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Mittwoch, den < November 1925. ^ Nr. 255, Leite 5 Preutzen Von >inen> besonderen politischen Mitarbeiter wird uns aus dem Preußischen Landtag geschrieben: Von volksparteilicher Leite wird mit Rücksicht auf die Vor kommnisse im Reich immer wieder versichert, datzdicgrund- stürzenden Veränderungen im Reich nicht ohne Einslus; aus Preußen bleiben könnten. Unmittel bar nach dem Zusammenbruch der volksparteilichen Politik im Reiche, die daraus hinausgegangen war, die Deulschnationalen zu einer staatserhaltenden Partei zu machen, klang diese Note sogar ziemlich stark durch. Dann wurde es wieder stiller, weil man »och immer init einen» Umfall der Deutschnaiionalcn rech nete. Diese Hoffnungen sind jetzt völlig zerstört und vermutlich wird die Volkspartei jetzt erneut aus das früher angeschlagene Thema zurückkommen. Die Lage der Bolkspartei ist sicherlich nicht beneidens wert. Sie sitzt im Reich und in Preutzen. an der Spitze Herr Luther un» von Campe, buchstäblich zwischen sämtlichen Stühlen und befindet sich in einer wahrhaft bemitleidenswerten Isolierung. Schlechter als sie ist in den letzten Jahren weder im Reich noch in Preutzen ein: Partei geführt worden. Aber bleiben »vir bei Preutzen! Wenn die Volkspartei etwa glauben sollte, das; infolge der „grundsiürzcndcn" Veränderungen bei den Koalitionspaitsien irgendein Bedürfnis bestände, irgendeine Initiative zu entfalten, so irrt sie sich gewaltig. Die Politik der Volkspartei in Preu ßen im vergangenen Frühjahr ist unvergessen, und die damals ge machten Fehler fallen auf ihr Haupt. Schon der 22. Oktober, der Tag an dem das Mitztrauenvotum gegen Severing abgelehnt wurde, bewies ja auf das deutlichste, das; csauch ohnedie Volkspartei geht. Und die Lage hat sich bis heute auch in Preutzen keineswegs in einein für sie günstigen Sinne verschoben. Im Gegenteil, die I so l i e r u ng der Volkspartei ist durch die unsinnige Politik des Frühjahrs hier noch weit schlimmerwie im Reiche. Dort hat sic noch ein; gewisse Tuchfühlung zum Zentrum behalten, wäh rend sic in Preutzen durch Manöver, die man nicht anders denn als Vocksprünge bezeichnen kann, sich so gründlich mit dem Zen trum verfeindet, datz sie die größte Mühe haben wird, die zer schnittenen Fäden hier wieder anzuknüpsen. Gewiß hat die Zen trumspartei noch bis zum 22. Oktober immer wieder zu slaais- politischer Arbeit sich bereit erklärt. Aber die Zurückstotzung die ser dargebotenen Hand und die sinnlose Attachierung an die Deutschnationalen ist unvergessen. Das Zentrum stellt keine Bedingungen. Aber es »vird auch nicht um Haaresbreite von den» ab iv eichen, »vas es immer als die richtige Lösungder preu ßischen Fragen empfunden hat, und »vird sich in die sem Punkte von rechts keine Vorschriften mehr machen lassen. Entweder siegt auch in Preutzen endgültig der staatspolitische Gedanke über die parteipoliti sche Agitation, oder die Volkspartei mutz alle Konsequenzen ihrer D e sp e r a t o p o l i t i k vom Frühjahr 1925 schlucken. Was das Zentrum in Preutzen unter Staatspolitik versteht, hat cs durch die ivohlformulierlen Erklärungen des Abgeo.dnc- ten Tr. Hetz vor dem 22. Oktober noch einmal besonders scharf herausgestellt. Darauf ist keine Antwort erfolgt, sondern eine Stellungnahme der Voikspo.rtei, die »ach einer halben Preisgabe ihrer alten Politik aussehen konnte, ohne datz man ctivas Siche res hätte sagen können. Das alles kann natürlich in keiner Weise genügen, denn die Initiative ist so vollkommen aus die Regierungsparteien übergegangen, datz ihnen ihre Position es gestattet, in ruhiger Sicherheit die »v eitere Ent wicklung abzuivarte n. Ti: ganze politische Entwicklung hat ihnen und ihrer Politik so vollkommen recht gegeben, datz sie jeder politischen Situation Herr sind, und auch vom Reiche her, gleichgültig, wie dort di: Dinge auslaufe» würden, keine tleber- raschungen kommen können, die in der Lage wären, ihnen zu schaden. Sollte cs im Reiche sogar zur Reichstags auflösung kommen, so könnt: dies möglicherweise auch eine gleiche Rückivirkung aus Preutzen haben, und auch dieser Entscheidung würde» sie ruhig entgegensetzen, denn sie können die von ihnen geführte Politik in voller Ruhe vor ihren Wühlern verantworten. ten, um dann eventuell den weiten Schulweg zur 1. katholischen Schule auf dem Kaßberg z» gehen. 2. Weigerung der Eltern, ihre Kinder einer Schule zuzu- schicken, die »»günstig gelegen ist, 3. Vering-'rung der Kinderzahl durch Wegfall der Harlhauer Kinder. So ist die 3. katholische Schule,die ohne ein 7ten und 8tes Schuljahr bis zu 120 Kindern zählte, eine Rnmpf - und Zwergschule geworden. Als Kriegskind geboren, im 3. Lebensjahre ihrer rechten Eltern beraubt, i st si: unter der Obsorge der zweiten E l t e r ,» so gediehe», daß sie von diesen jetzt als abschreckendes Beispiel allerWelt h i n g e st c! I t werden Kan»! Gewiß tresse» die Ursachen, di: in den »»ergangene:» Jahren bei all»:: Schulen eine Verminderung der Kinderzahl hcrbei- gesiihrt haben, auch auf die 3. katholische Schule zu. Aber bei ihr haben sich die oben angeführten Tatsachen noch besondere aus- gewirkt. Tie Denkschrift führt an — man hört ordentlich den Ton der Entrüstung — „dazu besitzt diese Schule einen Schulleiter mit einer Stunde Ermäßigung". Man darf wohl annehmen, datz jeder Chemnitzer und auch auswärtiger Schulleiter, der diesen Satz gelesen hat, ein bedauerndes Lächeln dabei nicht hat nnlec. drücken können. Der Klarheit wegen sei noch erwähnt, datz di, genannte Fachlehrerin nur mit 4 Stunde» beschäftigt ist. „Die Tatsache, datz die Zahle» der Tenkschrist nur auf Schätzungen beruhen", ist wohl geeignet, ihre Zuverlässigkeit in Zweifel zu ziehen. Das beweist auch die oberflächliche Ber.'ch- »ung der sachlichen Kosten, die sich sür ein Kind in der 3. katholi schen Schule aus 32 Reichsmark belaufen sollen, während iie an einer anderen Schule nur 22 Reichsmark betragen. Die 32 Reichsmark betragenden Koste» können nur aus d:m letzten Haushaltplan errechnet sein, wie man leicht nachprüsen Kanus Es kann aber mit Recht bezweifelt werden, ob bei der beisvielswsise angeführten Bernsdorfer Scknle M ietc soder Sch,lidzinsen), Gehalte des H a u s m c i st e r s. des Heizers und des K a n z l i st e n m i t e i n g c r e ch » e t w o rd c n sind. Ande rerseits mutz festgestelIt werden, das; bei der 3. k a t h o l i s ch e n S ch u i e e i n B e t r a g m i t e i n g c s e tz t i st, de r s i e n u r z u e i u e in T : i l e b e t r i f f t. Zur FilarsleUnng In der Denkschrift des Rates der Stadt Chemnitz — Schulamt B — über die Auswirkung des Reichsschulgesetz-Ent wurfes auf das Chemnitzer Volksschulwcsen wird als Beispiel, wie die Neuordnung auf Kosten der Volksschule wirken mutz, die 3. katholische Schule angezogen. Auf die mancherlei Oberfläch lichkeiten und Einseitigkeiten, die die Schrift sonst aufweist, soll hier nicht eingegangen werden. Uns interessiert zunächst der Passus, in dem die 3. katholische Schul: behandelt wird. Cr lautet: „Wie die Neuordnung auf Kosten der Volksschule wir ken mutz, soll zunächst an dem Beispiele der 3. katholischen Schule unserer Stadt gezeigt werden. Diese umfaßt 05 Kin der in drei Klassen mit je 2 Jahrgängen. Es fehlen dieser Schul: die beiden Oberklassen. Sie ist also, äußerlich gesehen, eine Rumpf- und Zwergschule. Für diese 65 Kinder sind 2 Lehrkräfte voll, eine Lehrkraft zur Hälfte und eine Fachleh rerin beschäftigt. Dazu besitzt diese Schule einen Schulleiter mit einer Stunde Ermäßigung. Es werden also für 65 Kin der, die in der Einheitsschule 2 Normalklassen bilden, 79 Stunden Unterricht bezahlt, während die 2 Normalklassen im Höchstfälle 60 Stunden Unterricht hätten, also 19 Stunden mehr. Dazu kommen die sachlichen Kosten, die sich hier für jedes Kind auf 32 Reichsmark belaufen, während sie zum Beispiel an der Bernsdorfer Mädchenschule rund 22 Reichs mark betragen." sVergl. auch Sachs. Schulzeitung Nr. 33.) Zur Erklärung bzw. Widerlegung sei folgendes angeführt: Die angeführten Zahlen und Tatsachen müssen unbedingt die Frage Hervorrufen, seit wann ein solches Schul wesen in einer Stadt wie Chemnitz besteht bzw. wieessola n gehat un entwickeltbleibe n können. Ter katholische Schulvorstand sah infolge der stetig wach senden katholischen Schulkinderzahl in Altcheinnitz veranlaßt, ein Grundstück zum Neubau einer 3. katholischen Schule in Altchem nitz zu erwerben. Das geschah im Frühjahr 1913. Die Verhand lungen mit der Stadt zur Baugenehmigung zogen sich bis in den Sommer 1914 hin. Der Beginn des Baues wurde durch den Krieg verhindert. Dem Schusvorstande, der noch 1915 mit dem Bau beginnen wollte, wurde die Genehmigung versagt. Mehrere hundert Mark jährlich hatte der Schulvorstand während dieser Zeit ausgegeben an Beihilfen für Stratzcnbahn- sahrten der Altchemnitzer Kinder, die die 1. katholische Schule auf dem Katzberge besuchen mutzten. Ostern 1918 wurde in einem Privathause an der Erfenschlager Straße für die Altchem nitzer Kinder sund für Kinder aus dem angrenzenden Har thau, mit dessen baldiger Einverleibung man damals rechnete) eine Schule eröffnet mit 4 Klassen, die ersten 4 Jahrgänge um fassend. Da die katholische Gemeinde bei Gründung ihrer Schulen stets nur auf ihre Steuerkraft angewiesen mar und von der Stadt keine Irgendwie geortete Unterstützung zu erwarten hatte, war dieser Weg, klein anzufangen und die Schule nach und nach auszubauen, zum Beispiel ailch bei der jetzigen 2. katholischen Schule beschritten worden, die auch als Zweigschule mit einigen Klassen in einem Privathause auf der Reinhardstratze ins Leben trat. Die 3. katholische Schule, In einem Privathaus ungünstig am äußersten Südende der Stadt gelegen, ivar also nur als «in Provisorium gedacht, bis der Neubau, zu dem die Pläne fertig Vorlagen, ausgesührt werden könnte. Es kam der unglückliche Ausgang des Krieges, die Staats- umwälzung, und infolge davon der Uebergang der katholischen Schulen an die Stadt. In fast jährlich wiederholten Eingaben vom Pfarramt 1, dem das in gleichem Hause untergebrachte Kinderheim unterstellt war, von -er Lehrerschaft und dem Elternrate der 3. katholisch:» Schule ist der Rat ersucht worden, den Bestimmungen des Ueber- leitungsvertrages entsprechend, die katholische Schule nicht nur zu erhalten, sondern auch auszubauen, ü. h. zunächst das 7. und 8. Schuljahr aufzusetzen. DerRathatalledieseGesuche ausnahmslos ab ge lehnt mit der Begründung: , . . . da wegen der Ungeklärtheit der Verhält nisse ein weiterer Ausbau der konfessionellen Schulennichtangezeigterscheint." Daheralso die „ Rumpfschule'! von einer Seit«, di: an der Erhaltung der Städtischen Schulgebäude für Zwecke der Volksschule interessiert ist, wurde tm Jahr« 1921 die Schulleitung daraus hingewiesen, den Rat zu «suchen, die alte Altchemnitzer Schulturnhalle als Schulgebäude der 3. katholischen Schule zu überweisen. Dies: Turnhalle war j« Schulzimmern bereits eingerichtet, enthielt 4 Lehrzimmcr, auch Nebenräume, ist bedeutend günstiger gelegen als das Haus an der Erfenschlager Straße, hätte der Stadt wenig oder gar keine Kosten verursacht und wäre als Schulgebäude für Schulzwccke erhalten geblieben. Wieviel Tausende von Mark mag der Umbau L« «i ne Feuerwache gekostethabenl Bei einem zufälligen Zusammentreffen des Schulleiters mit einem Ratsmitgliede wurde von letzterem der dringende Wunsch ausgesprochen, das -ingereichte Gesuch wieder zurückzuziehen, was aber nicht zugesagt wurde. Vom Rate der Stadt bzw. vom Schulamte B ist eine Antwort aufdiese Ein gäbe bis heute überhaupt nicht erteilt wor den! Den Harthauer Kindern wurde der Besuch der 3. katholi schen Schule unterbunden durch Einführung eines S ch u l g e l d e s v o n monatlich 10 Mark, das die durch gängig armen Eltern nicht erschwingen können. Was war also die Wirkung des kurz geschilderten Verhal tens d:r Stadt? 1. Weigerung der Eltern, ihre Kinder in eine Schule zu schicken, die sie nach einigen Jahren doch wieder verlassen mutz- Man darf wohl im Zweifel sein ob der Verfasser der Denk schrift mit Anführung dieses Beispiels, von dem er sicher eine große Wirkung erhofft hat, der Stadt einen Dienst erwies, der ihrem Ansehen förderlich ist. Katholischer Lehrerverein Chemnitz. Katholischer Lehrerverband im Freistaate Sachsen, lPresse-Abteiliing). r»Ue und vre iNitesZsr, binnen» Kliitcken, tkulrüte, ?':c»e! i v.'. ru vertreiben, bestekt in tüxlicken VVarckunLen mit d>:r SST» Dtvvvmdsn 1822 1. SV Msi'k irr k»r» 2. pnsmisr 23 lAsrnk in dAr» 3. j?i*sniiss Lin Iv I^Zrsrisrr e Usnv «LnSvvUo Vürrkvr» l)38 ist lllp t.osl ^ussaknsicisn vaci autvewaiirsn! U c ZSS8* iDsüSADZBSM-A sind nur diejenigen serieller, weiclie clsn vollen perugspreis kür November 1925 bis rum 7. November 1925 eingeralilt Iraben. von der Stellung sind alle diejenigen, die preiexempiare oder perugspreis- erinäkiguug er'mi e:i. sowie düs ge samte Personal unseres Letrisbes. «s W ktlonnilivkv p« snrisn - VsnLsiZung AZ UN86!"6 DI0VLMSLV iS2S l_08 vneseilLN, dsn 4. tzlovsrndsp 1925 V Vstlsg llsr Ssv-ssisvksn VaISrsLsilung UNl! llst IKVts'SNgVr' sL O>IIlI!>!!!!i>>I!II!I!!!IIIIlIIl>IlIttlIIIl>IIIl>I.i>ii>i!IIIIII>!iiiiIII,!I,,,I„iI!»»IIII!I!»MII»!»0!lIIIII9II!rt'j - !§ 2 ii s u n g am T> Covernd«»» 182S der Qevvinnliste erfolgt am Iv, 1T2L in KIn. 2LV