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November, in welcher die Meldung der liberalen Presse betreffs der Aufnahme des Prof. Dr. Mar tin Spahn in die Zentrumsfraktion als unrichtig bezeichnet und der wahre Sachverhalt in dieser Sache mitgeteilt wird. Diese journalistische Gewohnheit, intesserante Notizen aus anderen Zeitungen mit Angabe der Quelle zu entnehmen, veranlaßt uns zu keiner Bemerkung, wohl aber die Ein leitungsworte der „Kreuzzeitung", in denen die „Sächsische Volkszeitung" das „Organ des Abgeordneten Erzberg r" genannt wird. Uns sind die Gründe nicht bekannt, we!. ie das konservative Blatt zu einer solchen falschen Annahme kommen lassen. Unsere Zeitung veröffentlicht Artikel des Abgeordneten Erzberger ebenso gerne, wie der „Tag". Wie aber deshalb diese Zeitung noch keineswegs „Organ" des betreffenden Abgeordneten ist, so ist es auch die „Sächsische Volkszeitung" nicht. Im gewöhnlichen Leben versteht man unter den Worten: „Organ des Abgeordneten L. N.", daß dieser die pekuniäre Subvention der betreffenden Zei tung auf sich genommen hat, daher sein Einfluß auf die Richtung des Blattes bestimmend und maßgebend ist. Das trifft nun bei Herrn Erzberger in keiner Weise zu. Er trägt nicht die finanziellen Sorgen des Katholischen Preß Vereins, da er weder Mitglied noch sonst ein Wohltäter des> selben ist. Auch die politische Haltung unserer Zeitung wird von ihm nicht bestimmt, sondern von der Politik des Zentrums und von den unveränderlichen Grundsätzen des Christentums. Weil seine Mitarbeit an unserer Zeitung ebenso wie die Mitarbeit anderer Freunde mit dieser Zen trumspolitik in Einklang stehen, ist sie uns aber herzlich willkommen. Von Rechts wegen ist unsere Zeitung auch kein Organ des Zentrums. Sie ist materiell unabhängig von diesem, erhält keinerlei Subvention und kann daher mit vollem Recht unter ihrem Namen die Zeile tragen: „Unabhängiges Tageblatt für Wahrheit, Recht und Freiheit." Auch die Taktik des Zentrums kann, von unserem Gesichtspunkte aus betrachtet, einmal Widerspruch finden. Dann würde die Unabhängigkeit uns zur freien Meinungsäußerung berechtigen. In dem Sinne sind wir allerdings Zentrums organ, daß das Programm dieser Volkspartei unserer ganzen Politik die Richtschnur gibt. Es gab eine Zeit, wo die „Sächsische Volkszeitung" mit Vorliebe „Kaplansblatt" genannt wurde: mit diesem alten Schmöker gehen die liberalen Blätter nicht mehr hausieren, weil er keine Zugkraft mehr hat. Bei den letzten Wahlen wurde Erzberger vom Zentrumswahlverein als Zähl kandidat in ganz Sachsen aufgestellt. Weil dieser ver dienstvolle Abgeordnete der bestgehaßte Mann im Lager des Gegners ist, wurde unsere Zeitung von den „Leipziger Neuesten Nachrichten" flugs zum „Leiborgan Erzbergers" gemacht. Seitdem aber Erzberger gerade in seiner Kolonial politk selbst von Dernburg Recht erhalten hat und sein Name daher nicht gut mehr als Schreckmittel für politische Kinder dient, wird man wohl daran denken müssen, für unsere Zeitung ein anderes Stichwort zu finden. Wir bedauern nur, daß selbst ein so hochanständiges Blatt, wie eS die „Kreuzzeitung" ist, so leichtfertig liberale Phrasen nachplappert. ^V. Me weil find die Grenzen offen? Ueber die Frage, wie weit für eine Vieh- und Fleisch einfuhr aus dem Auslande bei uns die Grenzen geöffnet sind, herrscht infolge der Verwirrungsaktionen in der sozialdemokratischen und in einem Teil der liberalen Presse in weitesten Kreisen die größte Unkenntnis. Es dürfte daher recht nützlich sein, an Hand des stenographischen Reichstagsberichtes (84. Sitzung, Mittwoch, den 23. No vember) vermittels der Ausführungen, die der Staats sekretär des Innern, Dr. Delbrück, gemacht hat, eine Uebersicht von dem augenblicklichen Stand der Frage zu geben. Der Staatssekretär ging aus von dem Gedanken, daß in Anbetracht der geringen und noch in der Abnahme begriffenen Exportfähigkeit eines großen Teiles der für die Einfuhr nach Deutschland in Betracht kommenden aus ländischen Produktionsgebiete in dem Schutz unseres eigenen, von vorübergehenden Schwankungen abge sehen, nach Nahrungswert und Zahl dauernd stei genden Viehbestandes auch die wirksamste Vorbeugung gegen die Gefahren einer wirk lichen Fleischnot liege. Daraus folge aber auch, daß in allen denjenigen Fällen, in denen eine Abschwächung des Schutzes nicht völlig bedenkenfrei sei und von ihr eine wirk same Erleichterung des einheimischen Marktes nicht zu er warten sei, eine solche Abschwächung nicht zulässig sei. Unter diesen Gesichtspunkten betrachtet, ergab sich für die Einfuhrmöglichkeiten aus den wichtigsten Produktions gebieten des Auslandes nach den Worten des Staatssekre tärs folgendes Bild: Aus Rußland dürfen von lebendem Vieh Schweine in begrenzter Zahl, wöchentlich 2500 Stück, in sieben Schlachthäuser Ober schlesiens eingefllhrt werden. Bei den derzeitigen Seuchen verhältnissen in Rußland dürfte es sich nicht empfehlen, hier weitere Erleichterungen zu gewähren, zumal das Kontin gent in den letzten Jahren tatsächlich niemals vollständig geliefert worden ist. Aus Oe st erreich-Ungarn dürfen Schlachtrinder ohne Einschränkung in alle dafür vorschriftsmäßig eingerichteten deutschen Schlachthäuser — es sind das mehr als 100 — Schlachtschweine unter gewissen Vorsichtsmaßregeln in begrenzter Zahl, jährlich 80 000 Stück, in die bayerischen und sächsischen Grenzschlachthäuser Rosen heim, Passau und Bodenbach eingeführt werden. Aus der Schweiz war die Einfuhr von Rindvieh und Ziegen wegen der dort herrschenden Maul- und Klauenseuche zeitweilig ganz ver boten. Seit September dieses Jahres ist sie für die söge nannten Fleckviehkantone, d. h. den nördlich und westlich des Hochkammes der Alpen liegenden Teil, zu dem insbe sondere das wichtige Produktionsgebiet des Simmentals gehört, wieder gestattet, weil aus diesen Kantonen die Maul- und Klauenseuche, die dort überhaupt seit Jahren nur ganz vereinzelt und vorübergehend aufgetreten war, seit Februar dieses Jahres nicht mehr zur Meldung ge langt ist. Gegen Frankreich bestand bis vor kurzem ein völliges Vieheinfuhrverbot, das seinerzeit aus Anlaß der Maul- und Klauenseuche erlassen worden war. Nachdem diese Seuche in Frankreich seit anderthalb Jahren vollständig erloschen ist, und da der Umfang der anderen in Frankreich herrschenden übertrag baren Viehseuchen für unseren Viehbestand weniger be drohlich ist, hat sich der Reichskanzler auf Antrag der süd deutschen Staaten Bayern, Württemberg, Baden, Hessen und Elsaß-Lothringen damit einverstanden erklärt, daß eine ziffermäßig nach Wochenkontingenten begrenzte Zahl französischen Schlachtviehs (Rindvieh und Schweine) zur sofortigen Abschlachtung in solche bestimmt bezeichnete Schlachthäuser dieser Staaten eingelassen wird, die mit den vorschriftsmäßigen Einrichtungen für Auslandsvieh, ins besondere mit besonderem Gleisanschluß, versehen sind. Aus Holland und Belgien ist die Einführung von lebendem Schlachtvieh nicht ge stattet. Das Verbot gründete sich seinerzeit auf die in großer Verbreitung dort herrschende Maul- und Klauen seuche. Es sind zahlreiche Anträge, namentlich auch von den Städten des Westdeutschen Jndustriebezirkes, an den Herrn Reichskanzler gelangt, die Aufhebung des Einfuhr Verbotes wenigstens Holland gegenüber zu veranlassen. Der Herr Reichskanzler hat aber in Uebereinstimmung mit dem Königlich Preußischen Herrn Landwirtschaftsminister, der für die Aufhebung zunächst zuständig sein würde, und mit dem Kaiserlichen Gesundheitsamt Bedenken getragen, diesen Anträgen weitere Folge zu geben. Holland war in den Jahren 1907 und 1908 ungewöhnlich stark verseucht, und immer noch wieder treten einzelne Seuchenfälle dort auf Man muß also annehmen, daß der Krankheitsstoff immer noch im Lande vorhanden ist und bei geeigneter Gelegenheit Neuausbrüche, die gerade unter nicht verseucht gewesenen Viehbeständen besonders gefährlich zu werden pflegen, Hervorrufen kann. Die Einlassung holländischen Viehes erschien hiernach um so weniger berechtigt, als frisches Fleisch von dort ohne Beschränkung eingeführt werden darf und tatsächlich auch in nicht unerheblichem Umfange einge fllhrt wird. Es ist im Jahre 1909 für 11 Millionen Mark frisches Fleisch aus Holland eingeführt worden. Aus Dänemark ist die Einfuhr von Wiederkäuern auf dem Seewege mit zehntägiger Quarantäne gestattet. Die Rinder unterliegen außerdem nach dem Bundesratsbeschluß vom 17. Februar 1898 der Tuberkulinprüfung, und sie dürfen alsdann nur zu sofortiger Abschlachtung — gleichwie die österreichischen Rinder — in bestimmte Schlachthäuser eingeführt werden. Die Bestimmungen von 1898 haben ihren Grund in der Be obachtung, daß unter den eingeführten dänischen Schlacht rindern in hohem Maße die Tuberkulose ver breitet war. Die Einfuhr aus endlich ist für Rindvieh wegen des Texasfiebers verboten, tür andere Wiederkäuer und Schweine mit vierwöchiger Quarantäne gestattet. Eine Aenderung dieser Einfuhr- beschränkungen erscheint aus veterinärpolizeilichen Grün- den nicht angängig. , ., , ^, ., , Hinsichtlich der Einfuhr von frischem Fleisch ist zunächst darauf aufmerksam zu machen, daß Schweine-, Schaf- nnd Ziegenfleisch aus allen Ländern, ausgenommen Rußland nnd die Hinterländer Oesterreich-Ungarns (das sind die Balkanstaaten und Vorderasien), Rindfleisch gleich falls aus allen Ländern mit Ausnahme von Rußland, den Hinterländern von Oesterreich-Ungarn sowie von Belgien und Amerika ohne Einschränkung frei eingeführt werden darf. Als wirtschaftlich bedeutsame weitere Erleichterung könnte hiernach nur die Zulassung der Fleischeinfuhr aus Rußland und derjenigen von Rindfleisch — in gefrorenem oder gekühlten: Zustande — ans Amerika in Frage kommen. Die Fleischeinfuhr aus Rußland ist wegen der Rinderpestgefahr verboten; auch sonst sind dort gefährliche Viehseuchen stark verbreitet. Die Einfuhr von Rindfleisch aus Amerika ist, wie die des lebenden Rindviehs von dort, wegen des Texasfiebers verboten. Anschließend sei hervorgehobcn, daß auch die Sozial demokratie, sobald sie ohne Rücksicht auf wahltaktische Manöver einmal rein sachlich den Dingen gegenübcrtritt, auch nicht anders kann, als die Wichtigkeit der Seuchenschutz, gesetzgebung für unsere Volksernährung anzuerkennen. Wenn heute dis Sozialdemokratie in Parlament und Presse anders redet, wenn nunmehr alles, was zum Teil auch durch Sperrung der Grenzen zugunsten der land- wirtschaftlichen Tierproduktion geschehen ist, nur eine „Ausbeutung des Volkes zugunsten der Junker" sein soll, nun, dann sind es eben andere Gründe als sach lich e, die sie zu ihrer Haltung veranlaßt. Das dürfte auch dem Blindesten allmählich klar werden! Politische Rundschau. Dresden, den 3 Dezember ISIS — Im Reichstag hatten am Sonnabend die Konser vativen Schwerinstag: ihr Mittelstandsantrag wurde be raten. Der Potsdamer Abg. Pauli begründete den An trag und brachte die Wünsche des Mittelstandes der Reihe nach vor. Der Zentrumsabgeordnete Euler unterstrich diese Forderungen und meinte besonders, man solle auf Weihnachten mehr bei den Handwerkern einkaufen. Der freisinnige Abgeordnete Dr. Pach nicke benützte die Ge legenheit, um gegen die Konservativen zu polemisieren und dann den weisheitsvollen Satz zu verkünden, daß die ganze Handwerkerfrage eine Bildungsfrage sei. Mit Recht fragte alles dazu: „Und das Geld?" Der Sozialdemokrat Brüh ne schloß sich dem an. Die Weiterberatung wurde vertagt nach kurzen Bemerkungen der Abgeordneten Linz und Raab. — Am Montag werden die Arbeitskammern be raten. — EntrignungSgesetz. Wie wir nach den „Kieler N. Nachr." meldeten, hat sich das preußische Staats ministerium in zwei Sitzungen mit der Frage einer An wendung des Enteignungsgesetzes beschäftigt und zwar auf Grund einer Anregung aus der Ostmark selbst. Die ab lehnende Stellungnahme des Staatsministeriums soll eine einstimmige gewesen sein. Wir können letztere Nachricht bestätigen. Der König von Preußen wünscht keine Aus führung dieses Gesetzes. — D>* preußische Staatsministerium hat sich in seiner letzten Sitzung mit dem Gesetzentwurf über die Privat beamtenversicherung beschäftigt und beschlossen, daß darüber zwischen den einzelnen Ressorts verhandelt wird. Man kann daher mit der Veröffentlichung des Gesetzentwurfes im Januar 1911 aller Voraussicht nach rechnen. — Die Reichstagsersahwahl in Labiau-Wehlau ergab Stichwahl zwischen den Konservativen und Freisinnigen. Bei der Ersatzlvahl in Labiau-Wehlau wurden gezählt für Rittergutsbesitzer Burckhard (Austinehlen, Kons.) 7064 Stimmen, für Bürgermeister Wagner (Tapiau, Fort. Vpt.) 6441 und für Parteisekretär Linde (Soz.) 3694 Stimmen. Der Wahlkreis ist ein rein ländlicher. Von 1878 bis 1893 siegten die Konservativen stets in: ersten Wahlgange. 1898 mußte sie zum ersten Male den Kreis in der Stichwahl gegen den Genossen Haase verteidigen. Der Konservative wurde mit 7890 Stimmen gegen 6770 Stimmen gewählt. In der Hauptwahl hatte Haase 4212 Stimmen erhalten. 1903 siegten die Konservativen im ersten Wahlgange mit 7217 gegen 2021 freisinnige und 6066 sozialdemokratische Stimmen, die auf den Genossen Linde entfielen. 1907 be hauptete der Konservative Arendt mit 11676 Stimmen das Mandat, während die Freisinnigen 1760 und Genosse Linde 3179 Stimmen erhielten. Bei der Ersatzwahl ist vom Hansabund mit allen nur erdenklichen Mitteln gearbeitet worden. Am Wahltage waren 300 Studenten im Kreise tätig); der Hansabund hatte für diesen Tag 1000 bezahlte Agitatoren aufgestellt; der Schnaps floß in Strömen. Die Konservativen sind von dem Resultat nicht überrascht, denn ihr Kandidat erhielt dieselbe Stimmen-