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den berechtigten Forderungen seiner Freunde wie überhaupt der Arbeiter keineswegs. Bor allem gehe sie nicht weit genug. Grund sätzlich müsse die Krankenversicherung auf alle Arbeiter ausgedehnt werden, welche der Invalidenversicherung unterworfen seien. Was die Aerztefrage anlauge, so sei die Behauptung, daß die Aerzre gerade durch die Krankenversicherung proletarifiert und von den Krankenkassen abhängig seien, ganz unzutreffend. In der Kranken versicherung seien doch überhaupt nur 7", Millionen Personen! Bei Erhöhung der Aerztehonorare würden die Krankenkassen jedenfalls das Krankengeld für die erkrankten Arbeiter herabsetzen müssen. Würde man das etwa gerne sehen? Zn Gera, bei dem dortigen Aerztestreik, liege die Schuld an den Aerzten selbst, sie hätten sogar in schleunigen dringlichen Fällen die ärztliche Hilfe verweigert. Auch Pros Riedel in Jena. Keinesfalls dürfe dem Verlangen Spahns entsprechend, auch künftig die Fürsorge für die Geschlechtskranken unterbleiben. Denn gerade dadurch treibe man die Kranken den Kurpfuschern in die Arme. Abg. Endemann <nat.-lib.> stimmt hinsichtlich der Geschlechts kranken unbedingt dem Vorredner zu. Tie Vorlage sei vor allem deswegen lückenhaft, weil sie die Aerzteverhältnisse nicht regele. Abg. vr. Richthofen protestiert gegen die Unterstellung des „Vorwärts", als wollten die Konservativen das Zustandekommen dieses Gesetzes verschleppen. Seine Freunde seien mit allen drei Hauptpunkten der Vorlage einverstanden, auch mit der Krankengcld- ewähr an Geschlechtskranke. Die tatsächlichen Verhältnisse machten as nun einmal notwendig, so sehr man das auch be dauern möge. Abg. Lenzmann (freis. Volksp.) wünscht gleichfalls das Zu standekommen des Gesetzes noch in dieser Session. Einer Kommissions beratung bedürfe es eigentlich kaum. Da die Aerzte frage einmal angeregt sei, so wolle aber auch er erklären, das; die freie Acrzte- wahl das Nichtigste sei. Selbstverständlich müssen auch Geschlechts kranke der Wohlfahrt des Gesetzes in vollem Umfange teilhaftig werden. Ja. er selbst gehe sogar noch weiter und wolle sogar tnbezug auf Trunkfälligkeil leine Ausnahme gemacht sehen. Abg. Hofmeister (freis. Bgg.) spricht sich im gleichen Sinne wie der Vorredner aus.. Abg. v. Czarlinski (Pole) bedauert lebhaft, daß nicht auch die Aerztefrage in der Novelle erledigt sei. Abg. Hofmann (nat.-lib.) stimmt im Wesentlichen mit dem Abg. Lenzman» überein. Seine und seiner Freunde Bedenken gegen die Vorlage gingen dahin, das;, wenn erst diese Vorlage Gesetz ge worden. die anderen Reformen, so vor allem wegen der Aerztefrage, meist nie lange auf sich warten lassen würden. Abg. Rös icke-Dessau «freis. Vgg.): Auch ich würde die Krankenversicherung gern noch in vielen anderen Punkten verbessert sehen, aber dann würde» ..ir für diese Session verzichten müssen. Als eine Notwendigkeit wenigstens für später bezeichnet Redner dann insonderheit die Ausdehnung der Krankenversicherung auf die Landarbeiter. Jnbezug auf die Aerztefrage neigt Redner der Auffassung Molkenbnhr zu. - Abg. Raab (Antis.) drückt seine Freude ans über die drei wesentlichen Reformen, welche die Vorlage bringe, und wünscht, das; wenigstens noch die Handlungsgehilfen in die Krankenversiche rung einbczogen werden möchten. Staatssekretär Graf P osa dowskh betont noch, die Lage der ländlichen Arbeiter sei zu verschieden von der der anderen, sodas; deren Krankenversicherung s. Z. nur durch besonderes Gesetz er folgen könne. Abg. Arend iReichsp.) erklärt noch, um irrigen Schlüssen ans den Gampschcn Auslassungen vorznbcugen, auch seiner Partei liege die Verabschiedung dieses Gesetzes am Herzen. Hierauf geht die Vorlage au eine Petition. Morgen 1 Uhr: Positionen: dann Postetat. Schluj; gegen 6 Uhr. politische Rundschau. Deutschland. — Der neue Lotterieplan der preußischen Re gierung hat gestern die Billigung der Budgetkoinmissioiisge- fundcn. Es sollen die Chancen insbesondere bezüglich der mittleren (Gewinne günstiger gestaltet und zu diesem Zwecke der Loospreis für jede Klasse herabgesetzt, dafür aber eine fünfte Klasse eingeführt werden. Die Zahl der Ersatz gewinne und damit der Freilose werden vermindert, die der Stammlose aber vermehrt. Hierdurch wird das Spiel kapital jeder Lotterie von 32545500 Mk. auf rund 33950000 Mk. erhöht. Die hieraus sich ergebende Mehr einnahme des Staates von etwa 300000 Mk. soll den Spielern in Form einer Prämie wieder zugute kommen. — Die Posencr Oberprüsidentenfrage ist nun gelöst. Der König hat den Königsberger Regierungs präsidenten v. Waldow zum Nachfolger v. Bitter's ernannt. Herr v. Waldow war bereits anfangs 1898 Landrat von Niedcc-Barnim, er steht im 47. Lebensjahre und gilt als tüchtiger Verwaltungsbeamter; in politischer Hinsicht ist der neue Lperpräsident nicht hervorgetreten; das „Berl. Tgbl." nennt ihn „in weiteren Kreisen ziemlich unbekannt". Oesterreich - Ungarn. — Die Wehrvorlage gelangte am Donnerstag auch im Herrenhause zur Annahme. Dabei wurde gegen die verwerflichen ungarischen Machinationen Stellung genommen. Graf Friedrich Schöuborn trat namens der Rechten für die Einheitlichkeit der Armee ein und begründete die Borlage mit Forderungen: 1. Einheit der Armee. 2. Ein heitlichkeit des Oberbefehls. 3. Aufrechterhaltung der Kommuudosprache und der äußeren Abzeichen. Er verwies auf die Vorkommnisse jenseits der Leitha und gab der Befriedigung darüber Ausdruck, daß sich auch in Ungarn einige Männer gefunden haben, welche für die Einheitlich keit der Armee eintratcn. Fürst Schönburg erklärte namens der Mittelpartei, solchem Beginnen in Ungarn müsse mit aller Entschiedenheit entgcgengetreten werden. Nachdem noch Chlumetzky und Graf Harrach in gleichem Sinne gesprochen, erklärte der Landesverteidigungsministcr, eS sei der allerhöchste Wille, daß das Heer nicht nur in der Form und in den Beitragsleistungen, sondern auch im Wesen durchaus gemeinsam bleibe. Rußland. -- Die Mobilisicrungsgerüchte tauchen in immer stärkerem Maße auf. Beim Generalstab in Kiew und in Odessa herrscht außerordentliche Tätigkeit. Den Stabs offizieren wird kein Urlaub gewährt. Sämtliche Truppen, welche die Manöver bei.Kursk mitmachtcn, sind seitdem in fortwährender Mobilisierung erhalten. 100000 Reservisten 1. .Klasse und 180000 Reservisten 2. .Klasse erhielten Be fehl, sich bereit zu halten, um binnen 14 Tagen nach einer zweiten Ordre zu den Jahnen zu eilen. — Infolge der Weigerung der Pforte, für die Rückstände aus den nach dem letzten jkricge an russische Untertanen zu entrichtenden Entschädigungen die Zinsen im Gesamtbeträge von 950000 Pfund zu zahlen, überreichte die russische Botschaft dieser Tage eine Note, in welcher sie dringend auf die Aner kennung der Zinsenschuld besteht und vorschlägt, diese An sprüche durch eine neue Kommission zu prüfen. Aus Stadt und Land. Dresden, 28. Februar 1903. * Se. Majestät der König nahm heute mittag 12 Uhr im Residenzschlosse die Vorstellung der nach Beendigung der Prüfungen in die Armee übertretenden Kadetten durch den Kommandeur des Kadettenkorps Major von Tetten born entgegen. Heute nachmittag 5 Uhr findet bei Sr. Majestät dem Könige im Nesidenzschlosse eine weitere Staats dienertafel statt, zu welcher eine Anzahl Herren aus dem Staatsdienste mit Einladungen ausgezeichnet worden sind. * Tie sächsische Staatsregicrung hat, wie cs nicht anders von ihr zu erwarten war, ihre Bevollmächtigten zum Bundesrate beauftragt, gegen die Aufhebung des 8 2 des Jesuitengeseyes. der auch einzelnen Jesuiten den Aufenthalt im Deutschen Reiche verbietet, zu stimmen. * Ter kath. Mcistervercin feierte vor kurzem sein 15. Stiftungsfest in den festlich geschmückten Lokalitäten des kath. Gcscllcuvcreins in Form einer Festtafel. Zur Freude der Fcüteiluehmec waren auch mehrere geistliche Herren und Vertreter von Vereinen erschiene!;. Der Präses. Herr Vikariatsrat und Superior Fischer, legte in humorvolle,'. Worten die Ziele des Vereins dar, während Herr Lehrer Dünnebier in; Namen des kath. Geselleuvcreins und Herr Kaplan Hein in; Namen des Jüuglingsvereius sprachen. Auch der lieben grauen Schwestern wurde gedacht, welche wie immer das Mahl in vorzüglicher Weise hergcrichtct hatten. Dazwischen wurde den; Frohsinn in ausgiebiger Weise durch humoristische Vorträge Rechnung getragen. * Der marianische Inngfrauen-Vcrein in Dresden- Neustadt wird in; Benno-Stift (Lößnitzstraße 2s morgen, den 1. März, eine Anbetnngsfeier veranstalten. In; An schluß hieran wird eine Vcrcinsvcrsammlnng abgehalten werde,;. «Näheres siehe Inserat». * An den Dresdener katholischen Schulen werden zu Ostern als ständige Lehrpersonen angeffeilt: Herr Rammler (bisher -t.Hath. Bezirksschule». Frl. Gäbler (bisher kath. Bürgerschule>. Frl. Schäfer (bisher kath. Schule zu Zittau», Frl. Stowaffer (bisher kath. Schule zu Chemnitz) für die II. kath. Bezirksschule, Jordaustraße, und deren Filiale zu Pieschen, sowie Herr Kiudermam; (bisher zu Reichenau) für die I. kath. Bezirksschule, Grünestraße. Außerdem ist noch ein Hern: aus Schlesien als ständiger Lehrer hierorts vorgcmerkt. — Die Herren .Hilfslehrer Heber und Heuseler gehen nach Leipzig. Herr Stein tritt aus dem Schul dienste aus. * Tie Laudesversammlung des Bundes der Land wirte findet hier am 5. März, 1 Uhr mittags, im „Tivoli" statt. Als Redner sind Freiherr von Waugeuheim über „die heutige politische Lage" und NcichstagSabgeordueter I)r. Oertel über „die Mittelstandsfrage" cmgeküudigt. * Unter dem Verdachte, unzüchtige Handlungen au zwei kleinen Mädchen im Alter von 6 und 10 Jahren vorgeuommeu zu haben, wurde ein Gendarm vom 2. Be zirk auf Antrag der Königl. Staatsanwaltschaft verhaftet. * Am heutigen Svnutag. welcher unter Umständen einei; lebhafteren Ausflugsverkehr zeitigen dürfte, wird die Sächsisch-Böhmische DampssFifsahrt außer den Plan mäßigen Schissen noch 2 Sondcrdampfer nachmittags 2 und 3 Uhr ab Dresden nach allen Stationen bis Pillnitz und abends 5'^ und 0 Uhr ab Pillnitz nach allen Stationen bis Dresden zurück verkehren lassen. * Me geehrten Abonnenten unserer Zeitung im Stadtbezirk Dresden mit Ausnahme der Vorstädte Streßten, chruna, Ritschen, Räcknitz, Zschertnitz, ^rachau, Lrachen- berge, Wilder Mann, Seidnitz, Äantzkitz, Wölfnitz, Mickten, Aevigau und Kaditz werden kiermit nochmals höflichst und dringend gebeten, den angefügteu Bestellzettel möglichst bald auszufüllen und an unsere Geschäftsstelle zu senden, damit die Zusendung vom 1. April an prompt durch Waten erfolgen kann. Ostritz, 27. F-ebr. Auf Einladung der Herren Orts pfarrer Rönsch und Zieschank wird diesen Sonntag eine Papstseier für die Gemeinden Ostritz und Grunau in; Saale der „Stadt Dresden" stattfindeu. Das gewählte Pro gramm und noch mehr die Bedeutung der Festfcier läßt die regste Beteiligung der Pfarreingesessenen erwarten. Die Festrede hat ein Herr aus den Kreisen des Volksvereins f. d. k. D. gütigst übernommen. Es wird ganz besonders darauf aufmerksam gemacht, daß man ganz pünktlich um 6 Uhr abends mit dem Programm einsetzen wird. Zittau, 27. Febr. Die Leiche des jüngsten der beiden vor wenigen Tagen verschwundenen Mädchen, der 9jährigen Elisabeth Thiele aus Hartau, ist in der Neisse nahe der Danziger Fabrik aufgefuuden worden. Da Verletzungen am Körper nicht zu entdecken sind, scheint ein Sittlichkeits- verbrechen ausgeschlossen. Das Suchen nach der 16jührigen Hedwig Nierich wird mit erneutem Eifer fortgesetzt. Volksverein für -as kath. Deutschland. § Leipzig. Am 26. Februar fand im Saale des katholischen Gesellcnhauses eine gut besuchte Ver sammlung der Bezirke L.-Zentrum und L.-Süd statt. Nach Vorträgen über „Bestrebungen des D.-V." und über „Die Reichstagswahlen" wurden folgende Resolutionen ein stimmig angenommen: 1. Die Versammlung schließt sich voll und ganz den Beschlüssen übrigen Versammlungen des N.-V. in L.-Nord und L.-West an, als Zählkandidaten Herrn Abg. Or. Porsch aufzustellen. 2. Die Versammlung bedauert die überaus katholikenfeindliche Haltung der „Leipziger Neueste Nachrichten" und erblickt darin ein beabsichtigtes Streben, konfessionellen Zwiespalt zu unter halten; die Versammlung findet darin einen neuen Beweis für die Notwendigkeit einer katholischen Zeitung in Sachsen und spricht der „Sächsischen Volkszeitung" für ihr unent wegtes Eintreten unserer Rechte ihren Dank und ihre An erkennung aus. 3. Die Versammlung betrachtet es als einen Uebergriff, wenn die Hauptversammlung des Zweig vereins des Evangelischen Bundes in Döbeln an das sächsische Ministerium die Anfrage richten will, ob es ge- stattet sei. daß eine „ultramontane" Zeitung in einem zu 97 Prozent (? D. Red.) evangelischen Lande sich den Namen „Sächsische Volkszeitung" zulegen darf. Zugleich beklagt die Versammlung eS aufs tiefste, wenn immer und wiebar ! die alten Lügen über die Jesuiten in Versammlungen de» Evangelischen Bundes u. a. vorgetragen werden; die Der» sammlung Protestiert auch energisch gegen die unwahre und gehässige Behauptung, der sog. ..Ultramontanismus" bedeute eine Gefahr oder sie sei sogar eine größere Gefahr, al» die Sozialdemokratie. 8 Leipzig. Am Dienstag, den 10. März, findet eine allgemeine Vertrauensinännerversammlung im Saale de» katholischen Gesellenhauses statt. Beginn abends ^9 Uhr. 8 Ostritz. Sonntag nachmittag Punkt 5 Uhr soll hier eine Vertrauensmännerkonferenz tagen, zu welcher der Geschäftsführer unseres Bezirkes sein Erscheinen in Aussicht gestellt hat. Erscheinen aller Vertrauensmänner erwünscht. Gerichtsfaal. Die „Dresdner Rundschau" brachte bekanntlich am 8. Januar l. I eineu Artikel unter der Uebcrschrifl „Kloster oder Irrenhaus", welcher die Flucht der sächsischen Kronprinzessin betraf und in welchem sie zum Schlüsse jenen, welche aus solche Beweise hin ihr tief moralisches Anathema in die Welt hinausschreien und cs für ein Verbrechen oder ein Vergehen halten, jetzt noch ein Wort für die Kronprinzessin einznlegen, da-Z Wort Christi zuruft: „Wer unter euch ohne Sünde in. der werfe den ersten Stein auf sie!" Ferner wurde darin die Erwartung ausgesprochen, daß vollständige Beweise erbracht werden mögen, welche der Ansicht des Blattes nach durch die in Genf zur Beobachtung weilenden Polizeibeamtcn nicht erbracht werden können. Diese zeige auch hier wieder, daß sie sich fortgesetzt um Dinge kümmere, die sie nichts angehen. Der Polizei präsident stellte hierauf Strafantrag, lind gestern fand die Straf verhandlung gegen den verantwortlichen Redakteur Adolf Götz vor dein hiesigen Schöffengericht statt. Der Angeklagte wurde nach durch- gcsührtem Beweisverfahren zu 6 Monaten Gefängnis und Tragung der Kosten des Strafverfahrens verurteilt. Dem Polizeipräsidenten wurde öie Publikationsbefugnis erteilt. In der Begründung des Urteils wird geltend gemacht, daß in dem inkriminierten Artikel Tatsachen behauptet würden, die unnachweisbar und geeignet seien, die Polizeibehörde in ihrem amtlichen Ansehen zu schädigen und vor der Oeffentlichkeit herabzusetzen. Durch die Bemerkungen: „Die Polizei kümmere sich um Dinge, die sie nichts angehen", sowie durch den Vorwurf der „ungerechtfertigten Haussuchungen" und „die Schweiz werde die Polizei bald genug auf den Sprung bringen" sei in freventlicher Weise eine, höhnende Mißachtung der Polizei beamten zum Ausdrucke gebracht. Durch die Beweisaufnahme sei ferner nicht erwiesen worden, das; die bei der „Dresdner Rundschau" vorgeuommcnen Haussuchungen ungesetzlich oder ungehörig gewesen seien. Durch die Hofaffäre sei eine tiefe Erregung in unseren; Volksleben hcrvorgerufen und durch den Artikel die Polizeibehörden ohne ersichtlichen Zweck in ihrem Ansehen herabgesetzt worden. Der Angeklagte habe nicht wissen können, ob Polizeikommissar Schwarz als Polrzeiorgcrn oder'als Beauftragter der höchsten Stelle nach Genf entsendet worden sei. Ter Passus, daß eine unschuldige Perlon (womit die Kronprinzessin gemeint war) vor die Alternative gestellt worden sei „Kloster oder Irrenhaus", sei eine schwere Kränkung des öffentlichen Bewußtseins. Der Staatsanwalt beantragte die sofortige Inhaftnahme des Verurteilten wegen Fluchtverdachts, da gegen ihn auch noch mehrere andere Verfahren in Schwebe sind; das Gericht erachtete jedoch die Gründe zu einem Fluchtverdacht nicht hinreichend und lehnte den Antrag der Staatsanwaltschaft ab. Theater, Aunst und Wissenschaft. — Nesidenztheater. Heute Sonntag nachmittag 3^2 Uhr wird bei gewöhnlichen Abendpreisen das Schau- spiel „Alt-Heidelberg" gegeben. Abends 7^ Uhr beginnt Herr Felix Schweighofer sein Gastspiel in dem Schwank: „Der Detektiv". Spielplan der Theater in Dresden. Königl. Opernhaus. Sonntag: Neu cinstudicrt: „Amelia". Anfang V-8 Uhr. Montag: „Hosfmauus Erzählungen". Anfang '/„8 Uhr. Königl. Schauspielhaus. Sonntag: Nachmittags '/.2Uhr: VI. Volksvorstellung: „Othello/ Abends V28 Uhr: „Los vom Manne." Montag: „Maria Stuart", Elisabeth: Frau Voigt-Aly als Gast. Anfang 'F7 Uhr. Kirchlicher Wochenkalender. Erster Fastcusonntag. GottcSdienstordnung. Pfarrkirche der Hteulladt (Albcrtplatz 2): 0,8 Uhr hl. Mcsie. 9 Uhr Predigt und hl. Messe. '/ZI Uhr Schulgöttesdienst. Nach mittags 3 Uhr Andacht. — An den Wochentagen hl. Messe um 7. 8 und 9 Ubr. Freitag abends 6 Uhr Kreuzwegandacht. — Sonntag von früh 6 Uhr bis abends 6 Uhr 13stündigcs Gebet in der Kapelle auf der Lößnitzstraße. Neueste Nachrichten. — Der König ernannte den Regierungspräsidenten v. Waldoiv in Königsberg zum Obcrpräsidenten der Provinz Posen. — Tie „Nordd. Allg. Ztg." verinmml: Wie verlautet, hat den erledigten Posten des deutschen Gesandter; in Santiago de Chile der zur Disposition stehende Gesandte v. Reichenau erhalten. — Nach einer Meldung des „Wiener K. K. Tel.-Korresp.-BurcauS" aus Sofia sind dorthin Gerüchte gelangt, daß der russische Konsul in Mitrowitza Schtschcrbina ermordet worden sei. Die Gerüchte werden jedoch in Sofia als unrichtig erklärt. — Die „Wiener Ztg." veröffentlicht die Sanktion des Rekrutenkontingentierungesetzes. — In Italien ist das Gesetz betr. die Brüsseler Zuckerkonvention amtlich ver öffentlicht worden. — In London beschlossen die Führer der Opposition, Brodricks Armeereformplan auch im Oberhause zu bekämpfen. — In Köln fanden Passanten am rechten Rheinufer die Leiche eines Artilleristen, dessen Hals durchschnitten war. ES ist anzunchmen, daß der Soldat in schlechte Gesellschaft geraten, er mordet und ins Wasser geworfen worden ist. — In Hamburg wurden in den letzten Tagen, dank der Arbeit der verschiedenen internationalen Madchenschutzvereinc, eine Anzahl gefährlicher Mädchenhändler festgenommc'n. — In Sulzbach (Saar) wurden einer Wöchnerin, welche abends allein mit ihrem Kinde zu Hause war, von einer hereintretenden verimnnmten Gestalt mit gezogenem Revolver in der Hand, Geld und Wertsachen abaefordert. Ms die Frau in ihrer Todesangst die Schlüssel hcrauSgab, legte die Gestalt den Revolver nieder, rasch ergriff ihn die Frau und feuerte einen Sckrrß auf den vermeintlichen Räuber ab. Die vermummte Ge stalt entpuppte sich bei der Festnahme als die Hebamme, die vor einigen Tagen bei der Niederkunft der Ueberfallenen zugegen ge wesen war und wurde dem Gefängnis zugeführt. — In Moskau ist der Bahnhof der KurSker Bahn, welcher erst vor sechs Jahren fertiggestellt worden war. cingestnrzt. Menschenleben sind nicht zu beklagen. — Die Stadt Port de Paisc auf Kap Haiticn ist durch Feuersbrunst zum größten Teile eingeäschert worden. Milde Gaben. Für den Kirchenbau in Cotta: von Herrn Pfarrer Fuchs 4 Mk.. von Herrn Th. SpieS 3 Mk.. Abtei Marienthal (8. Rate) 100 Mk.. I. L. 5 Mk. Herzlichstes „Vergelt s Gott". Fr. Bodenburg. Bei dem Unterzeichneten sind folgende Liebesgaben eingegangen: 1) Für die Kirche in Leipzig-Plagwitz: 2 Mk. durch Fr. Hinrich», 2 Mk. von Hrn. A. Schm., 1 Mk. von I. I. 2) Für die Schule und Hospiz in Jerusalem: 2 Mk. von Hrn. Schneider, 2 Mk. von Hrn. A. Schm., 1 Mk. von I. I.