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Sonntag, den 23. November 1925. r ' „Wie heißen die denn?" fragte Duweke. Derlei wuchs fa nicht in ihrer Mutter, Wald, Und eh der andere noch ge antwortet hatte, fuhr sie fort: „Duften sie auch?" Nein, die Hyazinthen dufteten damals noch nicht. Der Gärtner schüttelte traurig den Kopf, es tat ihm leid, das; er nein sagen muhte. „Wer bist du denn," fragte er, „daß du dar nicht weiht? Gehörst du zu unj«rm großen Herrenhaus oder bist du eine aus dem Wald?" Nun, Duweke wußte nicht, was ein Herrenhaus war, si.' wie» mit der Hand in den Wind, mit dem kie gekommen war. Aber den Kopf wandte sie dabei nicht. Sie muhte beständig den Gärtner anchauen, er hatte solch frisches, braunes Gesicht und lachte io freundlich, am liebsten wäre Duweke selbst in seiner Hand gewesen, geraso wie die B.ume, die er zart und behutsam wiegte und die doch auch gewiß kehr glücklich bei ihm sein muhte. „Warum dusien die Blumen doch nicht?" swaqte Du- wete. Bei ihrer Mutter war alles Wohlgeruch und Klingen. „Warum Pflanzt du sie denn überhaupt?" „Weil sie so lieblich ausschauen. Sieh sie dir doch an!" Er lachte wieder und reichte ihr eine hinüber. Aber Duweke blickt sie an und wagte sie nicht zu nehmen, ihr war nur, als mühte es wunderschön sein, von diesem Bursch lieblich genannt und sorgsam getragen zu werden, sie wollte die große Freude der Blühenden nicht stören. „Hast du Blumen so gern?" fragte sie aufschattend und trat dabei näher. Sie hätte wissen mögen, woher das B.inken kam, das dem Burschen hinter den Augen sah. „Hast sie so gern?" fragte sie verlangend. Da flog ein Lachen über des Gärtners Gesicht, er griff flink »ach Duwekcs Hand. „Aber dich könnte ich noch lieber haben, 'o ch feines Ding, wie du bist!" Wie hat die arme Duweke iich erschrocken: Nie 'satte sie gedacht, daß ein Mensch so keck sein könnte. Mit einem leiien Schrei ist sie zurückgesprungen. Aber sie ist noch nicht geflohen, einen Augenblick wollte sie noch warten. Da klang vom Herrenhaus die MittagSglockc zum zweitenmal, etwas zornig für die Nachzügler. Der Gärtner er'chrak. „Da komme ich gewiß zu spät", rief er, „der Baas wird schön gehalten. Aber hör, Mädchen, komm heut abend wieder, da Hab ich viel Zeit! Kommst auch sicherlich", stagte er und bettelte von Herzen. „Ich weiß es nicht!" Duweke nickte verlegen, nein wagte sie nicht zu sagen. „Du kommst schon, fa?" rief der Bursch lachend und kiel kn langen Sprüngen zum großen Haus kn der Ferne. Das kleine Mädchen aber schwang sich flugs in den Wind und fuhr wie ein Vogel zu Frau Holle heim. Herz klopfen hatte sie von ihrem halben Versprechen. Da waren auch schon die anderen Schwestern und hatten alle etwas Seltsames erlebt und erzählten aufgeregt von Himmel und Tieie und von Buch und See. Aber keine einzige hatte ein so wunderliches Abenteuer wie Duwele hinter sich. Nein, als die zu Ende erzählt hatte, sagten alle zwanzig mit feinen Stimmen, das müßten sie sehen und alle wollten zum Abend bestimmt daheim sein. Einen Gärtnerburich wollten sie auch kennenlernen. Dann sanken ihnen bald die Köpfe auf die Brust, so müde waren sie von dem weiten Fluge. — Frau Holle aber, die sie so sehr behül hatte, spürte, wie die Kräfte der Zarten von dem AuSfl mitgenommen waren. Ach, sie wußte kaum, wieviele ^ bis zu dem großen Garten fliegen und geschweige L:,.u den nächsten Morgen erleben würden. Weil sie ihr aber bitter »Lid taten in ihrem Jungmägdetum, sann sie nach, w'e sie ihnen ein Glück zu erhalten vermöchte. Und sie schuf eine Blume, die sah aus wie die Hyazinthen, die der Gärtner gepflegt hatte, viele kleine Blüten tat sie daran. Und sie ries ihre schlafenden Kindlein alle zusammen, bettete eine ,ede :n eine der kleinen Glocken hinein, zu allcroberst aber die kleine Duweke. Dann gab sie ihnen vom Duft aus dem Berg mit und eilte mit der Blume und den Kinderchen zum Herrenhausgarten, wo der Gärtner Duweke entdeckt hatte. Voreilig pflanzte sie die wippenden Blüten mitten in? Beet, es waren die schönsten von allen. Und als der er staunte Gärtner zu Abend auf das Wundermädchen wartete, zan er die neue Blume, vernahm ihren Dust und vergaß Meister Martin der Küsner und seine Gesellen Bo» E. T. A. Hoffman», f«. Fortsetzung.) Nachdem Friedrich lsi's Lied gesungen, zog er aus feinem RUsebündcl ein S-ücklein Wachs yervor, erwärmte 8 an se.ner Brust und begann eine schöne Rose mst hundert feinen Blättern sauber und kunstvoll auszukneten. Während der Arbeit summte er einzelne Strophen aus dem Liede vor sich hin, das er gesungen, und so ganz in sich selbst vertieft, bemerkte er nicht den hübschen Jüngling, der chon lange hinter ihm stand und emsig seiner Arbeit zuichciute. „Ei, mein Freund", fing nun der Jüngling an. »ei, mci, Freund, das ist ein sauberes Stück, was Ihr da formt." Friedrich schaute ganz erschrocken um sich, als er aber dem fremden Jüngling in die dunklen freundlichen Augen sah, war es ihm, als kenne er ihn schon lange; lächelnd erwiderte er: „Ach, lieber Herr, wie wöget Ihr nur eine Svielerci beachten, die mir zum Zeitvertreibe dient auf der Reise." „Nun", fuhr der fremde Jüngling fort, „nun, wenn Ihr die so getreulich nach der Natur zartge formte B'ume Spielerei nennt, so müßt Ihr ein gar wackrer geübter Bildner sein. Ihr ergötzt mich auf doppelte Act. Erst drang mir Euer Lied, das ^hr nach der zarten Buch stabenweise Martin Häschers so lieblich absanget, reckt durch die Brust, und jetzt muß ich Eure Kunstsertigkeit »n Formen hoch bewundern. Wo gedenkt Ihr denn noch heute hinzn- wandern?" „Das Ziel," erwiderte Friedrich, „das Zie» meiner Reise liegt dort uns vor Augen. Ich will hin nach meiner Heimat, nach der berühmten Reichsstadt Nürnberg. Doch die Sonne ist schon tief hinabgesunken, deshalb will ich unten im Dorfe übernachten, morgen in aller Frühe geht's dann fort, und zu Mittag kann ich in Nürnberg fein." „Ei," rief der Jüngling freudig, ,,ei, wie sich das so schön trifft, wir haben denselben Weg, auch ich will nach Nürirberg. Mit Euch übernachte ich auch hier im Dome, und dann ziehen wir morgen weiter. Nun laßt uns noch ein» plaudern." Der Jüngling, Reinhold geheißen, warf Nr. 2SS. Seite 1v aNe», was er vor hatte, stand nur die ganze Zeit vor der Schlummernden und streichelte sie und freute sich wie ein König zu seiner Königin. So sind ,ene FraühoNentöchter dazu gelommen, ok, dem Gärtner zu bleiben und es sind viele neue Blumen aus Ihnen gewachsen. Liebschwestern wollen wir sie nennen unl khrer Einfalt denken und Frau Holle dankbar sein, daß sie ihre Schönheit und ihren Dust den Menschen schenkte. Jum Tag -er heiligen CScilia „Eäcilia, -eine Dienerin, dient dir gleich einer fleihigen Bien e." Mit diesem Loblied verherrlicht am 25. Sonntag noch Pfingsten die Kirche eine der ehrwürdigsten Frauengestalten aus der altchristsichen Zeit. Sie verleiht der heiligen Jungfrau und Märtyrerin Cäcalia ein Attribut, das aus der einen Seite an die Geheim- und Bildersprache der Kirche, auf -er anderen Seite wieder an den Sprachgebrauch d:r heiligen Schrift, namentlich des Weisheitsbuches Salomos erinnert. Eäcilia, „die emsige Biene", kennzeichnet die ganze Lebensentfaltung der heiligen Märivrerjungfrau. Wie di: Biene aus dem Blütenkelch ihre Nahrung, ihren Honig zieht, so ist gerade der Heiland, sein Wort, sein Sakra ment für Cacilia jene fortwährende und ununterbrochene Gei stes- und Seelennahrung gewesen, jene geistige Blüte, die die Biene Eäcilia ständig umflog, um durch ein Eindringen und Turchdringen ihres göttlichen Herrn und Meisters als seine treue Magd und Dienerin in Beharrlichkeit und Hingab: ihm nur an zugehören. Es war eine so gänzliche Hingabe an seinen Dienst, eine so völlige Preisgabe aller irdischen Neigungen, daß sie in allem und in allen nur Christus suchte. Und war nicht so auch schon das Wohnhaus der heiligen Eäcilia, bevor es noch um das Jahr 2M durch Urban l. in ein christliches Gotteshaus umgewandelt wurde, von ihr selbst zum Gotteshaus umgeschasfcn, wo sie mit ihrem christlichen Gesinde nur dem Herrn und nur um den Herrn lebte und alles zu Chri stus hinführte, wie ihren Bräutigam Valerian und dessen Bru der Tiburtius, die durch die Erscheinung überwältigt, aus der Hand Urbans die Tauf begehrten! Wie herrlich, wie lieblicher Honigseim lauten die Worte, di: Eäcilia an sie richtet. Die Biene Christi gibt auch anderen vom Honig zu kosten, den sie aus Christi Herz gesogen. Und so „führt sie Tiburtius und Valerian zur Krone des Martyriums." Und was Eäcilia für ihre nächste Umgebung gewesen, das wurde sie für die ganze Stadt Nom. deren vornehme Frauen sich Eäcilia zur Schutzherrin erwählten, das ward: sie für alle kom menden Geschlechter, nicht bloß der Gegenstand der Liebe. Ver ehrung und Nachahmung, der frommen Nonnen, die über ihrer Gruft ihre Chorgebete leise singen oder den feierlichen Psal- mengcsang der Kirche anstimmcn. noch genau in der Weis:, wie er in Läciliens Tagen schon geübt worden ist, sondern auch das hehre Vorbild christlicher Frauen und Mädchen, die in Cäciliens Leben und Sterben eine wunderbare Nachnhm mgskrast erfahren, und selbst noch uns:rem ganz modernen Geschlechts nötigt sie stille Verwunderung ab, das unsere Heilige nur noch kennt aus dem Schaffen unserer Künstler, eines Nasfael, dessen heilige Ca cilia nicht weniger populär geworden ist als die wundervoii be seelte Statue d:s Stefano Maderna, die uns die Heilige dar- slellt in dem Augenblick, wo sic der Todesstreich getroffen und das Herkerschwert ihr den Hal.ivirbel zerschmetterte, noch ganz in der Haltung und Lage, wie man sie bei Eröffnung ihres Sar ges angetroffen hat. Kehraus in Wsmblen Vor kurzem wurde bekanntlich die britische Reichsausstel lung in Wembley geschlossen, die zwei Jahre hindurch geösinet gewesiu ist. Die letzten Tage vor Schluß konnte man ganze Schar.>n von Menschen nach Wembley pilgern sehen, meist Haus frauen aus schlichtem bürgerlichen Stande mit Taschen. Einkauf- Körben und Harmonikakoffern versehen. Die größte Gefahr für die Käufer lag darin, dah man durch die wahren Spottpreise verleitet wurde, zu kaufen, was man nicht nötig hatte. Je näher die Sperrstunde kam, desto billiger wurde alles in Wembley und — desto zurückhaltender und knauseriger wurde das Publikuni Denn die meisten überseeischen Provinzen wollten ihre ausge stellten Artikel lieber mit Verlust an den Mann bringen, als alles wieder einpacken und heimschaffen. In den meisten Teilen der Ausstellung toste es wie in einer brandenden See. So zum Beispiel bei den Straußens:dern Süd afrika», um die ein wahrer Kamps war. Der sehr ansehnliche Vorrat war denn auch in kurzer Zeit verkauft. Straußenfedern sind zwar gegenwärtig nicht in Mode, aber das findet sich voh! wied:r. Und nichts Ist schließlich so vorteilhaft, wie ein paa: schöne Straußenfedern, die den einfachsten Hut vornehm und schick machen. Was in der Abteilung Südafrika auch gut zu gehen schien, waren Kaffeegeschir und Korb'lechtearbeiten die sehr dekorativ wirken. In der Abteilung Ost- und West, afrika fanden Fußmatten im Handumdrehen iiir ein Spott, geld reißenden Absatz, so daß die Käufer wi: wandelnoe Vogel scheuchen aus den Pavillons wieder zum Vorschein kamen Hinter den massiven Terrakottafestungswällen der Gold- kiiste waren Baumwollgewebe zu Kausen, zwar nicht sehr billig, aber stark und fest wie Led:r. Und das Ledsrwerk leibst, das ebenfalls hier verkauft wurde, feuerrot und mit hiib'chcn Strohleisten bestickt, ging gleichfalls spottbillig weg: Zigarettcn- tafchen, Teebüchsen, allerhand Toilettedosen. Etuis usw. Ceylon bot eine prächtige Sammlung Juwelen, vor allem Lchildkrot- arbeiten, zu wehrhaft lächerlichen Preisen an. Hongkong da gegen veranstaltete Versteigerungen inmitten eines wilden Ge dränges. Ganze Haus- und Zimmereinrichtungen, ichwarn chine sische Holzschnittarbeit, kamen beispielsweise unter den Hammer, auch feines Parze lan und Elsenbeinarbeiten. Hier wurden recht gute Preise erzielt, weil die Händler in ganzen Schoren zusammengKausen waren. Gegen das Ende der Ver kaufszeit ging mit dem indischen Palais eine sonderbare Ver änderung vor sich. War es früher ein Ramschbasar gewesen, so bot sich jetzt das Bild des Auszugs der Kinder Israels aus Aegyp ten: Die Schätze des Orients wurden hier umsonst hcrgec.?bcn oder nahezu verschenkt. Alles mußte weg: die reinste Seide, köstliche Stickereien, schimmernde Teppiche, zi:rlichc Kuv'er- arbeiten, wohlriechende Spezereien, feingeschnittenc Sanoeiholz- kästchen usw. usw. Zwei Tage waren dem Ausverkauf an Ort uns Stelle cin- geräumt worden. Dann begann man die Ansstellungsgebäude niederzureißen. Gleich unmittelbar nach der Scklukieier stürm ten ganz: Trupps von Männern und noch mehr Weibern aui die Blumenbeete los und gingen schwer beladen mit Floras Kindern davon, ohne sich auch nur im geringsten um die Polizei zu küm mern. Im Vergnügungspark brannten einige hölzerne Kirmcs- budon nieder, und nur das rasche Eingreisen der Feuerwehr kante größeres Unglück verhüten. p ttovemker silacsistesiend veröliemlicsien ^v,r ciie I^umen der senilen Oexvinnen derßst p. V. silovomder 1925 die si'? ?.>. dem vom Verigb MS'ellten Pennin. dem 20. ds. ßst- silrnnens- und /Xdpessenllnrrgsie an unsere teescsi.uits 8teIIe eingesands sinken. Dos 98 OberlesirerDruno Kuriscsi,Pirna.llosic^tr.5 „ 892 Karl Zcsiober, Apolda i. Tsi" siosstrssie 2. 2486 priedricsi 2apk, Dresden-:'. Ltrasie 133, II. „ 2439 ?rau P. ß^irtscsiink, Liorcka, posl c o-,.. xvsir bei Knuten. „ 4256 siiaupliesirer Opsermann. Witterda Ke» Erfurt. „ 5149 Oiassesimeirer Wilsielrn silirscsi, preisier^ i 5., Zilbersiofssiaks 86. „ 5508 pranx s^übl, Deutersdork L 49 b. „ 2000 pmrnericsi Düring, 8clnrrrisxvalde, siir. II6d. Die Oexvinner der siiurnrnern 80 l, 3021, 6429, 8836, 9328 können nicbt veröffenllicsit xverden, da von diesen Oexvinnern bis jetrt nocii keine siiarnens- und ^diessenansrnben einAeMn^en sind. sich neben Friedrich ins Gras und fuhr dann fort: „Nicht wahr, ich irre mich nicht, Ihr seid ein tüchtiger Gießkünstler, das merk' ich an der Art zu modellieren, oder Ihr arbeitet in Gold und Silber?" Friedrich sah ganz traurig vor sich nieder und sing dann kleinmütig an: „Ach, lieber Herr, Ihr haltet mich für etwas viel Besseres und HöbereS. als Ich wirklich bin. Ich will es Euch nur geradehin sagen, daß ich die Küperprofession erlernt habe und nach Nürn berg zu einem bekannten Meister in Arbeit gehen will. Ihr werdet mich nun wohl verachten, da ich nicht herrliche Bilder zu modellieren und zu gießen vermag, sondern nur Reife um Fässer und Kufen schlage." Reinhold lachte laui aus und rief: „Nun, das ist sii der Tat lustig. Ich kokt Euch verachten, weil Ihr ein Küper seid, und ich — ich bin ja selbst gar nichts anderes, als das." Friedrich blickte ihn starr an, er wußte nicht, was er glauben sbllte, denn Reinholds Aufzug paßte freilich zu nichts weniger, als zu einem reitenden Küpergeiellen. Das WamS von feinem schwarzen Tuch, mit gerissenem Samt besetzt, die zierliche Halskrause, das kurze breite Schwert, das Barett mi. einer langen herabhängenden Feder ließen eher auf einen wohlbegüterten Handelsmann schließen, und doch lag wieder in dem Antlitz, in der ganzen Gestalt des Jünglings ein wunderbares Etwas, das dem Gedanken an den Handelsmann nicht Raum gab. Rcinhold merkte Friedrichs Zweifel, er riß sein Reisebündel auf, holte das Küper'ch'.irziell, sein Messerbesteck hervor und rief: „Schau' doch her, mein Freund, schau' doch nur Herl — zweifelst du noch daran, daß ich dein Kamerad bin? — Ich weiß, dir ist mein Anzug befremd sich, aber ich komme von Skraßburg. da gehen die Küper stattlich einher wie Edel- kente. Freilich hatte ich sonst, gleich dir, auch wohl Lust zu etwas anderem, aber nun gcyr mir das Küperhandiverk über alles, und ich hake manch schöne LebenSh ufnung darauf gestellt. Geht's dir nicht auch so, Kamerad? — Aber bei nahe scheint es mir, als habe sich unversehens ein düstrer Wolken'chatten in dein heiteres Jugendleben hineingehängt, vor dem du nicht fröhlich um dich zu blicken vermagst. Das Lied, das du vorhin sangst, war voll Liebessehnsucht und Schmerz, aber es kamen Klänge darin vor, die wie azis meiner eigenen Brust hervorlenchteten, und es ist mir, als wisse ich schon alles, was in dir verschlossen. Ilm so mehr magst dn mir alles vertrauen, werden wir denn nicht ohnedies in Nürnberg wackre Kumpane sein und b eiden?" Reinhold schlang einen Arm um Friedrich nnd sr's ihm freundlich ins Auge. Darauf sprach Friedrich: „Je mehr ich dich anichane, frommer Geselle, desto stärker zieht es mich zu dir hin, ich vernehme deutlich die wunder bare Stimme in meinem Innern, die wie ein treues Echo widerklingt vom Rus des befreundeten Geistes. Ich muß dir alles sagen! — Nicht als ob ich armer M.'nich dir wichtige Geheimnisse zu vertrauen hätte, aber weil nur die Brust des treuesten Freundes Raum gibt dein fremde» Schmerz und ich in den ersten Augenblicken unserer i'ungen Bekannt'chaft dich eben für meinen treuesten Freund halte. — Ich bin nun ein Küper worden und darf mich rühmen, mein Handwerk zu verstehen, aber einer anöern, wohl "chönern Kunst war mein ganzer Sinn zngewandk oon. Kindheit auf. Ich wollte ein großer Meister im Bildergießen und in der Silberarbeit werden, wie Peter Bischer oder der italieni'chc Benvenuto Eellini. Mit glühendem Ei er arbeitete ich beim Herrn Johannes Holz chncr, dem be rühmten Silberarbeiter in meiner Heimat, der, ohne gerade islbst Bilder zu gießen, mir doch alle Anleitung dazu zu geben wußte. In Herrn Holz'chuer Haus kam nicht testen Herr Tobias Martin, der Küpermeister, mit ^iner Tochter, der holdseligen Rosa. Ohne daß ich es selbst ahnte, :am ich in Liebe. Ich verließ die Heimat und ging nach Augs burg, um die Bildergießerei recht zu erlernen, aber nun schlugen erst recht die Hellen Liebesflammcn in meinem Innern aus. Ich sah und hörte nur Rosa: alles Streben, alids Mühen, das mich nicht zu ihrem Besitz führte, ekelte mich an. Den einzigen Weg dazu schlug ich ein. Meister Martin gibt seine Tochter nur dem Küper, der in "sinem Haui« das tüchtigste Meisterstück macht und überdies der Tochter wohl ansteht. Ich warf meine Kunst belstite and erlernte das Kiipcrhandwerk. Ich will hin nach Nürnberg' und bei Meister Martin in Arbeit gehen. Aber nun die Heimat vor mir liegt und Rosas Bild recht in »ebcndigem Glühen mir vor Angen steht, nun möcht' ich vergehen in Zagen, Angst und Not. Nun seh- ich klar das Törichte meines Beginnens. Weiß ich's denn, ob Rosa mich liebt, ob sie mich jemals lieben wird?" — , ^Fortsetzung folgt.)