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fti>.woch. den 2. April t9-3t Ar. <!), Ltit« 2 i'riand t« Lonne» nach wieder mit Lloyd George über einen S!» ft.rheitSpatt verhandelte, brach der Unwille gegen ihn los und 5'iillerand versöhnte sich iogar mit Poincare, um Vriand zu stür zen. Heute aber sind diese zerstörten Verhandlungen von Cannes il'rianeS stärkste Waffe; er kann heute behaupten, daß er einen Gscantiepakt mit England zustande gebracht Hütte, wenn ihm die Kammer nicht in den Arm gefallen wäre, den» er wurde bekannt lich während der Verhandlung» in Cannes gestürzt. Was aber die Reparationen anlangt, so ist die gros;e Frag«, ob ek bei der Nuhrbesetznng bleiben soll oder ob man die Ruhrbcsctzung durch ein anderes Psand ersetzen kann, namentlich aber durch welches Pfand? Ohne ein solches Psand kann kein französischer Minister präsident die Nuhrbesctznng ausbeben und möge» oie heurigen Kammerwahlen noch so weit nach links gehen. Selbst wenn Eduard Herriat käme, könne er sich nicht mit einem alle, eine inen Psand genügen. Was bewirkt also eigentlich das Abbröckeln jener berühmte» Majoritäten PoinearcS, die früher selbst in kritischen Tagen so überwältigend waren? Das ist ganz einfach Poincare mutz bis zum Mai mit der jetzigen Kammer anskommen, will aber gleich zeitig seine Position für die kommende, etwas nach links ver. schoben- Kammer vorbcreiten. Er wird mit dem heutigen Vloc National wohl siebe», aber nicht fallen. DaS wird bei jenen Grup pe» des Bloc National, die einer solchen »ach links verschobenen Mehrheit nicht angehören würden, bitter empfunden. Man nimmt in Frankreich nicht an. datz der Zug nach links allzu weit geht. Poincare wird auch von der nächsten Kammer ein sehr ernster Bewerber um die Leitung der Negierung sein. Aber in der jet zigen Kammer macht ihm diese seine Einstellung gewisse Schwie rigkeiten. Die Abstimmung vom 26. März, die die Negierung in die Minderheit brachte, ist natürlich keine wirkliche Niederlage. Die Negierung hat in den vergangenen Wochen so oft die Ver trauensfrage gestellt, das; auch einmal ein Malheur passieren konnte, Offenkundig war die Abstimmung nicht genügend sorg fältig vorbereitet. Von Poincare gilt aber nicht das, was man seinerzeit von Clemcnceau sagte, das; er seine eigene Negierung stürzt, weil gerade keine andere da ist und er das Miuisterstürzen nicht lassen kann. Poincare wird so handeln, wie eit es für seine zukünftige Stellung am richtigsten iiwdct. ^ Nur auf eine Sache kommt es ihm an, nur in einer Frage versteht er keinen Spas;: mit der Ruhrbesctzung mus; er im Recht bleiben. Auch er wird über eine Umänderung dieses Pfandes mit sich reden lassen, aber dann mutz diese Aendcrung eben als ein Ergebnis und Verdienst der Nuhrbesetznng erscheinen. Und wer sich nicht mit Haut und Haaren der Linken verschrieben Hai, der entgeht ihm in diesen, Punkte nicht, der mutz ihm noch ei» Ehrenzengnis geben. Der Senat steht in Frairkreich viel weiter links als die Kammer. Aber als die Nuhrbesetznng im Senat zur Sprache kam und die radikale Partei beschlossen hatte, datz ihre Mitglieder in der Kammer und im Senat sich der Stimme enthalten müssen, da hat das radikale Scnatsmitglied Goston Douniergne nicht nur für die Nuhrbesetznng gestimmt, er hat die Plakalicrung der Rede des Ministerpräsidenten befürwortet und durchgcsetzt. Die radikale Partei hat ihn aber wegen dieses kaum zu übcrbietenden Disziplinarbrnches nicht ausqeschloyc», wie jetzt Sarraut und Laffont, und wenige Monate später wurde er als Nachfolger von Leon Bourgeois Präsident des Senates. Man darf auch nie vergessen, wclch-m Respekt und welche Hochachtung die Persönlichkeit Poinrares j„ Frankreich auf allen Seiten genictzt. Das macht sich natürlich auch im politischen Leben geltend. Aka demisch wird er sicher recht behalte». Ob er politisch recht behalten wird, das wird sich nach dem kommenden Mai zeigen, vor jener neuen Kammer, die die nächsten Geschicke Frankreichs entscheiden wird. Dn ZlUishMla» siir die Alirs>Hr««g des FneLriisvertrslies Berlin, 1. April. Wie die TU. erfährt, liegt nunmehr auch der Haushaltplan für die Aussührung des FricdensvertrageS dem Ncichsrat vor. Der Etat schlicht mit einem Gesamtznschutz von 610 Goldmillionen ab. Für Reparationszahlungen find keine Mit tel eingesetzt, da der Reparationsplai, für 24 noch nicht seststeht. Zur Abgeltung einer Schuld an die Reichsbank, die seinerzeit dem Reich.- für die Einlösung des am 15. Juli 28 fällig gewordenen belgische» Schahwcchsels Devisen hingegeben hatte, werden 62 Mil lionen gefordert. Infolge der vorübergehenden Stillegung der Sachleistungen sind auch hier keine Mittel veranschlagt. Die Be. satzuiigskosten im Rheinlande betrogen schätzungsweise im Jahre 24 160 Millionen Goldmark. Dazu kommen Ausgaben für Neu bauten von Kasernen in Höhe von rund 64 Goldinillionen, Aus gaben für die Instandsetzung der von Besatzungstruppen beschlag nahmten Grundstücke in Höhe Vvn über 27 Millionen Goldniark, Ausgaben sür Beschaffung der EiiirichtnngSgegenstäiide in diesen Wohnungen in Höhe von 28 Millionen Goldmark und Ausgaben für Betriebskosten in Höhe von rund 17 Millionen. Die Ans. gaben sür das Nnhrgebiet sind getrennt nufgeführt. Für die Ko ste» ans Anlaß der Nuhraktion sNegnisitionen. Entschädigungen, Leistungen der NeichScisenbahn) werden rund 55 Millionen Gold- mark angefordert. Die Nhcinlandkommission kostet rund 33 Mil lionen, die Neparalionskommissioii 6 Millionen, die interalliierten Militär- und Kontrollkommissionen in Deutschland rund lO Mil lionen Für die Entfestigungen durch die ReichSbauverwaltung sind rund 5 Millionen Goldmark, für die Auslieferung und Un brauchbarmachung von Kriegsmaterial 2 Millionen, für Rücksnh- r»ng Vvn Eisenbahnmaterial an Frankreich und Belgien 2 Gold- millioneii in Voranschlag gebracht worden. Kein itnttevisch-deutscker HLndeksvertrüß Rom, 1. April. Eine halbamtliche Note erklärt, die seit eini gen Tage» umlaufenden Meldungen über den bevorstehenden Ab schluss eines italienisch-deutschen Handelsvertrages als unbegrün det. Dagegen sei es nicht ansgeschlossen, das; die bisherigen halb, jährlichen Abkommen auf eine breitere Basis gestellt werden. Der Schluhderirbt der Sachverständige« Paris, 1. April Ter Schlußbericht der Sachverständigen ist an die Mitglieder des ersten Komitees abgegeben worden. Heute nachmittag wird das Konnte^ in einer Plenarsitzung die Anssprache darüber eröffnen. Heine wird auch, wenn Mac Kcnna- der zurzeit noch in London wellt, rechtzeitig nach hier znrnck- kehrt, das zweite Komitee seine Arbeiten wieder aufnehmen- Gestern beriet der WährungSanslchas; über Eisenbahnfragen und wird heute erneut zu oer Frage der Goldnolenbank Stellung nehmen. I'lllll'lllglll liolort Kostens Kotzian tiTnckols Oeoalloedatt mkH. IS — kernspr 2S2 kiftuift, fiakvorinstrsLa 8 stleucksbei'Steckt, viotz« klorrsnksrgstr. 39 Let«e1-ßtop«t, HittelkLnssr Ltrntzo 7 VMeloleckl lltsrr kritü tlkickor) Die Nttmfa-iuig Lkr Mchklhkjillkilk Am 1. April ist die Neuorganisation der Gerichts, »erfossnn« und Strafrechtspflege in Kraft getreten, die auf ein« Vereinfachung der Rechtspflege, ans weitcrgehcnde Heranziehung des LaienelcmentcS und Kostenerftvrrnis abzielt. Die wesentlichsten Veränderungen seien kurz dargelegt: Die Straf kammer d«S Landgerichts fällt künftig als erste Instanz weg. sie entscheidet nur noch über Berufungen gegen die Urteile der Schöf. fcngerichte und des Einzelrichters lAmtsricksters). Wichtig ist, daß künftig vor daß Schöffengericht auch die meisten schweren Verbrechen kommen, soweit sie mit .ZuchihauS bis zu zehn Jahren bedroht sind ln.il Ausnahme des Meineides) und sogar einige andere mit noch längerem Zuchthaus bedrohte, wie Falschmün zerei. Notzucht, schwerer Nücksallsdiebstahl. Raub. Den Schwur gerichtcn verbleiben nur noch die übrigen schweren Verbrechen — Mord. Totschlag, Kindesiötnng, Giftmischerei mit schweren Folgen, Menschenraub, sck/were Brandstiftung. Bestechung zur Ncchtsbemmng. Das Schwurgericht wird nicht mehr wie bisher ans zwölf, sondern nur noch sechs Geschworenen be stehen. die nicht mehr allein über die Schuldsrage, sondern auch über die Strafhöhe, und zwar gemeinsam mit den Berufsrichtern entscheiden. Eine weitere Neuerung besteht in der Einrichtung des E i n- zelrichters. Der Amtsrichter söhne Schöffen) hat über alle llebertretungcn, Privatilagen wegen Beleidigung, Körperverlet zung. Hausfriedensbruch usw. zu entscheide», die mit höchstens sechs Monaten bedroht sind. Bei Ucbertretungcn und den meisten Pri- vatklagen wird die Berufung ganz ausgeschlossen, sofern ans Frei sprechung oder nur ans Geldstrafe erkannt ist. In solchen Fällen ist nur Nevision statthast. Im Verfahren vor dem Einzelrichter und dem Schösfengcrichte kann der Angeklagte auf Antrag vom persönlichen Erscheinen entbunden werden. Den Schöffen wird also in Zukunft eine weit grötzcre Bedeutung zufallen. Sie werden nicht nur über schwere Verbrechen zu richten'haben, son dern auch als Berufsrichler sich mit den rechtlichen Fragen beson ders in der Bcrusungsinstanz eingehend zu befassen haben. Drahender Generalstreik i« Belaie« Brüssel, 1. April. lDrahtbericht.) In Antwerpen hat der grösst.- Teil des Straßenbahnpersonals mit 285 gegen 85 Stim men beschlösse», in den Streik zu treten. Heute werden verschie dene Massenversammlungen stattfinden, in deren Verkauf die übrigen Angestellten zu dem Streikbeschluß Stellung nehmen sol len Es heißt, datz es dann zu einen, Generalstreik kommen wird. geben wir hiermit zur Kenntnis: WM Ml VlWMlr I!W Ser »Wes MM Sn SkitW bei. Der Verlag. ^in Nachspiel zum Aei«,nerprozetz Leipzig. 1. April. Wie verlautet, hat Rechtsanwalt Dr. Melzcr, dem die Entlarvung Dr. Zeigners mitzndanken war, an die Staatsanwaltschaft das Ersuchen gerichtet, zur Klärung oer gegen ihn von dem Verteidiger Zeigners RechtsarNvalt Dr. Frank erhobenen Vorwürfe, wonach Dr. Melzer sich mehrerer Vergehen nach 8 300 »ub des Verbrechens nach 8 356 des Straf gesetzbuches schuldig gemacht hätte, das Strafverfahren einzuleiten, erforderlichen Falls auch die Sache au die sächsische Anwalts- kammer abzngebcn. Gerichtliches Nachspiel zu den Freiberger Olrtobcrunrnhen Freiberg, 1. April. Wegen LandfriedeiisbrucheZ, Aufruhrs und Aufreizung im Zusammenhang mit den blutigen Un ruhen vom 27. Oktober v. I. bei denen bekanntlich 30 Menschen zu Tode lai >i, hatten sich vor der zweite» Straf kammer des Landgerichts Freiberg 7 Personen zn verantworte». Das Urteil wurde nach zweitägiger Verhandlung gefällt und lautete für die vier Hauptangeklagten auf ein Jahr 4 Monate Zuchthaus, 3 Jahr 1 Monat, bezw. 1 Jahr 6 Monate, bczw. 1 Jahr Gefängnis, zwei der Angeklagten erhielten einen Monat bezw. 1 Woche Gefängnis, der siebente wurde freigesprvrhen. Ein Bauarbeiter, der sich bei oen Plünderungen >in Oktober be- hcrvorgetan hatte, wurde von der gleichen Strafkammer wegen schnreren LandfricvensbrnchS uno schweren Haussriedcnsbruchs zu einem Jahr 6 Monate Gefängnis unter Zubilligung mildernder Umstände verurteilt. Zeit und Milieu der Wirksamkeit Tolstojs und Dostojewskis (Sch Kitz.) Das 19. Jahrhundert, welchen, — nach Shukvwski, Pusch kin, Lcrniontow und Jogoi, neben Tnrgcnew, Gontscharow u. a. — die beiden,-großen Scheiststeller angehören, war für Nußland mehr »och, als sür Europa, eine Zeit ununterbrochener, sieiig zunehmcndcr Gärung, häufiger Kriege und innerer Unruhen. Kaum seit hundert Jahren war das unermeßliche Laar» durch Petcrs I. gewaltsame Reformen oberflächlich euroväisiert, während die unteren Volksmassen in Unbildung und veiickenoer "Sklaverei tznhinvsgetiertcn. Unvergessen war noch die schmäh liche Favvritenwic<schaft unter Anna, Elisabeth und Kathar>..a. Frisch war noch die Erinaernng an dr» furchtbaren Banern- ansjland jenseits der Wolga nnter Katharina, der ein blutiges Vorspiel zum Bolschewismus war. Schon waren trotz Zensur und Grenzsperre die französischen Freiheitsideen nach Rußland gedrungen und hatten unter den edelsten Elementen des russische» Adels sreu.sige Aufnahme gefunden, wie ja auch Alexander ). sich anfangs mit großen Besreinngsplänen trug, die aber nicht zur Aussührung kamen. Nach dem patriotischen Aufschwung der Jahre 1812—1815 wurde die „Heilige Allianz" der drei mäch tigsten Monnrckien Europas als Reaktion mittelalterlicher Despotie enipsunden und die unliebsame Bevormundung durch oen Staat oder vielmehr durch die nach preußischem Muster gebildete Bn- reaukratie als unzeitgemäße RegiernngSfvipu verworfen. Die Jdren der Enztftlovädislcn und das Prinzip Ronsseaus von der Souveränität des Volkes hatten zn Ende der Regierung Alexanders l. die Jugena ans den höchste», vornehmsten »nd begütertsten Fainilien ergriffen, so daß eine gntgeplnntc Ver schwörung !m Norden, w>e im Süden des ausgedehnten Reiches, organisiert wurde, welche den Umsturz der absolutistischen Re gierung uno Errichtung einer konstitutionellen Negierung an- streblr, jedoch im Tezcmber 1825 entdeckt und blutig geahndet wurde . Der Funke glimmte, trotz schärsster Reaktion und größter Strenge fort, und in oen vierziger und fünfziger Jahren war bereits die gesamte Sluoentensihast revolutionär gesinnt. Man ging „in das Volk", um es zur Empörung anfznstacheln, hielt Brandreden und berauschte sich an »tovistischen Zuknnstsptäncn. Nach dem »»glückliche» Krimkrieg (1855), der viele große Schä den des bnreaukratischen Regimes anfgedeckt hatte, richtete sich die Hoffnung aller Wohlgesinnten auf den jungen liberalen Kaiser Alexander II.. welcher den besten Willen hatte, seinem Volke Kurze Nachrichten M Tete bei einem Brücke,icinsturz. Bei Sevilla ist ein« Brücke über den Algalaflutz von der heftigen Strömung fortgeris- sc» worden. 30 Personen find ertrunken. Das endgültige, Ende des Londoner Verkehrsstretkv. Der Streik der Londoner Straßcnlwhn- und OnmibnsaiigesteNten ist nunmehr endgültig beendet. Die Arbeit wird heute wieder auf» genommen und man erwarlet. das; der Londoner Verkehr um die Mittagsstunde wieder in feigem normalen Olang sein wird. Fortgesetzte Erdrnlschgrsahr in «malfi. Die Landocrbin. du»q Amalsi-Salerno ist wieder hcrgestellt. Bestimmte Zonen müssen wegen fortgesetzter Erdrntschgesahr geräumt werden. Beim Miramare!>otel ist eine neue Steinlawine iiiedcrgegangen. BetricbSratswahlen im Rnlirgrbset. Die ersten Teilergeb nisse der- Betriebsrätewahlen im Nnhrgeblet, die sür die Kom in,,nisten besonders günstig gelautet hatten, haben ein falsches Bill» gegeben. ^Rach den jetzt vorliegenden Ergebnisse», die un gefähr ein Drittel der gesamtcn Cchachtanlage» nmfasse», steht der alte Bergarbeite.rvcrüand doch wieder an der Spitze, und zwar mit 348 Betriebsraisniitgliedcrn, während die Nnionisten und Syndikalisten 21S, der chrichliche Verband 139, di- Hisch- Dunckerschen und anderen Organisationen 62 Sitze in, Betriebs rat erhalten. s «am Großvater erwürgt. In Ehemnitz wurde in einer Wohnung in der Westendstraße ein 8 jähriges Schulmädchen er würgt aufgesunden. Tie Ermittelungen ergaben, daß daS Ki»!> von seinem Großvater mit einer Bitragenschnnr erwürgt worden war. Der alte Mann, der schon seit kurzer Zeit lebenSnberornssig war, wurde später von oer Kriminalpolizei im Zeißigwalde er hängt anfgefunde». Die heutige Börse Berlin, 1. April. Die Mark, die auch im besetzten Gebiet stärker gefragt war, ist am Montag international etwas zurück, gegangen. Neuyork meldet eine Parität von 4.5l für den Dollar. In Laudon gab die Mark van 1824 auf 19 Billionen nach. Auch in Zürich und Amsterdam lag sie schwächer. Man ist hier der Ansicht, das; zu ernsterer Beunruhigung kein Anlatz vorliegt, dg in allernächster Zeit die Gründung der Galdkreditbank zn erwarten ist. Das englische Pfund erhöhte sich in Neuyork etwas und zwar von 4,30 aus 4,30'/>r, in Zürich, Amsterdam und Paris ging eS jedoch etwas zurück Der französische Frank stellte sich in Ncn- york auf 5.5l gegen 6,47 am Sonnabend. In Laudon besserte er sich auf 76.05 (78,4A>-). Der Effektenmarkt bleibt abwartend, zumal sich der Geldmarkt etwas versteift hat. Außerdem tragen die Sachverstnndtgenberichte, die von Tag zn Tag hmnusgeschobcn werden, und die anhaltende Unsicherheit über die Ermäßigung der Börseiininsatzsteuer nicht gerade zur Anregung bei. Berliner Börse SlMeiNiirsc in Billionen Berliner Nnfangsknrse iliroz. RellliSanIeihc >>2.8 — Ökcrlchl. Kolswerkc. 6.7 87.4 k-lmntuna-»->8n . . >.>78 1.28 kllln-Wetlr-Oteiellsch. >0828 ,0.878 Lmmda-Porific . . . >>.78 >74 Verginmi» Gektr.. . >7 >7.78 knnnbnrg. Pal«»ahr> -8 8 S?.ir8 PSo--Siettr. -> 3.28 wordd. Llovd .... 8.178 7?8 Enchienwerl 7.78 r.g Beretn.Elbclibitfahrt I 4.3 «örlttzer W-igaon. . 8« L Com.» u. Prtva,baut 8.SH5 8.078 Linke-Hoffn,-um. . . 77.8 23 DannNkwter Bank - >>.8 >>.818 «g.?L..ä8r»k>.Mal» «.A Deuttche Bank. . . . - >< BerNn.'.'lnh-M.Malch. >>-'7° >7.78 Diskontollommandit >88 >4.28 Berliner -Ntaichtucn. >88 >7- Dresdner Bank ... — — Daimler-Motoren . 8.878 Leimiger gredllanft. 7L 7L Hartman» Mai4.. . 8.7-, ,7.878 Oesierr. Kredit .. . 0.828 0.878 Orenslein Nopvel . >7,' Borkum er Kutzstabl — 80.8 stimmerniannwerkc . > 828 1828 De»fch-L»rembnrger 48.8 48 Bing-Werke..... 8.8 4.828 GcNenkirchen Bergw. 8822 87 üackcchal 8^8 3378 Harvcncr Bergwerk. 87 88 8 Hirsch-Nnpkcr... . ^"78 -- Lohenlotze . 88,128 W . Hugo 8xtz»«ider. . . — La,wahliNe >8 > 8.878 NorkdenNchc Wolle. 4» Mannesman».Nöhr. 38.8 41.72 Sillhr junnmgani. . — — Obichi. Eisenbahnbdi. 24.78 22,78 Nelllluss-Waidhokk . . >7.78 >3 . Slsenindiliwte — 3l Olnvt . 33,78 33 Mitaeteilt »oui ttchechvslownkiichoii >8ankverein, 7i->»a>c Dressen. St. 3. 38.28 22128 8.2 8 >8.8 Weiterbericht derDresSuer Wetterwarte Eine über dem Miltelmeergebiet gelegene Depression hat sich vertieft und beeinflußt mit ihren Naudbildungen Süddeutschlarch stärker, Sachsen nur schwach. Die Wetterlage neigt durch die An. Wesenheit dieser Depression etwas zur Unsicherheit, doch ist auzu. nehmen, daß Sachsen im Laufe des morgigen Tages durch Vor dringen hohen Druckes von Nordwesteuropa her den Einwirkungen der Nandströmungen entzogen wird.— Vorhersage: Wolkig bis zeitweise heiter, nur iii höheren Lagen Nachtfrost, allmählich Rückkehr zu milderer Witterung, schwache Luftbeweguug aus nörd lichen Richtungen. Bxc,teilst.ater gegen Rocky Kiilght. Im Boxkamps Breiten- sträler gegen Rocky Knight in Dresden siegte Breitenstrnter nach Pnntten. Ter Kampf ging über 10 Runden, Breitensträler war nnzweiselhaft technisch dem englischen Neger weit überlege», acn mir seine unerhörte Härte vor dein k. ö. rettete. die ersehnte Freiheit zu gewähren. Nach jahrelanger Vorarbeit und heißen Debatten mit aen Gegnern der Emanzipation, welche bei dem niederen Knfturnivcan oes Volkes die Freilassung der Hörigen für verfrüht hielten, wurden ain 19. Februar 1861 mit einem Fcderzugc 60 Millionen rechtloser Bauern zn freien Bür gern des Staates erklärt: aber nna begann erst recht eine lange Zeit der Gärung, geheimer Intrigen, ossencr Anfstänoc, allge meiner Unzufriedenheit und Enttäuschung, die von der rovoln- tiviiärc», anarchistisch veranlagten Intelligenz eisrig geschürt wurde. Das Wort „Revolution" war die Losung, das Leitmotiv- da? Ideal der gesamten Jugend, während die Regierung ans das rücksichtsloseste jegliche Freiheitsbestrcbung, jeden Angriff aus „vie bestehende Ordnung" versolgte nna bestraste. Rücksichtsloseste Ne- altion Vonseiten der Regierung und der konservativen Peamten- krcise, widcrwilliger Geborsam oder passiver Widerstand von seilen des Volkes mit vereinzelten Ausbrüchen offenen Widerstandes, wie 1831 und 1861 in Polen oder in Hnngergegenoen, dazu drei große Kriege und jahrzehntelange Kampfe mit den Gebirgs- - hcivohnern des Kaukasus und den Sleppenbewohnern von Tnr- lcstan, sowie blutig»-'Metzeleien am Amur — daS ist das B'ld Rußlands wahrend des ganzen 19. Jahrhunderts. In Tolstojs Werken spiegeln sich die meisten großen und kleinen Ereignisse ?!eses ungestümen Jahrhunderts wieder, doch fast ausschließlich zeichnet der Künstler dabei die. oberen Adels schichten und die ländliche Bevölkerung, während die ganze große Mittelklasse, d. h. die Gewerbetreibenden und die mittellose, Intelligenz, die sich ausschließlich durch ihre Arbeit durchschlägt, sür den großen Schrisststeller einfach nicht vorhanden zn sein scheint. Dostojewski hingegen schildert gerade diese mittleren» ui», zu oft mit der Not des Lebens ringenden Kreise, obwohl auch er „dem Volk" die liebevollste Beobachtung schenkt. So ergänzen Tolstoi und Dostojewski einander in der Idealisierung des einfachen Volkes aber stimmen beide völlig überein. Was den Einfluß beider Schriftsteller ans das russische Volk betrifft, so ließe sich viel darüber sagen. Die bilderreichen Werke Tolstojs sind gemeinverständlicher, als Tostojewikis di» tiefsten und ernstesten Probleme behandelnde» Schriften, midi obwohl die Merke beider viel und gern gelesen werden, stellen sie solche Anforderungen an den Leser, daß man dreist sagen kann, erst eine spätere, durch Leiden »nd Erfahrung geläutert« Generation wird die darist entwickelten Ideen ganz begreiftri »nd, folglich, sich zu eigen machen n»d sie befolgen. Jeden,ällß wird und muß der große, tiefe Einfluß beider sich van Generaä tion zn Generation verstärken und Früchte wahrer Humanität wahrer Frömmigkeit hervorbringen.