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Bekanntmachung, Bezug von Gas und Strom durch Zivileinquartrerung zeulMMMW >l. SMiMSliiiWsekiMii Grotz-Dresdens! Erscheint vollzählig am Sonnabend, den 1. Juli, abends Punkt 8 Nhr im großen Saale deS Palmengarten auf der Pirnaische» Straße 29, in der Nähe deö Piinaischen Platzes, zur öffentlichen Kundgebung gegen den politischen Mord an Raihenau und gegen die Vergiftung der politische« Atmosphäre. Liner der Führer des deutschen Zentrums, Herr WÄWdMiüIkttt HkNMll SMMÄkNMkl wird sprechen. Auf zum Schutze der Reichsversassung! Nur durch Ruhe and Ordnung, nur durch den Schutz der Reichsverfassung kann eine Gesundung der Verhältnisse erfolgen. Dafür trete Mann sür Mann und Frau für Frau ein nnd bekunde das durch den Besuch der Zentrumskundgebung. Nachrichten aus Sachsen — Bad Elster. Die Kurliste verzeichnet in 4320 Parteien 6822 Kurgäste. Außerdem sind 1690 Fremde zu vorübergehendem Aufenthalt gemeldet, sodaß die Liste mit 8812 Personen abschließt. Unter den in den letzten Tagen zur Kur hier eingetroffenen Personen befindet sich u. a. Ihre Hoheit Prinzessin Wera von Rußland aus Altenburg. — Glauchau. Durch Selbstmord hat ein 20 jähriger Färberei arbeiter seinem Leben ein Ziel gesetzt. Er ließ sich auf der Eisen« bahnstrecke vor Gesau von dem Montag abend 0.48 Uhr nach Gößnitz sahrenden Zug überfahren und war sofort tot. Furcht vor Strafe hat den jungen Menschen zu diesen Schritt getrieben. — Löban. Bei den Kundgebungen am Dienstag kam es zu ernsten Zwischenfällen. Demonstranten drangen ins Grundstück des „Sächsischen Eizählers" ein, zertrümmerten die Fenster und suchten nach dem Verleger und Schriftleiter HanS Witte. Als Witte einen Schreckschuß abgab, siel die Menge über ihn her. Einer der Angreifer zerschlug auf Wittes Kopf eine gestillte Flasche, wodurch eine schwere Berletzung entstand. Witte wurde blutüberströmt auf die Straße gezogen , auf einen Wagen gehoben und durch die Straßen und ichließlich zu einem Arzte gefahren, der ihn verband. Von dort wurde Witte nach dem Amtsgericht gebracht, wo er vorlüusig Aufnahme fand. — Zwickau. Um Ptittel znc Unterstützung Minderbemittelter zu erhalten, genehmigte der KrcisauSschuß die Erhebung einer Be zirksumlage sür die AmtShauptmannschaft Zwickau. — Boderitz. Im Marienschacht wurde ein 86 Jahre alter Bergmann aus Großburgk durch ein Stück heretnbrcchendes Gebirge schwer verletzt. Er wurde in ein Dresdner Krankenhaus geschafft. Parteifreunde denkt nn den Oavteifonds! Parteiaotopfer wrrdcn erbeten ans da« Konto der Säch sischen Zentriimsvartei bei der Dresdner Bank, Depo- sitenkassc 0. DrcSden-N., Bantzner Straße. Aus Dresden Landeselternrat. Die Geschäftsstelle des kath. LandeSeltern- ral.8 hat die Dicnststiii.dcil ans Dienstag, Mittwoch »»d Freitag von 3—7 Uhr verlegt. Hainitz. Am 20. Juni sollten an hiesiaer kath. Schule Eltern rats wählen stattfindeu. Da nur eine Liste schriftlich) ciiigegangeu war, erübrigte sich eine Wahl. Am 16. Juni versammcltrn sich die Ellern km Schnlzimmer zu einer gntbesuchten Elternver sammlnng, um den begeisternden Worten des hochw. Herrn Dr. Sovva. Schirgir- walde, zu lauschen. Meisterhaft verstand er cS, die Eltern für die konfeiflonelle Schule zu begeistern und ihnen den Wert und Zweck der Schnlorganisation zu veranschaulichen. Der Erfolg war denn auch, daß eine Schulorganisatiou gegründet wurde, der sofort 40 Mitglieder <60 Proz. Fabrikarbeiter) beitraten. Einstimmig wurde gefordert, an den Schulvorstand heranzutreten, zwecks Anstellung einer 4. Lehrkraft und Weller erklärten die Eltern, daß st« keiner konfessionellen Ver mischung der Klassen und des Lehrkörpers ihre Zustimmung geben werden. —* Der Student und das neue Deutschland. Am Mittwoch rbend drangen in den DiskusstonSabend des Vereins Deutscher Studenten tu der Wielandstraße, bei dem der demokratische Poli tiker und frühere Landtagsabgeordnete Dr. Meneke-Glückert über das Thema: „Der Student und das neue Deutschland" sprach, ein Haufen junger Burschen im Alter von 17 bis 23 Jahre ein. Sie hatten, wie sich aus verschiedenen Aeußerungeu ergab, de» Verdacht, es handele sich dort um eine geheime Organisation, während in Wirklichkeit der Vortrag der Aufklärung und der Versöhnung galt. Eine Fensterscheibe wurde zertrümmert, aber Nach § 18 Ziffer 2 deS Ortsgesetzes über die Zivileinquar tierung vom 14. Juli/8. August 1821 hat der Einguarlierte sür den Bezug von Gas und Strom, wenn der Verbrauch nicht durch besondere Zähler gemessen wird, einen wöchentlichen Zuschlag zu der Ouartiervergütung zu zahlen. Im Einvernehmen mit dem Wohnungsamts werden nach stehend die vom Verwaltuugsrat der Gas-, Wasser- und Elektri zitätswerke festgesetzten wöchentlichen Zuschläge bekanntgegebeu. Die Zuschläge sind nach den am 23. Juni 1922 bekannt- gegebenen Preisen van 8,40 Mark für ein Kubikmeter Gas und 12 Mark für eine Kilowattstunde Lichtstrom errechnet. Sie gel ten von der 9. Einhebngsperiode 1622 ab, die den Verbrauch von der Anfang Juni dieses Jahres begonnenen Standaufnahme der Messer umfaßt »nd Anfang Juni diese? Jabres beginnt. Wegen der für die vorhergehende Zeit geltenden Zuschläge wird auf die früheren Bekanntmachungen hingewicsen. kein weiteres Unheil augerichtet, da die Studenten drei Vertreter der Kundgeber zu ihrer Diskussion einluden und die drei jniigen Leute sich davon überzeugen konnten, daß alles andere, als eine Verschwörung dort abgehalten wurde. Einer von ihnen dankte dann auch für die versöbnliche» Worte und gab der Sehnsucht der Arbeiterschaft nach höherer Bildung Ausdruck. Ohne weiteren Zwischenfall konnte die Aussprache beendet werden. Auch am Tage vorher war dasselbe Haus von Kiindgebern heinigesncht, Schilder abgerissen und Fensterscheiben zertrümmert worden. —* Im Fürstenhof»Lichtspicl - Theater lFn-Lii) findet vom 80. Juni bis 6. Juli auf Vn Zeitiges Verlangen eine Wieder holung des großartigen Filmwerkes „Anna Boleh»" statt. Tie cS Meisterwerk der Filmkunst, das einen SicgeSzin durck, die ganze Welt gemacht bat, wird nickt verfehlen, den Besuch deS beliebten Fn-Lii zu steigern. Vielen wird es sogar eine willkommene Gelege! h i! dielen, die hochintercffante Handlung mit den fistelnde» fienüche» Bildern, geklönt durch die Hauptdarsteller Henny Porten nnd Einst Immings nochmals a» sich vorübcrziehen,n leiss-n. op. PlirLemachrichten Bautzen. Windthorstbunb. Auf längere Zeit war der Bantzner Wiiwthoistbund gezwungen, seine Versammlungen zn beilegen. Der Grund waren die Eriicueningsarbeiteii im Saale unseres Sitzüims- lokals, des Vautzncr Gescllcnhmisls. - Tee Mord an dem dcuischen Außenminister Tr. N aiheuau rnn alle, die Verfassung »nd Repu blik stützen wollen, auf den Plan. So denkt auch der Bantzner Windthorstbunb in seiner nächsten Sitzung, am Freitag de» 7. Juli, die neu geschaffene Politische Lage eingehend zu beleuchten und >m Nahmen einer Pr otcstversammln»g seine Diene znm Reich und dessen Leitung zu beinnde». Es wird das Erscheinen aller Mitglieder dringend gewünscht. Auch Gäste, insbesondeie sämtliche Bantzner Zentrumsfreundc sind herzlich dazu eingela-cn. Die Ver sammlung beginnt 8 Uhr abends im Saale des Kath. Olcsellenhanses. Kirchliches Der Protest des Vatikans ge-sn den jüdischen Paleftina-Staat Am 18. Mai richtete Kardinal-Staatssetrctär Ga sporn ein Schreiben an den damals in Gens tagenden Vollerbund-rnt, um gegen wesentliche Bestimmungen des gerade zur Perhaudtung stehenden englischen Mandatsprojektes über Palästina zu prote stieren. Das Schreiben, dessen Wortlaut erst heute bekannt wird, und für die kommende VölkerbundSratssitzimg über das Palästina- maiidat von größter Bedeutung werden dürste, erhebt in erster Linie Einspruch dagegen, daß den Inden in Palästina eine Vor zugsstellung vor anderen Glaubensbekenntnissen eingeräumt wird, was im Widerspruch stehe mit Artikel 22 des Versailler Vertrags. Außerdem wendet sich der Vatikan ausdrücklich gegen Artikel 14 des Maudatsprojekts, der eine Kommission zur Regelung der konfessionellen Fragen einsctzt, die von England ernannt und deren Präsident vom Völkerbuudsrat bestellt wird. Der .Heilige Stuhl könne nicht darein willigen, daß katholische Interessen von Vertretern wnhrgenommen würden, die nicht von den zu ständigen hierarchischen Behörden gewählt worden seien. Auch sei es nicht annehmbar, daß diese Kommission über den Schutz und die Auswahl der zu schützenden heiligen Orte zn befinden habe. Diese Klausel würde England übermäßig große Rechte geben, die mit Artikel 95 des Vertrags von Scvres nicht üder- Für die Berechnung der Zuschläge ist eine Brenuzcit sür die Beleuchtung vom Dunkekwerden bis 10 Uhr abends angenom men worden. Für die vorübergehend beleuchteten Räume gilt ein Viertel der Sätze für die regelmäßig beleuchteten Räume. D:e Bemitzungsdouer des Ekaskochers ist bei Mitbenutzung anderer Kocheinrichtuugen ans 28 Slunden im Winter anstei- gen bis 30 Stunden im Sommer und bei Nichtbenutznug ande rer Kocheinrichtuugen auf 80 Stunden im Sommer ansteigend bis 38 Stunden im Winter angenommen worden. Die Benutzung mehrerer Flammen in einem Räume sowie die Benutzung de? Gases zu anderen als Beleuchtungs- und Kochzweckcn und die Benutzung des elektrischen Stromes zu Heiz--, Koch- und Plättzwcckcn sowie zu technischen Zwecke» ist verboten. eiiistimn:!:,:. Ter Heilige Stuhl schlägt daher vor. daß die Kommission nicht vo» England ernannt, sondern ans c>en Konsuln der im BölkerbundSrat vertretenen Mächte zusammengesetzt werbe. Das Journal de Keneve erfährt zur Mandatfrage, daß ber italienische Außenminister Schanzcr in seinen Londoner Be sprechungen im Einverständnis mit den, Vatikan verlangt habe, daß Italien die Aussicht über einen Teil der heiligen Orte erhalte. EmgefaM (Ftt> diese Rubrik trägt die Redaktion nur dis preßgffehliche Ver antwortung.) Zur „Richtigstellung* des Herrn Georg Fuchs in Nr. 140 dieser Zeitung, die mir infolge Abwesenheit von Lechfia veistvätet zu- gillg, bemerke Ich. daß ich meine AuSführunge» ssiehs Nr. 133) voll nnd ganz aufrecht erhalle. Ich bin mir bewußt, daß meine Benr- teHnng sowohl von de» auf dem Boden der konfessionellen Schule stehenden Mitgliedern deS ElternratS wie auch von der weit über wiegenden Mehrheit der katboüicbcn Lehrerschaft geteilt wird. Im übrigen muß sich Herr Fuchs der Folacrnngen bewußt sein, die logijcherweiie einlrrten müssen, wenn ein an einer katholischen Schule anaestellter katholischer Lehrer öffentlich für die weltliche Schule eintrilt, den schärfsten Gegnern der kath. Kirche hierdurch willkommene Vorspanndienste leistet, dem kirchlichen Geutz strikte znwiderbandelt. den unzweideutigen Weininaen des Papstes »nd der Gesamtheit der deuischen Bischöfe in der Frage der kon fessionellen Scku'e nicht nur die Gcsolgschasi vertagt, sondern heutigsten Widerstand entgegensetzt und katholische Estern tür sein: anti. katholischen Ideen zu gewinnen sucht. — lind ein solcher „katho lischer* Lehrer ist Herr Georg Fuchs. Heinrich Schneider. Verantwortlich für den redaktionellen Teil: Rudolf Linzen; für den Inseratenteil: Josef Fohmann. — Druck und Ver lag der „Saxonia-Bnckidruckerei G. m. b. H. in Dresden. Amtlich notierte Devisenkurse Berlin, 30. Juni. Der Dollar notierte gestern mittag 12 Uhr 360 6 361 U, Von Nenhork wird die deutsche Mark mit 0j28 Cent (gestern 0,29'/< Cent) gemeldet. Devisenkurse im Freiverkehr mittags 12 Nhr, mitgeterlt von der Commerz- und Privat-Bank, Filiale Dresden Berlin 2». Juni Meid Brie! Neutwrk . 1 Dollar 369 — 371.— Paris . . 100 Fr. 3070.- 3086.— Zürich . . 100 Fr. 7016.- 7036.- Stockholm. .- 100 Kr. 9360 — 9380.— Prag . . 100 Kr. 703 — 708.— London. . . . . . I Pfd, Sterl. j 1627,- 1636,— Holland . 100 FI. 14100,- 14200.— Kopenhagen 100 Kr. 7800,- 7820.— Monat Für die Beleuchtung sind wöchentliche Prennftunden gerechnet worden: iMÜistcntlickie Znkehkäne Für elektrischen Strom zu Bclenchtungszweckeii in einem regel mäßig beleuchteten Raume U. Für Gas zu Belcuchtlingsznncken in einem regel mäßig belencknelen Raume O. Für Gas z» Kockizmecken bei einer Lampe von Watt SO s 26 s 30 s 40 s 60 hängende Gasbrenner stehende Gasbrenner bei Mit benutzung eines Koch herde? bei Nicht- beiintzniig eines Koch herdes Ä 16 erzen <be 20 i Metalld 25 rahtlampen) 82 j 60 Zwerg Liliput Normal Liliput Normal .« Juni J"li 1 Breiiiislunde kostet. . . . 12 13 2 90 3.10 0,24 3.60 8.90 0.30 4,30 4,7» 0,36 5,75 628 0.48 8 66 9 38 0.72 3.28 3 50 0.27 8.91 6,35 0 49 8 05 8 70 067 7.IO 7 65 0,59 9 70 10 85 0 81 56.70 56.70 l Brenne 56.70 56 70 183 .« Dresden, am 23. Juni 1922. Der Nat zu Dresden, Betriebsart. Das erste deutsche Mltstkdrama Zum 1t»0. Todestage E. T. A. Hoffmanns am 28. Juni Von Robert Hi l lma » n-Hochheim Am 23. Mai 1813 kam Hoffmann von Bamberg nach DreS- den. In ihm tritt uns eine eigenartige Erscheinung gegenüber. Bol Beruf Jurist, von Begabung Maler, Dichter, Musiker, eine sich rücksichtslos auslebende Natur, dabei aber weich und gemüt voll, ohne festen Willen, nervös-reizbar und zum Deimonenglan- ben geneigt, ein feiner Beobachter des Lebens, ein ironischer bizarrer Schriftsteller von nicht gewöhnlicher Veranlagung bringt er sein Leben in buntem Wechsel hin, jagt durch Glück und Elend, um >m Alter von 46 Jahren i» schwerer Krankheit dahinzu- welke». Seine auffallende musikalische Begabung fand eine gilt« Ausbildung uird durchdrang in der Folgezeit seine Berufsstudie» und AmtSgcschäfte. Der dramatischen Musik wandte er sich be sonders nach t804 zu, da er in Warschau als Regierungsrot tätig war. Er vertonte damals El. Brentanos „Lustige Musikanten", sch, iek die romantische Oper „Liebe und Eifersucht" und die komische Oper „Die ungeladenen Gäste". Der Erfolg war nicht hervorragend. Trotzdem faßte er den Plan einer Fanstoper, zu der ihm der Schicksalsdramatiker Zacharias Werner de» Text schreiben sollte. Do zogen die »apoleonischeu KricgSwetterwolken verheerend herauf. Hoffmann verlor in der Folge Amt und Einkommen. Nun dem Nichts gcgcnübcrstehend, wählte er einen der unsicher sten Berufe, den eines Kapellmeisters. Glücklich fand er eine Stelle am Bambergcr Theater, das dem Grafen von Soden un terstand. Hier konnte er seine vielseitige Begabung auswerten. Dw wechselvollen Schicksale des Theaters in jener Zeit aber färbten auch auf Hoffmanns Existenz ab, und das Elend saß nur zu häufig an seiner Seite. 1813 gab er die bereits 1806 verlas sen« »nd 1810 wieder angetretene Stellung in Bamberg endgül- tig auf und begab sich nach Dresden, wo zurzeit die bekannte Se. condasche Thcatertruppe gastierte und auch in Leipzig Auffüh rungen veranstaltete. Trotz Neberarbeitnng beschäftigte er sich mit Plänen zu neuen Kompositionen, und von diesen trat die Oper „Undine" seit 1812 immer mehr in den Vordergrund. Be geistert dazu hatte ihn das 1811 erschienene beiannle Märchen gleichens Namens von Fonquö, das ja auch Lortzings späterer Oper Stoff und Titel gab. Was aber Hoffmanns Plane eine erhöhte Bedeutung ver leiht, ist die Absicht, Musik und Dichtung zn einem einheitlichen Ganzen zu verschmelze», also keine Oper im bisherigen Stile zu schreiben, sondern ein Mnsikdrama und zwar das erste seiner Art. Da er von der Notwendigkeit ansging, daß aus der Dichtung heraus die Musik entstehen müsse, daß die dichterische Grundidee dem Geiste der Musik unverwandt sein müsse, daß die Musik erst daö geheimnisvolle Geisterreich der Romantik auf- schließcn könne, trat er mit dem Dichter Fougnö in engste Be ziehungen, um eine dichterische Grundlage zn erhalte», die seinen Zwecken dienlich war. AuS seinem Briefwechsel darüber mit Fougnö geht hervor, daß es Hoffmann weniger auf musikalische Einzelarbeit ankam, als auf eine mustkdramatische Gesamttom position; denn er malt Fougnö mit Worten den Charakter seiner Musik, »ni eng mit ihm zusammenzugeheii. Gar manche Stelle des interessanten Schriftwechsels erinnert an das, was der un erreichte Meister deS Musikdramas, Richard Wagner, nach Jahr zehnten darüber geschrieben hat. 1814 teilte .Hoffmann die bedeutendsten Stellen dem Dichter mit. Erst 1810 am 8. August wurde „Undine" im Berliner Sthauspicthause uraufgeführt. Der Erfolg war bedeutend, 23mal in eineni Jahre ging sie dort in Szene. Aber das Schicksal spielie wieder Hoffmann übel mit. 1817 am 29. Juli beim Brande des Schauspielhauses ging auch die vom Komponisten nnd Schinkel entworfene Dekoration zu dieser Oper verloren. Eine Ausführung ini Opcrnhause lehnte Hoffmann ab. So ver schwand das Stück und nur einige Male erinnerte man sich noch seiner. So ließ 1839 Mendelssohn Teile daran? im Leipziger Gewandhaus vortragen. 18SL fand man die verloren geglaubte Partitur wieder auf, und 1606 gab HanS Pfitzncr den Klavier- auSzug heraus. Eine Aufführung deö denkwürdigen Werkes hat man 'licht wieder versackt. Lortzings „Undine", die bei weitem nicht an di« Hoffmannsche heranreicht, wurde beliebt und ließ die andere völlig vergessen. Nicht ohne Wert dürfte aber die ausführliche Kritik sein, die Karl Maria von Weber zuerst 1817 in der von Nochlitz her- ausgegebcnen „Allgemeinen Musikalischen Zeitung" über Hoff- mannS Musikdraina veröffentlichte, und die in des Meisters ge sammelte Werke überging. Jhni erscheint die Tcxtbearbeiinng als ei» dramatisiertes Märchen, in dem wohl manches mehr verdeutlicht sein könnte, das aber keineswegs unverständlich ist. „Desto deutlicher und klarer in bestimmten Farben nnd Umrisse» hat der Komponist die Oper ins Leben treten taffen. Sie ist wirklich ein Guß, und Referent erinnert sich bei oftmaligem Rnhöre» keiner Stelle, die ihn nur einen Augenblick dem magischen Liederkreise, den der Tondichter in semer Seele hervorrief, entrückt hätte. Ja, er erregt so ge» tvaltig vom Anfang bi? znm Ende das Interesse on der mnsika- lischcii Entwicklung, daß man nach dem erste» Anhörcii wirklich das Ganze erfaßt hat und das Einzelne in wahrer Knnstnn schuld und Bescheidenheit verschwindet." Weber hebt dann bcrvor, wie durch Melodiewahl und Jnstrumentaiion die einzelnen Charak tere scharf sestgelegt »nd kervorgebobcn seien. Auch die Leit motive, die später Wagner so glänzend cnisgestaltete, spiele» in der „Undine" bereits eine wichtige Rolle. Für sehr gelungen »nd wirklich groß gedacht hält Weber den Schluß der Oper, wo der Komponist noch als Krone und Schlußstein alle Hannonienfülle rein aclitstiminig >m Dappel- chorc ausbreitet. . ., wodurch der eigentliche tragische Schluß eine so herrliche Beruhigung zurückläßt . . . Das ganze Werl ist eines der geistvollsten, das »»8 die neuere Zeit gescheut! hat. Es ist das schöne Resultat der vollkommensten Vertrautheit »nd Erfassung de? Gegenstandes, vollbracht durch ties über legten Jdeengäng »nd Berechnung der Wirkungen alles Kunst- materialS, zum Werke der Kunst gestempelt durck schön und innig gedachte Melodien. Soweit Karl Mario vo» Weber. Sein Sehlußwiinsch, daß Hoffmann der Welt bald wieder etwa? so Gediegenes schenken möge, ging nicht in Erfüllung 1822 am 25. Juni verließ der Meister der „Undine" diese Welt Vieleicht erinnert sich unsere Zeit, die so viel Wertlose» anSgräbt und zn kurzen, Scheinleben erweckt, auch einmal irne- der an die wertvolle „Undine" E. T. A. Hoffmanns und erfüllt durch würdige Aufführungen die Forderung Richard Wagner»: „Ehret eure deutschen Meister!"