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Mittwoch, den LS. April 1924 Nr. »ü. Ecite » Ein Wort zn den Wahlen N« N« Achjft«i>dk»ti>s Von E. Kaiser. Münster i W. Ter Kampf um die Arbeitszeit in Deutschland hat in ocn letzten Monaten wieder verschärfte Forme» angenommen, nach dem er im Jahre 1918 durch Einführung des Achtstundentages mähr in den Hintergrund getreten war. Leit Aufhebung der Demobilinachungöverordnung im Oktober 1923 spielten sich in den verschiedensten Industrien grobe Kämpfe ab. Tie Arbeits zeitverordnung vom 21. Dezember 1923 ist ein Kompromis; und weil sie das ist, sind weder die Arbeitnehmer, noch die Arbeit- «bcr mit ihr zufrieden. Es ist daher mit Sicherheil anzunehmen, atz der Kampf um die Arbeitszeit in den nächsten Monaten noch nicht zu Ende kommen wird. Es will unS scheinen, als ob man bei drr Beurteilung der Frage der Arbeitszeit die Dinge bei den Arbeitnehmern entweder rein agitatorisch lediglich vom Standpnnt des Erstrebenswerten aus betrachtet und dabei einen wesentlichen Gesichtspunkt völlig außer Betracht läßt. Der Kampf um die Verkürzung der Arbeitszeit ist so alt wie die Arbeiter bewegung selbst. Bei den früheren langen Arbeitszeiten vrn 10, 12 und mehr Stunden, bei Nacht- und Sonntagsarbcit waren die Arbeitnehmer vielfach selbst garnicht in der Lage, für eine Verkürzung der Arbeitszeit einzutreten. Damals haben sich be deutende Lozialpolitiker wie Ketteler, Hitze und andere erfolgreich für eine Verkürzung der Arbeitszeit eingesetzt. Das ist erklärlich, weil gerade gesundheitliche, kulturelle und sittliche Gründe lman denke nur an das mangelhafte Familienleben, Mängel der Kin. dcrcrziehung, Schwierigkeiten im Besuch des Gottesdienstes usw. wie sie bei langen Arbeitszeiten und bei der langen Abwesenheit des VaterS entstehen müssen) gebieterisch für eine Verkürzung der Arbeitszeit sprachen. Selbst eine falsche Verwendung der sreien Zeit durch einen Teil der Arbeitnehmer wird durch die zahlreichen Vorteile lman denke an die gesunde und notwendige Gartenarbeit nach der Hauptarbeit, an Siedlungsmöglichkeiten usw.) einer kürzeren Arbeitszeit vielfach ausgewogen. Durch den Achtstun dentag hat auch daS Leben des Arbeitnehmers wieder mehr Inhalt und mehr Sonne erhalten und ist das Streben derselben »m die Erhaltung dieses Kulturfortschritts nicht nur verständlich, sondern voll berechtigt. Letzten Endes wird aber auch die Frage der Arbeitszeit in Deutschland nicht nur als Kulturfortschritt zu betrachte» sein; sie wird ebenso wie andere Dinge von Voraussetzungen und letzten Endes auch von wirtschaftlichen Notwendigkeiten stark beeinflusst oder gar abhängig sein. Selbst in sozialistischen und kommunisti schen Kreisen »erschlicht man sich nicht der Notwendigkeit einer Produktionssteigerung angesichts der passiven Handelsbilanz and der großen Belastung Deutschlands durch den Fricdensvertrag. Man glaubt vielfach, eine ProdukstonLsteigeruiig lasse sich aus schließlich durch technische Vervollkommnung der Betriebe, durch höhere Lohne usw. erreichen. Es mutz anerkannt werden, das; die beiden genannten Faktoren zu einer Produktionssteigerung führen können; doch soll man ihre Bedeutung nicht überschätzen, weil auch sie eine Grenze haben. Selbst zugegeben, dah diese Grenze nicht erreicht ist, will uns scheinen, das; damit der notwendige Grad der Produktionsstcigeruug noch nicht erreicht ist. Es bleibt dan»" nichts anders übrig, als durch eine — vorübergehende — Verlängerung der Arbeitszeit die notwendige Steigerung der Produktion zu erreichen. Die Meinungen über den Achtstundentag in der bisherigen Form gehen weit auseinander. Bekannt dürfte sein, das; der Deutsche Gewerkschaftsbund den rein schemati schen Achtstundentag nicht als das gesunde Prinzip in der ArbcitSzcitfrage anerkannt hat und auch bereit war, die Dauer der Arbeitszeit beweglich zu gestalten je nach Schwere, Gesund- heitsschädlichkeit usw. Demgegenüber stellten sich die freien Ge werkschaften in den letzten Jahren (unter Führung der radikalen Vertreter de- Asabundes) fast restlos auf den Standpunkt, am gegenwärtigen schematischen Achtstundentag festzuhalten. Eine rühmliche Ausnahme bilden die freien Gewerkschaften des Ver kehrsgewerbes Nils scheint, als ob dieses Festhalte»« am schema tischen Achtstundentag mehr aus agitatorischen, denn aus Gründen volkswirtschaftlicher Erkenntnisse und Notwendigkeiten erfolgt, weil man sich sonst doch unmöglich den Darlegungen sozialistischer Führer wie Cohen, Calwec, Schlicke, Müller, Schmidt und anderer verschließen könnte. Neben den durchaus sachlichen Gründen für die Erbaltueig des Achtstundentages scheint die agitatorische Seite sowie daS Programm, von dem man nicht abweiche» will oder darf, ohne Einfluß bei den Mitgliedern oder diese selbst zu verlieren, zu überwiegen. Letzten Endes ist aber entscheidend, ob die deutsche Wirtschaft beim Achtstundentag wieder voll in Lauf kommt und ob die deutschen Waren auf dem Weltmarkt konkurrenzfähig bleiben. Gelingt das eine oder gar beides nicht, dann fällt damit auch die Entscheidung über den Achtstundentag. Das haben maß gebende Führer der Arbeitnehmer und Arbeitgeber nicht erst heute, sondern bereits am Tage der Einführung des Achtstundentages in Deutschland anerkannt. Bereits am 1k>. Ncwember 1918 richtete der Vorstand der eben gebildeten Zentralarbeitkgemeinschaft der deutschen Arbeitgeber- und.Arbeitnehmerverbände an den eben falls eben gebildeten Vollzugsausschuß der deutschen Republik fan die Volksbeaastrrgten) ein Schreiten folgt »den Inhalts' Berlin, den 1b. November 1918. Au den Vollzugsausschuß Berlin. Die Verbände der Arbeitnehmer und Arbeitgeber haben nnter deni heutige» Tage vereinbart, daß das Höchstmaß der täglichen Arbeitszeit für alle Betriebe auf acht Stunden fest gesetzt wird und Vcrdienstschmälerungen a»S Anlaß dieser Ver kürzung der Arbeitszeit nicht statinnden dürfen. Die Verbände sind sich darüber einig, daß die Vereinbarung nur dann dauernd durch geführt werden kann, wenn der Achtstundentag für alle Kulturländer durch internationale Vereinbarung fc st gesetzt wird. Wir bitten den Vollzugsausschuß, diese Forderung bei den Friedensverhandlnnge» zu stellen und zu vertreten. Der von den Arbeitnehmer- und Arbeitgeberverbänden eingesetzte Zcntralausschnß: gez. E. von Borsig. - gez. Karl Legien. Bekanntlich hat bei den später stattgefurckenen Verhandlun gen über den FriedcnSvertrag auch die internationale Festlegung der Arbeitszeit eine Rolle gespielt. Mit wunderschönen Worten sprechen die Verfasser des Vertrages von Gerechtigkeit »nd Mensch lichkeit gegenüber der Arbeiterschaft und von der Notwendigkeit eines ArbeiterschntzeS. Im Artikel 427, Absatz 4 heißt es dann wörtlich: ..Annahme des Achtstundentages und der 44°Stundenwochc als das zu erstrebende Ziel überall 8a, wo es noch nicht erreicht ist" Diescs Ziel hatte Deutschland vor Inkrafttreten deS Frie dens-Vertrages in der Hauptsache bereits verwirklicht, und eS wäre an der Zeit gewesen, daß die Siegcrstaaten das gleiche getan hätten. Es soll nicht verkannt werden, daß man in einigen Staa te» daS auch versucht hat. Inzwischen bat man sich aber wieder ander? besänge» und nicht wenige Staaten und nicht wenige Industrien innerhalb derselben sind voin Achtstundentag wieder zum Neuustundcntag zurückgekchrt. Wollen oder können aber die Siegcrstaaten den Achtstundentag nicht halten, dann wird Deutsch- land, da? durch den verlorenen Krieg verarmt, durch die Siegcr- stnaten geknechtet und auf Jahrzehnte mit großen Reparations leistungen belastet ist. bestimmt nicht einen Kulturfortschritt, wie der Acktstuirdcntag ihn darlteilt, auf die Dauer halten können. Dieser Erkenntnis, welche die führenden Männer der Arbeitgeber und Arbeitnehmer bereits bei der Einführung deS Achtstunden tages- hatten kund wo man die ungeheuerlichen Auswirkungen deS kommenden Friedensvertrages noch nicht ahnen konnte), sollten auch alle Arbeitnehmer im Jahre 1924 sich nicht verschließen. Daun wird auch in dieser für Arbeitgeber und Arbeitnehmer wich tigen Frage eine Verständigung erzielt werden, die beide»» Teilen Nutzen, insbesondere aber dem ganzen deutschen Volke Nutzen bringen wird. Von A d a in Das ganze iniierpolitische Elend tritt grell i,H »je Er- icheinnng, ive„n man den Ausbruch der Parteien und Partcichen in Ken Wahlkampf verfolgt. Niemals ist die Verwirrung der Geister im politischen Leben größer gewesen als jetzt. Das zeugt von den geistigen uns politischen Krankheitserscheinnngen in» dentschen Volke. Aber es ist müßig, oas ivieoer einmal auszusprechen. Weil ich mich seit Jahr und Tag bemiiht habe, die elementarsten Grunobegriffe politischen Fuhlens und Den kens weiteren Kreise.» nahezubringen, so glaube ich, daß es in der gegenwärtigen Stunde nottnt, kurz und klar zu sagen, was ist. damit der große politische Sinn des Wahlaktes und die eigent liche Bedeutung der Wahl nicht ganz verdeckt und verschlammt wird von den unzähligen Gruppen und Jnteressenbildnngen, oie wie Pilze aus dem Boden geschossen sind. Die vergangenen Jahre nach der Revolution stauben im Zeichen denkbar größter Staatsohnmacht. Das lag u. a. auch daran, daß keine Regiernng nach der Revolution es fertig bringen konnte, rein staatspolitisch nnd national zu handeln. Tie Sozialdemokraten und Kommunisten bildeten fast die Hälfte des Reichstages, eine Tatsache, die keine Regiernng aus der Welt schassen konnte, um so weuiger, als der übrige Teil des deut schen Volkes in fünf Parteien mit einer vielfach entgegengesetzten politischen Einstellung ansein andergerissen war. Mit der seit einem halben Jahrhundert vertretenen Staatsweisheit der Sozialdemokratie konnte der Staats- Wagen eines die Mitte Europas bewohnenden und niedcrgewor- fenen Volkes nicht resolut bergauf geschoben werden. Das i»ner- politiich« Staatsideal der Sozialdemokraten war die Demokratie. Und sie sah nicht ein, oaß die Massen, denen sie jahrzehntelang den Klassenkampf »nd den Krieg aller gegen alle gelehrt hatte, die Voraussetzungen zur Führung des Staates in eines Volkes Unglücksstunde gar nicht mitbringen konnte». Weil das goldene Zeitalter, das die Sozialdemokratie jahrzehntelang versprochen hat, nicht eingetretcn ist, sind die beweglichen Elemente unter ihren Anhängern nach links oder zur äußersten Rechten gestoßen.! Tie Kommunisten halten zäher als je fest an der blutrünstigen Diktatur des Proletariats. WaS Lenin in Rußland fertigbrachte, aber auch nur zeitweise, weil das Volk aus 90 Prozent An alphabeten besteht, will der Kommnnismus in dem kulturell in voller Blüte stehende» Deutschland ebenfalls verwirklichen. Aber Millionen sind bei dieser Radikalkur in Rußland buchstäblich verhungert nnd eine Besserung der arbeitenden Klasse ist trotz Lenin nnd der Diktatur des Proletariats nicht eingctreten. Das ist her Erfolg kommunistischer Wahlbeglückung. Ans der anderen Seite war vorauszusehen, daß der Wille zum Leben, je länger er durch außenpolitischen Druck und innere Schwächung gefesselt wurde, desto stärker zum Durchbruch kommer mußte. So erleben mir heute, wie eine nationale Welle durch ganz Deutschland geht. Sie ist gut: sie zeigt, wie oer Wille zum Leben und zur nationalen Erneuerung dennoch lebt, trotz oer Not der Zeit nnd ocs brutalen Verhaltens von Frankreich, ja gerade dadurch entfacht und geschürt wird. Das nationale Ent fachen darf nicht vernachlässigt werden: sondern es heißt jetzt ernstlich und redlich, ihm Ziele setzen und Wege weisen, oamit es von Nutzen und Wert ist. Denn das ist die große Gefahr der Stunde: das deutsche Volk scheint »n zwei scharfe Gegensätze aus- einanderznklaffen und sich in Haß in zwei großen Strömungen gegenüberzustelleu und von neuem zu zerfleischen. Hie Komiini- ntsmus! rufen die einen uno wollen die Diktatur des Proleta riats mit Blut und Hunger einkühren — hie Nationalismus, schreien die anocren uno geben sich dein Rausche hi». Nnd nichts ist gefährlicher, als mit Rausch Politik zu treiben, d. h. oie glkoßen Zusammenhänge eines Volkes in der Mitte Euripas meisten» zu wollen. — Es ist verhängnisvoll, nur mit Demagogie, mit der tönenden Phrase und glänzenden Geste, nationale In stinkte zu wecken. Denn das sind Empfindungen und Gefühle, die jeden Augenblick wechseln. Mit ihnen kann inan Theater spiele», aber nicht die großen Lebensfragen eines großen Volkes lösen. Zuneigungen nnd Abneigungen kann der Agitator uno Tagesneuigkeiten s- Mehrere Wochen aus einem treibenden Eisberg. Nach ei nem Bericht aus Archangelsk hat der Eisbrecher „Artic Ocean" sechs russische Pelzjäger aus höchster Lebensgefahr geret tet. Diese sechs Männer befanden sich auf einem Eisberg, der sich plötzlich losgelöst hatte und in die See Hinausgetrieben war. Mehrere Wochen brachten sie auf ihm zu. Ihr Lebensmittelvor» rat war bereits zur Gänze aufgebraucht und so waren* rohe Fi sche ihre einzige Nahrung. Trotzdem befanden sich die sechs .Männer in nicht allzu erschöpftem Zustand. s Zuerst Huldigungen* dann Pollzeistrase. Vor einigen Tagen » sprang in Paris eine zweiundzwanzigjährige Frau in einem Fallschirm aus einem Flugzeug, als der Apparat sich ober halb der Esplanade des Invalids befand. Der Fallschirm öffne te sich auf normale Weise und sank allmählich. Im letzten Au genblick jedoch trieb ihn ein heftiger Windstoß fort und so lan dete die kühne Fliegerin auf den Geleisen des Invalidenbahn hofes, wo Bahnbedienstete sie rasch aus der gefährlichen Situa tion befreiten. Als die „scharmante Operatrice", wie die Pariser Blätter sie nennen, im Warteraum des Bahnhofes die Huldigun gen der Menge empfing und photographiert sowie gefilmt wurde, erschien ein Polizist und lud sie höflich ein. ihm aufs Polizeikom- missariat zu folgen. Dort wurde ihr eine Strafe auferlegt, weil es verboten ist, Paris niedriger als in zweitausend Meter Höhe zu überfliegen. s Ein großes Edelsteinlager entdeckt. Aus Colombo auf Ceylon wird die Entdeckung eines großen Edelsteinlagers ge meldet. Einige der gefundenen Steine waren säst ein halbes englisches Pfund schwer. f Die Berliner Strafanstalten überfüllt. Wie gemeldet wird, sind die Strafanstalten von Groß-Berlin gegenwärtig derart überfüllt, daß beispielsweise das Gefängnis für Tegel für die Aufnahme von Gefangenen bis 1. Mai gesperrt werden mußte. Die Neuverurteilten müssen deswegen nach kleineren Strafan stalten in der Provinz gebracht.werden, um dort ihre Strafen abzubüßen. s Selbstlosigkeit. Zwölf Oberammergau er Passions spieler, darunter der Ehristusdarsteller Anton Lang, bereisten kürzlich Nordamerika, um hier für die Erzeugnisse ihrer Kunst Abnehmer zu finden. Die Einladung, ihr Passionsspiel dort auf- zu führen, lehnten sie ab, obwohl ihnen zwei Millionen Dollar geboten wurden! Wahrlich eine Seltenheit in unserer gewinn süchtigen Zeit. Solche Selbstlosigkeit wächst immer noch am bc- sten auf dem Boden echten Christentums. Die Oberammergau- er sind bekanntlick durch ein Gelübde gebunden, niemals für Stegerivalo. Demagoge in Versammlungen leicht erzielen, aber damit wird ein Volk nicht regiert, das können nur Menschen, denen die große Not ihres Volkes und Landes auf der Seele liegt, und die mit un beugsamer Entschlossenheit dem Ganzen dienen wollen und aus den Zusammenhängen heraus hanoel». Um sich aus dem Wirrsal der Parteien und Parteileiden schaften heraus den richtigen Bück zu verschaffen für das, was uns »ottiit, muß man klar den Sin» des jeweilig Notwendigen begreifen. Dieses Notwendige ist i» der gegenwärtigen Situa tion: Weckung nnd Stärkung des Nationalen. Uno national sei» heißt: erkennen, daß man einer großen Bluts- und Lebensgemeinschaft angehört, die wir Volk nenne», von oer der einzelne nur ein verschwindend kleiner Teil ist, und nach dieser Erkenntnis handeln. Tie Lebensgemeinschaft, diese ->»- gehörigkeit znm Volk, wird gerade in den . Zeiten der Not und Ernieorigung als Volksgemeinschaft besonders stark empfunden und drängt dahin, das Schicksal zu wenden. DaS Schicksal wenden, kann aber nicht der nationale Rausch. Der macht nur blind, so daß man oie Dinge nicht mehr sicht, wie sie sind. Und wie liegen die Dinge? Wir sind ein 60-Mill>2üen- volk, das in der Mitte Europas liegt, nicht geschützt durch natür liche Grenzen. Wir sind umgeben von 1600 Millionen Mensche» in Europa und in der Welt, von denen uns keine hunoert Mil lionen besonders freundlich gesinnt sind. Dazu ein geschlagenes Volk nnd ohne Waffel», und da zu glauben, man könne über Nacht die Waffen über oen Rhein tragen, ist die vosttische Naivität. Gewiß, die Befreiung Deutschlands muß kommen, aber ihr muß die nationale Erneuerung voransgehen, und oas ist eine lange, zähe, riesengroße Anjgabe, und inuß es sei,». Was Zukunft geben und Erlösung bringen soll, muß langsam wachsen, muß aus dein Volke als Einheit kommen. Darum beoürfen wir zuerst, und so notwenoig wie oas Brot zum Leben der Volks- gemeinschast. Die Reichstagswahl sollte hier den Weg bereite». Wie oie Dinge liegen, scheint das unmöglicher als je. Der Druck von rechts und links scheint die radikalen Strömungen zu starken, uno dainit eine kräftige und zielbewußte Regierung mit festem Programm unmöglich zu machen. Das aber brauchen wir gerade heute mehr denn je; in der Zukunft wird, gerade »veil der Druck van den Extremen von rechts nno links so stark wirkt und sich so scharf gegenübersteht, eine Politik des Ausgleichs unbedingt nötig sein i,„ Sinne lenes Wortes von Bismarck, daß die Staatssührung ans oer mittleren Linie der im Volke herrschende» Strömungen uno Richtungen sich zu bewegen habe. Das leuchtet bei ruhiger Betrachtung der Dinge ein. N»d daraus folgt ohne weiteres die Bedeutung und Notwendigkeit eines starken Zentrums als der Partei des Ausgleichs und der Mitte Trotz oder gerade wegen der großen ParteiwirrniS tritt das heute so deutlich hervor. Es gilt gerade im parteipolitischen Lebe»: je stärker die Spannungen sind, desto größer muß die Kraft sein, die sie zum Ausgleich bringt. Und gelingt kein Ausgleich, so zerklüftet sich das Volk weiter und kommt nicht zu der Volksgemeinschaft. Je zersplitterter, je uneiniger aber wir im Innern sind, desto länger »nd dornenvoller wird der Leidens weg sein, den das deutsche Volk als Ganzes zurücklegen muß, ganz gleich, welcher politischen Gruppe oder sozialen Schicht wir angehören. Das deutsche Volk ist nun einmal aus Gedeih uno Verderb miteinander verbunden. Die Volksgemeinschaft ist allein die Garantie und das Fundament einer endgültigen Volksbcsreinng. Man muß diese Dinge zu Ende denken, dann kommt der Sinn der Bedeutung der Wahlen von selbst, und damit zugleich die Erkenntnis: Gerade in der gegenwärtigen Situation, wo auf den Flügeln rechts und links die stärksten Empsindunge» und Gesühle am Werke sind, muß mit umso größerer Selbstverständlichkeit der reale Mittelweg gegangen werden. Das wird und muß das Ziel aller zukünftigen Zcntrumspolitik sein; wem daran lieg», hat es in der Hand, sie am Wahltage »nitzubestimmen. Geld außerhalb der Heimat aufzutrcten. In der Heimat stießt der Reingewinn der Passionsfestspielstiftung zu. In ähnlicher Weise verzichten viele Zeitungsverleger auf unsittliche Anzeigen, viele Gastwirte auf Einnahmen von betrunkenen Güsten, um sich nicht schwerer Sünden schuldig zu machen. — Rein van falscher Profitgier und selbstlos in Rücksicht auf das Wohl des Nächsten — das ist der Weg zum inneren Ausstieg unseres Vol kes. Chinesische Seepiratcn. An der Südküste Chinas wurde der Dampfer Tai Lee von Seeräub rrn angegriffen, die fick unter die Passagiere cingeschiichen basten. Glcichzestig -wössueten ihre Helfershelfer am User Feuer ans das Schiff. Ehi eure- Pinscher Polizeiwachtmeister und zahn Man», darunter sechs Inder, verteidigten das Schiff, Eine Frau wurde getötet uno mehrere Paffagiere verletzt Endlich kam ein Schiff zu Hilfe, worauf die Seeräuber inS Meer sprangen »nd entkamen. -s Mißglückter Nebcrfall auf einen Lohngeldtranspurt. Nach dem vor einigen Tagen erst ein Attentat auf einen Lohugcld- transport verübt worden war. wobei ein Zechenbeamter erschossen wurde, ist seht abermals ein Attentat auf einen Wagen mit Lob», gelber» auf dem Wege nach der Zeche Schwerin 3 von vier jungen Burschen verübt worden. Zwei Attentäter sprangen auf den Wagen »nd hielten den Beamten ihre Revolver vor. Ein dritter fiel den Pferden in die Zügel. ES wurden sechs Schüsse abgefenert; vier trafen den Wagen, verletzt wurde niemand. Der Entschlossenheit des Kutschers ist es zu danken, daß den Räubern kein Geld in die Hände siel. Die Angreifer entflohen. Die Mcltiliegrr in Seenot. Wie aus Washiuaton gemeldet wird, hat ein Torpedohootszerstörer fuukentelegraphisch gemeldet, daß er Mittwoch vormittag in der Bucht von Portage in Alaska den Major Martin nnd dessen Begleiter auf dem Fluge ui» die Welt in Seenot angctroffen und gerettet habe. Beide Flieger seien wohlbehalten. » Postpakctvcrkelir nacki dem besetzten Gebiet. Für Postpakete nach dem besetzten Gebiet wird im allgemeinen von den fremden Zollstationen ein nach dem Gewicht abgestufter Pauschzoll erhoben, Ausnahmen bestehen für Lebensmittel, die zollfrei in das besetzte Gebiet eingeführt werden können, und für eine Reibe von Waren gattungen, ». a. Seidenwaren, Tabak. Zigarren, Zigaretten, Kür- schnerwaren, Uhren, Schüttwaren, Kunstgegenstände, die den vollen Zollsätzen deS interalliierten Zolltarifs unterliege». Die Eins ihr dieser Waren in das besetzte Gebiet ist nur auf Grund einer ZulaufSgeuelhmigung gestattet, die der Absender von den zustän digen fremden Zollstellen zu beschaffen hat, Pakete mit derartigen Waren, die bisher von der Postbefördcrnug ausgeschlossen waren, können jetzt bei allen Bostaustalteu einaeliekert werden. Näl c ,' AnSnnft erteilen die PostiuuMen.