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4 Rr. X4L — v. Jahrgang Freitag de» LL Oktober LVIO MchsischHolkMitung »rschelnl tSaltch »ach«, mit «uSnahm» der «onn- und Zelttage. «»«»ab» S.i Mtl .Die 8-» «» Wort und B!Id- dterteljährltch- «.IN I» Dresden durch Boten »,L« In ganz " dsrei"" Deullchland frei Hau« 8.88 AaSaabe V-- Ohne Illustrierte Beilage dtertel> 1,8« Dresden d Boten 8,1« In ganz ^ 8.88 - Linzel-Nr. 1« ^ Unabhängiges Tageblatt AZ für Wahrheit, Recht und Freiheit Wprdon die k«esvaltene Petitzeile oder deren Raum mit LWllamen mttM bei Wiederholung-» entsprechenden Rabatt kitte piobieien 5ie unzei-en liocliieinen familien-^äftee per ?iuricj /^ark 1.35. ^erüng 8, ftocüstrosi, Dressier». 8>sctseluk«>n In s»sn ShsrittsIIsn. "1« Me man in London über die neue Republik und über König Manuel denkt. (Von unserem Londoner Mitarbeiter.) London, den 18. O-toLer 1910. Man hät hier die Ereignisse in Portugal sehr aufmerk- sam verfolgt. Die Regierungskreise, sehr karg an Kom mentaren, begnügen sich nur, die dortigen Ereignisse zur Kenntnis zu nehmen. Sollte es sich zeigen, daß das re publikanische Regime jene Staatsform ist, die der Mehrheit des Landes wirklich zusagt, dann werden die Beziehungen zwischen London und Lissabon dieselben bleiben wie unter der Dynastie Braganza. Unter den Privatpersonen, die Gelegenheit hatten, mit dem jungen König in Berührung zu kommen, sind die Sympathien auf Seite des unglück lichen Königs. Als Manuel in England weilte, eroberte er sich schnell die Herzen aller. Von einem leutseligen, jovialen Charakter, taktvoll, immer heiter, wußte er immer das rich tige Wort und dis richtige Gebärde zu finden. Mancher Engländer, der beim glänzenden denkwürdigen Empfange zu Gnildhall den jungen König zu sehen bekam, verwünscht die verbrecherische Revolution und möchte den jungen König bald wieder im Besitze seines Thrones sehen. Tie Geschäftsleute und die politischen Kreise haben übrigens keine großen Erwartungen von den neuen mora lischen und finanziellen Reformen, die die neuen Diktatoren in Portugal durchzuführen bestrebt sind. Das Beispiel der Türkei bestärkt diese Befürchtungen. Man glaubt nämlich, daß auch in Portugal das neue Regime, das sich nur auf die brutale Gewalt und auf die Armee stützt, zum Schlüsse das Opfer der Prätorianer werden wird. Das sind im großen und ganzen die Eindrücke, wie sie aus den Gesprächen mit Politikern. Geschäftsleuten und Privaten gewonnen werden. Man weiß hier noch nicht, wo der junge König während seines Exils dauernden Aufenthalt nehmen wird. Wenn Manuel und die Königin Amalie nach England kommen, so werden sie hier sowohl bei Hofe, als auch bei der Gesell schaft die wärmste Aufnahme finden. Die portugiesische Königsfamilie wird dann in England wie bisher alle ent thronten Souveräne ihre Titel beibehalten und bei großen Festlichkeiten gleich neben der englischen Königsfamilie rangieren. Wir leben nicht mebr zu einer Zeit, wo der ent thronte Louis XVIII. seine Titel nicht führen durfte und zuerst die Erlaubnis der Regierung einholen mußte, wenn er auf einige Tage in der Hauptstadt weilen wollte. Es ist Brauch geworden, daß ein gekrönter König auch an den europäischen Höfen mich dann als König gilt, wenn er ge zwungen wird, sein Land zu verlassen oder entthront ist. Landtagsersahwahlen in Leipzig und Plauen-Auerbach. Tie Ergebnisse der Ersatzwahlen zeigen für dis Sozialdemokraten in Leipzig eine Stimmcnabnahme von 1114, für die Konservativen und Reformer von 2324, wäh rend die Stimmen für die Nationalliberalen um 961 ge stiegen sind. Es würde selbst bei Wahlenthaltung der Kon servativen und Reformer der nationalliberale Kandidat Für unsere Mütter und ihre kleinen. (Nachdruck verboten.» Berlin, den 19. Oktober 1910. Fast jeder Mensch kennt die hauptsächlichsten Infek tionskrankheiten. in erster Linie auch den Keuch- oder wie man in manchen Gegenden sagt, den Stick- husten. Da nun jetzt die Zeit kommt, wo dieser schreck liche Feind unserer Kinder etwas intensiver seinen Acker zu bepflügen pflegt, so möchte ich einiges über ihn der breiten Oeffentlichkeit übergeben. Ter Keuchhusten besteht in einem Katarrh der Atmungsorgane, wobei heftige, ja krampfartige Hnstenan- fälle ansgelöst werden. Wenn man zuerst einen mit Keuch husten befallenen Patienten in einem heftigen Anfalle sieht, glaubt man, dessen Ende sei gekommen, lieber den Erreger des Hustens ist man sich bis heute nicht einig. Er befällt hauptsächlich das Kindesalter — ausnahmsweise auch ein mal ältere Personen — und verbreitet sich von Kind zu Kind. Durch die heftigen Hüftenstütze wird zweifellos eine Menge des Keuchhustengiftes in die den Patienten um gebende Luft gebracht und aus dieser wieder von anderen cingeatmet und auf sie übertragen. Auch das ausgehustete Sputum enthält das Krankheitsgift in Menge und infi ziert so alle Gegenstände, mit denen es in Berührung kommt, so daß auf die Entfernung und Vernichtung des selben das größte Gewicht gelegt werden mutz. Schon nach über den sozialdemokratischen siegen. Tie Konservativen und Reformer hätten jedenfalls besser getan, »venu sie sich nicht getrennt hätten. — Was mm die Ersatzwahl in Plauen-Auerbach betrifft, so hat der konservative Kandidat eine Zunahme von 54 Stimmen erreicht, der nationalliberale hat 236 und der sozialdemokratische 444 verloren. — Interessant ist es, zu vernehmen, wie die sozial demokratische Presse ihren Stimmcnabfall begründet. Die ..Dresdner Volkszeitg." schreibt darüber: „Für die Sozialdemokratie sind die Wahlen wider alles Erwarten ungünstig verlaufen. In veiden Wahlkreisen empfindliche Stimmenverluste, die um so mehr wiegen, weil wir eine regere Agitation als bei den Hanptwahlen entfaltet haben. Das gilt besonders vom 44. ländlichen Wahlkreise, wo bei der Hauptwahl so gut wie gar nicht agitiert worden ist, jetzt aber zahlreiche Versammlungen abgchalten worden sind. Auch in der Agitation durch Flugblätter und die Presse ist nichts versäumt. Dabei ist allerdings in Rechnung zu stellen, daß in Plauen-Land das „Sächs. Volksblatt" ver hältnismäßig wenig Abonnenten haben wird. Wenn »vir trotzdem im 44. ländlichen Wahlkreise 500 und in Leipzig über 900 Stimmen weniger erhalten haben, drängt sich die Frage nach den Ursachen ohne weiteres von selbst ans. Ja, sie kann um so dringender gestellt werden, weil wir erst vor »reuigen Wochen im Reichstags-Wahlkreise Zjchopau-Marien- berg eine überwältigende Vermehrung unserer Stimmen und den glänzendsten Wahlsieg unserer Tage verzeichnen konnten. Vor allem darf bei Beurteilung der Situation nicht übersehen werden, daß die letzten Landtagshanptwah- len in einer Zeit vorgenommen wurden, wo die Volksstim mung uns äußerst günstig war. Die Entrüstung über die Reichsfinanzschmach kam uns in reichlichem Maße zugute. Das Gegenteil war bei der Neichstagswahl von 1907 der Fall, wo der Kolonialrnmmel mit Erfolg gegen uns srnkti- fiziert worden war. War »ms auch bis heute die Stim mung der Wählerinassen noch günstig, so war doch auf eine Stimmenzunahme bei den Landtagswahlen nicht zu hoffen. Wir haben daher immer mit den glatten Siegen der gegne rischen Parteien gerechnet und von den Faseleien der bür gerlichen Blätter über zwei zu erwartende sozialdemokra tische Landtagswahlsiege keinerlei Notiz genommen. Da gegen müssen wir gestehen, daß wir einen wesentlichen Stimmenrückgang auch nicht erwartet haben. Er zeigt, daß uns ein Teil der Mitläufer von 1906 verlassen hat. Offenbar hat die durch die Vorkommnisse in Mopbit veranlaßte bürgerliche Preßhetze eine größere Anzahl kopf scheu gemacht und von der Wahlurne ferngehalten. Die ent stellten Berichte der bürgerlichen Presse und ihre Hetzartikel mußten um so mehr wirken, weil diese Zeitungen leider noch weit mehr in die Wählermassen eindringen als die sozial demokratische Presse." Auf Grund dieser Ergebnisse hin mögen sich die bürger lichen Wähler Leipzigs nur nicht zu sicher fühlen, denn es ist eine alte Erfahrung, daß den Sozialdemokraten im Falle einer Stichwahl stets gute Reserven noch zu Gebote stehen. Politische Rundschau. Dr e«den, den 20 Oktober 1910. Die rrichsländischc Verfassung. Ten vielfachen Mit teilungen über den Stand der Verfassnngsreforin gegen über können wir feststellen: Einstweilen werden alle Schritte, die in der Verfassungsreform zu unternehmen sind, vom Reichsamte des Innern getan, das dabei in voller Ucberein- stimmung mit dem Reichskanzler und dem Kaiserlichen Statthalter Grafen v. Wedel handelt. Zunächst liegt der Verfassungsentwurf, sowie der Wahlrechtsentwnrf im pren ßischen Staats-Ministerium, das mit seiner Durchberatung noch keineswegs fertig ist. Daß der Staatssekretär des diesen Ausführungen versteht es sich von selbst, daß keuch- bustenkranke Kinder isoliert werden müssen, daß sie keine Schule besuchen dürfen und überhaupt mit gesunden Kin dern nicht znsammengebracht tverden sollen. Insbesondere mögen die Eltern auch bedenken, daß derart kranke Kinder nicht in die ärztliche Sprechstunde gebracht tverden sollten, wo sie doch häufig mit anderen Kindern zusammengcbracht werden und so auch diese anstecken. Verschont wird ja vom Kenchhilsten kein Kindcsalter. Geheimrat Heuner sah einen Fall der Krankheit bei einem Neugeborenen kaum eine Woche nach der Geburt auftreten und sehr heftig und hart näckig verlaufen. Während der ganzen Erkrankung sind die Schleimhäute der oberen Luftwege, von der Nase bis in die Luftröhre hinein gerötet und geschwollen und sondern sehr viel Sekret nb, und die Berührung des letzteren auf seinem Wege nach oben mit gewissen empfindlichen Stellen besonders im Kehl kopfe löst die heftigen Hustenstöße aus. Zunächst sind diese ja noch nicht so heftig, so daß man dieses Stadium des Keuchhustens auch als das katarrhalische oder erste Stadium des Keuchhustens bezeichnet. Ihm folgt indessen bald das Stadium der heftigen Hustenanfälle, auch konvulsiviertes Stadium genannt. Dieses letztere ist für die Patienten und ihre Umgebung das schlimmste, hier stehen die Eltern oft in Angst und Bangen am Bette ihres Lieblinges und wissen nicht, was sie machen sollen, wenn sich der kleine Pa- Jnnern inzwischen mit einigen größeren Bundesstaaten, das heißt ihren Berliner Bevollmächtigten, unverbindliche Fühlung nehmen wird, kann man nach den bei der Vorbe reitung von Rcichsgcsetzen üblichen Gepflogenheiten an- nehmen. Endgültige Mitteilungen an die Bundesregierun gen lassen sich aber auf keinen Fall früher machen, als bis das Staatsministerium die Entwürfe gut geheißen hat. Bis jetzt sind, so weit sich feststellen läßt, nennenswerte Ein wände'gegen die Fassung der Entwürfe im Ministerium nicht erhoben worden. Auch dürsten die größten Schwierig keiten weniger von der preußischen oder den bundesstaat lichen Negierungen drohen, als vielmehr vom Reichstage. Ob der Bnndesrat den Beschlüssen Preußens in allen Tei len znstiinnien wird, ist mehr als zweifelhaft: die süddeut schen Staaten namentlich werden sehr erhebliche Bedenken vorzubringen haben, besonders in der Wahlrechtsfrage. Württemberg, Baden und Bayern können doch den benach barten Neichslanden nicht weniger geben, als was sie selbst bereits besitzen. Preußen aber will von der Einführung des Neichstagswahlrechtes nichts wissen und so kann der ganze Anlauf schon im Bnndesrate scheitern. Es mehren sich auch Stimmen im Reichslande, die eher alles ablehnen »vollen, als jetzt eine ungenügende Abschlagszahlung anzunehmen. — Bei der bevorstehenden Reform de» Militärstraf' gesetzbuche» ist u. a. auch geplant, daß in Zukunft für ge wisse Vergehen, sobald eS sich nicht um solche gegen die Disziplin oder um Ungehorsam vor versammelter Mann schaft handelt, an Stelle der bisherigen Arrest- resp. Hast strafen Geldstrasen treten sollen. Diese geplante Neuerung wird besonders deshalb in den beteiligten Kreisen freudig begrüßt werden, weil bisher in vielen Fällen bet geringen militärischen Vergehen durch Reservisten und Wehrleute, z. B. bei der Nichtanmeldung eines Wohnungswechsels, bei einer Versäumnis der Kontrollversammlung usw. nach dem jetzigen Militärstrafgesetzbuch Arreststrafen verhängt werden mutzten. Alle diese Vergehen sollen in Zukunft eine mildere Behandlung finden, und eS soll, abgesehen von den oben erwähnten Fällen, Geldstrafe zulässig sein. Auch soll die Bestimmung getroffen werden, daß in ganz leichten Fällen von einer Bestrafung des betreffenden Reservisten usw. gänzlich Abstand genommen werden kann. — Die Interessengemeinschaft der großen Detaillisten, verbände Deutschlands erklärt zur Reichsversicherungsord- iiiing: „1. Tie Errichtung von Versicherungsämtern in der Form, in der sie in der dein Reichstage zugegangenen Vor lage vorgeschlagen wird, ist im Hinblick auf die außerordent lichen Kosten, die dadurch entstehen, abzulehnen: 2. die Hälftelung der Beiträge zur Krankenversicherung ist zu ver werfen im Hinblick ans die großen Kosten, die dadurch für die kleinen und mittleren Unternehmer sich ergeben wür den; 3. die Ausdehnung der Unfallversicherung auf alle in kaufmännischen Betrieben beschäftigten Angestellten ist ge boten. Ebenso ist die Errichtung einer besonderen Berufs genossenschaft für den Detailhandel erforderlich. Eine klare Abgrenzung zwischen den kaufmännischen Betrieben, die der Unfallversichernngspflicht unterliegen sollen, und den nichtversicherungspflichtigen ist wünschenswert: 4. bei der Einführung der Witwen- und Walsenversicherung ist unbe- dingt daran festznhalten, daß die Witwenfürsorge nur den erlverbSunfähigen Witwen zuteil wird; 6. *>ie Bestimmun gen, daß bei Personen, die einer freien Hilfskasse ange hören, der Arbeitgeber verpflichtet sein soll, einen Beitrags- anteil an die Zwangskassc zu zahlen, ist zu verwerfen." Diesen fünf Wünschen des kaufmännischen Mittelstandes ist im allgemeinen durch den Beschluß der ersten Lesung Rechnung getragen worden. — Bayern scheint nun auch eine Auflage der Bod- mannschen Minister zu haben und zwar einen Eisenbahn- minister v. Franendorfer. Die Zurücknahme der Straf- tient krümmt und würgt in einem derartigen Anfalle. Erst wenn diese Zeit wieder vorüber ist und nur noch ein katarrhalischer Husten ohne eigentliche Anfälle — drittes Stadium des Keuchhustens — besteht, atmen alle wieder erleichtert auf. Das Allgemeinbefinden eines Kindes ist bei dieser Er krankung oft erheblich gestört. Schon bei Beginn setzt häufig hohes Fieber ein, die Kinder klagen über Appetit losigkeit. allgemeines Unbehagen und dergleichen mehr. Eigentümlicherweise überdauert diese allgemeine Störung nicht das erste Stadium. So sehr die Kinder in der zweiten Periode während des Anfalles gcgnält werden, sie erholen sich meistens kurz nachher, haben guten Appetit und erfreuen sich in der Zeit zwischen den Anfällen beim Spiel. Auch der Arzt findet in vielen Fälle»,, wenn er ein derart krankes Kind untersucht, nichts besonderes, in anderen Fällen hört man mehr oder weniger zahlreiche Rasselgeräusche bei der Auskultation. In manchen Fällen fühlen sich die Kinder freilich während der ganzen Erkrankung schwach und elend. Auf zwei beim Keuchhusten sehr oft aiiftretende Symptome möchte ich noch Hinweisen, die harmloser Natur sind und die die Eltern nicht anfzuregen brauchen, nämlich 1. die Blutungen in die Konjunktion des Auges, die jeder Mensch sehen kann, und 2. das Zungenbändchengeschwür, das da- durch entsteht, daß bei den einzelnen Hustenanfällen die Zunge meist aus dem Munde gestreckt und dadurch auf den -'s