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tz-onntag, den 22. November 1925. Nr. 269. Seile 2 aber wir haben damals gleichzeitig die von der Masse des Volkes nicht verstandene Art und Weise der Fraktion oder mit anderen Worten die Takti k, in der sie sich in diesem Jahre bei bedeutsamen Gelegenheiten gefallen hat, heroorgehoben. Wir hatten auch damals Wirth als den Exponenten dieser über die Taktik der Fraktion Mißgestimmten ge kennzeichnet. Wirth konnte nun in der Tat in Kassel keinen Beweis für ein grundsätzliches Verlassen der Zen trumslinie seitens der Fraktion Vorbringen und wenn jemand infolge der blendenden Beredsamkeit des ehe maligen Kanzlers doch zeitwe ' u dem Glauben ge kommen ist. so wurde er dura e wahrhaft groß und staatsmännisch durchdachten Reden Stegerwalds und Brauns, eines besseren belehrt. Diese beiden Männer haben allerdings in der tref fendsten Art und Weise jene politischen Moments heraus geschält, auf die es grundsätzlich ankommt. Sie waren die Hauptträger der Wirthschen Gegenpartei und haben in eingehender Form die Gebiete der Außenpolitik, der Sozialpolitik, die Fragen des Zusammengehens mit der Rechten, das Problem der Republik und anderes behan delt. Das, was bei den grausam realen Tat sachen der Vergangenheit (diese Realitäten werden be kanntlich von einem Gefühlsmenschen allzu leicht außer acht gelassen) erreicht werden k o n n t e, das hat das Zen trum in den Grundzügen erreicht. Durch die Krisen macherei der Deutschen Bolkspartei zur Bildung einer- reinen Nechtsregierung gezwungen, blieb ihr vor Jahres frist nur die eine Möglichkeit entweder als fruchtlose Oppositionspartei die Hände in den Schoß zu legen, oder innerhalb der Regierung das zu erringen, was er reichbar war. Die sozialpolitischen Ausführungen Brauns verdienen besonders in diesem Sinne höchste Beachtung. Brauns wird in der nächsten Zeit in eingehenden Artikeln die Entwickelung auf diesem Gebiete dorlegen. Beide Redner aber machten, nachdem sie die Politik der Ver gangenheit gerechtfertigt hatten, neue bemerkenswerte Aeußerungen über ihre Einstellung zu rechts und links und über ihre Auffassung der Republik. So bekannte nun Brauns ganz ausdrücklich: „Dieses Deutsch land kann nur unter der republikanischen Ber fa s s u n g aufgebaut werden". Dieses Bekenntnis wurde sofort als ein Kompliment gegenüber dem Gegner ange sehen und als ein Fortschritt, daß sich Männer (auch Stegerwald hat später das gleiche getan), von denen man es vielleicht nicht erwartet hätte, endlich auch äußer- l i ch aus der Unklarheit hervorwagten. Das war um so bemerkenswerter, als noch am Abend vor dem Partei tag in einer Sitzung der Fraktion, die in Kassel stattfand, sich folgendes ereignet hatte: Eine Reihe von Fraktions mitgliedern sprach sich gegen die „Germania" aus. weil sie in ihrer Sonntagsausgabe neben einem Begrüßungs artikel für die Kasseler Tagung auf der ersten Seite auch die schwarz-rot-goldene Flagge mit den Auf schriften: „Für Wahrheit, Freiheit und Recht" gebracht hatte. War die Offenheit Brauns und Stegerwalds nun am ersten Tag der Verhandlungen bereits ein Erfolg Wirths? Es wäre müßig, darüber zu streiten. Brauns und Stegerwald aber erfaßten dann gleichzeitig das Pro blem der Republik in ihrem lieferen Sinn, indem sie den demokratischen Gedanken als das Ausschlag gebende hinstellten. Und mit Ueberlegung forderten sie, daß gerade auf Grund dieser Demokratie dieToleranz nach allen Seiten gewahrt werde. Stegerwalds Aus einandersetzungen über Republik und Monarchie waren sehr treffend. Im Gegensatz zu Wirth ist er immer be müht, den realen Momenten Rechnung zu tragen. Aber auch er macht eine große Verbeugung vor Wirth. indem er ihn als eine politische Intelligenz an spricht, die unbedingt der Partei erhalten werden müsse. Während Wirth mehr als der radikale Bekämpfer der Rechten erschien, versuchten Brauns und Stegerwald auch den Weg nach rechts nicht aus dem Auge zu lassen. Diese Auffassung ist natürlich in bezug auf die Vergan genheit zu verstehen. In diesem Sinne stellte Brauns zum Beispiel auch das gute Bemühen der deutschnatio nalen Minister, zu einer Verständigung im Kabinett zu gelangen, fest, und brachte noch einmal zum Ausdruck, daß nur die Tagung der deutschnationalen Landesver bände letzten Endes alles zerschlagen habe. Diese Fest stellung war an und für sich gut, aber wir sehen nicht ein. warum Brauns heute noch Veranlassung nahm, diesen dentschnationalen Ministern Kompliments zu machen. Wir stellen vielmehr die andere Frage. Wenn diese Minister die ehrliche Absicht hatten und viel leicht im Grunde ihres Herzens von der Not wendigkeit des Locarno-Vertrages überzeugt waren, warum fanden sie dann nicht den Mut, diese ihre innere Ueberzeugung jenen Parteidelegierten und ihrer eigenen Fraktion zum Trotz auch äußerlich zum Ausbruch zu bringen, anstatt durch ihren Austritt aus dem Kabinett sich wie unmündige Kinder zu gebärden und der Wahr heit ins Gesicht zu schlagen. Brauns hätte hier Gelegen heit gehabt, das Verhalten der deutschnat-onalen Mini ster in aller Form als ein spezifisches Merkmal deutsch nationaler Politik überhaupt zu kennzeichnen. Wenn nun auf der einen Seite feststeht, daß in der Auffassung der Grundsätze der Partei zwischen Wirth und der Fraktion kein Unterschied besteht und alle das selbe Endziel im Auge haben, so könnte auf der anderen Seite die Frage aufgeworfen werden, ob denn zur Be seitigung der Nebensächlichkeiten so viel Aufhebens, wie in Kassel gemacht wurde, erforderlich sei. Darauf ist zu erwidern: Diese Nebensächlichkeiten hatten in den Augen der Wähler so stark die Eigenart einer Hauptsache angenommen, daß eine Klärung unbedingt nötig wurde. In den Augen der Masse wird nämlich die Form und Art, in der eine Politik geführt wird, immer am stärk sten berücksichtigt. Das in die Augen Springende, das äußere Drum und Dran, mit anderen Worten die Tak tik, die bei Erreichung eines Zieles eingeschlagen wird, ist immer das Interessanteste für die Masse. Sobald diese Taktik nicht mehr verständlich wird, und schließlich noch hinzukommt, daß auch einmal das Ziel nicht mehr er reicht wird (wie in diesem Sommer die „Bekehrung" der Deutschnationalen), dann ist es mit der Ruhe der Masse vorbei. Die Entwickelung der letzten Wochen nun hatte be reits in wichtigsten Punkten über die von der Partei einzuschlagende Taktik eine Klärung vorweggenommen. In bezug auf die Außenpolitik schlechthin bestand ja über haupt keine Meinungsverschiedenheit. Bezüglich des Zu sammengehens mit den Deutschnationalen war die nächste 1 W NMUM Paris, 21. November. Das Kabinett Painlcvc, das im Ver laus der gestrige» Kammerdebatte unstreitig in eine kritische Lage versetzt wurde, ist gerettet. Bei Ausnahme der Sitzung um 1l> Uhr wurde zur Abstimmung über den Antrag aus Eintritt in die Sonderdebatte geschritten, nachdem Painleve namens der Regierung die Bertrauenssrage ausrecht erhielt. Der Antrag wurde mit 294 gegen 259 Stimmen angenommen. Leon Blum hatte namens der Sozialisten erklärt, daß seine Partei trotz der Versicherung dcs Ministerpräsidenten in die Pläne der Negierung kein volles Vertrauen setze. Trotz allem wollen die So-ialisten die Vorlage merkwürdigerweise ermöglichen, S h. sie stellen fest, das; eine Erhöhung der Vorschüsse an den Staat um 15 Milliarde geplant ist. Sie nehmen an, das; es von der Negierung abhänge, das; diese Ziffer nicht überschritten werde und sie machen es zur Pflicht, festzustellen. das; sie gegen jede weiteren anderen Zuschüsse stimmen werden. Dagegen stimmen sie für den Eintritt in Sie Sonderdebatte. Unser Pariser Mitarbeiter schreibt uns: Natürlich hatte Painleve beim Abgang Caillaux auch keine Spur von einem Finanzplnn in der Tasche, er wußte eben nur, daß Caillaux' Pläne vielleicht eine Mehrheit in der Kammer ge sund.'» Hütten, aber nicht die, welche ihm und dem „Konzil von Nizza", lies: dem radikalen Parteitag- in Nizza behagte. So halte er vergeblich erst, und dann auf ganz radikale Art, Cail- laux aus dem Ministerium he> ausmanövriert. Nun hieß es auch aulbauen, und das ist eine andere Ge schichte. „Denn Painleve liebte Gaillaux nicht, doch seine Pläne mocht' er gern", da er nämlich selber keine hatte, und nun diese als Grundlage zu benutzen und sie nur in etwas radikal-sozia listischem Sinne umbiegen wollte, um so wieder die Gesamtheit dcs Kartells siir sich wiederzugewinnen. Aber zuerst veröffent lichte Caillaux selbst seine Pläne, machte so allen Ideendiebitahl gleich verdächtig, und ferner fanden die Sozialisten seine Vor schläge nicht weitgehend genug, — im Sinne der Kapitalabgabe — und verweigerten ihm von vornherein das Vertrauen, das man ihm nur geben werde, falls er eben sich ausgesprochener »ach links orientiere. Nun gehen die Besprechungen hin und her. Schließlich h« Painleve der Finanzkommission einen Vorschlag vorgelegt.w sozusagen die Kapitalsabgabe angewandt wird, wo v-r Stao eine Hypothek auf alle Güter erhalten, an allen Industrieuntei nehmen, an allen Handelsgesellschaften und an ihrem Gewin, teilhaben soll. Eine besondere Amortisierungskasse soll geschah fen werden, damit der Bürger nicht das G:sühl habe, sei» dai gebrachtes Opfer verschwinde im ewigen Danaidenfässe de Staatshaushaltes. Aber vorläufig, um Lust und Raum zu bekommen, müsj man mit einer vorübergehenden Inflation beg-nne« Dem widersetzlen sich die Sozialisten. denn nach ihrer Mei nung müsse man aber auch um jeden Preis, die Inflation vei meiden, da vor allem das arbeitende Volk zuerst betrotfen wiird> Ter Staat sollte vielmehr die Bezahlung der nun fälligen Kurz fristigen Bons einfach bis zur Eintreibung der ersten Karülrlr abgabe aufschieben, so erhalte man den nötigen Raum, un? sei ner dürften die Bauern und die Beamten nicht so geschont wer den, wie es die Regierungsvorlage verlange, die ja keine eigens liche Kapitalsabgabe, sondern nur eine besondere Zusatzsteus aus alles Einkommen vorsehe. s Allerdings wurde der sozialistische Antrag in der Kommis sion selbst zuriickgcstoßen, doch Painleve, das schwankende Roh im Novemberwind, setzte sich aus Angst, die Sozialisten möchte! gegen ihn stimmen, in der Kammer gleich hin und färbte sein- Pläne etwas röter. Daß es allen, denen Frankreichs Heil und Rettung wirklict am Herzen liegt, bei diesen Schwankungen und Zänkereien lüttes zu Mute wird, ist leicht zu begreifen. Besonders oenen. die an Iwrlamentarischen Regime hangen, denn die letzten Ereiznissi können es im Geiste des Volkes nur zugrunde richten. So klag das alte liberale Blatt, „Le Journal dcs Debats". über die Per bunzung des parlamentarischen Geistes, dadurch das; nur klein liche Parteiinteresfen die Männer, die an der Spitze stehen unl als der Nation verantwortliche Führer sich bewähren sollen, zr ihren Marionetten machen. Und zudem schob man Caillaux zurück, er wäre „Inflatio-i nist", und nun will Painleve selber neue Papierbildche» drucken Denn bemerkt der ..Figaro" mit Bitternis und etwas Hohn unj erklärt die kartellistische Gesinnung also: „Es gibt zwei Arte» von Inflation: die gute und die schlechte. Die schlecht; ist die welche die anderen mach-n (und welche ein Staatsverbrechen ist) Die Inflation, die man selber treibt, ist gut und notwendig . . L Weil er für Locarno ist — M..tzlose Angrijje oer Liechten gegen öen Aeichspraji-ensen - MS § Jetzt ist auch der Neichsprä'ident Hindenburg Vvn der Nationalist! chen Hetze nicht verschont geblieben, weil er die Lvcarno-PoliM der Reichsregierung billigt. Hinden- bnrg hat damals e nein Kabinettsrat Präsidiert, der der Paraphierung der Verträge in Locarno zustimmte und da mit auch den Jnßa't dieser Verträge bestätigte. Nunmehr bat unter dem Vorsitz Hindenburgs der Kabinettsrat nach Prü'ung der zuge icherten Rückwirkungen sich einmütig ent- 'ch.vssen, dem Reichstag die Annahme der Verträge zu empfehlen. Das Reichskabinett selber hat formell und zwar ebeittalls einmütig diese Vertrüge angenommen. Von der deut'chnationalen Presse wird nun der Versuch ge macht, d>- "'--i'tung Hindenburgs als ganz bcdentungs- 'os darzi sell'! und zum Ausdruck zu bringen, daß Hin tenburg !. .uicr Unterschrift noch lange nicht dem Jn- Fnhalt l e. Verträge zuznstimmen brauche (!s. Die „Leut che Zeitung" macht aber selber demgegenüber geltend, daß, wenn Einkenvur-z den Vertrag ratifiziert, er ihn auch durchaus billire Daran sei nichts zu deuteln und zu drehen. Ve'ondcrs erbaulich ist es, daß Ludendorff, der einen nicht geringen Teil seines Ruhms der Bescheidenheit l es General'eldmar challs zu danken hat, den Reichspräsi denten zum Rücktritt aussordert und ihm eine Lektion über wahres und echtes Nationalgesühl erteilt. Sein ..keut'ches Herz", so schreibt Ludendorff im „Völkischen Kurier", krampie sich zusammen, wenn er sehe, wie der n-eneralfeldmar'chall im Begriffe ist, seinen Ruhm zu opkern, und er sei geopfert, wen» sein Name unter dem Dokument ker Schande und Unehre stehe. Der Artikel Ludendorsss gipfelt in den Sätzen: - „So'tte allerdings der Reichspräsident die Locarno- Politik für richtig an'ehcn, dann muß jeder Deutiche, der noch nicht mit Schwarz-Not-Gold verseucht ist oder sich allein dem Gott Mammon verschrieben hat. Fin Haupt re hüllen. Tann ist die Nelchspräsideutschasi des Generatseldmarschalls rine Gefahr für vcn nationalen Willen geworden." Das wagt derselbe Ludendorff zu schreiben, der in den ''chwersteil Tagen des deutschen Volkes guten Rat annahm inkognito nach Schweden ging, während Hindenburg bis zii"etzt an der Spitze des Heeres blieb. Wir glauben, Hlnkenburg wird auch diesmal das Ludenhorffsche Rezept des Beiseitegehens nicht befolgen. Aus einen ähnlichen Tön wie der Ludeudorffsche Artikel Und all die Telegramme gestimmt, die in dienen Ta e? ans a'l'ii Teilen des Reiches (merkwürdigerweise bis aus die einzelnen Worte übereinstimmend im Textt auf d e Kanzlei des Reichspräsidenten herniederregnen. In den Te'egrammen be'chwört man, in den Zeitungsartikeln grollt man, an den Stammtischen schimpft man schon. — Vor ke Wahl las man's anders. Da war Hindenburg ..der Netter." Jetzt aber, da er sich wirklich entschlossen eigt, das zur Rettung Deutschlands notwendige zu tun, wird eine Reichsvräsidentschaft zu einer „nationalen Gefahr". Die Prophezeiung Dr. Wirths ist also eingc- trossen: Die gleichen Männer, die gleichen Parteien, die dem Generalseldmarschall Hindenburg bei der Wahl als politische Gegner gegenüberstanden, müssen ihn als Re-chs- prände iten heute gegen die unwürdigen und maßlosen An griffe seiner Wähler in Schutz nehme». Zukunft gleichfalls klar. Wirtk) war — wie oben er wähnt — s. Zt. gegen die Beteiligung der Deutschnatio nalen an der Negierung, weil er auf Grund seiner in tuitiven, weitvorausschauenden Erkenntnis das Versagen der Deutschnationalen klar erkannte. Stegerwald aber wollte erst die Probe auss Exempel machen — nicht etwa ans Lust am Experiment, sondern um nachher auf Grund seiner Erfahrung den Deutschnationalen das Zeugnis der Unbrauchbarkeit ausstellen zu können. Wäre die Frak tion nicht mit den Deutschnationalen gegangen, so hätten diese letzteren heute und in aller Zukunft immer wieder Gelegenheit zu behaupten, daß man ihre Mitarbeit über haupt nicht wolle und sie einfach in ihren besten Kräften sabotiere. Ja, Stegerwald behauptete sogar offen, daß er nicht einmal mit der Brauchbarkeit der Deutschnatio nalen gerechnet habe, aber trotzdem das Experiment ge macht habe, um die Oeffentlichkeit zu überzeugen. Wirth und Stegerwald waren sich also einig im Ziel, nur ihre Wege gingen auseinander. Wir haben dieses Beispiel mit Absicht gewählt, um zu zeigen, um was sich die „große Uneinigkeit" im Zentrum eigentlich immer dreht. Heute nun, — um bei dem Beispiel zu bleiben — wo die Deutschnationalen sich faktisch in aller Form als un brauchbar erwiesen haben, kann es also auch keine Schwierigkeiten, mehr in der Behandlung dieser Frage geben. Man ist sich einig in der Partei, — und Steger wald hat das in aller Deutlichkeit betont — daß nur IIII orvLüvn, ktovemver / osrsmvvr 1S2S ^U88teIIlIN8 Veul8clie Malerei im ly. zabttninctert Ueuerbsck — beibl — Kierses — Uinie — Trübner — Tticnns bieberni-um — Lievogt — Lonntk — Kokoscklc» u. I LsSsrle Arnold, I noch die große Koalition und wenn nötig auch die Auflösung des Reichstages in Frage kommen kann. Es bliebe noch das dritte Problem: das der Repu blik. Auch in dieser Frage ist, wie bereits angedeutet, ganz erhebliche Klärung erfolgt. Es ist gut, daß einmal klar und deutlich festgestellt wurde — an und für sich war das eine Selbstverständlichkeit —, daß auch die ent schiedensten Republikaner (man muß allerdings diesen Ausdruck richtig verstehen und nicht im demagogischen Sinne mißdeuten) Platz in der Partei haben und daß man die gegenwärtige Staatsform nicht nur gegen Ge maltangriffe schützen, sondern sie in positivster Ar. beit bejahen müsse. Und vor allem den Ausbau der Republik in christlichem Sinne in Stadt und Lank vornehmen wolle. Wir bemerken noch einmal, daß die ser Zusatz in „christlichem Sinne" ganz außerordent lich wichtig ist, vor allem, um dem Schicksal Frank reichs zu entgehen, und schließlich, weil ein echt christ licher Sinn zunächst echt demokratisch sein muh uni Toleranz zu üben hat auch gegen solche, die nicht inner- lich von der Notwendigkeit der Republik überzeugt sind. Dabei ist vorausgesetzt, daß sich diese letzteren keine Autoritätsverletzung gegen den Staat zuschulden Korn, nien lassen. Das Bekenntnis zum gegenwärtigen Staat ist heute in der Tat um so notwendiger für die Zentrums partei, als die Feinde dieses Staates so überaus groß sind. Gerade sie Ausführungen Westarps auf dem Deutschnationalen Parteitag haben manchem die Augen darüber geöffnet, wie die Deutschnationalen immer noch die Beseitigung der republikanischen Staatsform als ihre e rst e Aufgabe ansehen und über dieses Thema die übrige positive, im Dienste des Volkes liegende. Arbeit vernach- lässigen. Wir glauben, daß man im Punkte Republik die Geister noch weiter hätte klären können, wenn ein mal das Zentrum sich bereit erklärt hätte, in aller Form die Regierung dahin zu drängen, daß z. B. die sogen. Vaterländischen Verbände ihr Unwesen einstellen, oder daß Beamte, die von der Republik bezahlt werden, für eben dieselbe Republik höhnende Worte finden, oder nicht zuletzt, daß endlich der Flaggenunfug aus der Welt verschwinde und die Karben des Roicbea vo a l l e N! z >