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Mittwoch, den 4. November 1925. Dresden Die gegenwärtige Lage im AussleNungswesen Dresden, 3. November. Die Sächsische Landes st eile für Kunst ge- werbe hält am Mittwoch, den 11. November, ihre diesjährige Jahresversammlung ab. deren Hauptvcrhandlungsgegenstand die gegenwärtige Lage im Ansstellungsmesen ist. Wer die großen Schwierigkeiten kennt, denen nicht nur das Kunstgeiverbe. son dern die gesamte Industrie durch die Häufung von Messen und Ausstellungen ausgesetzi ist, wird die Klärung dieser Frage durch eine Aussprache begrüßen. Besonders wichtig ist das Thema im Hinblick auf die internationalen Kunstgewerbeausstellungcn dieses Sommers in Paris und in Monza bei Mailand. Deshalb hat die Landesstelle den Leiter der deutschen Abteilung in Monza, Dr. Walther N i e z l e r - S t e t t i n ersucht, am Nacl)- mittag des Versammlungstages einen öffcntlickcn Bortrag über Dos deutscke Kunstgeiverbe in der Welt zu halten, der auf Mitt woch, 1t. November, nachmittags öl- Uhr im Festsaal der Aka demie für Kunstgewerbe angesetzt ist. Zu diesem Vortrage wer den Eintrittskarlen in beschränkter Anzahl durch die Neue Kunst Fides, Viktoriastraße 16, abgegeben. Das Zeih'-che Plane!arinm und die Wohnungsnot Vom Rate wird uns geschrieben: In der letzten Sladtver- ordnctensitzung ist bei Erörterung der Verwendung der Mietzins- Itv.-ererträgnisse zum Wohnungsbau die Errichtung eines Pla netariums in Dresden erwähnt und betont worden, daß die Ver wendung städtischer Mittel zur Unterbringung der Wohnungs losen wichtiger sei. Diese Bemerkung kann mißverstanden wer den. Der Rat lmt sich zur Bescl>a!sung auch eines so einzigartigen Vildungsmittels, wie es das Zeißsche Planetarium darstellt, nur entschlossen, weil die Bestreitung des gesamten Ansclxfffungs- und Bauaufwandes aus dem Berschöncrungsfonds der Dr. Güntzschen Stiftung möglich ist, wobei später eine Verzinsung und Tilgung des Auffvandcs aus dem Betriebe des Planetariums erliefst wird. Eine Belastung des städtischen Haushaltes und damit der Steuer zahler oder der für den Wohnungsbau zu verwendenden öffent lichen Nüttel tritt also nickt ein. Auch die städtische Kampfbahn ist nur gebaut morden, nachdem die Mittel dazu durch einen hoch herzigen Stifter zur Verfügung gestellt waren. : Schanseitenwetibeiverb. Die Frist zur Anmeldung beim Baupolizeiamt endet am 10. November. : Räuber scstgenommen. F.stgenommen wurde der Zu schneider Hugo Brandt aus Teptitz. Er ha:te >eit einer Woche unter falschem Nam:n in einem hiesigen Fremdenheim Wohnung genommen. Am 31. Oktober drang er unter Bedrohung mit einem Revolver auf die dort beschätngte Stütze c.n, reffelre und knebelte sie und verlangte Geld. Hierauf wendete er sich nach der Küche und bedrohte dort d:e Pens:ons:nhaberni eben alls mit der Schußwaffe, er greif aber ans deren laute H:lferufe die Flucht. In Ehar- ilol^nourg erbeutete er 1500 M. Die von ihm dort mit der Waffe bedrohte Zofe sprang in ihrer Angst vom Balkon des 1. Stockes und brach be:de Beine. : Kindtsmorv. En hiesiger Schrebergarteninhabcr st:es; :n den letzten Tagen beim Uingrabcu auf die Le:che eures neugeborenen Kindes. Ei» 20 jähriges Hausmädchen von b:er hat zugegeben, in dem Gartenbau heimlich geboren, das Kind nach der Geburt getötet und vergraben zu haben. : Slcisglcr-BerciniMng für Kammermusik. Donnerstag, den ö. November, abends t.8 Uhr, findet im Vcreinshaus, Zinzen- dorfstoaße, der 1. Kamm-ermufikabend der Striegler-Vereinignng für Kammermusik in Dresden sKurt Striegler — Johannes Striegler — Erich Düsedau — Georg Seifert — Arthur Zenker) statt. Tos Programm iveist Werke von E. W. Korngold, Ioh. Eeb. Bach und Anton Dvorak auf. Weitere Kammermusikabende finden am 10. Dezember :025 und 14. I-annar 1026 statt. : Teeei,, für Völkerkunde. Portrag oon Professor Dr. von Lecoq (Berlin) iieer Kulturströmungen in Mittelasien. Mit Licht bilder»,. Technisch: Hochffhulc, Bis.narckplatz. Saal 77. Diens tag, de» 3, November, abends 6 Uhr. Gäste willkommen. . Impfscheine einreiche»! Nach gesetzlicher Vorschrift baden Eltern, Psicgeeltern und Vormünder impf- und wiederimpfpsiich- tiger Kinder, sobald die Impfung der letzteren nickt durch einen der städtischen Impfürzte erfolgt ist, die ihnen von de» betreffen den Privatärzten ausgestellten Impfscheine der mit der Führung der Impsiiste beauftragten Behörde vorzulegen. Gleiches gilt von den zur vorläufigen Befreiung kranker Kinder von der Impfung ausgestellten ärztlichen Zeugnissen. Impfpflichtige Kinder, die auf Grund ärztlicher Zeugnisse von der Impfung bereits zweimal befreit worden sind, können ferner nur durch einen städtischen Impfarzt — auch in den öffentlichen Impfterminen — befreit werden. Diesen Vorschriften ist bisher nicht allseitig entsprochen worden. Die Eltern, Pflegeeltern und Vormünder impf- und wiederimpfpflichtiger Kinder werden deshalb Hiermil aufgefor dert, nunmehr schleunigst durch ärztliches Zeugnis im Impfamt, Schulgasfe 1 (Neues Rathaus), Erdgeschoß, Zimmer 42, den Nach weis zu führen, daß die Impfung bezw. Wiederimpfung ihrer Kinder oder Pslegebesohlenen erfolgt oder ans einem gesetzlichen Grunde unterblieben ist. Gegen ferner Säumige wird das ge setzliche Strafverfahren eingeleitet werden, : Bund der Kinderreichen. Ortsgruppe Dresden. In dieser Woche finden folgende Versammlungen statt: Dienstag, den 3. November, Bezirk Löbtau, Monatsversammlniig im Jugendheim, Z8 Uhr. Mittwoch, den 4. Nvveinber, Bezirk Neustadt-Ost, Mo- nolsversammlung im Volkswohi, Königsbrücker Straße, Z-8 Uhr. Mittwoch, den 4. November, Bezirk Strehlen, Monatsversamm- lung im Eärtncrheim, lz-8 Uhr. Donnerstag, den 5. November, Bezirk Kaditz, Monatsversammlniig im Rankeschlößchen, 7 Uhr. : Dresden als Kongreßstavt. W e wir vom städtischen Verkehrsamt ersahren, tagt am 16. und 17. November in Dresden die Mitglieder-Versammlung des Reichs arbeitgeberverbandes deutscher Gemeinden und Landkreise. Innerhalb der Tagung ist ein Emp fang des Vorstandes unter H.nznziehung des sächsischen Ber- bandsvorsiandes durch die städtischen Körperschaften vor gesehen. : Deutsches Hygiene-Museum. Die nächsten ärztlichen Füh rungen durch die Ausstellung über Rassenhygiene (Ausstellungs halle am Zwingerteich) finden am Mittiooch abends 6 Uhr durch Herrn Dr. Dietrich und am Sonnabends abends 6 Uhr durch Herrn Dr. Klug statt. : Straßenbriirnnnng. Der Rat zu Dresden Kat be schlossen, die Straße F im Sradtteile Stetzsch Brab- lchützer Straße zu benennen. Dresdner Lichtspielhäuser : Am Alhambra-Kiuo-Bariete rollt in dieser Woche e:'n 7akt:gcr Film, der den Titel „Grimassen d-e Großstadt" rrägt. Der H.id der Handlung ist ein iii»- ger unerfahrener Mensch, dem eine Millionenerbschaft zu teil geworden ist, und der von Abenteurern verfolgt wird, dis ihm die Millionen abnehmen möchten. Die Geschichte spielt sich in Paris und Korsika ab und endet mit Festnahme der Verbrecher und der glücklichen Heimkehr des jungen Mannes. Vorher wird noch eine Film-Burleske gezeigt „Montp" als Torero", die dem amerikanischen Geschmack ge fallen mag, aber unserem Begrfff bon Witz und Humor nicht entspricht. — Das Variete-Programm bringt einen indischen Fakir auf die Bühne, der höchst erstaunliche Dinge durch starke Selosthypnose vollbringt, außerdem produziert sich noch eine junge Piolinvirtuösin. Leimig ) Herabsetzung des Brotpreises. Wie die Bäcker-Innung mitteilt, kostet vom 3. November, ab das Pfund Brot 15!4 Psg. ) Anmeldung von Reichsanlcihe-Altbesitz. Dir Sladtbank Leipzig weist darauf hin, daß Anmeldungen von Reichsanleihe- Altbesitz nicht in den Kassenstellen, sondern nur bei ihrer Haupt- steile, Otto Schill-Straße 4, 1. Obergeschoß, angenommen werden können. Ten einzelnen Kassenstellen fehlen die erforderlichen Unterlagen, so daß der Bestich bei ihnen vergeblich ist. ) Festnahme eines Unholdes. In Leipzig-Leutzsch gelang es einen älteren Mann sestzunekmen, der sich wiederholt in un sittlicher Weise an Kindern vergangen hat. ) Zu dem Mord in Dölitz. Im Institut für gerichtliche Medizin fand die Sektion der Leiche des ermordeten Sipowacht meisters Otto Bölkcl statt. Der Bruder der Frau Bölkel, der Pole Jan Ilski, der zur Sektion vorgeführt wurde, bekam beim Anblick der Leiche einen Schwächeanfall. Tie Sektion der Leiche ergab schwere Schädelverletzungen und über 30 Stiche und Cchnittvcrletzungen, die von einem Kampf herzurühren scheinen, der sich zwischen den Tätern und d:m Opier vermutlich abgespielt Kat, Auf einen Kampf deuten auch Kratzwunden des Jan Ilski und das zertrümmerte Nasenbein der Frau Völkel hin. ) Bau einer Stadthalle? Verschiedene Interessentengruppen tragen sich mit dem Plan des Baues einer Etadthalle. di: einen großen Raum für Massenveranstaltungen bieten soll, den Leipzig bisher nicht besitzt. Auch der Rat der Stadt Leipzig nimmt an den Besprechungen teil. Es wurde rin Arbeitsausschuß gebildet, der das Projekt weiter verfolgen soll. Dres-irsr Lh-raler rm- Konzerte Alberttheater. Shaw und Tschechoch an einem Abend? Bloß weil beide russische Themen behandeln-' Und doch! Es geht. Tenn erstens ist dieser Shaw weniger Satiriker als Humo rist. Und zweitens ist Tschechow ein gutmütiger Satiriker. Sie kommen aus verschiedenen Lagern. Aber sie sind beide Dichter. Das eint sie. Zuerst „Die große Katharina" Shaws. Auch dieses Stück hat uns die Körner bei ihrem Gastspiel W21 sckwn milgebracht. Satire gibt es kaum. Wenn man nicht di: Persisiage englischen Spleens oder Hochmuts, wie sie in dein sen sationslüsternen. großsprecherischen Rittmeister Edstaston Zulage tritt, dafür gelten lassen will. Die absolutistischen und nywpho- manischen Gelüste der großen Kaiserin werden aber oon Shaw zur Posse verzerrt. Gewiß mag das Lebensziel des Iren, die Heldeiwerspoltnng, auch hier angedeutet sein, es mag sogar ge lingen, den Anklang an eine gewisse Moralität sestzustellen, inso fern nämlich Shaw Größe dann nicht gelten läßt, wenn sie mit Niedrigkeit Hand in Hand geht, aber mit den dramatischen Mit teln .werden hier solche Anklänge kaum spürbar. Da bleibt es allenthalben bei der Paffe, Von der behauptet werden kann, daß sie glänzend ist. Tie Schilderung des einäugigen Potemkin, der buchstäblich „besoffen wie ein Schwein" herumgeht, und der Kai- serin, die bald Dame, bald erotische Bestie zwischen den Situati onen herrrmjongliert, ist ganz meisterlich gelungen. Dazu dieser Rittmeister, der mit sich reden läßt und auch mit der Pistole in der Hand den Kühlen Briten nicht vergißt! Ein tolles Kleeblatt. Her mine Körner spielt dennoch nicht reine Posse. Sie holt die „verborgenen" psychischen Seiten dieser Kaiserin heraus, deren satirische Beleuchtung ihr gar keine Mühe macht. Sic legt «inen Charakter an, und zwar mit ganz raffinierten Mitteln. Tie scheinbare Unsicherheit in der großen Lever-Szene, der verliebte Seufzer beim Abgang und die Folterszene macht ihr ganz gewiß Leine andere deutsch« Schauspielerin nach! Daneben ist sie wirk lich Majestät, wenn es gilt, das Prestige zu wahren. Ohne jeden Uebergang trifft sie das, so daß man das andere für Laune halten '»,uß. Und schön und jung war sie wieder, die große Künstlerin, schön, daß schon ihr erstes Auftreten Begeisterung und lieber- raschnng Hervorrust. Sie spielt jetzt offenbar ihre ganzen großen -Rollen. Uebernimmt sie sich aber dabei nicht? Ich meine, im Interesse des Spielplanes? — Wüstenhagen gab den Potcm- ,ßin, den früher Rafael spielte. Ein wirkliches „Schwein". Na türlich bis aufs Detail, zum Beispiel das Ausspucken! Nürn berger war lebendiger als sonst, halt: wohl aber die Satire nicht ganz erfaßt! Temperamentvoll die kleine Russin oon .Cläre Harten. Im Anschluß daran also Tschechows , Heiratsantrag". Eine Bagatelle mit echt bäuerlichen Streitigkeiten um Grenze und Wiese als Mittelpunkt. Der Hei- ratswcrber und die künftige Braut, die ihn gerne haben möchte, verzanken sich um das Objekt, noch bevor es zum Antrag kommt, d:rmaßen, daß alles aussichtslos erscheint. Aber das geschieht noch ein Zweites Mal wegen der Qualität der beiderseitigen Jagdhunde. Auch das tut nichts. Im Gegenteil: Unter Hadern und Schimpfen kommt die Verlobung. Stöcke! war in dieser spaßigen Cache zum Totlachen. Er gab einen nenrasthcnischcn Heiratskandidaten mit hochkomischen Finessen. Anneliese Goetz legte die Natalia auf dm Trampel an, eine ganz gute Nuance! Neitz dagegen enttäuschte durch Dialekt und Ueber- trcibnng. Das war ein alter Osijude, aber kein Russe. Das Stück wurde heftig belacht. Zck. Im Dresdner Konservatorium ehrte man Felix Draeseke, sowie Laura Rappol di-Kahr er und Luise Otter mann in einer Gedenkfeier. Alice Da ffner-Pö litz, Lydia Burger-Seinmler, Ianka Wein kau ff, Io- lwnnes Krantz, Paul Büttner, Kantor Herklotz, Adrian Nappoldi. Albert Kluge und Helimut Pflüger gedachten in Rede, Gesang (Solo und Chor) und Instrumentaloortrügen des Lebens und Wirkens de? Toten. Man nahm tiefe Eindrücke mit fort van der Stätte, an der drei Dresdner Persönlichkeiten einen großen Teil ihres Lebens der Kunst gedient hatten. Der Männergesangverein Einigkeit schart« am Freitag Frennoe und Bekannte im Gewerhxhause um sich. Un ter Georg Strieglers straffer, umsichtiger und gewandter Leitung hörte man ein wohlgelungenes Konzert. Dabei wurde auch ein neues Werk des Dirigenten. „Musik", als Uraufführung aus der Taufe gehoben. Es gibt von dem kompositorischen Ta lent Strieglers bestes Zeugnis und dürfte infolge seiner Wirk samkeit bald seinen Weg machen. Auch sonst hatte der Chor- mcister mit Geschick ausgewählt, was sich aus dem Material mit Geschmack heransholen läßt. Gute Schulung und der Will«, der Kunst als Jünger dienen zu können, waren überall erkennbar. Einige unverbrauchte Stimmen möchte man dem Chorköroer als Zuwachs gönnen. Senta Striegler sang Lieder von Brahms. Sie hat eine ausgezeichnete Vorbildung genossen, und ich glaube sicher, daß die frische, klare und einschmeicl-elnde Stimme noch von sich roden machen wird. Auch die anderen Solisten, Haydee Grünwold (Harfe) und Franz Schmidt (Cello) erwiesen sich als vorzügliche Künstler. —n. Es ivaren zwei unterhaltsame und genußreiche Abende bei Iosma Selim und Dr. Rais Benatzky. Im Grunde genom men kommt es gar nicht darauf an, ob man „Zwischen Rüßdorf und Burgring" geführt wird, ob man „Der die das Uhn-Leben" miterlebt, ob man sich in die „Alt-Ofener Geschichten" vertieft oder ob man „Leute oon heute" kennen lernt. Vielmehr ist es die Stimmung, die beide Künstler Heraufzaubern, das Milieu, in dos sie ihre Zuhörer einhüllen. Und da muß man sagen, daß alles apart, lebensvoll weanerisch, sprudelnd und gemütvoll ist. Hier pulst „Wiener Blut", Wiener Herz, Wiener Humor und Nr. 255. Seite 7 ) Landesunioersitiit. Der ordentliche Professor an der Uni versität Kiel Dr. Gros ist vom 1. Oktober 19W ab zum ordent lichen Professor der Pharmakologie in der Medizinischen Fakul tät der Universität Leipzig ernannt worden. Aus Sachsen MWWHWkerMMAW« Dresden, 3. November. Die Landwirtschaftskam mer für den Freistaat Sachsen trat gestern unter zahl reicher Beteiligung im Landtagsgebäude zu ihrer 2. Gesomt- itzung zusammen. Der Vorsitzende Rittergutsbesitzer Bogel- ang erössnete di: Sitzung und hieß die Anwesenden, unter denen ich auch der Wirtschostsminister Müller befand, willkommen. Nach Feststellung der Anwesen- -itsliste wurde in die Tagesord nung eingetreten, auf der zum-chst der Bericht des Vorstandes über die Lage der sächsischen Landwirtschaft stand. Es sprach:» hierzu als Berichterstatter Gutsbesitzer S ch ö n s e Id - König Hain und Rittergutsbesitzer Dr. v. Trutzschler- Dorsstadt. Au, den Inhalt der Reden kommen wir noch zurück. Nach längerer Debatte, an der sich u. a. auch Wirtsck)afts- minister Müller und andere Vertreter des Wirtschaftsministe- riums beteiligten, wurde eine Entschließung angenommen, in der es heißt: Die Mehrzahl der landwirtschaftlichen Betriebe steht un- mittelbar vor dem Zusammenbruch, wenn keine Aenöerung der Verhältnisse eintritt. Die Erzeugerpreise decken bei weitem nicht die Gestehungskosten. Die Lage gestaltet sich umso be- drohlicher, je intensiver ein Betrieb geführt wird. Zur Bes:i. tigung der Ursachen der Krisis beantragt die Landwirtschafts- Kammer: 1. Daß der sächsischen Landwirtschaft so viel neu« Kredite zu annehmbaren Bedingungen zugesührt werd:n, wie ihr durch Rückzahlung von Wechselkrediten in den näch sten Wochen entzogen werden. 2. Daß di« auch heute noch trotz der Finanzresorm un erträgliche Steuerlast im laufend:n Wirtschaftsjahr eine wesentliche Herabminderung erfährt. Bor allem wird bean tragt Befreiung der Lanöwirtschast oon der Gewerbesteuer, völlige Beseitigung der Zugviehsteuer, erhebliche Herabsetzung der Grundsteuer, weit:rer Abbau der Umsatzsteuer für land wirtschaftliche Erzeugnisse, sowie Befreiung der durch sie Wir- terung geschädigten Landwirte von sämtlichen Reichs- und Landessleuern. 3. Daß der völlig ungenügende Agrarschutz beim Abschluß von Handelsverträgen keinerlei Minderung erführt, uno :ah die Ungleichheit im Zollschutz für Landwirtschaft und Inouirrr: beseitigt wird. 4. Daß durchgreifende gesetzgeberische Maßnahmen erlo":» werden, um dem drückenden Arbeitermangel in der Lanow.rr- schaft zu beheben. Der Entwurf einer Geschäftsordnung der Landwirt- schaftskammer wurde noch Berichterstattung durch Direktor Tr, Schöne in zweiter Lesung verabschiedet. Nach der Bildung von Ausschüßen wurde der Haushaltsplan der Lanü- wirtschaftskammer auf das Rechnungsjahr 1925 genehmigt. Darauf wurde die Sitzung geschloffen. Dte angeblichen RaViumqueUen bei Sioipen Schandau, 3. November. Ti« „Sächsische Elb.zcitung" schreibt: Vor einiger Zeit ging ein sensationell ausgemachter Artikel über angeblich bei Stolpen entdeckte stark radium.'iallige Quellen, über deren Heilwirkung Wunderdinge berichiet wur. den, durch die sächsische Presse. Jetzt macht Professor Dr. Lud wig, der Vorstand des Radiuminstituts in »er Bergakademie Freiberg, zu den irreführenden Zeitungsnotizen folgende An gaben: „Der Aufsatz über die Quellen von Stolpen geht von falschen Voraussetzungen aus. Es wird darin erwähnt, daß Wasser beider in Frage kommenden Stolpener Quellen Ser Bergakadeinie Freiberg zur Untersuchung eingesandt worden ist, die ein überraschend günstiges Ergebnis brachte. Die ein« Quelle zeigt sich als lOpwzentig, die andere als 12prozenttg radium- haltig. Die Quellen sind im November 1924 vom Radiuminstitut Freiberg untersucht worden. Unter dem 21. November 1924 a bisserl Leid und Rührseligkeit. Aber alles so duslig, so zart, so weich, so pikant, daß man selbst über gewogte Situationen gleitend hinweggeführt wird. Der Beifall war dementsprechend sehr stark, und es gab außer Zugaben viel Blumen. —n. Erster Aufführungsabend des Tonkiinstler-Bereins im Gs- iverbehause. Zunächst hörte man wieder einmal Adolf Schie- ring, der früher in Dresdens Mauern weilte. Er war aus Wür^mrg mit seinem Quartett, den Herren Wyrott, Kun kel und Cahnbley, anwesend. Mozarts B-Dur-Quartett und Beethovens F-Moll-Quortett liehen die künstlerischen Qua litäten dieser Quartettvereinigung im hellsten Lichte auslcuchten. Besonderes Interesse erweckten die eis „Marienlieder" von Zil- cher, geschmackvoll«, innerliche, melodische, stimmungsvolle Mu sik mit klangvoller Quortettbegleitung. Trotz mancherlei Schwunges wirken sie bei ihrer Länge auf die Dauer etivas er müdend, Tilly Cahnbley-Hücken war den Liedern eine feinsinnig nachfühlende Interpretin. —n. Neue Musik Paul Aron. Der zweite Abend bewegte sich in einem interessanten Fahrwasser. Ntan ln.. n natürlich nicht sagen, daß er „gute" Musik in landläufigem Sinne brackte. Moderne Musik ist Ä>en nicht landläufig und alltäglich! Aber diesmal konnte man doch wenigstens Note und Charakter icst- steilen. Den stärksten Eindruck hinterließen drei Sätze aus der Ballettmusik zu „Petruschka" oon Strawinski). Da das Werk van seiner Aufführung in der Staatsoper bekannt ist, so kann ich mir weiteres schenken. Darms Milhaud sprach in ein:r Sonate für Violine und Klavier zu uns. Es ist eine we:chlichc, süßliche, stark parfümierte, krankhafte Musik. Geistreich Hot Alfredo Casella fünf Stücke für Strcichauartctt bearbeitet Es steckt ein grotesker Humor darin. Daß man sich zumeist wie unter einem „Chor geschwänzter Gäste" fühlte, muß man eben mit in Kauf nehmen. Don H. Trantow bildete eine Uraufführung den Schluß, ein Klavierguintett. Es verrät starkes Talent seines Schöpfers und wahrt auch eine gewisse Form. Freilich gärt und brodelt noch alles in diesem Werk 22. Man muß abwartcn, ob aus dem Most klarer Wein werden wird. Paul Aron als technisch hervorragender Pianist und die Herren Will» Ianda, Walter Kausler. Georg Seifert und Bernhard Günther ließen alle ihre bewährten Künste spielen, um die Werke voll wertig zum Erklingen zu dringen. Der Beifall war sehr stark. —Ist— : Bühnenvolksbund Theatergemeinde Dresden (christlich- deutsche Kultur-Vereinigung). Wie bereits berichtet, findet am Dienstag, den 3. November, abends fL8 Uhr. im Dresdner Kon zerthaus ein Melodramen-Abend statt. Herr Vortrvgs- meister Ludwig Flehner bringt „John Maynard", „Die Himmelspförtncrin". „Die Brücke am Tay", „Der Todesspteler". „Die Heinzelmännchen von Köln". „Böser Marlet" und „Di- Weis« von Leben und Tod" zu Gehör. Kapellmeister Dr. A Chitz hat die Begleitung am Feurich-Flügel übernommen. — Keiner darf sich dielen aenukreicken Abend «ntoeben lallen.