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Mittwoch, den 8. Juli 1925 sich nach den Handelsvertragsverhandlungen ein ganz andere» Bild ergibt. An den industriellen Zoll schütz werden sich wenig grundsätzliche Bemerkungen «»knüpfen. In der Nachkriegszeit hat man ihn bereits mehrfachen Aenderungen unterworfen; fast ein Drittel der Mi Positionen sind verändert, meistens erhöht worden. Die Novelle bringt nochmals für 300 Positionen Aen> dernngen, zumeist für chemische, textile und Eisenprodukte. So groß die Bedeutung der Fertigindustrie ist. so wäre es doch falsch, wenn man unter ihrem Gesichtspunkte allein die Zölle betrachtete. In ihrem eigenen Interesse bars man die Industrien, aus die sie sich aufbaut. nicht vergessen. Diesem Prinzip kommt die Novelle nach. Schwieriger liegen dir Verhältnisse beim Agrarschutz. Segen ihn werden schwere Bedenken erhoben. Man macht vor allen Dingen geltend, datz er das Ziel der Landwirtschaft nicht erreichen würde und von wiss«nschaftlicl)er Seite weist man darauf hin, datz heute andere Verhältnisse vorliegen als diejenigen, die seinerzeit zur Einführung des Agrarschutzes geführt haben. Wäh> rcnd wir uns damals gegen die Ueberschwemmung mit auslän dischem Getreide wehren mutzten, seien heute ganz andere Gründe für die Not der Landwirtschaft vorhanden; es seien der fehlende Anschluh an den Weltmarkt, die Unterkonsumtion im eigenen Lande, die Schwierigkeiten im Geld- und Kreditwesen sowie die teilweise unerträglichen Steuern sbesonders die Umsatzsteuer) und Frachten. Man sagt, nicht mit Getreidezöllen ist der Landwirt schaft zu helfen, sondern mit Aufhebung der Ausfuhr sperre und damit Anschluh an den Weltmarkt, mit Verbesserung des Geld-, Kredit- und Steuer wesens, sowie einer Erhöhung der Kaufkraft im Innern. Da gegen lätzt man di« Zölle auf Bieh, Fleisch und Gemüse, Obst, Wein usw. gelten, weil man hier von einem Zollschutz wirkliche Besserung erwartet. Die von der Regierung vorgebrachte Be gründung für die Getreidezölle ist schwach. Der Ausgleich der Schwere ist, wie bereits gesagt, in starkem Matze geschehen. Der Differenzausgleich, der Produktionsausgleich in den verschiedenen Ländern spricht zur Zeit nicht sür Zölle. Bekanntlich sind die deutschen Getreidepreise niedriger als die Weltmarkt preise und di« Stabilisierung der deutschen Getreidepretse wird auch durch Zölle nur schiver möglich sein. Ein Grund spricht allerdings f ü r Getreidezölle: das ist die Sicherung vor even tuellem scharfen Preisdruck seitens des Auslan des, um intensiv weiter wirtschaften zu können. In dem Falle würde der Zoll erst dann wirksam werden, wenn die oben ge nannte Möglichkeit Wirklichkeit ivürde. Und auch darüber be steht wohl nirgendwo ein Zweifel, datz bei Beibehaltung der In dustriezölle — insbesondere der Eisenzölle — an eine Zollsrei hei! sür Agrarprodukte nicht zu denken ist. Es ist für die Land wirtschaft auf die Dauer untragbar, ihre Produkte zu womöglich UnterweltmarLtpreisen zu verkaufen und die von ihr benötigten mindestens zu Weltmarktpreisen — womöglich noch darüber — zu Kausen. Ein anderes Bild gibt die Beurteilung der Zölle, wenn man sie allein vom Standpunkte als Kompensationsobsekt bei Handelsvertragsverhan dlun gen betrachtet. Da es sich hier darum handelt, die außerordentlich hohen Zölle der fremden Länder herunterzudrUcken, ist es zweckmäßig, auch unsere Zölle sowohl für die Landwirtschaft wie die Industrie mög lichst hoch zu gestalten, um möglich viel „in der Hand" zu haben und damit die anderen Zölle heruntcrzudrücken. Auf dies« Art und Weise ist es allein möglich, zu einem allgemeinen starken Abbau aller Zölle zu kommen. Die Regierungsvorlage weist auf dielen Gesichtspunkt sehr stark hin; es wäre allerdings gerade im Interesse der Verhandlungen zweckmäßiger ge wesen. diese Hinweise zu unterlassen. Die sür die Landwirtschaft vorgeschlagenen Mindestzölle widersprechen zwar diesem Gesichtspunkt und sie bedeuten zweifellos für die Ver handlungen keine Erleichterung. Es ist ausgeschlossen, im Rahmen eines Aussatzes alle Pro bleme, die durch eine Zollnovclle angerührt werden, aufzuwer- fcn. Die bisherigen Veröffentlichungen in der deutschen Presse losten auch erkennen, datz man — wenigstens vorläufig — fast allgemein der Ansicht ist, die großen grundsätzlichen Fragen bis zur großen Novelle zurückzustellen. Das ist gut so. Denn je sckneller wir zur Verabschiedung dieser kleinen Zolltarifnovelle unter Ausschaltung ihrer Fehler kommen, desto besser ist es für die gesamte Volkswirtschaft. Sie kann wenigstens in einen: einigermaßen genügenden Matze ihr« Aufgabe erfüllen und die Wege ebnen sür die grotze Reform, die ihre notwendige Folge ist. Sind Agrarzölle nolwen-lg? Beginn der Sachoerstiindlgenberatungen Berlin, 7. Juli . Die Kommission von Agrar sachverständi gen, die auf Antrag des Handelspolitischen Ausschusses des Reichstages gebildet worden ist, trat gestern in ihrer ersten öffentlichen Sitzung zusammen. Die Verhandlungen wurden ge leitet von dem früheren Staatssekretär August Müller. Mit glieder des Ausschusses sind unter anderen die Landwirte Ge- cauer (BVP.), Elsenberger sBBBd.s.v. Graefe (Völk.), weiterhin die Wirtschaftspolitiker Professor Bonn sDem.), Dr. Hilferoing sSoz.) und Professor Sering. In der gestrigen Sitzung wurden zunächst die weltwirt schaftlichen Zusammenhänge erörtert, über die Professor Dr. S e- : 1 ng referierte. Der Referent gab zunächst einen allgemeinen lleberblick Uber die Entwicklung der Preise der landwirtschaft lichen Produkte in den letzten Jahrzehnten und stellte sest, datz rbgesehen von einzelnen Rückschlägen ein stetiges Anziehen ser Preise für landwirtschaftliche Produkte infolge der stc- iigcn Bevölkerungszunahme zu verzeichnen gewesen sei. — Von 1919 bis 1923 seien die Anbauflächen der Welt geringer gewor den. Die Exportmengen hatten sich ebensalls verringert, der nützte Getreideexporteur, Rutzland, war ausgefallen. Trotz die- «r Verknappung sind aber tatsächlich schlechte Agrarpreise vor fanden. Diese Agrarkrise ist begründet im Zusammenbruch >er europäischen Kaufkraft. Seit Mitte 1924 hat sich in dieser iiichtung ein großer Wandel vollzogen. Die Agrarpreise sind ge legen, die Industriepreise zurückgegangen oder doch stehen ge- rlieben. In asten Freihandelsländern der Erde hat sich die .Preisschere", das heißt, der Abstand zwischen Industriepreisen ind landwirtschaftlichen Preisen geschlossen. Es wird aus dem fahre 1924 ein dauernder Gewinn registriert werden dürfen. Die Menschen werden sich nicht wieder herunterdrücken lassen aus -ine niedrigere Lebenshaltung. Mit großer Wahrscheinlichkeit iiann also damit gerechnet werden, daß die Getreidepreise für fte Zukunft wieder steigen, genau wie vor dem Kriege. In der heutigen Sitzung soll das Verhältnis der Zölle zur sntenditätssteigerung, morgen die Frage der gegenwärtigen Br üstung der Landwirtschaft, am Donnerstag die innere Preisbil- >ung und die sozialen Wirkungen der Zölle, am Freitag schlietz- ich die Frage der Handelsbilanz und der Zolltechnik behandelt oerden. Die Kommission beschloß über die Möglichkeit, Kre iste für die Landwirtschaft zu beschaffen, den Reichsbankpräsiden- ien Dr. Schacht, über die Handelsbilanz den Präsidenten des sta tistischen Reichsamtes, Dr Wagcmann, zu hören. NM M iiie M Berlin, 7. Juli. Die Tendenz der Berliner Börse im heu tigen Frühverkehr war lustlos mit Neigung zur Schwäche. In >er allgemeinen Auffassung konnte noch kein Umschwung ein- treten, da die Berichte aus dem Reich noch immer ungünstig lau ten. So wurde gemeldet, daß die Linnener Gutzstvhlivevk« ihren Msamten Betrieb wegen Unrentabilität stistegen wollen und mich das Kruppsche Stahlwerk in Annen dürfte größere Einschrän- kungen vornehmen. Auck Renten liegen oernackläMat. Im in- -kr. 154, Seite » >>>, . , - >> , -- . - . — ... . E WW LMIIWOil Ml Ml MM M A Weil den WWWnlW Dresden,?. Juli. Die 23 Rechissozialisten des sächsischen Landtages haben in ihrer heute Vormittag abgehaltencn Frak tionssitzung, wie zu erwarten, beschlossen, sich dein Antrag des lin ken Flügels der sozialdemokratischen Fraktion aus Auslösung des Landtages nicht anzuschließen. Demnach dürste der Auflösungs antrag der Linkssozialisten durch die Koalitionsparteien abge lehnt werden. Die Bezirksvorstände der sozialdemokratischen Partei Sachsens sind am Freitag im Landtage zu einer Sit zung zusammengetreten und haben beschlossen, u. a. den Lan desparteitag zum 5. und 6. September dss. Is. nach Ehein- nitz einzuberufen. — Bis zu diesem Termin dürfte also die Ent scheidung hinausgeschoben sein. Es darf aber als sicher angenom men werden, datz der Parteitag sür Auflösung des Landtages Stellung nimmt. Mit einer Landtagsneuwahl im November oder Dezember muß daher bestimmt gerechnet werden. M!We M!W res FiMMSMS Berlin, 7. Juli. Der Steuerausschuß des Reichstages hat gestern eine vorläufige Entscheidung über den Finanz ausgleich durch Annahme eines von den Regierungsparteien ge stellten Antrages über die Verteilung der Einkommen-, Körper schafts- und Umsatzsteuer getroffen. Nach diesem Anträge wer den di« Länder und Gemeinden an U in s a tz ste u e r in der Zeit vom 1. Oktober 1925 bis 81. März 1926 35 Prozent, vom 1. April 1926 an 39 Prozent erhalten. An der Einkommen- und Körperschastssteuer werden die Länder und Gemeinden mit 75 Prozent beteili gtfein. — Die Beteiligung derGemein - den an dem Steueraufkommen soll die Landesgesetzgebung re geln. Die Länder sind berechtigt, den Gemeinden die ihnen zu- siehendcn Anteile im Rechnungsjahr 1926 zu kürzen, wenn der Bedarf einer Gemeinde^ der aus Steuern und anderen Abgaben und Ueberschllssen der Betriebsverwaltung zu decken ist. den ent sprechenden Friedensbetrag um mehr als 10 Prozent übersteigt. In der vorhergeheiiüen Aussprache hatten die Vertreter der Länder nochmals ihre schwerwiegenden Bedenken gegen den Vorschlag der Regierungsparteien geltend gemacht. Demgegen über erklärte der Reichsfinanzminister noch einmal energisch, daß die ln dem Anträge der Regierungsparteien festgelegte Formel der Steuerverteilung das Aeußerste sei, wozu sich das Neichs- finanzministerlum verstehen könne. Die Organisoklon der preutzischen Skaaisbank Berlin' 7. Juli. Der Barmatausschnß des preußi- ickeu Landtages hielt gestern eine Aussprache über die bisherigen Feststellungen des Ausichnsses. Ter Reichsbankpräsident Schacht wohnte auf Einladung der Verhandlung bei. Ter ehemalige Staaisbankvräsident von DomboiS gab eine Uebersjcht über die Vecfastunq und Organisation der preußi schen Staatsbank (Seehandlung). Im Kriege habe eine völlige Um stellung des Betriebes stattfind-n müssen. Große Kredite wurden erst 1922/23 wieder gegeben. Ta- preußische Finanzministerinm Hab« sich auf eine allgemeine Aufsicht bejchränkr und in die Ge schäfte nicht ejngegrisfen. Rcichsbankpräsibent Dr. Schacht stellte sest, daß die Organ* sation der Staatsbank auf dem P r ä s i d i a l s y st e in anfge!- baut ist, während bei allen Großbauten das Ko l l e g j a l s h stnl besteht. Im Frieden hat niemals eine Durchkreuzung der Reichs« bankpofttik durch die Seehandlung staitgefuude». Dell eingetre« tenen Umschwung 1923 aber war die Seehandlung offenbar nicht imstande, zu übersehen. St- gab die ihr zugefloslenen sehe großen Summen ohne Vorwissen der Reichsbank hinaus. Für die Zustände, wie sie durch die Deflation bedingt wäre,,, reichte das Präsidialsystem offenbar nicht aus. Das die Gewährung o-r Kredite an KutiSker und Barmat volkswirtschaftlich nicht von: Nutzen war, darüber bestehe wohl Einverständnis. Nach d-r Reorganisation ist die Geschäftsgebarung der Staatsbank miede« durchaus untadelig geworden. Taß in der Deslationszeft b>e Füh« rung mangelhaft war, werde dadurch beww en, daß -r ein Drei« v crteljahr nicht erfahren könnt-, wie hoch d e von der S e an»ln»g >n di« Wirtschaft gegebenen Summen wäre,, und wohin man sie gegeben hatte. Ter frühere Staatsbankpräsident von Dombois stellt» sich demgegenüber auf d-n Standpunkt, daß nicht Organisation-« gehler, sonder,, Uebertretungen der Lombardbeamte,, d'e Ursachen der Unregelmäßigkeiten bei der Staatsbank gew« en seien. — Der neue Staatsbankpräsident Schröder erklärte, daß erwogen wöb, >n Zukunft für die Staatsbank zum Kollegialsystcm Überzug--;-N Aus dem Äösle-Ausskhutz Berlin, 7. Juli. Die Verhandlung im Hvflc-Ai/4-i schuß am Sonnabend warf wieder ein Streiflicht aus die Zu stände »m Moabiter Gesängnislazarett. Ta liegt Dr. Höfte sterbend, röchelnd und bewußtlos in seinem Bett, das seit acht Tcgen keine sorgsame Hand auch nur zurechtges.hültelt, viel weniger ausge-üftet und neu zurechtgelcgt hat. So finde» ihn Wärter und Wachtmeister. Roh und abgestumpft, wie st, sind, rütteln und schütteln s>e den Sch,»erkranke», duzen den ehe« malige,, Minister und fragen ihn höhnend, ob ec ein Glas ScknnpS wolle (!) Aber keiner denkt daran, Arzt und Geistliche» zu r.lskn. bis später ein anderer hinzukommt, der de,, Mut n„f« bringt, den Arzt zu benachrichtigen. Draußen ans dem Flur steht ein Gefangener, den man gerade eingelicfert hat, der muß zu- sehen, w>e man auch ihn behandeln wird. Klar und bestimmt macht jetzt auch dieser Zeug-, Cäsar Bleche, seine Anssage „nd keiner der Wachtmeister, die diesem gcgenübergestellt werden, iv rgt aiiznzweifeln, was da gegen si« ausge'agt wird. Sie senke,, be. 'chänit den Kops. Und nun noch ei» anderes Bild. Ein Hochstapler, ein Schwerverbrecher, der schon jahrelang hinter Schloß und Riegel sitzt, tritt auf, um gleichfalls seine Auslagen über die Zustände ,nr Lazarett zu machen. Was er erzählt, kl'ngt wie ein wohlge« rclmtes Härchen. Man vereidet ihn nicht einmal. Eines aber stillt auf: er sucht die Selbstmordtheorie Tr. Höftes zn stützen, was er da sagt, klingt ganz in der Linie der Staats anwaltschaft, die ein merkwürdiges Interesse daran hatte, die Selbstmordtheorie aufstellen zu lasten, die mit einem lausten Truck auf die Aerzte in diesem Sinne eimvickte. -- u-,d etwas anderes fällt am Abend nach der Verhandlung noch .»ehr auf: D>e Rechtspresse, die sich über all die beschämenden Fest stellungen über die Zustände in Moabit ansgeschwiegen ,>at, bringt die Llpssagen dieses Hochstablers in großer Aus machung m>t Ueberschrjften wie „Selbstmord,,, ö g l i ch k e >- ten >m Höfle-Gefängnis" u. a. Kommentar überflüssig! ternotionalen Devisen verkehr konnte sich der französische Fran ken weiter leicht Heden. Die Lage am Geldmarkt konnte sich »och nicht entspannen. Der Satz bleidt noch ca. 9—11 Prozent. Die Nachricht, daß auch die Firma Krupp, also keineswegs eine Inflationsblüte wie Stmnes, in Geldschwierigkeiten sich befänden, wirkt naturgemäß auf die Börse und auf di« Beurtei lung der allgemeinen Wirtschaftslage nicht erhebend. Krupp hat sich an inländische Fmanzkreise wenden müssen, und hat, wie verlautet, zunächst um einen 20-MMonen-Kredit nachgesucht, obwohl doch bekanntlich die Firma vor nicht allzu langer Zeit erst einen beträchtlichen amerikanischen Kredit ausgenommen hatte. Inwieweit auf den wirtschaftlichen Stand dieses Riesen unternehmens die neuerlichen Zerstörungssorderungen von Ma schinenmaterial seitens der Entente eingewirkt haben, läßt sich ohne weiteres nicht sagen. Jedenfalls zeigen derartige Symp tom« an den größten deutschen In-ustrieunternehmiingen den Ernst unserer Wirtschaftslage deutlich an. MM will M MW» kW Paris- 7. Juli. Finauzminister Caillaux erklärte gestern ab ob „ach Beendigung des Mrnisterrates, all- Gerüchte über seine Reise nach England oder Amerika leien z»m mindesten verfrüht. Dem Korre'poiiteiiteil ci e e»gl schcn T-legraphenaceninr in Paris jedoch erklärte Caillaux, wenn di« politische Lage es ihm gestatte, Hab« er d>e Absicht, während der Parlanientsferien zuerst nach London und dann nach Washington zu gehen, um persön lich das Schuldenproblem zu erörtern. Außerdem werde er seine Anwesenheit tn den genannten Hauptstädten für Verhandlungen benutzen zur Aufnahme einer Goldanleihe, um den endgültigen Wiederaufbau der ehemaligen Kampfzone dnrchzuführen. Paris- 7. Juli. Aus Washington wird gemeldet, die amerika nische Schilldenfundiernngs-Kommission habe de» französischen Bot schafter benachrichtig.», daß sie die französische Mission entweder vor dem 15. Juft oder „ach dem 16- August empfangen kan», da für di« Zwischenzeit Besprechungen mit der belgijchen Abord nung ln Aussicht genommen sind. Pause in den Wlrlschaflsverhandlungen Paris,-7. Juli. Handelsminister Lhaumet ist durch die Beratungen im Senat über das Gesetz betreffend die Absetzung der kaufmännischen und gewerblichen Unternehmen festgehaltcn worden, so daß die für gestern abend angesetzte Unterredung zwischen ihm und Staatssekretär Dr. Trendelenburg nicht statt finden konnte. Die beiden Delegationsführer sollen heute zu einer Unterredung zusammcntreten, die die letzte vor der vor läufigen Vertagung der Wirtschastsverhandlungen sein wird. Berlin, 7. Juli. Mt der Vertagung der deutsch-französi schen Handelsvertragsverhondlungen entsteht die Frage, ob damit auch die privaten Verhandlungen zwischen der deutschen und französischen Eisenindustrie, die an das Inkrafttreten des deutsch- französischen Handelsvertrages gebunden sind, zum Stillstand kommen werden. Wie wir hierzu als Auffassung der beteilig, ten Kreise hören, besteht eine derartig« Notwendigkeit nicht. Mutmaßlich werden vielmehr die Verhandlungen, die bis Ende dieses Monats in Paris statifinden soften, auch weiterhin fort geführt werden. Das Abkommen der Eisen verarbeitenden In dustrie mit der Eisenindustrie werden, wie wir hören, ebenfalls durch das Aussetzen der Handelsvertragsverhandlungen nicht berührt M der WWW Ms Tie schtvtertgr Lage der Franzosen in Marokko. Paris. 7. Juli. Ter offizielle Heeresbericht aus Marokko besagt: Ter Feind hat, wie verlautet, in der gestrigen Nackt unser« Stellungen am ober»» Lobe» be, Bab-Taza heftig anze« griffen. Trotz der ans feindlicher «eit» «tngesetzten Truppen- mengen ist es gelungen, den Gegner nach erbitterten Kämpfen mit sckweren Verlusten »urückz,«schlagen. EM weiterer «reicht betagt: Um jeder Eventualität vorzubeugen sind angesichts der Vor stöße des Feindes die Frauen und Kinder der Stadt Taza z„e'' Vorsicht aufgefordert worden, die Stadt zn Verlagen. Tie Räu mung >st ungestört vollzogen worden. Tie gesamte männlich^ Bevölkerung ble>bt in Taza. Angesichts der Lage in Marokko Hai der Ministerprüftoent der Preise folgende Erklärung zustefte» lassen: Gewisse Nich- richten stellen die militärische» Ereignisse im Osten der Marvcto- krönt M der Richtung auf Taza pessimistisch dar. Es ist rihtig, daß verschiedene treugeblftbene Stämme, nachdem sie den dauern den Angriffe» des Feindes tapfer Widerstand geleistet batten, zum Teil abgefallen sind und die Niftruppe» durch eine V-cche i,i die französische fordere Linie eindringe» ließen, jo daß die Nistruppen unsere regulären Truppen angrejfen konnten. Un ere Truppen sind in der Lage, den Fej„d zurückzn'chlagen, so baß ihm seine Angriffe teuer zu stehen kommen werde». Tie öffent liche Meinung sollte sich nicht durch unvermeidliche Episvoe» eines Kolonialkampfes beunruhigen lasse», bei dem zeitweise auch Verluste eintreten können. Tanger in Gefahr? Paris' 7. Juli. „Chicago Tribüne" meldet aus Tanger, der Konimandant der internationalen Polizei habe einen Bericht über die Gefahr plötzlicher Angriffe der N>fle»te ans die Stadt und die internationale Zone a» die Mächte gesandt und zur wicffa-n.nl Verteidigung 7000 Mann Verstärkung angcfordert. Äochverralsprozef, Bozenhard! Leipzig, 7. Juli. Bor dem 1. Senat des Staatsgerichts hofes zum Schutze der Republik begann gestern der Hochver- ratsprozeß gegen den früheren Lokomotivführer Johann Bo zenhardt aus Rudow bei Berlin, mit dem zusammen eine Reihe von Angehörigen der kommunistischen Partei unter der Anklage auf Sprengstofsverbrechen, Waffenbesitz und Beihilfe zum Hochverrat stehen. Bozenhardt erhielt 1922 den Auftrag, die KPD. in Mecklenburg und Pommern zu reorganisiere». Er kaufte sich mit Hilfe von 600 Dollar, die er von der Berliner Parteizentrale erhielt, in Stettin ein Geschäft, das als Kurier zentrale der KPD. diente. Im November 1923 wurden bei Vo- zcnhardt ein großes Sprengstofflager, sowie zwei Koffer mit Gift und Pistolen gefunden. Am 2. Mai 1924 wurde er ver» haftet und unternahm bei seiner Verhaftung die bekannte Flucht tn di« russische Handelsbotschaft. Mordprozeh Angerfleln Limburg a. d. Lahn, 7. Juli. Vor dem hiesigen Schwur« gerlcht begann gestern vormittag der Prozeß gegen den acht fachen Mörder Fritz Angerstein, der bekanntlich am 1. De zember v. I. In Hcriger seine vier Familienangehörigen und seine vier Angestellten ermordet hat. Die Anklage wirft Anger- stein neben Mord und Brandstiftung noch Unterschlagung und Urkundenfälschung vor. Es sollen etwa 175 Zeugen vernomme» werden, außerdem sind 27 Sachverständige geladen. Das Gericht beschäftigte sich In der gestrigen Verhandlung zunächst mit Angersteins Unterschlagungen, die sich auf rund 8900 Mark belaufen. Das Geld will Angerstein an Erpresser gegeben haben. — Bei der Schilderung seiner Mordtaten ver wickelt sich Angerstein in Widersprüche. Angersteln will zuerst seine Frau aus Verzweiflung über deren Krankheit getötet haben. Bei den weiteren Mordtaten sei er in einer Erregung gewesen, die Ihm lede Besinnung genommen habe. Er leugnet seine Opfer ln verschieden« Räume gelockt zu haben. — Die Ver handlungen werden heute fortgesetzt: es wird voraussichtlich mli einer langen Prozehdauer gerechnet werden müssen. «»«nvrvvrirrn ver ivresover WetterauSsicktrn vom 7. Juli abends bis 8- Juli abends! Zunächst noch weiter unbeständig, örtlich Gewitt«r nicht ausge schlossen. Vorübergehend geringe Teniperaturabnahme, anfangt schwach« bis mäßig« südwestlich^, lpäter „itwrise lebhaft« n->r> westllcbe Winde.