Volltext Seite (XML)
, » Str. LVS — LO. Jahrga«n Sonntag den T7. August 1VIL »schein« täglich »,ch». mit Nutnahme der Konn- und Festtage. »„«gab« X mi, .Die 3et, in ««U und Bild- vterteljübrltch >1,1« 4< In Dre«den durch Bolen « 4« 4k. In ganz Deutschland frei Hau» i»,8!» ^ l in Oesterreich 4,4t» ll. Il»»gab« « ohne illustrierte Beilage dieiteljShrtich l.tt« 4t. In Dresden durch Boten »I« 4t In ganz Deutschland sret Hau» »,!»>» 4ti tn Oesterreich 4.V7 IO — LliizelRr. 1V 4 Unabhängiges Tageblatt für Wahrheit, Recht und Freiheit Inserat« werden die Ngeldnttenr Petit,teile oder deren Raum mit 18 4, Reklame» mit 8« 4 die Heile verechuel. bei Wiederholungen entsprechende» Rabatt. vuchdrnikeret, Redaktion nnd vleichästSstell« t Dresden, Pilluitzer Straf,« 4». — Fcrnlprecher I»«« Für Rückgabe unverlangt. Schriftstücke ketne iverbindUchkeil Redaktion«.Sprechslunoe: I I btS I!» Uhr. kvstv Lnru^gqusIIsI „» Qvus voä »Ha ttolL- vod Ltilsrta» so^via Q»ek LvivkQuo^ N8 von 60 klart! an ltioerg» La»»e»KI, gtiuetig« 2aklv»i»e, dokr. liaeoooradatt t IlI«t-?I»nv» l »ok»»o-tt«org«o-zu»» IS Für ven Monat September abonniert man auf die „Sächsische Bolks- zeitung" mit der täglichen Romanbeilage sowie der wöchentlich erscheinenden Beiloge „Feierabend" zum Preise von «O Pfg. (ohne Bestellgeld), durch de» Bolen ins Haus VO Pfg. Der Bezugspreis auf die Ausgabe -V mit der illustrierten Unter haltungsbeilage „Die Zeit tn Wort und Bild" erhöht sich monatlich um 10 Pfennig. Ein ernster Moment. Dreisten, den 26. August 1911. Die Sedanlvoche scheint eine hochwichtige Entscheidung zu bringen, die Krieg oder Frieden lautet. Tenn der Botschafter Cainpo» kehrt nach Berlin zurück, um die Ver handlungen mit unserem Staatssekretär dcS Neuster» über die inarokkaiiische Frage fortzusetze». Er bringt neue Vor schläge mit. Werden diese Deutschland zufrieden stellen? Wenn das nicht der Fall sein sollte, so sind nur zwei Wege möglich: Sofortiger und völliger Abbruch der Verhandlun gen und als Folge der Krieg, oder Verzögerung der Entschei- düng durch eine dilatorische Behandlung seitens Frankreich. Dieser zweite Weg wäre nnnötig.'s Hinaustchieben der Ka- tastrophe; Frankreich weist aber ganz gen.in, !ast Deutschland ron seinem Standpunkte nicht zurückweicht und Ngadir nicht verläßt, bevor die Entscheidung gemäß den deutschen Inter- essen gefallen ist. Tie erste Septcmberwoche bringt also Krieg oder Frieden. Wir haben wiederholt versichert, das; Deutschland ehr lich den Frieden will, aber einen Frieden in Ehren. Daher hat es sofort den Weg der Kompensationen beschritten »nd Bedingungen gestellt, die im gerechten Verhältnis zu den verlangten Zugeständnissen in Marokko stehen. Die Kom pensationen waren leicht zu erfüllen; der „Hann. Kur." be zeichnet als solcl>e folgende Forderungen: „Wenn wir nicht den französischen Kongo und gleich zeitig damit eine Art erster Hypothek auf den belgischen Kongostaat und Angola erhalten und damit eine Verbindung sowohl mit Tentsch-Ostasrika wie mit Deutsch-Südwestafrika, dann darf von einem Weichen aus Marokko nicht mehr die Rede sein. Nur unter diesen Voraussetzungen erschien es diskutabel. Frankreichs politische Vormachtstellung in Ma rokko unsererseits anzuerkcnnen. Tenn an der konstanten Neibungsfläche mit uns in Marokko hat schließlich nur Eng land Interesse, und die Phantasien über die schlvarze Armee, die sich von dorther gegen uns rekrutieren soll, haben wir schon des öfteren auf ihre Wirklichkeit nnd Möglichkeit hin geprüft. So wie die Tinge jetzt geworden sind, oder wenig stens wie sie geworden zu sein scheinen, muß man doch zu der Ueberzeugung gelangen, daß es jetzt nicht auf eine mehr oder weniger dicke Epidermis ankoniint, sondern darauf, daß man in Frankreich ganz unzweideutig darüber orientiert ist, daß wir die .Hand am Säbelgrisf haben und nicht umsonst jährlich ungezählte Millionen dafür opfern, ein Heer zu unterhalten, das allen Eventualitäten gewachsen ist. Es ist ein schlechtes Geschäft, solche Riesensuuimen in ein Geschäft zu stecken, wenn man nicht bei Gelegenheit sie zu cskomptieren gewillt ist." Diese annehmbaren Kompensationen dürften sich wohl mit den Verhandlungen decken. Was der „Diplomat" Bü- low. den unsere Alldeutschen feiern, in zehn Jahren ver pfuscht hat. kann niemand in zehn Wochen nneder gut machen; der Karren ist auf dem internationalen Gleise schnell verfahren, da helfen alle Mächte mit. Ihn aber wie der auf die Normalspur zu bringen, geht schwerer: da legen alle Mächte Hindernisse in den Weg. Wir sind jetzt in die sem Stadium und wollen eine aktive Auslandspolitik. Wir tragen die gutmütige Schlafmütze nicht mehr länger, derweil andere die Welt aufteilen. Wenn daher Frankreich auf den Boden dieser Kompensationen tritt, ist der Friede gesichert. Die Kriegsgefahr droht von England, das hindernd in die Verhandlungen eingriff; es bleibt ein Verdienst des Zentrumsblattes „Germania", daß cs vor acht Tagen mit allem Nachdruck feststellte, daß „England in Paris" regiert und daß Frankreich nur der Vollzieher englischer Noten ist. Dieser von England ausgeübte Drmk, der in dem Zen porrellan Steingut Kristall Oedrsuclis- u. lluxus- Qexenstöncls XüniHl ttollielecsnl ^nliäuser Dresden, Xünig-stolisnn-Ztr. trumsblatt in sehr temperamentvoller Weise znrückgcwiescn wurde, ist eine Kriegsgefahr. England hat Wohl damit ge rechnet, daß es uns „bluffen" könne, daß wir „timide" zu rückweichen, wenn es drückt. Es hat sich verrechnet, und nun schlägt der Wind dort uni. Als eine Antwort auf den Ar tikel der „Germania" ist die Auslassung der offiziösen „Westminster Gazette" aufzufassen; sie schreibt: „Die Rechte aller europäischen Mächte sind bei den jüngsten Teilungen in Afrika anerkannt worden. Deutsch lands Rechte in Marokko sind speziell in den letzten Jahren anerkannt. Frankreich hat an Großbritannien Kompenso tionen für die Aufgabe seiner Ansprüche in Marokko ge geben, und Deutschland ist auch berechtigt, Kompensationen zu verlangen, wenn es seine Anspcücl>e aufoibt. Das weist den Gedanken zurück, daß Deutschland etwas Feindseliges tue, Deutschland geht vielmehr ganz geschäftsmäßig auf der Basis «ln nt cl<-8 vor, »nd das deutsche Volk würde die Regierung zur Rechenschaft ziehen, wenn es anders ver führe. Frankreich muß sich daher vor Augen halten, daß das, was es verlangt, bezahlt werden muß. Entweder das, oder ständige Friktionen, Störungen, Gefahren und die Un möglichkeit für Frankreich, praktischen Nutzen aus Marokko zu ziehen. Tie freie Hand für Marokko ist für Frankreich ei» Aktiv»!» von großem Werte, wenn nicht olles, ivas über den Reichtum Marokkos erzählt wurde, Fabel ist. Ein Freund Frankreichs kann dieses nur drängen, die Gelegen heit, diesen Vorteil zu erlangen, nicht zu verpasse». Es wäre töricht, wenn es nur ans dem Grunde, daß es Territo rium, das einmal unter jssiner Flagge ist, nicht anfgeben will, die Konsolidation seiner bestehenden Macht in Afrika nicht durch ein Arrangement fördern wollte, das bis vor kurzem in Frankreich unerreichbar schien. Es scheint, daß der Gedanke in einigen deutschen Zeitungen anfgetaucht ist, daß wir Frankreich nnstacheln. eine aggressive oder unver nünftige Haltung aiiznnehine». Dieser Gedanke ist grnnd los. Ebenso ist der Gedanke, daß wir ein Arrangement hin dern, damit in unserem Filteresse Deutschland von der See in Westnsrikn blockiert we e, gänzlich ohne Grund. Unser Rat an Frankreich ist der. die Verhandlungen mit einen: Auge ans ein ehrenvolles Abkommen gerichtet »nd nicht zu knauserig im Geben zu v.nolgen, wenn, Inas es erhält, ihm wirklich sicher ist." Die Schlußsätze sind a> nelnnbar; wir streiten nicht über die bisherige Haltung Englands: wenn es aber nach diesen Sätzen von jetzt ab handelt, dann beugt es dem Kriege vor. Bisher war England da Hindernis der Einigkeit und hat Frankreich störrisch genau l; gibt es nun diese Politik auf, so wachsen die Anssichten ins Ansrechterhaltnng des Frie dens. Wir wissen genau, welche Opfer ein Krieg, auch dem deutschen Sieger, auferlegen würde, nnd wir wisse», daß dieser nur der letzte Weg sein darf, nämlich dann, wenn unsere Lcbcnsinteressen als unabhängige Großmacht be rührt werden. Hier liegt die Grenze des Friedens und nur hier. Das soll alle Welt wissen. Nun hat Frankreich das Wort in der Sedanwoche. Politische Rundschau. Lre» dev, de» 26. August ISlI. — Der Kaiser und die Kaiserin sind um 10>/b Uhr in Altona eingetrosfen. Mit ihnen trasen Prinz Adalbert nnd Prinzessin Viktoria Luise ein. Zum Empfange hatten sich eiiigefnnden: der Kronprinz, Prinz und Prinzessin Eitel Friedrich, die übrigen Prinzen, der Großherzog von Olden burg, die Spitzen der Militär- und Zivilbehörde», n. a. Ge- ncralseldmarschall Graf v. Häsclec und Fürst zu Fürsten berg. Tie Majestäten hielten großen Militär- nnd Zivil- empfang ab, worauf der Vorbeimarsch der Ehrenkompanie erfolgte. Ter Einzug der Majestäten setzte sich unter an- danernden Hochrufen des Publikums und Tausender von Schulkindern bis znm Rathause von Altona fort Der Ober bürgermeister hielt eine Ansprache und bot dem Kaiser einen Ehrentrunk dar. Der Kaiser erwiderte und trank auf das Wohl der Stadt Altona. Ter Einzug setzte sich hiernach durch die Kaistraße bis zum Liegeplätze der Hohenzollern fort. Die Majestäten nahmen Wohnung an Bord. Um 7 Uhr abends begann die Festtafel für die Provinz Schles- wig-Holstein im Hotel Kaiserhof. Hierbei hielt Oberpräsi dent v. Bülow eine Ansprache. Der Kaiser gedachte in sei ner Erwiderung der Familienbeziehungen zu Schleswig- Holstein und fuhr fort: „Die erlauchte Frau, die als Königin von Preußen nnd deutsche Kaiserin die erste in unseren: Lande ist, wird, so bin ich überzeugt, mit Stolz von jedem Schleswig-Holsteiner als seine Landsmännin angesehen, eine Frau, stets bereit, zu helfen, wo es gilt, Not zu lin dern, das Familienleben zu stärken, die Aufgaben der Weib lichkeit zu erfüllen und ihnen neue Ziele zu verleihen. Die Kaiserin hat dem Hohenzollernhansc ein Familienleben be- schert, wie es vielleicht nur die Königin Luise vor ihr ge tan hat. Uns ist sic ein Vorbild geworden für die deutsche Mutter, indem sie sechs Söhne zu ernsten tatkräftigen Män nern herangezogen hat, die nicht gewillt sind, die bequemen Seiten ihrer Titel nnd Stellungen auszuiiutzen und, wie so viele junge Leute der Jetztzeit, dem Genuß zu leben, son dern in harter, strenger Diensterfüllung ihre Kräfte dem Vaterlande zu weihen, nnd, wann es ernst werden sollte, freudig bereit sind, ihr Leben auf dem Altar des Vater landes zum Opfer zu bringen. Deswegen ergreife ich gern die Gelegenheit, den Dank an Ihre Majestät auszusprecherr für den Segen, den sie meinem Hanse gebracht hat. Bei deir vielen Besuchen, die ich ihrer schönen Heimat gemacht habe, zu Wasser nnd zu Lande, habe ich mich mit Freude davon überzeugen können, daß Schleswig-Holstein Vorwärtsstrebeno sich weiter entwickelt, zumal der landwirtschaftliche Teil seiner Bevölkerung. Wie in anderen Landesteilen scheir auch die Landwirte dieser Provinz der Entwicklung dieses Jahres mit Sorge entgegen. Was der Staat leiste» kann, um ihnen zu helfen, das ist geschehen und wird geschehen Ich meine aber, bei der religiösen, christlick-en Gesinnung meiner Landlente und zumal der Schleswig-Holsteiner werden Sie nicht übersehen, daß die Dürre dieses abnormen Jahres einet Prüfung ist, die nnS der Himmel geschickt hat, lind der tvir uns zu beugen haben." - Der Kaiser trank aus das Wohl von Schleswigs Holstein. — Beim Prt«zrrgeutrn von Bayern sind nemrdintzS rheumatische Anschwellungen der rechten Hand aufgetrkten. die wegen der KowplikationSgesahr mit dem schwachen Herzen bedenklich erscheinen. Sonst ist der Aufenthalt in Hohenschwangau dem Rcgenten bei der jetzt eiagetreteuen kühleren Witterung gut bekommen. — Als Hintermann der Artikel des „Oesterreichischrn Katholischen SvnntngsblattrS", die wir gestern niedrige? hängten, hat die „Schles. Volkszeitg." den Neichstagsabge- ordneten Grafe» Oppersdorf vermutet und diese Verdächti gung in Nr. 385 ausgesprochen. Der genannte Herr läßt uns einen Brief zugehen, in dein er sich gegen diesen Ver dacht wendet und erklärt: „Ich möchte Sie im Interesse der Sack>e bitten, Jhrcit Lesern durch Abdruck dieses Brieses Kenntnis davon zik geben, l. daß ich den oder die, offenbar von Ihnen gemein- le», in Nr. 33 und 34 des „Oesterreichischen Kath. Sonn- iagsblattes" erschienenen Artikel weder geschrieben noch ver anlaßt habe; weder von ihrem Erscheinen vor anderen Lesern Kenntnis hatte, noch ihren oder ihre Verfasser kenne; 2. daß mir von Differenzen prinzipieller Natur zwischen mir und dem Zentriinisprogram», nicht das Geringste bekannt ist, und daß ich bereits nnd nicht zum ersten Male vor zwei Mo naten in der „Neustädter Zeitung" öffentlich erklärt Hades . Ich stehe mit beide» Füße» »nd nneingcschräl'kt auf denk Boden des Fentrunisprogramms"; 3. daß der ^rrtnm, dnsi zwischen mir nnd dem Zeiitriinisprogramm irgend ein prin- zivieller sjwiespalt bestehe, niemals nufgekonimen und ge wiß auch nie im Auslände ansgetancht wäre, wenn eine gewisse einheimische Presse sich nicht in tendenziösen Artikeln gegen mich ausgelassen nnd meine strikte nnd ohne Zögern abgeip'beiien Erklärungen ihre» Lesern dann beharrlich vor« enthalten hätte " Elsaß-Lothringens Stellung im Reich Nachdem Elsaß Lothringen vor allem dadurch einen Anteil an der Reichsregiernng erhalten hat. daß ihn, eine, wenn cnickj nickst niiheschränkte Vertretung in, Bnndesrate eingeräiinik ist, fragt es sich, welche staatsrechtliche Stellung dem Lande ini Reiche znstelst; Elsaß Lothringen hat damit die Stellung eines Vllndesstaates nicht erhalte». Denn während die einzelnen Gliedstaaten von sich ans regiert werden, erfolgt die Regierung in Elsaß-Lcsthringen vom Reiche ans, durch den Kaiser in seiner Eigenschaft als Reichsorga». Deck Kaiser übt in Elsaß Lothringen die Staatsgewalt in» Namen des Reiches ans. Auch »ach dem neue» Verfassnngs- gesetz ist daher Elsaß-Lothringen Reichsland, eine Vermal« tnngsprovinz des Reiches, welcher durch die Einräumung einer beschränkten Vertretung in, Bnndesrate »och keine Bilndesstaatseigenschast bewilligt worden ist. Im Reichs- lande hat der Kaiser nicht die Stellung eines Landesherrn, denn er übt seine Regiernngürcckste nicht als eigenes, un- entziehbares Recht ans. wie dies bei den Landesbcrren iir den Gliedstaaten ziitriffl, sondern als ei» Recht, welches sich auf das Verfassnngsgesetz gründet nnd welches ihn, jeder zeit auch gegen seinen Willen ans dein Wege der Reichs- gesetzgebnng wieder entzogen werde» kann. Wie der Kaiser, so sind auch die übrigen ansübenden Organe in Elsaß- Lotliringe» nicht Landesorgane, sondern Reichsorgane, Die Eigenschasl eines Reichsorgans kommt nicht nur dem Statt« Halter und den, elsaß-lothringischen Ministerium, sondern auch dem elsaß-lothringischen Landtag zu. Die Annahme eigener Landesorgane würde im Widerspruch mit der Eigenschaft Elsaß-Lothringens als Reichsland stehen, dcr der gesamte Staatsmille, welcher sich in dein Reichslande Geltung verschafft, nichts anderes sein kann als Reichs« Wille. Aus der Stellung als Reichsland ergeben sich für Elsaß-Lothriugen als rechtliche Folgen, daß es keine be sondere elsaß-lothringische Staatsangehörigkeit gibt, datz Elsaß-Lothringen kein völkerrechtliches Subjekt ist, daß ihm