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AWscheUolkszeitimg X mit Kr«,den und amu Lv in Oestrrrrtch 4,4« K. die ll»»,IO^. ! Hau, »,8, , «»««ab»» Dresden und amu Deuts« v, Üdsterretch Lv» X. - tinzel.!«. «^mUtl^Sltuiäen? regelmübi« in den ersten Unabhängiges Tageblatt für Wahrheit, Recht «nd Freiheit mit Ntttevhattrrng»battage Die illuftrievte Zeit Rr?255 «esch»ft«kt-L- mrd Redrrktto« DreSde».«. 1«, Holbetnftratze LS Freitag de« 5. November 1915 i«nnatzm- von «-IchSstS^ze^enbiS ^OUHr. von Amnisten. I uMtonS-S^cchftunde: 10 bi« II Uhr dormMaa» I NärS^^Äectnae^ndter kchnMt. "'"A^^jdleRedakw^ I lAchi^ndNch-K-i-ndung Fernsprecher S1SS6 14. Jkhkg Nisch wird beschossen Auf Wunsch Sein r Majestät des Königs wird Montag den 8. November für die sächsischen Soldaten, die in diesem Kriege ihr Leben fürs Vaterland geopfert haben, in allen katholischen Kirchen des Landes, ebenso im Felde von unfern Militärgeistlichen ein Trauergottesdienst ge- Hallen werden, in der hiesigen Hofkirche um 9 Uhr von deni hochwst. Herrn Bischof. Die neuen Lebensmittel-Verordnungen sind nicht überall richtig verstanden worden, wie einige An- fragen an uns beweisen, daher wollen wir sie hier mal kurz beleuchten: 1. Fleisch. Das Fleisch reicht in Deutschland nicht, eine Einsuhr vom Auslande ist zurzeit nicht möglich, daher muh der Fleischgenuß eingeschränkt oder wie der amtliche Aus druck heißt, der Fleischvorrat muß gestreckt werden. Zu diesem Zwecke sind vom Bundesrate zwei fleischlose Tage angeordnet worden. An jedem Dienstag und Frei- tag dürfen Fleisch, Fleischwaren und Speisen, die in der Hauptsache aus Fleisch bestehen, nicht verkauft werden. Damit ist gesagt, daß weder die Metzger an irgend jemand noch die Gastwirte und Pensionsinhaber an ihre Gäste Fleisch oder Fleischspeisen verkaufen dürfen. Ein Fleisch verbot für die Familien besteht leider nicht, weshalb man am letzten Montag nachmittag die Metzgerlädcn dicht ge- füllt sah, weil viele Leute das Opfer der Fleischcnthultung nicht bringen wollen. Wir habcn's ja, warum sollen wir uns denn einschrünken? So denken in gewissenloser Weise viele. Wir meinen, wenn die Fleischer und Wirte kein Fleisch verkaufen dürfen, damit die Vorräte länger reichen, dann sollen die Hausfrauen auch kein Fleisch auf den Tisch bringen. Fleischlose Tage heißt doch, daß an den Tagen überhaupt keiu Fleisch, auch keine Wurst gegessen werden soll. Wer das nicht beachtet, der versündigt s i ch s chwer am VaterIande und der besitzt absolut kein Verständnis für den Ernst der Zeit. Es ist ganz selbst verständlich, daß ans den Tischen der Katholiken an den Dienstagen und Freitagen Fa st e n s p e i s e n zu er scheinen haben, und die anderen schließen sich da an. Wer keine Fastcnspeisen kochen kann, der kaufe sich in einer Buch handlung ein Kochbüchlein „Fleischlose Küche" — der Volks- Verein für das kathol. Deutschland in M-Gladbäch hat da ein ausgezeichnetes Büchlein herausgegeben —, studiere es und koche darnach. Wer das nicht kann, der raffe sich auf und lerne es. Das muß den Frauen kräftig gesagt werden, die die notwendigen Opfer nicht bringen wollen. Sonnabends sollen die Wirte kein Schweinefleisch auf den Tisch bringen. In den meisten Familien gibt es jetzt schon die ganze Woche kein Schweinefleisch mehr, weil die ungeheuer hohen Preise dafür nicht bezahlt werden können. Woran liegt nun das? Am Bundesrat. Der hat im vergangenen Winter viel Angst und wenig Sachverständige gehabt und da ordnete er Massenschlachtungen der Schweine an, damit Dauerware hergestellt werden könne. Das hat einen Schweinemangel und damit hohe Preise hervor- gernfen. Um den Mangel und den Uebelstand zu be seitigen, muß der Schweinefleischgenuß eingeschränkt wer den. und daher die Maßregel. Endlich'soll Montags und Donnerstags in den Wirtshäusern und Pensionen nichts Gebratenes, Geschmortes oder Gebackenes auf den Tisch kommen, damit Butter und Fett gespart werden. Das ist wiederum wichtig, denn Butter und Fett ist in Deutsch land knapp, aber wenn es richtig eingeteilt wird, so bekommt jeder das Notwendigste. Der bayerische Bauernkönig Dr. Heim hat uns mitgeteilt, daß wir in Deutschland über 750 000 Milchkühe mehr haben müßten, wenn jeder in dem alten Geleise weiter fahren wollte. Da aber eine solch große Zahl nicht aus dem Boden zu stampfen ist, so müssen wir uns eben einschränken und das gilt nicht nur für die bei fremde« Leuten Essenden, sondern auch für die Familien. Festessen, gemeinsame Abendessen und dergleichen Dinge sollten überhaupt wegfallen. Schließlich ist noch mitzuteilen, daß der Bundesrat gestern Höchstpreise für Schweine und Schweinefleisch festgesetzt hat. Hiernach kann man in Berlin z. B. jetzt ein Pfund Schweinefleisch für 1.40 Mark kaufen, da nicht mehr verlangt werden darf. 2. Butter. Daß wir in Deutschland zu wenig Butter haben, n«rde schon gesagt, ebenso haben wir früher schon mitgetcilt, daß mit der vorhandenen Butter von den Molke reien ein unerhörter Wucher getrieben worden ist. Dem Die Lage in Pirot Berlin,». November. Das „Berl. Tagebl." schreibt: In Pirot ist alles wohlbehalten. Die von den Serben zer störte Eisenbahnbrücke wurde völlig wieder hcrgcstellt. Der serbische General ließ der Bevölkerung bekannt geben, die Bulgaren kämen zusammen mit den Türken, Arabern und Kannibalen, und es sei ratsamer, die Stadt mit den ser bischen Truppen zu verlassen. Da die Bevölkerung dein Rate nicht folgen wollte, wurden einzelne Personen nnd ganze Familien einfach mitgeschleppt. Ter Vorstoß dcr Italiener Das „Berl. Tagebl." meldet aus dem Kricgspresse- quarticr: Die Italiener setzen alles daran, den Görzer Brückenkopf zu nehmen. Podgora, Pewna und Sabotin stehen unter furchtbarem Trommelfeuer. Nächt liche Sturmaugriffe, die bis an die zerschossenen Schützen gräben der Dalmatiner vorgetragen wurden, wurden zu rückgeworfen. Tie steinigen Hänge von Podgora sind mit toten Italienern bedeckt. Zum Sturz des Kabinetts Zaimis Der „Börsenkurier" meldet zum Sturze des Kabinetts Zaimis: Jetzt heißt es für König Konstantin, entweder einen neuen Versuch mit Vcnizelos zu machen, oder noch einmal durch Neuwahlen an das Volk zu appellieren. — Dcr „Lokalanzeiger" schreibt: Nach den Vorgängen der letzten Woche ist nicht anzunehmen, daß dcr König sich jetzt plötzlich unter den Willen Venizelos' beugen werde. — Das „Berl. Tagebl." bemerkt: Die Krisis wird keinen sofortigen Umschwung der griechischen Politik bringen. Die griechische Armee wird ohne einen anderen Befehl, als den des Königs zu gehorchen, Gewehr bei Fuß beharren. Ssasonows Rücktritt Die „Voss. Ztg." schreibt: Sollte nicht die Quelle, daß Ssasonow zurücktritt, dcr englische Botschafter gewesen sein, dcr, wie es heißt, mit Ssasonow nicht auf gutem Fuße stehe? — Die „Deutsche Tagesztg." bemerkt: Auf Anfrage erklärte die Londoner russische Botschaft, daß sie bisher keine amtliche Nachricht über die Demission Ssasonows er hielt. Petersburger Berichte bestätigen jedoch Ssasonows Entlassungsgesuch. Eine Entscheidung sei noch nicht ge- troffen. Zweierlei Maß Berlin, 4. November. (W. T. B.) Die „Nordd. Allgem. Ztg." schreibt unter der Ueberschrift „Zweierlei Maß": Nach der „Daily News" sagte Grey, Venizelos sei in dem kritischen Augenblicke gefallen, einen Tag, nachdem er erklärt hatte, daß Griechenland seine Vcrtragsverpflich- tungen gegenüber Serbien erfüllen werde. Es habe ein neuer Plan aufgestellt werden müssen, der mit der Neu tralität und sogar mit der Feindschaft Griechenlands rech nete. Diese letzten Worte verdienen festgenagelt zu werden. Grey wollte unter allen Umständen, auch wenn Griechen- land neutral bliebe, seine Pläne, die auf dem Einmärsche in Saloniki beruhten, ausfllhven und die Neutralität eines kleinen Landes ohne jeden Grund verletzen. Die Franzosen vernichtend geschlagen Köln, 4. November. (W. T. B.) Wie die „Köln. Ztg." aus Sofia meldet, sind nach weiteren amtlichen Mit- teilungen die französischen Landungstruppen jetzt nordöst lich von Prilep von den Bulgaren vernichtend ge- schlagen und teils zersprengt, teils ge fangen genommen. Die französischen Gefangenen sind schon in Küstendil angekommen. ist nun endlich ein Ende geinacht worden. In Lachsen darf der Großhändler für den Zentner Butter, allerbeste Ware, h öch stens 2,10 Mark und der Kleinhändler für das Pfund höchstens 2,55 Mark nehmen. Das ist immer noch genug, aber es ist doch endlich einmal eine Besserung zu verzeichnen. Butter kann sich leider jeder noch so viel kaufen, wie er Geld hat. Dabei ist zu betonen, daß es den: Groß- und dem Kleinhändler unbenommen ist, die Butter billiger zu ver kaufen. In einigen Gegenden geschieht das auch. 3. Milch. Die Kühe geben nicht mehr so viel Milch wie vor dem Kriege, weil es ihnen an Kraftfutter fehlt, das bisher in großen Mengen vom Auslande bezogen wurde, außerdem fehlt die ausländische Milch, weshalb die Milch richtig eingeteilt werden muß. Deshalb sind vielfach Milchkarten ausgegeben worden. Für jeden Säug ling bis zu einem Jahre erhält man einen Liter pro Tag, für Kinder von 1—6 Jahren und für Kranke und Wöchne rinnen Liter pro Tag. Die Milchkarten werden mit den Brotkarten ausgegeben und sind bei einem Milchhändler abzugeben, der verpflichtet ist, die Milch zu liefern. Be kommt er nicht so viel Milch gestellt, wie er liefern soll, so kann er die zuletzt eingercichten Karten abweisen. Hält er noch Milch übrig, so kann er diese so verkaufen. In Ge meinden mit mehr als 10 000 Einwohnern müssen Höchst preise festgesetzt werden. In Dresden kostet jetzt nach anÄ- licher Bestimninng ein Liter abgeholt 26 Pf. und ins Haus gebracht 28 Pf. In verschlossenen Flaschen darf keine Milch mehr abgegeben werden. Wer sterilisierte Milch braucht, muß sich vom Bezirksarzt ein Zeugnis geben lassen. 4. Kartoffeln. Die Gemeinden mit mehr als 10 000 Einwohnern müssen Höchstpreise festsetzen, die in Sachsen für die Tonne im Großhandel 57 Mark und im Klein handel 4,16 Mark für den Zentner betragen. Die Kar toffeln müssen ohne Sack gewogen werden. 5. Brot. Brot wird gegen Brotkarten abgegeben. Außerdem backen manche Bäckereien noch Brot aus be schlagnahmefreiem Mehl, das natürlich teurer ist. Die Brotprcise sind in den meisten Gemeinden amtlich fest gesetzt. 6. Getreide. Alles in Deutschland gewachsene Getreide ist beschlagnahmt. Es darf nicht freihändig verkauft, son dern es muß der Reichsgetreide-Einkanfsgesellschaft über wiesen werden, die es den Landwirten entsprechend bezahlt. Es ist in Deutschland genug Getreide vorhanden, die mensch liche Ernährung ist durchaus sichergestellt, aber nur in dem Falle, daß alle Maßnahmen und Vorschriften genau erfüllt werden. Geschieht das nicht, so kann Mangel eintreten. Daher hat jeder die Pflicht, sich genau nach den Vorschriften, die noch ergänzt werden, zu richten. Tut er das nicht, so gefährdet er nicht nur die Volkscrnährung, sondern er macht sich auch strafbar. Gefängnisstrafen bis zu einem Jahr und Geldstrafen bis zu 10 000 Mark werden im gegebenen Falle verhängt. Deutschland kann wirtschaftlich genau so wie kriegerisch durchhaltcn, wenn jedermann seine Pflicht tut. X Nisch Die Stadt und Festung liegt am Ostrande des 28 Kilo meter langen und 6—10 Kilometer breiten Talkessels, der in seiner Längsrichtung ini Laufe der Morawa bei Orljany beginnt und sich bei Tesica wieder zu einem Defilee zu- sainiiienschlicßt, dessen Ausgang das feldmäßig befestigte Aleksinac beherrscht. Die Stadt Nisch liegt an der Nischawa 10 Kilometer östlich ihrer Mündung in die Morawa. Der Talkessel wird von bedeutenden Bergrücken in der Durch schnittshöhe von 800 Meter umsäumt, die Mittelgebirgs- charakter besitzen, während Nisch selbst in einer Scehöhe von 189 Metern liegt. Die Hauptbefestigung liegt etwa 8 Kilo meter nördlich der Stadt und besteht aus 3 permanenten Werken. Ein vorgeschobenes Fort befindet sich nordöstlich von Malca. Dasselbe beherrscht die von Knjazevac nach Nisch führende Straße nnd die Eisenbahn Pirot—Nisch. Diesem gegenüber liegt etwa 3 Kilometer von dcr Nischawa entfernt beini Dorfe Banja ein zweites starkes Sperrfort, das die Straße und Eisenbahn von Pirot nach Nisch sichert, indem cs das Defilee beherrscht, tnirch welches sich dcr Fluß und die Eisenbahnlinie östlich des Ortes Malca den Aus gang zum Becken von Nisch verschaffen. Weitere Befesti- gungcn sind im Süden der Stadt am Abhänge der Selice- vica Planina angebracht und 3 Forts schützen Nisch vor einem Angriff aus westlicher Richtung. Nisch stellt im ganzen betrachtet ein verschanztes Lager, verstärkt durch Forts und den in diesem Kriege modern gewordenen Brückenköpfen dar und wird in wenigen Tagen eine wich tige Aufgabe zu erfüllen haben. Der Umfang des Be-