Volltext Seite (XML)
/»»ttag den 15. Mai 1925 Eine neue Aera für Bad Elster Inbetriebnahme neuer stark kohSenjümehailiger Quellen Hinter uns liegt ein Jahrzehnt, das in seinem unvergleich liche» Kampfe um Leben und Dasein unseres Volkes eine Rück sicht aus Leben und Gesundheit des Einzelnen weithin nicht kannte und mit Raubbau trieb an der Volkskraft und Volksge sundheit. wie es nur die „ultima ratio" eines Volkes rechtfertigen kann. Noch längst zwar sind die Zeichen dieses Kampfes nicht völlig verschwunden, aber soviel ist in den letzten Jahren erreicht 'worden, das; man trotz aller Hemmungen von einem allmählichen Aufwärtssteigen der Lebenskurve sprechen kann. Damit erwacht aber in erhöhten; Matze die Verpflichtung, mit allen zur Verfü gung stehenden Mitteln die schweren gesundheitlichen Schäden der vergangenen Jahre zu paralysieren. So ist unsere Zeit, wie kaum eine andere zuvor, dazu angetan, die allgemeine Aufmerksamkeit auf jene kostbaren Heilfaktoren hinzulenken, mit denen die Na tur einige wenige bevorzugte Gegenden zu besonderen hygienischen Leistungen prädestiniert hat. Einer solchen bevorzugten Lage, ein anerkanntes Heilbad ersten Ranges zu sein, damit aber zugleich eine hervorragende landschaftliche und klimatische Lage zu verbinden, darf sich insbesondere das sächsische Staats bad Elster mit Recht rühmen, dessen natürliche Heilmittel in letzter Zeit erst eine für die Zukunst des Bades hochbedeutsame Erweiterung erfahren haben. Die Besucherzahlen Seitdem der sächsische Staat Mitte vorigen Jahrhunderts das Bad in seinen Besitz brachte, hat er es in gesundem orga nischem Ausbau zu einem Heilbad von Weltruf zu entwickeln ge mutzt. Im Jahre 1848 noch wies es, obwohl die Heilquellen schon im ausgehenden Mittelaller bekannt waren, die bescheidene Zahl von 129 Kurgäste» aus. 1869 stieg diese Zahl bereits bis aus 1759,1879 auf 2459, 1999 auf 8994, um im Jahre 1919 de» Höchst stand vor dem Kriege mit 15 564 Personen zu erreichen. In den darauffolgenden Kriegs- und Inflationssahren wurde diese Zahl noch wesentlich erhöht (Höchststand 1921 mit 21217 Personen). Doch entlMlten diese Zahlen beträchtliche durch die damaligen Zeitumstände bedingte Momente (Heilung Kriegsverletzter, Aus landsüberschwemmung in der Inflation), die sie zur Vergleichung mit Normaljahren ungeeignet erscheinen lassen. Zieht man viel mehr das erste stabile Währungsjahr 1924 mit einem Besucher stand von 15 983 Personen heran, so sieht man. datz heute die Weiterentwicklung unter den enorm verschlechterten Zeitum ständen dort einsetzen mutz, wo man vor zehn Jahren aufgehört hatte. Unter diesem Gesichtspunkte ist es autzerordentlich er freulich. schon jetzt für den Anfang der sogenannten Saison eine Steigerung der Besuches um 29 Prozent gegenüber dem Vorjahre fcststcllen zu können. Der Fortschritt ist doppelt hoch zu veran schlagen, wenn man die durch den Valutastand bedingte, zur Zeit überaus scharfe Konkurrenz der benachbarten böhmischen Bäder in Rechnung stellt. Die Kellmiikel Andererseits liegt darin der beste Beweis für die Wert schätzung der Heilmittel, die gerade Bad Elster bietet. Die Zei ten, da Elster in der Hauptsache nur Frauen und Kindern Hei lung bot, sind längst überwunden. Insbesondere haben die E i s e n in i n e ra l n; o o rb ä d e r Elster berühmt gemacht, und ihm den weiten Besucherkreis der Rheuma-, Gicht- und Ischias leidenden in steigendem Matze geöffnet. Heute ist die Zahl der Indikationen, für die Elster anerkannte Heilmöglichkeiten be sitzt, eine autzerordentlich grohe. Nicht weniger als 15 Quellen stehen zu Heilzwecken zur Verfügung, von denen als Trinkquelle die Moritzguelle als eine der stärksten Eisenquellen überhaupt be kannt ist. Die geringer eisenhaltige Marienguelle llbertrifft erstere wesentlich durch ihren Gehalt an Natriumchloriü und Na- triumsulfat, während die Salzquelle reich an Glaubersalz, Eisen und Natriumhydrokarbonat ist. Im Kurmittelhaus hat man neuerdings unter Leitung von Geh. San.-Rat Dr. Köhler eine eigene balneologische Abteilung eingerichtet, die nach wissenlchaft- tichen Grundsätzen die Zusammensetzung der einzelnen Quellen regelmäßig untersucht, um die Ergebnisse wissenschaftlich auszu werten, da sich anderweit ergeben hat, datz derartige Heilquellen keineswegs konstante Grützen sind, sondern in sich gleichsam sich entwickelnde und verzehrende Organismen. Für Elster hat man bisher keine wesentlichen Schwankungen im Gehalt und in der Ergiebigkeit der Quellen und auch keine Anzeichen dafür festge- stcllt. Lange Zeit hat man Bedenken getragen, durch neue Boh rungen in die Heilquellen bergenden Quarzschichten vorzustotzen, weil man nach Erfahrungen an anderen Orten damit rechnen mutzte, datz die bisherigen Heilivässer wegblieben, obwohl der be kannte Wünschelrutengänger von Gräfe solche neue Quellen be zeichnet«. Trotz solcher Bedenken hat man die Bohrungen in den letzten Jahre» durchgesührt, und der Erfolg, der ohne Schä digung der alten Quellen erreicht wurde, war ein ganz über raschender. Mitten im Orte, ans der sogenannten Ochsenwiese, wurde eine höchst ergiebige Heilquelle entdeckt, deren Gehalt an natürlicher Kohlensäure den natürlichen stärksten Kohlensäurequellen anderer Bäder gleichkommt. (Eine zweite erbohcte Quelle am Südostausgang des Ortes soll später zur Ergänzung herange zogen werden). Das Wasser dieser Quelle, das in einer Rohr leitung nach zwei mächtigen Hochbehältern am Brunnenberge gepumpt und, ohne mit der Lust in Berührung gekommen zu sein, von dort den staatlichen Badehäusern zugeführt wird, er möglich t seit Beginn dieser Saison erstmals die Abgabe von starken natürlichen Kohlensäure st ahlbädern, die man bisher nur durch Zuführung von künstlicher Kohlen säure bieten konnte. Damit kündigt sich eine neue Fortschritts- üra für Bad Elster an. Zu den bisherigen Indikationen tritt die sür Arteriosklerose, Herzleiden, Stoffwechselkrankheiten, Uebercrnährung durch sitzende Lebensweise u. a. hinzu. Zu dieser Bereicherung an natürlichen Heilmitteln, mit denen eine ständige Vermehrung der phiMalischen Heilmethoden aller Art, für die insbesondere das bekannte Dr. Köhler sche Sanatorium zur Verfügung steht, Hand in Hand geht, kommt ein stetiger zielsicherer Ausbau der äußeren Faktoren, die Bad Elsters Ruf nicht zuletzt mit begründen. Die staatlichen Baoe- anlagen, die sich um das großzügig angelegte Albertbad grup pieren, haben durch Anbau eines neuen allen modernen Errun genschaften Rechnung tragenden Badeslügels eine Erweiterung erfahren. Außerdem ist der Bau eines neuen staatlichen Kur- liauses geplant, das auch Schwerkranken die Benutzung der Heil quellen ermöglichen soll. Die Zu- und Abfuhr des Moores hat eine Neuregelung erfahren, die bisherige Unannehmlichkeiten beseitigt. Am Südostausgang, wo sich der Ort nach der böh mischen Grenzgemeinde „Grün" öffnet, ist ein Freibad entstan den, das in seiner idealen Anlage eingebettet in frisches Grün und in schattige Fichtenwälder seinesgleichen sucht. Ganz in dessen Nähe ist ein Stadion im Bau, nach den Ausmessungen des Reichsverbandes für Leibesübungen mit einem weiteren Schwimmbassin für Wettkämpfe, neuen Tennisplätzen uff. Für den Wintersport wird neben der Rodelbahn eine Skisprung schanze errichtet. Bad Elster hat also auch den Zug der Zeit, die Sportbewegung, erkannt und wird ihr in Verbindung mit dem Heilbade eine selten ideale Stätte zur Verfügung stellen. Ein Badeort von Ruf mutz nun einmal allen Geschmäckern gerecht werden. Darum hat Elster auch mit Recht allen künst lerischen Bestrebungen höchst« Förderung angedeihen lassen. In das stilvolle Kurtheater ziehen mit jeder Saison erste Kräfte ein, Schauspiel, Oper und Operette finden durch Gast spiele erster Künstler eine ausgezeichnete Pflege. Sinfonie-Kon zerte ergänzen die sonstigen Darbietungen der Kurkapelle. Außer dem steht ein Waldtheater für 4099 Personen zur Verfügung. In irgendeiner Weise kommen alle diese Einrichtungen jedem Besucher des Bades zustatten und die Fürsorge für die verwöhn testen Geschmäcker, die nun einmal eine vierwöchentliche Wald einsamkeit nicht vertragen, läßt sich sehr wohl vereinbaren mit einer weitgehenden sozialen Bädersürsorge, wie sie auch Bad Elster in vorbildlicher Weise auszeichnet. Es ist erfreulich, was der sächsische Staat auch in dieser Hinsicht ge schaffen hat. Eine ganze Anzahl von wohlausgestatteten, freund lichen Heimen stehen wirtschaftlich weniger leistungssähigen Kur gästen offen, so die Häuser „Alpenrose", „Schillergarten", „Sach sengrün" für Freistellen durch das Ministerium des In nern, die Krankenkassen, Versicherungs- und Versorgungsanstal ten, die Forstvilla sür Schwestern aus den sächsischen Landes- anstalten, das Mittelstandsheim WahnfrieL, das Beamtenheim für sächsische Staatsbeamte und das Offiziersheim, insgesamt 219 Betten. Dazu kommt noch das Bethlehemstift für Kinder und das König-Friedrich-August-Heim, eines der ausgezeichneten Häuser der Deutschen Gesellschaft für Kaufmanns-Erholungs heime <E. V. Wiesbaden). Letzteres hat im Vorjahre allein 1514 Personen ausgenommen. Es ist ganz selbstverständlich, datz die sozialen FUrsorgeeinrichtungen allein den Charakter eines so be deutenden Badeortes nicht bestimmen können. Soll das Bad fortentwickelt werden, so ist es in erster Linie eben auf das zah lungskräftige Publikum angewiesen. Das gilt heute mehr denn je. Auch hier ist nur der goldene Mittelweg gangbar. Soziale Betätigung ist schließlich auch nicht Vorrecht oder Alleinrecht des Staates. Datz sie vielfach nur für eine solche angesehen wird, ist unser Schade. Ein feiner Gegenbeweis da für aber ist die am Südhang des Kirchberges angelegte Son nen-Lichtheilstätte „Heimdall", ein ganz l>«rvor- ragendes Werk der Nächstenliebe, das Bad Elster der idealen Persönlichkeit des Geh. Sanitätsrats Dr. Köhler verdankt. Gegen 130 fast restlos minderbemittelte Kinder, zum Teil vom Die Soldaten der Kaiserin Roman von Julia na von Stock hau>en (80. Fortsetzung) Er tappte mühsam ins Licht. „Sie spricht nicht wie die Preußen", wirrte es in seinem müden Hirn; „schön spricht sie." Aber er vermochte nicht auszu schauen. Krampfhaft umklammerten die schmalen Hände den Kolpak. Die Fürstin sah ihn an. Seideumrauscht saß sie im Sessel, ckm vergoldeten Löwen trugen, gepudert, in Locken frisiert, Perlen um den Hals und Steine an den Fingern. Sie sah einen schmalen, fast mageren Husaren vor sich stehen, die Uniform oft zerrissen und oft ausgebessert, die Zeichen des Elendes in dem fahlbraunen Gesicht. Das rotgoldene Haar umbauschte eine hohe Stirn, die Wangen waren eingefallen, die feine Nase bog sich scharf vor, der Mund brannte, eine wilde, verzweifelte Flamme. Fast wächsern logen die Lider über den müden Augen. „Was mag sie für Augen haben?" dachte Ste phanie und fragte leise: „Nicht wahr, ich verstand recht, Ihr Vater hieß von Trenk?" „Ja, Frau Gräfin." — Und bis in Stephaniens Herz wühlte sich der Jammer dieser großen, verhungerten Augen, so daß sie nichts mutzte, als eben dies: „Du armes, armes Ge schöpf." Dann sprach die Fürstin, langsam die Worte fügend: „Man erzählte mir Ihre Geschichte, aber was führt Sie zu mir?" „Du kennst mich und fragst?" wühlten die Gedanken des Marusch, und endeten gequält: „Wieder vergebens!" Laut sagte er —: „Allergnädigste Herrin, jemand, ich weiß den Namen nicht mehr, so viele Namen in fremder Stadt, jemand sagte mir, das-, die Herrin Trost und Gnade aller Betrübten sei, sagte mir, daß die Herrin in Ihrer großen Gnade vielleicht sich herbeiliche, den Herrn Kaiser zu bitten, datz er Marusch vor sein Angesicht treten heiße. Denn sie lassen mich nicht zu ihm. Wie einen Hund haben sie mich von seiner Schwelle gejagt!" Marusch sprach langsam, tonlos, hoffnungslos: „O Herrin, wenn ich vor dem Kaiser knien dürfte, ihn bitten, bitten!" Er brach ab, hölzern sank er auf die Knie, ertastete den knisternden Seidensaum der Fürstin, stammelte: „Herrin, bittet sür mich! O Herrin, mein Väterchen Ianko soll sterben! — Er darf nicht sterben, darf nicht, gnädige Herrin!" Die Fürstin beugte sich nieder. Mit ihren zarten Händen versuchte sie Marusch emporzuziehen. „Stehen Sie auf, ich bitte, stehen Sie auf," sagte sie weich Mühsam, betäubt, wie zerschlagen richtete sich Marusch auf. War es wieder Vergeblich, wollte sie ihn nicht hören? Sie sagte nicht „ja. ja": sie schwieg. Ianko wird also sterben! Vor Ma rusch rasten farbige Kreise, es wurde dunkel. Ein dumpfes, grätzlick-es Röcheln quoll aus seinem Busen. Er fühlte kaum, wie ihn die Fürstin in einen Sessel zog. Ein feuchtes Tuch be rührte seine Schläfen. Verzweifeltes Lächeln spaltete seine Lippen: „Nicht, nicht: doch alles umsonst! Oh, sterben können!" Er versuchte, sich auf zurichten. „Ich danke, darf ich gehen?" Er taumelte. Aber die Hand der Fürstin Stephanie zwang ihn sanft in den Sessel zurück. „Nein, bleiben Sie, Kind! Ich will's versuchen. Lassen Sie uns reden. Wollen Sie ein wenig Vertrauen zu mir haben?" Ein zitterndes Hoffen stieg in Maruschs Augen, seine Hände flatterten. „Me heißen Sie?" fragte die Fürstin. „Marusch/ sagte der Husar und verbesserte sich: „Anuschka Marianka, Herrin!" „Also Anna Maria," fuhr Stephanie sanft lächelnd fort. „Ihre Mutter, die ich kannte, hieß so. Ein schöner Name!" „Weiße Lilie," stammelte Anuschka. „Herrin, Ihr kantet meine Mutter?" Und ein zitterndes Schluchzen bog die Stimme. „Ja. Anuscha, ich kannte und liebte Ihre Mutter." Und Stephanie sah in das arme, elende Gesicht und gedachte der schönen Haydt, wie sie einst perlenüberrieselt in malvenblassem Samte getanzt und gedachte des Trenk, der mehr Land besaß, als er an drei Tagen umreiten konnte. Und hier lag dies tod elende, gebrochene Geschöpf,- ein armer Husar, vor ihr. „Meine Mutter ist tot, mein Vater am Spielberg gestorben," raunte das Mädchen. „Ianko war mir Vater und Mutter, hat mich wohl im Sattel gewiegt, hat mich aufgezogen, mich reiten und schießen gelehrt. Väterchen Ianko, Herrin, so gut ist er! Des Kaisers bester Husar, tapfer, tadesverwegen. Alle Schlach ten geritten! Und nun sterben, Herrin! Vor Illay Gabor, dem schmutzigen Teufel, hat er mich bewahrt: dafür muß er sterben! O Herrin!" Stephanie streichelte mild die zuckenden braunen Hände. „Von Tür zu Tür bin ich überall — und überall gestoßen, vertrieben! Fort, fort, keine Gnade, kein gutes Wort! Die Kaiserin will ihn sterben lassen wie mein Vater und meine Mutter sterben mutzten. Herrin, um meiner Mutter willen, helft mir, laß mich zum Kaiser!" Und wieder jagten und schluchzten die Worte und brannten die dunklen Augen Anuschkas sich in Stephanis Herz. Die streichelte die braunen Hände und fühlte, wie das Mitseid sie überwältigte. Anuschka aber flehte und jammerte weiter: „Herrin, der Kaiser muh auf Eure Stimme hören! Bittet ihn. Herrin! O ,ir. 111, Seite ö zartesten Alter, sind hier untergebracht, die an sogenannter chirurgischer Tuberkulose, zumeist Knochentuberkulose leiden. Diese Aeutzerung der Tuberkulose ist bekanntlich nicht ansteckend und nicht zu verwechseln mit der Lungentuberkulose (Schwind sucht), die in Elster nicht geheilt wird Welche Fülle von Kin- dcrelend und -Krankheit sich hier in „Heimdall" dem Besucher offenbart, ist tief erschütternd Um so wohltuender aber ist die Hingabe des leitenden Arztes und seiner Mithelfer, die in ost jahrelanger Arbeit aus unglücklichen Menschenkindern gesunde, arbeitsfähige und glückliche Glieder der menschlichen Gesellschaft machen. Das milde Klima von Elster hat sich sür diese Heil methode ausgezeichnet bewährt und die Heilerfolge dieser ein zigen sächsischen Anstalt dieser Art sind ganz ausgezeichnete. Das Dr. Köhlersche Sanatorium mit seiner komfortablen An lage, wie es in 20 Jahren entwickelt worben ist. als eine An- stait für Patienten, die während der Kur fortdauernde ärzt- iiche Beobachtung brauchen und Anforderungen an Pflege und Behandlung stellen, ist zweifellos für den Ruf des Badeortes von höchster Bedeutung. Vom rein menschlichen Standpunkt aus je doch ist der Segen, der von „Heimdall" ausgehl, ein unge mein größerer, nicht zuletzt deshalb, weil er aus dem Boden der Karitas erblüht. Ein solches Werk muß und wird immer neue Förderer und Wohltäter wecken! Wer Elster heute sieht, diesen idyllisch in die Elsteruerge eingebetteten Ort. der gewinnt den Eindruck, das; hier alles, oie staatliche Badeleitung ebensogut wie die Einwohner, mit unbe irrbarem Optimismus und auch mit gutem Glauben an ihr Werk an einer beständigen Aufwärtsentwicklung arbeiten. Man weiß, das; man an einem Heilsiverk schafft. Und der ganze Ort mit seinen schmucken, peinlich sauberen Privathäulern, den öfsent- iichen Gebäuden bis zu den großzügigen Hotels, den sauberen Anlagen und Spazierwegen an den ganz nahen Waldhäagen und durch die Gebirgswiesengründe. erfüllt alle Vorbedingungen für eine Gesundung an Leib und Seele. Es ist ja bekannt, daß Bad Elster seit einigen Fahren auch ein schmuckes katho lisches Kirchlein hat, bas es einer Reihe edler Stifter ver dankt. und das auch für das Bad als solches von nicht zu unter schätzender Bedeutung ist. Einen ständigen Seelsorger besitzt es leider bislang noch nicht, doch ist für die ganze Saison, von April bis September, für regelmäßigen Gottesdienst Sorge ge tragen. Augenblicklich versorgt diesen ein Sohn des heiligen Dominikus. Vom 15. Mai an werden endlich auch die durch gehenden Büderschnellzüge einen bequemen Verkehr nach Bad Elster vermitteln. Bleibt nur zu hoffen, datz es bei fortdauern der Besserung der wirtschaftlichen Lage einer immer größeren Zahl von Heilung Suchenden vergönnt sein möge, die hohen Heilkräfte dieses ersten unserer heimischen Bäder zu erproben. Bä-erschneUzug nach Baö Elster—Eger Ab 15. Mai erhält der D-Zug IlO ab Dresden Hbf. !9.47 vormittags in Neichenbach (Vogtly wieder Anschluß an den Bäder schnellzug T 189 von Berlin »ach Eger. Abfahrt in Reichenbach 2.21 nachmittags, ab Plauen (Vogtl.) 2,59 nachmittags, an Bad Elster 3.56 nachmittags, an Eger 5.49 nachmittags. Ter D-Zug führt ab Dresden Hbf. einen d'cesten Wagen 2. und 3. Klaffe Breslau-Dresden—Eger mit, ein Umsteigen in Reichenbach sst deshalb nicht erforderlich Aus der Rückfahrt verkehrt ab Eger der D-Zug 185 12.21 nachmittags, ab Bad Elster 2.22 nachm., ab Plauen (Bogtl.) 3.21 nachmittags, ab Reichenbach (Bogtl.) 1.25 nachmittags, an Dresden Hbs. 7.33 abends. Der Zug führt direkten Wagen Eger—Vad Elster—Dresden—Breslau. Ein Speisewagen lauft bis Reichenbach „nd zurück ab Neichenbach im Zuge — Die Duisburger Iahrtausendausstettung. Tie zweite Gruppe der Duisburger Iahrtausendausstellung ist am Sonn abend eröffnet worden Sie umfaßt rheinische Volkskunst und Kunstwerke vergangener Jahrhunderte. Es sind meist Erzeug nisse handwerklicher Fertigkeit, die in reicher Auswahl zur Schau gelangen, u. a. Truhen, Schmiedearbeiten, Töpsereierzeug- nisse, Hausgerät, Wlrtschaftsgerat und Bilderschmuck für das Haus. Die Sammlungen in Krefeld, Geldern, Kevelaar. Moers und Mühlheim-Ruhr haben dazu !m Vereine mit den Duis burger Museen und Privatbesitz ihre besten Stücke hergegeben. — Zweihundertmal süßer als Zucker Im Wüstengebiet von Paraguay ist eine Pslanze entdeckt worden, die zweihundert- mal süher ist als Zuckerrohr. Amerikanische Chemiker unter suchen jetzt, ob diese Pflanze, deren Name Stcvia Rebaudiana lautet, Sacharin enthält. Die Blätter der Pflanze werden fein gerieben und eine kleine Menge dieses Pulvers kann als Zucker oder, in Wasser aufgelöst, als Snrup verwendet werden — 153 Frauen auf 109 Männer. Laut dem Material der Volkszählung vom Februar d I. entfallen in Riga auf 100 Deutsche männlichen Geschlechts ganze 153 Frauen Dieses kolossale Frauenübergewicht wird nur noch von den Esten Rigas nbertroffen. während das Zahlenverhältnis bei den übrigen Nationalitäten ein weitaus günstigeres ist. Am normalsten ist das Verhält»!--. bei den Emwokner,- Rigas lett'kcker Nationalität, bei denen aus 109 Männer 119 Frauen entfallen. Ls folgen die Weißrussen und Litauer mit je 129, die Juden mit 122, die Polen mit 139, die Großrussen mit 142, die Deutsche i mit 153 und die Esten mit 157 Frauen auf 199 Männer. nur ein armselig kleines Wort! Und ich will seine Füße um fassen und Gnade schreien, bis er mich hört! Herrin, bittet ihn, und ich bin Euer, so lang ich lebe! Mein Leben wird Euch ge hören wie Euch ein Hund gehört, ein Pferd, das Eure Last trägt, das Euer Zügel führt! Nur Ianko muh leben! Wie ein Hund, wie ein Pferd will ich Euch gehören! O Herrin, Väterchen Ianko muß leben!" Und von Jammer und Hoffnung überwältigt, brach Anuschka nieder aus die Knie. „Der Kaiser ist seit heute morgen in der Burg." sagte Ste phanie leise, „haben Sie Fassung. Anuschka " „Ja, Herrin, ja. So viel Elend, seit Ewigkeit Jammer und Elend. Aber Ihr seid gut, o Herrin!" Und mit verklärtem Lächeln starrte Anuschka die Frau an. Die Fürstin bezwang ihre Ergriffenheit, sie sprach leise weiter: „Wenn ich die Majestät bitte und die Majestät Sie empfängt , aber Kind!" Denn Anuschka küßte ihre Hände mit zitternder Inbrunst. „Nein, nicht so, Anuschka, noch ist nichts weiter getan. Sie werden mit der Majestät reden, ob Ianko zu retten ist, müssen Sie dem höchsten Wesen anheimstellen." „Dem Kaiser?" fragte Anuschka. „Nein. Gott!" sagte Stephanie feierlich. Anuschka schlug ein Kreuz „Gott." wiederholte sie lang sam. Ein Schauder floß über sie: „Fremd und hoch, noch höher und fremder als die Kaiserin." quälte sich ihr müder Kopf. Die Fürstin erhob sich: „Gehen Sie beten, Anuschka. Und wenn es Vesper läutet, dann kommen Sie wieder zu mir. dann werde ich Ihnen sagen, ob Sie der Kaiser empfängt." „Beten! — Welche Sterne beschwor Ianko. als ich geboren wurde?" flatterte cs dem Marusch im kranken Hirn. „Gott ge hören die Sterne? Bete ich zu ihm! Ich will flehen und schreien, bis Gott mich hört!" Der kleine Page zog den Husaren unwisch am Aermel, als der ihm langsam und verträumt nachging. » « » Zögernd und doch getrieben von inneren Gewalten trat Anuschka in den Stefansdom, den die braune Dämmerung um- schlcierte. Sie glitt Schritt sür Schritt zum Chore. Im Düster des Domes ragten riesenhafte Säulenbündel himmelan Be klommen und erschöpft lehnte das Mädchen an einem Pfeiler und blickte umher. Rings wölbte sich der graue Stein empor: kaum floß ein wenig Licht aus schmalen bunten Fenstern, von irgendwo rauschte geheimnisvolles Murmeln. Fratzen sprangen aus dem Stein, seltsame und kalte Gesichter starrten Anuschka mit toten Augen an, und ganz vorn, wo golden ein Altar durchs Düster ragte, brannte die Ewlglichtlampc wie Helles Feuer. (Fortsetzung folgt.)