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Zweites Blatt Sächsische Bolkszeitv»g vom 28. Dezember 1911 Nr. 293 Aus Stadt mrd Laad. orr» k'w H»mvtblatt > —* Da» Etadtverordnetenkollegium wird sich in seiner letzten dteSjährtgen Sitzung, die am 38. Dezember slatifindet. mit der Errichtung eine« Nachtrages zur Gemeinde- steuerordnung. betreffen» die Gewerbesteuer, und mit der Umgestaltung de« Dresdner Feuerlöschwesens beschiisltgen. Ferner wird Herr Stadtverordnelcnvorsteher Justtzrat Dr. Stöckel einen Bericht über die Tätigkeit de« Kollegium« im Jahre 19 tl bekanntgeben. —* Ein Paritätischer Facharbeitsnachweis sür da» Gastwirtsgewerbe ist im Bezirke der Kreishaupt- Mannschaft Dresden errichtet worden Der FacharbeitS- nachwei« wird sich dem Dresdner Z.„tralarbeitSnackwei« anschlicßen. Er steht unter der Leitung de« Herrn Stadt- rat« Dr. med. Hops. Sein Verwaltungsgebiet erstreckt sich auf die KretShauptmannschast Dresden und umfasst unter Berücksichtigung deS männlichen und weiblichen HtlIS- und AastükSp rsoial« alle Zweige deSGastw rtSgewerbeS. In dem Ausschuß für den Arbeitsnachweis sind sowohl die Dresdner Gastwirtsvereine als auch die Vereine der Köche, der Bierausgeber, der Kellner und der sonstigen GastwiitS- gehUsen vertreten. Die Eröffnung de« Arbeitsnachweises soll am 1. März 1912 stattfinden. Aunabrrg, 26. Dez. Ein ungetreuer Kassierer wurde vom Landgericht Chemnitz in dyr Person des Karl Wildt wegen Unterschlagung von 6600 Ml. zu zwei Jahren Gefängnis und zwei Jahren Ehrenrechtsverlust verurteilt. Deutfcheubora, 26. Dez. Vom Elsenbahnzag über- fahren ließ sich zwischen Miltitz und Deutschendora der Mtthlenbksitzer Paul, dessen Mühle in Munzig vor einigen Tagen niederbrarmte. Freiberg, 26 Dezember. In der Dombaufrage ist nunmehr die Entscheidung gefällt worden. In einer Mit gliederversammlung des DombauvereinS wurde der Entwurf des ProiessorS Schmitz mit 68 gegen 16 Stimmen zur Ausführung bestimmt. An» der Lansiy, 26. Dezember. Ein gefährlicher Ver brecher. der in dcr Lausitz und auch im Dresdner B> -irke zahlreiche Einbrüche in Billen und Pfarrhäusern auSgen rt hat. ist nach einer Mitteilung der sächsischen LmdrSkriwi^l. Polizei nunmehr in der Person eines Landstreichers namens Otto Döring verhaftet worden. Er gab diesen Namen bei seiner Verhaftung in Karlsbad an. Man fand in s inem Besitze eine Anzahl Schmucksachen und einen Geldbetrag von 375 Mark, über deren Erwerb er keine glau dwürdtge Auskunft geben konnte. Wie sich durch die Ermittelungen der sächsischen Landeskriminalpolizci herausgestellt hat, ist Döring mit dem seit dem 27. Okober 19 >0 von dcr Staats anwaltschaft Liegnltz steckbrieflich verfolgten 32 Jahre alten Arbeiter Gottlieb Noack identisch, der eine Reihe schwerer Einbrüche und Diebstähle begangen hat. Schirgiswalde. Unser stattliches Hotel Erbgericht, das kurz nach Pfingsten abbrannte, ist nun im Rohbau fertig. Die unteren Gastzimmer, ganz modern ausgestattet, sind bereits am 8. Dezember eröffnet worden. An den übrigen Räumen wird emsig gearbeitet, um sie fertigzustellen. Nun bekommen die Schirgikwalder auch einen großen Gaal, dessen Fehlen schon längst schmerzlich empfunden wurde. Nadedeul, 26. Dezember. Um dem Wohnungsmangel abzubelfen sollen hier demnächst auf dem Terrain der Etzoldschen Dampfztegelei eine Anzahl Einzel- und Giuppen- Wohnhäuser errichtet werden. Für die Bauten beabsichtigt man rin Preisausschreiben zu erlassen; auch sollen die Wünsche de« L mdeSverein« Sächsischer Heimatschutz mit berücksichtigt werden. Stütze»grüit, 26. Dezember. Durch ein Schadenfeuer wurde das Schellersche Gut vollständig zerstört. S« wird Brandstiftung vermutet. Gemeinde- und Äerein-nachriryte»» 'Dresden. Die Weihnachtsfeier, die anläßlich der Be scherung armer Kinder der katholischen Gemeinde von Dres den-Plauen im Saale des Lagerkellers am letzten Sonn tage stattfand, erfreute sich, wie alljährlich, eines recht zahl- reiclsen Besuchs. Und es war auch eine Freude, dem un gezwungenen Spiele dcr Kleinen zuzuschauen, die durch Ge sang. Deklamation und eiir Weihnachtsfestspiel „Knecht Rup- recht in Nöten" ihre Gäste angenehm unterhielten. Herrn Direktor Paul Bergmann, der in seiner Ansprache den Kin dern die Bedeutung des Festes für sie darlegte lind die Eltern bat, daS Weihnachtsgeschenk des katholischen Schul vorstandes, die katholisck)e Schule in Löbtau, recht zu würdi gen, sei auch hierorts für seine Mühewaltung gedankt. Tau send Dank lind herzliches „Pergclt'S Gott" aber allen edlen Geber», die es ermöglichten, eine so stattliche Sclmr von 38 Kindern zu beglücken. Möge dem Verein ihr Wohlwollen erhalten bleiben, auf daß er mit ihrer Hilfe auch fernerhin die christliche Caritas übe, Wohltun in Liebe! Daß auch dieser Abend dem Verein zum Segen gereichte, beweisen die 7 Neiiaiimeldungen. Und so Glückauf, du junges Pflänzlein katbolisck>eii Geweindelebens, Glückauf zum neuen Jahre! Möge es dir die Verwirklichung deines sehnlichsten Zieles bringen: Gottesdienst in Dresden-Plauen! Daß sei der Weihnachts- und Neujahrswunsch. ' Dresden-Neustadt. (E rst ko m m u n i o n s s p a r - fasse.) Im Geschäftsjahre (1. Jan. bis 31. Dez. 1911) betrugen die Einlagen 16-17,36 Mark, die Auszahlungen 823 Mark. Der verbleibende Rest, wie überhaupt alle im Laufe deS Jahres bewirkten Einzahlungen sind angelegt in einem von der städtischen Sparkasse auf Wunsch gesperrten Spar- kassenbuche. ' Schirgiswalde, 23. Dezember. Glückstrahlend zogen beute nach Schluß der Schule 64 Kinder mit Paketen heim wärts, denen das Christkind nützliche Gaben in der Schule aiisgeteilt batte. Von einer öffentlichen Bescherung wurde wiederum abgesehen, da bereits voriges Jahr diese stille ileberreichung ohne Zeilgen von den meisten Eltern dankbar empfunden wurde. So manche Mutter kam im vergangenen Jabre nach Eintritt der Dunkelheit in die Schule, um dein Direktor sür die Gabe zu danken, die er den Kindern im Namen der Wohltäter ausgehändigt hatte. Ein „Vergelt'S Gott" den edlen Gebern I 8 Plauen i. V. Letzten Mittwoch hielt der hiesige Eli sa b e t h c n v e r e i n seine Weihnachtsbescherung ab. Die Turnhalle der neuen katholischen Schule war festlich ge- schinückt und eine mehr als zahlretck>e Schar von Kindern und Eltern war darin versammelt. Umrahmt waren die Darbietungen, in deren Mittelpunkte ein Theaterstücklein und die Festrede standen, von den Gesängen einer frohen .Kinderschar, die von dem Dirigenten de« Kirchemtwres Herrn Lehrer Nitzsche aufs beste geleitet wurden. Herzlicknm Dank sei auch dem Fräulein Lehrerin Widinski gesagt, die für die Einübung der Vorträge und des Weihnachtsspieles ge- sorgt hatte. Herzlichen Dank auch Herrn Kaplan Schulz, der die Festansprack>e übernommen hatte. Ebenso herzlichen Dank allen Gebern der reichlichen Spenden. Vermischtes. V T h e r e s e H n m b e r t, die durch ihren Prozeß be kannt gewordene Hochstaplerin. ist wahnsinnig gewor^ea. Die Erbin deS ebenso berühmten „Crawford" kann die Ein samkeit des Gefängnisses ansck>ei»end nicht ertragen. The rese Humbert glaubt noch immer an die Existenz Crawfords und an den Besitz ihrer Millionen. Sie behauptet in ihren: Wuhne, ein Vermöge» von hundert Millionen geerbt zu haben v Ein „armer" Hausierer, i» dessen Laschen für 150 000 Mark Wertpapiere gefunden wurden, starb vor cinigen Tagen in Berlin auf der Straße. Auch in Fleno- bürg ist jetzt ein solcher reicher „Armer" gestorben. Dort sollte kürzlich der Rentenempfänger Daemicke, der ein ärm liches Stübchen bewohnte, auf Kosten der Armenverwaltung beerdigt werden. In seiner Stube wurden kurz bor der Be, erdigilng für 200 000 Mark sickier angelegte Papiere gefun den. Zwei Berliner Damen kommen als Erbinnen inl Betracht. v Die ne » este Erfindung A m erik a s ist der Ehescheidungsring. Er wird am kleinen Finger der rechten Hand getragen und schützt, wie seine Erfinderin, eine MrS. Parker aus Chic>rgo, erzählt, vor überflüssigen Fragen nach deni Gatten. Der bisherige Ehering kann, nachdem er ver kleinert worden ist. als EhescheidungSring benutzt werden. Literatur. Unter dem Zeichen der Weihnachtszeit steht die neueste Nummer ch3) der „Dresdner Hausfrau". Da wird in einem fesselnden Leitartikel ans der Geschichte des sächsischen Weih nachtsstollens allerhand Interessantes berichtet. Ein stim mungsvolles Gedicht von Elisabeth Kolbe, sowie eine sinnige Christerzählung von Käte Lubowski, endlich das reizende Titelbild mit dem erläuternden Texte bringen echte Fest- eiiipfindungen auf. Der mehr praktischen Seite dieser Fest zeit widmen die Aufsätze „lieber Silbcsterbackwerk", „Aller hand Konfekt", „Getränke für Silvester" und die sehr be herzigenswerten Mahnungen „Sprachsünden beim Neu jahrsglückwunsch" und „Wem gratulieren wir zu Neujahr?" manche Anregung. Der Preis beträgt für ein Heft nur 8 Pfennig. Probenilmmern versendet auf Wunsch gratis und franko die Geschäftsstelle der „Dresdner Hausfrau" in Dredden-Altstadt. Marienstraße 18. Dieses letztere war bei Errichtung der beiden Niederlassungen der Fall, die wir an den Ufern des Sterkstromes finden und in denen ein großer Teil der nun folgenden Begebenheiten sich abspielten. Verschiedenartig in Bauart und Größenverhältmssen ebensowohl wie in Charakter und Herkommen ihrer Besitzer lagen die Gebäulichkeiten beider Ansiedelungen auf ziemlich hohen Anhöhen und boten von weitem den Ein- druck zweier friedlicher Festungen. Die eine derselben war bewohnt von den. Gebrüdern Blackbaern, zwei Engländern, die vor einigen Jahren aus Austra lien herübergekommen waren. Die andere gehörte Pierre Josselin, der, nach dem er Frankreich aus wichtigen Gründen verlassen, sich an den Ufern des SterkstromeS bereits häuslich niedergelassen hatte, als seine Nachbarn kamen, um auch ihre Penaten daselbst heimisch zu machen. Das Besitztum Josselins war eine freilich etwas sehr primitive, aber trotzdem sehr wohnlich hergerichtete Ansiedelung. Sie lag am Saume eines Grundstückes von ganz erstaunlicher Ausdehnung, das bereits einen ansehn lichen Ertrag abwarf. Das aus Bruchsteinen erbaute und — ein wahrer Luxus in dieser Gegend — mit roten Dachziegeln gedeckte, geräumige Wohnhaus war nach Art der Pachthöfe in der Normandie von kleineren Häuschen für die Knechte, von Ställen und Scheunen umgeben. Die gesamten Gebäulichkeiten boten einen Hannonischen Anblick und deuteten zweifellos auf Glück und Wohlstand des Besitzers. Die Wohnung der Blackbaern dagegen war nichts als eine auS rohen Brettern zusanmiengefügte, nur notdürftig mit geteertem Leinen gedeckte ' Hütte, an die sich einige noch provisorisch hergcstellte Räumlichkeiten an- schlossen. In ihnen fanden einige zwanzig Neger, die den beiden Brüdern bei den Arbeiten in den Goldminen Dienste leisteten, zur Nachtzeit Unterkunft. Hier war alles Unordnung und Sclmmtz. Trotz der nahen Nachbarschaft waren die Beziehungen der Engländer zu dem Franzosen aber niemals freundschaftlich geworden. Josselin hatte seine Gründe, dies zu vermeiden. Gleich bei der ersten Begegnung hatte er den selbstsüchtigen Charakter und den arglistigen Sinn seiner beiden Nach barn erkannt: er hatte in ihren Augen gelesen, daß sie nicht wählerisch in den Mitteln waren, wenn eS galt, sich zu bereichern, und vorsichtig hatte er sich zu- rttckgezogen. Und er hatte sich in dieseni Urteile nicht geirrt. Nur zu bald lr-ar man in der ganzen Um,regend darüber einig, was man von den beiden Engländern zu halten hatte. Ihr übler Ruf verbreitete sich mit Windes- schnelle und allenthalben erzählte uran sich die unerhörtesten Dinge über die Art und Weise, mit der sie die für sie arbeitenden armen Sc^varzen be händesten. ES war an einem Abend- zu Ende April de» JahreS 1889. als die Brü der Blackbaern. von ihren Geschäften plaudernd, unter dem schützenden Zelt- dache vor ihrer Hütte auf einem Baumstrunke sahen. Sie bliesen dichte Rauch- Wolken au« langen Pfeifen, die mit ihren Lippen verwachsen schienen, hätten sie dieselben nicht in regelmäßigen Zwischenräumen au» dem Munde genom- men, um aus einer vor ihnen steheirdeu Flasche einen so mächtigen Schluck Branntlvein zu nehmen, daß der gefürchtetste Pockard der Botv-Gtreet oder de» Wittechapel davor zurückgeschreckt sein würden. Der Millisneirschatz Roman von Charles Solo. Autorisierte Übersetzung von F. v. Barmen. Arutlleton'veilage der »Sächsische« Bolkzettung".