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kEkUL ^ Katholische Passiv««, Bon Professor Joseph Kuckhofs. Gelegentlich der Iahrtausendfeier Hot bei der glänzenden Versammlung der Vertreter der Rheinprovinz in Anwesenheit der Spitzen des Reiches, des Staates und der Kirchengemein schaften unter andern auch der preußische Kultminister geredet. Er hat damals gesagt, daß er als überzeugter Protestant trotz dem zugcben müsse, daß die Kulturmacht der katholischen Kirche in der Vergangenheit eine bedeutsame gewesen sei. Der Redner hatte osfenbar gar kein Gefühl dasür, wie so ein Wort der Uebcrhebung in den Ohren eines Kölner Kardinals, der dort als Vertreter der katholischen Kirche anwesend war. klingen muß, Der Redner hat aber diese Ueberhebung gar nicht gefühlt, sondern er Hot sicher geglaubt, damit eine Liebenswürdigkeit zu sagen, Sonst wäre, er ein Mann ohne jeden Takt: und das ist er sicher nicht. Er hat eben nur die allgemeine Ansckiauung der Moderne über den Katholizismus ausgesprochen. Schlimm ist es, wenn in der Allgemeinheit des Katholizis mus solche Aeußerungen gar nicht als Mißachtung empfunden werden, wenn man sie gar als eine Freundlichkeit auffaßt. Die deutschen Katholiken sind gemeinhin so froh, wenn man sie nur duldet: gibt man ihnen gar ihr volles Bürgerrecht, dann erheben sie stolz ihr Haupt. Wir denken eben immer nur an die Stel lung als Bürger zweiter Klasse, die wir in den meisten deutschen Bundesstaaten bisher eingenommen haben. Die Weimarer Ver fassung hat dem bekanntlich endlich ein Ende gemacht. Das war aber nicht etwa nur guter Wille derer, die bisher die Macht hatten, sondern wesentlich eine Folge der starken Stellung, die die politische Vertretung des Katholizismus in der Nationalver sammlung lMtte, Gewiß dürfen wir Katholiken deshalb die Be freiung von den Fesseln eines rückständigen Staatskirchentums als unseren Erfolg buchen, aber wir sollten doch bedenken, daß sie eine Selbstverständlichkeit ivar. Und als solche, nicht etwa als ein Entgegenkommen des herrschenden Protestantismus, sol len wir das auffassen und hinstellen. Eine andere Selbstverständlichkeit ist die Parität in einem modernen Rechtsstaats. Der katholische Volksteil beklagte mit Recht, besonders in Preußen, seine Pariastellung in Sachen der Anstellung katholischer Bewerber in höheren Beamtenstellungen. Auch das hat sich gebessert, Aber hier ist darum keineswegs dem Rechte und der selbstverständlichen Parität Genüge ge schehen. Und doch sind die deutschen Katholiken geneigt, auch hier auf ihren „Lorbeeren" auszuruhen. Man hüte sich jeden falls, die Frage, der Parität zu überschätzen. Wenn auch der eine oder andere Katholik in ein höheres, leitendes Amt ein rückt, der kulturelle Einfluß des Katholizismus wird dadurch doch nur in ganz bescheidenem Maße gestärkt. Seine Stoßkraft als welterneuernde Institution wird damit nicht größer. Man hat im Gegenteil manchmal den Eindruck, als ob die Passivität der Katholiken um so größer würde, je mehr sie von den Ihrigen in einflußreiche Stellungen einrücken sehen. Wir befinden uns augenblicklich in einer gefährlichen Krisis der politischen Vertretung der deutschen Katholiken. Wir haben in der Parteizugehörigkeit den gemeinsamen Boden ver loren, Das bedeutet infolge der Schwächung der Parteien, die in Bayern und im übrigen Deutschland die politische Vertretung der Katholiken darstellten, sicher eine Gefahr für die Freiheit der Kirche. Aber man soll vorsichtig sein in der Beurteilung der Möglichkeiten, die eine Partei zur Förderung einer Geistes bewegung hat. Es hieße einer verderblichen Zufriedenheit sich hingeben, wenn man glauben wollte, daß mit politischem Einfluß auch die Grundlage einer religiösen Wirksamkeit gegeben sei. Die Geschichte beweist vielfach das Gegenteil. Alle politischen Erfolge bringen uns in der Erledigung unserer eigentlichen Menschheitsausgaben keinen Schritt weiter, sie bieten unserer Arbeit nur Schutz vor Vergewaltigung. Katholische Einheit und Kraft liegt im gemeinsamen Bewußtsein derer, die ihrer Kirche nicht als einer ruhenden, sondern als einer welterneuerndsn leben. Man stelle sich einmal vor, daß eine Iahrtausendfeier in Sachsen oder in Brandenburg stattfände: Man würde sicher immer und immer wieder in allen offiziellen Reden von den Kulturtaten des Protestantismus reden Hören Im Rheinland aber hat man bei dieser Gelegenheit nur vom Deutschtum ge sprochen, Gewiß war das nötig und richtig angesichts der Zeit, in der diese Feier stattfand, angesichts des Zieles, in dessen Rich tung sie wirken sollte. Aber die vielen Katholiken, die bei der Gelegenheit als Vertreter der Behörden gesprochen haben, hät ten es doch nicht unterlassen dürfen, die katholische Kirche in ihrer kulturellen Sendung, die vor 1000 Jahren war, die heute ist und immer sein wird, zu gedenken, der katholischen Kirche, ohne die die gesamte deutsche Kultur undenkbar ist. Aber kein Wort darüber ist gefallen. Dieses Verschweigen ist die Folg« der Rücksichtnahme auf die protestantischen Mitbürger, Und dabei zeigt die Kölner Iahrtauscndausstellung doch so deutlich und überwältigend die kulturelle Durchdringung des deutschen Landes mit der katholischen Kultur. Dem eifrigen Besucher der Kölner Ausstellung drängten sich mit zwingender Notwendigkeit Beobachtungen auf, die für den Katholizismus wenig erfreulich sind, Biele, viele Tausende durchrannten täglich die Flucht der Zimmer und Räume. Sie sahen allerlei und unendlich vielerlei, aber sie fühlten nichts. Das stand deutlich auf den meisten Gesichtern geschrieben. Der Kern der Ausstellung, gegenüber dem alles andere, so anspruchs voll es auch auftreten mag. nicht viel bedeutet, ist die Wirksam keit der katholischen Kirche. Aber von dem Hauche katholischer Größe spürten die Durchschnittsbesucher nichts Sie lassen sich in Scharen „führen". Aber auch die Führer haben nichts von dem großen Geiste gefühlt, deshalb vermögen sie mich nichts da von mitzuteilen. Der Vorwurf trifft vor allem die katholischen Besucher. Auch sie haben hier nicht das Gefühl eines Triumphes ihrer Kirche. Das kommt daher, daß die ganze Kunst des Mit telalters nach ästhetischen und antiguarischen Rücksichten gewer tet wird, nicht aber nach dem Geiste, der daraus redet. Auch da sind die meisten Katholiken ganz gleichgültig geworden. Und doch ist die ganze Kultur der Kirche Ausdruck einer leider der weitaus großen Ueberzahl der Modernen verlorengegangene Gottseligkeit und Gottinnigkeit, Form und Gestalt gewordenes Leben im Glauben. Leider steht die Masse des katholischen Vol kes heute unter dein Einfluß einer sogenannten kirchlichen Kunst, die nicht redet, die nicht lebt und nicht betet. Darum steht auch der Katholik verständnislos vor der Sprache seiner großen Vergangenheit. Gestehen wir es nur! Soll unsere kirchliche Kunst wieder ein Lebensprinzip werden, so muß sie ihr Leben aus unserer Seele haben. Darf man es nicht gestehen, daß unsere Kirchlichkeit abnimmt, weil wir nicht mehr aus dem Christentum unser Leben haben, weil wir nicht mehr Brüder und Schwestern sind in Christi Liebe? Das ist die Krisis des Katholizismus der Neuzeit. Wir aber dürfen uns nicht damit begnügen, gewohnheitsmäßig noch Kirchengänger zu sein, äußer lich der kirchlichen Gemeinschaft anzugehören, sondern wir müs sen die Tat setzen, wo die Welt im Geschehsnlassen dahinsiecht. Katholizismus ist Tat, ist Aktivität. Die Passivität unseres Katholizismus beruht zum guten Teil auf einer ganz verkehrt verstandenen Toleranz. Die staats bürgerliche Toleranz über alles! Wir wollen kein Staatskirchen- tum mehr in irgendeiner Gestalt. Aber es geht darum nicht an, nun auch in ihrer kulturellen Bedeutung und ihrer Wirk samkeit und Sendung unter den Menschen Katholizismus und Protestantismus einander gleichzustellen. Das werden die Pro testanten niemals tun. Und wir Katholiken können das auch nicht, wenn wir nicht die Wesensgrundlage unseres Glaubens preisgeben wollen. Beide Mächte sind Gegner, seitdem zum Zwecke der Zerstörung des Katholizismus Luther sich allmählich und endgültig zum Bruch mit der Kirche, zur Gründung einer neuen Glaubensgemeinschaft hat treiben lassen. Es gibt keine überkonfessionelle Einigung des Christentums. Versucht man sie, um daraus Folgerungen für das staatliche Leben, für den Aufbau der Gesellschaft zu ziehen, so wird man stets den Ka tholizismus zur Ohnmacht verurteilen. Er kann sich nur aus wirken im freiesten Spiel seiner Kräfte. Dabei, und gerade da bei ist die Toleranz am leichtesten zu üben. Denn die Arbeit des Katholizismus hat in ihm selbst ihre sprudelnden Quellen. Eine innere stete Erneuerung, nicht das Ruhen auf den Lor beeren der Vergangenheit kann dazu Helsen Im eigenen Schoße gilt es, die neuzeitigcn Probleme der Gesellschaft vorbildlich zu lösen, um dann die alten, ewig sprudelnden Kräfte aus die Mit welt ausltrömcn zu lassen Das ist katholische Aktivität. Religion und Dichtung Von Otto Michel. Das mythische Gefäß religiöser Vorstellungen und Symbol ist entleert. Eine müde Skepsis und Glaubenslosigkeit flüch teten sich in Untergangsstimmung. Indessen stand schon seit einiger Zeit Gläubigkeit und unbeirrt« innere Kraft auf, um gegen die Verdinglichung und Entgottung der Welt die heilige Ueberzeugung einer höheren Erfahrung zu stellen. In welchem Maße Errichtung des Geistes zu gewaltsamen Auseinandersetzun gen in Aufständen, Krieg usw. führen müssen, ist noch nicht weit hin genug sichtbar gemacht. Wer zweifellos ist eine mörderische Gewaltanwendung immer verursacht durch das Abirren von dem im reinen Gewissen ruhenden göttlichen Grund. Deutlich hebt sie immer die Unseligkeit von Sieg und Niederlage heraus, in dem eine endlose Kette neuer Kämpfe und aus satanischer Quell» gespeiste Verwicklungen eintrrtt. Die messtanische Bedeutung und der Sinn religiöser Praxis wird noch von allzu menschlichen Tendenzen verschüttet. Das Interesse zerstört die Bildung der Gemeinde und läßt auch in völkischer Hinsicht keine Gemeinsamkeit im Handeln, kein vater ländisches Streben im eigentlichen Sinn, wo einer für den an dern lebt, aufkommen. Nur geduldet, wagt sich die religiös« Begeisterung als die eigentliche Lebensmacht nickst recht ans Licht des Oesfentlichsn. Wer freilich in Synoden und Tagungen schon Erfüllung sieht, mag leicht triumphieren, wer ein stark äußer lich betontes Mitgehen, das sich nur zu gerne am Gepräge be rauscht, als gute Omen betrachtet, mag sich leicht einer holden Täuschung hingeben. Jedoch, wer tiefer hineinschaut, sicht in dem plötzlich so rege gewordenen religiösen Bedürfnis den küm merlichen Rettungsanker und das ästhetische Vergnüge». Innere Wandlung und daraus resultierende Verpflichtung sind selten Verinnerlichung geht nicht von allzu sichtbarer Darbietung aus Man muß selber zur Tiefe hinabsteigen, in sich gehen, um zur Läuterung zu gelangen, man muß weniger nach außen hin wir ken, als unmittelbar aus der göttlichen Mitte sich und die Welt immer neu gebären. Allem Handeln muß ein Schauen, die Ein kehr zum Selbst, voraufgchen. Religion ist ohne Prophetie nicht denkbar. Schon seit dei ältesten Zeiten hat der Prediger in der Wüste die Schlafenden geweckt. Dort beginnt auch die Erneuerung Die erhabenen Verkündigungen sind oft in dichterische Form gekleidet, so: di« Veden, die Psalmen, die Offenbarung. Die Notwendigkeit einer engeren Bindung zwischen Poesie und Religion war lange Zeit durch bloß äußerliches Nachahmen, durch sinnlos gewordene Dra- Scheidung der Geister Das Turnier Muckermann — Stratmann. Der Verfasser des katholischen pazifistischen Hauptwerkes der Gegenwart, P. Stratmann, O. Pr„ und der bekannte Kultur kritiker und Publizist, P. Dr. Fr. Muckermann, S. I.. haben ihre Aussprache über die katholische Friedensidee beendet sin der kulturellen Beilage der Germania, „Das neue Ufer", Nr 24, 26, 27. 28, 2g. 30. 31>. Wir glauben der Bedeutung des Problems, den Forde rungen der Objektivität und dem Interesse der Leser am besten zu dienen, indem wir vorerst die wesentlichen Thesen und Gegen- lhesen in einfacher Gegenüberstellung wiedergeben. Zuerst tritt Stratmann der Meinung Muckermanns ent gegen, er habe „nur im Reich der Idee bleiben" wollen und sein Buch „sei unparteiisch gemeint", aber mißverständlich von Par- teileuton zu einem Eckstein politischer Entscheidungen gemacht worden. Schon das Vorwort des Buches formuliert die gegen teilige Absicht Stratmanns: „mit aller Schärfe die unversöhn lichen Gegensätze heraus" zu arbeiten. -Muckermann sieht weiter, daß Str. das Friedensproblem wesentlich vom religiösen Standpunkt aus behandelt und meint dazu: „Tatsächlich gibt es aber nur wenige Menschen, die so tief ins Religiöse Vordringen, daß ihnen diese Wahrheiten geläufig werden könnten". Daraus Stratmanns lakonische Antwort: „Dann müssen wir Priester sie dazu erziehen." Und er könnte fortfahren: bei solch pessi mistischer Betrachtung müßten alle die idealistischen Berufe der Erzieher, Seelsorger, ja die Eltern gegenüber den werdenden und ungebärdigen Seelen verzagen. Muckermann scheint es weiter, daß die Friedensfrage „zunächst der staatlichen Sphäre angehört und besser von ihr aus In Angriff genommen wird". Darauf Stratmann: „Zunächst" vielleicht, aber nicht zutiefst! Diese Frage Ist vielmehr, ganz wie die soziale, zutiefst eine religiöse und gehört unmittelbar In den Bereich der christ- lichen Moral und Pädagogik. Sie vom Staat und noch dazu vom Nationalstaat aus zu lösen, halte ich für ganz unmöglich. Der Staat ist hier allzusehr Partei ... um objektiv die über staatliche Wahrheit und Gerechtigkeit Herausstellen zu können." Eine Reihe von Bedenken und Erwägungen M.'s gehen vom nationalen Gedanken aus. Str. verkennt nicht die einzig artige nationalpädagogische Bedeutung gerade Muckermanns, der Görres'sche Sprachgewalt und di« Feingeistigkeit etwa eines Lagarde aus diesem Gebiet vereint und in langjährigen verdienst vollen Bemühungen zu einem berufenen Sprecher positiver nationaler Empfindung geworden ist. Aber Str. kann ihm gegenüber doch gewichtige Gegenmomente geltend machen: Nicht „blutleer und abstrakt" seien seine (Str.'s) nationalen Betrach tungen, sondern nur herb und streng, zumat sie auch meist staats philosophischen Inhalts seien. Und wenn M. befürchtet, daß uns Katholiken der Vorwurf mangelnden Nationalgesühls ge macht werde, erwidert Str. „ich orientiere mich in diesen Fragen überhaupt nicht an dem Heute, an opportun und inopportun, an „man" und Heinz und Kunz, sondern an dem, der derselbe ist gestern, heute und in Ewigkeit, und dessen Stellvertreier in Rom nur die Parole „Pax Christi in regno, Christi!" vorschreibt! Es mutz sich eine vaterländisch« Parole finden lassen, die mit dieser im Einklang steht!" In einem Aufsatz fragt M.: „Wie paßt der pazifistische Gedanke in die deutsche Zentrumspartei, bringt er ihr Anhang oder Abfall?" Stratmann antwortet: „Mir ist dieses „Passen" des richtigen Gedankens in dieses und jenes Parteiinteresse absolut gleichgültig, mich interessieren in meinem Buche (das den Anlaß zu der Kontroverse bot. D. R ). die „Abtrünnigen" vom Zentrum und ihre Rückkehr zu >hm in keiner Weise, sondern nur die Abtrünnigen von Christus und ihre Rückkehr zu ihm! Wenn das Zentrum zu dieser Rückkehr verhilft, soll es leben, wenn nicht, soll es untergehen! Anders ausgedrückt: nicht das ist die Frage, was eine christliche Idee, wie die pazifistische tun muß, um der Zentrumspartei passend zu werden, sondern wag mutz die Zentrumspartei tun, um für Christus und sein Evangelium des Friedens passend zu werden? Ich hoffe inbrünstig, daß auf die Dauer die Zentrumspolitiker sich rückhaltlos der Friedensbewegung oder, wie man auf unserm Kontinent auch sagen kann, der europäischen Bewegung anschließen. Wenn sie es nicht tun. wenn sie etwa im gegebenen Augenblick nach „rechts" schwenken, o. h. zum Nationalismus, Militarismus, Kapitalismus, dann hoff« ich ebenso inbrünstig, daß alle ivahrhaft katholischen Menschen, insbesondere die aus der katholischen Jugendbewegung Ihr den Rücken kehren!" M. meint ferner, „einstweilen wird sich jedes Gewissen be ruhigen können mit der vorläufigen Lösung, daß die konkrete Frage, ob ein Krieg gerecht sei oder nicht, von einem einzelnen so gut wie niemals entschieden werden kann, daß also auch in diesem Punkte kein Anlaß besteht, sich den Anordnungen der rechtmäßigen Obrigkeit zu entziehen" Sttatmann aber hält im Gegensatz dazu fest, daß sich „in einem Kriegsfall das einzelne Gewissen sich mit der gegenwärtigen Staatsordnung ausein andersetzen" und -von dem Spruch der „rechtmäßigen" Obrig keit genau so abweichen kann, wie in einem Schulkampf oder sonstigem Kulturkampf": die „Denk- und Willensrichtung kann schon heute innerlich diese Scheidung vollziehen". Gegenüber der Empfehlung des national- und staaispoli- tischen statt des religiösen Ausgangspunktes, als „verheißen- deren Weg", gegenüber der Scheidung des Ideellen und Prak tischen, einer religiösen und bürgerlichen Sphäre s^ht Strat mann folgendermaßen zusammen: „Die Spaltung der Seele in eine religiöse und bürgersiche Sphäre, eine für das Innen- und eine für das Außenleben, eine für die private und eine für die öffentliche Moral eine für Jesus, eine für Cäsar hat aus katho lischem Boden kein Recht . . . Darum ist auch die Frage „Jesus oder Cäsar" keine Frage für uns, wir kennen nur die Lösung: „Jesus und Cäsar, besser „Jesus über Cäsar!" . . . Aber religiös hat auch der Staat zu sein und es gibt nicht einen einzigen Punkt, wo der Staat sich dem Gebote Gottes, wie es ihm in Natur und Offenbarung entgegentritt, nicht unterzuor'men hätte: nicht einen einzigen Fall, wo Cäsar etwas tun dürfte, was dem Geiste Jesu (durch den Gott gesprochen hat) entgegen wäre. In allen Konsliktsfällen gilt das Wort: „Man muß Gott mehl gehorchen als den Menschen". Das gilt in Fragen der religiösen Verkündigung, in Kuitfragen. in Eherechtssragcn, in Tchul- fragen, es gilt auch in Kriegssragen. In Kricgsfragcn hat der omnipotente Staat es am meisten verstanden, das selbständige Denken und Gewissen der Staatsbürger auch wenn sie Christen waren auszulöschen. Während wir Katholiken Protestversamm lungen und Streiks veranstalten wenn der Staat uns die kon fessionelle Schule verkümmern will, schweigen wir still, wenn Fürsten, Minister und Militärs bei Konflikten mit anderen Re- gierungen die Grundsätze strengster christlicher Gerechtigkeit und Friedfertigkeit verraten und die Dinge zu einem Kriege treiben lassen, der an Verwüstungsarbcit für Religion und Sitte mit nichts anderem verglichen werden kann ... Ich verstehe, daß die große Masse der Staatsbürger, weil man sie im Kriegsrecht und Kriegsunrecht nie unterrichtet hat, in der akuten Krisis eines Kriegsfalles an der Auffindung des Rechtes verzweisclt und sich einfach vom Strome treiben laßt, aber ich verstehe nicht, wie auch die Führer des Volkes dies tun können, zumal di« Lehrer und Hüter der christlichen Moral. Es ist der äugen- schcinlichste Beweis für die Gehirnerweichung, in die der ver- gottete Staat den beschränkten Untertanenverstand gebracht hat daß ihm garnicht mehr der Gedanke kommt, seine Herren uni. Meister könnten einen ungerechten Krieg führen. Was die Gc- aenwart betrist, so scheint mir für jeden, der den Mut hat, di--