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über die Sonn-, Fest- und Bußtagsfeier folgende Fassung erhalten: Aller lärmende Verkehr, sowie Karten-, Billard- und Kegelspiel in Gast- und Schankhäusern oder in den da- zu gehörigen Vorplätzen und Gärten ist an Sonn-, gest und Bußtagen von 2 Uhr morgens an bis nach beendetem Vormittagsgottesdienste verboten. —' Die Uebrrfüllung des ärztlichen Berufes bildet eine ständige Klage in medizinischen Kreisen. Besonders in den Großstädten ist die Zahl der praktischen Aerzte in den letz- tcn Jahren ganz bedeutend angewachsen, so daß es den ein- zelnen Aerzten oft schwer wird, sich standesgemäß erhalten zu können. Der ärztliche Bezirksverein Zwickau hat be schlossen, bei dem Kreisvereine zu beantragen, er möge Schritte tun, daß die Unterprimaner vor dem Studium der Medizin gewarnt werden möchten. Dagegen herrscht ein auffallender Mangel von Aerzten im Heere und zwar hat sich die Heeresverwaltung besonders in der letzten Zeit mit dieser Tatsache beschäftigt. Sc sind in der letzten Zeit von »60 Stellen, die im Heer und in der Flotte für die Assistenz ärzte frei waren, noch ein sehr großer Teil, und zwar mehr als die Hälfte, unbesetzt. Tatsache ist auch, daß bei fast allen Truppenteilen Assistenz- und Oberärzte fehlen. Der Grund soll in Klagen über die Pensionsfrage usw. bestehen. —* Wann ist da- Paradies auf Erde»? Darüber sprach auf der Wiener Lehrerversammlung vor 40 Jahren Direktor Köhlor folgende Prophezeiung: „Das BildungS- wesen wird uns befreien von dem Muckertum, von dem Junkertum und von dem GottesgnadentumI (Wieder- Holter Beifall.) Endlich wird der fortschreitende Bildungs- Prozeß noch den wahren Gott selbst erkennen lehren durch selbständiges Denken und nicht durch die Beihilfe eines anderen Standes. DaS. m. H.. wird kommen, und von den Kanzeln wird nichts gepredigt werden, als Moral. Dann ist das Paradies auf Erden! (Rauschender Beifall.)" — Schade nur. daß die Geschichte nicht stimmt, die Weltgeschichte nämlich lehrt es anders. Es wurde schon einmal in Deutschland aus den Kanzeln der evangel. Landeskirche nichts gepredigt, als Moral. Das war aber nicht, als das Paradies nahe war. sondern unmittelbar vor Deutschlands Erniedrigung. Der Rationalismus der Moral brach bei Jena und Auerstädt zusammen und begrub unter sich Deutschlands Ehre. —* Wetterprognose der König!. Sächs. Landes- Wetterwarte zu Dresden für den 21. Oktober: Nordost» tvlnd, veränderliche Bewölkung, kühl, zeitweise Niederschlag, im Gebirge Schnee. —* Se. Majestät der König traf am 19. d. M. zum Besuche des großherzoglichen Hofes in Neustrelitz ein. Nach der Begrüßung folgte die Fahrt durch die prächtig ge schmückten Straßen nach dem Schlosse, wobei der König vom Publikum lebhaft begrüßt wurde. Im Schlosse empfing die Großherzogin den Gast. Es folgte eine Frühstückstafel, an der außer dem König der Großherzog und die Großherzo gin, der Erbgroßherzog und das Gefolge teilnahmen. Nach -1 Uhr begaben sich der König, der Großherzog und der Er - großherzog nach Schloß Hohenzieritz, um dem Sterbeorte der Königin Luise einem Besuch abzustatten. Sodann zeigte der Großherzog seinem Gaste den Schloßpark mit dem Denkmale der Königin Luise, in dessen Postament das erste Eiserne Kreuz eingemauert ist, das der König von Preußen im Jahre 1613 verliehen hat. Um 7^s, Uhr fand Galatafel im Nesidcnzschlosse statt. —* Se. Majestät der König wird, von Neustrelitz zurückkommend, heute abend 9 Uhr 40 Min. in Dresden- Neustadt eintreffen und sich von dort in das Hoflager Pill nitz begeben. —* Ter Präsident des Sächsischen Landes- medizinalkollegiums, Herr Geheimer Medizinal rat Professor Dr. Friedrich Renk, feiert heute Donnerstag in voller Frische seinen 70. Geburtstag. Er ist ordentlicher Professor für Nahrnngsmittelchemie, Bakteriologie, sowie Gewerbe- und Wohnungshygiene an der Königlichen Tech- nischen Hochschule und Direktor der Königlichen Zentralstelle für öffentliche Gesundheitspflege. Geheimer Medizinalrat Professor Dr. Renk ist bekanntlich auch zweiter Vorsitzen der des Direktoriums der Internationalen Hygiene-Aus stellung Dresden 1911. —- Schulbau in Löbtau. Für die in Vorstadt Löbtau zu erbauende katholische Schule hatte der katholische Schulvorstand einen engerenJdeenweitbcwerb unter den hiesigen katholischen Architekten ausgeschrieben. Von diesen waren unter Kennworten sechs Entwürfe eingegangen. Als der geeignetste wurde „Bodenständig", gefertigt vom Archi- lekten Hcnn Witte, in Firma Hammihsch L Witte, be- funden und vom Schulvorstande in seiner letzten Sitzung einstimmig zur Ausführung gewählt. Der Entwurf steht 18 Klassenzimmer. 1 Brausebad, 1 Kcchlehrküche, 1 Nadel- arbeitssaal und eine Direktorwohnung vor, die sich bei Be darf in noch wettere 2 Klassenzimmer auSbauen läßt. Die angebaute Turnhalle ist mit Bühne und Galerie versehen. Die Hausmannswohnung ist aus hygienischen Rücksichten vom Schulgebäude isoliert über dir Turnhalle gelegt und mit besonderem Eingang versehen. Auch sonst sind die For- derungen der Schulhygiene berücksichtigt worden; so werden nichtnur die Abortvorräume. sondern es wird auch die Turnhalle Waschgelegenheiten erhalten. Den Bauplatz, der sich an der Bünaustraße in unmittelbarer Nähe der zu erbauenden katholischen Kirche befindet, hat die Stadt der katholischen Schulgemeinde vertragsgemäß überlassen. Die Schule wird Ostern 1912 bezugsfertig lein. —* Tagung der Ferienwanderungen für Volksschuljugend. Der Deutsche Verein für Volks hygiene, Ortsgruppe Dresden, welcher die Hebung und Förderung der Volksgesundheit bezweckt, unternimmt seit Juli 1909 durch den ihm angegliederten Ausschuß für Ferienwanderungen mit Schülern und Schülerinnen der Dresdner Volksschulen während aller Ferien ein- und mehr tägige Wanderfahrten sowie Gruppenwanderungen und Geländespiele mit hocherfreulichem, beständig wackffendem Erfolge. Während im zweiten Halbjahre 1909 rund 2800 Volksschulkindcr sich beteiligten, sind in der Zeit von Ostern bis Michaelis 1910 nahezu 12 000 Knaben und Mädchen nicht bloß in die nähere und weitere Umgebung Dresdens, sondern auch in entferntere Teile unseres Sachscnlandes geführt worden. Ueberdies haben sich bis jetzt im laufenden Jahre noch rund 2000 Knaben an den veranstalteten Ge ländespielen beteiligt. Aus verschiedenen Städten sind an den Ausschuß wiederholt Anregungen ergangen, in einer in Dresden zu veranstaltenden gemeinschaftlichen Tagung die Einrichtung und Erfolge der Dresdner Ferienwande rungen durch Vorträge und praktische Veranstaltungen öffentlich vorzuführen. Dieser Anregung soll entsprochen werden. Die Tagung soll vom 29. bis 31. Oktober in Dresden stattfinden und aus Zweckmäßigkeitsgründen mit einer kleinen Ferienwanderungsausstellung verbunden wer den. Dis Tagesordnung lautet: 1. Sonnabend den 29. Ok tober. 3—i/o8 Uhr nachmittags: Vorführung eines Gelände spieles der Dresdner Volksschüler auf den Räcknitzer Höhen. i/>8 Uhr abends: Sitzung in der Aula der Realschule Vitz thumstraße 4, woselbst auch die übrigen Sitzungen statt finden. 1. Vortrag des Herrn Lehrer A. Vieweg: „Ge ländespiele der Dresdner Volksschuljugend" (mit Licht bildern). 2. Besprechung der Anträge und Resolutionen: Fahrpreisermäßigung a uf Eisenbahn, Straßenbahn und Dampfschiff. Verquartierung der Ferienwanderer, Ver pflegung derselben, Haftpflichtversicherung und ärztliche Hilfeleistung. 2. Sonntag den 30. Oktober. ^9 Uhr vor mittags: Geschlossene Sitzung. ^10 Uhr vormittags: Er öffnung der Ferienwanderungsausstellung im Zeichensaale der Realschule. Die Ausstellung ist geöffnet am 30.' und 31. Oktober, jo von vormittags i/>10 bis nachmittags 4 Uhr. 11 Uhr vormittags: Oeffentliche Sitzung. Vorträge: a) des Herrn Studiendirektors Hofrat Prof. R a y d t - Leipzig: „Das Wandern, eine deutsche Volkssitte", d) des Herrn Universitätsprofessors K. K. Hofrat Dr. med. Hneppe- Prag: „Volksgesundheit und Wandern", e) des Herrn Dr. med. D e p p e - Dresden: „Die Einrichtung und die hygie nischen Erfolge der Dresdner Ferienwanderungen." 3. Montag den 31. Oktober: Wanderfahrt (nach dem Muster der Dresdner Ferienwanderungen) in die Sächsische Schweiz. Wenn tunlich, wird die Wanderfahrt schon am 30. Oktober abends angetreten, um die Errichtung des Nachtlagers zu zeigen und — auf Wunsch — selbst zu erproben. — An fragen, Anträge und Anmeldungen sind bis möglichst 23. Oktober an Herrn Lehrer Artur Vieweg, Elsässer Straße 5, II, zu richten. Borna, 19. Oktober. Im Gasthose zu Neukirchen- Wybra hantierte ein Gast mit einem geladenen Revolver, der sich plötzlich entlud. Einem 24 Jahre alten Bautech niker, der in der Nähe saß, drang der Schuß in den rechten Oberschenkel ein. Der Verletzte mußte sich in die Leipziger Klinik begeben. Haiusberg, 19. Oktober. In vergangener Nackt ist die auf Deubener Flur gelegene Korksteinplattenfabrlk von Gebrüder Fichtner niedergeürannt. In den großen Lager beständen fand das Feuer reiche Nahrung, so daß sich ein gewaltiger Brand entwickelte. Obrrhaiu, 18. Oktober. Hier wurde der Gastwirt Sch. von einem anwesenden Gaste gelegentlich des Hantierend mit einer Schußwaffe in die Lunge geschossen. Olbernhau, 18. Oktober. Gestern vormittag geriet der 23jährige Maschinist Knauthe in der Arnoldschcn Holz warenfabrik in den inr Gange befindlichen Motor. Dem Unglücklichen wurde ein Bein ausgerissen, ferner erlitt er noch innere Verletzungen, so-daß ihn kurz darauf der Tod Von seinen Qualen erlöste. Pirna, 19. Oktober. In Neundorf erhängte sich der Gutsbesitzer M., dem kurz vorher noch eine bedeutende Erbschaft zugefallen war. Der Beweggrund zur Tat ist unbekannt. — Vor einigen Tagen verließ der Gastwirt S. in Pötzscha sein Heim und seine Familie. Finanzielle Schwierigkeiten scheinen den zur Schwermut neigenden Mann zu einen» verzweifelten Schritte getrieben zu haben. Ec wurde in der Dresdner Heide in der Nähe der Heide mühle erschossen aufgefunden. Planitz, 19. Oktober. AuS einer sogenannten Zeppelin- Reitschule, bei der die einzelnen Schiffe bei der Umdrehung schräg stehen, stürzten mehrere Kinder. Ein Knabe wurde bewußtlos vom Platze getragen und mußte in ärztliche Be handlung gebracht werden. Seitendorf, 19. Oktober. Mit dem 31. Oktober läuft die Amtsperiode des Gemeindevorstandes Schwarzbach ab. In der am 18. Oktober stattgefundenen Gemeinderats, sitzung wurde Herr Schwarzbach einstimmig wieder auf 6 Jahre mit diesem Amte betraut. r. Werdau, 19. Oktober. Infolge drohender Erblindung hat sich der unverheiratete Bahnhofsgendarm H. Hennig in seiner Wohnung erschossen. Hoyerswerda, 19. Oktober. Die Bohnsche Schneide nrühle im benachbarten Klein-Neida wurde durch Feuer vollständig vernichtet. Sebastiansberg, 18. Oktober. Gestern abend fuhr der 19jährige Wilhelm Verbalk mit einem Handwagen vom Zollhaus gegen die Holzmühle. Auf der steilabfallenden Straße verlor er die Gewalt über seinen Wagen und fuhr an einen Prellstein derart heftig an. daß er mit zer schmettertem Kopfe liegen blieb. Gemeinde- und Vereinsnachrichten. 8 Auerbach i. V. Der kath. Kirchenchor feierte am ver gangenen Sonntag im großen Saale des Schützenhauses sein 16. Stiftungsfest, verbunden mit der 16. Wiederkehr seiner Kapellenweihe. Der Saal war bis auf den letzten Platz besetzt. Besondere Ehre wurde den Anwesenden durch das Erscheinen des Herrn Pfarrers Grohmann aus Zwickau zuteil. Weiter waren Deputationen der Brudervereine Falkenstein. Adorf. Glauchau, Reick-enbach i. V-, Klingenthal erschienen. Durch den gemischten Chor „Glaube, Liebe. Hoffnung" von Zwissing wurde das Fest eingeleitet. Die Festansprache hielt der geistliche Präses Herr Pfarrer Marschner. Nach der Begrüßung und Dankesworten für das zahlreiche Erscheinen gab genannter Herr in beredten Worten der Verdienste des gastgebenden Vereins um die Entwickelung der hiesigen Gemeinde Ausdruck und bat, auch fernerhin in den Bahnen weiterzuarbeiten zum Wohls der Gemeinde. Großen Beifall erntete der Redner. Gemischte Chöre unter Leitung deS Dirigenten Herrn Jos. Müller und Klaviervorträge von genanntem Herrn und Fräulein Lüttig wechselten einander ab. Sodann ergriff Herr Pfarrer Grohmann das Wort, um im Nanren der Gäste für das Gebotene und für die Begrüßung zu danken. Des wei teren erörterte Redner einen Punkt aus der Zwickauer Chronik. In den 60er Jahren wurde nämlich von Plauen aus der erste Gottesdienst in Auerbach abgehalten und die Auerbacher zeigten sich als gute Kirchenbesucher. Redner gab dem Wunsche Ausdruck, daß das jetzige kleine Kapellchen nächstes Jahr einer großen schmucken Kirche Platz machen möchte, um die frommen Weisen dann noch mehr erschallen zrr lassen zur Ehre Gottes. Ein begeistert aufgenommenes Hoch auf die Versammelten schloß die Ansprache. Nach zwei Musikstücken von der städtischen Kapelle wurde der Zwei akter „Modern oder frohes Wiedersehen" von Nomann auf geführt. Anhaltender Beifall zeugte von der Gediegenheit der gebotenen Leistungen. Der anschließende Ball währt«; bis in die Morgenstunden. So sei denn auch hier Dank den hochw. Herren, deir Mitwirkenden und den Brndervereinen ausgesprochen. Glückwunschtelegramme und -Schreiben gingen ein von Greiz, Zwickau, Falkenstein, Plauen und Glauchau. Auch dem Herrn Militärpfarrer Dr. Phil. Paul Kaiser-Dresden wollen wir den gebührenden Dank zollen, der der Gemeinde Auerbach das Stickhaus erstand und das er in die Kapelle umwandelte, wo am 21. Oktober 1894 in Anwesenheit des Cäcilienvereins von Plauen der erste Gottesdienst abgehalten wurde. So mögen denn die vielen Wünsche, die der Gemeinde heute zuteil geworden sind, in Erfüllung gehen, daß im nächsten Jahre die Kirche fertig gestellt sei, um alle Katholiken, die dem heiligen Meßopfer beiwohnen wollen, aufzunehmen. Das walte Gott! §8 8 Leipzig. Das OrtSkartell christlicher Gewerkschaften veranstaltet am Sonnabend den 22. Oktober abends '/„9 Uhr im Saale des „Eldorado". Pfaffendorfer Straße Nr. 4 eine große christliche Gewerkschaftsversammlung, in welcher der Zentrumsabgeordnete Oswald > Aschaffenburg über das Thema „Gewerkschaftspolitik und Idealismus der christl. nationalen Arbeiterbewegung" sprechen wird. Zu dieser Versammlung sind auch alle katholischen Arbeiter Leipzigs eingeladen. Kirche und Unterricht. Ir Wie der Kölnischen Volkszeitung aus Rom gemeldet wird, ist das für Ende 1910 in Aussicht genommene päpstliche Konsistorium verschoben worden. ES soll wahr scheinlich im Frühjahr 1911 stattfinden. Neues vom Tage. Bremen, 19. Oktober. Die auf heute vormittag ange« setzte Versammlung zur Einigung im Straßenbahnangestellten- streik blieb ergebnislos, da die Direktoren jede Verhandlung unter Hinzuziehung von Verbandsvertretern ablehnen. Kopenhagen, 19. Oktober. Cooks Rückkehr aus Grönland ist zum 16. November nach hier gemeldet. Cook hat, wie bei dem Polarklub eingegangene Depeschen melden, angeblich einen Teil seiner Aufzeichnungen über die Erreichung des Nordpols wiedergefunden und bringt sie nach Europa mit. Paris, 19. Oktober. In Toulon hat man entdeckt, daß aller Seeminen unbrauchbar sind und sie durch elektrische Leitung nicht in die Luft gesprengt werden können. Man wird alle Seeminen mit neuen Zündvorrichtungen versehen lassen müssen. Diese Arbeit wird zu ihrer Aus- sührung geraume Zeit in Anspruch nehmen. Toul, 19. Oktober. Das hiesige Zuchtpolizeigerlcht hat den am 25. Mai bei Menil la Tour verhafteten Demerle auS Kahlhausen wegen Spionage zu vier Jahren Gefängnis und 3000 Frank Geldstrafe und seinen Mitschuldigen Schloup in oontumatium zu fünf Jahren Gefängnis und 2000 Frank Geldstrafe verurteilt. Riga, 19. Oktober. In dem mehrere Monate währen den Frauenburgschen Rtesenprozeß gegen 218 Angeklagte wegen Aufruhrs und verschiedener Gewalttaten, begangen in Kurland im Revolutionsjahre 1905, wurden heute vor dem Kriegsgericht 43 Angeklagte zu 4—8 Jahren Zwangs arbeit in Sibirien. 19 zu 1—2 Jahren Zuchthaus. 73 zrr 4—16 Monaten Gefängnis verurteilt und 83 freigesprochen. Savannah, 19. Okt. Das Sturmzentrum schreitet längs der Küste fort. Die hier erreichte Windgeschwindig- keit beträgt bereits 100 Kilometer in der Stunde. Man befürchtet eine Wiederholung der Schrecken des Jahres 1893. Telegramme. Genf, 19. Oktober. Der Mörder der Kaiserin Elisabeth von Oesterreich, Luccheni, wurde heute abend in seiner Zelle erhängt aufgefunden. Er war seit Montag vormittag in einer Arrestzelle deS Zuchthanskellers untergebracht. Den ganzen Tag hörten ihn die Wärter fingen. Als er gegen 6 Uhr abends verstummte, öffneten sie die Zellentür und fanden ihn tot. Luccheni hatte sich mit seinem Leib gurt an der Luftöffnung erhängt. Paris. 20. Oktober. Ueber die spanischen-marokka- nischen Verhandlungen hatte der Madrider Berichterstatter des „Malin" eine Unterredung mit dem Ministerpräsidenten Canalejas, der u. a. sagte: Die Verhandlungen dauern fort. El Mokri legt Wert darauf, daß sie noch vor Ab schluß dieses Monats beendet wären, da er nach Marokko zurückkehren möchte. Wir find im Begriffe, die von El Mokri gemachten Zugeständnisse im Protokoll schriftlich niederzulegen. Die Vertreter Spaniens und Marokkos sollen in 3 bis 4 Tagen zusammentretcn, um das Pro tokoll zu unterzeichnen. Offenbar hat dieser Beschluß daS falsche Gerücht hervorgerufen, daß die Verhandlungen ab gebrochen seien. Ich glaube, daß sie ohne Schwierigkeit ihren Fortgang nehmen werde», und werde im gegebenen Augenblicke in den LorteS meine Ansicht über die marokka nische Frage darlegen. Paris, 19. Oktober. Der Siecle schreibt anläßlich der von England an Persien gerichteten Note: Die russische Besetzung und das englische Protektorat werden die persische Nationalität nicht schwächen, dagegen könnte die Persische Frage für England und Rußland gefährlich werden, denn sie bürdet ihnen neue schwere Verantwortlichkeiten auf. Die Russen mögen an Finnland und Polen, an den Kaukasus und an den ihnen verbleibenden Rest der Mandschurei denken. Wir Franzosen erinnern unS aber daran, daß die englische offiziöse Presse uns erst vor einigen Monaten den Rat erteilt hatte, uns nicht allzusehr in Marokko etnzulassen. Ist der Weg von Buschir nach SchiraS etwa nicht länger als derjenige von Casablanca nach Marakesch?