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L«k veiretrmig König 6eorg§. Und wieder liegt das Aachsenland im Harme. Vas Rautenbanner weht auf halbein Ulaste. Im Adnigsschlosse war der Tod zu Kaste, Und Aönig Georg sank ihm in die Arme. Ver Purpur ward ihm erst in hohen Tagen; Gebeugt stieg er empor zum Aönigsthrone. Ts hat sein greises Haupt die Zachsenkrone Und mit ihr manches schwere Leid getragen. Viel Trübes sah sein Aug' in ^achsenlanden; Für kicbe schlug inan Munden seiner Leele. Und als nach Recht er strafte schwere Fehle, Va hat das Volk den Aönig nicht verstanden. Nun schlummert er in heil'ger Grabesstille. M Sachsenvolk, mm wehre nicht den Tranen! In späten Tagen noch wird man erwähnen: „Tr war gerecht, und edel war sein Mille." Leipzig. Wuller Iehne. Erster allgemeiner deutscherWOhriurtgs- korrgretz. Im Empfangssaale des Hauptbahnhofes zu Frankfurt a. M. fand am 10. d. M. der erste all- gemeine deutsche Wohnungskongrcß unter außerordent licher Beteiligung aller Kreise statt. Die Neichsämter und die Landesregierungen entsandten ihre Vertreter; außerdem waren Parlamentarier, Gelehrte, die Ver treter von Krankenkassen und Gewerkschaften. Frauen vereinen rc. erschienen, im ganzen 1200 Personen. Der Kongreß wurde durch eine Begrüßungsansprache vom Rcichtagsabgeordneten Prinzen zu Schoenaich- Carolath eröffnet, welcher wünschte, daß das Resultat dem gesamten Vaterlande zu Heil und Segen ge reichen möge. Als Vertreter der einberufenen Vereine spricht sodann Herr Charles Hallgarten (Frankfurt a. M.). Als Vertreter des Reichsamt des Inneren und des Staatssekretärs Graf Posadowt-ky nimmt Geh. Oberregierungsrat Lohmann > Berlin das Wort. Er weist aus das rege Interesse hin. welches Graf Posadowsky der Wohnungsfrage entgegen bringe, die er für eine der wichtigsten sozialen Fragen halte und weist darauf hin, daß seit 1001 vom Reichsamt löMill. Mark für Herstellung billiger Wohnungen ansgeworfen worden seien. Die Grüße des Staatssekretärs des Neichsschatzamtes, Freiherrn v. Stengel, überbringt Geheimrat Dombois.Berlin. Es soll wie schon früher auch dieses Jahr, trotz der ungünstigen Finanzlage, ein Betrag für Wohnungs zwecke in den Etat eingestellt werden. Weitere Begrüßungen überbrachten Regicrungs- rat Sturzinger für das bayerische Ministerium des Innern, Regierungsrat Dr. Lange für die badische Staatsregierung und Regiernngsrat Braun für die hessische Staatsregiernng. Den Gruß der Stadt Frankfurt bringt Ober bürgermeister AdickeS und fordert zu rastloser Arbeit auf. ES sprachen ferner: Damaschke-Berlin, für den Bund deutscher Franenvereine Frau Professor Edniger-Frankfurt. für den Evangelischen Frauen bund Frau Steinhauser-Hannover. Lic. Weber- M.-Gladbach für den Evangelischen Arbeiterverein. Hierauf vereinigen sich die Teilnehmer zu dein von der Stadt Frankfurt gereichten Imbiß. Am 17. Oktober wurde die Kongreßsitzung durch den Prinzen Schoenaich-Carolath unter großem Andrang eröffnet. Am Vorstandstisch waren zu bemerken: Die Vertreter der Staatssekretäre des Reichsamts des Innern und des Reichsschatzamts, des preußischen Handels- und des Eisenbahnministers, sowie die Regierungen von Bayern. Baden, Hessen und Württemberg. Von katholischen, bekannteren Persönlichkeiten waren zugegen: Die Reichs- und Landtagsabgeordneten Dr. Jäger-Speyer und v. Savigny-Büren (Westfalen», Wellstein-Frankfurt a. M., die Landtagsabgeordneten Brust-Altenessen, Dr. Frenay-Mainz, das Herrenhaus- Mitglied Graf Oppersdorf-Oberglogau. sowie Msgr. Werthmann-Freiburg vom Charitasverband. Dr. Hille- Bochum. Rektor Schweitzer-Köln vom katholischen Gesellenverein. Msgr. SchäferS-Padcrborn. Pater Pal- matius-Denloo, Rechtsanwalt V.Grafen-Köln. Schiffers- Krefeld. Man beschließt, keine Resolutionen zu fasten. Als Ehrenpräsident wird dann gewählt Ober bürgermeister AdickeS - Frankfurt a. M.. als Ehren- Vizepräsident Geh. Baurat Stübben-Berlin. Oberbau rat Prof. Baumeister-Karlsruhe, Stadtrat Dr. Flesch- Frankfurt a. M.. Oberbürgermeister Beck Mannheim. Prof. Dr. Albrecht-Berlin. Oberbürgermeister Dr. Becker-Köln. Wilhelm Merton-Frankfnrt a^ M. Es folgt der Generalbericht über den Stand von Wohnungsfrage und Wohnungsreform in Deutschland. Als erster referiert Prof. Dr. L. Pohle von der Akademie für Sozial- und Handelswissenschaften in Frankfurt a. M. über die tatsächliche Entwickelung der Wohmmgsverhältnisse in Deutschland. Redner geht von dem Standpunkt aus: Solange Deutschland den Weg zur Erportindustrie weitergeht und die Städte der stärkste Standort der Industrie bleiben, wird die Industrie der Zauberstab sein, der das Zu sammenballen der Bevölkerung in den Städten be wirkt. Wenn es gelingen sollte, das Tempo dieser Entwicklung etwas zu verlangsamen, wäre schon etwas für die Wohnungsfrage gewonnen, die volkswirtschaft liche Entwicklnng selbst können wir nicht hemmen. Auch gegen die Aftermiete verbreitet sich Prof. Pohle. Lebhaft widersprechen hiergegen Professor Bren tano-München und Abg. Südcknm. Privat dozent Dr. S i n z h e i m e r meint, es müsse erst diskutiert werden, ob ein wirklicher Notstand bestehe. Landrat Berthold - Blumenthal meint, die Ge meinden müßten die eigentlichen Träger der Woh nungsreform sein. In der Diskussion will Lic. W e b e r-M. - Gladbach die mittleren und kleinen Städte in den Referaten mehr berücksichtigt sehen, nicht nur die Großstädte. Die bekannte Sozial demokratin Frau F ü r t h - Frankfurt klagt über den Inhalt des Referates an der Spitze des Kongresses. Es sprechen folgend Dr. O p p e n h e i m e r-Berlin und G n st. Hartman n. welch letzterer scharf das Anlegen von Arbeiterkolonie», isoliert von den Woh nungen anderer Stände, bekämpft. Baumeister Hartwig-Dresden führt ans, daß es unwahr sei, wenn behauptet würde, die Hausbesitzer spekn- lierten mit bebauten Häusern; auch weist er auf das immerwährende große Risiko der Hausbesitzer hin. Die Ungunst der Zeiten könne dem Hausbesitzer leicht die Mieter rauben und ihn znm armen Mann machen. Ein Stand, der solche Risiken trage, sollte in dieser Beziehung doch ein wenig mehr Beachtung finden. Scharf bekämpft der Redner die „künst liche Züchtung der B a n g e u o s s e n s ch a f t e n" speziell durch das Reichsamt des Innern. — Arbeitersekretär Giesberts-M.-Gladbach bricht in einer längeren Rede eine Lanze für die Mieter und gibt der Hoffnung Ausdruck, der Kongreß werde den Anstoß dazu geben, daß mehr Mielervereine be gründet und die Baugenossenschaften mehr unterstützt werden würden. Neichstagsabgeordneter Huö (Soz.j schließt sich sdincm Vorredner an und Arbeitersekretär Erkelenz (Düsseldorf», Vertreter der' Hirsch-D"»ker- schen Gewerkschaften, wendet sich scharf gegen Hartwig, der darauf heftig erwidert, er gönne dem Arbeiter die bessere Lebenshaltung, wende sich aber gegen die herrschende Zuchtlosigkeit und Ungebührlichkeit. Tie nächsten Redner Pohl in a n n -Hohenasperg. Dr. B o n n e- Klein-Flottbeck können bei der herrschende» Unruhe nicht sprechen. Dr. Berqe-Leipzig wendet sich scharf gegen Professor Pohle. Ferner reden Arbeitersekretär Fischer-Reutlingen und Jnstizrat Baumert, der zur Ruhe mahnt und sich dann gegen die Be seitigung der Wahlvorrechte der Hausbesitzer wendet. Reichstagsabgeordneter Dr. Südekuni iSoz.» be zeichnet die Redner ans den Hausbesitzerkreiseu als krasseste Reaktionäre. Dr. Scheven-Dresden inat.-soz.» befürwortet die Wohnungsinspcktion und hält den Herren Baumert und Hartwig vor, wer wie sie als Fanatiker anftrete. wolle nicht den Frieden sondern den Krieg. Baumeister Hartwig-Dresden behauptet, die große Masse der Mieter sei durchaus zufrieden. Rechtsanwalt Dr. Cohn lFreis. Vp.l wendet sich gegen die Privilegien der Hausbesitzer. Pfarrer Naumann (nat.-soz.) meint, daß die starke Macht der Hans- besiher. die Mieter ebenfalls zur Organisation zwinge. Hierauf schließt die Diskussion. Der erste Referent Professor Pohle betont: Daß sein statistisches Material überaus lückenhaft sei, wisse er am besten, aber es gebe kein vollständigeres, insbesondere kein Material, das sich ans die kleinen und mittleren Orte beziehe. Der Sinn seines Referates sei keineswegs gewesen, man brauche keine WohnungSreform; er erkenne sehr wohl die Notwendigkeit eines solchen Vorgehens an und lasse z. B. wegen der Vorschläge im preußischen WohnungSgesetz sehr wohl mit sich reden. (Beifall.1 Schon O'/g Stunden dauerte der Kongreß, als man noch zur Beratung des zweiten Hauptgcgenstandes der Tagesordnung schreitet: „Die Aufgaben von Reich. Staat und anderen öffentlich rechtlichen Körperschaften in der Wohnungsfrage". Erster Referent ist Privatdozent Dr. Sinzheimer (München». Weder dem Staat noch der Gemeinde könnte man alle Leistungen zuschieben. Die Reichsaufsicht hält ferner der Redner für unentbehrlich. Hierauf werden die Beratungen abgebrochen. Politische Rundschau. Deutschland. — Die neue Militärprnsionsvorlage, die im Bundesrat seit 10 Monaten unerörtert ruht, will ein Offizier in ihrem Wortlaut kennen und publiziert hieraus die wichtigsten Aendernngen. Man muß die Meldung mit Vorsicht aufnehmen. da auch noch nicht feststeht. welche Aendernngen der Bundesrat vollziehen wird; immerhin seien die wesentlichen Aendernngs- Vorschläge hier mitgeteill: Die Pension für inaktive Offiziere beträgt nach lOjährigec oder kürzerer Dienst- zeit statt bisher mm -o/^ und steigt mit jedem weiteren Dienstjahre um Vs» des zuletzt bezogenen pensiansfähigen Diensleiukommens, sodaß nach Ablauf von 05 statt bisher nach 40 Jahren bereits die Höchst pension von des pensionsfühigenDiensteinkomlnens erreicht ist. Die Verstümmclungszulage. welche im allgemeinen nach den Grundsätzen aus dem bisherigen Gesetz gewährt wird, beträgt statt bisher 000 Mk. jetzt 000 Mk. für jede schwere Gesundheitsstörung und kann bis znm Betrage von 1800 Mk. jährlich bei schwerem Siechtum und bei Geisteskrankheit erhöht werden. Die Kriegszulage, welcher nach dem Gesetz vom Ol. Mai 1001 1200 Mk. für die Offiziere vom Hauptmann abwärts beträgt, ist indessen im Hinblick auf die Erhöhung der Pensionen ans 1020 Mk. jährlich herabgemindert. Dagegen ist die in dem genannten Gesetze festgesetzte Kriegszulagc von 720 Mk. jährlich für die Offiziere höheren Dienstgrades ge blieben. DicGewährung derAltersznlage soll fakultativ, nicht obligatorisch erfolgen. Ganz neu ist ein Pensions- zuschuß in der Form, daß die verabschiedeten Offiziere noch im ganzen ein Vierteljahr nach ihrem Aus scheiden ihre vollen Gebüyrnisse erhalten. Auch für die Hinterbliebenen wird insofern besser gesorgt, als sie noch auf das auf den Sterbemonat folgende Vierteljahr, die sämtlichen Pensionsgebühruisse in einer Stimme erhalten. Für die Unterklassen des Reichsheeres sieht der Entwurf eine wesentliche Acndernng der bisherigen Bestimmungen vor. Ein Anspruch ans Entschädigung. Rente genannt, wird für die Folge durch Anfhebnng oder durch Ver Mlnöerung der Erwerbsfälligkeit nm wenigstens 10 Prozent infolge einer Dienstbeschädignng. bei Kapitulanten mit einer Dienstzeit von mindestens 8 Jahren ohne den Nachweis einer Dienstbeschädignng, wenn nur während der Dienstzeit Gesundheitsstörungen mit Aushebung oder Verminderung der Erwerbs fähigkeit nin wenigstens lO Prozent eingctreten sind, für die Dauer der Gesundheitsstörungen begründet und ein Anspruch auf lebenslängliche Rente erst durch die l8jäyrige Dienstzeit erworben. Eine Unter scheidung zwischen äußerer und innerer Dienstbeschädi gung gibt es nicht mehr. An Stelle des Zivil- versorgnngsscheinö. der mir noch den zum Beamten würdigen und brauchbaren Kapitulanten gegeben werden soll, kann auch eine Zivilversorgnngscntschädi- gnng von monatlich 12 Mk. gewäblt werden. An deren Stelle kann wieder eine einmalige Geld- abfindiuig von 1500 Mk. treten. Wir können an gesichts dieser Mitteilungen, die nickt zu kontrollieren sind, nur wiedcryolt darauf Hinweisen, daß es höchst zweifelhaft ist. ob der Bundesrat den Entwurf an nimmt. Eins gebt jetzt schon aus dieser Publikation hervor, daß nämlich die Rückwirkung der Konseauenzen ausgeschlossen ist. Man kann die Verbesserung der PensionSverhältnisse des Militärs dringend wünschen, aber die Sache kostet sehr viel Geld. Die Pensionen fordern jetzt schon für das Militär allein 74 Mill. Mk. Wdher die neuen Mittel zu nehmen sind, das ist die große Frage, die der Bundesrat auch noch nicht gelöst bat. — Im Oldenburger Landtage wurde die Thron- folgevorlage in zweiter Lesmmg einstimmig ange- nommen. Präsident Groß bemerkte bei der Gelegen- beit. man dürfe hoffen, daß dies Gesetz niemals zum Vollzug kommen werde. „Wir wünschen, daß der MaimeSstamm fort und fort bestehen möge und daß, falls dieser Großherzog dereinst abberufen wird, der Erbgroßherzog Nikolaus in voller Gesundheit den Thron seiner Väter besteigt. Unter den Eingängen befindet sich ein Protest gegen die Erbfolge der Glücksburger Linie des Grasen WelSbnrg. des ältesten Sohnes vom Herzog Elimar von Oldenburg. Weil er zu spät eingegangen ist. wird er dem Einsender zurückgegeben werden.