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ihrer Zuhörer, auf einem gewöhnlichen Lischt ausführt; sie wird auch wohl die Einzige ihres Geschlechts sein, welche in diesem Fache auf Kunfireisen sich befindet, und hat gewiß auch Seiten des hiesigen Publikums zahlrei chen Besuch zu erwarten. — Bekanntlich bringt der hiesige Anzeiger allwöchent lich ein Verzeichniß derer, welche in der jüngsten Zeit ge storben und beerdigt worden sind. Wiederholt sind wir nun von verschiedenen Seiten angegangen worden, den auffälligen Umstand einmal zur Sprache zu bringen, daß man diejenigen, welche entweder im Armenhause verstorben sind, oder während ihrer letzten Lebenstage vielleicht auch nur Almosen erhielten, in jenem Verzeichnisse mit der Be nennung „Almoscnempfänger" oder.Armcnhausversorgte" markirt. Man giebt hierbei an, daß man unter jenen Leuten wobl sehr viele unwürdige, durch ihre eigne Ver schuldung (Lüderlichkeit, Trunksucht u. dergl.) in Abfall der Nahrung gekommene und deshalb der Armenvcrsor- gung anheimgefallcne Subjecte finden möge, daß aber auch hinwiederum die vielleicht überwiegende Mehrzahl durch Altersschwäche, überkommenes Siechthum, Abnahme deS Augenlichts, Vcrmögensverlust, und selbst Mangel an Ar beit und Kundschaft in einen Zustand gerathen sei, durch den sie trotz alles Widcrstrebens, trotz Aufopferung aller ihrer Habe endlich gezwungen werden, sich in die Zahl derer einreihm zu lassen, welche für die letzten Tage oder Jahre ihres kummervollen Daseins die öffentliche Unter stützung in Anspruch nehmen müssen. Wie mancher brave Bürger, wie manche redliche Hausfrau und Mutter be finde sich, so sagt man, unter jenen Verstorbenen, welche es nicht verdienten, daß man ihnen die in der öffentlichen Meinung immerhin als schimpflich geltende Bezeichnung „Al- mosenempfänger", „Almosenempfängerin", „Armenhausver- sorglcr" rc. m das Grab nachwerfe, nachdem sie bis zum letzten Tage ih> er Arbeits- und Verdienflfähigkeit dem Staate und der Stadt, welcher sie angehörten, Steuern und Abgaben richtig ge- leistet und vermöge derselben in früherer Zeit zur Unter haltung der städtischen Armcnanstalten selbst wesentlich bei getragen haben. Es sei dieser Umstand für die Betreffen den sowohl als für deren Familien dann um so nieder- schlagender und cntmuthigender, wenn dies. Iben Personen vielleicht in früheren, der Vergessenheit längst anheim gefallenen Jahren als Jnnungsuntglieder, Inhaber städti scher Ehr,nämter und dergl. je nach ihren Kräften und nach ihrer Befähigung sich mannigfache Verdienste erwor ben hätten, welche freilich nicht mit ehernem Griffel in die Jahrbücher der städtischen Geschichte eingetragen oder durch aufgerichtcte Monumente verherrlicht zu werden pflegten. Die anerkcnnenswerthe Humanität unsrer verehrten Aimen- versorgungSbehörde, und die erfreuliche Rücksicht, welche man rn neuerer Zeit an maßgebender Stelle den wohlge meinten Aeußerungen der Presse schenkt, laff.n daher wohl erwarten, daß man jene sehr Vielen als ehrenrührig er scheinende Bezeichnung, für welche nicht einmal ein Nutzen oder ein Zweck erkennbar ist, inskünftige aus den Sterbe- listen in Wegfall bringe, damit ein unverschuldet Armer nach christlich fromm durchlebter Wallfahrt bei seinem Lode nicht mit Taugenichtsen, Vagabonden und gewerbs mäßigen Bettlern oder Tagedieben in eine Kategorie ge worfen werde. — I). Wilhelm Wolfsohn schloß vergangenen Sonn abend seine geistreichen, belehrenden und höchst interessan ten Vorträge über Schiller als Dramatiker und seine Be ziehungen zu Lessing, Göthe und Shakespeare mit beson derem Eingehen auf „Maria Stuart". Maria Stuart zu idealisiren, sagt Wolfsohn, habe dem Dichter näher gele gen, als es scheine; er habe aber diese Figur so gestaltet, daß von ihrem geschichtlichen Charakterbilde wenig oder gar nichts übrig geblieben sei. In diesem Trauerspiel habe Schiller sein größtes dramatisches Werk geschaffen, dessen Stoff, sowie die Bearbeitung desselben wunderbar zu nen nen sei. Hr. v. Wolfsohn führte mit cxcellenter Geschick lichkeit dem Auditorium ein Charaktergemälde der im Stucke vorkommrndcn Personen vor, machte dasselbe mit seiner eigenen Auffassung, die auch uns die allein richtige zu sein ichcint, bekannt und brachte schließlich einen ge drängten Rückblick auf die von ihm früher gehaltenen Vorträge über Schillers Werke. Hr. v. Wolfsohn sagt: die Schiller'sche Dichtung könne man das Lehrbuch de- Patriotismus nennen. Die zahlreiche Zuhörerschaft, welche Hrn. Wolssohn beim Betreten der Rednerbühne mit Ap plaus empfangen hatte, ehrte ihn beim Verlassen derselben durch Hervorruf und sprach somit demselben wohlverdien ten Dank für seine geistig genußreichen Abende aus, den wir hierdurch nochmals zu wiederholen nicht verfehlen wollen. — Von einem jovialen greisen Arithmetiker wird uns folgendes Kuriosum mitgetheilt: Am vergangenen Montag befanden wir uns zufällig bei Hrn. Krafft an einem Tische vereinigt, vier jugendliche Männer nebst zwei sol cher jugendlichen Frauen; wir zählten unsere Häupter und deren Jahre — und siehe! unsere Jugend war so groß, daß wir an Jahren zusammen 476 zählten; denn der Großvater war 86, das jüngste weibliche Kind 65 Jahre alt, sämmtlich noch heiter und froh, wie immer! — Wir machen die Leser unsers Blattes auf ein Echo aufmerksam, dessen Vorhandensein bisher gewiß Vie len unbekannt geblieben ist. Geht man nämlich von der Hinteren Helbig'schcn Restauration, „zum Dampfschiff" ge nannt, an der Häuserreihe entlang ein kleines Stück über Kiel's Restauration hinaus und klopft dann stark in die Hände, so hört man einen einmaligen Zurückprall; geht map noch ein Strick weiter vorwärts und wendet sich ei nige Schritte rechts, so daß man das Finanzministcrial- gebäude und d,e katholische Kirche vor sich hat und in gleicher Linie mit der Hauptwache und dem vorderen Thcile des Museums steht, so hört man nach erfolgtem Klatschen ein zweimaliges Echo. Freilich ist der Tag mit seinem lebhaften Verkehr und dem damit verbundcuen Ge räusch gerade in dieser Gegend nicht zu Echobeobachlun- gen geeignet und man muß die späteren Abendstunden, wenigstens den Schluß der Theatervorstellungen abwarten, in denen man sich von dieser gewiß nicht uninteressanten Erscheinung überzeugen kann. — Am vceflvsscnen Donnerstage passirtc in der Nähe von Pieschen das Unglück, daß ein Sjähriges Mädchen, welches fröhlich und guter Dinge an dem dort steilen Ufer der Elbe herablief, sich nicht mehr erhalten konnte und seinen Tod in den Wellen fand. Das Kind wurde von der Flutb, welche dort sehr tief ist, in die Milte deS Stroms gerissen, so daß die Anstrengungen und das so fortige Nachspringen ihrer L7jährigen Schwester erfolglos blieben. Letztere wurde beinahe auch ein Opfer ihres Ret- tungßcifers, indem auch sie von dem Strome fortgeriffen nur durch die Anstrengungen zweier Männer, welche in einen zufällig am Ufer befindlichen Kahn sprangen, und dem Mädchen nachruderten, glücklich aus dem Wasser gerettet wurde. Das ertrunkene 9jährige Kind ward hie rauf von den >Rettern ihrer Schwester auch den Wellen entrissen, alle Wiederbelebungsversuche blieben aber erfolg- Museum, Kgi. »emaldegalene ,m Zwinger, Sonn- u. Feteeiags -ialurhi-ortsche» Museum im Zwinger, Montag, Mittwoch (von ir—S U.), Dienstag, Donnerstag u. Freitag (von 10—4 U.) Donnerst, u. Sonnabend n. Anmeld. 0 Kerf. 1 Thlr., Pers. b Ngr freier Eintr., Mont. u. Mittw. (v. 10—4 U.) geg. «arten ä S Ngr., Dir.: Prof. Reichenbach. Sonnabends (v. 10-1 u.) gegen Führung (6 Pers 8 Lhlr.) y Mineralogische» Museum im Zwinger, Dienst. «. Freit, freier Historische» Museum im Zwinger. Gegen Karten ä 2 Lhlr. Eintritt v. 10—12 Uh«. Mont., Mtttw. u. Donnerst- v. 2—12 U. M a Personen gültig. Direktor: .straukltng, Sophienstr. s. gegen » Sigr. Eintrittsgeld, Direktor, Professor »kinttz.