. 20 Ngr. Einz. Nummern 1 Ngr. Expedition: Johannes - Allee 6 u. Waisenhausstr. 6 pt. Local- und Provinzial-Rachrichteru Dresden, den 13. April. — Künftigen Freitag finden folgende Einspruchsver- handlungcn bei hi^s. Bezirksgericht statt: o) in Privat klagsachen: 1) früh 9 Uhr Heinrich Roßberg gegen Carl August Sommer; 2) halb 10 Uhr gegen Eduard Ferd. Ballmüller wegen Verleumdung (K Gerichtsamt im Be zirksgericht); b) in Criminalsachen: 3) um 10 Uhr gegen Joh. Gfr. Möbius wegen Holzentwendung (Gerichtsamt Dresden); 4) um halb 11 Uhr gegen Carl Wilh. Stüb- ler wegen Widersetzlichkeit (Gerichtsamt Radeberg); 5) um 11 Uhr mit Ausschluß der Oeffentlichkeit gegen Carl L. Uhlendorf wegen thätlichen Angriffs auf bie Schamhaftig keit (Gerichtöamt im Bezirksgericht). — Wir hatten gestern Gelegenheit, einem der jetzt stattfindenden Examina der Kreuzschule beizuwohnen. Die Classe Unter-Secunda wurde in der lateinischen Sprache, der Mathematik, dem Hebräischen und in der Geschichte geprüft. Was das Lateinische anbelangt, so ging das Uebersetzen von Cicero's Rede „pro Llilono^, unter der Leitung des Hrn. Lindemann, ziemlich fließend, auch die sachlichen und grammatikalischen Fragen fanden von Sei ten der Schüler prompte und genügende Beantwortung; nur wollte uns dünken, daß bei dem Uebertragen des Textes ins Deutsche dem Idiom unserer Muttersprache manchmal hätte mehr Rechnung getragen werden sollen. In der Mathematik mußten wir über die Gewandtheit und den ziemlich vorgerückten Standpunkt, den die Schü ler in diesem Fache besaßen, staunen, wir glaubten uns in eine Realschule oder technische Anstalt versetzt. Die Mathematik scheint überhaupt nach Allem, was wir hier von hörten, eine gewaltige Rolle unter den Lehrgegenstän den der Kreuzschule zu spielen. DaS Examen über die hebräische Sprache gewahrte durch seine Ergebnisse einen glänzenden Beweis für die treffliche Methode und Lüch- igkeit des Hrn. 0, Böttcher. Die Schüler zeigten einen esten, klaren Uebrrblick in der schwierigen Formenlehre die- er Sprache, den man auf anderen Gymnasien nach ein ährigem Cursus, bei nur wöchentlich 2 Stunden, selten antreffen dürfte. Die den Schluß der Prüfung bildende Geschichte ließ, ohwohl sie an Zeitdauer etwas knapp aus fiel, doch hinlänglich das löbliche Streben des Hrn. Ober lehrer Helbig erkennen, Unparteilichkeit und richtiges, über sichtliches Auffaffen der einzelnen geschichtlichen Ereignisse zu verbreiten. — Bei der alljährlich zum Besten des Unterstützungs fonds für die Wittwen und Waisen der K. musikalischen Kapelle in dem sogenannten Palmsonntagsconcert geböte- nen geistlichen Musik wird ln diesem Jahre das Orato rium .Josua" (in 3 Abtheilungen) von G. F. Handel und die Sinfonie (Nr. 2 v-äur) von L. v. Beethoven zur Aufführung kommen. — Auf dem Johanniskirchhofe haben die Vorarbei ten begonnen, welche der Ausführung des höchsten Ortes genehmigten Beschlusses — dieses Areal zu verwerthen und die dadurch erlangten Gelder zu kirchlichen Zwecken anzusammeln — vorausgehen müssen. Bis jetzt sind 120 Schock vollmaßige Grundstücke und eine große Menge an deren, zum Bauen brauchbarm Steinwerkes herausgeför dert und aufgestellt worden und sollen am 16. d. M. öffentlich versteigert werden. — Die.C. Z.' berichtet unterm 12. d. M. Folgendes: Wir haben heute die traurige Pflicht, den Tod eines Man nes anzuzeigen, der nicht nur in unserm Leserkreise, sondern in ganz Sachsen eine wohlbekannte Persönlichkeit war, nämlich des Touristen Ad. Carl Winter I. Noch gestern schrieb er uns, daß er einen kleinen ()V-)Artikel für unser Blatt senden werde, und schon heute Morgen machte auf seinem gewohnten Morgenspaziergange ein plötzlicher Schlag fluß seinem Leben ein sofortiges Ende; so daß er also recht eigentlich aus dem Feld seiner Ehre, d. h. in der Natur starb, die er so sehr liebte, und auf deren Genuß er so unermüdet und mit Aufopferung hinwies. — Ge wiß rin schöner und beneidenswerther Tod! — Was er gethan, um die Schönheiten unseres engeren Vaterlandes immer mehr zum Bewußtsein und zur Anerkennung zu bringen; wie aufopfernd und erfolgreich in dieser Hinsicht er thätig war: das wixd ihm eben so unvergessen blriben, als die Erinnerung an ihn bei Allen, denen er jemals ein liebenswürdiger Begleiter war, oder die ihm im Geist in unserem Blatte folgten — noch lange fortleben wird. —osi-5 Die in diesemBlatt« bereits angekündigte orientalische Lheumatrophie-Wagisterin, Frau Professorin Karoline Bernhardt, Besitzerin der Verdienstmedaille für Kunst und Wissenschaft, Lehrmeisterin von Professor Döb- ler, Winter, Krickel rc, ist bereits hier eingetroffen und wird in einigen Tagen ihre prastigiatorischen Produktionen im Saale des .Deutschen Hauses- beginnen. Ihre Kunst- leistungen sollen nach auswärtigen Blättern zu den aus gezeichnetsten gehören, indem sie dieselbm ohne Theater «nd besonders vorbereitete Maschinen, mitten im Kreise